A   B   C   D   E   F   G   H   J   K   L   M   N   O   P   R   S   Sch   St   T   U   V   W   Z

A

stud. med. Jena;
* 10.04.1791 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 26.06.1821 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen; 
ev.-luth.;
Vater: A., Johann Adam (1791 Stadtapotheker in Römhild);
Mutter: A. geb. Weigand, Johanna Friederike Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Abesser wurde am 30.05.1813 in Jena immatrikuliert, gehörte zu den ersten Mitgliedern der Jenaer Burschenschaft und war bis zum WS 1816/17 Angehöriger des Ausschusses.

Einquartierung: Regierungsregistrator Ranis (76)
Präsenzliste: 1/100
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 16

Im August 1819 promovierte er in Jena zum Dr. med. Er starb bereits im Alter von 30 Jahren als Arzt in Römhild.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 100; EQ Bl. 69 u. 75; SfB S. 4, Nr. 16; ML Nr. 1; WL Nr. 118; Ev.-luth. KG Römhild, KB Jgg. 1773, 1791, 1821; UB Jena, Matrikel; UAJ, BA 1666 (nach 25.05.1813), L 393, Bd. I; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 153; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 41; Kaupp, Stamm-Buch, Nr. 41; Brandt, Studentische Lebensreform, S. 586.

stud. theol. Jena;
* 15.04.1799 in Ilmenau, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 26.06.1821 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: A., Ernst Christian Wilhelm (1761-1835, Jurist in weimarischen Diensten, 1782 Amts-Adjunkt, 1793 Amtmann, 1803 Justizrat in Ilmenau, 1815-26 Geh. Referendar bzw. Geh. Justizrat im Staatsministerium in Weimar; Verehrer Goethes und Jugendfreund Kotzebues; nach 1815 Ablehnung der Politik Metternichs und Wirken als „politisch-liberaler“ Gutachter in der weimarischen Staatspolitik, u. a. als Verteidiger des Wartburgfestes (1));
Mutter: A. geb. Etzdorf, Charlotta Henrietta (?-1830, Tochter des Ilmenauer Amtmannes Christian Gottlieb E., eines Neffen des Weimarer Ministers Greiner);
Verheiratet mit: 1. 1828 Josephe, geb. Ulbricht (1806-1841, illegitime Tochter des Grafen Stolberg-Stolberg; 2. 1841 Auguste, geb. Ulbricht (Schwester von Josephe, geb. Ulbricht);

Ersten Privatunterricht erhielt Ackermann in Ilmenau und Rudolstadt. Seit 1812 besuchte er das Gymnasium in Weimar. Er war ein Jugendfreund von Schillers Tochter Emilie und mit Goethe persönlich bekannt. Am 08.10.1817 wurde A. in Jena als stud. theol. Immatrikuliert. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft und Schüler von ->Fries, ->Luden und ->Oken. Das Wartburgfest feierte A. überschwänglich als „Ereignis“, das „wohl das größte in der deutschen Burschenchronik“ bleiben werde, „ja es gehört der Weltgeschichte an und die Späteren werden einst staunend erkennen, was für Riesenkeime sich aus diesem Burschenfest entwickelten“ (Ackermann, Ährenlese). Er bejahte die Verbrennungsszene auf dem Wartenberg „um der Originalität der Idee und des Vorbildes Luthers“ willen.

Einquartierung: Frau Kanzlist Wedekind (181)
Präsenzliste: 2
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1820 wechselte er nach Heidelberg (imm. am 23.04.1820). A. war 1821 Kollaborator an der Hof- und Garnisonkirche in Weimar. 1824 führte ihn eine Bildungsreise nach Italien. Ein Jahr darauf übernahm er das Diakonat in Blankenhain. Ab 1827 wirkte A. als Archidiakon in Jena, wo ein enger Kontakt zu ->Fries und ->Frommann bestand. A. leistete Goethes Freund, Heinrich Meyer, in dessen Sterbestunde 1828 geistlichen Beistand. Die Universität Jena verlieh A. 1832 den Dr. phil. h. c. sowie 1842 den Dr. theol. h. c. von der Universität Halle. Ab 1837 bekleidete A. bis zu seinem Tode das Amt des Hofpredigers und Superintendenten in Meiningen. Hier war er mit dem Geographen und Alpenforscher Adolph Schaubach, dem Germanisten und Volksliedforscher Rochus von Liliencron und den Dichtern Ludwig Bechstein und Ludwig Sturm sowie der Malerin Luise Seidler befreundet. Eine Lebensfreundschaft verband ich zudem mit Mirus (Adolph? Kommissionsrat in Weimar, 1825-1918). A. war Verfasser zahlreicher theologischer Schriften.

Die rationalistische Theologie wurde von A. abgelehnt. Er entwickelte sich zu einem Vertreter der Vermittlungstheologie, in späteren Jahren neigte er stärker zur Neoorthodoxie. (2) Er suchte eine Synthese der Antike mit dem Christentum (Hauptwerk: Das Christliche im Plato, Hamburg 1835). A. veröffentlichte u. a.: „Unterricht im evangelischen Christentum“, Jena 1837, und gab Luthers Kleinen Katechismus und einen Bibelatlas heraus. Sein wichtigstes und vorbildlich gewordenes Werk wurde das historisch angelegte „Evangelische Gesangbuch“. Die Kirche bezeichnete A. ironisch als moralische Unterhülle der Staatslivree, lehnte jedoch eine Trennung von Staat und Kirche ab.

A. trat nach seiner Studentenzeit politisch wenig hervor. Er missbilligte jedoch das Polizeiregime der Metternichschen Zeit, kritisierte das „absolutistische“ Fürstentum und wünschte, dass die Fürsten „menschlich einfacher leben sollten“. 1866 orientierte er sich am „großdeutschen“ Lager.

Anmerkungen:

(1) In seiner Tätigkeit als Geheimer Referendar im Weimarer Staatsministerium verfasste Ernst Christian Wilhelm A. ein Gutachten über die Denunziation von Kamptz (09.11.1817). A. bewertete das Wartburgfest “als einen Nachhall der großen Ereignisse der Zeit, der überall erwachten Wünsche nach einem gerechten Zustande und der Begeisterung“, lehnte die Angriffe von Kamptz als ungerechtfertigt ab und empfahl, “durch ruhige, lichtvolle Entwicklung der ganzen Sache (den Angriffen gegen das Fest, d.Verf.) entgegen zu arbeiten, damit die falsche Nachrede gedämpft werde.“ Das Gutachten wurde vom Minister von Fritsch gebilligt und bildete die Grundlage der offiziellen Weimarer Erklärungen zum Fest. Vgl. Kühn, Wartburgfest, S. 128-132; PolBWCA, Bd. 3, Nr. 401.

(2) “Als höchste Idee, ohne die alles Bildungsstreben zu intellektualistischer Zersplitterung führen müßte, schien ihm allein die christliche möglich. Auf der Suche nach dem Wesen des Christentums gelangte er zu der Überzeugung: Zurück zu Luther[...] Ackermanns geistige Entwicklung kann man mit der Formel ‚Von Goethe zu Luther‘ bezeichnen“ (Meß, Konstantin Ackermann, Erläuterungen zu Tagebuch und Briefen Ackermanns).

(3) So Friedrich Meß, der fortfährt: “Indem A. den Predigern diese Lehren gibt, weist er sie darauf hin, daß nicht das Lehren ihre Hauptaufgabe sei (denn das ist gegenüber dem modernen Intellektualismus ihre Schwäche), sondern das Leben: das Tatchristentum (Innere Mission) und die Seelsorge.“

Qu. u. Lit.:

Ährenlese zu einer jenaischen Burschenchronik, gesammelt in den Zeiten der Noth an gutem Willen und allgemeiner Deutschheit ..., Jena im Sommer 1818, S. 7 ff. Autobiographie (ThULB Jena, Abt. Handschriften und Sondersammlungen, Nachlaß Ackermann, Ms. Prov. o. 240); EQ Bl. 67 oder 69 Name Ackermann zweimal (ohne Vornamen), s. auch ->Friedrich Georg Wilhelm A.; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 555; Kaupp, Stamm-Buch, Nr. 555; UAJ, M 268, Bl. 143, 146, 235 (Ehrenpromotion 1832); Privatarchiv Nachlaß Friedrich Meß, Bad Berka; Nachlaßbestände im Stadtmuseum Weimar; Goethe-Schiller-Archiv Weimar; Landesbibliothek Meiningen lt. Angaben bei Meß: Lebensabriß E. Chr. W. Ackermann und Herrmann, Thüringische Kirchengeschichte, Bd. 2, S. 420; Die Arbeiten: Meß, Lebensabriß Konstantin Ackermanns und ders., Konstantin Ackermann, Erläuterungen zu seinem Tagebuch und Briefe an ihn; sind ungedruckt und wurden G. Steiger im Jahre 1970 durch Hermannfried Meß, Bad Berka, zur Einsicht übergeben. Demnach hat F. Meß als erster das Leben Ackermanns quellenkritisch erarbeitet. Laut Meß, Lebensabriß Konstantin Ackermanns, S. 2, soll auch dessen Bruder, Emil Ackermann (1795-1870), am Wartburgfest teilgenommen haben. Hierfür konnte bisher kein Quellenbeleg ermittelt werden. Constantin A. gibt in seinem Bericht über das Wartburgfest (Ährenlese) nur sich als Teilnehmer an. Emil Ackermann war Teilnehmer am Befreiungskrieg, am 29.10.1814 als stud. jur. in Jena und ab 13.11.1815 in Heidelberg immatrikuliert. Es folgten ab 1816 weitere Studien in Jena. Dort war er Jenaer Burschenschafter (Hanow Nr. 120; Kaupp Nr. 120) und Mitglied des „Engeren Vereins“. Er war auch Mitunterzeichner des Schreibens Jenaer Studenten an den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 02.12.1819 (PolBWCA, III, Nr. 517). Ab 1820 folgten die Tätigkeit als großherzoglich-sachsen-weimarischer Amtsadvokat (Brandt, Studentische Lebensreform, S. 523) und später als Justizamtmann in Geisa und Geheimer Justizrat in Weimar. Vgl. auch DBJ, 1, S. 6.

stud. jur. Jena;
* 04.11.1799 in Bützow, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 26.05.1866 in ?;
ev.-luth.;
Vater: A., Friedrich Wilhelm Georg (1767-1836, Advokat und Bürgermeister zu Bützow, 1809 Hofrat);
Mutter: A. geb. Siggelkow, Charlotte Johanne Sophie (1775-?, Tochter des Schweriner Geheimen Kanzleirats Friedrich Wilhelm Christoph Siggelkow);
Verheiratet mit: ?;

Ackermann war seit Ende 1817 an der Jenaer Universität eingeschrieben und studierte Rechtswissenschaften. Der These, dass dieser nicht immatrikuliert gewesen sei, widerspricht Kaupp und führt an, dass dieser am 09.10.1817 als „Guil. Ackermann, Megap.“ Immatrikuliert worden sei. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft und nahm am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Frau Kanzlist Wedekind (181)
Präsenzliste: 3/75
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 10

Nach dem Studium schlug A. eine juristische Laufbahn ein und war zunächst Magistratsauditor in Schwerin. 1832 wurde A. Justizrat in der mecklenburgischen Justizkanzlei in Güstrow und 1837 Oberappellationsgerichtsrat am Oberappellationsgericht in Parchim, welches ab 1840 seinen Sitz in Rostock hatte. In den späten 1840ern wurde A. dessen Vizepräsident.

Ab Frühjahr 1818 wurde A. stark von den „Gießener Schwarzen“ beeinflusst und für die Einrichtung studentisch-politischer Zirkel („engere Vereine“) gewonnen. Offensichtlich hatte A. auch Follens „Grundzüge füreine Reichsverfassung“ mit nach Jena gebracht. 1818-19 gehörte er zum Führungskreis der Jenaer Burschenschaft (Ausschuss, Vorstand).(1) Wahrscheinlich war A. auch 1820/21 einer der Vertreter der ersten Göttinger Burschenschaft. Nach Kaupp habe er sich dort am 29.10.1820 immatrikuliert. ->Anton Haupt zählte A. zu seinem Freundeskreis.

1848 gehörte A. als Parlamentarier der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung für den Wahlkreis Mecklenburg-Schwerin 55 Parkentin an. A. schloss sich der Fraktion (rechtes) Centrum an und wurde in den volkswirtschaftlichen Ausschuss gewählt. Als Freisinniger wurde A. 1851 aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt.

Anmerkungen:

(1) Zum Führungskreis gehörte zum gleichen Zeitpunkt auch ein weiterer Student namens A. Wie aus der Unterschriftenliste der 2. Verfassungsurkunde der Jenaer Burschenschaft (ThULB, Abteilung Handschriften und Sondersammlungen; Pester, Statuten und Gesetze für die Universität Jena) vom Frühjahr 1819 hervorgeht, unterzeichnete neben „Wilhelm Ackermann d. R. Befl. aus Mecklenburg“ (Nr. 9) auch ein „Friedrich Ackermann aus Mecklenburg Schwerin“ (Nr. 15). Damit wird die Aussage der Mitgliederliste Hanows bestätigt, in der zwei A. aus Mecklenburg (Nr. 480 und Nr. 499) geführt werden. Ein Vergleich der Handschriften in PL („W. Ackermann Stud. Jur. aus Jena“) und der 2. Verfassungsurkunde (“Wilhelm Ackermann der R. Befl. aus Mecklenburg“) lässt eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Der Eintrag in den Einschreibelisten der Jenaer Universität (UAJ, BA Nr. 1666, Bl. ???) erfolgte in lateinischen Buchstaben und ist nicht vergleichbar. Auch die Einträge im Stammbuch der Jenaer Burschenschaft (im Besitz der Burschenschaft “Arminia auf dem Burgkeller“ zu Jena) helfen wenig weiter, da sie nicht eigenhändig erfolgten. Der stud. jur. und Jenaer Burschenschafter “Emil Friedrich Ackermann“, geb. 20.01.1795 in Ilmenau, imm. in Jena am 29.10.1814, soll laut Hanow (Nr. 120) und Kaupp (Nr. 120) zuvor in Heidelberg studiert haben und kommt hier kaum in Betracht. Somit bleibt die Biographie von “Friedrich Ackermann jur. aus Bützow“ bzw. dessen Teilnahme am Wartburgfest vorerst ungelöst, zumal sich auch kein weiterer stud. jur. Ackermann in diesem Zeitraum in der Jenaer Matrikel bzw. den Einschreibelisten feststellen lässt.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 75; EQ Bl. 67 oder 69; SfB S. 9, Nr. 10 (Wilhelm Ackermann); ML Nr. 2; WL Nr. 123 u. 190; KB-Abschriften Bützow, Lübz und Schwerin [Standort: Mecklenburgisches KBA Schwerin]; UAJ, BA 1666 (WS 1817/18): Friedrich Ackermann, jur., aus Bützow; Keil, Gründung Burschenschaft, Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 499 oder 480; Kaupp, Stamm-Buch, Nr. 499 oder 480; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, I., HA, Rep. 77, Preußisches Innenministerium, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 3, Bl. 49 (Stammbuchblatt für Anton Haupt); Archiv DB Frankfurt a. M., 628, Ia-c (Stammbuchblatt Jena 1818); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 1b SS 42, 45, 117; Quellen und Darstellungen, Bd. XIII, S. 232, 234, 239; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten Burschenschaftsbewegung, S. 27; Steiger, Ideale und Irrtümer, Anm. 40, 102, 123; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 232.

stud. med. Berlin;
* 30.01.1796 in Danzig, Kgr. Preußen;
+ ? in Königsberg, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: 1815 Kriegsrat;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

1812-15 war Aegidi Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster. Wie fast alle seine Klassenkameraden (z. B. ->Lette) meldete er sich 1813 als Kriegsfreiwilliger und wurde Lützower Jäger (vgl. ->Duerre). Als Vertreter des Turnwesens gehörte A. zum engeren Schülerkreis um Jahn. Nach Rückkehr aus dem Feldzug Ostern 1815 schloss er das Abitur ab und ließ sich am 12.10.1815 in Berlin als stud. med. immatrikulieren. Am Wartburgfest nahm er als Senior der Berliner Vandalen teil, war als Vertreter Berlins Mitglied des Festausschusses und Fahnenbegleiter beim Zug zur Wartburg.

Einquartierung: Regierungsrat Wittig (571)
Präsenzliste: 4/17
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 13

Nach dem Fest zählte A. zu den Mitbegründern und führenden Vertretern der Berliner Burschenschaft. In Berlin wurde er über das Fest verhört (vgl. ->C. Bauer). A. promovierte 1819 mit der Dissertation „De pilorum anatomia physiologia, pathologia et therapia“ zum Dr. med. Es folgte eine Tätigkeit als Hofarzt in Sagan, später als Hof- und Medizinalrat in Königsberg, wo A. auch starb.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 17; EQ Bl. 67; SfB S. 11, Nr. 13; ML Nr. 4; WL Nr. 138; Kieser, Wartburgfest, S. 20 u. 23; UA Berlin, Matrikel Nr. 18/6; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1813/14, S. 42; Chronik 1814/15, S. 71; Jahn, Briefe (Ausgabe 1913), S. 56; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 1; Lenz, Geschichte Universität Berlin, Bd. II, 1, S. 37 u. 54; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 47; Zelle, Klosteralbum Berlin, S. 11; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmer, Nr. 1, S. 35; Steiger, Urburschenschaft, S. 109; Brandt, Studentische Lebensreform, S. 586.

stud. cam. Kiel;
* 08.05.1799 in Saxtorf (Gut bei Eckernförde), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 20.10.1862 in Saxtorf, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
ev.-luth.;
Vater: A., Johann Rudolph von (1775-1848, Erbherr und Gutsbesitzer auf Saxtorf);
Mutter: A. geb. Seebach, Charlotte Elisabeth Sophia Wilhelmine von (1781-1849, Schriftstellerin);
Verheiratet mit: ?;

Ahlefeldt wurde am 30.10.1815 als stud. jur. et cam. in Kiel immatrikuliert und schloss sich der Burschenschaft „Holsatia“ an. 1817 wechselte A. in den Semesterferien die Hochschule und ließ sich unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 25.10.1817, an der Universität Heidelberg immatrikulieren.

Einquartierung: Frau Storch (115)
Präsenzliste: 5/183
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1821 war A. Forstkandidat und besaß später ein Rittergut. 1845 stand er im Rang eines dänischen Kammerherrn. A. war Herr auf Saxtorf und Eschelsmark.

Nach dem Wartburgfest wurde A. Heidelberger Holsate bzw. Westfale, dementsprechend wurde er Landsmannschafter/Corpsstudent und kein Burschenschafter.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 183; EQ Bl. 76; WL Nr. 272; Ev.-luth. KB Rieseby, Kr. Eckernförde; Gundlach, Matr. Univ. Kiel; Hintzelmann/Toepke, Matr. Univ. Heidelberg; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 55, Nr. 163; Danmarks Adels, II, 148; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmer, Nr. 2, S. 35; Jessen-Klingenberg, Kieler Professoren und Studenten, Nr. 1, S. 212.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 6
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: „Alaman mineralogiste Mexicain“ (Vgl. ->Charmoy; ->Demange).

stud. theol. Jena;
* 22.10.1795 in Neubrandenburg, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 19.05.1873 in Malchin, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin; 
ev.-luth.;
Vater: A., Samuel Friedrich August; (1762-1834, 1790-1834 Pfarrer in Neubrandenburg);
Mutter: A. geb. Spengler, Elisabeth Sophia Juliane (1756-1809);
Verheiratet mit: ?;

Alban war wie ->Loholm als Mecklenburg- Strelitzscher Husar Teilnehmer am Befreiungskrieg. Für die Gefangennahme eines französischen Obersten in der Schlacht bei Wartenburg erhielt A. das Eiserne Kreuz. Jedoch geriet er später auch selbst in französische Gefangenschaft. Am 22.10.1815 wurde A. in Rostock immatrikuliert und war 1816 Consenior der Landsmannschaft „Rostochia“. Am 27.04.1817 wurde A. in Jena immatrikuliert. Hier war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft und nahm am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Hofschlosser Albrecht (119)
Präsenzliste: 7/220
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 11

Von 1820-71 lebte er als Pfarrer in Breesen, Mecklenburg-Schwerin, ab 1870 war er Kirchenrat.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 220; EQ Bl. 70; SfB S. 9, Nr. 11; ML Nr. 5; WL Nr. 49 (irrtümlich) Altan; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarren, S. 599; Ev.-luth. KG Friedland, TR Jg. 1756; Ev.-luth. KG Neubrandenburg, TR Jg. 1795 (Fotokopien StA Schwerin); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 607; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 57 (Jena, 10.09.1817); Behm, Mecklenburger 1813/15, S. 152-154; Krüger, Pastoren Stargard, S. 134 f.; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 3, S. 35; Brandt, Studentische Lebensreform, S. 586.

stud. forst. Dreißigacker 
* 23.07.1796 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen; 
+ ?; 
ev.-luth.;
Vater: A., Sebastian (1796 Hzgl. Lakai, 1812 Hofkirchner in Meiningen);
Mutter: A. geb. Kürschner, Maria Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Albrecht war von Michaelis 1812 bis 03.04.1816 Student der Forstakademie Dreißigacker bei Meiningen. 1817 Teilnehmer am Wartburgfest.

Einquartierung: -
Präsenzliste: 8/325
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 325; Ev.-luth. KG Meiningen, KB Schloßgemeinde Jg. 1796, S. 21; StA Meiningen, H. S. M. Staatsministerium Abt. V, Finanzen, + 91,1, gp; + 91,1, hc 1; Bechstein, Forstakademie Dreißigacker, S. 402; Brandt, Studentische Lebensreform, S. 586.

stud. med. (pharm.) Jena;
* 28.05.1798 in Bickenbach a. d. Bergstraße, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 19.04.1849 in Hofheim (Taunus), Ghzt. Hessen;
ev.-luth.;
Vater: A., Karl Christian Gottlieb (1769-1823, 1820 Generalstabsmedikus und Chef des Militär-Sanitätswesens des Ghzts. Hessen);
Mutter: A. geb. Dambmann, Elisabeth Catharina Juliana (1775-1817);
Verheiratet mit: ?;

Amelung besuchte das Gymnasium in Darmstadt und bezog im Herbst 1816 die Universität Jena, imm. am 20.10.1816, an der bereits der Vater studiert und den Doktorgrad erworben hatte. 1817 wurde er Mitglied der Jenaer Burschenschaft und nahm im selben Jahr am Wartburgfest teil. Während seines anderthalbjährigen Aufenthaltes in Jena hörte er auch Vorlesungen bei Lorenz ->Oken.

Einquartierung: -
Präsenzliste: 9
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unter Leitung seines Onkels, Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836), setzte er seine Studien in Berlin fort, imm. am 14.04.1818. Hier promovierte er am 24.12.1819 (Diquisitiones de contagiorum natura), gab jedoch seinen Plan, in Preußen zu bleiben, auf und kehrte im Frühjahr 1820 nach Darmstadt zurück. Es folgte eine ausgedehnte Studienreise nach Frankreich, Italien und Österreich. 1821 begann er als Arzt in Darmstadt zu praktizieren. 1822 trat er eine ihm angebotene Stelle am Hospital und Irrenhaus in Hofheim an. Hier entwickelte er sich zu einem bedeutenden Nervenarzt und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über Geisteskrankheiten. Er wurde ein Opfer seines Berufes (tödlicher Messerstich durch einen seiner Patienten).

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 75 (irrtümlich) Amelang; WL Nr. 97; Eintragungen Familienmeldeblatt Darmstadt, Jg. 1811; SR Militärgemeinde Darmstadt Jgg. 1817 und 1823; UB Jena Matrikel; UAJ BA 1666; UA Berlin, Matrikel Nr. 284/8; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 431 (fehlerhaft), nicht identisch mit den am 30.04.1817 bzw. am 02.11.1819 in Marburg immatrikulierten Daniel Christian bzw. Christian Theodor Amelung, wie Hanow annimmt und die Vornamen verwechselt; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 97 (21.11.1818); Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 15 (Diss. mit Curriculum vitae); Darmstädter Zeitung, 22.04.1849 (Nekrolog); Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 3-6, 485, Bd. 2, S. 10-13 (mit Bibliographie); Auskünfte Hess, StA Darmstadt.

stud. theol. Halle;
* 1792/1793 in Kummerow, Kgr. Preußen;
+ ?;
ev.-luth.;
Vater: (1812 Prediger);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Amtsberg studierte vom 24.10.1811 bis 16.04.1812 in Berlin, wechselte dann nach Halle, wo er am 23.04.1812 eingeschrieben wurde. 1813 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Zunächst wahrscheinlich Lützower Jäger, wurde er 1814 wie Heinrich Hermann ->Riemann Offizier des neu aufgestellten 5. Westfälischen Landwehrregiments in Paderborn. Nach der Rückkehr aus dem Feldzug nahm A. das Studium in Halle wieder auf und war hier Mitglied der „Teutonia“. Er blieb auch nach den staatlichen Eingriffen infolge der „Knaust‘schen Händel“ (vgl. Wenzel) in Halle. A. nahm 1817 am Wartburgfest teil.

Einquartierung: -
Präsenzliste: 10/342
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 342; UA Berlin, Matrikel Nr. 158/2; Ebd. Abgangszeugnisse Bd. I, Bl. 81, UA Halle, Matrikel; UA Halle, Best. G. A. II, 41, Bd. 1, Bl. 8; Bd. 2, Bl. 17-20; Archiv der DB Frankfurt a. M., Alte Sign. 682: 15; Riemann, Rechtfertigung, S. 6; Sommerlad, corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 4, S. 35; Brandt, Teilnehmerliste, S. 586.

stud. theol. Jena;
* 28.04.1798 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 06.05.1875 in Uelleben bei Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
Vater: A., Johann Andreas Christoph (1765-1810, Perückenmacher);
Mutter: A. geb. Hesse (Heße), Susanne Louise (1775-1854);
Verheiratet mit: ?;

Anacker wurde unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 27.10.1817, in Jena immatrikuliert und war ab WS 1817/18 Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: -
Präsenzliste: 11/322
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

A. schloss 1820 A. sein Studium in Jena ab. 1828-46 war A. Pfarrer in Tittelstädt bei Erfurt, ab 1846 Adjunkt und Pfarrer, dann Superintendent in Uelleben. 1858 nahm A. an den Universitätsfeierlichkeiten in Jena teil und zählte 1867 zu den Teilnehmern des Wartburgtreffens der alten Burschenschafter.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 322; Ev.-luth. KG Gotha, KB St. Augustin, S. 528, 568, 869; KB St. Margarethen, S. 275; Auskunft Ev.-luth. Pfarramt Emleben für Uelleben; UB Jena, Matrikel; UAJ, BA 1666; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 515; Verzeichnis alter Burschen, Jubiläum Jena 1858; Simon, Wartburgtreffen 1867, Anhang S. 2, Nr. 11; Beck, Geschichte gothaische Landstädte, Bd. 2, S. 289, 317; Keil, Wartburgfeste, S. 186; Brandt, Teilnehmerliste, S. 586.

stud. ? ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Angelrodt war am 18. und 19. Oktober auf der Wartburg zugegen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 12
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ein Angelrodt taucht später im Kreis deutscher Emigranten um Paul Follen in St. Louis (USA) auf. Eine Identität ist jedoch nicht erwiesen. (Münch, Erinnerungen, S. 68).

Qu. u. Lit:

GW Eintragung 18. oder 19.10.1817: „Wilh. Aug. Angelrodt und Wilhelm Gottlieb Meyer aus Mühlhausen/Thür. (Kgr. Preußen) besuchten 18. /19. Okt. die Wartburg.“

stud. cam. Halle;
* 02.05.1797 in Naumburg bei Kassel, Lgft. Hessen-Kassel;
+ 17.08.1865 in Halle/Saale, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: (1816 Regierungsrat in Minden);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Anz besuchte das Gymnasium in Paderborn und ließ sich am 23.10.1816 als stud. jur. et cam. in Halle immatrikulieren. Er wurde ein führender Vertreter der Halleschen „Teutonia“. Auf Grund der staatlichen Eingriffe nach den „Knaust‘schen HändeIn“ (vgl. Wenzel) wechselte A. in den Herbstferien 1817 die Universität und ließ sich unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 13.11.1817, in Jena immatrikulieren. Er trat sofort der Jenaer Burschenschaft bei und wurde einer ihrer politisch interessiertesten und aktivsten Vertreter.

Einquartierung: Legationsrat Streiber (133)
Präsenzliste: 13/92
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

A. war 1818 Ausschussmitglied. In den im Sommer 1818 innerhalb der Burschenschaft stattfindenden Auseinandersetzungen um die Frage der Anerkennung gleicher Rechte für die bisher allgemein durch die Studentenschaft verachteten Handwerksgesellen, spielte er eine führende Rolle. A. trat konsequent für demokratische Gedanken der Gleichheit aller Bürger ein, wandte sich in scharfer Form gegen studentische Überheblichkeit und Vorrechte und lehnte Standesvorurteile sowie studentische Exzesse gegen die Jenaer Handwerksgesellen ab. Im gleichen Sommersemester 1818 wurde er Mitbegründer und Mitglied des ersten Jenaer „Engeren Vereins“, der sich mit staatsrechtlichen und politischen Fragen beschäftigte. Es lässt sich allerdings nicht feststellen, inwieweit A. mit den republikanischen Ideen der Gießener „Schwarzen“ sympathisierte. Mitglieder des „Engeren Vereins“ waren von den Wartburgfestteilnehmern ferner ->Binzer, die Brüder ->Bouchholtz, ->Gründler, ->Haberfeld, ->Haupt,-> Leo, ->Reinhard, ->Rödiger, ->Sand, ->Wesselhöft.

Anz starb 1865 als Oberregierungsrat in Halle.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 92; EQ Bl. 75; WL Nr. 98; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 435; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; UA Halle, Best. G. A. II, 41, Bd. 1, Bl. 4; GLA Karlsruhe Abt. 203, Nr. 1702; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 55-56, StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, SS 52-55; Brandt, Teilnehmerliste, S. 587.

stud. jur. Gießen;
* in Gladenbach, Lgft. Hessen-Darmstadt(1);
+ in Büdingen, Ghzt. Hessen;
?;
Vater: (1815 Rentamtmann);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

App wurde am 28.04.1815 an der großherzoglich-hessischen Landesuniversität Gießen immatrikuliert. Hier war er, wie ->Buff und die Brüder ->Knorr, Mitglied der Landsmannschaft „Hassia“ und ein entschiedener Gegner der Gießener „Schwarzen“. Die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung brachte ihm, wie ->Hofmann und einigen „Schwarzen“, im August 1817 die Relegation von der Gießener Universität. Auf dem Wartburgfest gehörte A. zu den Vertretern und Verteidigern der Landsmannschaften. In der Burschenversammlung am 19.10.1817 trat er den Angriffen ->Buris gegen die Landsmannschaften mit Schärfe entgegen, nahm jedoch unter dem Eindruck der allgemeinen Friedens- und Verständigungsbereitschaft, gemeinsam mit seinen Gesinnungsfreunden, das der Diskussion folgende Versöhnungsangebot Buris an.

Einquartierung: Meister Justinus Kühn (161)
Präsenzliste: 14/165
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 2

Unmittelbar nach dem Fest, am 23.10.1817, ließ sich A. in Jena immatrikulieren, wurde hier Mitglied der Burschenschaft und war 1818 Angehöriger des Ausschusses. Allerdings vertrat er auch weiterhin im Gegensatz zu den Jenaer “Altdeutschen“ die bewusst unpolitische Richtung der Burschenschaft („Lichtenhainer“, vgl. ->K. Ch . J. Buttmann), doch wird man ihm, wie seine spätere Eintragung im Wartburgstammbuch zu beweisen scheint, deutsch-patriotische Gedanken und Gefühle nicht absprechen können. Seit dem Wintersemester 1818/19 studierte A. wieder in Gießen, wo er wahrscheinlich auch die Studienzeit abschloss.

Er starb als Polizeikommissar in Büdingen.

Anmerkungen:

(1) Wohn- bzw. Heimatort nach Angabe in Matrikel Gießen. Zur Frage des Geburtsorts vgl. Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, S. 106, Anm.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 165; EQ Bl. 74 (irrtümlich) „Abt“; SfB S. 3, Nr. 2 (Eintragung 1817); S. 37 (Eintragung 03.06.1818): „Es lebe das Wartburgfest 1817.“; ML Nr. 6; WL Nr. 1 u. 122 (irrtümlich) „Abs“; Frommann, Burschenfest, S. 72; Leo, Jugendzeit, S. 159 (irrtümlich) „Apel“; Matrikel Hassia (37); Maßmann, Burschenfest, S. 35; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 408; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 51; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 28; Haupt, Follen, S. 31, 38 f., 42, 55, 57 Anm. 1; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 220, 225, 227; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 5, S. 35.

stud. ? ?;
* ca. 1793 in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Arnim war ein Verwandter von W. von Arnim. A. war 1814-1816 Seconde-Leutnant im Kgl. Preußischen Infanterie-Regiment (sog. Kolberger). Er ist Kammerherr auf Lassehne bei Kolberg gewesen. Ob es sich hierbei um Sixt von Arnim, studentisches Mitglied des „Deutschen Bundes“ zur Zeit der napoleonischen Besatzung und der von Gruner im März 1812 gegründeten Geheimgesellschaft „Agenten der deutschen Sache“ handelt, ist nicht erwiesen. S. v. A. war Student in Berlin und Jena, wurde 1812 verraten und kam in französische Haft. 1814 wurde er in Paris befreit und war später bei der preußischen Gesandtschaft in der Schweiz (bei Gruner) tätig.

Einquartierung: Gasthof „Halber Mond”
Präsenzliste: 15/165
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817, Gasthof Halber Mond: „von Arnim, Kgl. Preuß. Kammerherr, reist von Kassel nach Berlin.“; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie-Regiment, Beilagen, S. 6, 18, 22, 26; Warnecke, Berliner Studenten (Diss.), S. 94 f., GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678 (4), Unterlagen Philipp Wackernagel.

 stud. ? ?;
* ca. 1793 in ?;
+ ? in Greifenhagen, Kgr. Preußen;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Premier-Leutnant des Kgl. Preußischen 9. Infanterieregiments (sog. Kolberger); verwandt mit Vorgenanntem. Bereits als Vierzehnjähriger wurde Arnim Soldat und gehörte wahrscheinlich 1807 zu den Verteidigern Kolbergs unter Gneisenau. 1812 nahm er als Angehöriger des Yorkschen Korps am Feldzug nach Russland, 1813 - 1815 als Offizier des Kolberger Regiments am Kampf gegen Napoleon teil. Das Regiment befand sich vom 17. bis 20.10.1817, während des Rückmarsches von Frankreich nach Kolberg, in der Nähe bzw. in Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 16
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

A. wurde später Kapitän im Kolberger Regiment und starb als pensionierter Major zu Greifenhagen.

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie-Regiment, S. 75, Beilagen S. 11, 22.

cand. mont. Freiberg;
* 22.12.1795 in Karlsruhe, Mgft. Baden;
+ ? in Greifenhagen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: A., Friedrich Wilhelm (1787 Schulmeister, 1795 Kanzlist bei der Fürstl. Geh. Rats-Kanzlei Karlsruhe);
Mutter: A. geb. Wöttlin (Wettlin, Wöltlin), Juliana Jacobina (1769-?);
Verheiratet mit: ?;

Die Schreibweise des Namens Ashall ist nicht eindeutig, evtl. auch Assall, Aßall, Asall. Gleichfalls ist der Buchstabe „J“ im zweiten Vornamen in der PL und im SfB unklar, könnte auch ein „F“ sein. Ein Ashall findet sich weder in der Matrikel der Bergakademie Freiberg noch im Schülerverzeichnis der Bergschule Freiberg, so dass anzunehmen ist, dass es sich nicht um einen immatrikulierten Studenten, sondern nur um einen Hörer der Bergakademie handelt.(1)

Einquartierung: Meister Andreas Liebetrau (12)
Präsenzliste: 17/66
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) Diese Auskunft erhielt G. Steiger am 09.11.1955 von W. Schellhas, Leiter der Bibliothek der Bergakademie Freiberg.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 66 („F.W. Ashall der Bergwissenschaft befl. aus Freiberg“); EQ Bl. 75; SfB, S. 4 („J. W. Ashall rei metallicae cand. Freibergensis aus Carlsruhe“); ML, Nr. 7 (irrtümlich statt Freiberg) Erlangen; WL, Nr. 69; Ev.-luth. KG Karlsruhe, TrR 1738-1804, S. 280, Nr. 1; TR 1759-1770, S. 368 Nr. 2, Jg. 1785-1790, Jg. 1791-1798; Ev.-luth. KG Langensteinbach bei Karlsruhe, TrR Jg. 1787, S. 46; Freiberger Hochschulführer 1929/30, S. 75/76.; Brandt, Teilnehmerliste, S. 587.

stud. jur. Jena;
* 23.11.1798 in Jena, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 21.05.1843 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: A., Ludwig Christoph Ferdinand (1759-1830, 1792 Universitätssyndikus und Archivar, 1817/19 auch Amtmann der Universität);
Mutter: A. geb. Schuderoff, Christiane Luise (1769-1828);
Verheiratet mit: ?;

Asverus besuchte das Gymnasium in Weimar. Hier gründete er mit einigen Freunden nach landsmannschaftlich-studentischem Vorbild einen Schülerzirkel, der sich zum Zwecke wissenschaftlicher Arbeit „von schlechten Subjekten“ absonderte. Auf Grund der Dienststellung des Vaters wurde er schon am 13.08.1807 an der Universität Jena vorimmatrikuliert und studierte ab Ostern 1816 hier Jura. Zunächst Gegner der burschenschaftlichen Einheitsbestrebungen, wie ->Dietzsch, ->Haberfeld, ->Langmasius, ->Leng, ->T. W. Lenz, ->F. G. Reinhardt, ->Spangenberg, ->Völker und ->Wohlfahrt, Mitglied des am 03.03.1816 in Jena gegründeten, gegen die Burschenschaft gerichteten sog. „Schwarzen Orden“(1). Unter dem Eindruck des Erstarkens der Burschenschaft und durch die Einflüsse von ->Fries wurde A. jedoch sehr bald ein überzeugter Burschenschafter, der die Auflösung des „Schwarzen Ordens“ im Sommer 1817 maßgeblich beeinflusste. Er gehörte im SS 1817 dem Ausschuss und im WS 1817/18 dem Vorstand der Jenaer Burschenschaft an. Im März 1817 drohte A., gemeinsam mit seinen Freunden ->Riemann, ->Berger und ->Loholm, dem sich in Jena aufhaltenden früheren „franzosenhörigen“ Staatsbeamten von Halem mit Mord, wenn er die Stadt nicht binnen 24 Stunden verlasse.(2) A. besaß auf Grund der gesellschaftlichen Stellung des Vaters enge Beziehungen zu Professoren. Von ->Fries, ->Kieser und ->Luden wurde er sehr geschätzt.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 18/39
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 7

Im Frühjahr 1818 wechselte er als überzeugter Anhänger der Lehren von ->Fries und ->Luden nach Heidelberg, wo er am 23.04.1818 immatrikuliert wurde. Hier wurde er durch den Vater an Hegel empfohlen, der seit seiner Jenaer Zeit (1800-1806) durch freundschaftliche Beziehungen mit der Familie verbunden war. Hegels Weltanschauung blieb zunächst ohne Einfluss auf A. Er schloss sich in Heidelberg dem linken Flügel („teutonischen“) der Burschenschaft an (vgl. ->Zwanziger, ->Tucher), der die unter Hegels Einfluss stehende „weltbürgerliche“ Richtung ->Caroves scharf ablehnte. Im Sinne ->Ludens und der „Grundsätze und Beschlüsse“ (vgl. ->Riemann) vertrat A. das Jenaer Programm (Rede vor der Heidelberger Burschenschaft am 23.05.1818). Die Auseinandersetzungen führten zu seinem zeitweiligen Austritt aus der Heidelberger Burschenschaft, endeten jedoch mit einem Kompromiss: Annahme des Grundsatzes, dass „höchster Zweck“ der Heidelberger Burschenschaft „unser Vaterland Deutschland“ sei, Verwerfen der von den „Teutonen“ gewünschten Ablehnung der Ausländer und Juden. A. kam unter dem Eindruck dieser Auseinandersetzungen, gleich seinen Jenaer Freunden ->Gabler, ->Haberfeld, ->Loholm, zu der Erkenntnis: „Nur durch die Burschenschaft zu erstreben, was unsere Seele will, geht nicht.“ (->Gabler an A., 09.08.1818). Er näherte sich angesichts der in Baden und Hessen 1818 allgemeiner werdenden Enttäuschung des Bürgertums über die Nichteinführung von Verfassungen den Vertretern der „Adressenbewegung“ (vgl. ->Beck, ->Mühlenfels) und den republikanischen Ideen der „Schwarzen“. So lernte er im Juni 1818 Follens republikanische Reichsverfassungspläne kennen (Zusammenkunft auf der Starkenburg, 21.06.1818) und wurde Angehöriger des im Juli in Heidelberg gebildeten „Engeren Vereins“. Dort vertrat er den rechten Flügel, lehnte v. a. Follens „spartanische“ Haltung ab. A. bejahte politisch im Herbst 1818 die Republik als beste Staatsform, beharrte jedoch auf der auch von seinem Jenaer Freund ->Gabler vertretenen Auffassung, dass zunächst die konstitutionelle Monarchie als erstes Ziel bzw. Zwischenetappe auf dem Wege zur Republik zu erstreben sei.(3) Nationale Einheit erschien ihm als Voraussetzung der Freiheit. Er vertrat die Auffassung, dass die Massen für die Republik noch zu unreif seien.(4) A. äußerte sich in seinen, später von den Behörden beschlagnahmten Privatbriefen, in sarkastischen staatskritischen Worten. Durch Einsicht in die begrenzten Möglichkeiten der Burschenschaft und mit Blick auf die Inaktivität der Bevölkerung setzte er seine Hoffnung bezüglich entscheidender Änderungen und Einführung von Verfassungen in Deutschland nun mehr auf die Initiative der preußischen Reformer. 1818 kommt dies im Glauben an ein Bündnis zwischen den „Engeren Vereinen“ und Gneisenau, Blücher, Schleiermacher u. a. zum Ausdruck. Offenbar wirkten hier die Ideen und Aktionen Justus Gruners und des „Hoffmannschen Bundes“ (1814/15) nach. 1818 erfolgte der Wechsel an die Universität Berlin (imm. 24.10.1818 - 07.09.1820). Hier fand er Zugang zu Berliner Bürgerfamilien und wurde Teilnehmer der Donnerstagsveranstaltungen des liberalen Kreises um den Buchhändler Reimer (vgl. u. a. ->Jung). In Berlin verstärkte sich der Einfluss von Hegel, der ab 1818 hier eine Professur innehatte. A. wandte sich jetzt endgültig von der Philosophie von Fries ab und wurde Anhänger der Lehren Hegels, die er in Heidelberg noch grundsätzlich verworfen hatte. Er hörte bei Hegel „mit unausgesetztem Fleiße und vorzüglichem Interesse“ (Zeugnis Hegels vom 14.08.1820) im WS 1818/19 Naturrecht und Staatswissenschaft, SS 1819 Logik und Metaphysik sowie Geschichte der Philosophie.(5) Parallel zur philosophischen Wandlung vollzog sich bei A. eine Abkehr von den republikanischen Ansätzen seiner Heidelberger Zeit und eine endgültige Hinwendung zum konstitutionellen Monarchismus. Bei diesem Entwicklungsprozess wirkte der starke, politisch dämpfende Einfluss Hegels, verbunden mit gewissen bürgerlich - liberalen Positionen gegenüber den Massen.(6) A. trat in Berlin der Burschenschaft nicht mehr bei. Erst nach energischen Aufforderungen des Jenaer Freundes ->Loholm und dem Attentat ->Sands wandte er sich ihr wieder stärker zu. Über die oft kleinlichen Berliner Studentenhändel war er hinausgewachsen, er wollte intensiv studieren und erkannte auf Grund seiner Heidelberger Erfahrungen, dass die eigentliche politische Willensbildung nicht durch die Burschenschaft allgemein, sondern durch „Engere Vereine“ und bürgerliche Vereinigungen erfolgen müsse.

A. gehörte zu den politisch aufgeschlossensten Vertretern der Jenaer Burschenschaft, war im Freundeskreis der leitenden Reformer jedoch mehr „Nebenfigur“ als „erfolgreicher Führer bestimmt umrissener und siegreich durchgeführter Anschauungen“ (Wentzcke). Seine von der preußischen Polizei 1819 beschlagnahmten Briefe und Tagebücher wurden eine der wichtigsten Quellen für die Mainzer Untersuchungskommission, beeinflussten in starkem Maße deren Gesamturteil über die politische Gefährlichkeit der Burschenschaft. Die erste Hälfte des Jahres 1819 ist für ihn politisch gekennzeichnet durch den Widerspruch, der zwischen seiner Kritik an den preußischen Zuständen und den Preußen bejahenden Auffassungen Hegels bestand. Derbe, in Privatkreisen vorgetragene Angriffe von A. auf Preußen blieben nicht unbekannt.(7) Am 07.07.1819 werden seine ihn sehr belastenden Privatpapiere (vgl. auch ->Jung, ->Gabler, ->Rödiger) beschlagnahmt. Am 15.07.1819, unmittelbar nach der Verhaftung Jahns, wird er gemeinsam mit W. ->Wesselhöft festgenommen und in die Hausvogtei überführt. Die Kriminaluntersuchung wurde am 20.10.1819 eröffnet. (11.01.1820 Zustimmung des Weimarer Staates zum Verfahren). Die Berliner Haftzeit brach ähnlich wie bei ->Dürre den politischen Widerstandswillen. A. wurde ein entschiedener Gegner burschenschaftlich-politischer Ziele, die er drei Jahre vorher noch als einer der schärfsten Wortführer vertreten hatte. Er äußerte sich in abfälligen, gehässigen Worten gegen seinen früheren Lehrer ->Luden sowie den ehemaligen Gesinnungsgenossen R. ->Wesselhöft, der den Weg zum kämpferischen Republikaner einschlug.(8) Nach mehreren Eingaben des Vaters und der Bereitschaft Hegels, 500 Taler Kaution zu zahlen, wird er am 07.06.1820 gegen das Versprechen, sich dem Urteil zu unterwerfen und keine der preußischen Justiz nachteiligen Mitteilungen zu verbreiten, aus der Haft entlassen. Mit Unterstützung Hegels konnte A. am 11.06.1820 Berlin verlassen und nach Jena zurückkehren. Obwohl er wegen Duellierens 14 Tage Karzerhaft erhalten hatte und als politisch verdächtig galt, stellte ihm die Berliner Universität, die sich im Abwehrkampf gegen den Staat befand (vgl. ->Wangenheim), kein negatives Abgangszeugnis aus. Nach seiner Rückkehr Neuimmatrikulation am 19.03.1821 in Jena und Abschluss der Studien am 02.11.1823 als Dr. jur. (Specimen inaugurale ad novelam 99) wurde A. Advokat in Jena. Der Wunsch, Hochschullehrer zu werden, erfüllte sich infolge der laufenden Untersuchung zunächst nicht. Untersuchungsgegenstände des Kriminalverfahrens waren Teilnahme an lebensgefährlichen Drohungen (Morddrohung 1817), Teilnahme an hochverräterischen Verbindungen („daß Inculpant an einer geheimen Verbindung ‚Engerer Verein Heidelberg‘ Theilgenommen, welche aller Wahrscheinlichkeit hochverrätherische Zwecke verfolgt hat“). Da die Morddrohung als Vorsatz nachweisbar war, wurde sie als verschärfend für die Anklage auf Teilnahme an hochverräterischen Zwecken bewertet. Als hochverräterisch wurde bezeichnet: es habe „im Zwecke des Vereins gelegen, Deutschland in ein Ganzes unter einer republikanischen oder mit Volksvertretung verbundenen monarchischen Verfassung zu vereinigen.“ Da keine hochverräterischen Handlungen, lediglich Pläne, Gedanken und Gesinnungen nachweisbar waren, entging A. der Todesstrafe, wurde jedoch zu sechs Jahren Festung verurteilt (Urteil vom 29.10.1824, Oberlandesgericht Breslau). Nach Weimarer Eingaben und Revisionsantrag von A. wurde er in zweiter Instanz vom Verdacht der Teilnahme an hochverräterischen Verbindungen „vorläufig freigesprochen“ (Urteil vom 17.01.1826, Oberlandesgericht Frankfurt a. d. O.). Trotz dieses (A. unbekannt gebliebenen) rechtlichen Freispruches durch den preußischen König wurde A. lediglich „begnadigt“, was praktisch nur auf eine Strafminderung, nicht auf einen Freispruch hinauslief. Die erste offizielle Bewerbung um eine juristische Privatdozentur an der Universität Jena 1829 wurde durch den Ghz. Karl August abgelehnt, eine erneute Bewerbung 1831 genehmigt. 1832 a. o. Prof. d. Rechte. Als Anhänger der Philosophie Hegels blieb er an der hegelfeindlichen Universität (Fries, Bachmann, Reinhold jun.) ohne große Wirkungsmöglichkeiten. Erst nach zehnjähriger Tätigkeit, anlässlich des Todes des Jenaer Juristen Christian Gottlieb Konopak (02.04.1841), erhielt er 1842 die ersehnte o. Professur und die Stellung eines Oberappellationsgerichtsrats. Bereits ein Jahr später, von der Wissenschaft wenig beachtet, verstarb er im Alter von noch nicht fünfundvierzig Jahren.

Anmerkungen:

(1) Lt. Verhörsaussagen Haberfeld und Reinhardt vom 27.07. bzw. 29.07.1820 (StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85: Bernstein (aus der Gegend von Gotha), stud. med. Beetz (aus Ringleben), ein Frank (aus dem Gothaischen ?), Kloetzer (aus dem reussischen Voigtland), Netto, v. Uterbach (sic! wahrscheinlich gemeint der bekannte Mitbegründer der Burschenschaft Karl Uterhart). Begründer des Ordens (lt. Reinhardt): Völker, Bernstein, Kloetzer, Reinhardt; Vorsteher: Völker; Sekretär: Reinhardt.

(2) Aussage Loholm, Verhör Neustrelitz 14.09.1819: v. Halem, der sich unter dem Pseudonym Ilksen in Jena aufhielt, sei im Frühjahr 1813 Sekretär jenes Gerichtes gewesen, das gegen die deutschen (oldenburgischen) Patrioten Berger und Fink das Todesurteil aussprach. Halem habe von der Begnadigung der Verurteilten gewusst, sie jedoch verschwiegen, so dass er als schuldig am Tod der beiden anzusprechen sei. Auf Grund dieser ihnen bekanntgewordenen Tatsache hätten sie den Drohbrief geschrieben, worauf Halem abreiste. (LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 87 ff.).

(3) „Ich habe ihre Grundsätze (d. h. die republikanischen Pläne der Gießener „Schwarzen“) gelesen und ihre Grundzüge wie der Staat seyn müsse. Noch kann ich damit nicht übereinstimmen. Ich will wohl einen freyen Staat, aber keinen Freystaat, weil ich nach den Grundsätzen, die Fries aufstellt, die Du auch kennst, und die ich für wahr halte, noch nicht glauben kann, daß dies für Deutschland passend seyn würde. Nähm ich auch dies als höchstes Ideal, was sich verwirklichen ließe, so müßten auf jeden Fall Mittelzustände angenommen werden“ (an Loholm, 16.07.1818).

(4) „Wir müssen noch mehr Leute erziehen. Wie können wir dem Volke eine Verfassung geben, ehe es dieselbe verdient, ja ehe es nur fühlen kann, daß es ihm Bedürfnis ist! Nein, das geht unmöglich; erst das Volk herausgebildet, das wird schneller gehn als wir‘s denken, und dann, dann alles dran gesetzt, ihm zu geben, was es verdient, da darf kein Opfer mehr gescheut werden, bis dahin womöglich nicht unklug und nicht zu auffallend. Könnte man nur die verfluchte Unsittlichkeit fortschaffen und dem Volk die Begriffe von der Einheit Deutschlands recht ins Herz pflanzen!“ (an Loholm, Juli 1818).

(5) „Ich habe gestrebt, die Wahrheit zu erforschen und bin fest in der Überzeugung, daß Hegels Philosophie weit tiefer sey als die Fries‘sche und daß er (Hegel) wahre Weisheit lehre. Ein dunkeles Ahnen und Fühlen, was über dem vernünftigen Erkennen stehe, behaupten jene, sey es, wodurch Gott nicht erkannt, sondern gefühlt werde. Das Gefühl, es muß ja einen Grund haben, warum soll der unendliche Mensch nicht den Grund erfassen! Klar steht mir‘s vor der Seele, das vernünftige Erkennen ist das Höchste! Mein Geist ist der Weltgeist, denn der Weltgeist ist nur Einer und untrennbar ... Ein vernünftiger Zweck ist der, den ich mir aus mir selbst heraus setze, ein vermittelter, kein unmittelbarer, von der Natur gegebener. Dieser Zweck ist allein ein wahrer, den ich verfolgen, den ich mir setzen muß, wenn ich frey sein will. So fällt Freyheit und Notwendigkeit zusammen und dies ist die absolute Notwendigkeit.“ (Tagebucheintragung A. 01.01.1819). „Fries ist ein herrlicher Mensch, aber ein schlechter Philosoph. Er steht auf dem Kant‘schen Standpunkt und bleibt mit dem Erkennen im Drecke der Endlichkeit stecken. Kann er nun nicht mehr fort, so glaubt und ahnet er“ (an Pagenstecher, 09.05.1819).

(6) „Hegel hat mir Ansichten über den Staat gegeben, und ich weiß jetzt, was zu thun und was zu lassen ist, und weiß, daß eine Republik und Wahlreiche und Gleichheit der Güter etc. nichts frommen. Es gibt viele, die dergleichen träumen, aber dergleichen habe ich mir aus dem Sinn geschlagen, nicht weil es zu hohe Dinge wären, sondern weil sie ganz leere Phantasie-Gespinste sind ... Was ich aber verlange, das ist die Freiheit aller Menschen und die Einheit meines Vaterlandes. Wie noth diese Einheit unserm lieben deutschen Lande thut, fühle ich tief, weil es ohne diese Einheit nie zur Freiheit kommen kann. So lange ich lebe, und Kraft habe, will ich dies Ziel nicht aus den Augen verlieren ... Ich weiß recht gut, daß erst noch weit größere Geistesbildung erweckt werden muß, ehe für die Freiheit im Staate was Durchgreifendes geschehen kann. Dahin ist also zunächst mein Streben gerichtet, bis einmal die Zeit kommt, wo mehr zu tun ist. Das Volk soll erst verdienen, eine bessere Verfassung zu bekommen, ehe wir sie ihm geben.“ (an die Eltern, 11.05.1819).

(7) Schreiben an Loholm, 30.06.1819, kurz vor der Verhaftung: „Über Sand und über den Zustand unsers Vaterlands wollen wir lieber mündlich verhandeln, denn die Schurken sollen hier jeden nur etwas verdächtigen Brief aufbrechen, habe ich aus sicherer Hand erfahren. Geheime Polizei ist auch dem Namen nach hier bloß aufgehoben. Was neues gibt‘s hier nicht. Der König spielt oft mit den geschnürten Schachtelsoldaten; die Konstitution und das Komödienhaus (gemeint ist das neue von Schinkel gebaute Berliner Schauspielhaus, dessen Bauarbeiten 1819 abgeschlossen wurden) sind noch nicht fertig etc. Wahrscheinlich gedenken sie die zwei letzteren zusammen herauszugeben, vielleicht vom neuen Theater die Theaterkonstitution, denn mehr wird es doch nicht , zu verlesen.“

(8) Die Burschenschaft „darf keine politischen Zwecke haben, denn das ist Torheit; wie wollen junge Laffen, die keine Idee vom Staat haben, unsre verwickelten politischen Verhältnisse verstehen und resp. verbessern? - Was bleibt ihr also als Zweck übrig? Die rechtlichen Verhältnisse der Burschen unter sich, folglich wie Du sagst, vorzüglich das Bestreben, ein Ehrengericht zu errichten und dadurch auf vernünftigere Weise die Händel auszugleichen. Jeder Mensch ist ein politisches Tier, sagt ja schon Vetter Aristoteles; weshalb also noch eine besondere Verbindung dazu, ein dergleichen Tier sein und sein zu wollen und sein zu müssen? Dieser Unsinn kommt aber von niemandem in die Burschenschaft, als von Mr. Luden und Mr. (Robert) Wesselhoeft, denen ich beiden von Herzen gram bin. Freiheit, Wahrheit, Vaterland kommt immer aus ihren infamen Rachen, und dabei sind sie die gröbsten Egoisten, eitelsten Narren und schauderhaftesten Spiegelfechter und Lügner“ (an Hörner, Jena 11.10.1821).

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 39; EQ Bl. 67; SfB S. 9, Nr. 7; ML Nr. 8; WL Nr. 124; Ev.-luth. KG Jena, TR Jg. 1798, S. 227, Nr. 155; SR Jg. 1843, S. 341, Nr. 68; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Berlin, Matrikel Nr. 105/9; Keil, Gründung Burschenschaft Jena, S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 237; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. I, Bl. 65; Abgangszeugnisse Bd. VI, Bl. 30-32 (Zeugnis Hegels); UAJ, K 42, 357, 359, 362, 367; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 47; Nachlaß Fries, III (Brief Riemann an Fries, 14. Windmond 1819); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1702; Abt. 233, Nr. 1664; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. A, Nr. 2, Vol. I u. II (Spezialakte 1819 f., 1820-1827).; GStA München Best. MA IV, Nr. 7678 (1), Nr. 7704 (1), Nr. 7722 (1); StA Schwerin, Best. Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, bes. SS 5-11, 95, 271, 274, 277, 279, 284, 320 f., 397 f. usw.; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl. 54, passim: Asverus, Specimen inaugurale; Asverus, Commentarii ad constitutionem; Banner des Marxismus, 5. Jg., H. 2, 1931, S. 285-294 (4 Briefe Hegels an A., 1824/25); Bechstein, Berthold der Student, Bd. II, S. 267 f.; Götze, Jenaer Logen und Studentenorden, S. 69; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 95; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 217, 219, 323, 431 ff., 455 ff., 459, 466; Bd. III, S. 14 f., 119, 218; Bd. IV, S. 21, 23, 25 ff., 97, 185; Hug, Demagogische Umtriebe Burschenschaften, S. 55-89; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 11; Jarcke, Sand, S. 118 ff., 142, 214, 217 uö.; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366, 429 f.; Lenz, Geschichte Universität Berlin, II, 1, S. 96 Anm. 1; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 29; Murko, Deutsche Einflüsse auf böhmische Romantik, S. 300; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 100 f., 106, 128; Schröder, Burschenturner, S. 244, 259, 293; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg., bes. S. 125f.; Steiger, Urburschenschaft, S. 162, 219, Reg.; Wentzcke, Schüler Hegels; Waas, Pennalie, S. 29; Brandt, Heidelberger Burschenschafterliste, S. 524.

B

stud. phil. Berlin;
* in Stettin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
Vater: (1815 Rendant);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Baerentz war Schüler des Gymnasiums Stettin. Vom 22.04.1815 bis 14.03.1819 war er als stud. phil. an der Univ. Berlin imm. (Vgl. auch K. ->Bauer).

Einquartierung: 
Präsenzliste: 19/337
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg (SfB): ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 337; UA Berlin, Matrikel Nr. 301/5; Abgangszeugnisse Vol. IV, Bl. 125 (rite); Lenz, Geschichte Univ. Berlin, II, 1, S. 37 Anm. 1; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203.

stud. med. Göttingen; 
* wahrscheinlich in Riga, Livland, Ksr. Russland;
+ ?;
?;
Vater: (1816 Kaufmann in Riga);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Bandau war 1816 Student in Dorpat (Tartu). Am 10.10.1816 als stud. med. an der Univ. Göttingen imm.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 20/159
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 159; EQ Bl. 68 (Eintragung in EQ durchgestrichen. Vielleicht auch identisch mit Eintragung WL Nr. 42: Darnon-Gött., die zurückgeht auf EQ Bl. 68: Darnon oder Dernow - Gött. Nicht identisch mit ->Tarnow. Teilnahme von B. jedoch trotz der unsicheren Angabe in EQ gesichert durch PL.); Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Heidelberg;
* 03.04.1796 in Hildburghausen, Hzt. Sachsen-Hildburghausen;
+ ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Christian Friedemann (1765-1845, 1797 Herzogl. Auditor, Hofadvokat und Stadtsyndikus, 1799 Herzogl. S. Rat und Amtmann, 1814 Regierungsrat in Hildburghausen);
Mutter: B. geb. Scheller, Sophia Friederika (1772-?);
Verheiratet mit: ?;

Bartenstein immatrikulierte als stud. jur. am 24.10.1814 an der Univ. Göttingen und am 25.10.1816 in Heidelberg. Hier war er ein Anhänger von ->Carové und 1817 Mitbegründer der Heidelberger „Allgemeinen Burschenschaft“, als deren Vertreter er am Wartburgfest teilnahm.

Einquartierung: Meister Salzmann (37)
Präsenzliste: 21
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 60 u. 73; WL Nr. 287; Ev.-luth. KG Hildburghausen, KB Jg. 1796, S. 211, Nr. 13; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Dietz, Burschenschaft Heidelberg, S. 20; Dietz, Beiträge Heidelberger Studentenleben, S. 12; Koch, Stammbuch meines Vaters, S. 56; Brandt, Heidelberger Burschenschafterliste, S. 526.

stud. jur. Göttingen; 
* 10.03.1797 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Peter Christian (1797 Postsekretär, 1815 Oberpostdirektor in Schwerin);
Mutter: B. geb. Fuchs, (1771-?);
Verheiratet mit: ?;

Bartning wurde am 13.10.1815 an der Univ. Göttingen imm. Er nahm als Göttinger „Vandale“ am Wartburgfest teil und war als Vertreter Göttingens Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 22/239
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 4

Im Herbst 1818 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 22.10.1818.

B. starb als Geheimer Hofrat in Schwerin.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 239; EQ Bl. 64:(irrtümlich) „Bartenick“; SfB S. 11, Nr. 4; FE 17.-20.10.1817, Gasthof Halber Mond: „Barting und 5 Cons. stud. v. Gött.“; ML Nr. 9; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Keil, Wartburgfeste, S. 27: (irrtümlich) „Bartenick“; Ev.-luth. KG Schwerin (Kirchenbuchabschriften im Mecklenb. KBA Schwerin); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 6, S. 35; Brandt, Heidelberger Burschenschafterliste, S. 526.

stud. theol. Berlin;
* 10.06.1796 in Zossen, Rgbz. Potsdam, Prov. Brandenburg, Kgr. Preußen; 
+ ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Carl Friedrich (1796 Inspektor und Oberprediger);
Mutter: B. geb. Ribbach, Johanne Christiane Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

Bauer war als sechzehnjähriger Kriegsfreiwilliger Volontär bei der preußischen Garde. Wahrscheinlich nahm er an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Vom 15.04.1817 - 20.01.1820 (gelöscht) war er an der Universität Berlin als stud. theol. imm. und gehörte der Berliner Landsmannschaft „Marchia“ an. Als Vertreter Berlins war er während des Wartburgfestes Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Kanzlist Lindemer (586)
Präsenzliste: 23/18
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 18

Nach dem Wartburgfest wurde B. wie ->Aegidi u. a. in Berlin verhört.(1)

Anmerkungen:

(1) Berliner Studenten des Wartburgfestes, die über das Fest verhört wurden: Aegidi, C. Bauer, Baerentz, Berger, Boje, Brettner, Frommann, Jahn, Müller, Salbach, Schlenther, E. H. Schmidt, K.E. Schultze, H. L. K. v. Wangenheim, W. Weber, W. Wesselhöft.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 18; EQ Bl. 67; SfB S. 8, Nr. 18; ML Nr. 10; WL Nr. 127; Kieser, Wartburgfest, S. 20; Ev. KG Zossen, TR Jg. 1796, Nr. 29; UA Berlin, Matrikel, Nr. 300/7; GW Eintragung C. Bauer, 27.11.1813; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203; Sommerlad, corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 7, S. 35; Brandt, Heidelberger Burschenschafterliste, S. 587.

stud. jur. Gießen
* 29.03.1789 in Kleeberg, Hzt. Pfalz-Zweibrücken;
+ 1862;
?;
Vater: B., Jakob (1762-1834, Pfälzisch-Zweibrückener Rentmeister, später Landrat);
Mutter: B. geb. König, Sibylle Margarete (1766-1846);
Verheiratet mit: ?;

Beck erlebte als Kind die Auswirkungen der Französischen Revolution. Infolge des Vordringens der Revolutionsarmeen verließ die Familie die Heimat und lebte zunächst in Baden-Württemberg. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 trat der Vater in hessische Staatsdienste. B. besuchte die Gymnasien in Cannstadt und Darmstadt. Danach studierte er von 1807-1810 als stud. jur. in Gießen. Hier war er ein Studienfreund von Karl Theodor Welcker. Anschließend ging er nach Frankreich, um die neue französische Rechtswissenschaft und -praxis kennenzulernen. 1811 Advokat, wurde er von 1813 bis 1824 Justizkanzleirat in den zum Ghzt. Hessen gehörenden Standesherrschaften Erbach und Löwenstein. Hier kam er in enge Berührung mit der in ärmlichen Verhältnissen lebenden bäuerlichen und kleinbürgerlichen Bevölkerung des Odenwaldes und erkannte deren ab 1815 immer stärker werdende Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen als berechtigt an. In den Jahren 1816 - 1819 wurde er einer der führenden Vertreter der westdeutschen bürgerlichen Opposition und verlangte die Erfüllung des Verfassungsversprechens der Bundesakte. Er benutzte die im März 1816 durch Angehörige des standesherrlichen Adels im Ghzt. Hessen erhobene Forderung nach Einberufung der Landstände im Interesse eigener bürgerlicher Ziele.In Zusammenarbeit mit einem kleinen Kreis gleichgesinnter bürgerlicher Intellektueller („Darmstädter Freundeskreis“, vgl. Düring), zu dem sehr bald auch Studenten stießen (darunter ->Buri, ->Sartorius u. a.), leitete er im Sommer 1817 eine „Nationaladresse“ an den Bundestag ein und sammelte dafür Unterschriften in West- und Südwestdeutschland. Ende August 1817 fand in dem Dorfe Überau bei Darmstadt anlässlich einer Zusammenkunft des Freundeskreises die Abschlussdiskussion des von B. verfassten Entwurfs der Nationaladresse statt. Die Adresse forderte „die Vollziehung des Artikels 13 der Bundesakte ... und zwar so, dass in allen teutschen Landen das Volk zu Vollführung des besagten Artikels vertragsweise beigezogen und in ganz Teutschland nach wesentlich gleichen Grundsätzen eine wahre und würdige Volksvertretung eingeführt werde.“

Die Teilnahme Becks und seines Freundes ->Mühlenfels am Wartburgfest erfolgte unter dem Gesichtspunkt, die Adressenbewegung nach Mittel- und Norddeutschland (Preußen) auszudehnen (vgl. ->Brandes), unter den Studenten agitatorisch zu wirken und Kontakte mit den Jenaer Professoren Martin, ->Fries, ->Oken und ->Schweitzer (?) aufzunehmen, die die Adresse billigten.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 24
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anfang November 1817 versuchte B. die Nationaladresse dem Bundestag zu überreichen. Dies wurde durch den präsidierenden österreichischen Bundestagsgesandten, Graf von Buol-Schauenstein, abgelehnt. B. wandte sich daraufhin an einzelne Bundestagsgesandte, die ihn aber als „trotzigen“ und „drohenden“ Bittsteller abschoben, jedoch ihren Ministerien empfahlen, dem drohenden Volkszorne durch unverbindliche Erklärungen oder Zusicherungen zuvorzukommen. In einer Erklärung vom Dezember 1817 lehnte Metternich jedes Eingehen des Bundestages auf diese Nationaladresse ab.(1)

Das Scheitern dieser Aktion wurde durch Veröffentlichung der Adresse im Druck beantwortet. Die Verbreitung erfolgte als Flugblatt durch Gießener, Heidelberger und Jenaer Studenten. In dieser Form wurde die Adresse auch in Berlin dem Kreis um den Buchhändler Reimer zugestellt (vgl. ->Jung). In Preußen scheiterte diese Aktion v.a. an der ablehnenden Haltung Schleiermachers und der zu geringen Initiative Fr. L. Jahns.

Daraufhin verwendete Görres (Befürworter der Nationaladresse) die gesammelten Unterschriften Anfang 1818 für seine Koblenzer Petition um eine Verfassung in Preußen. Nach dem Scheitern der Nationaladresse verstärkte B. seine Bemühungen um Einführung einer Verfassung in Hessen. Er argumentierte jetzt nicht mehr nur mit dem Hinweis auf Artikel 13 der Bundesakte, sondern v.a. mit dem Hinweis auf die Notlage der „ärmsten Untertanenklasse“ des Odenwaldes. Die von B. und dem Darmstädter bzw. Überauer Freundeskreis bewusst in die Volksmassen getragene Verfassungs-Agitation gab wesentliche Anstöße für den 1819 ausbrechenden Odenwälder Bauernaufstand und die schließlich erzwungene Einführung einer Verfassung im Ghzt. Hessen am 17.12.1820. Im Odenwälder Bauernaufstand selbst scheint B. nicht hervorgetreten zu sein und eine mehr vermittelnde Rolle gespielt zu haben. Seine Bemühungen um Erleichterungen des Lebens der „ärmsten Untertanenklasse“ waren vor allem auf sozialfürsorgerische Tätigkeit orientiert. Er versuchte, soziale Gedanken der Bibel mit dem realen Leben der Armen zu konfrontieren. Zur Selbstverständigung begann er 1816 eine Sammlung von Bibelzitaten über die Armut und die Pflichten von Staat und Kirche zur Linderung der Not zusammenzustellen. Gemeinsam mit ->Lauteren gab er 1824 eine Sammlung der Gewohnheitsrechte des inneren Odenwaldes heraus mit dem Ziel, der ärmeren Bevölkerung dieses Gebietes einen Überblick über ihre Rechte zu bieten. Später war er Präsident des Vorstandes der 1827/28 gegründeten privaten Kinderanstalten in Darmstadt und bemühte sich um die Einführung von Kleinkinderschulen bzw. Kindergärten sowie einer „Fortbildungsschule für konfirmierte Mädchen ärmerer Stände“. Ferner wurde er Präsident des „Zentralwohltätigkeitsvereins im Ghzt. Hessen“.

Nach Auflösung der Justizkanzlei in Michelstadt 1824 tritt B. in den hessischen Staatsdienst und übersiedelt nach Darmstadt. 1825 Oberforstrat und Mitglied des Oberforstgerichts, Rat und Mitglied des provisorischen Kassations- und Revisionshofes für die Provinz Rheinhessen zu Darmstadt, wurde er 1832 Regierungsrat am Administrativjustiz- und Lehnhofes für die Provinzen Starkenburg und Oberhessen, 1841 Geheimer Regierungsrat sowie Justizkanzleirat der Justizkanzlei der Standesherrschaften Erbach und Löwenstein in Michelstadt.

Politisch blieb er gemäßigter bürgerlicher Liberaler und wird der oppositionellen Gruppe um Heinrich von Gagern zuzurechnen sein. 1842 trat er in Rottecks und Welckers Staatslexikon mit der Forderung nach Unabhängigkeit der Gerichte, Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen und Einrichtung eines obersten Gerichtes für ganz Deutschland hervor. 1848 wurde er Mitglied des Vorparlaments. Er forderte einen auf Lebenszeit gewählten deutschen König, Reichstag und Parlament „mit frei gewählter Volkskammer“, dazu einen Fürstenrat als „Oberhaus“, verlangte „ernste Berücksichtigung der ärmeren, untern Volksklassen“, vaterländische Erziehung durch „Nationalschulen“, Volksbewaffnung, einen Verfassungs- und Reichsgerichtshof sowie deutsche Nationalfeiertage. Wahrscheinlich wurde B. auf Grund dieser, auf der Ebene des bürgerlichen Liberalismus liegenden Forderungen und seiner Haltung in der Revolution 1852 überraschend in den Ruhestand versetzt.

Anmerkungen:

(1) Die Nationaladresse war sowohl in ihrer Form (Bittschrift) als auch in ihrem Inhalt „unrevolutionär“. Sie betonte nachdrücklich Liebe und Treue gegenüber den Fürsten, erinnerte allerdings zugleich mit leicht drohendem Unterton daran, dass nur echte Vaterlandsliebe der Volksmassen Throne und Staaten vor fremder Unterdrückung schützen, dass Fürsten auf die Dauer Liebe und Vertrauen ihrer Untertanen nicht mit Füßen treten können. Es habe sich bereits ein berechtigter „Geist des Unmuts eingeschlichen, welcher das Vertrauen der Völker in ihre Regierungen zu untergraben droht. Diese Spannung wird, da sie sich auf die Vorenthaltung eines unbezweifelbaren, ja sogar anerkannten Rechtes (auf Verfassungen) gründet, immerfort in den edelsten Gefühlen des menschlichen Gemütes ihre Nahrung finden und nur durch Befriedigung tiefgegründeter Erwartungen und aufrichtiges Entgegenkommen sich beruhigen lassen.“

Qu. u. Lit.:

StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12544, S. 30; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 11, bes. Bl. 92-213; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678 (1); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12576, bes. S S 37, 124-127; Abt. 210, Nr. 12584 und 12588, S S 175-196, (bes. S S 185, 195), 283, 320-324; Hauptbericht MZUK, S. 44-47, 67-70; Beck, Erfahrungen Armenwesen; Esselborn, Beck; Kraemer, Politische Wirksamkeit Karl Theodor Welckers, S. 143 ff.; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 13-20, 58; Obermann, Deutschland 1815-1849, S. 26-27; Scriba, Lexikon Schriftsteller, 1. Abt., S. 14-16; 2. Abt., S. 39-40; Welcker, öffentliche Verteidigung, S. 289-296.

stud. theol. Jena; 
* 16.11.1796 in Schlön bei Waren, Hzt. Mecklenburg-Schwerin; 
+ 15.05.1865 in Stavenhagen; 
ev.-luth.;
Vater: B., Friedrich; (1764-1834, 1792 - 1827 Pfarrer in Schlön);
Mutter: B. geb. Hetschack, Magdalene Elisabeth Christine (1767-?);
Verheiratet: ?;

Beckmann wurde am 08.10.1816 als stud. theol. an der Univ .Jena imm. und trat im WS 1816/17 der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Degenrinck (16)
Präsenzliste: 25/145
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später Nachfolger seines Vaters als Pfarrer in Schlön. Anfang 1852 wurde B., „weil er die Unruhen unterstützt haben soll, die im Jahre 1848 zur Niederbrennung des Schlosses Torgelow unter Beteiligung von Torgelower Gutsleuten führten, vom Amte suspendiert und nach einem langwierigen Rechtsstreit (1854) emeritiert.“

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 145; EQ Bl. 69; WL Nr. 194; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren, S. 725; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Brandt, Teilnehmerliste, S. 587.

stud. med. Kiel; 
* 06.11.1798 in Altona, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 30.01.1848 in Altona, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund; 
ev.-luth.;
Vater: B., Georg Christian Ehrich (1751-1809, Apotheker in Altona);
Mutter: B. geb. Adler, Maria Magdalene Elisabeth (1760-1844);
Verheiratet mit: ?;

Behre wurde am 27.04.1817 als stud. med. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert und trat der Kieler Burschenschaft „Holsatia“ bei.

Einquartierung: Meister Jacob Liebtrau (69)
Präsenzliste: 26/186
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 5

1818 war er Consenior und Mitverfasser des bedeutsamen Kieler Entwurfs zur Verfassungsurkunde der geplanten Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. 1819 wechselte er an die Universität Heidelberg, immatrikuliert am 03.05.1819. Hier wurde er Heidelberger „Holsate“. Wieder in Kiel schloss B. seine Studienzeit ab und promovierte 1822 zum Dr. med. 1821 war er Angehöriger der illegalen Kieler „Holsatia“. 1825 wurde er Arzt in Altona. 1826 unternahm er eine medizinische Studienreise nach Holland, sein besonderes Interesse galt der Seuchenbekämpfung. Er schrieb zahlreiche medizinische Abhandlungen zur Chirurgie und Ophthalmologie.

1848 beendete er sein Leben durch Selbstmord.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 186; EQ Bl. 76; SfB S. 5, Nr. 5; ML Nr. 11; Ev.-luth. KG Altona, KB Hauptgemeinde Hamburg-Altona; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Oehlkers, Geschichte Korps Holsatia, S. 232, Nr. 34; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 65, Nr. 217; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7705, Bl. 58 ff.; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 24, 32, 38 (fehlerhaft); Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. I, S. 39; Andresen, Kieler Studenten im Vormärz, S. 174, 208, 226, 379, 382, 389-394, 415; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 69,88 f.; Donat, Kieler Burschenschaft, S. 51 f., 65; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Nr. 67; Neuer Nekrolog, Jg. 26, Nr. 206; Sommerlad, Corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 8, S. 35; Jessen-Klingenberg, Kieler Professoren und Studenten, Nr. 2, S. 212; Brandt, Heidelberger Burschenschafterliste, S. 527.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Premier-Leutnant im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17. bis 20.10.1817 in und bei Eisenach befand. (Vgl. ->W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 27
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 18.10.1817.

stud. jur. Halle;
* 24.02.1797 in Aurich, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ 05.04.1879 in Aurich, Kgr. Hannover; 
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Georg Isaak; (Kriegs- und Domänenrat, 1817 “Bancodirektor Emden“);
Mutter: B. geb. Harmens, Etta Maria Wilhelmina;
Verheiratet mit: ?;

Benneke war Schüler des Pädagogiums zu Halle („Franckesche Stiftungen“). Am 08.05.1817 imm. er als stud. jur. an der Univ. Halle und trat der „Teutonia“ Halle bei.(1) Auf Grund der staatlichen Maßnahmen gegen die „Teutonia“ (vgl. ->Wenzel) wechselte B. bereits nach einem Semester an die Univ. Göttingen. Hier war er vom 25.10.1817 bis Ostern 1820 immatrikuliert. Anlässlich der Reise von Halle nach Göttingen nahm er am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 28/321
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 14

In Göttingen war er Mitglied der „Frisia“ (vgl. ->Sax). Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Amtsauditor in Emden und Berum, später als Registrator in Aurich, 1833-1850 ebenda als Kanzleiexpedient. 1839 war er Abgeordneter in der 2. Kammer der Hannoverschen Ständeversammlung.

Anmerkungen:

(1) Nicht zu verwechseln mit dem gleichzeitigen Hallenser Studenten und Gegner der „Teutonia“, Friedrich Eduard Bennecke, dem bekannten späteren Professor der Philosophie in Berlin, der Anfang 1817 als Berliner Student von ->Heyfelder, Salbach u. a. wegen seiner Gegnerschaft zur „Teutonia“ tätlich angegriffen wurde (vgl. UA Halle, a. a. O., Bl. 5 u. 32).

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 321; SfB S. 4, Nr. 14; ML Nr. 12; Ev.-luth. KG Aurich, GR 1797, SR 1879, TrR 1790; UA Halle, Matrikel; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Arch. DB Frankfurt a. M., Alte Sign. 682:15; UA Halle, G.A. II,41, Bd. 1, BI. 5; Wandsleb/Bernhardi, Blaubuch Frisia Göttingen, Nr. 119; Sommerlad, corpsstudentische Teilnehmerliste, Nr. 9, S. 35; Brandt, Mitgliederliste, S. 588.

stud. theol. Erlangen;
* 12.09.1798 in Erlangen, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 10.01.1863 in Rothenburg o. d. Tauber, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: B., Carl Daniel Heinrich (1761-1805, 1794 Dr. d. Rechte, 1795 Magister, 1797 o. Prof. der Philosophie und der Cameralwissenschaften zu Erlangen, ab 1804 Prof. der Staatswissenschaft an der Univ. Würzburg);
Mutter: B. geb. Rau, Sophie Theodora Friederica;
Verheiratet mit: ?;

Bensen war Schüler des Gymnasiums Erlangen. Am 31.10.1814 imm. als stud. theol. an der Univ. Erlangen. B. war Mitbegründer der Erlanger „Teutonia“, Anhänger des Jahnschen Turnwesens und gehörte zum Freundeskreis um ->K. L. Sand. Er war ein „sanfter, interessanter Mensch“ (Platen), als Student seiner Gesinnung nach Republikaner, stand mit den Gießener „Schwarzen“ in Verbindung. Bereits in Erlangen wandte er sich v. a. dem Studium der Geschichte zu. 1817 war er in Halle Kollaborator an der Schule der Franckeschen Stiftung. Er unterstützte den Aufbau einer Halleschen Burschenschaft und hatte wahrscheinlich Einfluss auf die Ausarbeitung der Halleschen Burschenschaftsverfassung. B. wollte in Halle nach dem Vorbild der Gießener „Schwarzen“ einen „Engeren Verein“ bilden.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 29
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Sands Idealismus bewunderte er, lehnte jedoch nach dessen Attentat auf Kotzebue die radikalen Bestrebungen der Gießener „Schwarzen“ als „tolle jakobinische Ideen“, die „das Volk verderben“, ab. Vom 27.01.1818 bis 27.03.1820 war B. Lehrer am Salzmannschen Institut in Schnepfenthal. Hier verband ihn Freundschaft und enge Zusammenarbeit (Turnunterricht) mit Gutsmuths. Jetzt wandte er sich auch verstärkt der historischen Forschung zu (Benutzung der Gothaer Bibliothek) mit dem Ziel, die akademische Laufbahn zu ergreifen. Dies scheiterte an seiner Armut, vor allem aber an seiner burschenschaftlichen Vergangenheit. Er blieb der Reaktion als Freund ->Sands verdächtig. 1820 legte B. eine Prüfung für den bayrischen Schuldienst in Ansbach ab, danach war er als Kollaborator am Erlanger Gymnasium tätig. Daneben setzte er seine historischen, philologischen und philosophischen Studien, u. a. bei Schelling, fort. Erst nach längerem, wahrscheinlich politisch begründetem Zögern der Fakultät konnte er Ende 1820 zum Dr. phil. in Erlangen promovieren (De republica Saxonum, I. de origine nomine sedibusque Saxonum, II. de statu familiae). Vergeblich bemühte er sich um eine Erlanger Privatdozentur. Ab Februar 1822 war er Lehrer am Gymnasium Ansbach, ab 08.12.1822 Subrektor und Progymnasiallehrer in Rothenburg o. d. Tauber. Hier wurde er am 07.07.1824 über seine politische Haltung verhört. In seiner politischen Haltung bürgerlicher Liberaler mit stark kleinbürgerlich-demokratischen Tendenzen, führte er ein beruflich unbefriedigendes, materiell ärmliches Lehrerdasein. 1832 nahm B. am Hambacher Fest teil. Am 23.12.1835 wurde er aus politischen Gründen seiner Stelle als Subrektor enthoben. Er blieb, obwohl in der Zwischenzeit als historischer Schriftsteller bekanntgeworden, von jeder weiteren Beförderung ausgeschlossen. Verbittertes Selbstbekenntnis 1841: „Bemerkenswerth ist ... es vielleicht, dass ein Lehrer, der, wenigstens nach dem literarischen Urtheil Teutschlands, etwas zu leisten vermag, nach 20jähriger Dienstzeit noch 800 fl. Gehalt bezieht und dazu verwendet wird, jährlich 7 oder 8 Knaben in den Anfangsgründen zu unterrichten.“ Nekrolog von Freundeshand (Allgemeine Zeitung v. 01.02.1863) betonte, dass B. den Becher politischer Missliebigkeit bis zur Neige leeren musste. Seit Mitte der dreißiger Jahre füllte sein Leben eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit aus, v.a. als Historiker. Seine Bücher hat “die Hoffnung geschrieben - die Hoffnung, eine bessere Wendung seines Schicksals sich noch zu erkämpfen; sie hat ihn sein Leben hindurch begleitet, hat bis zu seinem Tode ihn nicht verlassen, hat ihn auch in den trübsten Momenten nicht verzagen lassen“ (Döllinger). Bensens schriftstellerische Tätigkeit blieb infolge fehlender materieller Mittel und wissenschaftlicher Arbeitsmöglichkeiten oft stark kompilatorisch. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Erforschung der Geschichte Rothenburgs. In Weiterführung der Gedankenwelt seiner Burschenschafterzeit betonte er die Notwendigkeit der Einheit Deutschlands sowie die Auffassung, dass die deutsche Nation in einer Erhebung begriffen sei. Die Geschichtswissenschaft müsse, wolle sie ihrer Aufgabe gerecht werden, die Entwicklung des deutschen Volkstums (Nationalität) darstellen. 1840 veröffentlichte er sein bedeutendstes, von den Zeitgenossen als „bahnbrechend“ (Döllinger) charakterisiertes Werk: „Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken“.

In dieser Arbeit, die ein Jahr vor W. Zimmermanns Geschichte des Bauernkrieges und unabhängig von Rankes Geschichte der Reformation geschrieben wurde, gab B. eine von romantischem Beiwerk im wesentlichen freie Darstellung, die sich auf neue, von ihm in Rothenburg entdeckte Quellenmaterialien stützte. Diese Arbeit, getragen von warmen Sympathien für die Bauern, deren Forderungen als gerecht und berechtigt anerkannt werden, übte scharfe Kritik an den Herren sowie an Luthers bauernfeindlicher Haltung im Bauernkrieg. Auf Grund dieser Arbeit wurde B. von den Zeitgenossen als „Tacitus des Bauernkrieges“ gerühmt, von der politischen Reaktion als „radicaler Bauernfreund“ diffamiert. Trotz dieser Anerkennung des Kampfes der Volksmassen im Bauernkrieg blieb B. ohne echtes Verständnis für die Berechtigung sozialrevolutionärer Forderungen. Er erkannte die wachsende Bedeutung der Rolle des Proletariats in der Geschichte, verwarf jedoch die Ideen des französischen und englischen utopischen Sozialismus, weil sie eine Gefahr für die bürgerliche Ordnung darstellten. In Weitlings „Garantien der Harmonie und Freiheit“ sah er lediglich eine zerstörerische und „grauenvolle Revolutionsmacherei“. Bei der Niederschrift seines politisch-historischen Hauptwerkes „Die Proletarier“ (1847) glaubte er an eine Lösung der sozialen Probleme im 16. Jahrhundert wie auch in seiner eigenen Gegenwart nur im Rahmen konstitutioneller Monarchien und durch Maßnahmen aufgeklärter Fürsten. Er forderte nachdrücklich die Einheit Deutschlands durch Umwandlung des Deutschen Bundes in einen Bundesstaat.

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung o. D. (15.10.1817): stud. theol. Erlangen; Ev.-luth. KG Erlangen, Univ. Kirchenbuch Jgg. 1797, 1798; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Akten Philos. Fak. Univ. Erlangen 1820, Fasc. 9; Höhne, Bubenreuther, II, S. 3 Nr. 7 (mit falscher Angabe, dass B. auch Berliner Student gewesen sei); Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 3 Nr. 39; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678(1); Bensen, Untersuchungen Rotenburg; Bensen, Geschichte Bauernkrieg Ostfranken; Bensen, Teutschland und Geschichte; Bensen, Proletarier; Bensen, Verhängniß Magdeburg; ADB Bd. II, 1875, S. 341 f.; BuBl. Jg. 21, SS 1907, S. 202 f.; Döllinger, Bensen; Festschrift Schnepfenthal, S. 249, Nr. 70; Haupt, Follen, S. 96, 126, 135, 141, 153; Kolde, Universität Erlangen, S. 190, 563; Müller, Schnepfenthal, S. 153 ff., 322 Nr. 70; Platen, Tagebuch, S. 209 f., 217 (Eintragungen 18.04., 17.05., 21.11.1820); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 68, 163, 303; Schnizlein, Bensen (falsches Geburtsdatum).

stud. cam. Jena;
* in Danzig (?), Prov. Westpreußen, Kgr. Preußen;
+ ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Berendt imm. sich am 18.02.1817 als stud. cam. aus Danzig an der Univ. Jena. Er ist nicht als Mitglied der Jenaer Burschenschaft nachweisbar.

Einquartierung: Hof- und Stadtkirchner Böttger (92)
Präsenzliste: 30/7
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 7; EQ Bl. 67; ML Nr. 13; WL Nr. 125; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666.

stud. med. Würzburg;
* 09.11.1796 in Coburg, Hzt. Sachsen-Coburg-Saalfeld;
+ ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Georg Andreas (1764-?, Bader sowie "Stadt und Land Chirurgi in Coburg“ (1796);
Mutter: B. geb. Herzog(in), Johanna Margarethe Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Berger immatr. am 04.05.1814 als stud. jur. an der Univ. Jena. Als Mitglied der Jenaer Burschenschaft ist er nicht nachweisbar. B. wechselte später zum Medizinstudium und immatr. als cand. med. am 02.05.1817 in Würzburg.

Einquartierung: Impost-Inspektor Gräf (207)
Präsenzliste: 31/128
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unmittelbar nach dem Wartburgfest immatr. er an der Univ. Berlin. Hier studierte er vom 04.11.1817 bis 14.06.1818. In Berlin wurde er auch über das Wartburgfest verhört (vgl. ->C. Bauer). Am 18.03.1819 promovierte B. an der Univ. Jena zum Dr. med.

Später war er Arzt in Coburg. Er sympathisierte mit den Ideen des „Jünglingsbundes“ und war ein Freund von ->R. Wesselhöft.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 128; EQ Bl. 69: Berlin; SfB S. 3, Nr. 12: Würzburg; ML Nr. 14: Würzburg; WL Nr. 193: Berlin; Ev.-luth. KG Coburg, TR St. Moritz, Jg. 1796, Nr. 289; Jg. 1764, Nr. 43; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666; Merkle, Matrikel Univ. Würzburg; UA Berlin, Matrikel Nr. 111/8; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 46 (März 1817); UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. I; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 11, Bl. 222; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203.

stud. chem. Kiel;
* 25.01.1792 in Harburg, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ 29.03.1870 in Hamburg-Hohenfelde;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Friederich (1792 Bau- und Proviantamtverwalter, Hauptmann);
Mutter: B. geb. Herstell, Eleonore Catharine Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Bertram immatr. am 24.10.1816 als stud. pharm. (nov.) an der Univ. Kiel und wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: (118)
Präsenzliste: 32/187
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 4

Nach dem Studium war er Apotheker, 1831-1840 in Wyk auf Föhr, 1840 bis 1860 in Geesthacht bei Hamburg.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 187; EQ Bl. 76: (irrtümlich) Berderam; SfB S. 12, Nr. 4; ML Nr. 15; Ev.-luth. KB Harburg, TR Schloß- u. Garnisonkirche Jg. 1792, S. 1004, Nr. 6; Auskünfte Staatsarchiv Hamburg; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 59, Nr. 188 (falsches Geburtsdatum).

stud. jur. Marburg;
* 02.11.1799 in Marburg, Lgft. Hessen-Kassel;
+ 23.02.1848 in Kassel, Kfstm. Hessen;
ev.-ref.;
Vater: Bickel, Alexander Wilhelm (?-?, 1799 Schützenmajor, 1806 Kommandeur des Landregiments Marburg, 1818 Oberförster in Marburg, Hauptmann)
Mutter: B. geb. Oeste, Anna Miaria; (1765-1843);
Verheiratet mit: ?;

Bickell besuchte ab 1806 das Gymnasium in Marburg und immatr. am 23.09.1815 als stud. jur. an der Marburger Universität.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 33
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 1

Hier promovierte er auch 1827 zum Dr. jur. (De palais, quae in Gratiani decreto inveniuntur). Später war er Professor der Rechte in Marburg. Ab 1832 ist er als Oberappellationsrat zu Kassel und Mitglied des Schiedsgerichts des Deutschen Bundes tätig, 1841 als Obergerichtsdirektor in Marburg, 1845 als Vizepräsident des Appellationsgerichtes in Kassel. 1846 wurde er Staatsrat und Vorstand des kurhessischen Ministeriums der Justiz.

Er starb 1848 als kurhessischer Justizminister.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 2, Nr. 1: W. Bickell, jur. Marburg; ML Nr. 16: (irrtümlich) Bickelt; Stahr, Marburger Sippenbuch, Bd. 2, Nr. 2672 u. 2675; Bd. 4, Nr. 5571; (Diehl), Matrikel Marburg; ADB, Bd. 11, S. 614; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 92; NDB, Bd. 2, S. 217; Auskünfte Dr. Kurt Stahr, Marburg.

stud. theol. Göttingen;
* 02.08.1799 in Neustadt am Rübenberge, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ 18.02.1871 in Bremen;
ev.-luth.;
Vater: B., David Rudolph; (1799 „Kgl. Hofmedicus und Brunnenmedicus zu Rehburg“, 1816 Hofmedicus in Uelzen);
Mutter: B. geb. Meier, Henriette Therese;
Verheiratet mit: ?;

Biedermann immatrikulierte am 04.10.1816 als stud. theol. an der Universität Göttingen.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 34
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 11

Qu. u. Lit.:

SfB S. 6, Nr. 11; FE 17.-20.10.1817, Allgem. Fremdenbuch; ML Nr. 17; Ev.-luth. KG Neustadt a. Rübenberge, KB Jg. 1799; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Stadtschreiber des Rates der Stadt Eisenach.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 35
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. .Lit.:

Kühn, Wartburgfest, S. 33 (irrtümlich) Villerbeck.

stud. med. Göttingen;
* 07.01.1797 in Greifswald, Schwedisch-Pommern, Kgr. Schweden, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 11.08.1833 in Stettin, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Christian; (1744-1820, 1797 Stadt- und Waisenrichter in Greifswald, 1816 Syndikus daselbst, später Bürgermeister von Wolgast (1));
Mutter: B. geb. Masius, Marie Elisabeth (1775-1811);
Verheiratet mit: ?;

Billroth immatr. am 05.10.1814 als stud. med. an der Univ. Greifswald, wechselte im Herbst 1816, immatr. am 17.10.1816, an die Univ. Göttingen(2).

Einquartierung: Frau Kanzlist Wedekind (181)
Präsenzliste: 36/112
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 2

B. studierte ab 1818 an der Univ. Berlin. 1819 promoviert er zum Dr. med. 1832 ist er als Arzt in Stettin tätig. Er stirbt hier als Kreisphysikus.

Anmerkungen:

(1) J. Chr. Billroth war in Greifswald ein Freund von Ernst Moritz Arndt.

(2) Der 1819/20 in der Greifswalder „Allgemeinheit“ besonders aktiv hervorgetretene Karl Theodor B. (geb. 23.09.1800) war der jüngere Bruder von W. F. B. - Ein jüngerer Verwandter war der berühmte Chirurg Christian Albert Theodor B. (1829 Bergen auf Rügen - 1894 Abbazia).

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 112; EQ Bl. 69; SfB S. 1, Nr. 2; ebenda S. 22, Eintragung 05.08.1818: „W. F. Billroth besucht aus dem verschissenen Göttingen ziehend, zum 3. Male die Wartburg mit den lebhaftesten Erinnerungen an das herrliche Fest, welches er mitbeging am 18. Okt.1817.“ („Verschissenes Göttingen“: Bezug auf die Göttinger Universität, die als Folge der Auseinandersetzungen zwischen Studentenschaft und hannoverschen Militär (Juli 1818 Auszug der Studenten nach Witzenhausen) von den studentischen Vertretungen der anderen deutschen Hochschulen in Verruf gesteckt worden war). ML Nr. 18; WL Nr. 191; Ev.-luth. KG Greifswald, TR St. Nikolai, Jg. 1797, S. 63; Jg. 1800, S. 123; SR St. Nikolai Jg. 1811, S. 9; Jg. 18201 S. 117, Nr. 2; UA Greifswald, Matrikel; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Kiel;
* 30.05.1793 in Kiel, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation; 
+ 20.03.1868 in Neiße, Schlesien, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: B., Ludwig Jacob von; (1746-1811, 1793 Oberstleutnant, Generalquartiermeister und Chef des Feldjäger-Corps, 1802 Dänischer Generalmajor, Stadtkommandant von Kiel(1);
Mutter: v. B. geb. Ericius, Margaretha Louise, (1760-1839);
Verheiratet mit: ?;

Binzer war eine der bekanntesten und profiliertesten Persönlichkeiten der Urburschenschaft. Obwohl mehrfach in führenden Funktionen tätig, trat er als aktiver und erfolgreicher Anführer verhältnismäßig wenig hervor, wurde jedoch als Dichter und Komponist der Urburschenschaft deren bedeutendster Interpret. Mit seiner Bekenntnis- und Gedankenlyrik blieb er dem Volkston nahe und verstand es, „dem Studentensingen den Quell des Volksliedes zuzuführen“ (Stephenson). Er gehörte zu den ersten Studentenmusikern, die Anschluss an die patriotische Männerchor- und Liedertafelbewegung sowie die bürgerliche Musikpraxis des Vormärz fanden. Später, im eigenen Familienkreise, wurde die Hausmusik im Sinne der Biedermeierkultur gepflegt. Seine nach Melodien alter Volksweisen als Improvisationen entstandenen Gedichte und Lieder (Gesänge zur Laute) wurden Ausdruck der Wünsche, Hoffnungen und Empfindungen der Urburschenschaft sowie bald auch zum weitverbreiteten Besitz der Studentenschaft der deutschen bürgerlichen Intelligenz. Als „Gelegenheitsgedichte“; vermitteln sie Stimmungen und Lebensgefühle des studentischen Freundeskreises. Bekannt geblieben sind vor allem das 1817 in Kiel entstandene, durch das Wartburgfest in ganz Deutschland populär gewordene optimistische Freiheitslied „Stoßt an!“ sowie dessen Gegenstück, das schwermütige Lied auf die Auflösung der Burschenschaft 1819 „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“, dessen Verszeilen „Das Band ist zerschnitten, War Roth Schwarz und Gold“ zum ersten Male den Dreiklang der künftigen „deutschen Trikolore“ Schwarz-Rot-Gold dichterisch anklingen ließen.

B. war Schüler des Kieler Gymnasiums. Das Elternhaus, das Mittelpunkt eines künstlerisch und geistig interessierten bürgerlich-adligen Kreises in Kiel war, vermittelte ihm schon früh starke geistige Eindrücke. Nach dem Tode des Vaters wurde B. durch den Vormund Karl Leonhard Reinhold (2) erzogen, der sich als Hochschullehrer um die Verbesserung des Studentenlebens bemühte, mehrfach gegen das studentische Duellunwesen Stellung nahm und dem jungen B. wahrscheinlich erste Anregungen zu studentischen Reformen nahelegte. Während der Zeit der napoleonischen Hegemonie absolvierte B. eine Kaufmannslehre in England, ca. 1812 - 1814. Hier beeindruckten ihn u. a. Byrons Dichtungen. Am 16.08.1815 immatrikulierte B. als stud. jur. (nov.) an der Universität Kiel. Politisch beeinflusst durch die bürgerlich-deutschpatriotische Erziehungsarbeit Kieler Professoren und Intellektueller, die zum Bekanntenkreis des Elterhauses gehörten (Dahlmann, Falck, Hegewisch, Twesten und Welcker, die sich in den „Kieler Blättern“ ihr bürgerlich-liberales Oppositionsblatt geschaffen hatten), entwickelte er sich als Student zu einem führenden Vertreter der seit 1815/16 entstehenden „deutschen Partei“ innerhalb der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Im WS 1817/18 war er „Senior“ der „Holsatia“ (Konsenior: Uwe Jens Lornsen). Im Oktober 1817 nahm B. am Wartburgfest teil. Als Vertreter der Univ. Kiel war er zusammen mit J. E. K. Förster und W. Olshausen Mitglied des Festausschusses und mit ->Scheidler, ->Lauteren, ->Linstedt und ->Sartorius war er Ordner und Anführer des Festzuges zur Wartburg am 18.10.1817.

Einquartierung: Frau Storch (115)
Präsenzliste: 37/169
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unter dem Eindruck des Festes und der hierbei geschlossenen Freundschaften wechselte er im Frühjahr 1818 an die Univ. Jena, immatr. hier am 22.04.1818. Er trat damit in die für sein weiteres Leben in vieler Beziehung entscheidende Lebensetappe ein. Es gelang ihm in der Zukunft nie mehr, „die Scharte des Wartburgfestes auszuwetzen“, wie seine Frau das, später rückblickend und ironisch an die Gegner gewandt, formulierte. B. wurde bald zum führenden Vertreter der Jenaer Burschenschaft und schloss Freundschaft mit ->R. Wesselhöft, ->Heinrich von Gagern u. a.

Bei dem von Albert Methfessel herausgegebenen „Allgemeinen Commers- und Liederbuch“ (Rudolstadt 1818), der bedeutendsten künstlerischen „Blüte und Frucht der deutschen Burschenschaft in Jena“, war B. wichtigster künstlerischer Berater. Er gründete in Jena nach dem Vorbild des Jahnschen Chores der Lützower einen mehrstimmigen burschenschaftlichen Chor (positives Urteil Goethes). Die Jahnsche Turnbewegung wurde von ihm aktiv vertreten. Er war Lehrer und Vorturner des Jenaer burschenschaftlichen Turnplatzes und leitete v. a. die Turnübungen von Bürgerkindern. Mit dem Pädagogen Johannes Falck (1768-1826) in Weimar nahm er Kontakt auf und errichtete 1819 ein eigenes pädagogisches Privatinstitut (Erwachsenenbildung) in Jena. Im Sommer 1818 war B. Mitinitiator bei der Bildung eines wissenschaftlich-politischen Zirkels „Engerer Verein“. Im Herbst 1818 unternahm er zusammen mit ->R. Wesselhöft und Heinrich von Gagern eine ausgedehnte Wanderung durch das Rheinland, bei der man bei Görres, E. M. Arndt und Hans Christoph von

Gagern einkehrte, um in Aussprachen Ratschläge zu erhalten und politische Klarheit zu gewinnen. B. ordnete sich bewusst den von ihm vertretenen Gedanken der Gleichheit aller Studenten bzw. aller Bürger unter. Ähnlich wie Heinrich von Gagern verzichtete er als Student auf sein Adelsprädikat. Er war konstitutioneller Monarchist und als Anhänger der Richtung Fries innerhalb des „Engeren Vereins“ Vertreter des bürgerlich-liberalen Flügels. Im WS 1818/19 war B. Vorsteher („Sprecher“) der Jenaer Burschenschaft und damit zugleich wichtigster Repräsentant der im Oktober 1818 gegründeten Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. B. sah sich in dieser entscheidenden Phase der Jenaer Burschenschaft vor sehr komplizierte, im Grunde kaum lösbare Aufgaben gestellt, denen er, dessen Reich die Kunst und die Musik war, nicht voll gewachsen gewesen zu sein scheint. Es galt, nicht nur eine starke Opposition innerhalb der Jenaer Burschenschaft niederzuhalten, sondern gleichzeitig die Entwicklung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft voranzutreiben.

Vor allem aber war es nötig, drohenden staatlichen Repressalien nach dem Attentat Sands an Kotzebue vorzubeugen. „Es fehlt Binzern, der eben Sprecher geworden ist, eine gewisse Energie und ein Feuer, das die Seelen ans matte Leben dringt. Es fehlt ihm an einem Selbstvertrauen, das Rechte zu treffen, und da thut er lieber gar nichts“, schrieb ->R. Wesselhöft, sein energischer Nachfolger im Amt des Vorstehers der Jenaer Burschenschaft 1819, kurz vor ihrer Auflösung. Mit dem Ende der Burschenschaft ging auch Binzers Studienzeit ihrem Abschluss entgegen. An der Jahreswende 1819/20 promovierte B. in Jena bei Fries zum Dr. jur. Das Thema seiner Dissertation war ein „Beitrag zur Beantwortung der Frage: Was kann zur Förderung des allgemeinen Wohlstandes gegenwärtig in Teutschland geschehen?“.(3) Diese Arbeit gehört zu den bedeutendsten Schriften der Urburschenschaft. Sie bietet eine Konkretisierung und Weiterführung der ökonomischen Partien der Jenaer „Grundsätze und Beschlüsse“ des Wartburgfestes. Im Sinne der Theorien des aufgeklärten Absolutismus schätzte Binzer die Förderung des Wirtschaftslebens durch den Staatsapparat und dessen patriarchalische Fürsorge für das Wohl der unteren Klassen noch sehr hoch ein, machte sich im ganzen jedoch zum Fürsprecher einer kapitalistischen Entwicklung Deutschlands. Er orientierte auf das damals fortschrittlichste Programm der deutschen Bourgeoisie, des von Friedrich List am 18.04.1819 gegründeten Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbevereins. B. forderte eine Wirtschaftseinheit Deutschlands, eine freie Entfaltung der kapitalistischen Produktivkräfte, Verstärkung der Industrialisierung durch Aufbau eines leistungsstarken Maschinenparks, Freiheit für Unternehmerinitiative, staatliche Hilfe durch Kredite und Steuervergünstigungen, Freiheit des Handels, jedoch gestaffelte Schutzzölle im Bundesgebiet mit dem Ziel eines einheitlichen inneren Marktes, Erweiterung des Verkehrsnetzes, Einführung gleicher Münze, Maße und Gewichte sowie - bewusst gegen Savigny - Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches. Auch die soziale Frage klingt bei Binzer bereits an, wenn er mehrfach auf die Not und das schwere Los der in den Manufakturen tätigen Bevölkerung hinweist. Mit dieser Dissertation hätte sich Binzer normalerweise die Möglichkeit einer akademischen Laufbahn erschließen können. Für den exponierten Burschenschafter war jedoch im Jahre der Karlsbader Beschlüsse kein Platz mehr an einer Universität. Sein Versuch, 1819 als Sprachlehrer für Englisch an der Jenaer Universität angestellt zu werden, scheiterte trotz der Protektion des inzwischen allerdings selbst zum Demagogen gestempelten Jenaer Historikers Heinrich Luden. Die Staatsstellen der „Erhalterstaaten“ (Weimar Gotha) zogen ihre noch vor den Karlsbader Beschlüssen gegebene Zusage der Einstellung Binzers zurück. Als formaler Vorwand bot sich die „Altdeutsche Tracht“ an, auf die B. nicht verzichtete und die, wie im Ablehnungsbescheid formuliert, „in dieser Zeit der Partheyungen nicht vereinbar ist mit der Verwaltung eines öffentlichen Amtes.“ Binzer war trotz seines Adelstitels sehr arm. Um im bürgerlichen Leben festen Fuß zu fassen, verließ er Jena 1821 und ging nach Altenburg. Hier führte er ein sehr bescheidenes Leben. Bei dem Buchhändler Christian Hahn erarbeitete und redigierte er Bd. 1 der großen Real-Enzyklopädie(4). Daneben bemühte er sich, wie bereits in der Studentenzeit, um die Sammlung von Studenten- und Volksliedern. Außerdem plante er die Herausgabe einer politischen Zeitung, die jedoch, wie er an Fries am 02.04.1821 schrieb, „aus begreiflichen Gründen“ durch den Herzog von Gotha-Altenburg verboten wurde. 1821 gab er zusammen mit R. Wesselhöft eine wertvolle Quellenschrift über den Freunde K. L. Sand(5) heraus mit der Absicht, Verständnis für den Hingerichteten zu wecken, seine Handlungen psychologisch und politisch zu erklären, Sympathien unter den Volksmassen für das „tiefe, sittlich fromme Gemüt“ von ->Sand zu gewinnen, der „einzig die Schmach seines Volkes und die Verdorbenheit aller Stände“ gefühlt habe. Im Februar 1822 plant B. gemeinsam mit R. Wesselhöft und dem Philhellenen Franz Lieber(6) den Aufbau eines gesamtdeutschen Geheimbundes nach dem Vorbild der 1820 durch Aktionen hervorgetretenen italienischen Carbonaria (Zusammenkunft der Freunde in Eythra bei Leipzig). Von Altenburg aus kam er durch Zufall mit der im nahegelegenen Schloss Löbichau residierenden ehemaligen Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761-1821) in Berührung und wurde bald ein häufiger Gast des dortigen schöngeistig interessierten Gesellschaftskreises, zu dem u. a. Jean Paul und die Familie Theodor Körners gehörten. Hier lernte „der anmutige, ideale Troubadour“ (Hegewisch) die junge Emilie von Gerschau (1801-1891)(7) kennen, eine Pflegetochter der Freundin Metternichs, Herzogin Wilhelmine von Sagan, die später als Schriftstellerin und Freundin Adalbert Stifters und Franz Grillparzers bekannt werden sollte. Bereits am 22.06.1822 folgte auf dem Schloss in Sagan die Heirat. Damit gewann Binzer materiell und gesellschaftlich wieder Anschluss an Adelskreise, nachdem er als Burschenschaftsstudent auf dem besten Wege gewesen war, aus diesen Schichten auszubrechen. 1822-1824 führte B. eine größere Reise in die schleswig-holsteinisch/dänische Heimat. Die geplante Rückkehr nach Löbichau wurde infolge Eröffnung der Untersuchungen gegen den „Jünglingsbund“ (vgl. ->R. Wesselhöft) und der drohenden Verhaftung unmöglich. B. rief daraufhin den Schutz des dänischen Königs an und verlangte ein Untersuchungsverfahren gegen sich. Nach Verhören in Glücksburg und der Beschlagnahme seiner Papiere kam es zu einer Untersuchung durch das für Adlige zuständige Obergericht in Schleswig. Am 30.01.1827 wurde das Verfahren durch Freispruch in Form eines „Gnadenaktes“ des Königs aufgehoben: „Wir genehmigen allergnädigst, dass die wider den Doctor Binzer erhobene Anschuldigung wegen Teilnahme an einem geheimen Bunde für hinfällig erachtet werde und die desfalls gegen ihn eingeleitete Untersuchung auf sich beruhen mag.“ Die lange Untersuchungszeit hatte die berufliche Verbindung mit Altenburg unterbrochen und B. zum zweiten Mal „aus der Bahn“ geworfen. Ab 1827 wohnte B. mit seiner Familie in Kiel. Hier bewarb er sich erneut um eine Stelle als Hochschullehrer an der Universität. Die Entscheidung des Königs verlangte aber, dass B. vorher „um den Kammerjunker einkomme“ und „dadurch öffentlich Zeugnis gebe, dass er sich von den Verirrungen der Universitätsjahre lossage.“ „Das wollte Binzer nicht und besiegelte hierdurch sein Schicksal; er mußte literarischen Verdienst fern von seiner Heimat suchen, weil seine wachsende Familie erhöhte Einnahmen erheischte“ (E. v. Binzer). Bis 1831 lebte B. in gastfreundlicher, bescheidener Häuslichkeit in Kiel. Er beschäftigte sich mit den Schriften Benjamin Franklins, die von ihm erstmals als deutsche Ausgabe herausgebracht wurden (4 Bde Kiel 1829) und „für lange Zeit die Hauptquelle der deutschen Franklin-Kenntnis“ bildeten (Stephenson). Von 1829 - 1831 war B. Redakteur des Kieler „Wochenblattes zum Besten der Armen“ (Organ der Kieler „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“). 1830/31 war B. Parteigänger der Verfassungsforderungen von Uwe Jens Lornsen für Schleswig-Holstein gegen Dänemark. Er verteidigte den alten Studienfreund der Burschenschafterzeit öffentlich und unterstützte ihn während der Haftzeit. Damit war er auch in Dänemark endgültig als „Demagoge“ gebrandmarkt und ohne Möglichkeit einer Anstellung im Staatsdienst.

Sein weiteres Leben war ruhelos und durch häufigen Wohnungswechsel gekennzeichnet. Ab 1831 war er als Erzieher an der Köhnkeschen Erziehungsanstalt in Nienstedten bei Altona tätig. Nach dem Zusammenbruch dieses Unternehmens gründete B. ein eigenes Erziehungsinstitut in Neumühlen/Elbe und leitete es von 1832 - 1834. 1834/35 arbeitete er als Redakteur des neugegründeten „Börsenblatts für den deutschen Buchhandel“ in Leipzig und 1835 kurze Zeit auch als Mitarbeiter der „Zeitung für die elegante Welt“. 1836 Wohnungswechsel nach Köln. Hier war er von 1836 bis 1843 Redakteur, dann Verleger des „Allgemeinen Organs für Handel und Gewerbe des In- und Auslandes und damit verwandte Gegenstände“. In Köln pflegte B. rege kulturell-künstlerische Beziehungen zu Lewin und Luise Schücking, Gottfried Kinkel, Karl Simrock, Ferdinand Freiligrath,dem Komponisten Karl Löwe u. a. Vermutlich bestand 1843 auch eine Verbindung zu Heinrich Heine. B. setzte sich auch für den Wiederaufbau des Kölner Doms als deutsches Nationaldenkmal ein.

Neben seinen beruflichen Aufgaben galt Binzers Interesse immer auch seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Gemeinsam mit seiner Frau gab er 1839 erstmals die bisher unbekannten Briefe Goethes an Auguste zu Stolberg (1775) heraus, und unter dem Pseudonym A. T. Beer und E. Ritter veröffentlichten beide Erzählungen, Novellen und Reiseschilderungen, z. B. 1845 „Venedig im Jahre 1844“. Ab 1845 lebte die Familie in Österreich, in Wien, Linz und vor allem in Alt-Aussee am Hallstädter See. Hier bestand eine enge Verbindung zu Grillparzer, Stifter und Eichendorff. 1848 begrüßte B. den Ausbruch der Revolution und hoffte auf Erfolge der Paulskirchenversammlung. Wahrscheinlich war er ein Anhänger der Richtung Gagern. In den sechziger Jahren war er Großdeutscher. Im Alter hatte B. wieder engere Beziehungen zu Adelskreisen. Über seine Frau, die die Publikationen des Erzherzogs Maximilian redigierte, auch Verbindung zur österreichischen Hocharistokratie.

Binzer starb auf einer Reise in Neiße/Schlesien. Der Grabstein erhielt auf Veranlassung seiner Frau die in der Zwischenzeit populär gewordenen Verse des „Schwanengesanges“ auf die Auflösung der Burschenschaft 1819. Sein Sohn war der Porträt-, Historien- und Landschaftsmaler Karl von Binzer (1824-1902).

Anmerkungen:

(1) Bürgerlicher Herkunft aus dem Hessen-Nassauischen. Ausgezeichnet mit dem Großkreuz des Danebrog, dadurch in den persönlichen Adelsstand erhoben, der durch Verfügung des dänischen Königs auch auf die Söhne ausgedehnt wurde. A. D. v. B. erhielt dann am 21.12.1840 auch den eigenen persönlichen Adel (auf zwei Generationen beschränkt vererblich) und wurde - durch Beziehungen seiner Frau - am 30.03.1853 durch Fürst Heinrich XX. Reuß ä. L. in den Freiherrenstand erhoben.

(2) 1758-1823, Philosoph und einer der ersten bedeutenden Kantianer` 1787-1794 Professor in Jena, dann in Kiel. Schwiegersohn Wielands.

(3) Druck: Jena, Cröker 1820, 130 S.

(4) Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. In Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Dr. A. Binzer. 1. Bd. angekündigt auf der Leipziger Ostermesse 1822. Erschien erst 1824 bei Pierer in Altenburg (1. Bd. der bekannten „Piererschen Enzyklopädie“), jedoch ohne Binzers Namen.

(5) Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde. Altenburg 1821 (Vgl. auch R. Wesselhöft).

(6) Vgl. bei Gustav Lieber.

(7) 1801 - 1891, Tochter von Peter v. G., Oberforstmeister in Finnland, kaiserl. russischer Generalkonsul in Kopenhagen. E. v. G. wurde seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs. schriftstellerisch tätig (Pseudonym: E. Ritter), schrieb Novellen, Erzählungen, Dramen. Freundin von Adalbert Stifter und Franz Grillparzer. Sie war das Urbild der Gestalt der Comtesse in der Erzählung „Babicka“ (1855) der Bozena Nemcova, die E. v. G. als junges Mädchen in Böhmen kennengelernt hatte. Darstellung der Erlebnisse in Löbichau in E. v. Binzer, Drei Sommer in Löbichau 1819-21, Stuttgart 1877.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 169: August Binzer (ohne „von“); EQ Bl. 76; SfB S. 10, Rückseite Titelblatt: handschriftl. „Wir hatten gebauet ...“, mit Noten, dat. 1819, gez. A. Binzer; ML Nr. 19; WL Nr. 259; Kieser, Wartburgfest S. 21, 23; Hamburger Unpartheiischer Korrespondent, Jg. 1817, Nr. 180 (Erklärung Binzers zum Wartburgfest; Ev.-luth. KG Kiel, GR Garnisongemeinde Jg. 1793, Nr. 14. Ebd. SR Jg. 1811, Nr. 17; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UB Jena, Matrikel; Prüser/Achelis, Holsatia S. 52, Nr. 151 (fehlerhaft); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (l. Aufl.), S. 152; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 594; Achelis, Schleswig-Holsteiner Univ. Jena, S. 62; SA Eisenach, B.C. 9, Bl. 60; UA Jena, Best. A, Nr. 700; UB Jena, Nachlaß Fries (6 Briefe Binzers an Fries, 1821); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. B, Nr. 72 (Spezialakte 1824-26); Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W., Nr. 2, Bd. I, Bl. 8, 84 f., 218; Bd. II, Bl. 30 ff., 228, 254; Bd. III, Bl. 15, 39; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678/1; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12582; Abt. 210, Nr. 12546, 47,52; Abt. 210, Nr. 12543, 71; Untersuchungsakten im Landesarchiv Schleswig (Schloß Gottorf); weitere Materialien im Hamburger Familienarchiv der Nachkommen (vgl. Stephenson, Binzer, S. 128, Anm. 3, S. 133, Anm. 14 ff.); Werkverzeichnis von Binzer bei Stephenson, Binzer, S. 176-182. Dieses Werkverzeichnis ist zu ergänzen durch die oben genannte Arbeit im Hamburger Unpart. Korr., ferner: Theodor Heinrich v. Reventlow/A. v. Binzer, Des Consistorialraths Boysen 95 Antithesen, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von zwei Ungelehrten, Im Dezember 1817, Lübeck (1817) (Vgl. Altonaer Mercur, Jg. 1818, S. 436); Sand, Tagebücher u. Briefe; Binzer, Nachruf; Binzer, Sommer in Löbichau, S. 115 ff., 127 f.; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 27; Abb., Bd. 11, S. 653; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 59; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 12, 14, 60, 105, 144, 192, 198, 218, 223 (Bild), 226, 308, 415; Bechstein, Berthold der Student; Bindtner, Freundin Stifters; Brümmer, Lexikon Dichter, Bd. I, S. 242; Burschenschaftliche Blätter, 7. Jg., SS 1893, Nr. 6, S. 157 f.; 52. Jg., 1938, S. 258; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 67, 70, 72, 74, 92; Donat, Kieler Burschenschaft, S. 20, 29 f., 30, 34 f., 38 f., Familie Binzer; Geschichte Univ. Jena, Bd. I, S. 279, 338, 347, 359; Bd. 11, S. 667f, Harzmann, Burschenschaftliche Dichtung, S.V111, XI, XIII f., 23, 45 f., 76, 424, 431; Hegewisch, Erinnerungen, S. 21 f., 35 f.; Jessen, Der junge Lornsen, S. 526 ff .; Kosch, Literaturlexikon, 1. Aufl., Bd. I, Sp. 115; 2. Aufl., Bd. 11, S. 168; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. I, Nr. 89; Müller, Lebenszeugnisse, Bd. 11, S. 227 (Urteil von Adam Müller über B. 1819>; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 74, 80, 172; Bd. 111, S. 265; Bd. VI, S. 191; Bd. XII, S. 424; Schröder, Burschenturner, S. 239 ff.; Schumacher, Genrebilder, S. 474 ff .; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg., bes. S. 114; Steiger, Aufbruch, Reg.; Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, Reg.; Stephenson, Binzer; Stephenson, Notizen Jugendabentheuer; Stephenson, Charakterköpfe; Ullmer, Entstehungsgeschichte Grabgesang Burschenschaft; Wentzcke, Zeit Jenaer Urburschenschaft, S. 53; Wilhelm, Briefwechsel Kaiser Maximilian/Emilie von Binzer.

stud. jur. Berlin;
* ? in Danzig, Prov. Westpreußen, Kgr.Preußen;
+ ? in ?;
?;
Vater: (1817 Kaufmann in Danzig);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Blindow studierte als stud. jur. an der Universität Berlin. Hier war er immatrikuliert vom 08.01.1816 bis 10.10.1817. Er wechselte zur Zeit des Wartburgfestes an die Univ. Göttingen, immatr. am 03.11.1817.

Einquartierung: Steuersekretär Jossa (96)
Präsenzliste: 38/47
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 47; EQ Bl. 67; WL Nr. 130; UA Berlin, Matrikel, Nr. 115/6. Ebd. Abgangszeugnisse Vol. 111, Bl. 103 (rite); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Göttingen;
* 25.12.1795 in Bosau bei Eutin, Hst. Lübeck; 
+ 20.11.1824 in Eutin, Fstm. Lübeck, Ghzt. Oldenburg;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Matthias; (1758-?, Groß- oder Mittelbauer);
Mutter: B. geb. Meyer, Friderica Florentina; (1757-?);
Verheiratet mit: ?;

Böhmker immatrikulierte am 03.10.1815 als stud. jur. (nov.) an der Univ. Kiel. Am 27.04.1817 wechselte er, von Kiel kommend, an die Univ. Göttingen (Immatr. Datum). Hier wurde er Göttinger „Holsate“.

Einquartierung: Bäckermeister Fritz (329)
Präsenzliste: 39/285
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im Januar 1819 aus unbekannten Gründen relegiert. Später war er Advokat in Eutin.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 285: „Böhmker. St. j aus Götting.“; In EQ Bl. 68 sowie in der davon abhängigen WL Nr. 2 erscheint Eintragung „Buckener-Göttingen“, die wohl mit Böhmker identisch ist, da die ähnlichen Namen W. Bruckner und Bruckmann in den EQ besonders aufgeführt sind. Ev.-luth. KG Bosau, TR Jg. 1795; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel;-SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 53, Nr. 154; UA Jena, Best. A, Nr. 277; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 255; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 237.

? in ?;
* ? in Guthmannshausen bei Buttstädt, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 40
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW: „Joh. Chr. Boettcher aus Guthmannshausen, Wartburg, d. 18t. und 19t. Oct. 1817“.

stud. jur. Halle;
* in Stettin, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: (1817 Stadtsyndikus in Stettin);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Boettcher immatrikulierte am 04.06.1817 als stud. jur. an der Universität Halle. Er gehörte zu den Studenten, die Halle infolge der staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen gegen die „Teutonia“ (vgl. ->Wenzel) verließen. Der Hochschulwechsel erfolgte zur Zeit des Wartburgfestes.

Einquartierung: Georg Habbicht (47)
Präsenzliste: 41/93
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er immatr. am 11.12.1817 an der Universität Jena. In der Jenaer Burschenschaft ist B. nicht nachweisbar.(1)

Anmerkungen:

(1) In Jena immatr. am 25.10.1814 ein aus Eisenach gebürtiger Gustav Christian Böttger (= Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 124), der nicht identisch ist mit PL Nr. 93.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 93: stud. jur. Stettin (ohne Angabe der Universität!); EQ Bl. 75: (irrtümlich) Baettger - Jena; WL Nr. 100: (irrtümlich) Baettger - Jena; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel.

stud. theol. Jena;
* 19.06.1795 in Niederröblingen (Helme), Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Andreas; (1755-?, 1795 Mühlenbesitzer);
Mutter: B. geb. Müller, Charlotte Christiane (um 1770-?);
Verheiratet mit: ?;

Bogk war 1813 wahrscheinlich Kriegsfreiwilliger. Nach Hanow ist er ständiger Begleiter Jahns während des Feldzuges 1813/14 gewesen. Am 15.05.1816 immatrikulierte er als stud. theol an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Hegereiter Balzer (472)
Präsenzliste: 42/20
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 6

1818 war er Angehöriger des Ausschusses. Er war aktiver Vertreter des Jahnschen Turnens, gehörte jedoch 1818 wie ->Buttmann, ->Calow, ->Gottschalk und ->Henke der Jenaer „unpolitischen“ Partei der „Lichtenhainer“ an, war einer ihrer Hauptvertreter (vgl. ->K. Ch. J. Buttmann).

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 20; EQ Bl. 67; SfB S. 14, Nr. 6: „Frisch, frei, fröhlich und fromm“; ML Nr. 20; WL Nr. 129; Ev.-luth. KG Niederröblingen, Geburts- und Taufbuch Jgg. 1755 u. 1795; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 316; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 51 u. passim.

stud. jur. Berlin;
* ? in Danzig, Prov. Westpreußen, Kgr. Preußen;
 + ? in ?;
?;
Vater: (1815 Justizkommissar);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Boje war vom 16.10.1815 bis 16.08.1818 an der Universität Berlin als stud. jur. immatrikuliert und Angehöriger der Landsmannschaft „Marchia“.

Einquartierung: Regierungsrat Wittig (571)
Präsenzliste: 43/19
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Wartburgfest wurde er in Berlin verhört (vgl. ->K. Bauer). Später war er Justizkommissar in Danzig.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 19; EQ Bl. 67; ML Nr. 21; WL Nr. 128; UA Berlin, Matrikel, Nr. 44/6; Arch. DB Frankfurt a. M., Nachlaß Ludwig August Boje; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203.

stud. jur. Jena;
* 25.03.1798 in Niendorf bei Ludwigslust, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 19.10.1846 in Güstrow, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: B., Christian Friederich; (1758-1818, Ökonomierat und Gutsbesitzer zu Niendorf);
Mutter: B. geb. Boye (verw. Schmidt), Juliana Christina (1765-1807);
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: 
Präsenzliste: 44/317
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 15

Bollbrügge immatrikulierte unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 23.10.1817 als stud. jur. an der Universität Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft. 1820 wechselte er an die Universität Göttingen, hier am 27.04.1820 immatrikuliert. Er schloss seine Studien an der Landesuniversität Rostock ab, immatr. am 30.10.1820, Promotion zum Dr. jur. am 08.07.1822. 1846 starb er als Amtmann in Güstrow.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 317; SfB S. 9, Nr. 15; ML Nr. 22; Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 57 (Mecklenburg Bd. 1), S. 239 f.; Bd. 105 (Mecklenburg Bd. 4), S. 26 ff.; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen: Vormund Commissionsrath Knebusch in Criwitz (Mecklenburg); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 505; Archiv DB Frankfurt a. M., Nachlaß H. v. Gagern (Stammbuch H. v. G., Jena 21.08.1818); Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 121.

stud. jur. Berlin;
* 01.07.1797 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: B., Melchior Friedrich Wilhelm (1797 Geheimrat, 1815 Regierungsrat (Kriegsrat));
Mutter: B. geb. Reicke, Magdalena Friederika Charlotta;
Verheiratet mit: ?;

Bonsery war vom 23.10.1815 bis 14.10.1817 als stud. jur. an der Universität Berlin immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 45/279
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 14

Er wechselte die Univ. z. Zt. des Wartburgfestes und immatrikulierte am 29.10.1817 an der Univ. Heidelberg. Später war er Präsident des Kammergerichts in Berlin.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 279; SfB S. 10, Nr. 14; GW Eintragung 20.10.1817; ML Nr. 23; Ev.-Ref. KG Berlin, TR Domgemeinde Jg. 1797, S. 855, Nr. 71 (Standort: Ev. Konsistorium Berlin-Brandenburg, Berlin C 2); UA Berlin, Matrikel, Nr. 67/6; Abgangszeugnisse, Vol. III, Bl. 105 (rite); Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. jur. Jena;
* 26.06.1799 in Wismar, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 1850 in Wismar, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev-luth.;
Vater: B., Valentin Joseph; (1770-?, 1799 Kaufmann, später Packhaus-Inspektor);
Mutter: B. geb. Satow, Anna Johanna;
Verheiratet mir: ?;

Einquartierung: 
Präsenzliste: 46/330
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 14

Borchert immatrikulierte unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 23.10.1817, an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft. 1818 und 1819 war er Angehöriger des Ausschusses, ohne jedoch politisch besonders hervorzutreten. Der Abschluss des Studiums erfolgte an der Landesuniversität Rostock, hier immatr. am 08.05.1820.

Später war er Advokat und Oeconomus zu Wismar.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 330; SfB S. 11, Nr. 14; ML Nr. 24; Ev.-luth. KG Wismar, TR St. Marien, Jg. 1799 [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; Willgeroth, Beiträge Wismarsche Familienkunde, S. 149; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 506.

stud. jur. Göttingen;
* 21.03.1799 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Friedrich Ludwig (1766-?, 1799 Hofrat und Advokat, 1816 Kanzleirat in Schwerin(1));
Mutter: B. geb. Scheibel, Anna Sophia Friederica;
Verheiratet mit: ?;

Bouchholtz immatr. gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich August am 19.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen. In den Semesterferien wechselten beide an die Univ. Jena, hier immatr. sie am 29.10.1817, unmittelbar nach dem Wartburgfest.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 47/34
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 13

Sie waren Mitglieder der Jenaer Burschenschaft, gehörten zum Kreis der politisch aufgeschlossensten Studenten und waren 1818 Angehörige des Ausschusses der Jenaer Burschenschaft und des „Engeren Vereins“.

Anmerkungen:

(1) Verwandtschaftsbeziehungen zur Familie Nedden. Vgl. auch Rolle des Vaters in den Untersuchungen gegen Riemann.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 34; EQ Bl. 67 (hier bereits neuer Studienort) Jena; SfB S. 5, Nr. 13: Jena; ML Nr. 48 (irrtümlich) Deuchholz; WL Nr. 126 [sic!] Ev.-luth. KG Schwerin, TR St. Nicolai, Jg. 1799 [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; (irrtümlich) Buchholz; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 413 (irrtümlich) Buchholz; Arch. DB Frankfurt a. M., Nachlaß Heinrich von Gagern, Stammbuch H. v. G., Eintragung Jena, März 1819: F. Bouchholtz. Einer der Brüder, wahrscheinlich Ernst Friedrich B., schrieb seinem Freund H. v. Gagern (1818/19 stud. jur. in Jena) zum Abschied ins Stammbuch: „Wenn Gott für uns ist, was wollte wider uns sein! Wenn wir stets für des Vaterlandes Wohl so viel an uns ist, zu wirken beflissen sind, so wird keine Zeit, und keine Ferne uns trennen.“; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1703; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 51; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, 52; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 115 u. passim.

stud. jur. Göttingen;
* 01.11.1797 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Friedrich Ludwig (1766-?, 1799 Hofrat und Advokat, 1816 Kanzleirat in Schwerin(1));
Mutter: B. geb. Scheibel, Anna Sophia Friederica;
Verheiratet mit: ?;

Bouchholtz immatr. gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Friedrich am 19.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen. In den Semesterferien wechselten beide an die Univ. Jena, hier immatr. sie am 29.10.1817, unmittelbar nach dem Wartburgfest.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 48/33
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 15

Sie waren Mitglieder der Jenaer Burschenschaft, gehörten zum Kreis der politisch aufgeschlossensten Studenten und waren 1818 Angehörige des Ausschusses der Jenaer Burschenschaft und des „Engeren Vereins“.

Anmerkungen:

(1) Verwandtschaftsbeziehungen zur Familie Nedden. Vgl. auch Rolle des Vaters in den Untersuchungen gegen Riemann.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 33; EQ Bl. 67 (hier bereits neuer Studienort) Jena; SfB S. 5, Nr. 15: Jena; ML Nr. 28; WL Nr. 126 [sic!]; Ev.-luth. KG Schwerin, TR St. Nicolai, Jg. 1797 (Standort: Domarchiv Ratzeburg); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155: (irrtümlich) Buchholz; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 412 (irrtümlich) Buchholz; Arch. DB Frankfurt a. M., Nachlaß Heinrich von Gagern, Stammbuch H. v. G., Eintragung Jena, März 1819: F. Bouchholtz. Einer der Brüder, wahrscheinlich Ernst Friedrich B., schrieb seinem Freund H. v. Gagern (1818/19 stud. jur. in Jena) zum Abschied ins Stammbuch: „Wenn Gott für uns ist, was wollte wider uns sein! Wenn wir stets für des Vaterlandes Wohl so viel an uns ist, zu wirken beflissen sind, so wird keine Zeit, und keine Ferne uns trennen.“ GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1703; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 51; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, 52; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 115 u. passim.

stud. jur. Kiel; 
* 26.07.1798 in Meldorf, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation; 
+ 25.06.1854 in Meldorf, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Ludolph (1798 Gerichtsadvokat in Meldorf);
Mutter: B. geb. Schmidt, Friederica Amalia;
Verheiratet mit: ?;

Braasch war Schüler in Meldorf. An der Universität Kiel immatrikulierte er am 24.04.1817 als stud. jur. (nov.). Er war Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 49/195
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 18

Im Herbst 1818 wechselte B. an die Universität Heidelberg. Hier immatrikulierte er am 22.10.1818 und wurde Heidelberger Holsate. Als Untergerichtsadvokat trat er in Meldorf seine juristische Laufbahn an, wurde später Obergerichtsadvokat und ab 1853 bis zu seinem Tode war er Kirchspielvogt in Meldorf.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 195; SfB S. 14, Nr. 18; ML Nr. 25; Ev.-luth. KG Meldorf, TR Jg. 1798, SR 1854, Nr. 93; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Darstellungen u. Quellen, Bd. 2, S. 79; Prüser/Achelis, Holsatia, S.63, Nr. 205.

stud. chem.et pharm. Halle;
* 18.10.1795 in Salzuflen, Fstm. Lippe-Detmold;
+ 03.12.1842 in Salzuflen, Fstm. Lippe-Detmold;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Gottlieb (1751-?, Apotheker in Salzuflen);
Mutter: B. geb. Nolte, ? (1769-1815);
Verheiratet mit: ?;

Brandes besuchte die Schule in Osnabrück und wurde anschließend Apothekerlehrling in der väterlichen Apotheke in Salzuflen. Sein Studium begann er an der Universität Halle, wo er am 14.10.1815 als stud. chem. immatrikuliert wurde. Bereits im Januar 1816 zog er zur Vervollkommnung seiner Ausbildung nach Erfurt und war hier Gehilfe des bedeutenden Apothekers und Chemikers Christian Friedrich Bucholz (1770-1816). Als solcher nahm er auch am Wartburgfest teil. Er gehörte zu den besonders enthusiastischen Teilnehmern. In einer für das Wartburgfest geschriebenen und kurz vor dem Fest in Eisenach gedruckten Flugschrift begrüßte er begeistert das Jubelfest der Reformation und feierte Luther im bürgerlich-liberalen Sinne als Persönlichkeit, die den „Morgen der Freiheit“ errang.

Einquartierung: Schellenträger (212)
Präsenzliste: 50/136
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 12

In Erfurt gehörte B. zu dem bürgerlichen Patriotenkreis um den Buchhändler Kayser, der mit gleichgesinnten Buchhändlern in Südwestdeutschland (Brommer, Frankfurt a. M. u. a.) in Verbindung stand(1). Brandes war Mitunterzeichner der Nationaladresse von Beck an den Bundestag und hatte wahrscheinlich auch Kontakte zu den Gießener „Schwarzen“.

Im WS 1817/18 beendete er seine Studien in Jena. Am 15.11.1817 promovierte B. bei Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849) mit einer Studie über Cölestin. Anschließend blieb er noch an der Universität Jena (immatr. 24.11.1817).

1819 übernahm B. die väterliche Apotheke in Salzuflen. Neben seiner Arbeit als Apotheker war er wissenschaftlich sehr aktiv als Botaniker, Mineraloge und Meteorologe tätig. Der Botaniker Martius benannte nach Brandes eine Pflanzengattung („Brandesia“).

B. stand u. a. mit Goethe und A. v. Humboldt in wissenschaftlichem Kontakt. Er war Mitglied von 38 wissenschaftlichen Gesellschaften Europas. Die Universität Marburg ernannte ihn zum Dr. med. h. c.

Kulturpolitisch bedeutsam wurde der von B. 1820 gegründete „Apothekerverein im nördlichen Teutschland“ (Keimzelle des späteren „Allgemeinen Deutschen Apothekervereins“ bzw. der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, der ähnlich wie Okens „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“ (1822) auf wissenschaftlichem Gebiet die kleinstaatlichen Grenzen zu überspringen versuchte und national orientiert war. 1822 gründete B. die Vereinszeitschrift „Archiv für Pharmacie“; 1835 mit Moritz Leopold Petri und Heinrich Schierenberg die Zeitschrift „Das lippische Magazin für vaterländische Kultur und Gemeinwohl“. Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit Ernst von Bandel (1800-1875). B. setzte sich intensiv für dessen als Nationalmonument gedachtes Hermannsdenkmal (Teutoburger Wald) ein.

B. starb als Apotheker in Salzuflen.

Anmerkungen:

(1) Vgl. auch ->Ohlendorff (Ohlenroth), ->Schier, ->R. Wesselhöft. Dazu Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 201.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 136; EQ Bl. 69: Halle; SfB S. 2, Nr. 12: „sonst Halle, jetzt Erfurt“; ML Nr. 26; WL Nr. 192; Maßmann, Burschenfest, S. 11 f.; Meinen deutschen Brüdern zur Erinnerung an die dreihundertjährige Jubelfeier der Reformation auf der Wart(Luthers)Burg zu Eisenach, von Rudolf Brandes, der Pharmazie und Chemie Candidaten.(Motto:) Eine veste Burg ist unser Gott. (o. O. u .J.). (Eisenach 1817), 2 Bl. 80; Die deutsche Burschengemeinde auf der Luthersburg. Von Rud.Brandes. Gotha: Hennings 1818. 72 S. 80. (poetische Schilderung des Wartburgfestes). UA Halle, Matrikel; UA Jena, Matrikel; UA Jena, Best. M, Nr. 240 Bl. 62 f., 102, 108; ADB, Bd. III, S. 244 f.; Bley, Leben und Wirken Brandes; Grunewald, Brandes; Quellen u. Darstellungen, Bd. III, S. 289; Stephenson, Wartburgserinnerungen Sartorius, S. 54 f.; Mitteilungen u. Hinweise von Apotheker Karl Brandes, Bad Salzuflen (1956) (Nachlaß von R. Brandes in der Brandes`chen Apotheke Bad Salzuflen).

stud. med. Jena;
* in Borislawitz, Prov. Schlesien, Kgr. Preußen;
+ ? In ?;
?;
Vater: (1818 Wirtschaftsamtmann);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Brettner studierte ab 1814 in Breslau. Er war Stipendiat der Pruckmannschen Stiftung. Am 30.04.1816 immatrikulierte er an der Universität Würzburg, am 18.10.1816 an der Universität Jena. Im Jenaer Burschenschaftsverzeichnis ist B. nicht nachweisbar. Aber da er begeisterter Turner und ein enger Freund von ->Dürre war ist anzunehmen, dass er der Jenaer Burschenschaft angehörte. In Jena war er ein Schüler von ->Oken.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 51/333
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 4

Zur Zeit des Wartburgfestes wechselte B. an die Universität Berlin, hier war er vom 18.11.1817 bis 15.05.1818 immatrikuliert und gehörte zum engeren Studentenkreis um Friedrich Ludwig Jahn. Nach dem Wartburgfest wurde er in Berlin verhört. Später soll er als Schulrat in Pose tätig gewesen sein.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 333; SfB S. 1, Nr. 4; ML Nr. 27; UA Breslau, Senats-Protokollbuch 1784-1824, S. 337; Merkle, Matrikel Univ. Würzburg; UB Jena, Matrikel; UA Berlin, Matrikel, Nr. 165/8; Abgangszeugnisse, Vol. IV, Bl. 41 (rite); UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 11 (Jena, 21.09.1816[!] ; Dürre, Aufzeichnungen, S. 198; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 11; Leo, Jugendzeit, S. 117; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 140 (?).

stud. theol. Jena; 
 * 09.05.1801 in Heuchelheim bei Landau, Pfalz, Kfstm. Bayern;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: B., Joh. Friedrich (1773-1838, 1797 - 1818 Pfarrer in Heuchelheim, dann Mutterstadt);
Mutter: B. geb. Treviran, Maria Charlotta Friederica (1780-?);
Verheiratet mit: ?;

Bruckner erhielt eine Gymnasialausbildung in Neustadt a. d. Haardt.

Einquartierung: Gottlieb Hofmann (321)
Präsenzliste: 52/298
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Kurz nach dem Wartburgfest immatrikulierte B. als stud. theol. (wahrscheinlich nov.) an der Universität Jena. Er wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft. 1820 war er Predigtamtsbewerber in Heuchelheim.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 298: (bereits Angabe) stud Jena; EQ Bl. 68; Brückner, Jena; WL Nr. 4: Brückner, Jena; Landeskirchenarchiv Speyer/Rh. Abt. 45, KB Heuchelheim b. Landau Bd. 1a, S. 16, Nr. 1; KB Altdorf Bd., 5,35, Nr. 1; Pfälz. Pfarrer- u. Schulmeisterbuch von C. Biundo, Bd. 1, S. 457 u. 587; UB Jena Matrikel: Bruckner; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666: Bruckner; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 514a.

? in ?;
* ? in Apolda, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Bruckner war z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 53
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

CW, Eintragung o. D. (18.10.1817): „Wolfgang Friedrich Bruckner aus Apolda hat die Feuerlichkeit Eisenach den 18. Oct. mit angesehen.“

stud. jur. Jena;
* 07.07.1794 in Greußen, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Friedrich Theodor Christoph; (1769-?, Hof- und Lohgerbermeister);
Mutter: B. geb. Schmidt, Johanne Christiane; (1772-?);
Verheiratet mit: ?;

Brückmann immatrikulierte am 25.10.1814 als stud. jur. an der Universität Jena. Im SS 1816 wurde er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Strasburger (126)
Präsenzliste: 54/307
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 10

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 307: Brückmann; EQ Bl. 72: Bruckmann; SfB S. 1, Nr. 10: Brückmann; ML Nr. 29: Brückmann; WL Nr. 244: Bruckmann; Ev.-luth. KG Greußen, KB Jg. 1794; UB Jena, Matrikel: Brückmann; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15): Brückmann; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 168.

stud. theol. Göttingen;
* 21.08.1796 in Neubrandenburg, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 13.02.1874 in Waren, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: B., Adolf Friedrich Theodor (Kreisphysikus und Hofrat in Neubrandenburg);
Mutter: B. geb. Boike, Ernestine Marie Hedwig Clara;
Verheiratet mit: ?;

Brückner immatrikulierte am 17.04.1815 an der Univ. Göttingen und wurde Göttinger „Vandale“.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114)
Präsenzliste: 55/150
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Studium war B. von 1822 bis 1867 Pfarrer in Groß-Gieritz (Mecklenburg-Schwerin). 1842 wurde er Präpositus der Präpositur Stavenhagen. Er starb als emeritierter Geistlicher.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 150: Brückner; EQ Bl. 68: W. Bruckner-Gött.; WL Nr. 41: W. Bruckner-Gött.; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarren, Bd. lI, S. 717.

stud. theol. Kiel;
* 25.01.1796 in Rundhof (Gutsbezirk im Kirchspiel Esgrus) bei Kappeln/Schlei, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 09.02.1863 in Bornhöved, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
ev.-luth.;
Vater: B., Thomas Claußen (1796 Schulmeister in Rundhof);
Mutter: B. geb. Richter, Lucia;
Verheiratet mit: ?;

Bruhn immatrikulierte am 25.10.1816 an der Univ. Kiel als stud. theol. (nov.). Er war Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 56/188
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1820 legte er sein Examen in Gottorf ab. Ab 1823 war B. Pastor in Dagebüll, 1828 in Drelsdorf, ab 1837 bis zum Tode in Bornhöved. 1836 wurde er Ritter vom Danebrog. Er schrieb wiederholt (1846, 1848) über soziale Themen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIl, Nr. 188; EQ Bl. 76; WL Nr. 268 oder 277; Ev.-luth. KG Esgrus, TR Jg. 1796, Nr. 2; Ev.-luth. KG Bornhöved, SR Jg. 1863, Nr. 9; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; DZA Merseburg, Rep. 92, Nachlaß Olshausen (Stammbuchblatt für J. Olshausen, Kiel, 08.09.1818); Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. I, S. 93; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 227 (fehlerhaft); Arends, Gejstligheden, Bd. I, S. 95.

stud. jur. Göttingen (Kiel); 
* 30.12.1796 in Husum, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ um 1868;
ev.-luth.;
Vater: B., Friederich Johann Heinrich (1765-1840, 1796 Hausvogt, 1799 Amtsverwalter auf Arröe, 1817 Kammerrat und Amtsverwalter in Husum);
Mutter: B. geb. von Schindel, Friederica Nicoline (1771-1858, Tochter des dänischen Admirals Conrad von Schindler);
Verheiratet mit: ?;

Bruhn war Schüler in Husum. Am 05.05.1816 immatrikulierte er als stud. jur. (nov.) an der Universität Kiel. Er wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Wie ->Heseler wechselte B. unmittelbar vor dem Wartburgfest an die Universität Göttingen, er immatrikulierte hier am 15.10.1817. In Göttingen war er wahrscheinlich Angehöriger der „Holsatia“.

Einquartierung: Tuchscherermeister Müller/Möller (384)
Präsenzliste: 57/172
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von Göttingen kommend, immatrikulierte er am 20.04.1818 an der Universität Heidelberg. Auch hier war B. Mitglied der „Holsatia“. Der Abschluss seines Studiums erfolgte 1819/20 an der Univ. Kiel. 1821 legte er sein juristisches Examen in Gottorf ab. Später war B. als Buchhändler in Schleswig und Braunschweig tätig.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 172 u. S. VIII, Nr. 206: jur. Kiel (doppelte Eintragung); EQ Bl. 76; WL Nr. 268 oder 277; Ev.-luth. KG Husum, TR Jg. 1796, S. 115, Nr. 8; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 57, Nr. 176; Möller, Schüler und Lehrer Husum, S. 59, Nr. 1027; Oehlkers, Geschichte Korps Holsatia, S. 231, Nr. 18; Auskünfte Dr. Thomas Otto Achelis, Kiel.

stud. med. Jena;
* get. 30.04.1786 in Johanngeorgenstadt, Kfstm. Sachsen,
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Christlieb; (1741-1789, 1786 Pfarrer); 
Mutter: B. geb. Kunad, Christina Sophia (1757-?);
Verheiratet mit: ?;

Brunner immatrikulierte am 20.09.1812 als stud. med. an der Universität Jena. Vielleicht war er Kriegsteilnehmer. 1816 wurde er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Regierungsregistrator Ranis (76)
Präsenzliste: 58/86
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 86; EQ Bl. 75; WL Nr. 99; Ev.-luth. KG Johanngeorgenstadt, TR Jg. 1786, Nr. 44; Begräbnisbuch Jg. 1789, Nr. 80; TR Jg. 1757, Nr. 21; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 279; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 97 (Eintragung Juli[?]1816).

stud. (?) Jena;
* ? in Thamsbrück, Kfstm. Mainz;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Buchenroeder hat lt. seiner Eintragung im „Stammbuch für Bursche“ am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 59
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 17

Der Name ist im SfB schwer lesbar. ML Nr. 51 liest „v. Dodenröder“. In den Kirchenbüchern von Thamsbrück ist zwischen 1785 und 1802 kein v. Buchenroeder, von Dodenröder oder von Schröder nachweisbar. Laut Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 378, ein Friedrich Buchenröder, stud. theol., * 1798 in Gellershausen bei Heldburg, 1817 Mitglied der Jenaer Burschenschaft. In Gellershausen TR Jg. 1798 jedoch keine Geburt eines F. B. nachweisbar; allerdings lebte in dieser Zeit eine Familie Buchenröder in Gellershausen. Ein Johann Ernst Friedrich B. war 1798 Pfarrer zu Gellershausen.

Auskünfte für Gellershausen durch Hilfspfarrer W. Treff 1960 (Ev.-luth. Pfarramt Westhausen, Krs. Hildburghausen), für Thamsbrück durch Vikar Krause 1957.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 3, Nr. 17: „Friedrich von Buchenroeder [?] aus Thamsbrück in Thüringen“; UA Jena, Bestand BA 1666.

stud. ? Göttingen;
* ? in ?;
+ ? In ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: 
Präsenzliste: 60
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 16

Qu. u. Lit.:

SfB S. 2, Nr. 16; ML Nr. 30: Göttingen stud. (Bei SeIle, Matrikel Göttingen, nicht gefunden.)

stud. theol.Jena;
* 02.07.1793 in Tambach, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Johann Caspar; (1761-?, 1793 Müller);
Mutter: B. geb. Frebel, Johanna Catharina (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Büchner immatrikulierte am 28.04.1815 als stud. theol. an der Universität Jena. Ab 05.05.1816 war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 61/276
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 9

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 276; SfB S. 2, Nr. 9; ML Nr. 31; Ev.-luth. KG Tambach, KB: Anna Catharina (Mutter); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 175.

stud. jur. Gießen;
* 02.03.1799 in Nieder-Wöllstadt bei Friedberg, Lgft. Hessen-Darmstadt;
 + 14.06.1835 in Laubach am Vogelsberg (Oberhessen);
ev.-luth.;
Vater: B., Wilhelm August Georg Konrad (1762-1825, 1790-1804 Adjunkt, dann Pfarrer in Nieder-Wöllstadt);
Mutter: B. geb. Geyger, Maria Friderika (1768-1835);
Verheiratet mit: ?;

Buff war Angehöriger der alten, durch Goethes „Werther“ bekanntgewordenen hessischen Beamten- und Pfarrersfamilie. Er immatrikulierte am 16.05.1816 als stud. jur. an der Universität Gießen. Als Gießener Landsmannschafter („Hassia“) nahm er am Wartburgfest teil.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 62/355
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 6

Unter dem Eindruck des Eisenacher Erlebnisses wechselte er unmittelbar nach dem Wartburgfest an die Universität Jena und immatrikulierte hier am 23.10.1817. Er wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft (vgl. auch ->App). Trotz dieses Wechsels zur Burschenschaft lebte er im landsmannschaftlichen Stile weiter, wurde Angehöriger der „unpolitisch“ sein wollenden „Lichtenhainer“ Studentengruppe. (Vgl. ->K. Ch. J. Buttmann). Am Beginn des WS 1818/19 kehrte B. nach Gießen zurück und trat hier im August 1818 der politisch gemäßigten Burschenschaft „Germania“ bei, die sich aus ehemaligen Landsmannschaftern und einem Teil der „Schwarzen“ gebildet hatte. Nach deren Auflösung im Februar 1820 wurde er wahrscheinlich Mitglied der neugegründeten „Hassia“.

1821 wurde B. Justizkanzleiadvokat und Prokurator in Hungen, später in Gießen. Zuletzt war er Landrichter in Laubach, wo er als Großherzoglich-Hessischer Hofgerichtsrat bereits im Alter von 36 Jahren am Nervenfieber verstarb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XlII, Nr. 355; SfB S. 5, Nr. 6; ML Nr. 32; Ev.-luth. KG Nieder-Wöllstadt, GR Jg. 1799, S. 182; Ev.-luth. KG Laubach, SR Jg. 1835, S. 402; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 537 (fehlerhaft); Burschenschaft-Blätter, Jg. X, SS 1896, S. 305 ff.; Eggers, Buff, S. 38 (Geburtsdatum fehlerhaft); Haupt, FolIen, S. 38, 42 f., 45, 57, 61; Quellen und Darstellungen, Bd. lII, S. 220 - 226.

stud. theol. Jena;
* wahrscheinlich 1794 in Tambach, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 1824 in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Heinrich Christoph; 1761-1840, Kantor und Schullehrer der unteren Knabenschule in Tambach);
Mutter: B. geb. ?, Dorothea Elisabetha; 1764-1828);
Verheiratet mit: ?;

Burbach immatrikulierte am 26.10.1816 an der Universität Jena als stud. theol. Ab WS 1816/17 war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 63/257
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 17

1817 wohnhaft in Tambach.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 257: „aus dem Gothaisch(en)“; SfB S. 1, Nr. 17; ML Nr. 3 4; Geburts- und Sterbeangabe Auskunft R. Jauernig. In Tambach-Dietharz keine Geburtseintragung im KB in der Zeit von 1785-1802 gefunden (Auskünfte Ev.-luth. Pfarramt Tambach-Dietharz vom 07.06.1957 und 21.10.1964). Auch in KB Gotha nicht gefunden. Angaben über Eltern: KB Tambach-Dietharz, SR Jg. 1828, S. 17, Nr. 36; Jg. 1840, S. 121, Nr. 47; UB Jena, Matrikel: aus Gotha; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666: „... von Tambach“; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 330.

stud. jur. Jena;
* 01.05.1799 in Melsungen, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: B., Friedrich Wollrad (1799 Justizamtmann in Melsungen, später in Vacha, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach);
Mutter: B. geb. Schönewolf, Maria Christine;

Burchardi immatrikulierte am 05.05.1817 als stud. jur. an der Universität Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: 
Präsenzliste: 64/314
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von Jena kommend, wechselte er 1819 an die Universität Heidelberg. Hier immatrikulierte B. am 07.05.1819 und trat der Heidelberger „Teutonia“ bei.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 314; WL Nr. 290: (irrtümlich) Burckhardti; Ev KG Melsungen, TR Jg. 1799, S. 243, Nr. 29; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 365 (fehlerhaft): H. gibt an, dass B. vor dem Studium in Jena bereits 1 1/2 Jahre in Marburg studiert habe. In der Marburger Matrikel ist B. aber nicht nachweisbar. Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 308: auch hier wird B. als ehemaliger Marburger Student erwähnt.

stud. jur. Gießen;
* 26.10.1796 in Gießen, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 17.02.1850 in Lauterbach, Ghzt. Hessen;
ev.;
Vater: Ysenburg von Buri, Ernst Carl Ludwig; (1747-1806, Offizier, zuletzt Obristwachtmeister des Westfälisch-Westerwäldischen Korps-Infantrie-Bataillons zu Gießen);
Mutter: I. v. B. geb. Lützow zu Lützowstein, Dorothea Caroline Ernestine Auguste von;

Buri war Angehöriger eines armen Adelsgeschlechtes. Er gehörte zu der kleinen Gruppe adliger Studenten in der Burschenschaft, die sich zu bürgerlichen Ideen bekannten. Während der Studienzeit verzichtete er wie ->Binzer oder ->Henning bewusst auf sein Adelsprädikat und war einer der aktivsten Verfechter der studentischen Reformen. Während die meisten seiner adligen Standesgenossen, die sich in der Burschenschaft zu bürgerlichen Zielen bekannten, wie z. B. ->Graf Keller, politisch auf den Positionen eines konstitutionellen Monarchismus stehenblieben, scheint Buri neben ->Henning der einzige der adligen Wartburgfestteilnehmer gewesen zu sein, der den Weg zum republikanisch-demokratischen Flügel der studentischen Opposition fand.

Bereits als Kind wurde B. durch den Soldatentod des Bruders(1) mit den Auswirkungen der französischen Herrschaft konfrontiert. Auf dem Gymnasium in Gießen wurde er durch seinen Lehrer Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868) deutschpatriotisch erzogen. Noch als Gymnasiast meldete sich B. 1813 als Kriegsfreiwilliger und nahm im Hessischen Freiwilligen-Korps am Feldzug gegen Napoleon teil. Begeistert vom Gedanken der deutschen Freiheit(2), aber maßlos enttäuscht von den Ergebnissen des Wiener Kongresses, immatrikulierte er am 07.11.1814 als stud. jur. an der Universität Gießen. Hier wurde B. Anhänger der deutschpatriotischen Turnbewegung, 1814 Mitglied der Gießener „Teutschen Lesegesellschaft“ und 1815 des „Germanenbundes“. Er entwickelte sich zum „Unbedingten“ („Schwarzer“). Über den studentischen Rahmen hinaus stand er mit dem „Hoffmannschen Bund“ und der südwestdeutschen Adressenbewegung (vgl. ->Beck), später, 1819, auch mit dem Berliner Kreis um den Buchhändler Reimer (vgl. ->Jung, ->Plehwe) in enger Verbindung. Er war ein Freund der Brüder FolIen und Mitautor des von August Adolf (Ludwig) FolIen Anfang 1819 herausgegebenen linksbürgerlichdemokratischen Studentenliederbuches „Freye Stimmen frischer Jugend“. In diesem Liederbuch forderte er „Freiheit, Gleichheit Allen“(3).

Neben ->Sartorius war B. der bedeutendste Vertreter der Gießener „Schwarzen“ beim Wartburgfest. Als Vertreter Gießens war er im Festausschuss und am 19.10. war er Wortführer der „Schwarzen“ gegen die Gießener Landsmannschafter und Carove. Ohne die weltanschaulichen Positionen der „Schwarzen“ aufzugeben, unternahm er in der Burschenversammlung am 19.10. den Versuch, Grundlagen für eine allgemeine studentische Einheit zu schaffen und sektiererische Tendenzen der anwesenden Gießener Landsmannschafter (vgl. ->App, ->Buff) zu überwinden(4).

Einquartierung: Hofbuchdrucker Müller (352)
Präsenzliste: 65/297
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 14

Unmittelbar nach dem Wartburgfest wechselte B. für ein Semester an die Universität Jena, immatrikulierte hier am 26.10.1817 und wurde sofort Mitglied des neugewählten Ausschusses der Jenaer Burschenschaft. Sein konsequentes politisches Auftreten und seine Moralauffassungen (z. B. Antrag auf Abschaffung und Ächtung der Duelle in Jena) waren von starkem Einfluss auf die ideologische Entwicklung der Jenaer Studentenschaft. Gemeinsam mit ->Binzer und ->Roediger war er Hauptinitiator der Bildung eines Jenaer „Engeren Vereins“ und machte die republikanischen Ideen der Gießener „Schwarzen“ zum Diskussionsgegenstand in Jena (vgl. auch ->Emmerling).

Im Sommer 1818 kehrte B. nach Gießen zurück. Hier war er agitatorisch im Sinne des „Darmstädter Freundeskreises“ tätig (vgl. ->Beck), setzte sich für die Adressenbewegung in Hessen ein und verbreitete das revolutionär-demokratische „Frag- und Antwortbüchlein“ (vgl. ->Emmerling, ->Sartorius). Trotz schwieriger finanzieller Lage(5) schloss B. im Herbst 1818 sein Studium ab. Nach seiner juristischen Staatsprüfung war er als Regierungs- und Hofgerichts-Akzessist in Gießen tätig.

Nach dem Attentat von ->Sand begannen Untersuchungen, die zwar ohne Verurteilung endeten, es jedoch unmöglich machten, weiter im Staatsdienst tätig zu sein bzw. eine Advokatur auszuüben. Bei Haussuchungen wurden der Reichsverfassungsplan der „Schwarzen“ (FolIen) und eine von Karl FolIen nach den Karlsbader Beschlüssen entworfene Denkschrift zur Auswanderung der deutschen Demokraten nach den USA(6) bei B. gefunden.

Es folgten für Buri schwere Jahre, die gekennzeichnet waren durch die Sorge um den materiellen Lebensunterhalt. Pläne, einen Handwerkerberuf zu ergreifen oder als „Philhellene“ nach Griechenland zu emigrieren, wurden nicht verwirklicht. 1823 erhielt er, durch die Familie der Grafen von Büdingen vermittelt, eine Advokatur in Büdingen. Über diese Advokatur gelang 1825 die Anstellung als Hofgerichtsrat in Gießen. B. lebte zurückgezogen, zunächst nur für Beruf und Familie tätig. 1830 begrüßte er den Ausbruch der französischen Julirevolution und hoffte auf eine Änderung der deutschen Verhältnisse. Als diese Hoffnung sich nicht erfüllte, entschloss er sich, nach Amerika zu den alten Freunden der Studienzeit auszuwandern (Sartorius, Karl FolIen). Gemeinsam mit den ehemaligen „Schwarzen“ Friedrich Münch, Paul FolIen u. a. unterzeichnete er im Frühjahr 1833 die öffentliche „Aufforderung und Erklärung inbetreff einer Auswanderung im Großen aus Deutschland in die nordamerikanischen Freistaaten“. Nach dem Fehlschlagen dieses Unternehmens(7) folgte eine erneute Resignation und ein Anpassen an die Verhältnisse in Hessen. B. konzentrierte sich auf den Anwaltsberuf. Als Advokat leistete er dem Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig in dessen Hochverratsprozeß (1835-1837) Rechtshilfe. Trotzdem wird deutlich, dass Buri mit zunehmendem Alter politisch konservativer wurde. Ab 1847 war er Leiter der Kammerverwaltung der Freiherrn von Riedesel in Lauterbach. B. verschloss sich als bürgerlicher Liberaler den demokratischen Konsequenzen der Revolution und forderte eine preußische Führung. Im März 1848 trat er als Interessenvertreter der herrschenden Klasse dem Volksaufstand der Bauernschaft des Riedeselschen Gebietes entgegen. So wurde er kurz vor seinem Tode, ähnlich wie der Gesinnungsfreund der Studentenzeit ->Mühlenfels, objektiv zum Bundesgenossen der Konterrevolution. Er starb 1850 als Verwaltungsdirektor in Lauterbach.

Anmerkungen:

(1) Ernst von Buri, als hessischer Offizier auf französischer Seite in der Schlacht bei Eylau (08.02.1807) tödlich verwundet.

(2) Dichtete z. B. „Lied dem Befreiungsfeste, das am 1sten Mai 1814 zu Rödelheim gefeiert wurde, geweiht von Buri“. in ihm einem der ersten Beispiele politischer Lyrik zum 1. Mai -heißt es u. a.: „Heil dir, o erster Mai! / Du findest Teutschland frei / Vom Sklavenjoch! / Heil dir, o Friedenszeit! / Dich feiert weit und breit / Die frohe Menschheit heut / Und jubelt hoch!“

(3) Gedicht „Koscinskos Gebet“.

(4) Buris Versuch zur Einheit der Studentenschaft auf dem Fest nachträglich durch Karl FolIen angegriffen; FolIen hatte jedoch in seinem Doktrinarismus wenig Verständnis für taktische Fragen des konkreten Studentenlebens.

(5) 1818 Tod des Oheims, auf dessen finanzielle Hilfe B. nach dem Tode des Vaters angewiesen gewesen war.

(6) Gleiche Abschriften auch bei ->Sartorius gefunden; damit erhielten die Untersuchungsbehörden (bzw. die MZUK) erstmals Kenntnis von diesem als besonders gefährlich eingestuften Programmen des linken Flügels der Burschenschaft. Buri scheint im Gegensatz zu K. FolIen auch nach den Karlsbader Beschlüssen die Hoffnung auf ein erfolgreiches politisches Wirken in Deutschland selbst zunächst noch nicht aufgegeben zu haben; im Verhör erklärte er (sofern man darin keine Verteidigungstaktik zu sehen geneigt ist), die Auswanderungspläne als „Träumerey“ (Phantasterei) angesehen zu haben; er sei bereit, diese Aussage zu beeiden.

(7) Die erste Auswanderergruppe (1834) scheiterte in den USA und damit die Fortsetzung des Gesamtunternehmens. Buri, der zunächst noch in Deutschland weiter werben wollte, blieb daraufhin weiter an die engen Verhältnisse Hessens gefesselt, die seine Fähigkeiten und seinen politischen Horizont einschränkten.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 297; EQ Bl. 68; SfB S. 2, Nr. 14; ML Nr. 33; WL Nr. 3; Kieser, Wartburgfest, S. 44, 46, 153 [Hier Nachweis der Unterschrift Buris zum Aufruf für eine Burschenzeitung, die als geistige Plattform der politischen Ideen der „Schwarzen“ geplant war (vgl. ->Sartorius)]; Frommann, Burschenfest, S. 66 ff., 73; Ev KG Gießen, KB Burgkirche, Jg. 1796, S. 86; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 411; Burschenschafterlisten, Bd. II, S. 43, Nr. 5; S. 45, Nr. 2; S. 48, Nr. 9; Buri, Lied dem Befreiungsfeste; Freye Stimmen frischer Jugend; Arch. DB Frankfurt a. M., Nachlaß Dr. K. Hoffmann: Berichte über die Völkerschlacht bei Leipzig, Bd. 2, Bl. 438 f.; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1703; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. B, Nr. 8 (Spezialakte 1820-1821); GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678(1), Bl. 15; Nr. 7730 (2); Fittbogen, Briefe Unbedingte, S. 375; Fittbogen, Dichtung Unbedingten, S. 86, 90, 92; Haupt, Buri; Haupt, FolIen, S. 11, 16, 19, 34, 37 ff. 42, 44, 64, 75 ff., 79, 88, 143, 147, 151; Leo, Jugendzeit, S. 159, 166, 195; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 28, 68 f.; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S.62; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 63; Bd. II, S. 266; Bd. III, S. 220 ff .; Bd. XII, S. 87, 424; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 225, 238; Schröder, Burschenturner, S. 188, 217, 225, 239 f., 256 f., 265; Scriba, Lexikon Schriftsteller, Bd. 11, S. 106 (Vater); Simon, Erinnerungen, S. 33, 50; Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 63, 72; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 25, 30 f., 35, 39, 48, 52, 70, 77 f., 80, 87, 89, 112 f., 120, 130; Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, S. 56, 58 ff.

stud. theol. Göttingen;
* 10.04.1798 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Friedrich Anton Dietrich (Regierungskanzlist(-registrator));
Mutter: B. geb. Breitmeyer, Dorothea Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Buschmann immatrikulierte (wie die Brüder ->Bouchholtz, deren Schulkamerad er vielleicht war) am 15.10.1816 an der Universität Göttingen.

Einquartierung: Meister Andreas Liebetrau (12)
Präsenzliste: 66/71
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 18

Zum Abschluss seiner Studien wechselte er 1818 an die Landesuniversität Rostock, immatr. am 20.10.1818.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 71; EQ Bl. 75; SfB S. 3, Nr. 18; ML Nr. 35; WL Nr. 70; Kirchenbuchabschriften Schwerin (Hofgemeinde)- Standort: Mecklenburgisches KBA Schwerin; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. med. Jena;
* 05.07.1795 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 25.12.1831 in Untermaßfeld bei Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: B., Karl Ludwig (?-1829, Herzoglicher Hofgärtner in Meiningen);
Mutter: B. geb. Thilo, Jacobine Johanne;
Verheiratet mit: ?;

Buttmann ist der Bruder des ->Georg Philipp Buttmann. B. immatrikulierte am 14.10.1815 in Jena als stud. med. Ab 05.05.1816 war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft, 1816 bis 1818 Mitglied des Ausschusses und 1818 Vorstandsmitglied.

Einquartierung: Frau Hofbuchhändler Wedekind (38)
Präsenzliste: 67/177
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 17

Der „dicke, behagliche Buttmann“ gehörte neben ->Bogk, ->Calow, Henkel, ->Gottschalk und ->Wackerow zu den Hauptvertretern der „unpolitisch“-renommistenhaften Partei der „Lichtenhainer“ innerhalb der Burschenschaft, die durch ihre Exzesse gegen Handwerker 1818 die Einheit der Jenaer Studentenverbindung zu sprengen versuchte. 1818 war B. sog. „Tus VIII., Herzog von Lichtenhain“. 1818 versuchte B. durch Niederlegung seiner burschenschaftlichen Funktionen die Reformbestrebungen des Vorstandes der Burschenschaft zu boykottieren.

Später war B. Arzt an der Herzoglichen Straf- und Besserungsanstalt zu Untermaßfeld bei Meiningen. Hier verstarb er mit 36 Jahren an einem nervösen Brustfieber.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 177; EQ Bl. 76: Buttmann-Jena; SfB S. 9, Nr. 17; ML Nr. 36; WL Nr. 281; Ev. KG Meiningen, KB; Ev.-luth. KG Untermaßfeld, SR Jg. 1831, S. 246, Nr. 21; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 194; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 79 (Jena, 07.03.1817); GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 51, 55-66; Artikel „Buttmann“ in Graebner/Lange, Gartenbau-Lexikon, Bd. I, S. 177; Keil, Geschichte jenaisches Studentenleben, S. 366; Leo, Jugendzeit, S. 150; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 110; Bd. 111, S. 224-225; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 104, 128.

stud. forst Dreißigacker;
* 24.08.1798 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: B., Karl Ludwig (?-1829, Herzoglicher Hofgärtner in Meiningen);
Mutter: B. geb. Thilo, Jacobine Johanne;
Verheiratet mit: ?;

Buttmann ist Angehöriger einer bekannten, über mehrere Generationen (1762-1870) in Meiningen als Hofgärtner tätigen Familie. B ist der Bruder des ->Carl Chistian Immanuel B. Von 1813 bis 1816 studierte er an der Forstakademie Dreißigacker bei Meiningen.

Einquartierung: Frau Hofbuchhändler Wedekind (38)
Präsenzliste: 68/202
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Auf Empfehlung von Johann Matthäus Bechstein (1757-1822), Direktor von Dreißigacker, wurde er nach seinem Studium Lehrer für Naturgeschichte und Mathematik am Forstinstitut Rotenburg. Ab 1819 erweiterte er seine Ausbildung als stud. cam. an der Universität Jena. Hier war er wahrscheinlich Anhänger von Okens Naturphilosophie. Später war er Architekt und Baurat in Meiningen, ab 02.03.1824 a. o. Lehrer der Mathematik an der Forstakademie Dreißigacker.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 202: Forstlehrer zu R.; EQ Bl. 76: Buttmann-Jena (Bl. 67 = 2 Eintragungen B.-Jena); WL Nr. 282; Ev. KG Meiningen, KB.; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666, Eintragung Nr. 4, Februar 1819: „Georg Philipp Buttmann, Cameralia, Meiningen (Vaterland), Meiningen.“ (In UB Jena, Matrikel, keine Eintragung); Bechstein, Forstakademie Dreißigacker, S. 313, 315 ,401, 404.

C

stud. jur. Jena;
* 10.04.1799 in Schmalkalden, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: C., Joh. Philipp Christoph (1757-1813, Bürgermeister und Prokurator, später Stadtschultheiß und Friedensrichter);
Mutter: C. geb. Ditmar, Christine Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Am 13.04.1817 wurde Calckhof an der Universität Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Kämmereiverwalter Taschner/Teschner (818)
Präsenzliste: 69/27
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 16

Im WS 1818/19 wechselte er an die Universität Marburg, wurde jedoch erst am 17.05.1820 hier als stud. jur. immatrikuliert. Auch in Marburg war C. Mitglied der Burschenschaft, im WS 1818/19 Vorstandsmitglied.

Nach Hanow starb C. als Oberamtsrichter in Karlshafen.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 27; EQ Bl. 67; SfB S. 5, Nr. 16; ML Nr. 37; WL Nr. 132; Ev.-ref. KG Schmalkalden, KB Jg. 1799; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (13.04.1817); Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 439; UB Jena, Stammbuchblätter Münzer, Bl. 26 (Jena, August 1816); GStA München, Best. MA ZV, Nr. 7705; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 308.

stud. jur. Halle;
* 1798 in Stettin, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.
Vater: C., August (1816 Mgl. Preußischer Landsyndikus);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Calow war Schüler des Gymnasiums in Stettin. Als Kriegsfreiwilliger („Jäger“) nahm er am Befreiungskrieg teil. Am 17.10.1816 immatrikulierte er als stud. jur. an der Universität Halle. Hier wurde er als Mitglied der „Teutonia“ einer ihrer zügellosesten Vertreter. Als Anführer der Terror-Aktion (Hetzpeitsche-Züchtigung) gegen den stud. Knaust am 28.02.1817 (vgl. ->Wenzel) wurde er durch das Berliner Kammergericht zu acht Wochen Gefängnis verurteilt (19.7.1817). Zur Zeit des Wartburgfestes erfolgte der Hochschulwechsel nach Jena, immatr. am 5.11.1817. Auch hier gehörte er zu den führenden Vertretern des renommistenhaften Flügels der Studentenschaft, „Lichtenhainer“, Exzesse gegen Handwerker (vgl. ->K. Ch. J. Buttmann).

Einquartierung: Georg Habbicht (47)
Präsenzliste: 70
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später wechselte C. an die Universität Heidelberg und wurde hier am 26.10.1818 immatrikuliert. In Heidelberg schloss C. seine Studien ab. C. bewunderte den Idealismus von ->Sand, lehnte das Attentat auf Kotzebue jedoch als verfehlt ab. In seinem letzten Jenaer Studiensemester (SS  1818) befreundete er sich mit dem in Jena studierenden Heinrich von Gagern und blieb mit ihm bis zum Lebensende in persönlicher und brieflicher Verbindung (z. B. Herbst 1819 Zusammentreffen in Genf).

Als preußischer Stadt- und Landgerichtsdirektor wurde C. in Sorau (Lausitz) tätig, ab 1860 als Kreisgerichtsdirektor. 1848 war er Gesinnungsgenosse Gagerns. Er wandte sich gegen bürgerlich-republikanische Bestrebungen („gegen die Anarchie“, an Gagern, 14.05.1848). In Sorau gründete er eine Zweigstelle des „Nationalvereins“, bekannte 1861 (an Gagern, 16.02.), „Preußen und Deutschland über alles“ zu lieben, jedoch „niemals die preußische-schnarrende-Überhebung gebilligt“ zu haben.

Qu. u. Lit.:

EQ BI. 75: Calo; WL Nr. 101; UA Halle, Matrikel: Calow; UB Jena, Matrikel: Calo; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; BA Frankfurt a. M., Gagern-Nachlaß (Briefe an H. v. Gagern, 14.05.1848, 28.09.1860, 16.02.1861); UA Halle, G.A.II, 41, Bd. 1, Bl. 8; GStA München, Best.BA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 55-66; Burschenschaftliche Blätter, Jg. 48, 1933/34, S. 268-269; Gerber, Gagern als Student, S. 200, Anm.; Schröder, Burschenturner, S. 275; Süßenguth, Erste Hallesche Burschenschaft, S. 99 u. 121; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 236-237, 264; Auskünfte Dr. Wolfgang Klötzer, BA Frankfurt a. M.

Schüler Gymnasium Hanau;
* 01.10.1800 in Hanau, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.-luth.
Vater: C., Georg Wilhelm (Hofgerichts-Advokat in Hanau (1800), Syndicus (1820));
Mutter: C. geb. Kaufmann, Charlotte.
Verheiratet mit: ?;

Zur Zeit des Wartburgfestes war C. noch Schüler des Gymnasiums in Hanau.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 71
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 5

Am 21.04.1818 immatrikulierte er an der Universität Marburg. 1820 wechselte er an die Universität Göttingen. Hier wurde er am 26.04.1820 als stud. jur. in die Matrikel eingetragen.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 2, Nr. 5; ML Nr. 38; Ev.-luth. KG Hanau, TR Johanneskirche, Jg. 1800, S. 277, Nr. 153; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. phil. Heidelberg;
* 20.06.1789 in Koblenz, Kfstm. Trier;
+ 18.03.1852 in Heidelberg, Ghzt. Baden;
röm.-kath.;
Vater: C., Johann Philipp Alexander (1789 Hofrat an der kurfürstl. Hofkammer zu Koblenz, 1802 Regierungskommissar des kurtrierischen Bergwesens und Saynscher Hüttenkommissar, 1818 Haupteinnehmer und Inspektor der Rheinzölle);
Mutter: C. geb. von Krifft(enstein), Felicitas Perpetua;
Verheiratet mit: ?;

Carové war einer der bedeutendsten Vertreter der Urburschenschaft. Auf seine Initiative ging die Gründung der „Allgemeinen Burschenschaft“ in Heidelberg am 27.02.1817 zurück, die bedingt war durch ideologische und organisatorische Auseinandersetzungen mit der Heidelberger Teutonenpartei (vgl. ->Mühlenfels) und den Landsmannschaften. C. war der wichtigste ideologische Gegenspieler zu den Ideen der Gießener „Schwarzen“ um die Brüder FolIen. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Heidelbergs als Mitglied des Festausschusses teil.

Einquartierung: Postwagenmeister Zetschke (626)
Präsenzliste: 72/38
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 22

„Meine Kindheit fiel in die Unruhen des Krieges am Rhein, die meine Eltern nöthigten, auszuwandern“. Die Familie lebte zuerst in Frankfurt a. M. und Hanau. C. erhielt Privatunterricht durch einen französischen Geistlichen. Später kehrte er mit den Eltern in das französisch gewordene Koblenz zurück. Die in der Jugend gewonnenen Eindrücke, vor allem die Achtung vor der französischen Nachbarnation und deren Leistungen auf politischem und philosophischem Gebiet, wie auch gleichzeitige Einflüsse der deutschen Romantik, haben Carovés weiteres Leben in starkem Maße bestimmt und legten die Grundlage für seine späteren Bemühungen um Verständnis und Verbreitung der französischen Philosophie in Deutschland.

Von 1799 (1801?) bis 1806 war C. Schüler des Koblenzer Gymnasiums „École secondaire“. Hier wurde er u. a. von Joseph Görres (Lehrer in Literaturgeschichte), der ihm zum Vorbild wurde, erzogen. Anschließend war er Student der L‘école de droit in Koblenz. Hier erhielt er gründliche Kenntnisse des neuen französischen Rechts, die ihm der bekannte Übersetzer des Code civil, Franz von Lassaulx (1781-1818), Schwager von Görres, vermittelte. Mit dem akademischen Grad eines Lizentiaten der Rechte (Licencie en Droit) trat er 1809 zu einer Zeit in den Staatsdienst, als das französische Herrschaftssystem auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Zunächst Advokat am Appellationsgericht in Trier, hier 1811 Conseiller-Auditeur, wechselte er auf Wunsch des Vaters 1811 zur Zollverwaltung. Im Dienste der napoleonischen Kontinentalsperre wurde C. Zollkontrolleur des Rheinzoll-Erhebungsamtes in Zutphen, später Kontrolleur in Leer (Ostfriesland). Vor den anrückenden russischen Truppen zog er sich 1814 nach Köln und Koblenz zurück. Jetzt trat er in preußische Dienste und war als Kontrolleur in Krefeld, Gernsheim bei Worms und Andernach tätig. Da C. musisch und literarisch interessiert war, sagte ihm die nüchterne Verwaltungsarbeit beim Zoll wenig zu. 1816 erhielt er auf eigenen Wunsch von der preußischen Regierung einen langfristigen Urlaub.(1)

Die Jahre der Befreiungskriege hatten auch bei Carové unter Beibehaltung der Achtung vor den französischen Leistungen, die Hinwendung zu einem gefühlsbetonten, literarisch-künstlerisch orientierten deutschen Patriotismus gebracht. Hierbei war der Einfluss seines einstigen Lehrers Görres bedeutsam. Er nahm jetzt Verbindungen auf zu den Brüdern Boisseree und zu den Brüdern Grimm. Letzteren lieferte er 1813 Beiträge zu den „Altdeutschen Wäldern“ und 1816 zu den „Deutschen Sagen“. Auch erste selbständige poetische Versuche, die später auf Heinrich Heine Einfluss ausübten, fallen in diese Zeit. 1816 gab er gemeinsam mit Eberhard von Groote (1789-1864) einen für Kunstliebhaber bestimmten Almanach „Taschenbuch für altdeutsche Zeit und Kunst“ heraus.(2)

Am 21.04.1816 immatrikulierte C. als stud. phil. an der Universität Heidelberg. Hier wurde er zum begeisterten Schüler Hegels und einer der frühesten Anhänger der Hegelschen Philosophie(3).

Hegels Dialektik (Wechselwirkung alles Geschehens) bot C. die neue Plattform, um das bisher erworbene Bildungsgut (deutsche Romantik, Aufklärungsideen) historisch-idealistisch zu interpretieren, philosophisch auszuwerten, anzuwenden, und die Zeitereignisse in größerer Zusammenschau politisch-geistesgeschichtlich zu sehen. Er entwickelte sich zu einem bürgerlichen Intellektuellen, der alles verstehen, allem gerecht werden wollte: ein Mann des Friedens und des Kompromisses(4).

Während die Beschäftigung mit Hegels Philosophie die zukünftigen theoretisch-wissenschaftlichen Interessen Carovés beeinflussten bzw. bestimmten, wurden seine Teilnahme an der Burschenschaftsbewegung und am Wartburgfest zu äußeren Wendepunkten des Lebens. Burschenschaftliche Aktivität und philosophisch-politische Publikationen der Studentenjahre stempelten C. in den Augen der politischen Reaktion zum besonders gefährlichen Demagogen, wodurch er sein Berufsziel, die akademische Laufbahn des Hochschullehrers, nicht erreichen konnte. Stattdessen sah er sich am Ende der Studienjahre auf ein zwar äußerlich glattes, jedoch einsames Privatgelehrten-Dasein mit verhältnismäßig geringer gesellschaftlicher Resonanz abgedrängt.

Die von C. aufgebaute Heidelberger Burschenschaft stellte ideologisch einen eigenständigen Typ burschenschaftlicher Verbindungen dar: Überwindung der alten, rein partikularistisch orientierten Landsmannschaften bei gleichzeitiger Frontstellung gegen die deutschtümelnden Überspanntheiten der „teutonischen“ Richtung(5), von den studentischen Gegnern (zu Unrecht) als „kosmopolitisch“ zu diffamieren versucht. Grundauffassungen und Hauptgedanken Carovés als Urschenschafter(6).

Bürgerlich-optimistischer deutscher Patriotismus, schwärmerisch, stark intuitiv-geistig geprägt, ohne direkt konkret-politische Zielstellungen. Anerkennung der Vernunft als „Menschengeist“ und höchstes Vermögen der Menschheit; Glaube an den Fortschritt der „ganzen Menschengeschichte“, die „als eine immer fortschreitende Entwicklung der Vernunft begriffen werden“; muss. In der Gegenwart sei Zeit der „gesetzmäßigen Freiheit“ für alle Menschen gekommen, in der Vorrechte der Geburt und des Standes keine Berechtigung mehr haben(7). Ablehnung des Absolutismus, der die Staaten zum „Sterben“ bzw. „Dahinvegetieren“ verurteilt, „den einzelnen Gesamtheiten für ihren Kreis alle Wirksamkeit, alle Selbstbestimmung verweigert.“ Stellt als Ideal die Gemeinschaft allseitig gebildeter, frei und ungehemmt tätiger Persönlichkeiten in einer bürgerlich-demokratischen Gesellschaftsordnung auf; Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz. Das von den Bindungen des absolutistischen Staates freigewordene, durch selbständiges Denken und (Hegelschen) Philosophie zur Persönlichkeit gewordene Individuum erhält Lebensinhalt und -sinn durch Wirken für die Gemeinschaft. Volk und Vaterland sind Leitlinien, nach denen sich das Wirken des Einzelnen zu richten habe; Volk und Vaterland sind nicht Gegensätze zum Weltbürgertum, sondern Bestandteile der Menschheit, Zwischenglieder zur Menschheitskultur. - Für Deutschland habe (obwohl C. das Mittelalter stark romantisch-idealistisch verklärt) die neue Zeit, deren Höherentwicklung in der Gegenwart zu sehen ist, mit der Reformation im 16. Jh. begonnen(8).

Schlussfolgerungen für Studentenleben: Fortschreiten der Vernunft und „neuerwachter Volksgeist“ stellen neue, bisher unbekannte Forderungen an akademische Jugend. Wie die Jugend den „äußeren Feind“ (Napoleon) geschlagen habe, müsse sie auch „den innern, den verderblichsten Feind (Zwietracht und Spaltung) auszurotten sich feurigst bestreben.“ Studententum ist ein gesellschaftlich gerechtfertigter, in vieler Beziehung in sich autonomer Stand; verbindende Elemente sind deutsche „Bruderliebe“, Gleichheit aller Burschen und vernunftgebundene eigene Gesetzlichkeit. Studentenstand ist jedoch nicht mehr „frei“, ungebunden im Sinne historisch überholter Landsmannschaften, sondern bewusster Bestandteil des neuen Volksgeistes. Burschenschaft mit eigenem Leben und eigenen Gesetzen erzieht zum selbständigen Staatsbürger, ist jugendliches Abbild des Bürgerstandes und Vorbereitung auf denselben.

„Volksehre“ ist „allbestimmender Geist“ des Burschenstandes(9). Der Volksgeist „will, daß eine Liebe Uns Deutsche zu Brüdern verbinde, daß eine Ehre und ein Recht uns allen gemeinsam sey!“ Fordert einheitliche Burschenschaftsverfassung auf allen Universitäten, Einführung von studentischen Ehrengerichten, Abschaffung des „vernunftwidrigen“ Duellierens. Setzte sich für die Aufnahme von Nichtdeutschen in die Burschenschaft ein, lehnte deutschtümelnde Vorurteile, blind verallgemeinernde Franzosenfeindschaft sowie Antisemitismus ab: „Es möchte zu bedenken sein, ob die schönste Seite der deutschen Volkstümlichkeit nicht eben sei, das Recht (Gleichheit aller Menschen einschließlich der Juden) auch in den Fremden zu ehren“ (1818).

Auf dem Wartburgfest versuchte C. in der Ansprache vor einer Studentenversammlung am 19.10. seine philosophisch-historischen Gedanken populär zu machen. Er war der einzige Redner des Festes, der, von Ansätzen bei ->Riemann abgesehen, eine verhältnismäßig unbefangene und gerechte (allerdings philosopisch-idealistische) Würdigung der Französischen Revolution gab („Frühlingshauch“). C. erkannte den dialektischen Zusammenhang zwischen Revolution, deutscher Philosophie, Befreiungskriegen und studentischen Reformen. Aber seine Rede fand nur geringes Verständnis, da die geistigen Voraussetzungen bei der Masse der Studenten hierfür noch fehlten. Als C. tief beeindruckt vom Wartburgfest an die Heidelberger Universität zurückkehrte, scheint er sich der geringen Wirkung seines Auftretens bewusst gewesen zu sein. Er schrieb deshalb einen „Entwurf einer Burschenschaftsordnung und Versuch einer Begründung derselben“ (abgeschlossen 19.01.1818), die für die auf dem Fest beschlossene Studentenzeitung (vgl. ->Sartorius) geplant, nach deren Verbot als Sonderdruck erschien und Goethe gewidmet(10) wurde. Auch diese Arbeit Carovés blieb ohne große Resonanz in der Burschenschaft. Insgesamt, trotz gewisser organisatorischer Erfolge in Heidelberg, gelang es C. nicht, seine Gedanken und Ideen zum Gemeingut der Studentenschaft zu machen. Abschluss und letzter Höhepunkt der Burschenschafterzeit von C. wurde seine Teilnahme am Jenaer Burschentag 1818(11).

Auf Empfehlung von Hegel promovierte C. am 24.08.1818 in Heidelberg zum Dr. phil. („Über die Ehre und den Zweykampf“, Teilabschnitt aus dem „Entwurf einer Burschenschaftsordnung“(12)). Im Oktober 1818 folgte er Hegel an die Berliner Universität, immatr. am 11.11.1818, und wurde dessen Assistent „Repetitor“. Hier löste er sich aus dem Burschenschaftsleben. Die Ermordung Kotzebues durch Sand ergriff ihn jedoch sehr. Er unternahm sofort den Versuch, das Attentat als historische Erscheinung zu fassen und in dieser aufsehenerregenden Studie „Ueber die Ermordung Kotzebues“ (Eisenach, Sommer 1819) zu erklären: Ermordung Kotzebues ist Symptom der sich antithetisch gegenüberstehenden Äußerungen des absoluten und sich selbst bestimmenden Weltgeistes. Der von Kotzebue verkörperten Richtung „des sogenannten gesunden Menschenverstandes oder der sogenannten Aufklärung“ steht die durch Sand und die Philosophie von Fries vertretenen Richtung „des Gefühls und der Liebe“(13) gegenüber. Beide „Extreme des Gegensatzes, welcher die jetzige Zeit bewegt“, sind nach einem Zustand äußerster Spannung zum Durchbruch gekommen, und beide um ihrer Einseitigkeit Willen zu Grunde gegangen Dialektischer Gegensatz und Zusammenhang sowie Notwendigkeit der Überwindung beider Richtungen sei eindeutig erkennbar. Indem die Tat Sands dieser Erkenntnis zum Durchbruch verhelfe, sei sie ein zwar nicht bewundernswertes, wohl aber hoffnungsvolles Zeichen für den Übergang in eine neue, bessere Welt, die durch eine Synthese von Verstand und Gefühl gekennzeichnet sein werde (neue, auf Vernunft aufgebaute Religion der Liebe). Praktische Schlussfolgerungen: Herrschende Staatsmänner (= ältere Partei der Verstandesmenschen) müssten Einseitigkeit ihrer Auffassungen einsehen, erkennen, dass ihnen historisch notwendige neue Zeitrichtung entgegenstehe, sollten deshalb „verständig nachgeben“, um schlimmere Exzesse zu verhindern. Jüngerer Partei und Philosophie von ->Fries mangele es an vernünftiger Erkenntnis, ihr sei Einsicht nötig, dass es „größte Eitelkeit“ sei, sich über das ewige Gesetz der allgemeinen Menschenrechte durch Mord hinwegzusetzen.

Durch die Schrift über Kotzebue erschien C. in den Augen der burschenschaftlichen Freunde als Renegat, in den Augen der politischen Reaktion als Parteigänger eines Mörders. Es begannen für ihn administrative und polizeiliche Schikanen. Es wurde ihm verboten, weiter als Repetitor Hegels zu arbeiten, sein Antrag auf Habilitation an der Berliner Universität wurde durch den preußischen Kultusminister Altenstein am 03.06.1819 abgelehnt, und es erfolgte seine Versetzung nach Breslau. Hier wurde er als Schüler Hegels mit Misstrauen beobachtet. Im Sommer 1819 hielt C. seine Habilitationsvorlesung: „Über den Standpunkt der Philosophie und die Bedeutung ihres Studiums in der gegenwärtigen Zeit“, die sein Bekenntnis zu Hegel und Angriffe gegen die katholische Kirche beinhaltete. Seine Bewerbung um eine Breslauer Privatdozentur wurde ebenfalls durch das Berliner Ministerium abgelehnt, und es wurde ihm verboten, Vorlesungen in Preußen zu halten. 1820 begannen politische Verhöre. Daraufhin verließ C. Preußen. In Heidelberg (Baden) bewarb er sich um die Venia legendi. „Aus Rücksicht auf nicht unbekannte Verhältnisse“ wurde diese Bewerbung auch abgelehnt. Bis 1848 mehrfach unter geheime Beobachtung gestellt, war er seitdem als Privatgelehrter in Frankfurt a. M. tätig. Es folgte ein umfangreiches schriftstellerisches Wirken, das drei Hauptthemenkreise beinhaltete:

Veröffentlichungen gegen die christliche Religion und speziell die Katholische Kirche: Über alleinseligmachende Kirche, 1826; Die römisch-katholische Kirche im Verhältnis zu Wissenschaft, Recht, Kunst, Wohltätigkeit, Reformation und Geschichte, 1827; Was heißt römisch-katholische Kirche?, 1828, 2. Aufl. 1847. Diese Schriften wurden 1835 auf den Index librorum prohibitorum gesetzt.

Veröffentlichungen über neuere französische Philosophie: Religion und Philosophie in Frankreich, 1827; sympathisierte mit der idealistisch-eklektizistischen Richtung des Hegel-Anhängers Victor Cousin (persönliche Bekanntschaft 1817 in Heidelberg) und dem Saint-Simonismus; Der Saint-Simonismus und die neuere französische Philosophie, 1831; Der Messianismus, die neuen Templer und einige andere merkwürdige Erscheinungen auf dem Gebiet der Religion und Philosophie, 1834; (erste bedeutenderen deutschen Darstellungen des Saint-Simonismus. Unter Ablehnung der philosophischen Grundlagen Saint-Simons nach anfänglichem Schwanken Anerkennung von dessen sozialen Motiven und dessen Sozialkritik; später auch positive Würdigung der „freien Gemeinsamung“ Fouriers).

Veröffentlichungen zum Problem der bürgerlichen Revolution: Die drei ersten Jahre der französischen Revolution, 1833, 1835; Rückblick auf die Ursachen der französischen Revolution und Andeutung ihrer welthistorischen Bestimmungen, 1834; Genesis der Julirevolution, 1841; (Grundsätzliche Anerkennung der Berechtigung der Revolution in ihrer girondistischen Form, Ablehnung des Jakobinertums).

Nach jahrelangen theoretischen Studien hatte C. am Beginn des Alters Gelegenheit, die Theorien im politischen Tageskampf anzuwenden. Im Kölner Kirchenstreit 1837/38 übte er scharfe Polemik gegen die katholische Kirche (Papismus und Humanität, 1838); wurde Mitarbeiter der „Halleschen Jahrbücher“. Von dem ihm nahestehenden Arnold Ruge wurde er als Bundesgenosse begrüßt, blieb jedoch bei Religions- und Kirchenkritik stehen. Nach 1840 vermied er Angriffe auf den preußischen Staat und distanzierte sich vom Linkshegelianismus. Die Übersiedlung Caroves 1846 von Frankfurt a. M. nach Heidelberg brachte ihn in enge Berührung mit den politischen Vertretern des badischen Liberalismus, vor allem mit Gervinus, dem gefeierten Teilnehmer der Protestaktion der „Göttinger Sieben“. Am Vorabend der Revolution von 1848 vertrat er die Auffassung, dass die gegenwärtigen „Gewalthaber“ nicht mehr nur durch die „Macht des Geistes, sondern eben auch nur durch Gewalttaten“ belehrt werden könnten. Als Mitglied des Frankfurter Vorparlaments stand er, obwohl konstitutioneller Monarchist, in taktischen Fragen auf Seiten der Linken und forderte wie diese die für das Weiterführen der Revolution notwendige Permanenz des Vorparlaments. Mitglied der Paulskirchenversammlung war C. nicht. Seine Stellungnahme zur Revolution veröffentlichte er im Sommer 1848 in einer Broschüre „Souveränität der deutschen Nation und Kompetenz ihrer konstituierenden Versammlung“: Anerkennung der historischen Berechtigung der Revolution, Bejahung der Ausschaltung der bisherigen Regierungen der Bundesstaaten, Zustimmung zur Kompetenz der Paulskirchenversammlung. Seit der Zerschlagung des alten Reiches (1806) liege Souveränität allein beim deutschen Volk. Erkannte im Gegensatz zu seinen früheren Veröffentlichungen unter dem Eindruck der praktischen Erfahrungen der Revolution die Forderungen des „massengewaltigen vierten Standes“ als berechtigt an. Er blieb jedoch auf Grund seiner Überzeugung, dass konstitutionelle Monarchie beiden „Extremen“ (Monarchie - Republik) am besten entgegenkomme, bei seiner alten Vermittlerrolle und forderte auch in der Frage der nationalen Einheit den Kompromiss: deutscher Bundesstaat auf föderativer Grundlage.

Die Niederlage der Revolution erschütterte ihn schwer und ließ sein bisher noch vorhandenes Vertrauen auf den preußischen Staat schwinden. Seinen alten Prinzipien getreu trat er erneut gegen die siegreich gebliebene Kirche und deren Glaubenssätze auf.

In einer seiner letzten Schriften rechnete er noch einmal mit dem gesamten Christentum ab, das nur „Vorhalle“ einer künftigen „allgemeinen Menschheitsreligion“ sei (Vorhalle des Christentums oder die letzten Dinge der alten Welt, 1851).

Sein letztes Lebensjahrzehnt spannte den Bogen zur Studienzeit zurück. War er als Student für die Gleichberechtigung ausländischer und jüdischer Studenten eingetreten, trat er jetzt für die Gleichberechtigung der Menschen verschiedener Nationen ein. Seit den vierziger Jahren bemühte er sich als Mitglied der „British and foreign Anti-sclavery society“ um die völkerrechtliche Ächtung der Sklaverei. 1849 war er als Vertreter Deutschlands Vizepräsident des in Paris unter Victor Hugos Leitung tagenden dritten Friedenskongresses. Auf seine Initiative wurde der vierte Friedenskongress 1850 nach Frankfurt a. M. einberufen. C. trat jedoch noch im gleichen Jahre aus der Friedensbewegung aus, da sein Vorschlag verworfen wurde, die Forderung nach Frieden zwischen den Völkern nicht auf Selbstverteidigung und gerechte Befreiungskriege auszudehnen. Das Jahr 1850 brachte ihm aber auch nach eigener Aussage den „freudigsten Tag“ seines Lebens. Auf seine Anregung und Initiative verlieh die Heidelberger Universität einem amerikanischen Geistlichen, einem ehemaligen Sklaven, die Doktorwürde. Es war dies die erste Promotion eines Farbigen durch eine deutsche Universität.

Zwei Jahre später, 1852, verstarb Carové verhältnismäßig wenig beachtet, in Heidelberg.

Anmerkungen:

(1) C. erhielt 750 rheinische Gulden Wartegeld. Dieses wurde bis zu seiner Breslauer Zeit gezahlt und ermöglichte ihm das Studium. Später war sein Leben durch eine Erbschaft finanziell gesichert.

(2) Darin fand sich neben einer romantischen Geschichte und mehreren Gedichten u. a. eine programmatische Abhandlung von C. „Ansichten der Kunst des deutschen Mittelalters“, die von Görres sehr gelobt wurde. Hier entwarf er ein schwärmerisch-romantisches Idealbild der deutschen Vergangenheit.

(3) Hegel war im Herbst 1816 nach Heidelberg berufen worden. Er las über „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“, die er 1817 erstmals für die Studierenden publizierte.

(4) Losung als Student: „Friede und Freude“; wurde später bei seiner Tätigkeit in der Friedensbewegung auf Friede und Freude den Völkern erweitert.

(5) Als C. sein Studium in Heidelberg begann, hatten sich hier weder der alte landsmannschaftliche Komment voll behaupten, noch die neue teutonische Richtung siegreich durchsetzen können; letztere war im Gegenteil durch den Abgang von Mühlenfels und Jung geschwächt worden. Ideologisch-philosophisch war auch durch den Weggang von Fries, des Förderers der Teutonia, und der Berufung Hegels eine neue Situation in Bezug auf die weltanschauliche Erziehung der Heidelberger Studenten entstanden. Hegel war ein entschiedener Gegner der Philosophie von Fries.

(6) Arbeiten finden sich unter Quellen und Literatur aufgeführt.

(7) „Und überall regt es sich, und rascher pulsiert das Leben in allen Adern, und feuriger lodern alle Geister, wie Flammen, empor - denn nach Freiheit sehnt und drängt sich unser deutsches Volk, es hat genippt an dem köstlichen Becher voll Lebenswein.“

(8) Im 16. Jh. wurde „zum ersten Male ... mit Macht gerüttelt an dem morschen Gebäude der Autorität, des blos Herkömmlichen, des Aberglaubens. Die Vernunft, das höchste Vermögen des Menschen, begann zuerst wieder, nach langem lethargischen Schlummer, die leuchtenden Augen zu öffnen, und Alles, was ihr bisher blind aufgedrungen worden, mit ihrem eigenen Lichte zu beleuchten und ein Dunstbild nach dem andern in das Reich der Schatten hinabzublitzen“ (Rede 1817). Für C., dem Katholiken, wurden deshalb Konfessionsstreitigkeiten unwesentlich. Er feierte Luther auf der Wartburg als „geistigen Heros“.

(9) „Ist so uns die Volksehre der allbestimmende Geist geworden, haben wir uns in das Allgemeine hineingelebt und in ihm unser wahres Seyn und unsere Seligkeit gefunden, dann wird jede Arbeit uns leicht und zur Freude werden, weil sie unsere Kräfte für das Vaterland erweitert; dann wird das Bemühen, ein tüchtiger deutscher Staatsbürger und Wehrmann zu werden alles nichtige Treiben verdrängen, und die Theilnahme an Allem, was die Volksehre betrifft, betreffe es die Wissenschaft, Religion oder Staat und Kunst, - und das Besprechen hierüber an die Stelle geisttödender Zeitvertreibe treten. Dann erst dürfen wir uns mit Recht auch Deutschlands Burschen nennen, weil wir dann nicht nur Deutsche heißen, sondern sind.“ (Wartburgrede).

(10) Schrift wurde von C. Goethe anlässlich seiner Reise nach Jena zum Burschentag persönlich überreicht; Goethe nahm sie freundlich auf und ließ sich von C. über Hegels Philosophie referieren.

(11) Die Beratungen des Burschentages brachten für die Heidelberger Delegierten ebenfalls nur geringe Erfolge. Immerhin konnte C. einige Zugeständnisse erreichen, da zwei seiner wichtigsten Anliegen (Einführung von Ehrengerichten und Aufnahme von Ausländern) bis zum nächsten Burschentag (Herbst 1818) vertagt bzw. die Entscheidungen darüber den Einzelburschenschaften überlassen wurden.

(12) C. griff darin sehr scharf Fries an; Hegel betonte in seinem Gutachten, dass er die Arbeit vor allem wegen der gelungenen Widerlegung der Auffassungen von Fries zur Annahme empfehle!

(13) C. benutzte seine Schrift, um sehr scharf gegen Hegels Gegner Fries aufzutreten und mit der Gefühlsphilosophie von Fries grundsätzlich abzurechnen. Er ging soweit, der Philosophie von Fries die Hauptschuld und moralische Urheberschaft am Mord zuzusprechen.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 38; EQ Bl. 67; SfB S. 2, Nr. 22; GW Eintragung 15.10.1817; ML Nr. (39); WL Nr. 131; Carove, Rede am 19.Oktober 1817 auf der Wartburg ...; Frommann, Burschenfest, 5.49-65 (Abdruck der Rede von C.); Kieser, Wartburgfest, S. 45, Anm.; Keil, Wartburgfeste, S. 27; Bistumsarchiv Trier: Kath.KB Koblenz, Liebfrauen-KG, 560, 159, S. 303; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Berlin, Matrikel Nr. 173/9 (gelöscht lt. Senatsbeschluss 20.01.1820); UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Vol. l, Bl. 66; Sächs. LB Dresden, Handschriftenabteilung, Ms. Dresd. h 46, I, Nr. 60-70 (Briefe von C. an A. Ruge, 1839-41); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1704 (Spezialakte C.); Abt. 233, Nr. 1161, Bl. 11-25 (u. a. Lebenslauf); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Vol. L, Bl. 102-104; Rep. 77, Tit. XXI, Litt. C, Nr. 2 (Spezialakte C. 1819-23). Carove, Erster Vortrag 1817; Carove, Rede gehalten am 19. Oktober 1817 auf der Wartburg; Carove, Drei Reden; Carove, Entwurf Urschenschafts-Ordnung; Carove, Ermordung Kotzebues; Rez. der „Ermordung Kotzebues“ in: Freimüthige Blätter, 1. Bd, Nr. 39-43, Jg. 1819, sowie die im Lit.-Verzeichnis angegebenen Werke. ADB, Bd. IV, S. 7 f.; Böhmer, Briefe, Bd. 1, S. 180; Dietz, Beiträge Heidelberger Studentenleben, S. 1-57; Dietz, Deutsche Burschenschaft Heidelberg, 5.14 f., 22 f.; Faber, Carove (mit Literatur- und Schriftenverzeichnis); Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., Bd. 9, S.222 f.; Goethe, Werke, Bd. 6, 5.195; Haupt, Folien, S. 37 ff., 100 ff., Hegel, Briefe, Bd. 11, S. 242, 253, 261, 263 f., 432 ff., 444, 455 ff., 476, 482; Bd. 111, S. 41, 47, 92, 118, 144, 164, 229, 243, 316, 373, 412, 429, 437 f., 458; Bd. IV, S. 175, 198; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 402 ff.; Koblenzer Heimatblatt, 4. Jg., Nr. 10 v. 12.3.1927; Kosch, Literatur-Lexikon, 2.Aufl., Bd. 1, S. 270; Lenz, Geschichte Universität Berlin, Bd. 11, 1, S. 53, 56 ff ., 97, 205, 291; NDB, Bd. 111, S. 154 (fehlerhaft); Neuer Nekrolog, Jg. 30, 1852, S. 193-196 (mit Schriftenverzeichnis); Nicolin, Hegel Heidelberg, S. 87-91 (mit Curriculum vitae); Ody, Cousin, S. 27, 63; Pagenstecher, Student in Heidelberg, S. 51, 56; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, 5.166; Bd. 11, 5.232, 247, 263, 271; Bd. 111, S. 13 f., 32, 388, 390; Bd. VI, S. 147; Bd. XII, S. 426; Schröder, Burschenturner, S. 200 ff.; Steiger, 1 Aufbruch, S. 91, 118-123, 158, 188, 202; Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, S. 2, 48, 64 ff.; Treitschke, Deutsche Geschichte, Teil II, S. 421 f. (fehlerhaft); Teil IV, S. 704; Wreden, Carove; Zober, Erinnerungen S. 32 f.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Unteroffizier im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17. bis 20.10.1817 in und bei Eisenach befand (Vgl. auch ->W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 73
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Ch. hielt sich zur Zeit des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 74
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Gw Eintragung 20.10.1817: „Charmoy Professor der Morgenländischen Sprachen in St. Petersburg.“ (Vgl. auch Alaman und Demange).

? in ?;
* ? in ?; 
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Major im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17. bis 20.10.1817 in und bei Eisenach befand. Ch. war auch Teilnehmer der Veranstaltung auf dem Wartenberg (vgl. auch ->W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 75
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) In der Matrikel Univ. Königsberg nicht gefunden. Lt. GStA München, Best. NA IV, Nr. 7730 (1), Bl. 2, war Ch. geborener Bayer.

Qu. u. Lit.:

SfB, S. 13: „Major im 9t. Kögl. Preuß. Infanterie Regiment als Königsberger Student“(1); ML Nr. 40; Keil, Wartburgfeste, S. 33-34 (Erinnerungen von Zober).

stud. jur. Kiel;
* 23.09.1799 in Kiel, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 21.03.1859 in Kiel, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: Ch., Caspar Diederich (1765; + 1831, Polizeimeister und Senator, später Justizrat);
Mutter: Ch. geb. Wasmuth, Friedericia Maria (1767-?);
Verheiratet mit: ?;

Christensen wurde am 21.04.1817 in Kiel immatrikuliert (nov.). Er wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: Meister Haupt (229)
Präsenzliste: 76/179
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 17

1818 gehörte C. dem Vorstand der „Holsatia“ an. 1819 wechselte er, von Kiel kommend, an die Universität Heidelberg, immatr. am 07.05.1819. Hier wurde er Mitglied der Heidelberger „Holsatia“. 1821 legte er seine juristische Staatsprüfung in Glückstadt ab. Später, ab 1832, war Ch. Universitätssyndikus und Quästor in Kiel, auch Gerichtshalter mehrerer Güter.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 179; EQ Bl. 76; SfB S. 2, Nr. 17; ML Nr. 41; WL Nr. 264; Ev.-luth. KG Kiel, GR Jg. 1799; SR Jg. 1859; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 63, Nr. 202; Achelis, Stammbuch Christensen; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 227; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 69.

stud. jur. Jena;
* 21.05.1794 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 15.06.1853 in Weimar, Ghzt. Sachsen-WeimarEisenach;
ev.-luth.;
Vater: C., Friedrich August (1753-1817, 1794 Buchbindermeister);
Mutter: C. geb. Glöckner, Anna Maria (ca. 1762-1837);
Verheiratet mit: ?;

Ciliax immatr. am 09.11.1815 an der Universität Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Polizeiinspektor Lorenz (186)
Präsenzliste: 77/99
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 3

1853 verstarb er als „Privatschreiber“ in Weimar.

Qu. u. Lit.:

PL S. lV, Nr. 99; EQ Bl. 75; SfB S. 2, Nr. 3; ML Nr. 42; WL Nr. 102; Ev. KG Weimar, TR Stadtkirche, Jg. 1794, S. 240; Jg. 1753, S. 78; UB Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 224; Auskünfte Ev. Kirchenbuchamt Weimar.

stud. jur. Marburg
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

In Marburg immatrikulierte am 03.11.1814 ein Henr. Guil. Claus, Ventershusa (?), Hass. [Nendershausen, Kfstm. Hessen]. Er nahm am Wartburgfest teil und war als Vertreter Marburgs Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 78
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 9, ein „Wilhelm Clauß, Annaburgensis. medic. studios.“ (Jena, 06.09.1816).

Qu. u. Lit.:

Kieser, Wartburgfest, S. 21: Claus (Es ist nicht sicher, ob diese Angabe stimmt. Vielleicht Cloeter?); Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Heer, Geschichte Marburger Burschenschaft, S. 50.

stud. theol Jena;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 79/105
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) Name auf der Primärquelle (Präsenzliste) schwer lesbar. In den Matrikeln Halle und Jena kein E. Clodner gefunden. Ob vielleicht identisch mit Hanow, Mitgliederverzeichnis Jenaer Burschenschaft, Nr. 72 (1815): Christian Wilhelm Kloetzner (Klötzner), stud. theol. Jena, geb. 18.11.1795 Monstab bei Altenburg, Sohn eines Pfarrers, gest. 20.7.1868 in Eisenberg als Superintendent und Kirchenrat?(R. Jauernig machte Steiger 1964 auf eine evtl. Identität mit Klötzner aufmerksam. Ein Vergleich der Unterschriften PL und UA Jena, BA 1666, bestätigte dann diese Vermutung.).

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 105; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest(1).

stud. theol. u. phil. Erlangen;
* 03.11.1795 in Schwarzenbach a. d. Saale, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 10.03.1883 in Emskirchen, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: C., Johann Gottfried (1741-?, 1795 Fürstl. Schönburgischer Amtsverwalter, später Besitzer eines Eisenhammerwerkes);
Mutter: C. geb. Frank(e), Anna Margaretha (1758-?);
Verheiratet mit: ?;

Cloeter wurde als Kind zuerst durch Jean Paul erzogen und besuchte dann wie ->Pausch das Gymnasium in Bayreuth. In der Familie herrschte eine franzosenfeindliche Stimmung. Der Vater war in der Jugendzeit preußischer Soldat gewesen. Sein Eisenhammer-Unternehmen war in Folge des französischen Sieges 1806 bankrott gegangen. Am 01.11.1814 immatrikulierte Cl. an der Univ. Erlangen al stud. theol. u. phil. Hier trat er zunächst der Landsmannschaft „Renonce“ (Bayreuther, Franke) bei, wurde aber dann Mitbegründer und führender Vertreter der ersten Erlanger „Teutonia“. In Erlangen und später in Jena gehörte er zu den vertrautesten Freunden von Sand. Er war starker Deutschtümler und Anhänger des Turnwesens von Jahn, zu dem er im Juni 1817 persönliche Beziehungen aufnahm (Besuch in Berlin). Gemeinsam mit Maßmann, Wangenheim und Zober wanderte („wallfahrtete“) er im Oktober 1817 von Berlin (war hier nicht immatrikuliert) nach Eisenach. Hier gehörte er zum Kreis der Mitwisser der geplanten Verbrennungsszene auf dem Wartenberg. Seiner ganzen Gesinnung nach wird er neben Maßmann als Hauptinitiator der Verbrennung angesehen werden können.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 80/303
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 2

Nach dem Wartburgfest, am 15.01.1818, immatr. er in Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft. 1818 erhielt er eine Berufung als Turnlehrer nach Tübingen. Er trat diese Stelle jedoch nicht an und wurde stattdessen Lehrer an dem bekannten burschenschaftsfreundlichen Dittmarschen Institut in Nürnberg. 1818 gründete C. einen Turnplatz in Hof, der 1821 durch bayrische Staatsstellen aufgehoben wurde. 1823 war er als Schullehrer und Hilfsgeistlicher in Schwarzenbach a.d.Saale tätig. 1824 kam er in München in Untersuchungshaft. Wie bei seinen Freunden Kandler und Zwanziger erstreckte sich die Untersuchung auf das Freundschaftsverhältnis zu Sand (Verdacht der Mitwisserschaft am Attentat auf Kotzebue), sowie auf eine evtl. Teilnahme am Jünglingsbund (vgl.u Wesselhöft). Am 11.05.1825 wurde er mangels Beweisen freigesprochen. Von 1839-1842 war C. Lehrer der Physik am Münchner Polytechnikum, anschließend 1843 bis zum Tode Pfarrer in Emskirchen.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 303: (ohne Angabe Studienort); EQ Bl. 68: stud. Erlangen; SfB S. 6, Nr. 2: stud. Jena; ML Nr. 43; WL Nr. 5; Zober, Erinnerungen, S. 31, 33; Ev.-luth. KG Schwarzenbach (Saale), GR Jg. 1795, Jg. 1758; Veh, Matrikel Gymnasium Bayreuth, III, S. 10; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; UB Jena, Matrikel; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 6, Nr. 87; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 2, Nr. 3; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 415 (nicht identisch mit Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 695 = Bruder); UB Jena, Nachlaß Fries (Brief von C. an F., Schwarzenbach 08.12.1820); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt H, Nr. 3, Bl. 42 (Stammbuchblatt für ->Haupt, Jena Ostern ) ehemalige Spezialakte über C. im DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. G, Nr. 5, ist verschollen); GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678(1); Best. MA IV, Nr. 7735, Bl. 10-12, 151 f. u. passim; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12550 (passim); Abt. 210, Nr. 12581 (passim); Cloeter, Erinnerungen; Geschichte Erlanger Burschenschaft, S. 211; Haupt, FolIen, S. 21, 40; Kolde, Universität Erlangen (passim); Müller, Sand, S. 61, 77; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 53 f., 68; Sand, Briefe; Schmidgall, Sand und Freunde, S .8, 13; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 121; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 21, 82; Cloeter, H., Verklungenes Leben. Geschichte einer Familie im Spiegel der Zeiten, 1960.

stud. theol. Jena;
* 15.10.1797 in Sonneborn, Fstm Lippe-Detmold;
+ 07.04.1875 in Lage, Fstm. Lippe-Detmold;
ev.-ref.;
Vater: C., Heinrich Wilhelm (1761-1826, 1796-1799 Pfarrer zu Sonneborn, 1800-1826 Pfarrer zu Schwalenberg);
Mutter: C. geb. Schönfeld, Johannette Amalie Catharine (1768-1806);
Verheiratet mit: ?;

Clüsener immatr. am 07.05.1817 an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 81/341
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 11

1819 wechselte er, zusammen mit seinem Landsmann Cronemeyer, nach Göttingen, hier immatr. am 22.10.1819. Als Nachfolger seines Vaters war C. von 1826 bis 1844 Pfarrer in Schwalenberg, ab 1844 Pfarrer und Superintendent in Lage.g

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 341; SfB S. 8, Nr. 11; ML Nr. 44; Ev.-ref. KG Sonneborn, KB (Vorname: Diedrich); Ev.-ref. KG Schwalenberg, KB Jg. 1806, Nr. 78; Jg. 1816, Nr. 6; Jg. 1826, Nr. 22; Jg. 1836, Nr. 20; ev.-ref. KG Lage, SR Jg. 1875, Nr. 43; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 466; Auskünfte Pfarrer Liebe, Schwalenberg (1957); Pfarrer Hein, Sonneborn (1969).

? in ?;
* ? in ?; 
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Ein Kaufmann aus Paris, der z. Zt. des Wartburgfestes 1817in Eisenach weilte.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 82
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817: „M. le Coeur Neg(ociant) de Paris a Paris“.

? in ?;
* 23.11.1775 in Ehrenbreitstein, Kfstm. Trier;
+ 04.10.1845 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Coudray, der bekannte Baumeister und Oberbaudirektor des klassischen Weimar, befand sich am 18. Oktober 1817 dienstlich in Eisenach. Er wurde so ein zufälliger Beobachter des Festes:

„Ich kann betheuern, auf der Wartburg selbst weder am Morgen noch während der Tafel (Festessen nach der Feierstunde auf der Wartburg, 18.10. mittags) nichts unziemliches weder gehört noch gesehen zu haben, doch erzählte man am andern Tage von starken Späßchen (gemeint ist die Verbrennungsszene auf dem Wartenberg), die am Abend auf dem Berg vorgefallen sein sollten, und später erfuhr ich noch Anderes von dieser ungewöhnlichen Studenten-Posse, und deren Gefährlichkeit für das Wohlergehen so mancher braven und vielversprechenden Söhne rechtlicher und höchst achtbarer Eltern.“

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 83
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Coudray, Lebensereignisse, S. 110.

? in ?;
* 1771 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 1835 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 84
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Li.:

Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 202, 211.

stud. cam. Jena;
* 04.03.1792 in Wallerstein bei Nördlingen, Fstm. Oettingen-Wallerstein; 
+ ? in ?;
röm.-kath.;
Vater: C., Wilhelm Christian Josef (Hofrat und 1792 „Camerae Aulic(us) Consiliarius“, ev.);
Mutter: C. geb. Klein, Johanna;
Verheiratet mit: ?;

Cramer immatr. am 23.10.1816 an der Universität Jena und trat der Jenaer Burschenschaft bei. Wie seine Landsleute ->Lesuire und ->Seiler studierte er als Stipendiat des Fürsten Ludwig zu Oettingen-Wallerstein in Jena. Und wie diese wurde er von dem ebenfalls aus Wallerstein stammenden Karl Ludwig von Knebel bei Goethe eingeführt. Gemeinsam mit Lesuire und Seiler nahm er auch am Wartburgfest teil und war mit ihnen am Abend des 18.10.1817 auf dem Wartenberg anwesend. Die drei Studenten verließen die abendliche Feier jedoch vorzeitig und wanderten bereits am Morgen des 19.10. wieder nach Jena zurück.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 85/299
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Um dem Verdacht staatsgefährdender Gesinnung zu entgehen, beeilten sie sich, in einem Bericht an den Fürsten zu Oettingen-Wallerstein vom 23.12.1817 zu versichern, von der Verbrennung literarischer Werke etc. „weder in Eisenach noch auf dem Wardenberg das Mindeste gehört noch wahrgenommen“ zu haben. „Eure Hochfürst. Durchleucht werden sich hieraus gnädigst zu überzeugen geruhen, daß wir von dem Verbrennen der Schriften etc. vorher nicht einmal das Mindeste erfahren, noch weniger aber dem Akt des Verbrennens selbst beigewohnt haben.“

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 299; EQ Bl. 67; WL Nr. 135; Kath KG Wallerstein, TR F VZ; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (22.10.1816): Wallershausen (irrtümlich als Heimatort!); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 391; Arch. Harburg-Wallerstein, I, XX, 4; Eberhardt, Goethe und das Ries, S. 24-27; Auskünfte V. v. Volckamer, Schloß Harburg; Tisovec, Okrsek Rimayska Sobota, Mittelslowakei), der bis 1820 Hilfsprediger im heutigen Jelfavska Teplica (Ostslowakei, damals im ungarischen Komitat Gömör), ab 1821 Pfarrer im heutigen Sivetice (Ostslowakei) war, wo er am 19.10.1835 starb. Ob mit Wartburgfestteilnehmer identisch?

stud. theol. Jena;
* in Hrusso(1), Komitat Gömör oder Trencsin, Kgr. Ungarn, Habsburgermonarchie;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter ?;
Verheiratet mit: ?;

Cramer immatr. am 26.09.1817 an der Universität Jena.

Einquartierung: Gasthof zum Anker (176)
Präsenzliste: 86
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ihm wies ->Feriencyik, ->Ruhmann u. a. ungarländischen Studenten wurde am 3.4.1818 das „Wohlwollen“ des österreichischen Kaisers für das „gesittete Benehmen“ beim Reformationsjubiläum ausgesprochen.(2)

Anmerkungen:

(1) Entweder H. im ungarischen Komitat Gömör, Bez. Rimeszombat (heute: Hrusovo, Okrsek Rimayska Sobota, Mittelslowakei) oder H. im ungarischen Komitat Trencsin (heute: Hruove, Okrsek Nove Mesto nad Vahom, Westslowakei).

(2) Lt. Kollars „Pamäti“, S. 198, haben sechs Ungarländer am Wartburgfest teilgenommen. Kollar nennt außer den vier auf der PL nachweisbaren Teilnehmern (->Feriencik, ->Kollar, ->Hoznek, ->Ruhmann) noch „Michaly“ (Michaelis), sowie einen „Transdanubius“. Falls- ->Cramer mit diesem „Transdanubius“ identisch sein sollte, so wäre „Hrusso“ wahrscheinlich nur der Wohnort 1817, da der Geburtsort „jenseits der Donau“ liegen müsste. Dr. S. Adamovic (Kraskovo, Okrsek Rimavska Sobote), der auf Anfrage freundlicherweise intensive Nachforschungen über M. Cramer anstellte, konnte weder in Hrusovo noch in Hrusové eine Geburtseintragung ermitteln. Gefunden wurde ein Martin Kramer, geb. 16.10.1788 in Tiszolcz (Theißholtz, Komitat Gömör (heute Tisovec, Okrsek Rimavaska Sobota, Mittelslowakei), der bis 1820 Hilfsprediger im heutigen Jelsavaská Teplica (Ostslowakei, damals im ungarischen Komitat Gömör), ab 1821 Pfarrer im heutigen Sivetice (Ostslowakei) war, wo er am 19.10.1835 starb. Ob mit Wartburgfestteilnehmer identisch?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 68: „Cramer - Jena“; WL Nr. 12; UB Jena, Matrikel: „Martin Kramer, Hung.“; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666, WS 1817/18: „Mart. Kramer, Theolog Ungarn Hruhso“; UA Jena, Best. A, Nr. 241, Bl. 6; Haan, Jena Hungarica; Mokos, Magyarorszagi tanulök; Revesz, Magyar törtenelmi tar, S. 236; Rosenbaum, Kollar auf der Wartburg, S. 538; Steiger/Köhler, Unbekannte Dokumente Völkerfreundschaft, S. 75, 116, 132.

stud. jur. Leipzig
* ? in ?;
+ ? in?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Cremer hat lt. Eintragung in der Präsenzliste als Leipziger Student am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 87/72
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) Weder in den ev.-luth. und ev.-ref. Geburtsregistern der Stadt Leipzig noch in den Matrikeln der Universitäten Leipzig und Halle gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 72 „Ad. Cremer Stud: jur. Lips.“(1).

stud. jur. Göttingen; 
* ? in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: C., Johann Adolph Otto (1800-1826 Amtsvoigt zu Scheeßel);
Mutter: C. geb. Dehlrich, Dorothea Henriette;
Verheiratet mit: ?;

Crome immatr. am 23.10.1814 an der Univ. Göttingen. Er gehörte der Landsmannschaft „Bramensia“ an. Als Vertreter Göttingens nahm er am Wartburgfest teil, war Mitglied des Festausschusses und Fahnenbegleiter beim Zug zur Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 88/246
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 2

Nach seiner Promotion zum Dr. jur. arbeitete er als Notar in Harburg bei Hamburg.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 246; SfB S. 11, Nr. 2; ML Nr. 45; Kieser, Wartburgfest, S. 21; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Meyer, Geschichte Scheeßel, S. 526 (Vater); Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 38.

stud. theol. Jena;
* 27.03.1798 in Langenholzhausen, Fstm. Lippe-Detmold;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: C., Simon Eberhard (?-1816, Amtsvogt);
Mutter: C. geb. Meyer, Charlotte Juliane (?-1814);
Verheiratet mit: ?;

Cronemeyer immatr. am 06.05.1817 in Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 89/340
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Wie sein Landsmann Clüsener wechselte er 1819 an die Univ. Göttingen, hier immatr. am 25.10.1819.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 340; Ev.-ref. KG Langenholzhausen, GR 1761-1809, S. 392, Nr. 27; SR 1810-1839, S. 27, Nr. 3; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 487.

stud. jur. Göttingen;
* 28.03.1798 in Barth, Prov. Pommern, Kgr. Preußen,
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: C. Johann Jakob Christian (?-1825, 1817 Schreib- und Rechenlehrer an der Stadtschule Barth);
Mutter: C. geb. Schumann, Maria Elisabeth (1761-1799);
Verheiratet mit: ?;

Cyrus immatr. am 31.05.1815 an der Univ. Greifswald und wurde Mitglied der Greifswalder „Vorpomerania“. Unmittelbar vor dem Wartburgfest wechselte C., von Greifswald kommend, an die Univ. Göttingen, immatr. am 13.10.1817, so dass durch C. indirekt auch die Univ. Greifswald beim Fest vertreten war (vgl. auch ->Gebhardi und ->Haselberg).

Einquartierung: Verwitwete Frau Krauss (242)
Präsenzliste: 90/198
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 7

Am 15.09.1818 immatr. C. an der Univ. Jena, trat aber der Jenaer Burschenschaft nicht bei.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 198; EQ Bl. 72; SfB S. 7, Nr. 7; ML Nr. 46; WL Nr. 245; Ev.-luth. KG Barth, TR Jg. 1798 Nr. 38; Jg. 1761 Nr. 61; SR Jg. 1825 Nr. 66, Jg. 1799 Nr. 94; UA Greifswald, Matrikel; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel.

D

stud. jur. Göttingen;
* 08.08.1797 in Versmold, Gft. Ravensberg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: D., Anton Daniel (1762-?, 1814 Kaufmann, 1816 Bürgermeister in Versmold);
Mutter: D. geb. Delius, Sophia Dorothea (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Delius immatr. als stud. jur. erstmals am 19.04.1814 an der Univ. Göttingen und trat der Landsmannschaft bei. Nach einer Studienunterbrechung (vielleicht war D. 1815 Kriegsteilnehmer) immatr. er am 18.05.1816 erneut in Göttingen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 91
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Auch nach dem Wartburgfest blieb D. Göttinger Landsmannschafter, 1818 war er Senior der Göttinger „Westfalen“.

Qu. u. Lit.:

SfB, S. 11; ML Nr. 47: (irrtümlich) stud. med.; Ev.-luth. KG Versmold, KB Jg. 1797; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 205-208.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Demange hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 92
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW, Eintragung 20.10.1817: „Demange, profeßeur de Langues Orientales à St. Petersbourg“. (Vgl. auch ->Alaman und ->Charmoy).

stud. med. Jena;
* 06.03.1799 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: D., Friedrich Gottlob (1765-1850, 1792 Gärtner, 1794 „Hofgärtner“ in Weimar, ab 1801 in Eisenach);
Mutter: D. geb. Frenzel, Justine Christiane Friedericke;
Verheiratet mit: ?;

Dietrich immatr. unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 25.10.1817, als stud. med. an der Universität Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 93/290
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 16

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 290: stud. med.; SfB S. 8, Nr. 16; ML Nr. 50; Ev.-luth. KG Weimar, TR Hofkirche S. 52; TrR Hofkirche S. 528; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18): stud. med.; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 501: (irrtümlich) stud. jur.; Balzer, Goethes Gärtnerbekanntschaften, S. 312 ff. (Vater); Auskünfte Stadtarchivar Matthes, Eisenach.

stud. jur. Jena;
* 10.02.1797 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg; 
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: D., Christian Gottfried Friedrich (Fürstl. Hohenloheohringischer Grenadier-Hauptmann);
Mutter: D. geb. Grabner, Juliana Carolina (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Dietzsch immatr. am 13.05.1816 an der Univ. Jena als stud. jur. Im Frühjahr 1816 wurde er hier Mitglied des „Schwarzen Ordens“ (vgl. ->Asverus), nach dessen Auflösung Mitglied der Jenaer Burschenschaft. Von 1817 - 1818 war er Ausschussmitglied.

Einquartierung: Wilhelm Heydenbluth (704)
Präsenzliste: 94/32
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 32; EQ Bl. 67; WL Nr. 136; Ev.-luth. KG Gotha, KB; UE Jena, Matrikel; UA Jena, Best. EA, Nr. 1666 (SS 1816); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 240; StA Weimar, Best. E, Nr. 2856 (85), Bl. 54; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, §§ 5-11.

stud. jur. Jena;
* 21.05.1795 in Lübeck, FrRSt. Lübeck;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: D., Hermann Karl (1771-?, 1795/1816 Gewürzkrämer in Lübeck);
Mutter: D. geb. Harmsen, Catharina Dorothea (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Dittmer immatr. am 25.04.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen. Kurz vor dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Jena, immatr. am 14.10.1817. Der Jenaer Burschenschaft trat er nicht bei.

Einquartierung: Kaufmann Cramer (136)
Präsenzliste: 95/146
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 146; EQ Bl. 68: Dittmar; WL Nr. 6; Ev.-luth. KG Lübeck; Genealogisches Register und Personenkartei Stadtarchiv Lübeck; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel.

stud. theol. Jena; 
* 27.05.1797 in Arnstadt, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen; 
+ 09.08.1858 in Arnstadt, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
ev.-luth.;
Vater: D., Johann Christian (1757-1826, 1799 Schwarzburg-Sondershausener Hof- und Regierungsadvokat in Arnstadt);
Mutter: D. geb. Dörge, Johanna Magdalena (1756-1822);
Verheiratet mit: ?;

Döbling war Schüler des Lyzeums in Arnstadt, 1817 Absolvent. Am 04.05.1817 immatr. er als stud. theol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Handelsmann Kehr (189)
Präsenzliste: 96/89
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von 1835-1840 war D. Erzieher (Elementarunterricht) der Prinzen Karl Günther und Leopold von Schwarzburg-Sondershausen. Ab 1840 arbeitete er als Lehrer für Naturwissenschaften, speziell Botanik, am Gymnasium Arnstadt, am Landlehrer-Seminar und an der Fortbildungsschule. Er verstarb 1858 als Gymnasialprofessor in Arnstadt.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 89; EQ Bl. 75; WL Nr. 103; Ev.-luth. KG Arnstadt, GR Jg. 1797 Nr. 72; Seelenregister II d, S. 287; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 570: (irrtümlich) Dübling; Krahmer, Döbling; Kroschel, Beiträge Geschichte Arnstädter Schulwesen, 1891, S. 14; Auskünfte F. W. Lappe, Kirchenbuchführer Arnstadt.

? in ?;
* 1771 in Pommern;
+ 1827 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Dorsch wurde 1808 Stabs-Kapitän im 9. Infantrie-Regiment, 1813 Major und Kommandeur des Ersatz-Bataillons. 1814 wurde er ins aktive Regiment zurückversetzt und 1815 zum Obrist-Leutnant befördert. In der Schlacht bei Ligny befehligte er das 2. Bataillon des Regiments. Obrist-Leutnant im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infanterieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17. bis 20.10.1817 in und bei Eisenach befand (Vgl. auch -> W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 97
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach der Rückkehr des Regiments in die Garnison wurde er 1818 als Oberst pensioniert.

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: (Hinter der Eintragung von D. und ->Neumann befindet sich folgende spöttische, wohl studentische Eintragung von fremder Hand) „Da diese beide Herrn nur gewöhnt sind auf Qoße zu sitzen so mußte ihnen der Weg nach der Wartburg sehr sauer und schwer werden.“; Bagensky, Geschichte 9. Infantrie-Regiment, S. 111, 211, 231, 245, 247; Beilagen (S. 7, 14, 17, 22, 26, 51).

stud. med. Gießen;
* 27.10.1797 in Bessungen bei Darmstadt, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ? (1819 Regimentsarzt);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Düring war Schüler des Gymnasiums in Darmstadt. Mit 18 Jahren nimmt er als Kriegsfreiwilliger in der hessischen Armee am Feldzug von 1815 teil. Am 08.05.1816 immatr. er als stud. med. an der Univ. Gießen. Hier war er Angehöriger der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“. Am Wartburgfest nahm er als Angehöriger des patriotischen „Darmstädter Freundeskreises“ (vgl. ->Beck)(1) und als Vertreter der Gießener „Schwarzen“ (vgl. ->Buri) teil. Er versuchte hier wie ->Beck und ->Mühlenfels für die „Nationaladresse“ an den Bundestag zu werben.

Einquartierung: Wilhelm Heydenbluth (704)
Präsenzliste: 98/364
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 20

1818 war er sehr aktiv für die Sammlung von Unterschriften zur Einführung einer Verfassung im Ghzt. Hessen tätig (vgl. ->Beck, ->Sartorius). Wien ->Härlin, ->Rödiger und ->Scheidler nahm er starken Einfluss auf die Gründung bzw. Festigung der Burschenschaft in Freiburg i. Br. D. bemühte sich auch im Sinne der „Schwarzen“ 1818 um das Zustandekommen eines Solidaritätsfonds, um bei evtl. politischen Verfolgungen Gesinnungsgenossen die Emigration zu ermöglichen.

Vom 19.05.1819 bis 01.03.1820 war D. in Berlin immatrikuliert. Hier war er Verbindungsmann zwischen südwestdeutschen politischen Freunden (->Sartorius) und den Berliner patriotischen Kreisen um Buchhändler Georg Andreas Reimer (vgl. ->Jung).

Im Rahmen der preußischen Verhaftungswelle wurden am 07.07.1819 Dürings Papiere beschlagnahmt. Eine Verhaftung erfolgte nicht, aber er wurde im Juli und August 1819 und im Januar 1820 mehrfach verhört (vgl. ->Jung, ->Plehwe, ->Rödiger und ->W. Wesselhöft). Als ein von preußischen Staatsstellen gefürchteter Rebell, der „mit fast allen wegen schlechter politischer Tendenz verdächtigen Individuen in näheren und zum Theil sehr genauen Verhältnissen“ steht(2), wird D. am 21.2.1820 aus Preußen ausgewiesen(3).

Nach seiner Übersiedlung nach Göttingen promovierte D. am 10.4.1820 zum Dr. med.(4) Später finden wir ihn als Emigrant in Frankreich. ->Dürre traf ihn als praktischen Arzt in Lyon.

Anmerkungen:

(1) Weitere Wartburgfestteilnehmer des „Darmstädter Freundeskreises“ außer ->Beck und ->Düring waren ->Hessemer, ->Kahl, ->Lette, ->Sartorius, ->Winter.

(2) So im Bericht des Regierungsbevollmächtigten an der Berliner Universität, Friedrich Schultz, an den Kultusminister Altenstein, 30.01.1820.

(3) Die Berliner Universität, selbst in Abwehrstellung gegen staatliche Eingriffe (vgl. ->Wangenheim), stellte D. trotz der ihr bekannten Ausweisungsverfügung kein ungünstiges Abgangszeugnis aus.

4) Lt. Auskunft UA Göttingen (1970) ist das Thema der Diss. aus den Promotionsakten nicht ersichtlich.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 364; EQ Bl. 67; SfB S. 1, Nr. 20; ML (Nr. 42); WL Nr. 136; UA Gießen, Matrikel (Geburtsdatum und -ort nach UA Gießen, Militärkirchenbücher Darmstadt 1802 durch Kriegseinwirkung im 2. Weltkrieg vernichtet); UA Gießen, Matrikel; UA Berlin, Matrikel, Nr. 477/9; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 48, Nr. 10; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. I, Bl. 65-67, 72; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1705; Abt. 233, Nr. 1668; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 9, Bl. 39 u. 146; Rep. 77, Tit. XX, Nr. 2, Vol. l, Bl. 30-37 (Lebenslauf); Haupt, FolIen, S. 11, 37, 50, 94, 125; Lenz, Geschichte Univ. Berlin, Bd. 11, 1, S. 51, 56 f.; Leo, Jugendzeit, S. 175, 196, 234; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 29; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 20, 44, 83; Simon, Erinnerungen, S. 33; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 126.

stud. theol. Jena;
* 30.11.1796 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ 23.02.1879 in Weinheim, Ghzt. Baden;
ev.-luth.;
Vater: D., Johann Friedrich (ca. 1754-?, Kgl. Hofschneidermeister);
Mutter: D. geb. Hartung, Margaretha Sophia Friederica (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Dürre war neben ->Riemann, ->Maßmann, ->Scheidler und ->Rödiger 1816-1818 einer der wichtigsten führenden Vertreter der Jenaer Burschenschaft und darüber hinaus der bedeutendste studentische Agitator und Organisator des Jahnschen Turnwesens in Mitteldeutschland.

Ab 1805 war D. Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster. Hier wurde er ab 1810 durch Friedrich Ludwig Jahn erzogen und von diesem ideologisch entscheidend geformt. Er gehörte bald zum engsten jugendlichen Freundeskreis um Jahn. Als sechzehnjähriger Sekundaner meldete D. sich 1813 als Kriegsfreiwilliger zum Lützower Jägerkorps, an dessen Aufbau, innerer Festigung und Erziehungsarbeit er einen wichtigen Anteil hatte. Vom 01.03.1813-31.05.1814 gehörte er als Oberjäger dem Lützower Jägerkorps an und nahm an den Gefechten bei Gadebusch (erschütterndes Erlebnis von Theodor Körners Tod) und Mölln teil.

Nach Rückkehr vom Feldzug und Abschluss der Schulzeit am 15.04.1815 mit der Reifeprüfung studierte er als stud. theol. vom 20.04.1815 bis 29.04.1816 an der Berliner Universität. Zur Errichtung bzw. zum Aufbau von Turnplätzen wurde er von Jahn 1815 nach Friedland (Mecklenburg) und Ostern 1816 zusammen mit ->Maßmann nach Jena gesandt. Gemeinsam mit ->Maßmann immatrikulierte D. am 09.05.1816 an der Universität Jena und wurde Vorturner auf dem 1816 gegründeten Jenaer Turnplatz der Burschenschaft.

In Jena war er Schüler der Theologen Johann Philipp Gabler (vgl. ->Gabler) und Heinrich August Schott (1780-1835), ferner u. a. von ->Fries, Heinrich Luden und ->Kieser(1). 1816 - ,1817 war D. Mitglied des Ausschusses, 1817 Vorstandsmitglied der Jenaer Burschenschaft und Initiator des Wartburgfestes(2). Als einer der wenigen Studenten besaß er den Mut zur Unterzeichnung der „Grundsätze und Beschlüsse“ des Wartburgfestes (vgl. ->Riemann).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 99/6
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 18

Im Frühjahr 1818 kehrte er nach Berlin zurück (Exmatrikulation in Jena am 21.03.1818). Hier bereitete er sich auf die Abschlussprüfung vor, war aber auch weiterhin führend in der Turnbewegung tätig und Mitautor des ersten Turnbuches 1818/19.

Nach dem Verbot der Turnplätze in Preußen am 31.03.1819 bemühte sich D. um eine Lehrerstelle. Durch Vermittlung seines ehemaligen Studienfreundes Friedrich Heinrich Ranke (1797-1876) und dessen Bruder Leopold konnte er am Privat-Unterrichts-Institut des Professors Wagner in Frankfurt a. d. Oder eine erste Anstellung finden.(3) Am 13.07.1819 erfolgte hier in Abwesenheit von D. eine widerrechtliche Beschlagnahme seiner Papiere.(4) Die Eröffnung der Untersuchung wurde verschleppt, die ersten Verhöre erst im Mai 1820 in Berlin durchgeführt, nachdem bereits im Februar 1820 der Kultusminister Altenstein das Verbot einer Anstellung Dürres im öffentlichen Dienst ausgesprochen hatte. Es folgte eine fünfjährige Untersuchung, die sich auf seine Tätigkeit als Turner und Burschenschaf ter sowie auf die Freundschaftsbeziehungen zu Jahn erstreckte. Während der Untersuchungszeit war er weitgehend mittellos und hatte nur geringe moralische Hilfe durch die Freunde (1819 Verhaftung Jahns, Untersuchung gegen ->Maßmann). Am 26.01.1824 erfolgte unter entehrenden Bedingungen ein Urteilsspruch in erster Instanz, am 15.01.1825 ein Freispruch in zweiter Instanz.

Der Prozess brach Dürres Willen zur politischen Aktivität. Da er es ablehnte, ideologisch staatsgefügiger Theologe bzw. Lehrer zu werden, erhielt er keine Anstellung im staatlichen Schuldienst.(5) Es folgten Jahre eines ärmlichen, ziellosen Wanderlebens, in denen D. gezwungen war, sich seinen Lebensunterhalt durch die oft entwürdigende Tätigkeit eines Hauslehrers bei Adligen und neureichen Bourgeois zu verdienen (Busow bei Anklam 1820/21, Nürnberg 1826, München 1827, Nürnberg 1827 - 1829).

Das Jahrzehnt zwischen 1819 und 1829 wurde für D. nach den Jahren als Lützower Jäger und Student eine Zeit des Überganges ins bürgerliche Leben, aber auch eine Zeit seelischer Krisen. Er wandte sich resigniert von jeder unmittelbar politischen Tätigkeit ab (vgl. auch ->Heyfelder), z. B. den radikal kleinbürgerlich-demokratischen Tendenzen im „Hoffmannschen Bund“. Er distanzierte sich jedoch auch ebenso eindeutig von den zum staatstreuen Neopietismus überschwenkenden ehemaligen Jugendfreunden(6). D. entwickelte sich zu einem politisch gemäßigten kleinbürgerlichen Demokraten. Der als Burschenschaftsstudent gefaßte Entschluß, Volkserzieher zu werden, erhielt durch das erzwungene Privatlehrer-Dasein sozialen Bezug, formte sich zur Erkenntnis des Elends der Volksmassen und der Klassengegensätze(7). Der Abschluss dieses Lebensjahrzehnts war gekennzeichnet durch erste Ansätze neuer politischer Aktivität. An der Vorbereitung des als Nationalfeier geplanten 300-jährigen Jubiläums von Dürers Todestag am 06.04.1828 in Nürnberg war D. aktiv beteiligt(8).

Der „inneren“ folgte die äußere Emigration. Durch ->Maßmanns Vermittlung wurde er ab 1829 Lehrer und später Professor für deutsche Sprache und Turnen am Gymnasium in Lyon (Frankreich)(9). Diese Jahre in Frankreich, 1829-1848, brachten die Abkehr Dürres von allen noch vorhandenen Zügen der Deutschtümelei. Kenntnis und Achtung französischer bürgerlicher Kultur führten zu Bemühungen, Vermittler deutsch-französischer Wechselseitigkeit zu werden(10)(vgl. ->Carove). Er sympathisierte mit den deutschen „Junghegelianern“, es war ihm jedoch nicht möglich, deren Hinwendung zum Atheismus zu akzeptieren. Das Erlebnis der Arbeiterunruhen in Lyon (1831-34) und vor allem der Julirevolution führten D. zu vertieften sozialen Einsichten. Er erkannte die Forderungen der Arbeiter und der „Sozialisten“ auf Umwandlung der Gesellschaft als berechtigt an(11), war jedoch ein Gegner der „communistischen Tendenzen, besonders seit sie atheistisch geworden“.

Im Bereich des Schulwesens wurde er ein Wegbereiter für die Einführung von Realfächern in den Unterricht. Er forderte eine demokratische Volksschulbildung und war ein Vorkämpfer für „Kleinkinderschulen“ (Kindergärten). Er bejahte, wenn auch kritisch im einzelnen, die Schulreformpläne von Diesterweg, Fröbel, Middendorf und Langenthal.

Seit Beginn der vierziger Jahre (Thronwechsel in Preußen, Rehabilitierung von Jahn(12)) kam es zu einer Vertiefung der Kontakte mit alten deutschen Freunden. 1842 fand ein Zusammentreffen mit Maßmann und anderen in Straßbourg statt. D. veröffentlichte einen „Gruß und Anspruch den Wartburgsgenossen von 1817“.

1848 kehrte D. nach Deutschland zurück. Im Alter arbeitete er schriftstellerisch über pädagogische Fragen, trat als Gesinnungsgenosse von Diesterweg für die Verbesserung des Volksschulwesens ein und rief zu gemeinsamen Aktionen der Volksschullehrer auf. 1871 begrüßte er die Reichseinheit, blieb unzufrieden mit den sozialen Verhältnissen Deutschlands, fand jedoch keinen Weg zur revolutionären Arbeiterbewegung. In der Reichsgründung sah er die Erfüllung eines Jugendtraumes seiner Studentenjahre und wurde deshalb ein Verehrer Bismarcks.

Anmerkungen:

(1) Luden und ->Kieser, beide Freunde und Verehrer Jahns, hatten die ersten Anregungen zum Errichten eines Jenaer Turnplatzes gegeben und von Jahn Vorturner erbeten.

(2) Vgl. dazu Dürre, Aufzeichnungen, S. 189: Er habe bereits im Frühjahr 1816 mit Halleschen „Teutonen“ auf einer Wanderung nach Jena den Gedanken einer Zusammenkunft deutscher Burschen besprochen, ein Gedanke, „den sich ->Maßmann angeeignet hat“. Dürre, in allen Dingen, die ihn persönlich betrafen, ein sehr bescheidener, zurückhaltender Mensch ,erhob gegen die „Aneignung“ ->Maßmanns (der sich im Gegensatz zu D. gern wichtig machte) keinen Einspruch. Vgl. zur Problematik des „ersten Gedankens zum Wartburgfest“ und den Anteil Jahns daran vor allem Schröder, Burschenturner, S. 181-186, Steiger, Aufbruch, S. 80-82.

(3) D. hatte mit F. H. Ranke in Jena studiert (immatr. 17.05.1815); Leopold Ranke, der spätere berühmte Historiker, war 1819 ebenfalls Lehrer in Frankfurt a. d. Oder.

(4) Die Art und Weise der Beschlagnahme war widerrechtlich, denn sie fand ohne Anwesenheit eines Richters und ohne Protokollaufnahme statt. Selbst das mit der Beschlagnahme der Papiere beauftragte Regierungspräsidium in Frankfurt a. d. Oder mußte zugeben: „Der Inhalt der Papiere scheint uns sehr unschuldig zu seyn und rechtfertigt die gewaltsame Maasregel nicht“ (Bericht nach Berlin, 15.07.1819). Obwohl Dürre, der z. Zt. der Beschlagnahme nicht in Frankfurt gewesen war, mehrere Eingaben an die Regierung und das Ministerium richtete, erfolgte keine Rückgabe der Papiere und nicht einmal eine Mitteilung über die Verdachtsgründe, die zur Beschlagnahme geführt hatten.

(5) D. lehnte es z. B. ab (Ende Juli 1824), dem „Angebot“ des Leiters des preußischen Volksschulwesens, Oberschulrat von Beckedorff, nachzukommen: „Sie (Dürre) haben in einer der Regierung keineswegs genehmen Richtung mit Energie und Ausdauer gearbeitet, es muß uns daran liegen, Sie auch in unserem Lager mit derselben Energie wirken zu sehen.“

(6) Z. B. von F. H. Ranke, 1826 Pfarrer in Rückersdorf bei Nürnberg.

(7) „Was will der Kaufmann? Geld verdienen ... Soll der Mensch denn so unendlich viel schaffen und arbeiten nur für sich? ... Wie wirkt nun der Kaufmannsstand auf das Volk? ... Furchtbare Beschreibung der Baumwollenweberei und der Arbeiter, um der feinen deutschen oder französischen Dame auf dem Balle ihr luftiges Gewand zu geben.“

(8) D. vermied es allerdings, sich an der Werbung für einen nationalen Künstlerverein zu beteiligen und politisch zu exponieren.

(9) Durch den Arzt Lortet eingerichtete Schule, von liberalen Kreisen des französischen Bürgertums unterstützt.

(10) Z. B. 1842 in Straßbourg Plan der Gründung einer „Société encyclopedique des bords du Rhin“.

(11) „Ich weiß nicht, was ich über die Hülfslosigkeit der Philosophen sagen soll, die auch nicht Einen Blick auf das Elend der Armen werfen, nicht Ein Mittel anzugeben wissen, um das moralische Leiden zu mindern, das nothwendig aus Noth und Verzweiflung entstehen muß. Ich bin keineswegs Communist, aber ich erkenne mit allen Sozialisten die Möglichkeit einer Umformung der menschlichen Gesellschaft nach den Grundsätzen der Gleichheit und Gerechtigkeit.“

(12) Jahn ehrte nach seiner Rehabilitierung Dürre durch einen öffentlichen Gruß: „Schreiben an einen Freund in Frankreich“ (Beilage zur Leipziger Allgemeinen Zeitung, Nr. 349 vom 14.l2.1840).

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 6; EQ Bl. 67; SfB S. 11, Nr. 18; GW Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 52); WL Nr. 133; Kieser, Wartburgfest, S. 25, 27; Keil, Wartburgfeste, S. 50; Ev.-luth. KG Berlin, TR Berlin-Dorotheenstadt, Jg. 1796, S. 955/13; TrR Jg. 1786, S. 828/7; Arch. Graues Kloster Berlin, Inscriptions-Buch Bd. IV, Nr. 151b; UA Berlin, Matrikel Nr. 295/5; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 317; UB Jena, Nachlaß Fries, Bd. V, Bl. 242-259 (Briefe an F., 1818-1840); Stammbuch 1 von Heinrich Netto (Eintragung Mitte Oktober 1816); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1705; Abt. 233, Nr. 1668a; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. I, Bl. 109-117, 152 f.; Rep. 77, Tit. XXI, Litt. D; Nr. 1 (Spezialakte 1819-1825); GStA München, Best. MA IV, Nr. 7704 (1), Bl. 19; Best. MA EV, Nr. 7735, Bl. 127 f., 153-159; Best. MA IV, Nr. 7678 (1); StA Schwerin, Best. Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 228-239; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, S. 39 1/2. Dürre, Aufzeichnungen; Dürre, Jahn und Wartburgfest; Bechstein, Berthold der Student (passim); Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1813/14, S. 43; Dürre, Anregung Wartburgfest; Haupt, FolIen, S. 36; Jahn, Briefe (Register, passim); Karpe, Wartburg, Nr. 48; Keil, Geschichte jenaisches Studentenleben, S. 366, 388; Kiltz, Dürre; Quellen und Darstellungen, Bde E, IE, III, V, VE usw. (Register, passim); Schröder, Anteil Turner, Teil EI, S. 106; Schröder, Burschenturner (Register, passim); Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 128; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 211; Steiger, Aufbruch, S. 80, 103, 193 f.; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 11, 48; Warnecke, Berliner Studenten.

E

stud. theol. Erlangen;
* 17.02.1798 in Kitzingen, Hst. Würzburg;
+ 19.03.1866 in Nördlingen, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: E., Paul Canut (1770-1840, ab 1795 Pfarrer in Kitzingen, 1808-1818 Pfarrer, dann auch Schulrat in Würzburg, später Konsistorialrat und Dekan zu Dittenheim);
Mutter: E. geb. Meyer, verw. Barthels, Johanna Elisabeth (1766-1827);
Verheiratet mit: ?;

Ebermayer besuchte die Lateinschule in Kitzingen und war später Schüler des Gymnasiums in Würzburg. Am 09.11.1815 immatrikulierte er als stud. phil. an der Universität Würzburg. 1816 wechselte er an die Universität Erlangen und immatrikulierte hier am 05.11.1816 als stud. theol. In Erlangen war E. führender Vertreter der „Teutonia“. Er gehörte zum Freundeskreis um ->Sand. Auf dem Wartburgfest war er als Vertreter Erlangens Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Meister Ranis (675)
Präsenzliste: 100/50
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 5

Nach Rückkehr vom Wartburgfest bemühte E. sich in Erlangen um den Aufbau einer neuen Burschenschaft, am 05.12.1817 wurde er ihr Mitglied („Arminia“). 1818 kehrte er zum Abschluss seiner Studienzeit wieder an die Univ. Würzburg zurück und wurde auch hier Mitglied der Burschenschaft. Später war er Dekan und Hauptprediger zu Nördlingen, wo er 1866 verstarb.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 50; EQ Bl. 67; SfB S. 6, Nr. 5; ML Nr. 54; WL Nr. 139; Ev.-luth. KG Kitzingen, TR Jg. 1798, S. 67; TrR Jg. 1795, S. 21; Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch, S. 92 f.; UB Würzburg, Matrikel; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 8, Nr. 126; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 5, Nr. 18, S. 27, Nr. 173; Kolde, Univ. Erlangen, S. 195, 205, 563; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 80; Schmidgall, Sand und Freunde.

stud. jur. Jena;
* ? in ?, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Ebert immatrikuliert am 14.04.1817 als stud. jur. an der Universität Jena und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Polizeiinspektor Lorenz (186)
Präsenzliste: 101/141
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In Rostock immatrikuliert am 30.8.1818 ein Heinrich Ernst Ludwig E., stud. jur., aus Gadebusch.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 141; EQ Bl. 69 u. 75; WL Nr. 119; UB Jena Matrikel: „Carol. Frid. Ebert. Megap.“; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 386; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 59 (Jena, 10.09.1817).

stud. med. Kiel;
* 12.01.1796 in Glückstadt, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: E., Johann Christian Diederich; (1743-1798, Schloss- und Garnisonsprediger zu Glückstadt);
Mutter: E. geb. Kirchhoff, Cathrina Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Eckhoff immatrikulierte am 27.04.1817 (wie ->Behre) als stud. pharm. (nov.) an der Universität Kiel.

Einquartierung: (118)
Präsenzliste: 102/185
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er wechselte später zum Medizinstudium und promovierte 1822 in Kiel zum Dr. med. Nach dem Studium war er als praktischer Arzt in Eckernförde und ab 1828 als Landarzt auf der Insel Föhr tätig.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 185; EQ Bl. 76; WL Nr. 273; Ev.-luth. KG Glückstadt, TR Schloß- u. Garnisongemeinde Jg. 1796, S. 28, Nr. 2; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Lübker-Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. I, Nr. 270.

? in ?;
* 1769 in ?;
+ 1848 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Egloffstein war z. Zt. des Wartburgfestes Landrat und Stadtkommandant zu Eisenach, Obrist des Landsturms und Vizepräsident der Weimarer Landesdirektion Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 103
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

E. schätzte in seinem Bericht an den Ghz. Karl August (Eisenach, 20.10.1817) wie sein Vorgesetzter ->von Motz den Festverlauf als positiv ein.

Qu. u. Lit.:

Kieser, Wartburgfest, S. 31; Kühn, Wartburgfest, S. 47, 102 f.; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 106.

? in ?;
* ? in ?;
+ in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Ehrhard weilte zur Zeit des Wartburgfestes in Eisenach. Dr. phil. Erfurt.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 104
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817: „Ehrhard, Dr. phil. Erfurt“.

Kaufmann in Eisenach
* 1784 in ?;
+ 1852 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Eichel war Mitbegründer der Eisenacher Kammgarnspinnerei. Er erlebte das Wartburgfest als Eisenacher Bürger mit.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: ?
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 202, 211; Auskunft Stadtarchiv Eisenach, Matthes; DBI - 271, 301-302.

stud. med. Leipzig;
* 16.09.1796 in Benshausen bei Schleusingen, Kfstm. Sachsen;
+ 19.12.1857 in Wettingen, Schweiz;
ev.-luth.;
Vater: E., Johann Christoph (1744-1827, Hammermeister, Besitzer einer Hammerschmiede);
Mutter: E. geb. Wild, Anna Elisabeth 1766-1804);
Verheiratet mit: ?;

Elster war ab 1809 Schüler der Gymnasien in Freiberg (Sachsen) und Schleusingen. 1813 erlebte er mit großer Erschütterung in Freiberg den Rückzug der bei Großgörschen geschlagenen russisch-preußischen Truppen.(1) Er schloss sich als Kriegsfreiwilliger einem österreichischen Regiment an und geriet in einem Gefecht bei Chemnitz in französische Gefangenschaft. Hier wurde er zwangsweise als Dolmetscher eingesetzt. Nach gelungener Flucht bei Stadtilm kehrte er nach Benshausen zurück. Sein Eintritt als Kriegsfreiwilliger in das Lützower Korps scheiterte am Widerstand des Vaters, der auf Abschluss der Schulausbildung drängte.

Musikalisch begabt, wandte sich E. bereits in Freiberg der Volksmusik zu und schrieb erste kleinere Kompositionen. Auf Anordnung des Vaters ließ er sich 1816 als stud. theol. an der Universität Leipzig immatrikulieren, wechselte jedoch noch im gleichen Jahr zum Medizinstudium. Dem eigenen Wunsch, ein Musikstudium aufzunehmen, durfte er nicht folgen. In Leipzig wurde er zunächst Mitglied der „Franconia“, dann, im Sommer 1817, Mitbegründer und Senior der “Thuringia“ und führte ein ungezügeltes Studentenleben. Als Delegierter der Leipziger Landsmannschaften nahm er am Wartburgfest teil (Linstedt). Hier lernte er Wesen und Ziele der Burschenschaften kennen. Er war auch Teilnehmer der Verbrennungsszene.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 106
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Mit Jenaer Hilfe (->Haupt, ->Keller usw.) und nach Auflösung der „Thuringia“ wurde unter besonderer Anteilnahme von E. eine Leipziger Burschenschaft gegründet (07./12.6.1818). Hier war er kurze Zeit Vorstandsmitglied. Enttäuscht, nicht die erwartete Führerrolle spielen zu können und abgestoßen von den „altdeutschen“ Übertreibungen, trat er aber aus der Leipziger Burschenschaft aus. Wegen einer Schlägerei wurde er mit dem Consilium abeundi bestraft. Daraufhin wechselte er an die Universität Jena, und wurde am 19.01.1819 immatrikuliert. Der Jenaer Burschenschaft trat er nicht bei, es folgte ein Rückfall in das alte Bummelleben. Nach Sands Attentat verließ er aus Furcht vor Repressalien am 02.04.1819 Jena mit dem Ziel, nach Südamerika auszuwandern und sich dem Befreiungskampf Kolumbiens (Bolivar) anzuschließen. In Paris als Vagabund aufgegriffen, wird er in die französische Fremdenlegion gepresst und auf Korsika stationiert. Nach mehreren Fluchtversuchen erwirkten Freunde im Februar 1821 seine Entlassung. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland immatrikulierte er 1821 als stud. med. an der Universität Würzburg. Von hier musste er wegen Teilnahme an einem Duell erneut fliehen. Noch im Jahre 1821 schloss er sich in Stuttgart der Philhellenenbewegung an und ging über Marseille nach Griechenland. Als Stabs-Arzt und Doktor-Major des Philhellenen-Bataillons war er einer der wenigen Überlebenden der Schlacht bei Peta (16.07.1822). Nach wechselvollem Abenteuerleben kehrte er 1823 enttäuscht nach Frankreich zurück und verdiente sich als Musiker seinen Lebensunterhalt. 1825 war er Musiklehrer am Lehrerbildungsinstitut Lenzburg bei Baden (Aargau/Schweiz). Nach dem Tode des Vaters kehrte er 1827 in die thüringische Heimat zurück. Durch Heirat mit Rosine Margarete Bohlig (1801-1833) führte er für einige Jahre ein wirtschaftlich gesichertes Leben als Gast- und Landwirt in Benshausen, Hildburghausen und Haubinda. Daneben war er als Schriftsteller und Komponist(2) tätig. Freundschaft verband ihn mit Ludwig Bechstein in Meiningen, der ihn zur Herausgabe seiner Lebenserinnerungen „Fahrten eines Musikanten“ (1837) veranlasste und ihm in seinem „Berthold der Student“ (1850) ein Denkmal setzte. E. erwarb sich Verdienste um die Pflege der Volksmusik und des Chorgesangs.(3) Nach dem Tode seiner Frau erneut mittellos, wandte er sich der Bühne zu und war Kapellmeister an verschiedenen Theatern. 1840 war er Kapellmeister in Zürich, ab 1846 Musikprofessor am Lehrerseminar in Lenzburg und Wettingen (Aargau/Schweiz). Hier erwarb er sich ebenfalls als Komponist, Dirigent und Musikpädagoge Verdienste um die Pflege der Schweizer Folklore(4). Politisch blieb er kleinbürgerlicher Demokrat. Er verstarb 1857 als Musikdirektor des Lehrerseminars in Wettingen.

Anmerkungen:

(1) „Ein namenloses Gefühl von Schmerz erfüllte mich und das Gefühl der Vaterlandsliebe loderte wie ein Opferbrand in meinem Herzen auf.“

(2) Außer den Jugenderinnerungen z. B. Autor des Romans „Die Alte von Livadostro“, Frankfurt a. M. 1844; Oper „Richard und Blondel“ (Uraufführung Meiningen 1835) usw.

(3) Z. B.: Sechs Lieder für Männerchöre, 1. Heft, Hildburghausen 1830 (hierin u. a. das bekannte Reiterlied des Tübinger Burschenschafters Wilhelm Hauff „Morgenrot, leuchtet mir zum frühen Tod ...“).

(4) Schweizerische Volks-Gesangsschule, Theoretisch-praktisches Lehrbuch für Lehrer und Lernende, Baden 1846; Gesangbuch für die Gemeindeschulen des Kantons Aargau, 3. Abt., Aarau 1856.

Qu. u. Lit.:

Elster, Fahrten eines Musikanten, 2. Aufl., Teil I, S. 75-82; Ev.-luth. KG Benshausen, TR Jg. 1796 Nr. 39; SR Jg. 1804 Nr. 39; Jg. 1827 Nr. 30; UA Leipzig, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Elster, Bataillon Philhellenen; Elster, Fahrten eines Musikanten; Elster, Neue Fahrten; ADB, Bd. VI, S. 72 f.; Barth/Kehrig-Korn,Philhellenenzeit (possim); Bechstein, Berthold der Student, Bd. I, S. 330; Bd. II, S. 214; Bruchmüller, Anfänge Leipziger Burschenschaft, S. 10 ff., 15, 22, 38, 45, 47 ff. , 51; Dieterich, Philhellenen, S. 4; Haupt, Frommann und Bechstein, S. 34, Anm. 7; Leonhardt, Leipziger Burschenschaft, S. 9, Anm. 2, S. 22; NDB, Bd.; Rothe, Thüringer Liederkomponisten, S. 3 ff.; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 104, 129; Stephenson, Episoden Studentenlied, S. 130.

stud. jur. Jena;
* 20.12.1797 in Thalitter, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 25.11.1867 in Darmstadt, Ghzt. Hessen;
?;
Vater: E., Ludwig August (1765-1842, Bergrat und Professor in Gießen, später Hofkammerrat);
Mutter: ?;
Verheiratet: ?;

Emmerling wurde am 17.03.1815 an der Universität Gießen als stud. jur. et cam. immatrikuliert. Er war 1815 Mitglied des „Germanenbundes“ und 1816 Angehöriger der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ („Schwarzer“). Am Beginn des SS 1817 wechselte er nach Jena, immatrikulierte am 01.05.1817. Hier war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft und gehörte 1817-1818 dem Ausschuss an(1). E. war der erste „Schwarze“, der in Jena studierte, ohne jedoch zunächst Einfluss auf die politische Zielstellung der führenden Vertreter der Jenaer Burschenschaft gewinnen zu können. 1817/18 schloss er Freundschaft mit Haupt, beeinflusste ihn stark und gewann so erste Anhänger der republikanischen Richtung.

Einquartierung: Conrad Habbicht (284)
Präsenzliste: 107/87
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im Frühjahr 1818 kehrte er gemeinsam mit ->Buri nach Gießen zurück. Im Sommer 1818, bereits Hofgerichtsrat im Staatsdienst, beteiligte er sich aktiv am Kampf um die Einführung einer Verfassung im Ghzt. Hessen (->Beck). Seine Berufstätigkeit nutzte er, um angeklagte politische Freunde zu verteidigen. 1819 erreichte er als Verteidiger im Prozess gegen seinen Gesinnungsgenossen Friedrich Wilhelm Schulz einen sensationell wirkenden Freispruch(2). 1821 verteidigte er seinen ehemaligen Studiengefährten ->Sartorius. 1832/34 und 1847/48 war er Anhänger der liberalen Opposition und Mitglied der 2. Kammer des Hessischen Landtags. 1848 wurde er Ministerialrat der Justiz in Heinrich von Gagerns hessischem Ministerium, Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung. Hier vertrat er die Partei der Erbkaiserlichen (rechtes Zentrum, „Augsburger Hof“). 1849 Mitglied der Gothaer Versammlung, wurde er später im hessischen Justizdienst schließlich noch General-Staatsprokurator.

Anmerkungen:

(1) Charakterisierung von E. als Student durch Leo, Jugenderinnerungen: „Emmerling war ... eine sehr einfache und dabei nach allen Seiten präcise, kurzentschlossene Natur, die gar kein Federlesens machte und auf Nebensachen nirgends ein Gewicht zu legen schien.“

(2) Friedrich Wilhelm Schulz (1797 Darmstadt - 1860 Hottingen/Schweiz), Leutnant im Großherzoglich-Hessischen Leibgarde-Regiment, führender Vertreter der Oppositionsbewegung in Hessen („Darmstädter Freundeskreis“), schrieb 1819 das „Frag- und Antwortbüchlein über Allerlei was im deutschen Vaterland besonders Noth thut“, die erste und bedeutendste revolutionäre Flugschrift in Deutschland nach 1815, Vorläufer des „Hessischen Landboten“. Im Prozess zwar freigesprochen, musste er jedoch seinen Dienst als Garde-Offizier quittieren. Später wegen seiner oppositionellen Schriften („Deutschlands Einheit durch Nationalrepräsentation“ 1832, „Testament des deutschen Volksboten“ 1833) zu fünf Jahren Festung verurteilt, aus der er 1834 entfloh und nach Frankreich, später in die Schweiz emigrierte. Freund von Georg Büchner und Gottfried Keller, 1836 Privatdozent in Zürich. 1848 Rückkehr nach Deutschland, Mitglied des Vorparlaments, der Nationalversammlung („Westendhall“) und des Stuttgarter Rumpfparlaments, danach erneut in die Schweiz emigriert. Biographie Sch. durch Walter J.  Grab (Univ. Tel-Aviv) in Vorbereitung.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 87; EQ Bl. 75; WL Nr. 104; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 45, Nr. 9; S. 48, Nr. 12; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena, Auf., S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 367; Burschenschafterlisten a. a. O.; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1706; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 22; Rep. 77, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 3, Bl. 43; GStA München, Best. MA IV, Nr. 7678 (5); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 12546, S. 26; Emmerling, Verteidigung Schulz; Schulz, Frag- und Antwortbüchlein; Haupt, FolIen, S. 11, 37, 42, 72 f., 75, 144, 155; Leo, Jugendzeit, S. 195, 199 ff.; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 68; Scriba, Lexikon Schriftsteller, Bd. I, S. 91 f.; Bd. II, S. 206; Wentzcke/Klötzer, Liberalismus Vormärz, S. 447 f.; Quellen und Darstellungen Bd. I, S. 104; Simon, Erinnerungen, S. 33, 44, 50.

F

stud. theol. Erlangen;
* 12.12.1797 in Erlangen, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 30.06.1866 in Würzburg, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Ernst Ehregott (1755-1825, 1781 Privatdozent für Geographie in Halle, 1786 a. o. Professor in Jena, 1794 Prof. für Geographie in Erlangen);
Mutter: F. geb. Eckardt, Susanne Charlotte (1757-1829);
Verheiratet mit: ?;

Fabri besuchte das Gymnasium in Erlangen. Seine Erziehung im Elternhaus war theologisch rationalistisch, so dass er als Kind, wie er später oft erzählte, „alles christlichen Unterrichts entbehrt und die Bibel ein ihm schier unbekanntes Buch geblieben sei.“ Trotzdem begann er mit dem Studium der Theologie und wurde am 31.10.1814 in Erlangen immatrikuliert.

Er war ein Kind von acht Jahren, als die preußischen Truppen aus dem bis dahin preußischen Erlangen zur Schlacht bei Jena ausrückten und das französische Militär einzog. Im Elternhaus herrschten während der Franzosenzeit ein gewisser deutscher Patriotismus und die Hoffnung auf Veränderung der politischen Zustände. Das blieb nicht ohne Einfluss auf den begabten Knaben. 1813 erhielt er die Erlaubnis zum Eintritt in ein Freikorps, doch kam das geplante Er langer Korps infolge des Pariser Friedens von 1814 nicht mehr zum Kriegseinsatz. Ursprünglich Landsmannschafts-Renonce, trat er im WS 1816/17 der neuen Erlanger „Teutonia“ bei und gehörte zum Freundeskreis um ->Karl Ludwig Sand. Bereits während der Studienzeit zeichnete er sich durch seine Rednergabe aus, wurde verschiedentlich zu Aushilfspredigten herangezogen und feierte u. a. 1815 in einer Festansprache die Wiederkehr des Siegestages der Schlacht bei Leipzig.

Einquartierung: Meister Nicolaus Brückner (162)
Präsenzliste: 108/133
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 1

Nach dem Abschluss der Studien trat er zunächst in den Lehrerberuf, der seinen damaligen Neigungen offenbar mehr zu entsprechen schien als die Tätigkeit des Geistlichen und der den burschenschaftlichen Zielen nach Volkserziehung am besten entgegenkam. Es folgte eine kurze Tätigkeit als Lehrer an der Lateinschule in Neustadt a. d. Aisch. Bereits mit 21 Jahren wurde er 1818 Professor am Progymnasium in Schweinfurt, nachdem er noch vorher zum Dr. phil. promoviert hatte („De iis, quae de immortalitate senserint veteres Hebraei“). In Schweinfurt wurde er auch häufig zum Predigtamt herangezogen. Hier vollzog sich, vor allem beeinflusst durch den Erlanger Pfarrer und Professor Krafft, Fabris Hinwendung zum Supranaturalismus und zur Offenbarungsgläubigkeit, die allerdings bereits durch die gefühlsbetont-mystische Richtung der Sandschen „Teutonia“ vorbereitet gewesen sein mag. F. wurde allerdings kein starrer Orthodoxer und wird als Vertreter der Vermittlungs- und Erweckungstheologie im Sinne von Johann August Wilhelm Neander (1789-1850) und Friedrich August Tholuck (1799-1877) anzusprechen sein, die seine Lieblingsschriftsteller waren. 1828 folgte der Übertritt ins geistliche Amt als Pfarrer der St. Salvator-Kirche in Schweinfurt. 1830 wurde er Ehrenbürger von Schweinfurt. Im gleichen Jahr als Pfarrer nach Bayreuth berufen (Spitalkirche), war er hier der erste Vertreter des Supranaturalismus. 1836 ging er als Dekan nach Würzburg, wo er bis zu seinem Tode lebte. In diesem alten katholischen Bischofssitz bemühte er sich um Festigung bzw. Vergrößerung der erst seit wenigen Jahrzehnten bestehenden und noch verhältnismäßig schwachen evangelischen Gemeinde. Das scheint zu Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche geführt zu haben, wobei auch die Auswirkungen des Kölner Kirchenstreites (1837/38) eine Rolle spielten. Durch Errichtung neuer evangelischer Schulen in Würzburg sowie als Inspektor der evangelischen Schulen in Unterfranken blieb er seinem ursprünglichen Lehrerberuf auch weiterhin verbunden.

Über seine politische Einstellung der späteren Jahre ist nichts bekannt, doch wird er wohl nur sehr bedingt dem bürgerlichen Liberalismus zuzurechnen sein. In der nationalen Frage scheint er großdeutsch gedacht zu haben. Er erlebte noch kurz vor seinem Tode die Auflösung des Deutschen Bundes (14.06.1866) und sah dem kommenden „Bruderkrieg“ mit Ablehnung und Sorge entgegen. Er starb 1866 als Kirchenrat in Würzburg.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 133; EQ Bl. 69; SfB S. 4, Nr. 1; ML (Nr. 55) WL Nr. 196; Ev.-luth. KG Erlangen-Neustadt, Jg. 1794; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschenschaft, S. 10, Nr. 150; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 5 Nr. 20, S. 28 Nr. 176; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 129; Blätter der Erinnerung; Kolde, Universität Erlangen, S. 190, 563; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 68.

stud. jur. Leipzig;
* 13.11.1798 in Chemnitz, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Carl; Advokat und Senator in Chemnitz (1790);
Mutter: F. geb. Jünger, Johanna Henrietta (1769-?);
Verheiratet mit: ?;

Falke immatr. am 27.09.1816 als stud. jur. an der Univ. Leipzig.

Einquartierung: Meister Rinck (39)
Präsenzliste: 109/68
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatr. am 16.11.1818. In Leipzig schloss er am 27.09.1820 sein Studium ab. Später war er als preußischer Justizrat in Zehden a. d. Oder (jetzt Cedynia, Polen) tätig.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 68: Falcke; EQ Bl. 75: Falke; GW Eintragung 15.10.1817: Falcke; WL Nr. 71; Ev.-luth. KG Chemnitz, KB Jg. 1798/573/170: Falke; ebd. 1769/287/30; UA Leipzig Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. theol. Jena;
* 05.12.1793 in Altsohl (Zolyom), Kgr. Ungarn, Habsburgermonarchie;
+ 28.07.1855 in Kronstadt, Kst. Österreich; 
ev.-luth.;
Vater: F., Juraj;
Mutter: F. geb. Krsak, Sofhia;
Verheiratet mit: ?;

F. besuchte die Schulen zu Neusohl, Schemnitz und Pressburg. Am 04.10.1816 an der Universität Jena immatrikuliert, wurde er der gesellige Mittelpunkt der hier studierenden zahlreichen Ungarländer, speziell des bedeutenden slowakischen Freundeskreises. Seine Jenaer Studienfreunde waren u. a. Josef Pavel Safarik (1795-1861, in Jena imm. 27.10.1815-08.05.1817), Jan Chalupka (1791-1871, in Jena imm. 26.4.1816), Jan Blahoslav Benedikti (1796-1847, in Jena imm. 15.04.1817) sowie die Wartburgfestteilnehmer Jän Kollär, Martin Cramer, Tullius Aurelius Johannes Hoznek, Friedrich Michaelis und Johannes Ruhmann.

Wie für alle Angehörigen des Jenaer ungarländisch-slowakischen Freundeskreises gewann auch für F. die Jenaer Studienzeit besondere Bedeutung. U. a. war er ein aufmerksamer Hörer des Historikers Heinrich Luden und Lorenz Oken. Das Erlebnis der Burschenschaft und des Wartburgfestes waren bestimmend für die Herausbildung seines eigenen slawisch-slowakischen Nationalgefühls.

Einquartierung: Frau Geheimrätin von Bechtolsheim (13) (363)
Präsenzliste: 110/310
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Auf Anregung Goethes, dessen Bekanntschaft er im Hause Karl Ludwig von Knebels (1744-1834) in Jena machte, betrieb F. neben seinem Theologiestudium intensive mineralogische und meteorologische Studien. Er wurde 2. Sekretär der Ungarn bei der Jenaer Mineralogischen Gesellschaft, deren ordentliches Mitglied er auch nach der Studienzeit blieb. Sein enges Verhältnis zu Goethe zeigte sich z. B. darin, dass dieser ihm zum Abschluss der Studienzeit (15.04.1818) ein Exemplar von „Hermann und Dorothea“ mit eigener Widmung schenkte. Auf der Rückreise in die Heimat im Mai 1818 machte Feriencik in Bayern die Bekanntschaft Jean Pauls.

In Banska-Bystrica war er zunächst Kaplan bei dem Superintendenten Adam Lovich, später ev.-luth. Pfarrer in Sudica sowie Konsenior und Senior des Komitats Gömör in Jolsva, wo er 1855 an der Cholera starb.

Neben seiner Tätigkeit als Theologe war er - Anregungen Goethes folgend - auch in seiner Heimat als Meteorologe tätig und galt bei seinen Landsleuten als Prophet des Wetters.

Feriencik gehörte zu den bürgerlich-slawischbewussten Slowaken der Kollar-Generation. Zu Kollars großer Volksliedersammlung (1834/35) lieferte er mehrere Beiträge. Ferner schrieb er auch (wahrscheinlich unter dem Pseudonym „Elias Tibiscanus“) in deutschen, speziell Leipziger Zeitschriften Artikel über ungarische kirchliche Verhältnisse und wirkte im Interesse und im Sinne des Gustav-Adolf-Vereins, den er 1851 in Hamburg um materielle Unterstützung für arme ungarländische (slowakische) Gemeinden bat. 1842 war er Mitglied der bekannten slowakischen Delegation an den kaiserlichen Hof in Wien. 1850 entstand seine Denkschrift Ideen für die künftige Gesetzgebung, die „Wünsche und gerechten Ansprüche der ungarischen Protestanten betreffend“ (Wien 1850).

Als charakteristisch für seine Haltung darf sein Wort gelten: „Wir lieben zwar das Leben, aber wir wollen es opfern für das Leben des Volkes.“

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 310: „Ferientsek“; EQ Bl. 72; WL Nr. 246; UA Jena Best. A, Nr. 241, Bl. 6; Ev.-luth. KG Zvolen (Slowakei), KB Jg. 1793, S. 81, Nr. 138; UB Jena, Matrikel: „Ferientzek’’ UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17): „Ferientsek“; Revecz, Magyar törtenelmi tär, S. 236; Ev.-luth. Pfarramt Jelsava (Slowakei), Protokol Canonica visitatio, 1824; UB Jena, Handschriftenabteilung, Stammbuch Dorothea Ferberin, Bl. 43 (Eintragung Jena, 28.03.1818); Gyula Mokos, Goethe es egy jenai magyar diak; Kollär, Vyklad, S. 239; Peukert, Slawen Donaumonarchie, S. 78, 82, 86, 93, 94, 104, 105 f.; Peukert, Beziehungen Slowaken Jena, S. 334; Schröer, Goethe und Kandidat Ungarn; Valjavec, Josephinismus, S. 76; Wurzbach, Lexikon Österreich, Teil 4, S. 186 f.; Auskünfte Koloman Zachar, Ev. Bischofssekretär Zvolen, Slowakei; Ev. Pfarrer Karol Sutoris, Jelsava, Slowakei.

stud. jur. Jena;
* (get). 22.04.1798 in Friedland, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Friedrich (Postmeister und Senator);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Fischer wurde am 17.10.1816 an der Universität Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei. Er war einer der sieben Studenten, die sich durch ihre Unterschrift zu den „Grundsätzen und Beschlüssen“ des Wartburgfestes bekannten. F. ist nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Theodor Christian Bernhard (get. 12.06.1793 in Friedland), der am 20.04. und 21.05.1812 in Göttingen immatrikulierte. Er gehörte 1815 der Jenaer Burschenschaft an. Seine Teilnahme am Wartburgfest ist aber unwahrscheinlich.

Einquartierung: Kameralist Bohl (662)
Präsenzliste: 111/31
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 31; EQ Bl. 67; WL Nr. 141; Keil, Wartburgfeste, S. 50; Ev.-luth. KG Friedland, KB St. Marien, TR Jg. 1798, Nr. 16; Jg. 1796, Nr. 5 [Standort: (Fotokopien) Mecklenburgisches LHA Schwerin]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 310; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 60 (Jena, 13.09.1817).

stud. jur. Jena;
* 16.02.1796 in Liebenstein, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: v. F., Friedrich Ludwig (1769-1834, Erb- und Gerichtsherr zu Liebenstein, 1796 Sachsen-Meiningischer Kammerjunker und Hauptmann);
Mutter: v. F. geb. von Uttenhoven, Amalie Charlotte Karoline (1777-?);
Verheiratet mit: ?;

Fischern wurde am 07.05.1817 in Jena als stud. jur. immatrikuliert. Er war Mitglied der Burschenschaft, ohne jedoch besonders hervorzutreten. F. ist nicht identisch mit dem am 28.04.1815 in Jena immatrikulierten August von F., könnte aber identisch sein mit Adolph v. F., der von 1819-1821 in der Forstakademie Dreißigacker nachweisbar ist.

Einquartierung: Meister Schellenträger (117)
Präsenzliste: 112/196
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 196; EQ Bl. 76; SfB S. 1 4; ML (Nr. 57); Ev. KG Liebenstein, Seelenregister Jg. 1800; Hausbesitzerbuch; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 369; Bechstein, Studentenverzeichnis Forstakademie Dreißigacker.

stud. theol. Erlangen;
* 07.08.1791 in Henfstädt bei Themar, Hzt. Sachsen-Coburg-Saalfeld;
+ 08.10.1846 in Regensburg, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Wolfgang (1791 in Diensten bei dem mittleren Pachter Geisenhöner in Henfstädt);
Mutter: F. geb. Aschbach, Maria Catharina
Verheiratet mit: ?;

Fleischmann stammte aus ärmlichen sozialen Verhältnissen und musste sich als Gehilfe einer Erlanger Buchhandlung den Lebensunterhalt verdienen. Er bildete sich hierbei autodidaktisch und konnte am 12.01.1816 in Erlangen als stud. theol. immatrikuliert werden.

1817 nahm er als Vertreter der Erlanger „Teutonia“, d. h. des Freundeskreises um Karl Ludwig Sand am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Ökonom Conrad Liebetrau (736)
Präsenzliste: 113/168
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 8

Auf dem Jenaer Burschentag im Herbst 1818, dem Gründungstag der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft, war er Angehöriger der neugegründeten Erlanger Burschenschaft „Arminia“.

Nach Abschluss der Studien wurde er wie Johann Melchior Pausch Lehrer am Dittmarschen Institut in Nürnberg. Ab 1837 war er Pfarrer in Regensburg, wo er 1846 starb.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 168 Gottfried F. stud. theol. Erlangen, Themar; EQ Bl. 68; SfB S. 5, Nr. 8; ML (Nr. 57); WL Nr. 7; Ev.-luth. KG Henfstädt, GR Jg. 1791, Nr. 9: Johann Nikolaus F.; TR Jg. 1791, Nr. 2; Ev.-luth. KG Regensburg, SR Dreieinigkeitskirche Jg. 1846: Nicolaus Gottfried F.; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen: Nicolaus Gottfried F.; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 11, Nr. 163; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 5 Nr. 21, S. 28 Nr. 177; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 10-12. Ebd. Nr. 16, Bl. 1 fehlerhaft.; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern, Eintragung Jena 19.10.1818.; Kolde, Universität Erlangen, S. 260; Platen, Tagebuch, S. 210 (17.05.1820); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 89, 303, 404.

Student der Kunstakademie Dresden (Malerei);
* 22.01.1793 in Hamburg, FrSt. Hamburg;
+ 05.04.1881 in Rom, Kgr. Italien;
ev.;
Vater: F., Johann Rütger (1758-1811, Lizentiat und Advokat in Hamburg);
Mutter: F. geb. Hancker, Maria Elisabeth; 1763-1812);
Verheiratet mit: ?;

Flor war 1813 Teilnehmer an den Befreiungskriegen. Er betrieb anschließend künstlerische Studien bei Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) in Eutin, dann auf der Kunstakademie in Dresden und ab 1817 (nach dem Wartburgfest) in München.

Einquartierung: Meister Ranis (675)
Präsenzliste: 114
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von ihm oder von Nikolaus Leskow (Historienmaler) stammt ein die Verbrennungsszene besonders betonender enthusiastischer Bericht über das Wartburgfest, den sich die bayr. Gesandtschaft in Dresden, offenbar ohne Wissen des Verfassers, verschaffte und so den Staatsstellen in München die ersten authentischen Mitteilungen über das Fest bot. Der Bericht wurde durch den bayr. Geschäftsträger in Dresden, Graf Luxburg, am 03.11.1817 nach München gesandt.

Flor lebte von 1820 bis 1829 in Rom, anschließend in England und Frankreich und schließlich ab 1834 bis zu seinem Tode wieder in Rom. Er war keine starke künstlerische Begabung, bemühte sich aber um sorgfältige Ausführung seiner Bilder (Porträts, Genre, religiöse Themen). In Rom war er ein Mittelpunkt der romantisch-klassizistisch schwärmenden und schaffenden deutschen Künstlerkolonie und mehrmals Präsident der sog. Ponte-Molle-Gesellschaft (deutscher Künstlerverein in Rom).

Sein zuerst burschikos-heiteres Wesen wandelte sich später im Umgang mit „vornehmen“ englischen Gesellschaftskreisen zu einer gemäßigt-konventionellen Haltung.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: Flor-Dresden; GW Eintragung 17. oder 18.10.1817: Ferdinand Fl. Künstler aus Hamburg; WL Nr. 140; GStA München, MA III, Sachsen Nr. 14, [o. P.], (Bericht über das Fest); Ev. KG Hamburg, TR St. Petri, Jg. 1793 Nr. 31; TrR St. Michaelis, 233; Hamburgisches Künstlerlexikon, Bd. 1, S. 73; Haupt, Bild Burschenversammlung; Noack, Deutschtum in Rom, Bd. 1, S. 505-510; Bd. II, S. 50 u. 178; Richter, Lebenserinnerungen, S. 123, 163, 178, 211, 212, 214, 215, 431, 433; Thieme-Becker, Lexikon Künstler, Bd. 12, S. 116; Rump, Lexikon Künstler Hamburgs, S. 38; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 212.

stud. jur.et cam. (nov.) Kiel;
* 09.12.1792 in Plön, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: F., Daniel Friedrich („Koch bei 5. hochfürstl. Durchlaucht, dem Herzog von Oldenburg“);
Mutter: F. geb. Plagpiann, Maria Eleonora;
Verheiratet mit: ?;

Förster ist der ältere Bruder von F., Johann Ernst Karl. F. war einer der eifrigsten Vertreter der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Er wurde am 07.05.1813 in Kiel als stud. jur. et cam. (nov.) und am 20.10.1815 in Göttingen immatrikuliert, war aber z. Zt. des Wartburgfestes wieder Kieler Student. In Göttingen war er Mitbegründer der dortigen „Holsatia“.

Einquartierung: Buchbinder Meister Ebhardt (15)
Präsenzliste: 115/181
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 16

Anlässlich des ersten Burschentages in Jena im Frühjahr 1818 entwarf er zusammen mit ->Behre, ->Olshausen u. a. den Kieler Vorschlag für eine Verfassung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft und war der Hauptautor dieses Entwurfes. Im Oktober 1818 unterzeichnete er in Jena als Vertreter Kiels das Protokoll zur Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Anschließend studierte er vom 28.10.1818 bis 14.10.1821 in Berlin. Hier erlebte er das Ende der „Urburschenschaft“.

Anmerkungen:

In der Literatur gibt es Widersprüche und Ungenauigkeiten. Die hier gegebenen Angaben stützen sich wie folgt: Geburtsdatum nach Prüser/Achelis, Nr. 67; Geburtsort nach Matrikeln Kiel und Berlin; Eltern erschlossen laut Matrikel Berlin. Nach Aussage Hornbostel, Kiel, 20.02.1821 war F. Hauptverfasser der Kieler Vorlage von 1818 (Darstellungen u. Quellen, Bd. 2, S. 98: stud. jur. F.). Förster sen.“ geschlossen nach Tagebuch ->W. Olshausen (Notiz vom 20.10.1817) (ebd. S. 92), wodurch einschließlich gleichen Geburtsorts sowie gleichen Quartiers in Eisenach Verwandtschaft (Geschwister) zu Förster, Johann Ernst Karl gesichert scheint. Teilnahme bei Gründung Allgemeine Deutsche Burschenschaft in Jena belegt durch Stammbuch Gagern sowie durch Faksimile in Darstellungen u. Quellen, Bd. 2, S. 69. Dieses Faksimile bezieht sich auf Burschentag 1818, nicht, wie von Nissen angegeben, auf Wartburgfest 1817. In den KB der Hofgemeinde Eutin zwischen 1790-1800 keine Geburtseintragung der Brüder F. gefunden (Auskunft Dr. Kashner, Eutin, 24.04.1961).

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 181: aus Plön; EQ Bl. 76; SfB S. 10, Nr. 16: Plön; ML (Nr. 58); WL Nr. 260 (?); Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Plön-Neustadt, KB Jg. 1789, Nr. 2; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel Nr. 98/9: geb. in Plön; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 17, 37, Nr. 67; BA Frankfurt/Main, Gagern-Nachlaß, Stammbuch H. v. Gagern, Eintragung Jena, 20.10.1818; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 16, Bl. 50; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 32, 255; Achelis, Stammbuch Christensen, S. 104, 106, 107 (Eintr. Kiel, 23.09.1818); Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 126; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 69; Donat, Kieler Burschenschaft, S. 65 (?); Quellen und Darstellungen, Bd. XIII, S. 63 u. 113 (?).

stud. med. (nov.) Kiel;
* 07.01.1795 in Plön, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 1822 in ?;
ev.-luth.;
Vater: F., Daniel Friedrich („Koch bei S. hochfürstl. Durchlaucht, dem Herzog von Oldenburg“);
Mutter: F. geb. Plagmann, Maria Eleonora;
Verheiratet mit: ?;

Förster ist der jüngere Bruder von F., Adolph Friedrich. F. wurde am 21.10.1814 in Kiel als stud. med. (nov.) immatrikuliert. Zur Zeit des Wartburgfestes 1817 war er Senior der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: Buchbinder Meister Ebhardt (15)
Präsenzliste: 116/171
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 19

Wie stark der Eindruck des Wartburgfestes auf ihn war, zeigt seine Stammbucheintragung für den Freund ->Christensen vom Mai 1818, in der es u. a. heißt: „Der Himmel auf Erden in Eisenach und auf der Wartburg, Lass nicht das alltägliche Treiben und Drängen des Lebens den Glauben und das Vertrauen an gute Frucht aus solcher Saat in Dir sterben.“ Im Herbst 1819 besuchte er erneut die Wartburg und legte ein Bekenntnis zum Widerstand gegen das Metternichsche System ab. Seine Eintragung im SfB auf der Wartburg vom 4. September des Jahres lautet: „‘Viel düstre Wolken trüben noch Teutschlands Morgenroth - Das Vaterland, ihr Lieben, bedarf noch manchen Tod!‘ Schriebs auf einer Wandrung durchs theure Vaterland, von Berg zu Berg strebend bis zu dem höchsten Quell des Vater Rheins, bis er einmal erblicke und freudig begrüße der Freiheit erste Strahlen.“ Seit 1820 war er Dr. med. und praktischer Arzt in Ratzeburg. Er starb 1822 auf einer Reise nach Pisa (Italien), die er zur Wiederherstellung seiner Gesundheit unternommen hatte.

Anmerkungen:

In der Literatur gibt es Widersprüche und Ungenauigkeiten. Die hier gegebenen Angaben stützen sich wie folgt: Geburtsdatum nach Prüser/Achelis, Nr. 67; Geburtsort nach Matrikel Kiel. Eltern erschlossen laut Matrikel Berlin (Förster, Adolph Friedrich). Dass es sich bei F., Johann Ernst Karl und F., Adolph Friedrich, um Brüder handelt, scheint durch eine Notiz im Tagebuch von ->W. Olshausen vom 20.10.1817 gesichert (Gleicher Geburtsort und gleiches Quartier in Eisenach). In den KB der Hofgemeinde Eutin zwischen 1790-1800 findet sich keine Geburtseintragung der Brüder Förster (Auskunft Dr. Kashner, Eutin, 24.04.1961).

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 171: aus Plön; EQ Bl. 76; SfB S. 2, Nr. 19: aus Plön; S. 43 (Eintragung 4. Herbstmond 1819); ML (Nr. 59); WL Nr. 260 (?); Keil, Wartburgfeste, S. 32; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 47, Nr. 124; Achelis, Stammbuch Christensen, S. 104, 107, 108 (Eintragung Kiel, Mai 1818); Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 126, 415; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 72, 92; Jessen, Der junge Lornsen, S. 526; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller Bd. 1, Nr. 342.

stud. med. Kiel;
* 10.08.1792 in Husum, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 30.01.1827 in Flensburg, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Ludolf (?-1810, Lehrer der Gelehrten-Schule in Husum, 1792 Subrektor und Rektor; 1803 Rektor in Tondern);
Mutter: F. geb. Wiggers, Margarethe Elisabeth (1761-1857);
Verheiratet mit: ?;

Forchhammer, dessen Vater als verdienstvoller Pädagoge bekannt war, besuchte die Gelehrten-Schule in Husum. Am 23.10.1813 immatr. er als stud. med. (nov.) an der Univ. Kiel und wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Zur Zeit des Wartburgfestes wechselte er an die Univ. Berlin, wo er sich am 07.11.1817 in die Matrikel einzeichnete.

Einquartierung: Meister Haupt (229)
Präsenzliste: 117/173
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 8

Ab 1819 war er Dr. med. und praktischer Arzt in Flensburg. Er starb 1827 im Alter von 34 Jahren.

Anmerkungen:

Der jüngere Bruder von Thomas F., Johann Georg F. (1794-1865, in Kiel immatr. 15.04.1815), der spätere bekannte Naturforscher (Kopenhagen), trat mit seinem Bruder und der Olshausenschen Gruppe der Kieler Studenten ebenfalls die Reise nach Eisenach an, musste aber unterwegs aus unbekannten Gründen umkehren. (Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 78; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 51, Nr. 146.)

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 173; EQ Bl. 76; SfB S. 10, Nr. 8; ML (Nr. 60); WL Nr. 261; Ev.-luth. KG Husum, TR Jg. 1761, S. 347, Nr. 42; Jg. 1792, S. 965, Nr. 69; TrR Jg. 1791, S. 323, Nr. 6; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Berlin, Matrikel Nr. 8/146/ gelöscht aus Matrikel 07.12.1820; Möller, Schüler und Lehrer Husum, S. 57, Nr. 1011; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 42, Nr. 97; DZA Merseburg, Rep. 92, Olshausensches Familienarchiv/Biographische Aufzeichnungen von J. Olshausen; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 227; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 77, 83, 86, 88, 89, 91; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, Nr. 346 (Vater), Nr. 347.

stud. jur. Halle;
* 13.03.1797 in Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: F., Johann Andreas (1767-?, 1797 Registrator bei dem „Churfürstl. Sächs. Justitien Amt“ in Langensalza);
Mutter: F. geb. Hesse, Louise Eleonore Victoria (1776-?);
Verheiratet mit: ?;

Francke besuchte die Fürstenschule in Grimma und wurde am 11.05.1816 in Halle immatrikuliert.

Einquartierung: Impost-Inspektor Gräf (207) / Frau Holzhauer (209)
Präsenzliste: 118/229
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 229; EQ Bl. 71: Franc (irrtümlich); Ev. KG Langensalza, KB St. Stephani Bd. 11/187, Bd. 12/192; KB St. Bonifacii Bd. 10/333; UA Halle, Matrikel.

stud. theol. Halle;
* 20.06.1793 in Boitin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 19.09.1844 in Wismar, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: F., Friedrich Wilhelm Gustav (1763-1841, 1790-1841 Pfarrer in Boitin und Witzin);
Mutter: F. geb. Häger, Dorothea Maria Elisabeth (1768-1845);
Verheiratet mit: ?;

Francke begann sein Studium an der Landesuniversität Rostock und wurde am 15.04.1812 hier immatrikuliert. Er wechselte dann an die Univ. Halle, immatr. am 18.10.1815, wo er vermutlich Angehöriger der „Teutonia“ wurde.

Einquartierung: Impost-Inspektor Gräf (207) / Frau Holzhauer (209)
Präsenzliste: 119/345
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Wartburgfest studiert er an der Univ. Jena weiter, wo er Ende 1818 seine Studienzeit abschließt. Hier ist er Schüler von ->Fries und blieb sein Leben lang einer seiner größten Verehrer. Bis 1842 stand er mit ihm in einem regen Briefwechsel. Nach seiner Studienzeit war er 1819 Hauslehrer in Parchim. ->Sands Tat hat er gutgeheißen, wie er überhaupt in seiner Parchimer Zeit voller Trotz und Verzweiflung auf bewaffnete Aufstände hoffte. In einem Brief an seinen Freund ->Rödiger in Berlin, mit dem er in Gedankenaustausch blieb (1818/19), kommt seine Stimmung besonders anschaulich zum Ausdruck. Er begann diesen Brief mit einem Auszug aus der Rede Catilinas (nach Sallust), der gegen die Gewalt der Machthaber gerichtet ist und das Volk zur Empörung aufruft. Unter Anwendung dieser Rede auf die Gegenwart beklagt er die Kirchhofstille Deutschlands und erinnert an Seumes Worte gegen Knechtschaft. Besser sei es, meint er, im Frühling auf grünem Rasen in einer Schlacht gegen die „Dränger“ und deren feile Knechte zu sterben, als sich in einem langen Leben Hofgunst und „auf goldenen Stühlen Hämorrhoiden“ zu holen. Obwohl er keine genaue Kenntnis der französischen Jakobiner („Schreckensmänner“) der Revolution habe, wünsche er, dass die deutsche Jugend bei ihrem „heiligen Kampfe“ gegen die innerpolitischen fürstlichen Unterdrücker so viel Kraft zu Tage fördere wie Catilina und neulich die „Schreckensmänner“. Dieser Brief fiel 1819 bei der Verhaftung ->Rödigers in die Hände der preußischen Polizei und führte zu Nachforschungen in Mecklenburg und zur Verhaftung Franckes am 21.08.1819. Nach fünfwöchiger Haftzeit kehrt er ins Elternhaus nach Boitin zurück. Pläne, zu ->Fries nach Jena zu gehen, zerschlagen sich durch dessen inzwischen erfolgter Amtssuspension. Arbeitet schließlich wieder als Hauslehrer. Im September 1820 bietet ->Fries ihm eine Gehilfenstelle bei De Wette in Weimar an. Das klappt aber erst im Juni 1821. Im August 1821 arbeitet er in Halle für De Wette an einer Lutherausgabe. Die Hoffnung auf eine feste Staatsanstellung hatte sich auf Grund seiner Verhaftung zerschlagen. Franckes Wunsch war, selbständig philosophisch arbeiten zu können im Sinne der Lehren von Fries, deshalb strebt er eine materiell sichere Stelle an, die ihm Zeit lässt, sich zum Hochschullehrer zu qualifizieren. Eine Bitte an den Großherzog um Urlaub für Neuaufnahme eines Studiums und um ein Stipendium, wird abgelehnt. Er soll sich um ein Pfarramt bewerben. Das hat er offenbar nicht getan. Ostern 1822 zieht er nach Jena, um die Kinder von ->Fries zu unterrichten und wieder für De Wette zu arbeiten. Ab WS 1823/24 ist er durch Vermittlung Plessens Privatdozent für Philosophie und Dr. in Rostock. Um seine ärmlichen finanziellen Verhältnisse zu verbessern, ist er daneben als Haus- und Schullehrer tätig. 1827/28 wird er a. o. Professor in Rostock, aber zunächst ohne Gehalt, erst ab 1829 erhält er jährlich 200 Taler. Diese Summe erhöht sich 1832 auf 400 und 1841 (mit Befristung der Stelle) auf 550 Taler. Alle Bemühungen, außerhalb Rostocks eine ordentliche Professur zu erhalten, scheitern.

1833 hat er nach zehnjährigem Brautstand geheiratet und 1841 erwähnt er in einem Brief an ->Fries drei Kinder. Auf Grund der aussichtslosen Situation in Rostock verlässt er offenbar die Universität und wir finden ihn als Gymnasiallehrer in Wismar, wo er 1844 stirbt. - Laut Willgeroth hat er die Schrift „Mecklenburger Not und Kampf“ verfasst.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 345; EQ Bl. 71: Franc (irrtümlich); SfB S. 5 u. 8; ML (Nr. 61): Franke; WL Nr. 68: Franck; Ev.-luth. KG Boitin, KB Jg. 1793; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarren; S. 74; UA Halle, Matrikel; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Nachlaß Fries, Brief Rödiger, Berlin 06.05.1819: „Francke sei Hauslehrer im ‚Philisternest‘ Parchim“; 75 Briefe und ein Gedicht von J. F. H. Francke an Fries (1819-1842); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. R, Nr. 2, Bl. 14, 35-37; Schröder, Ansichten und Aktionen der Unbedingten S. 235 f.; Karlsruhe Abt. 203, Nr. 1707; 233, Nr. 1670; München, Best. MA IV, Nr. 7678 (2).

stud. theol. Jena;
* 08.05.1796 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 08.09.1879 in Mühlhausen, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Gottlieb (1796 Flaschner und Klempner);
Mutter: F. geb. Günther;
Verheiratet mit: ?;

Franke besuchte das Gymnasium zu Mühlhausen. Im Jahre 1815 meldete er sich wie seine Schulkameraden ->Gier, ->Madlung, ->Mier und ->Sachse als Kriegsfreiwilliger und wurde Angehöriger des Kolberger Regiments, das mit seinen aktiven Mannschaften 1817 in Eisenach Quartier nahm. Er war Teilnehmer der Schlacht von Ligny, wo er sich besonders auszeichnete. Vor seiner Entlassung wurde er noch zum Leutnant befördert. Nach der Rückkehr vom Feldzug legte er 1817 in Mühlhausen das Abitur ab und wurde anschließend, am 04.05.1817, an der Univ. Jena immatrikuliert. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Georg Henckel (60)
Präsenzliste: 120/211
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Sein Studium beendete er an der Univ. Halle, an die er 1819 wechselte, immatr. 20.05.1819 (gratis). Hier gehörte er 1821 zur sog. „Quellengesellschaft“, der neuen illegalen Burschenschaft nach den Karlsbader Beschlüssen. Später war er Oberlehrer an der Mädchenschule zu Mühlhausen. 1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 211; EQ Bl. 75 (?); WL Nr. 105 (?); Ev.-luth. KG Mühlhausen, KB St. Blasii, TR Jg. 1796, S. 36, Nr. 49; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); UA Halle, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 370 (fehlerhaft); Franke, Rückblicke; Bagensky, Geschichte 9. Infantrie-Regiment, S. 240; Darstellungen u. Quellen; Bd. 2, S. 92; Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 46, Nr. 11; Jordan, Mühlhäuser Gymnasiasten 1815, S. 32, 33, 39; Keil, Wartburgfeste, S. 188; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 5, 7, 13, 19, 20, 35, 40; Simon, Wartburgtreffen 1867, Anh. S. 7.

stud. theol. Jena (!); 
* 25.01.1797 in Sangerhausen, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: F., Johann Gottfried (1751-1800, 1797 Lohgerber);
Mutter: F. geb. ?, Eva Susanna Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Franke besuchte die Schule in Allstedt und wurde kurz nach dem Wartburgfest, am 27.10.1817, an der Univ. Jena als stud. theol. immatrikuliert. Im WS 1817/18 trat er der Jenaer Burschenschaft bei.

Einquartierung: Georg Henckel (60) 
Präsenzliste: 121/98
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 98: K. Franke stud. Jenensis aus Weimar; EQ Bl. 75 (?); WL Nr. 105 (?); Ev. KG Sangerhausen, KB St. Jacobi; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18): „Frieder. Carol. Franke, Theol. Weimar, nat. Sangerhusi, educ. Allstadii“; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 467 (fehlerhaft!).

stud. jur. Jena; 
* 23.12.1794 in Frauenprießnitz bei Camburg, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: F., Gottlob Leberecht (1794 Amtsregistrator, 1817 Gerichtsactuarius);
Mutter: F. geb. Archin, Johanna Maria;
Verheiratet mit: ?;

Franke wurde am 03.09.1814 als stud. jur. an der Univ.Jena immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 122/312
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 6

Anmerkungen:

Laut Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg, Bd. V, S. 134, immatrikuliert in Heidelberg 07.05.1817 als jur. exac. Jena. Dazu nachträgliche Änderung: „Heißt nicht Francke sondern Friedrich Knoll und ist aus Eisenach gebürtig, s. fasc. 564 act. discipl. v. J. 1818.“ Genaueres darüber lässt sich auf Grund des erhaltenen Aktenbestandes UA Heidelberg nicht mehr feststellen. (Mitteilung Dr. H. Krabusch, UA Heidelberg). S. ->F. Knoll.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 312: Francke; SfB S. 1, Nr. 6: Francke; ML (Nr. 62): Franke; Ev.-luth. KG Frauenprießnitz, KB 1784-1818: Franke; UB Jena, Matrikel: Francke; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15): Francke.

stud. theol. Jena (!);
* 16.12.1798 in Neustadt-Glewe, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: F., Johann Jacob (1760/1761-1823, 1798 Mühlenpächter);
Mutter: F. geb. Bobsien, Sophie Dorothea (1770/1771-1812);
Verheiratet mit: ?;

Fredenhagen wurde kurz nach dem Wartburgfest, am 24.10.1817, als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat noch im WS 1817/18 der Jenaer Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 123/316
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 16

Im Dez. 1819 gehörte er zu den Studenten, die anlässlich Auflösung der Burschenschaft den Abschiedsbrief an Großherzog Carl August unterschrieben.

1820 wechselte er an die Landesuniversität Rostock, immatr. am 08.05.1820, und beendete hier sein Studium.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 316; SfB S. 9, Nr. 16; ML (Nr. 63); Ev. KG Neustadt-Glewe; [Standort: (KB-Abschriften) Mecklenburgisches KBA Schwerin]; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 512.

stud. jur. Jena;
* 24.05.1794 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 05.06.1825 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Sebastian (1765-1823, 1794 Bürger und Rothgerber);
Mutter: F. geb. Kircher, Elisabetha;
Verheiratet mit: ?;

Freund wurde am 15.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat im SS 1816 der Jenaer Burschenschaft bei.

Einquartierung: Kaufmann Ortlepp (143)
Präsenzliste: 124/178
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 9

Er war später Herzogl. Regierungsadvokat und Amtsakzessist zu Römhild. 1825 verstarb er mit 31 Jahren an Lungensucht.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 178; EQ Bl. 76; SfB S. 1, Nr. 9; ML (Nr. 64); WL Nr. 262; Ev.-luth. KG Römhild, GR Jg. 1794, TrR Jg. 1789, SR Jg. 1825, Nr. 14; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 243 (fehlerhaft); UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 17 (Sept. 1817).

Prof. phil. Jena;
* 23.08.1773 in Barby a. d. Elbe, Kfstm. Sachsen,
+ 10.08.1843 Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: F., Peter Konrad (1720-1783, 1746-1758 Pfarrer in Hericourt und Coutenans (Frankreich), 1758 in Diensten der Herrnhuter Brüdergemeinde des Grafen Zinsendorf Vorsteher der Gemeinde in Neuwied,1775 Mitglied der Unitätsältestenkonferenz in Barby);
Mutter: F. geb. Jäschke, Christiane Sophie (1738-1798);
Verheiratet mit: ?;

Fries wurde in den Brüdergemeinden zu Niesky und (ab 1789) Barby erzogen. Von 1792 bis 1795 war er Schüler des Theologischen Seminars in Niesky. Aufgewachsen ohne Einfluss eines Elternhauses, verlebte er eine streng geregelte, im ganzen freudlose Kindheit und Jugend in klosterähnlicher Zucht. Die „unbeschreibliche Einförmigkeit“des Schullebens führte ihn zur Verschlossenheit nach außen, zu Unbeholfenheit im praktischen Leben, erweckte Oppositionsgeist gegen den Pietismus und, damit verbunden, intellektuelle Selbständigkeit. Der „Schlendrian des herrnhutischen Gottesdienstes“ und die trotz aller christlichen Verbrämung lieblose Erziehung stießen ihn ab und bewirkten seine Trennung vom religiösen Leben Herrnhuter Prägung. Bereits als Seminarist bekannte er sich zum Deismus, wobei der philosophische Unterricht im Seminar durch Karl Bernhard Garve(1) wichtige Anregungen bot und vor allem seine Hinwendung zur Philosophie Kants und Jacobis bestimmte. Schillers Freiheitsideale beeindruckten ihn stark. Ähnlich wie etwa gleichzeitig Hegel und Schelling im Tübinger Stift, begrüßte er begeistert die Französische Revolution und sah in ihr die Möglichkeit der Menschheitsveredelung, die er in der Brüdergemeinde vermisste: „Schiller‘s Ideale verbanden den poetischen Enthusiasmus mit dem politischen. Das Erfreuendste und Erhabendste wurde mir die Idee, dass Menschen die Veredelung der Menschheit sich selbst zur Aufgabe stellen könnten und sollten, die Möglichkeit einer Theorie für die Kunst der Veredelung der Menschheit ... Mir gefiel der Spruch des Robespierre: Was sind 6000 Mann gegen ein Prinzip?“

Nach Abschluss der Seminarzeit brach er auch äußerlich mit dem Pietismus und studierte 1795-1797 Philosophie und Rechtswissenschaften in Leipzig und Jena. Es folgten bis 1805 Jahre eines unruhigen Wanderlebens, in denen er sich die Grundlagen seiner Philosophie erarbeitete. 1797-1800 war er als Hauslehrer in der Schweiz tätig. 1801 habilitierte er in Jena mit einer gegen Fichte und Schelling gerichteten Abhandlung (de intuitu intellectuali) und wurde Privatdozent. 1803-1804 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise nach Süddeutschland, der Schweiz, Frankreich (der Wohlstand dieses Landes beeindruckte ihn stark) und Oberitalien. Gleichzeitig mit Hegel wurde er 1805 a. o. Professor der Philosophie in Jena, nahm aber bereits im Herbst des gleichen Jahres eine Berufung als Ordinarius für Philosophie und Mathematik nach Heidelberg an, wo ihm 1813 auch die Professur für Physik übertragen wurde. 1816 folgte F. einer Berufung nach Jena.(2) Hier blieb er bis zu seinem Tode.

Seine philosophischen Hauptwerke waren: die Streitschrift „Reinhold, Fichte und Schelling“ (1803); „Wissen, Glaube und Ahndung“ (1805); die dreibändige „Neue Kritik der Vernunft“ (1. Aufl. 1807 - 2. Aufl. 1828-1831: „Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft“); die gegen Schelling für F. H. Jacobi Partei ergreifende Schrift „Von deutscher Philosophie Art und Kunst“ (1812); ferner ein „Handbuch der psychischen Anthropologie oder der Lehre von der Natur des menschlichen Geistes“ (1820/21, 2. Aufl. 1837/39); Lehrbücher der Logik (1811), Ethik (1818), mathematischen Naturphilosophie (1822), Metaphysik (1824), Religionsphilosophie und philosophischen Ästhetik (1832) sowie der Geschichte der Philosophie (1837-1840).

Fries war philosophischer subjektiver Idealist. Er blieb Kantianer, sah die Geschichte der Philosophie mit Kant als abgeschlossen an und fühlte sich als dessen einzig legitimer Interpret und Nachfolger. Die Kantischen Resultate wurden von ihm im wesentlichen übernommen, jedoch subjektiv idealistisch interpretiert. Die nachkantische idealistische deutsche Philosophie (Fichte, Schelling, Hegel) war ihm ein Rückfall in „transzendentale Vorurteile“, die Kant zum Teil selbst verschuldet habe. Er bemühte sich deshalb, dem Apriorismus Kants eine psychologische Grundlage und Erklärung zu geben (psychologische Empirie oder psychische Anthropologie(3) Seine Anerkennung naturwissenschaftlicher Disziplinen (neben der Psychologie vor allem Mathematik und Physik) als einziges Fundament philosophischen Wissens war eine bewusste Frontstellung gegen die spekulative Naturphilosophie Schellingscher Prägung und brachte ihm später unter Naturwissenschaftlern Anerkennung, vor allem durch Matthias Jacob Schleiden.(4) Fries zog jedoch keine materialistischen Schlussfolgerungen. Seine psychische Anthropologie blieb im Bereich idealistischer Seelenlehre. Mit seiner Behauptung, dass die letzte Grundlage der Wahrheit nicht Wissen sondern Glaube sei, der Beweis der Wahrheit nicht durch die Praxis sondern das unmittelbare Gefühl gegeben werde und nur „Ahndung“ die Natur als Erscheinung des Ewigen erfassen könne, blieb er auf den Positionen des Idealismus und Agnostizismus. Er versuchte, Glauben und Wissen zu vereinen(5) und landete im Alter bei ästhetizierender Religiosität. Nicht mit Unrecht konnte Hegel deshalb spotten, dass sich bei Fries alles in Gefühl und einem „Brei des Herzens“ auflöse(6). Dieser psychologisierende Idealismus war jedoch andererseits im Bereich der praktischen Philosophie von Fries der Ausgangspunkt für freiheitliche Gedanken und bildete die Grundlage seiner zur Aktivität im gesellschaftlichen Leben auffordernden Ethik. An Stelle des inhaltsleeren Kategorischen Imperativs von Kant setzte er den Grundsatz der Würde des Menschen in das Zentrum seines Systems: „Die eigene Würde, die Würde der Menschheit ist‘s, von der allein ausgegangen werden muß.“ Aus dieser Würde des Menschen leitet sich die Gleichheit aller Menschen ab, daraus das Grundprinzip der Rechtsgleichheit aller Bürger.(7) Die Grundthese von der Würde des Menschen wurde gekoppelt mit dem idealistischen Gedanken, dass der „Geist der Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit“ ausschlaggebend für gesellschaftliche Reformen sei. Staatliche Wohlfahrtspflege, bestimmte politische Verfassungen oder Revolutionen würden nichts helfen, solange dieser „Geist der Gerechtigkeit“ den Menschen fehlt. Damit rief Fries, so einseitig individualistisch und verinnerlicht der Ausgangspunkt dieser Betrachtungen auch war, zum gesellschaftlichen Handeln auf, forderte Selbsterziehung, aus Sittlichkeit hervorgehende Aktivität des Einzelnen, allgemeine Volksbildung und Kampf gegen staatliche Unterdrückung, Ungerechtigkeiten, Polizeizwang, Pressezensur und verlangte die Einführung von Verfassungen in Deutschland. Mit solchen Appellen an das Gefühl, an sittliche Erneuerung und kräftige Tat für das Gemeinwohl packte er die Jugend. Indem er allgemeine Ideale aufstellte, vom „Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit“ sprach, gegen das „Böse“ aufrief, entsprach er der jugendlichen Psyche. Es waren nicht die philosophischen Handbücher und die theoretische Philosophie von Fries, sondern die populär gehaltenen Schriften mit ihren politischen Ideen und Anspielungen, die von den Studenten bejubelt wurden: „Der Beifall, den ich bei den Studenten fand, war eigentlich wissenschaftlich von keiner Bedeutung, denn nur die politische Anregung sprach eigentlich an. Meine philosophisch-wissenschaftlichen Interessen aber gar nicht.“

In seinen politischen Auffassungen vertrat er den Gedanken des gesellschaftlichen Fortschritts, bejahte „das System der Bewegung und der kräftigen Fortbildung in Reformen“ und gewann unter dem Eindruck der Französischen Revolution die Gewissheit, „daß die Menschen sich selbst helfen können und sollen in der Fortbildung des öffentlichen geselligen Lebens, für alle Zwecke des öffentlichen Wohls“. Nachdem er bis zum Beginn der napoleonischen Unterdrückungspolitik mit ausgesprochenen Sympathien für das bürgerliche Frankreich erfüllt war, hierbei nach der anfänglichen Begeisterung für die Jakobiner sich vor allem als „Freund der Gironde und aller dortigen weltbürgerlich erscheinenden Phantasien“ bekannte, vollzog er 1812/13 unter dem Einfluss der Volkserhebung die Hinwendung zum deutschen Patriotismus. Seit den Befreiungskriegen beschäftigte er sich erstmals intensiver mit politischen Fragen und erhoffte aus dem Sieg über Napoleon eine „Wiederherstellung der Ehre der Deutschen“. Hatte er in den ersten Jahren seiner Hochschullehrerlaufbahn als Philosoph nur geringe Lehrerfolge aufzuweisen, änderte sich das mit seiner Hinwendung zu politischen Fragen. Sowohl in Heidelberg als in Jena wurde er der beliebteste Lehrer der Burschenschaft. Seine politischen Ideen sprachen an; die Übereinstimmung von Gesinnung, persönlicher Haltung und Lehre wirkten erzieherisch vorbildhaft; seine ernsthaften Bemühungen um Reform des Studentenlebens, das Eintreten für die Burschenschaft als studentisches Selbstverwaltungsorgan, schließlich die immer wieder von den Studenten gerühmte Herzensgüte verschafften ihm in seltenem Maße das Vertrauen seiner Schüler. 1814 erschien in Heidelberg der erste Band seines philosophischen Romans „Julius und Evagoras oder die neue Republik“ (2. Bd: „oder die Schönheit der Seele“, 1822), eine Sozialutopie, von ihm selbst als „Traum“ bezeichnet, die zum meistgelesenen Buch der Burschenschaftsstudenten wurde. In ihm propagierte er ein abstraktes, historisch nicht fixiertes ideales Gemeinschaftswesen, geführt von einer Oligarchie Weiser (Gelehrter), getragen vom Geist der Bruderliebe und Gerechtigkeit. Den konkreten deutschen Verhältnissen wandte er sich in zwei Werken zu: der im gleichen Jahre 1814 erschienenen Flugschrift „Bekehrt Euch“ und der 1816 der deutschen Jugend des Befreiungskrieges gewidmeten, aus Vorlesungen hervorgegangenen staatsrechtlichen Abhandlung „Von Deutschem Bund und Deutscher Staatsverfassung“. In ihrem politischen Gehalt vertraten beide Arbeiten einen gemäßigten bürgerlichen Liberalismus. Sie waren freiheitlich im Hinblick auf Ablehnung jeder außen- und innenpolitischen Gewaltpolitik, fortschrittlich in ihrer Stellung gegen den Absolutismus und ihrer Betonung bürgerlicher Freiheits-, Gleichheits- und Menschenrechte, konservativ in Bezug auf Veränderung der Staatsformen und der sozialen Gliederung. Auf Grund der Erfahrungen der Französischen Revolution, des Studiums der Geschichte und seiner protestantischen Erziehung vertrat er die Auffassung, dass die letzten Jahrhunderte der deutschen und europäischen Geschichte seit der Reformation bestimmt wurden durch die „politischen Ideen der bürgerlichen Freiheit und Gleichheit im Kampf mit dem Despotismus in Kirche und Staat.“ „Zerstörung des Despotismus in Kirche und Staat ist, was Sorglichkeit oder Sklavensinn auch dazwischen rufen mögen, das geltende Wort unseres öffentlichen Lebens; und die glücklichen Völkerbefreier, Schweizer, Niederländer, Engländer und Amerikaner sind unsere Helden!“ Mit Ausnahme der Französischen Revolution bewertete er deshalb alle früheren bürgerlichen Revolutionen als positiv, war jedoch unfähig, revolutionäre Schlussfolgerungen für die eigene Gegenwart zu ziehen. Die Furcht vor einer Jakobinerherrschaft und die Erfahrungen der napoleonischen Unterdrückungspolitik verdunkelten ihm den Blick für die historische Bedeutung der bürgerlichen Revolution in Frankreich. Trotz seiner Einsicht in die fortschrittliche Rolle der früheren bürgerlichen Revolutionen lehnte er deshalb die Revolution für Deutschland ab, erklärte Ideen der Volkssouveränität als irrig und bekannte sich zu Schlözers Satz „Reformen aber keine Revolutionen“. Seine im einzelnen oft sehr scharfen Angriffe gegen staatliche Maßnahmen und feudale Missstände (Pressezensur, Polizeiwillkür, Leibeigenschaft usw.) oder gegen Vertreter der politischen Reaktion (Schmalz), waren im ganzen getragen von dem Bestreben, bürgerliche Reformen einzuführen oder durchzusetzen, um dadurch Revolutionen vorzubeugen. Fries forderte eine deutsche „Republik“, verstand darunter aber nicht republikanische Staatsformen. Er blieb stark dem alten Reichsgedanken verpflichtet, erkannte die wirtschaftlichen Probleme der heraufkommenden industriekapitalistischen Gesellschaft noch nicht und sah die deutsche Frage vor allem unter dem eingeengten Gesichtspunkt seiner ethisch orientierten Philosophie und den Fragen des Bildungswesens. Die mannigfaltigen deutschen Bildungsmöglichkeiten und territorialen Kulturzentren, wie sie die Residenzen des alten Reiches geboten hätten, seien eine typisch deutsche Erscheinung und deshalb einschließlich der alten politischen Ordnung beizubehalten bzw. wieder einzuführen und nur mit äußerster Nachsicht zu reformieren. Unter diesen ausgesprochen konservativen Gedanken, die historisch gesehen nur der Reflex der überholten feudalstaatlichen Zersplitterung waren, fasste Fries seinen Republikgedanken. Im Zustand der Gleichberechtigung der einzelnen, weitgehend selbständigen deutschen Staaten, die er sich staatsrechtlich als Monarchien mit Repräsentativverfassungen auf der Grundlage ständischer Gliederung und der Erblichkeit des Besitzes an Produktionsmitteln (Grund und Boden) vorstellte, sah er das „republikanische“ Deutschland. Damit erkannte er den 1815 entstandenen „Deutschen Bund“ an, verlangte allerdings die konsequente Durchführung des Verfassungsversprechens (Artikel 13 der Bundesakte) und hoffte (1816) auf eine Umwandlung des deutschen Staatenbundes in einen Bundesstaat mit kollektiver Führung durch einen fürstlichen Bundestag. Er forderte hierbei bestimmte legislative Rechte („Reichsgesetze“) für die Zentralgewalt, vor allem das Recht auf Krieg und Frieden, sowie die militärische Oberhoheit, ferner Reichsgerichte, ein deutsches Gesetzbuch, schließlich Reichsuniversitäten als Grundlage eines einheitlichen deutschen Bildungswesens. Sehr stark betonte er ethische Gesichtspunkte und verlangte, dass „Ehre und Gerechtigkeit, Wahrheit und Treue“ nicht nur im engen bürgerlichen Privatleben, sondern erstmals auch im öffentlichen Leben Deutschlands zur Norm gemacht werde. Bedeutsam war seine Bejahung des Jahnschen Turnwesens: Durch eine vor militärische gymnastische Erziehung sollten stehende absolutistische Heere sinnlos und deren Last vom deutschen Volke genommen werden, denn sie „haben den Staat in Schulden gestürzt, haben einen großen Teil der edelsten Mannschaft im Volke zum Müßiggang gewöhnt, welcher aller Laster Anfang: das war bei uns die Schule der Sittenlosigkeit, der ehelichen Untreue.“

Bei seinen Aufforderungen zur Reform des deutschen Lebens verfiel er in Deutschtümelei, die bisher bei ihm nicht vorhanden gewesen war. Er betonte „gute alte deutsche Sitten“ wie Keuschheit, Sittlichkeit, Ehrlichkeit usw. und rief zur Ablehnung des französischen Wesens sowie aller Ausländerei auf. In seiner Deutschtümelei wurde er auch ein starker Judengegner und ging in Übereinstimmung mit einer ganzen Reihe von Deutschtümlern dieser Jahre(8) bis zur Forderung der öffentlichen Brandmarkung der Juden durch ein „Abzeichen in der Kleidung“(9).

Wenn sich Fries zwischen 1813 und 1820 auch intensiv mit staatsrechtlich-politischen Problemen beschäftigte, erschienen ihm diese jedoch unwichtig gegenüber ethischen Fragen: „Ich sage Euch, Formen [des Staates] sind gleichgültig, nur der Geist entscheidet; aber schonet die Form, welche Ihr habt, damit der Geist regieren könne, ... ändert, aber ändert nicht gewaltsam.“ Sein Gesellschaftsideal in „Julius und Evagoras“ philosophisch umschrieben, zielte auf eine Brüdergemeinschaft schlichter kleinbürgerlich-bäuerlicher Lebensart, die durch Bildung veredelt ist bzw. veredelt werden sollte: „Das sind die schönen Länder und Völker, in denen die überwiegende Kraft im selbständigen Bauernstand lebt und der Handel gebändigt bleibt.“ Im Grunde war, so sehr er auch deren religiös-christliche Begründung ablehnte, das Herrnhuter Gemeinschaftsleben sein Vorbild. Durch das ganze Leben blieb ihm die Sehnsucht nach der Geborgenheit in einer Brüdergemeinde; charakteristischerweise fand seine Philosophie vor allem gerade in Kreisen ehemaliger Herrnhuter Freunde und Gesinnungsgenossen positive Aufnahme und Zustimmung.(10) Er wünschte Deutschland geeint als deutsche Brüdergemeinde, getragen vom „Geist der Liebe, der Wahrheit und Gerechtigkeit“, wobei dieser Geist jedoch keinesfalls in einer „schwächlich-düsteren Lebensansicht“ verharren, sondern kraftvoll und streitbar sein sollte. In diesem Sinne liefen auch seine erzieherischen Bemühungen. Auf der Wartburg rief er die Studenten auf, ihren jugendlichen „Freundschaftsbund“ als „Jugendbundesstaat“ aufzufassen, der ein Bild des zukünftigen deutschen Staates sein solle: „Lasset uns aus dem Freundschaftsbund Eurer Jugend den Geist kommen in das Leben unseres Volkes, denn jünglingsfrisch soll uns erwachsen deutscher Gemeingeist für Vaterland, Freiheit und Gerechtigkeit.“ Indem er gleichzeitig auf der Wartburg öffentlich all das bejahte, was seit der niederländischen Revolution und dem amerikanischen Unabhängigkeitskriege im Sinne bürgerlichen Fortschritts geschehen war, musste er von der Reaktion zwangsläufig als „Demagoge“ verschrien werden. Der Hauptgegner, v. Kamptz in Berlin, machte sich nicht die Mühe, die antirevolutionäre Grundhaltung von Fries aus dessen philosophischen Werken herauszulesen; er bezeichnete ihn kurzerhand als gefährlichen Revolutionär, der bemüht sei, seinen „wankenden Katheder mit der Rolle eines politischen Reformators und den Doktorhut mit der Jakobinermütze“ zu vertauschen. Fries sah es dagegen auf Grund seiner Überzeugung von der Würde des Menschen und der damit verbundenen Notwendigkeit des Fortschreitens bürgerlichen Geistes als seine gesellschaftliche und moralische Pflicht an, gegen die anhebende Reaktionspolitik der deutschen Kabinette nach 1815 und vor allem den ab 1817 sichtbar werdenden Gesinnungs- und Polizeiterror in Preußen öffentlich Stellung zu nehmen und dafür notfalls auch als Märtyrer zu leiden. In ernster Stimmung schloss er 1816 die Vorrede zu seinem Werk „Von Deutschem Bund und Deutscher Staatsverfassung“: „Wenn du aber neue Opfer forderst, o Vaterland! so nimm auch mich!“.

In erste Auseinandersetzungen mit den staatlichen Gewalten war Fries bereits 1815 geraten. Den Forderungen bürgerlicher Kreise Badens und Heidelbergs sich anschließend, unterschrieb er eine Petition an den Großherzog in Karlsruhe, die unter Hinweis auf Artikel 13 der Bundesakte die Einführung einer Verfassung im Großherzogtum verlangte. Während andere Gesinnungsgenossen unter dem Einfluss der daraufhin entstehenden Gegenpartei (Wortsprecher in Heidelberg: Thibaut) und den einsetzenden Polizeischikanen nachgaben und ihre Unterschrift zurückzogen, beharrte Fries auf seiner Verfassungsforderung. Er blieb ein Bundesgenosse des Leiters der Aktion, des Professors der Rechte Christoph Reinhard Dietrich Martin (1772-1857). Als Martin 1815 nach entehrenden Polizeimaßnahmen seinen Abschied aus badischen Diensten nahm, vermittelte er ihm eine Berufung als Professor nach Jena.(11)

Der Heidelberger Konflikt brachte ihm zum ersten Male den Ruf eines „Demagogen“ und steigerte sein Ansehen bei der Studentenschaft. Als er 1816 u. a. auf Grund der feindseligen Haltung des Karlsruher Ministeriums Heidelberg verließ und nach Jena wechselte, folgten ihm einige seiner besten Schüler (->Hoffmeister, ->Rödiger) und wurden hier aktive Stützen der Burschenschaft. Die Teilnahme an der Heidelberger „Adressenbewegung“ hatte für Fries weiterreichende Folgen, da einer seiner Hauptgegner, Stadtdirektor Ludwig Pfister (1769-1829), später als badischer Kommissar einer der einflussreichsten Mitglieder der Mainzer Untersuchungskommission wurde, hierbei auch das Leben von Fries zu untersuchen hatte und keine Gelegenheit vorübergehen ließ, den Gegner von 1815 als gefährlichen Demagogen zu denunzieren.

Das Wartburgfest wurde ihm zum Höhepunkt des bisherigen Lebens, zugleich der Anstoß zu folgenschweren Veränderungen seines ruhigen Gelehrtendaseins. Auf dem Fest beeindruckte ihn der „heilige Ernst der Vaterlandsliebe“ und gab ihm die Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Nation: „Laßt jetzt nur einige Jahre hindurch diesen heiligen Ernst der Vaterlandsliebe in unserer gebildeten Jugend belebend wirken, und ihr werdet denselben Lebenshauch bald im ganzen Volke spüren.“ „Ich muß“, schrieb er kurz nach den Eisenacher Tagen vertraulich an Reichel, „bis jetzt den Augenblick den ausgezeichnetsten in meinem Leben nennen, als ich den 18. Oktober des Morgens nach der Feierlichkeit zwischen den Burschen im Sonnenschein auf dem Hofe der Wartburg stand.“

Auf Wunsch der Studenten hatte er die Festversammlung am 18. Oktober mit einer kurzen, improvisierten Rede geschlossen und in ihr sein Glücksgefühl über diesen Tag und seine Hoffnung auf eine schöne Zukunft zum Ausdruck gebracht. Dieselbe Stimmung fand sich in seiner vor dem Fest gedruckten Flugschrift „An die deutschen Burschen“, die er auf der Wartburg verteilen ließ. In ihr drückte er im Sinne seiner Philosophie und in bewusst kämpferisch gehaltenen, auf Bibelzitate gestützten Worten seinen Glauben an den gesellschaftlichen Fortschritt aus, sprach davon, dass Luther auf der Wartburg „den blutigen Kampf um Geistesfreiheit, Bürgergleichheit“ begonnen habe, den es in der Gegenwart fortzusetzen gelte: „Der Geist der Wahrheit aber ist nicht nur der Besänftiger, er ist zugleich der Rächer und Retter! Auch wir harren seines Dienstes, so seien die Zeichen der Vorzeit uns Zeichen der Ermunterung.“ Die sehr rasch bekanntwerdende Flugschrift sowie die Rede auf dem Fest erregten überall in den Diplomatenkreisen der deutschen Hauptstädte Aufsehen und galten in Wien und Berlin als Ausdruck revolutionärer, staatsverbrecherischer Gesinnung. Auch freundlich gestimmte Beurteiler bezeichneten die Reden in Unkenntnis der philosophischen Grundhaltung von Fries als mystisch-verschwommen und eines Professors unwürdig. Anlass zum staatlichen Eingreifen bot seine Rolle bei der Bücherverbrennung auf dem Wartenberg. Fries hatte von der geplanten Verbrennung gewusst, auch die Liste der zu verbrennenden Literatur von ->Maßmann vorgelegt bekommen und sie gutgeheißen. In seiner späteren Verteidigung des Festes erklärte er, dass sein Urteil über die Bücher mit dem der Studenten übereinstimme und er mit den Studenten auch in der Ablehnung des Militärdrills in „gewissen“ (preußischen) Heeren einig sei. Er verurteilte die Ansichten der verbrannten reaktionären Autoren mit der ihn charakterisierenden Begründung, dass jene Theoretiker des fürstlichen Absolutismus die wahren Schuldigen seien, wenn es statt zu gesellschaftlichen Reformen zu Aufruhr käme: „Fluch über diese Theoretiker des Despotismus! Sie predigen die Lehre der Aufwiegelung; sie nehmen die Köpfe des dummstolzen Eigendünkels ein und erfüllen erst die freier Gesinnten durch ihre törichte Verteidigung mit dem Widerwillen gegen bestehende Verfassung und Lebensordnung.“(12) Der politischen Tragweite der Verbrennung war er sich nicht bewusst und nahm deshalb am 19.10. an ihr infolge des kalten Oktoberabends nicht teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 125
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Als nach dem Fest die ersten verleumderischen Presseangriffe mit entstellten Beschreibungen des Geschehens erschienen, erteilte er in seiner Eigenschaft als Professor die Druckgenehmigung zur Veröffentlichung der Festbeschreibung des Studenten ->Maßmann, in der gerade die Verbrennungsszene als wichtigstes Ereignis des Festes hervorgehoben wurde, bezahlte dafür auch aus eigener Tasche die Druckkosten. In einer scharf gehaltenen kurzen Anzeige im Weimarer Oppositionsblatt (28.10.) erklärte er das Gerücht, „als ob bei den Oktoberfeiern zu Eisenach neben den Insignien des Gamaschendienstes und den Machwerken einiger Bonaparte‘schen Schildknappen und Schmalzgesellen auch Stücke der Wiener Kongreß-Akte verbrannt seien, seinem Ursprunge nach für lügenhaft.“ Daraufhin folgten am 9. und 27. November zwei Denunziationen an den Weimarer Großherzog durch Karl Albert von Kamptz, Oberregierungsrat im preußischen Polizeiministerium, die auf Grund der Stellung des Denunzianten amtlichen Charakter trugen: „Ew. Königl. Hoheit ist es ohne Zweifel bereits bekannt, daß ein Haufen verwilderter Professoren und verführter Studenten auf der Wartburg mehrere Schriften öffentlich verbrannt und dadurch das Geständnis abgelegt haben, dass sie zu ihrer Widerlegung unfähig.“ Kamptz übersandte gleichzeitig ein Exemplar des von ihm herausgegebenen, auf der Wartburg verbrannten Kodex der Gendarmerie, in dem sich auch Weimarer Polizeiverordnungen befanden.(13) Es war dies eine eindeutige Aufforderung an den Großherzog, gegen die Professoren und speziell Fries vorzugehen: „Ew. K. H. eigene Gesetze sind es, die in Höchst Ihrem eigenen Lande, von Höchst Ihren eigenen Dienern, von Höchst Ihren eigenen Untertanen öffentlich verbrannt, oder, nach der Absicht jener Feuer-Zensoren, öffentlich verhöhnt und beschimpft sind.“ Wenige Wochen später schrieb Kamptz in den Jahrbüchern der Preußischen Gesetzgebung eine „Rechtliche Erörterung über öffentliche Verbrennung von Druckschriften“, die er noch im gleichen Jahre mit einem längeren Vorwort versah und als Sonderdruck veröffentlichen ließ.(14) In diesem Vorwort, einem Pamphlet, fiel er mit wütenden, hasserfüllten Worten über die deutsche Opposition, das Turnwesen, die Burschenschaft und speziell Fries her. Unter Bezug auf einen ehemaligen Jenaer Professor hieß es u. a.: „Der ehrliche Caffa lebte zu lange nach Thomas Münzer und zu lange vor Marat, um ahnen zu können, daß ein Lehrstuhl des mit Recht so berühmten Jena noch einmal so tief entwürdigt werden könne, um ahnen zu können, das von dort aus, im Jahre 1817, werde verkündigt werden: die trübe Winternacht der Knechtschaft laste noch immer auf Deutschland, welches doch nichts anders sagt, als daß das Regiment unsrer angebornen Regenten für uns Knechtschaft sei; er konnte gewiß nicht ahnen, daß sein späterer Nachfolger Fries in seiner Bergrede der Welt verkündigen werde, der Geist, der Luthern getrieben, habe die Volkskraft von der Niederländischen bis zur Nordamerikanischen Revolution geleitet, mithin die Völker zur Empörung gegen ihre Regenten verführt; er konnte nicht ahnen, daß an die Spitze von Pasquillanten und Injurianten der Jenaische Professor Fries sich als ihr Harlekin und Verteidiger stellen werde. Doch solche Männer wie Fries, können rechtliche Männer nicht beleidigen, so wenig wie Besessene [von Kamptz gesperrt] beleidigen können.“ Solchen Angriffen, die bereits im Tonfall die Furcht verrieten, welche das Handeln der herrschenden Klasse bestimmte, trat Fries mit ungeschwächtem Optimismus und in einer weder vorher noch später (nach 1819) vorhandenen politischen Kampfstimmung entgegen: „Alle Gerüste des vorübergehenden Lebens habe ich gegen mich aufgebracht im Dienste des Geistes, dessen freies Walten und Recht sie nicht fassen und begreifen können. Die Naturphilosophen und die Orthodoxen habe ich lange gegen mich, jetzt auch die Magnetiseurs, die badische Regierung, die Juden, die Pietisten, die preußische geheime Polizei und die Zeitungsschreiber, endlich die Kabinette von Wien, Dresden und Berlin (viel Ehre für mich!), und Weimar hat eine Kriminaluntersuchung über mich verhängt! Mein Frohsinn sieht darin lauter schöne Hoffnungen“ (an Reichel, 1817).

Bereits auf Grund der ersten Kamptz‘schen Denunziation eröffnete die Weimarer Landesregierung (= Gerichtsbehörde 2. Instanz) auf Befehl des Großherzogs (28.11.) eine Kriminaluntersuchung (01.12.1817) wegen „Verletzung der Ehrfurcht vor der Majestät des Staatsoberhauptes und an den Tag gelegten Verachtung der von diesem gegebenen Gesetze.“ Fries weigerte sich, den Vorladungen der Weimarer Regierung Folge zu leisten, schrieb stattdessen zwei schriftliche Rechtfertigungen (06. u. 14.12.), bestritt die Kompetenz des Weimarer Gerichtes, verlangte das für ihn zuständige Jenaer Universitätsgericht (1. Instanz) und wandte sich schließlich (14.12.) in einem Notruf („Untertänige und weil Gefahr auf dem Verzug haftet, dringenden Bitte“) an das Jenaer Oberappellationsgericht. Dieses vor allem von der Juristischen Fakultät besetzte oberste Gericht der ernestinischen Staaten reagierte prompt, akzeptierte die Appellation, forderte (15.12.) die Weimarer Regierung zur Übersendung der Akten auf und suspendierte das Verfahren bis zum eigenen Bescheid. Daraufhin sah sich die Weimarer Regierung gezwungen, die Kriminaluntersuchung aufzugeben und den Verdacht des Staatsverbrechens zurückzuziehen (29.12.)(15), verlangte jedoch die Fortführung des Verfahrens auf zivilrechtlicher Ebene (Injurienfrage) und übergab die Untersuchung an das Jenaer Universitätsgericht. Fries hatte hiermit die erste Etappe des beginnenden Prozesses gewonnen und die gefährlichste Anklage (Staatsverbrechen = Jakobinertum) abgeschlagen. Ermutigt durch diesen Erfolg ging er zum Gegenangriff über und klagte (24.01.1818) seinerseits beim Universitätsgericht wegen Beleidigung gegen Kamptz (Verfahren der Redenunziation). Der mit Fries befreundete und liberal eingestellte Jenaer Universitätsrichter Asverus(16) akzeptierte die Redenunziation und forderte Kamptz in ziemlich scharfen Worten für den 20.04.1818 zum Verhör nach Jena, zu dem Kamptz jedoch nicht erschien, worauf ihm am 10.03. die Fries‘sche Gegenklage zugesandt wurde, die er nicht ernst nahm. Diese ohne Wissen des Weimarer Ministeriums durchgeführte Aktion des Universitätsrichters beantwortete der Weimarer Großherzog in einer der Unabhängigkeit des Gerichtsverfahrens hohnsprechenden Weise: Asverus wurde am 12.04. strafweise das Richteramt entzogen und das Verfahren einem provisorisch eingesetzten, gefügigem Untersuchungsbeamten (Amtsrichter Faselius aus Kapellendorf) übergeben.(17) Bereits vor dieser Maßnahme waren die Akten durch die Regierung an den preußischen Schöppenstuhl in Halle zum Entscheid versandt worden. Die Diffamierung in den Denunziationen und dem Vorwort von Kamptz war eindeutig; die Gegenklage von Fries deshalb wohlbegründet. Trotzdem lehnte der Hallesche Schöppenstuhl nach heftigen Auseinandersetzungen innerhalb des Kollegiums die Gegenklage aus offenbar politischen Gesichtspunkten ab und konnte sich hierbei auf formaljuristische Bedenken(18) stützen. Der Schöppenstuhl war sich jedoch der Fragwürdigkeit dieses Urteils bewusst und stellte es Fries frei, sich klageführend „an die ordentliche Obrigkeit des von Kamptz“ (Berliner Kammergericht) zu wenden, „vor welcher derselbe [Kamptz] der Strafe, wegen der in der erwähnten Schrift [Vorwort Rechtliche Erörterung] ausgestoßenen schweren Injurien, wohl nicht entgehen möchte.“

Anders lag der Fall in Bezug auf den Anlass der Untersuchung, die Rolle von Fries bei der Verbrennungsszene und der Veröffentlichung der Maßmannschen Festbeschreibung. Die Verbrennung war eine politische Demonstration und objektiv die schärfste Kampfansage gegen die bestehenden feudalstaatlichen gesellschaftlichen Verhältnisse. Jeder Versuch, diese politische Tat mit geltenden juristischen Rechtssätzen zu verteidigen, musste zwangsläufig scheitern. Einen politischen Prozess (Kriminaluntersuchung), der sich auf die Frage nach dem Recht der Volksmassen auf öffentliche Kundgebungen gegen die Staatsgewalt zuspitzen konnte und an dessen Ende die Verurteilung als Staatsverbrecher stand, durfte und wollte Fries nicht führen. Es war für ihn ein Erfolg, die Weimarer Kriminaluntersuchung abgewehrt zu haben; mehr konnte er nicht erreichen. Fries bekannte in dem folgenden zivilrechtlichen Injurienstreit gegen Kamptz seinen Widerwillen gegen die reaktionären Ideen der verbrannten Bücher, räumte ein, dass mit der „Sprache der Flammen in Wissenschaften Wahrheit und Irrtum nicht geschieden werden können“, beharrte jedoch darauf, dass eine öffentliche Verbrennung keine Beleidigung für den betreffenden Schriftsteller enthalte, sofern bei dem Verbrenner - wie auf dem Wartburgfest - böswillige Absicht (animus injuriandi) fehle: „Alles kommt auf die Absicht zu beleidigen oder widerrechtlich die Ehre zu kränken an; wo diese ist, ist die Injurie, wo sie nicht ist, ist keine Injurie.“ Auf die Frage, ob bei öffentlicher Verbrennung animus injuriandi vorhanden ist, würde „jedem ruhig Überlegenden leicht klar, er dürfe nicht vermutet werden.“ Mit einem solchen Argument war kein Prozeß zu gewinnen, da sowohl die Beispiele der Geschichte als auch das geltende Recht öffentliche Verbrennungen als besonders schimpfliche Strafe bzw. Anklage nachwiesen. Das Fries am 18.01.1819 zugestellte Erkenntnis des Halleschen Schöppenstuhles verurteilte ihn „wegen der ihm zur Last fallenden Begünstigung einer von den am 18. Oktober 1817 auf dem Wartenberge bei Eisenach versammelt gewesenen Studenten unternommenen öffentlichen Verbrennung mehrerer ihnen mißfälliger Schriften, ingleichen wegen seiner Teilnahme an der durch den Druck geschehenen weitern Bekanntmachung und Verbreitung dieser Begebenheit und der dabei vorgefallenen höchst beleidigenden Äußerungen über die Verfasser dieser Bücher“ zu sechs Wochen Festungshaft oder 30 Taler und Bezahlung der Kosten. Fries legte gegen dieses Urteil Berufung beim Jenaer Oberappellationsgericht ein (März 1819). Das Oberappellationsgericht sah sich vor allem auf Grund der im Weimarer Staat gültigen Reichspolizei-Ordnung von 1577 gezwungen, dem Hallenser Urteil grundsätzlich zuzustimmen, strich allerdings die Festungsstrafe und betonte nachdrücklich das Recht auf Gegenklage in Berlin (Urteil Oberappellationsgericht vom 21.10.1819). Als Fries dieses Urteil erhielt, war er jedoch bereits ein geschlagener Mann und zählte zu den Hauptdemagogen. Denn zwischen dem Hallenser und Jenaer Urteil lag die Ermordung Kotzebues durch seinen Schüler ->Sand, der Beginn der Berliner Verhaftungen (Juni 1819, vgl. ->Rödiger) und die Sanktionierung der Karlsbader Beschlüsse durch den Bundestag (20.09.), die Kamptz zu einem der wichtigsten Männer in Preußen machte. Jede Klage war damit sinnlos.

Die Ermutigungen der Freunde und der Beifall der studentischen Jugend hatten Fries nach dem Wartburgfest und während des Jahres 1818 den politischen Optimismus und die gehobene Stimmung nicht verloren gehen lassen. Im Sommer und Herbst dieses Jahres trat er in besonders enge Beziehungen zu den aktivsten politischen Studenten und blieb in Verbindung mit den Vertretern der westdeutschen „Adressenbewegung“. Als sich 1818 in Jena ein „Engerer Verein“ bildete (vgl. ->Binzer, ->Haupt, ->Loholm usw.) begünstigte er dessen Pläne und beteiligte sich leitend an der Erörterung der geschichtlichen, staatsrechtlichen und philosophischen Probleme. Es kam hierbei sehr bald zu grundsätzlichen Differenzen, wobei u. a. die Philosophie von Fries einen wichtigen Ansatzpunkt bot. Fries unterschied in seiner Philosophie zwischen innerer und äußerer (praktischer) Ethik. Er forderte „nur dem eigenen Gewissen zu folgen und danach zu handeln“ kam aber hierbei - gerade auf Grund seiner politischen Erfahrungen nach dem Wartburgfest - in Widerspruch mit der gesellschaftlichen Praxis und räumte ein: „In meinen äußeren Handlungen hänge ich nicht nur von meiner Überzeugung ab, sondern ich lebe und wandle als Einzelner in dem öffentlichen Leben meines Volkes; gar oft werden zum Guten wie zum Schlimmen allgemeine Gewohnheiten und die öffentlichen Meinungen meines Lebens Meister und zwingen mich gegen meine edleren Wünsche zu handeln“. Erkannte man diesen Satz von der „inneren“ und „äußeren praktischen“ Ethik nicht an und blieb „unbedingt“ bei der Grundforderung, nur dem Gewissen zu folgen, so kam man zum philosophisch-ethischen Ausgangspunkt der „Unbedingten“ - einer Lehre, die im Kreise der Gießener Burschenschaft, der „Schwarzen“, vertreten wurde und ab Herbst 1818 von dem jungen, aus Gießen kommenden und von Fries zur Übersiedlung aufgeforderten Privatdozenten Karl Follen (1795-1840) in Jena verbreitet wurde, deren Anhänger, von der Fries‘schen Lehre ausgehend, u .a. ->Sand wurde. Ab Herbst 1818 kam es im „Engeren Verein“ zur Spaltung zwischen den (zahlenmäßig größeren) studentischen Anhängern von Fries und Follen. Hierbei unterschieden sich - wenn auch bei den Anhängern Follens der republikanische Gedanke den konstitutionellen überwog - beide Gruppen vorerst weniger in der Zielstellung als in den taktischen Fragen des politischen Kampfes. Die „Unbedingten“ drängten zum Handeln und forderten politisch-revolutionäre Geheimbünde, Fries dagegen lehnte solche Methoden ab, verlangte Freundschaftsbünde, Erziehung zu ideologischer Klarheit und offene demokratische Wirksamkeit durch Rede, Wort und Tat. Zur Klärung der Anschauungen und gegenseitigen Verständigung verfasste er Ende 1818 einen längeren Aufsatz, der im Kreise der Studenten kursierte, im Sommer 1819 bei der Beschlagnahme der Papiere von ->Jung in die Hände der Berliner Polizei fiel und von ihr im März 1820 an die Mainzer Untersuchungskommission gesandt wurde. Dieses sog. „Politische Glaubensbekenntnis“ von Fries war eine eindeutige Absage an geheime Verbindungen oder an eine Revolution, zugleich jedoch im seltsamen Gegensatz dazu die leidenschaftlichste, freilich an der Oberfläche haftenbleibende gesellschaftskritische Anklage, die Fries je geschrieben hat. Er forderte u. a. Rede- und Pressefreiheit für Deutschland, öffentliche Gerichtsverfahren, „republikanische“ Selbstverwaltung in Gemeinden und gesellschaftlichen Organisationen (Burschenschaften) usw. In acht Punkten gab er seinem kleinbürgerlichen Hass Ausdruck, wobei er selbst dem sonst von ihm nicht akzeptierten Gedanken der Volkssouveränität Raum bot: „Aber ich hasse

  1. Die Priesterschaft;
  2. den Ahnenstolz und die Juden;
  3. noch mehr die Knechtsfreunde, die Sklavenfreunde [sic! wohl ....freude] an edlen Prinzen und Prinzessinnen sowie an Hofgepränge, ich hasse diese Dienstwonnen der Residenzen.
  4. Ich hasse den Betrug im öffentlichen Leben. Die Unsern halten es für Unrecht, Nachbarn zu bestehlen, an denen nicht viel zu gewinnen ist, aber das Volk, an dem etwas zu gewinnen ist, plündert und bestiehlt mancher freche Staatsdiener ungestört.
  5. Ich hasse das Regiertwerden durch Hochwohlgeborne französische Affen.
  6. Ich hasse das Belehrtwerden durch Wohlgeborne lateinische Affen.
  7. Ich hasse den langen papiernen Geschäftsgang und die Anzahl von Staatsdienern, besonders die künstlich indirekten Finanzverwaltungen.
  8. Ich hasse die Unterdrückung des Volkes durch stehende Heere durch die Kasten anmaßlicher dumm-stolzen Müßiggänger als: Offiziere. Ich hasse die Ausscheidung des Kriegerstandes aus dem bürgerlichen. Das Volk ist das Heer und der Herr.“

Dieser selbstbewussten Stimmung folgte an der Jahreswende 1818/19 der ernüchternde Gegenschlag der politischen Reaktion. Im Vertrauen auf die Pressefreiheit des Weimarer Großherzogtums genehmigte Fries die Veröffentlichung der Flugschrift eines Jenaer Studenten anlässlich der Blücherfeier der Burschenschaft am 16.12. 1818, die auf studentisch-offene Weise Kritik an den deutschen Zuständen übte.(19) Daraufhin wurde er von Karl August, der eine ähnliche ausländische Pressekampagne wie beim Wartburgfest befürchtete, am 05.01.1819 fristlos aller Amtsrechte eines Professors enthoben. Zwei Wochen später folgte die Publikation des Urteils des Halleschen Schöppenstuhls. Fries stand allein, war zu diesem Zeitpunkt außerdem von persönlichen Sorgen bedrängt(20) und erkrankte anschließend schwer. Er fügte sich widerspruchslos in die Entlassung und resignierte. Seit dem Jahre 1819 wandelte sich „sein mutiges ...Vordringen unter stürmischer Akklamation der ihm ergebenen Jugend in elegische Resignation und fast gemeinschaftslose Isolierung“ (Henke).

Am 04.10.1819 folgte in Weimar ein Spezialverhör über das „Politische Glaubensbekenntnis“, dem Fries 1820 eine schriftliche Selbstverteidigung nachschickte. Beides ging zu den Akten der Mainzer Kommission. Er wurde eines der am härtesten bestraften Opfer der ersten „Demagogenverfolgung“. Bis 1822 liefen auf Betreiben der Mainzer Kommission (Pfister) Verhöre gegen ihn, deren Aussagen eine der wichtigsten Grundlagen für den zusammenfassenden Bericht 24 „Über die politischen Umtriebe auf der Universität Jena“ wurden. 1824 wurde er bei gleichzeitigem Entzug seiner bisher noch formell innegehabten philosophischen Professur und der demütigenden Verwarnung, sich allen „nähern Umgangs mit Studierenden“ zu enthalten, auf die unpolitische Professur für Physik und Mathematik abgeschoben. Erst zwölf Jahre später (1837) - wenige Jahre vor seinem Tode - durfte er erstmals wieder öffentlich philosophische Vorlesungen in Jena halten. Zu diesem Zeitpunkt war er auf Grund des jahrelangen Redeverbots sowohl politisch als philosophisch(21) ein geschlagener Mann(22). Seine letzte, kurz vor dem Tode ausgearbeitete Rede war noch einmal ein Bekenntnis zur Freiheit des Redens und der Gedanken.

Anmerkungen:

(1) 1763-1841, 1797 wegen seines Bekenntnisses zur Philosophie Kants und Reinholds aus dem Lehramt entfernt und an das Archiv der Gemeinde versetzt.

(2) Die Berufung wurde vor allem durch den Weimarer Minister des Innern, E. A. von Gersdorff, einem Herrnhutischen Bekannten von Fries, bewirkt. Außerdem stammte die Frau von Fries (Karoline Erdmann) aus dem Weimarer Gebiet und war die Nichte des Ministers C. G. v. Voigt. Fries‘ Nachfolger in Heidelberg wurde Hegel (vgl. ->Carové).

(3) „Das Erkennen und folglich die Erkenntnisse sind also selbst Gegenstände der innern Erfahrung, und daher der Psychologie“; folglich bedarf es einer Psychologie „als Theorie der transzendentalen Vermögen des menschlichen Gemüts“ (Über das Verhältnis der empirischen Psychologie zur Metaphysik 5 Aufsätze anonym in Psychologisches Magazin, hg. v. Erhard Schmid, Bd. 3, Jena 1798, S. 158 u. 200).

(4) 1804-1881, 1839-1862 Prof. der Botanik in Jena.

(5) „von Erscheinungen wissen wir, an das wahre Wesen der Dinge glauben wir, Ahndung läßt uns dieses in jenem erkennen“ (Wissen, Glaube und Ahndung, 1805).

(6) Vgl. dazu auch die Stellungnahme von Asverus.

(7) „Die rechtliche Gleichheit ist nicht nur ein Prinzip für ein willkürliches vernünftiges Arrangement in der Gesellschaft, dessen Tendenz ganz politisch und ohne Notwendigkeit wäre, sondern [aus der Würde des Menschen] ein notwendiges Gebot.“ Fries distanzierte sich damit von der gängigen Auffassung des Naturrechts: Gesetz des Rechts = Gleichheit der Personen, entspricht nicht dem Gesetz der Natur (in der es keine Gleichheit gibt), sondern der Würde des Menschen, die der Natur entgegengesetzt wird. (Vgl. Philosophische Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung, als Beleuchtung der gewöhnlichen Fehler in der Bearbeitung des Naturrechts, 1803).

(8) Z. B. Fr. [?] Rühs.

(9) Über die Gefährdung des Wohlstandes und Charakters der Deutschen durch die Juden, Abdruck einer Rezension der Schrift von Fr. Rühs über die Ansprüche der Juden an das deutsche Bürgerrecht (Berlin 1816) in den Heidelberger Jahrbüchern Nr. 16-17, S. 241-264, Heidelberg 1816. Die Judenfeindschaft von Fries, die in diesem üblen Pamphlet besonders zum Ausdruck kam, ist von der deutschen faschistischen Geschichtsschreibung stark betont worden. Vgl. die entsprechenden Partien über Fries in dem faschistischen Machwerk [Titel einfügen]. Die Judenfeindschaft von Fries war jedoch nicht rassistisch begründet und zielte im Gegensatz zu der des Faschismus nicht auf physische Ausrottung, sondern war stets gekoppelt mit dem Kampf um Bürgergleichheit gegen ständische Vorrechte (Adelsprivilegien). In der Selbstverteidigung zu seinem „Politischen Glaubensbekenntnis“ 1820 betonte er, lediglich gegen die Juden „als eine familienweise vom übrigen Volke getrennte Handelskaste“ Stellung genommen zu haben, (vgl. GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1672), „damit die Juden als vollberechtigte Bürger in den Staat eintreten könnten, ohne ihre Nachbarn widerrechtlich zu übervorteilen“ (Selbstbekenntnis, bei Henke, Fries, S. 157/58).

(10) Besonders bei seinem Jugendfreund Samuel Christlieb Reichel (Bischof der Brüdergemeinde), mit dem er durch einen vertrauten Briefwechsel verbunden blieb. Am 22.01.1814 schrieb er z. B. an Reichel und die Freunde der Brüdergemeinde anlässlich deren Lob für „Julius und Evagoras“: „Ich rechne in der Tat auf Euch am meisten, denn im Grunde versteht Ihr doch allein den feinem guten Geist meiner Lehre Euer Beifall ist gar sehr ermunternd, und die Art desselben hat alle meine Erwartungen weit übertroffen ... Ich weiß freilich, daß Euer Beifall immer der stärkste ist, den ich zu erwarten habe, aber er ist mir auch der teuerste; mit Euerer Sinnesart entwerfe ich‘s, mit dem Gedanken an Euch führe ich‘s aus.“

(11) Martin wurde 1816 auch Oberappellationsgerichtsrat in Jena und hatte in dieser Eigenschaft ab 1817/18 starken Anteil an den die angeklagten Jenaer Professoren, darunter vor allem Fries, in Schutz nehmenden Urteilen dieses Gerichts. Nach dem Verbot des „Rheinischen Merkur“ von Görres in Preußen (1816) gab er im weimarischen Gebiet 1816/18 den „Neuen Rheinischen Merkur“ heraus. Politisch bejahte er den Weimarer Verfassungsstaat, an dessen Gesetzgebung er mitarbeitete und blieb gemäßigter bürgerlicher Liberaler.

(12) So seine Begründung für die Berechtigung der Verbrennung von Hallers „Restauration der Staatswissenschaft“.

(13) Karl Caffa (1623-1707), Romanist.

(14) Rechtliche Erörterung über öffentliche Verbrennung von Druckschriften, Ein besonderer Abdruck der im XIXten Heft der Jahrbücher der Preußischen Gesetzgebung enthaltenen Abhandlung mit einer Vorrede, Berlin: August Rücker, 1817. Als Gegenschrift erschien von Rudolf Ewald Stier (1800-1862, 1815-1819 stud. theol. Berlin und Halle, Burschenschafter) unter dem Pseudonym R. v. Fraustadt: Freies Wort trotz Hetzern und Fehmlern! Sprachs Rudolf von Fraustadt, Bursch in Berlin, (o. O.) 1818.

(15) Das Eingreifen des Ober-Appellationsgerichtes rüttelte an Grundfragen des Weimarer Staates (ob der Monarch bzw. das Staatsministerium berechtigt seien, unter Umgehung der drei Gerichtsinstanzen durch Sonderkommissare Verfahren zu eröffnen bzw. durchzuführen). Das Ministerium scheute diese Auseinandersetzung und ließ die Weimarer Regierung, die für sich das Recht einer selbständigen und obersten juristischen Instanz beanspruchte, ohne Rückendeckung. Der Kompetenzstreit zwischen Regierung und Ober-Appellationsgericht schleppte sich daraufhin bis in die Mitte der zwanziger Jahre und endete schließlich mit der prinzipiellen Anerkennung der drei Instanzen.

(16) Vater des Studenten ->Asverus.

(17) Die Suspension wurde am 19.05.1818 wieder rückgängig gemacht, da einerseits das Ministerium des 2. Erhalterstaates der Universität (Gotha) der Amtsentlassung nicht zustimmte, andererseits jedoch vor allem ein Studentenaufruhr und die Beschwerde von Asverus an das Ober-Appellationsgericht befürchtet wurden.

(18) Das Problem der Widerklage am gleichen Gerichtsstand (reconventio) war in der juristischen Literatur umstritten.

(19) Ein teutsches Wort zur Feyer des Blücherfestes am 16ten des Christmonds am Feuer auf dem Markte zu Jena 1818.

(20) Tod seiner ersten Frau (Karoline Erdmann) 22.01.1819.

(21) Siegeszug der Hegelschen Philosophie in den zwanziger Jahren.

(22) Im gleichen Jahre zeigte sich erstmals auch der körperliche Verfall (Schlaganfall am 29.06.1837).

Qu. u. Lit.:

Fries, An die deutschen Burschen; Fries, Anruf Wartburgversammlung; Fries, Rechtfertigung; Frommann, Burschenfest, S. 19-20; Hoffmeister, Beschreibung Fest auf Wartburg, S. 41-49; Kieser, Wartburgfest, S. 27, 49, 127-132 u. ö.; Maßmann, Burschenfest, S. 18-19, 47-54; UA Jena, zahlreiche Akten, vor allem Best. A, Nr. 70; Best. A, Nr. 724; UB Jena, Nachlaß Fries (mit Autobiographie); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1707, ebd. Abt. 205, Nr. 482, ebd. Abt. 233, Nr. 1672, 1723 u. 1753; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bde I u. II (bes. Bd. 1, Bl. 9 ff.), ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. F, Nr. 3 (Spezialakte 1819-1834); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, ebd. Kasten schwarz, 428, Nr. 16; LHA Weimar, zahlreiche Akten, vor allem Best. A, Nr. 5934; Best. A, Nr. 8711; Best. A, Nr. 8712; Best. A, Nr. 8713m; Best. A, Nr. 8714, bes. Bl. 235, 241-246, 260-262, 324-363; Best. A, Nr. 8715; Best. A Nr. 8722, bes. Bl. 8 ff.; Best. A, Nr. 8734; Best. A, Nr. 8756; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 14, bes. §§ 25 u. 33. Ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, bes. §§ 12-24. Ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 20, bes. § 110. Ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bde 40a II u. 40 c, bes. §§ 195, 246-247; Fries, Verhältnis empirische Psychologie Metaphysik; de intuitu intellectuali; Reinhold, Fichte und Schelling; Rechtslehre; Wissen, Glaube, Ahndung; Kritik der Vernunft; Logik; Philosophie Art und Kunst; Bekehrt Euch; Julius und Evagoras; Deutschen Bund und Deutscher Staatsverfassung; Gefährdung der Deutschen; Ethik; Psychische Anthropologie; Mathematische Naturphilosophie; Metaphysik; Religionsphilosophie und philosophische Ästhetik; Geschichte Philosophie; Letzte Worte.

Abhandlungen Fries‘sche Schule; ADB, Bd. VIII, S. 43-81; Akten Fries; Antifries; Ascher, Wartburgfeier; Bochholtz, Teutsches Wort; Dürre, Aufzeichnungen, S. 197; Ehrenrettung Kamptz; Ehrentreich, Freie Presse Weimar; Elbogen-Sterling, Geschichte Juden, S. 188-190; Erman/Horn, Bibliographie deutscher Universitäten, Teil [ ], Nr. 14420 ff.; Falckenberg, Neuere Philosophie, S. 448-453; Fischer, Kantische Schulen Jena, bes. S. 92-101; Grävell, Feier Wartburg; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 227-228; Hartung, Großherzogtum Sachsen unter Carl August, bes. S. 418, 431, 433; Hasselblatt, Fries; Henke, Fries (mit Schriftenverzeichnis); Hodann/Koch, Urburschenschaft, bes. S. 17, 27-33; Kamptz, Öffentliche Verbrennung; Kamptz, Rechtliche Erörterung; Hohnhorst, Übersicht gegen Sand geführte Untersuchung, II, S. 64 ff.; Huber, Verfassungsgeschichte, S. 713 ff.; Krummacher, Selbstbiographie, S. 51-52; Kühn, Wartburgfest, bes. S. 49; Leber, Fries (mit Lit.); NDB, Bd. V, S. 608-609 (mit Lit.); Oppositionsblatt, Jgg. 1817-1819; Pfotenhauer, Strafbarkeit Verbrennung Druckschriften; Schleiden, Fries; Sand, Briefe, S. 164 (Urteil Sands über Fries); Selbstverteidigung Fries; Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, bes. S. 342-344 (z. T. wörtlich übernommen); Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., Reg.; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg.; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung; Stier, Freies Wort; Stier, Lebensskizzen Professoren Jena; Studentenversammlung Wartburg; Überweg/Heinze, Voß, Übersicht Hauptmomente des Tages; Wartburgfest 1952, bes. S. 24, 34-35; Wentzcke, Geschichte Burschenschaft, bes. S. 308-312; Windelband, Geschichte neuere Philosophie; Wundt, Philosophie Universität Jena, bes. S. 198-220, 380-382; Guggisberg, Fellenberg, II, S. 435; Flach, Polizeiagent, S. 20 ff.; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 232 f.; Wüst, Follen, S. 36 ff.; Schröder, Burschenturner, Reg.; Schröder, Anteil Turner, II, S. 128 ff.; Menzel, Denkwürdigkeiten, S. 124; Goethe-Voigt, Briefwechsel IV, Reg.; Hegel, Briefe, Bd. 1, S. 94, 105, 133, 380, 388 f.,454, 456, 458, 498, 511, 514 f.; Bd. II, S. 32, 41 f., 74 f., 77 f., 82, 93 f., 103, 107 ff., 111, 113, 115, 120, 132, 136, 154, 205, 219, 222, 299 f., 308, 377, 381 f., 393, 396, 399 ff., 402 f., 405 f., 409, 417 f., 430, 435, 444 f., 447, 449, 456, 469, 471, 479, 482, 492, 494; Bd. III, S. 207, 298; Bd. IV, S. 102, 145 f., 217.

stud. theol. Jena; 
* 22.08.1793 in Schwabhausen bei Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 06.03.1863 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: F., Johann Christian (1771-?, Mädchenschullehrer und Kirchkollektor, Organist und Gemeindeschreiber);
Mutter: F. geb. Haak, Johanne Caroline (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Frischmuth immatrikulierte am 25.10.1814 als stud. theol. an der Univ. Jena und wurde 1815 Mitglied der Jenaer Burschenschaft. Am 18.03.1817 trat er als Angehöriger der gegen die Einheits- und Gleichheitsbestrebungen des Burschenvorstandes gerichteten „Roséisten“ vorübergehend aus der Burschenschaft aus, war aber 1817 auch schon wieder Ausschussmitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 126/203
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Studium arbeitete F. als Rektor und Mädchenschullehrer zunächst in Wechmar. 1863 starb er als Schulrektor in Jena.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 203; EQ Bl. 73; WL Nr. 56; Ev.-luth. KG Schwabhausen, Seelenregister Jgg. 1771, 1773, 1793; Ev.-luth. KG Jena, SR Jg. 1863, S. 272, Nr. 1086; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Keil, Gründung Burschenschaft (1. Aufl.), S. 153; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 126 (fehlerhaft); Quellen u. Darstellungen Bd. 1, S. 96.

stud. phil. Berlin;
* 09.08.1797 in Züllichau, Kgr. Preußen;
+ 06.06.1886 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: F., Karl Friedrich Ernst (1765-1837, Buchhändler und Verleger in Züllichau, später in Jena);
Mutter: F. geb. Wesselhöft, Johanna Charlotte (1765-1830, Schwester von Johann Karl Wesselhöft);
Verheiratet mit: ?;

Frommann war der Sohn eines bekannten und geachteten, 1798 nach Jena übergesiedelten Buchhändlers. Er ist in vieler Beziehung ein recht charakteristischer Vertreter des neuen bürgerlich-kleinbürgerlichen deutschen Studententyps der Zeit, bei dem die Bindungen an gewisse Kreise der sich entwickelnden deutschen Bourgeoisie besonders deutlich hervortreten. Allerdings gelang es weder ihm noch dem Vater, in die Mittel- oder Großbourgeoisie aufzusteigen. Damit aber konnten noch echte wissenschaftliche und ästhetische Interessen das nüchterne Profitstreben überlagern, die sich jedoch mit einer pietistisch-orthodoxen und politisch im Konservatismus mündenden weltanschaulichen Haltung paarten.

Die Jugendzeit wurde geformt durch die Lebensatmosphäre, durch Geschäftsinteressen und festgefügte Familientraditionen des „Frommannschen Hauses“. Im kleinbürgerlich-pietistischen Geiste werktätiger Frömmigkeit hatte der den Ideen eines August Hermann Francke (1663-1727) und Philipp Jakob Spener (1635-1705) nahestehende Urgroßvater Gottlob Benjamin Frommann 1727 die Waisenhausbuchhandlung in Züllichau gegründet. Durch den Wechsel nach Jena versuchte der Vater 1800 aus der Enge der brandenburgischen Provinzstadt herauszukommen. Zwar blieb ihm auch in der neuen Heimat der große wirtschaftliche Erfolg versagt, doch bildete das „Frommannsche Haus“ in Jena sehr bald das wichtigste bürgerliche geistig-literarische Zentrum der Stadt, in dem fast alle Professoren der Universität und später die bedeutendsten Vertreter der jungen Burschenschaft in freundschaftlichem Umgange verkehrten. Goethe war ein häufiger Gast (Beziehungen zu Frommanns Pflegetochter Minchen Herzlieb) und gewann hier seine wichtigsten persönlichen Eindrücke vom Geist der Jenaer Studentenschaft deren neuem politisch-kulturellem Wollen.

In Jena verlebte Friedrich Johann Frommann die Tage seiner Kindheit und Jugend. Planmäßig und wohlüberlegt wurde er hier auf die künftige Übernahme des väterlichen Geschäftes vorbereitet. Die weitgespannten persönlichen Beziehungen der Eltern zu fast allen geistigen Größen Deutschlands sowie zu den bedeutendsten Buchhändlern der Zeit, u. a. zu Georg Andreas Reimer (1776-1858) in Berlin (vgl. z. B. ->Plehwe oder Friedrich Christoph Perthes (1772-1843) in Hamburg, ferner zu der mütterlicherseits befreundeten Hamburger großbürgerlichen Familie Sieveking usw., ebneten dem jungen Mann den Weg ins Leben und in geistig aufgeschlossene bürgerliche Kreise.

Zu diesen Erziehungs- und Bildungseinflüssen traten die Erlebnisse der französischen Herrschaft in Jena. Der Knabe stand im neunten Lebensjahre, also bereits im aufnahmefähigen Alter, als die Schlacht bei Jena geschlagen wurde (1806) und die Frommannsche Familie unter den Einwirkungen der Kriegsereignisse sowie der folgenden französischen Einquartierung spürbar zu leiden hatte. Als heranwachsender junger Mensch erlebte er den sich entfaltenden deutschen Patriotismus der Jenaer Intelligenz und vor allem der eigenen Familie. Einen ersten Höhepunkt der Jugendzeit bildete das Jahr 1809, als die Begeisterung über die Aufstände in Norddeutschland und Österreichs ersten Sieg gegen Napoleon im elterlichen Hause Einzug hielt.

1815 war er entschlossen, als Kriegsfreiwilliger am Feldzug teilzunehmen, doch kam dieser Plan durch den raschen Sieg der Verbündeten bei Belle-Alliance nicht mehr zur Ausführung. So kehrte er im gleichen Jahr vom Gothaer Gymnasium, das er wie sein Freund ->Scheidler besucht hatte (1812-1815), nach Jena zurück und trat als Gehilfe des Vaters in das Verlagsgeschäft ein. Obwohl offiziell nicht immatrikuliert, hat er an der Jenaer Universität studiert und Vorlesungen bei den mit der Familie befreundeten Professoren Heinrich Luden und ->Fries gehört.

Seit 1816 gehörte er der Jenaer Burschenschaft an und war im WS 1816/17 Mitglied des Ausschusses. Ostern 1817 wechselte er an die Universität Berlin, immatr. am 15.04.1817, und wurde hier ein eifriger Turner, der allerdings gegen die seit 1818 sichtbaren Erscheinungen dogmatischer Anwendung gewisser Turnregeln Stellung nahm und sich auch nicht scheute, Überspitzungen Jahns entgegenzutreten. Das führte zu Differenzen mit dem verehrten „Turnvater“, die erst viele Jahre später beigelegt werden konnten.

Am Wartburgfest nahm er als Berliner Student teil. Seine an der Jahreswende 1817/18 als Verteidigung des Festes geschriebene Schilderung der Tage in Eisenach ist eine der aussagekräftigsten Quellen der Wartburgfeier, die allerdings die Verbrennungsszene absichtlich bagatellisiert und nur flüchtig erwähnt. In ihrer bewusst nüchternen Sprache und politisch gemäßigten Tendenz weist die Schrift, die im Verlag des Vaters herauskam, bereits auf die zukünftige Entwicklung Frommanns (vgl. auch ->Hoffmeister, ->Kieser, ->Maßmann und ->Welcker).

Einquartierung: Rittmeister und Kaufmann Georg Bohl (110)
Präsenzliste: 127/122
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Neben der Schilderung der Wartburgfeier ist noch eine weitere Jugendschrift Frommanns bedeutsam geworden: die 1819 kurz nach dem Abschluss der Studienzeit als Erinnerung und Selbstverständigung geschriebenen „Denkwürdigkeiten aus meinen Studentenjahren“ bildeten später die wichtigste Quelle für die erste Gesamtdarstellung der Geschichte der Urburschenschaft, Ludwig Bechsteins Roman “Berthold der Student“ (Halle 1850).

Unmittelbar nach dem Wartburgfest beteiligte sich der durch das Elternhaus streng protestantisch erzogene Student führend an dem bekannten Tumult im Berliner Hoftheater (31.10.1817) gegen die Aufführung der Tragödie „Martin Luther oder die Weihe der Kraft“ von Friedrich Ludwig Zacharias Werner (1768-1823), der 1811 zum Katholizismus übergetreten war. Sehr rege setzte er sich dann für die Errichtung einer Berliner Burschenschaft ein und wurde einer ihrer Mitbegründer. Von ihm stammte der im Juni 1818 von den Reformern vorgelegte Verfassungsentwurf für die Berliner Burschenschaft.

In der preußischen Hauptstadt hörte er vor allem die Vorlesungen Schleiermachers. Hier schloss er auch seine Lebensfreundschaft mit Johann Karl Bertram Stüve (1798-1872), den späteren Märzminister von Hannover.

Ab Herbst 1818 war er in Hamburg bei Perthes und Besser als Volontär tätig, anschließend lebte er von 1821-1823 in Frankfurt a. M., wo er, durch Goethe vermittelt, u. a. Zugang zur Familie von Willemer und zu dem Freiherrn vom Stein fand. Ausgedehnte Studienreisen nach Italien, der Schweiz, Österreich, Frankreich und Holland beendeten die „Lehr- und Wanderjahre“.

Frommann hatte ein sehr enges und herzliches Verhältnis zu den Eltern, die an seiner Burschenschaftertätigkeit keinen Anstoß nahmen, sich jedoch fortwährend bemühten, den Sohn von einer Hinwendung zum radikalen bürgerlichen Demokratismus abzubringen. Auf Grund dieser zur politischen „Mäßigung“ mahnenden Ratschläge des Elternhauses, vor allem aber im Prozess des Einfügens in die bürgerliche Geschäfts- und Lebenswelt sind die politischen Anschauungen Frommanns, wie Herman Haupt mit Recht betont hat, „allzu rasch und allzu entschieden in ein konservatives Fahrwasser eingelenkt“. „Nein, nein, Du sollst Deine Deutschheit nicht verleugnen, mein lieber Junge“, schrieb der Vater am 16. Juni 1817, “nur nicht damit prunken und sie nicht in Dingen, die unwesentlich sind, suchen - auch dabei leben und leben lassen“. „Zu Reformatoren der Welt seid Ihr wahrlich nicht berufen“, hieß es in einem Brief an den Sohn nach dem Wartburgfest (23.11.1817), „dazu seid Ihr zu unreif; dazu gehört mehr Ruhe, Kenntniß und Erfahrung, als Ihr haben könnt. Ja, jedes zu gewaltsame Hinaustreten nach Außen vor der Zeit stört jeden einzelnen in seiner wahren innern und äußern Ausbildung, künftigen Tüchtigkeit und Wirksamkeit. Es bleibt Euch dagegen neben Euren Studien genug zu thun, Euch auch in Eurer Gemeinsamkeit wackrer und tüchtiger zu machen“. Nachdrücklich wies der Vater den Sohn auf den Umgang mit bürgerlichen Geschäftsmännern, um ihn dadurch den hochfliegenden aber nach seiner Meinung verfehlten Burschenschafts-Träumen zu entziehen: „Unsere Augen sind leider jetzt zu sehr geschärft, in allen Dingen die Nachtseite aufzusuchen und die Lichtseite zu übersehen. Dann träumen wir uns unerreichbare Ideale und wollen Früchte brechen, ehe sie reif sind, ja erärnten, ehe der Boden bereitet ist, daß er den Samen gehörig aufnehme. Weil wir zuviel wollen, sind wir ganz blind für das Gute, was wirklich geschehen. Als Gegengeist gegen die Hauptkrankheit unsrer Zeit scheint mir der Umgang mit wahrhaft gescheiten, redlichen Geschäftsmännern zweckmäßig und belehrend, wenn es Gelegenheit giebt, daß auch sie in ihrem Sinne sich aussprechen“ (an den Sohn nach Berlin, 14.06.1817). Dieses Erziehungsziel des politisch gemäßigten Geschäftsmannes wurde erreicht. Als Frommann später die Leitung des väterlichen Geschäfts übernahm, wurde er zum materiell und geistig saturierten Bürger. Angesichts des sich jetzt rasch entwickelnden kapitalistischen Verlagswesens in Deutschland war es ihm allerdings trotz großer Bemühungen nicht möglich, die frühere relative Höhe des väterlichen Betriebes zu halten. Während seiner Geschäftsführung verlor der Frommannsche Verlag in dem nach 1819 ökonomisch und literarisch immer stärker ins Provinzielle zurücksinkenden Jena seine bisherige Bedeutung und schrumpfte zu einer verhältnismäßig kleinen, im wesentlichen lediglich lokal gebundenen Buchhandlung zusammen.

Frommanns historische Bedeutung lag nicht in seiner Tätigkeit als selbständiger Verleger und Sortiment-Buchhändler, sondern in seiner Initiative bei der Begründung eines neuen bürgerlichen Urheberrechts sowie beim Aufbau des gesamtdeutschen Buchhandels. Er gehörte zu den Gründern des die kapitalistische Entwicklung und die deutsche Einheit (innerer Markt) fördernden „Börsenvereins der deutschen Buchhändler“ in Leipzig, dessen 1. Vorstandsmitglied er wiederholt war (1841/43, 1847/49, 1862/64) und für den er jahrzehntelang in den verschiedensten Kommissionen unermüdlich gearbeitet hat. Die Stadt Leipzig verlieh ihm deshalb am 01.11.1834 die Ehrenbürgerrechte.

Politisch und weltanschaulich wurde er mit zunehmendem Alter immer stärker konservativ und verfiel in antifranzösischen Chauvinismus. Der Pietismus der Familientradition mündete bei ihm in die neue lutherische Orthodoxie. Den Ausbruch der Revolution 1848 hat Frommann in gewisser Hinsicht begrüßt. Die erste Phase der Ereignisse in Deutschland und speziell im Weimarer Großherzogtum fand seine Zustimmung in Bezug auf die Einführung der Pressefreiheit und die Trennung von Kammer- und Landschaftsverwaltung. Aber bereits am 14. März 1848 wandte er sich in seiner ersten, unter dem Schutz der soeben errungenen Pressefreiheit erschienenen politischen Veröffentlichung - einem Flugblatt an die Bevölkerung („An meine Mitbürger“) - gegen das Weiterführen der Revolution, gegen selbständige Aktionen der Volksmassen und legte ein öffentliches Treuebekenntnis zur Weimarer Monarchie ab. Seine Gegnerschaft zu den bürgerlich-republikanischen Bestrebungen trieb ihn 1848/49 - wie auch später als Vorsitzenden des Jenaer Gemeinderates oder als Landtagsabgeordneten - zwangsläufig immer stärker auf den konservativen Flügel und er versagte damit auch vor den Problemen der revolutionären Lösung der nationalen Frage. 1848 besuchte er gemeinsam mit seinem Freunde Hermann von Rotenhan (1800-1858, 1818-1821 Burschenschafter in Erlangen, Berlin und Würzburg), dem bekannten Vertreter der Rechten in der Paulskirche („Steinernes Haus“) Heinrich von Gagern, den er einst als Jenaer Studenten kennengelernt hatte (1818) und forderte von diesem sehr nachdrücklich, dass das Parlament „die Autorität der Einzelstaaten schonen“ möge, „denn der Bestand des monarchischen Prinzips ruhe auf den angestammten Dynastien und sei der einzige Schutz gegen das Hereinbrechen der Republik“ (Selbstbekenntnis, in Rotenhan, S. 72).

Mitbegründer und Ausschussmitglied des (großdeutschen) „Deutschen Reformvereins“ (1862/65), sehr aktiv, Herausgeber des „Deutschen Zuschauers“ (Jena 1862/64), den er zu einem halboffiziellen Organ des Reformvereins machte, in ihm großdeutsche Ideen propagierte. 1865/66 buchhändlerische Leitung der letzten großen sog. „Flugblattaktion“ des Reformvereins vor dessen Ende. Den Ereignissen von 1866 stand er als Konservativer und Großdeutscher ablehnend gegenüber und stimmte der Bismarckschen Politik und deren zeitweiligem Zweckbündnis mit den Liberalen nicht zu. Trotzdem erschien ihm dann die Reichsgründung von 1871, nach den Worten seines Biographen (H. J.), als „eine Gottesgabe für seinen Lebensabend“. Bei einer solchen Gesinnung ließen offizielle Ehrungen nicht auf sich warten. 1875 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät zu Jena und im gleichen Jahre verlieh ihm die Stadt Jena die Ehrenbürgerrechte (08.04.1875).

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 122; EQ Bl. 69; WL Nr. 195; Frommann, Burschenfest; Kieser, Wartburgfest, S. 58, Anm.; UA Berlin, Matrikel Nr. 286/7; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 179; Goethe-Schiller-Archiv Weimar, Nachlaß der Familie Frommann (vgl. Hahn, Goethe-Schiller-Archiv, S. 91-93); Bundesarchiv, Abt. Frankfurt a. M., Akten des Deutschen Reformvereins sowie Nachlässe G. v. Lerchenfeld, O. v. Wydenbrugk, A. Reichensperger (vgl. Real, Reformverein); Frommann, Frommannsches Haus; Frommann, An meine Mitbürger; Frommann, Gabler; Frommann, Geschichte Börsenverein; Frommann, Rotenhan; Frommann, Der Deutsche Zuschauer; ADB, Bd. XLIX, S. 179-184; Geschichtsschreiber Wartburgfest; Zweihundert Jahre Frommann; Haupt, Frommann und Bechstein; Haupt, Frommanns Aufzeichnungen; H. J., Frommann; Karpe, Frommannsches Haus; Lütge, Jenaer Buchhandel, S. 184, 195, 201 f., 219 f., 224, 234 f., 245, 261; NDB, Bd. V, S. 659 f.; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 70, 75, 79 f., 83,91, 100; Bd. II, S. 175 f.; Schulze, Buchhandel, S. 63, 65; Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 92, Abb. 39, 40 (Porträt 1825); Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 41 u. 69; Wahnes, Freundliches Begegnen, S. 85, 90 ff. u. ö.; Auskünfte Stadtarchive Leipzig und Jena; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 55 (Porträt); Real, Reformverein, Reg., bes. S. 61 f., 87 f.; Wyrwol, Entwicklung thüringischer Kleinstaaten; Real, Bundesreformbestrebungen, Reg.; Zimmermann, Reformverein, S. 49; Tümmler, Züllichau; Hegel, Briefe, Bd. I, S. 362, 464 f., 484, 507; Bd. II, S. 36, 92, 155; Bd. IV, S. 122, 218; Volquartz, Insignien, S. 23, 25 f.; Koch, Die Buchhändler Frommann in Jena, S. 182-187.

stud. theol. Jena (!);
* 07.09.1792 in Haßloch bei Neustadt an der Hardt, Kfstm. Bayern;
+ 22.04.1819 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-ref.;
Vater: F., Wilhelm (1743-1805, Ackerer);
Mutter: F. geb. Rothaug, Eva Klara;
Verheiratet mit: ?;

Füßer immatrikulierte unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 22.10.1817, als stud. theol. an der Univ. Jena. Noch im WS 1817/18 trat er der Burschenschaft bei und war ab 1818 bis zu seinem Tode 1819 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: [...]rbe (34)
Präsenzliste: 128/301
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 301: Füser; EQ Bl. 68; WL Nr. 8; Ev.-ref. KG Haßloch, KB: Füßer; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 514; UA Jena Best. E, Abt. II, Nr. 64.

 

G

stud. theol. Jena;
* 20.04.1798 in Altdorf b. Nürnberg, FrRSt. Nürnberg;
+ 17.02.1879 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Philipp (1753-1826, 1798 Professor der Theologie und Archidiakon in Altdorf, ab 1804 Professor der Theologie in Jena);
Mutter: G. geb. Hofmann, Josine (?) Isabella Christine;
Verheiratet mit: ?;

Gabler war einer der interessiertesten und politisch aufgeschlossensten Angehörigen der Jenaer Burschenschaft, in die er 1816 eintrat. Als enger Freund von ->Asverus ist er wie dieser für die Geschichtsschreibung von besonderer Wichtigkeit geworden. Die 1819 anlässlich der Verhaftung von ->Asverus beschlagnahmten Briefe Gablers an den Freund zeichnen sich durch ihren freimütigen, sehr häufig auf politische Fragen Bezug nehmenden Inhalt aus und bildeten bereits 1820 einen als sehr wertvoll eingeschätzten Quellenfund für die Analysen der Mainzer Untersuchungskommission.

Bis zu seinem zwölften Lebensjahre wuchs G. in dem kleinen fränkischen Landflecken Pyrbaum bei Nürnberg auf, wo er - wie er schreibt - im Umgang mit den einfachen Menschen seiner Umgebung „die Landleute kennen und lieben lernte“. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Weimar immatr. er am 09.08.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena. Neben seinem Theologiestudium interessierten ihn vor allem die Vorlesungen des Philosophen ->Fries und des Historikers Heinrich Luden. Die philosophisch-politischen Einflüsse dieser Lehrer und die Zugehörigkeit zur Burschenschaft waren es, die ihn in dieser Zeit ideologisch formten. Noch im hohen Alter (1872) bekannte er rückblickend, wenn auch mit anderer Einstellung als in seiner Studentenzeit, dass die Burschenschafterzeit ihm „durch das Dunkel der Zeiten“, am „Lebenshimmel wie ein heller Stern geleuchtet hat“.

1817-1818 war er Ausschussmitglied, 1818 Mitglied des Vorstandes der Jenaer Burschenschaft. Er gehörte zum Kreis der Reformer und traf sich in seinen politischen Ansichten besonders mit seinen Freunden ->Loholm und ->Siewersen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 129
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

„Wer nie vor dem Tyrannen kriecht,
sich nie als feiger Günstling schmiegt,
wer nur für heilig Freyheit lebt
und treu nach Recht und Wahrheit strebt:
Das ist ein deutscher Mann“,

schrieb er in dieser Zeit (August 1818) seinem Studiengefährten ->Münzer als Bekenntnis auf ein Stammbuchblatt.

Als Schüler von ->Fries verurteilte er 1818/19 den Übertritt von ->Asverus ins „Lager der Hegelianer“ und blieb auch als Teilnehmer des „Engeren Vereins“ (Jena 1818/19) im wesentlichen auf den politischen Positionen seines Lehrers, sympathisierte jedoch in seinen theoretischen Auffassungen mit den republikanischen Gedanken Karl Follens, zu dem er 1818/19 in Jena in persönliche Beziehungen trat. Unter dem Einfluss Follens bekannte er sich zur Einheit Deutschlands in bürgerlicher „Gleichheit und Freiheit“, forderte zur Erziehung der Volksmassen auf und erkannte sehr deutlich: „bloß durch Burschenschaft das zu erstreben, was unsere Seele will, geht nicht ... Und doch muß sie [die Burschenschaft] zum Zwecke der politischen Erziehung der Jugend bleiben, so wahr als eine Einheit in unserem Vaterland einst werden muß“ (an ->Asverus, 09.08.1818). Seine klare Einsicht in die im Sinne des Bürgertums noch unentwickelten gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands ließen ihn den Zusammenschluss „der Besten“, d. h. der politisch aktivsten bürgerlichen Vertreter, in engeren wissenschaftlich-politischen Zirkeln und parteiähnlichen Vereinigungen wünschenswert erscheinen, um dadurch eine politische Leitung der Burschenschaften und darüber hinaus der Volksmassen zu erreichen. Indem er sich theoretisch zur Republik als der besten Staatsform bekannte, diese allerdings, im Gegensatz zu den Gießener „Schwarzen“, als vorläufig noch nicht realisierbar ansah, konnte er formulieren: „Unser Volk ist ja noch nicht so mündig, dass es das Allerbeste und Schönste erlangen könnte, nämlich die republikanische Gleichheit und Freiheit. Das wäre ein Gebäude ohne festen und sichern Grund. Es würde fallen und zerbrechen“ (an ->Asverus, ebd.).

Im ganzen gesehen, muss Gabler als ein charakteristischer Vertreter jener Jenaer Studentenkreise gelten, die bereit waren, bei evtl. auftretenden revolutionären Ereignissen in Deutschland auf die Seite der Revolution zu treten (vgl. ->Loholm), es aber im Gegensatz zu den Gießener „Schwarzen“ ablehnten, politisch-revolutionäre Aktionen der Studentenschaft oder der Volksmassen durch eigenes politisches Handeln herbeizuführen.

Im Herbst 1821 bestand er sein theologisches Kandidatenexamen und war ab Ende 1822 mit der interimistischen Leitung der Jenaer Diakonatsgeschäfte betraut. Nachdem er an der Universität zum Dr. phil. promoviert hatte (17.09.1822), begann er als Privatdozent Vorlesungen zu halten. Der Plan, die Hochschullehrerlaufbahn zu ergreifen, musste bereits 1825 aus Gesundheitsgründen (Nervenleiden) aufgegeben werden. G. war seitdem ständig krank und hatte mehrfach Badereisen nötig. Auf ärztliches Anraten sah er sich gezwungen, auf dem Lande zu leben. 1825 zog er nach Oßmannstedt bei Weimar, übernahm dort das ehemalige Haus Wielands, heiratete 1826 eine Verwandte seines Freundes ->Asverus (eine geborene Schuderoff) und blieb hier 22 Jahre als Pfarrer tätig.

Das äußerlich ereignisarme Leben in der geistigen Enge und Stille eines thüringischen Pfarrdorfes blieb nicht ohne Wirkung auf den gesundheitlich labilen Menschen. Den Amtsantritt in Oßmannstedt hat er später selbst als Einschnitt in sein Leben bezeichnet: Seitdem „ging eine Umwandlung in mir vor, leiblich und geistig“.

Der im Hause seines Vaters und auf der Universität im Sinne des theologischen Rationalismus Erzogene wurde in Oßmannstedt nach „manchem inneren Lebenskampf“ streng offenbarungsgläubig und ein Vertreter der neuen Orthodoxie. Den theologischen Liberalismus charakterisierte er herabwürdigend als Ausdruck einer beklagenswerten „Winterszeit der Kirche“. Hand in Hand mit der orthodoxen Verhärtung - die später selbst bei den ihm unterstellten Geistlichen seiner Diözese auf Widerstand stieß - ging die Hinwendung zur politischen Reaktion. War er schon als Student trotz seiner Stellung auf dem linken Flügel der Jenaer Burschenschaft schwankend geblieben, entwickelte er sich jetzt zu einem ausgesprochenen Vertreter des reaktionären Bündnisses von Thron und Altar. Als es 1848 in Groß-Kromsdorf bei Weimar, wo er seit 1847 als Pfarrer tätig war, zu revolutionären Bewegungen kam, richteten sich heftige Angriffe eines Teiles der Einwohner, die von liberalen Vertretern der Intelligenz des Ortes geführt wurden, vor allem gegen Gabler, der „als Prediger und Seelsorger für Ruhe, Gesetzlichkeit und Treue gegen den Landesherrn eintrat“ (->Frommann).

Der staatliche Dank für seine Haltung während der Revolution ließ nicht auf sich warten. 1851 erhielt er die Superintendentur in Dornburg (Saale). Später wurde er als Angehöriger der orthodoxen positiven Richtung“ Mitglied des Kirchenrats des Weimarischen Großherzogtums. Das Lebensende schloss mit offiziellen Ehrungen: 1872 (50-jähriges philos. Doktorjubiläum) erhielt er den weimarischen Falkenorden 1. Klasse, dazu die persönlichen Glückwünsche der Kaiserin. Schließlich erhielt er das Doktordiplom der Theologischen Fakultät der Univ. Jena, obwohl er kaum etwas veröffentlicht hatte.

Er war Teilnehmer der Universitätsjubiläumsfeier von 1858 und des Wartburgfestes von 1867.

Qu. u. Lit.:

SfB S.14: „Das Falsche muß vergehn, das Wahre nur bestehn!!!“; ML (Nr. 65); Ev.-luth. KG Altdorf, TR 1742-1809, S. 901, Nr. 47; UB Jena, Matrikel; UB Jena, Stammbuchblätter Münzer, Bl. 6 (Jena, August 1818); ebd. Stammbuch Wilpert, Bl. 80 (Jena, März 1817); UA Jena Best. J, Nr. 125; ebd. Best. M, Nr. 250, Bl. 8-27, 167 (mit curriculum vitae); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1708; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. A, Nr. 2; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 4; ebd. Nr. 11, Bl. 51 u. ö.; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, §§ 56, 80, 279 u. ö.; ebd. Nr. 2790b, Bd. 16; Gabler, Bekenntniß und Bekenntnißtreue, Jena 1862; Gabler, De Joanne Reuchlino, Jena 1822; Hegel, Briefe, Bd. II., S. 434ff.; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; 2. Aufl. als Festschrift zur Enthüllung des Burschenschaftsdenkmals 1883; Keil, Wartburgfeste, S.188; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 284; Verzeichnis aller Burschen Jubiläum 1858; Jarcke, Sand, S. 118, 197 u. ö.; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 95, 101, 110; Bd. IV, S. 32, 45, 92; Bd. V, S. 69, 113; Simon, Wartburgtreffen 1867, Anh. S. 8; Staatsexamensarbeit, Hist.Inst. Univ. Jena 1967 (Maschinenschrift); Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg. bes. 116.

stud. Jena (?);
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Gau hat laut Eisenacher Quartierliste und Weimarer Liste am Wartburgfest teilgenommen. In der Matrikel der Univ. Jena ist er nicht als Student nachgewiesen und im Mitgliederverzeichnis der Jenaer Burschenschaft ist er nicht verzeichnet.

Einquartierung: Frau Kammeragent Gau (61)(1)
Präsenzliste: 130
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) In den Eisenacher Quartierlisten ist hinter Gau die Quartierlistennummer 61 vermerkt. Diese ist aber nicht aufzufinden. Daher ist es fraglich, woher die Information stammt, dass Gau bei Frau Kammeragent Gau einquartiert gewesen sein soll.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 75: Gau- Jena [wohnt in Eisenach als Teilnehmer des Festes] bei Frau Kammeragent Gau; WL Nr. 107.

stud. theol. Jena;
* 24.12.1794 in Stralsund, Schwedisch-Pommern, Kgr. Schweden, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 25.06.1879 in Trantow bei Loitz, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: G., Carl Bogislaf (1766-1846, 1792-1810 Frühprediger an der St. Nikolai-Kirche in Stralsund, ab 1810 Pfarrer in Prohn);
Mutter: G. geb. von Krauthoff, Wilhelmina Friderica Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Gebhardi ist der ältere Bruder von G., Wilhelm August Heinrich. G. wurde am 07.09.1813 an der zu dieser Zeit noch schwedischen Universität Greifswald als stud. theol. immatrikuliert und trat der Greifswalder Landsmannschaft „Sueco-Pomerania“ bei. 1815 wechselte er an die Univ. Heidelberg, immatr. 19.04.1815. Wie eine ganze Anzahl andere ehemalige Angehörige der Greifswalder „Sueco-Pomerania“ wurde auch Gebhardi, der bis 1815 schwedischer bzw. 1814 dänischer Staatsbürger deutscher Herkunft war, und als Kind zweifellos die Kämpfe um Stralsund (Schill) erlebt hatte, in Heidelberg ein besonders eifriger Vertreter der deutsch-bewussten (teutonischen) Richtung. Er gehörte zum studentischen Patriotenkreis um seinen Landsmann ->Mühlenfels. Als Schüler von ->Fries folgte er diesem 1816 nach Jena, immatr. 30.10.1816 und trat der Burschenschaft bei. Er wurde ein Vertreter der studentischen Reformergruppe um ->Riemann, war 1817 Mitglied des Vorstandes und galt als eine „Stütze der Burschenschaft“. Seine stark deutschtümelnde Haltung wird durch den im März 1817 gemeinsam mit ->Riemann, ->Asverus und ->Loholm unternommenen Versuch individuellen Terrors gegen einen ehemaligen franzosenhörigen deutschen Staatsdiener (vgl. ->Asverus) charakterisiert.

Einquartierung: Meister Daniel Trunck (861)
Präsenzliste: 131/41
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Gebhardi war nach der Studienzeit zunächst Lehrer, ab 1823 Rektor der Schule in Barth und ab 1838 Pfarrer in Trantow, wo er bis zum Lebensende blieb.

Anmerkungen:

Da sich die Brüder G. im SfB doppelt eingetragen haben und hierbei einmal den Geburtsort (Stralsund), das andere Mal den Wohnort (Prohn) angaben, sind in die ML irrtümlich vier G. aufgenommen worden.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 41; EQ Bl. 67; SfB S. 4 u. 9; GW Eintragung vom 15.10.1817; ML (Nr. 66 u. 67); WL Nr. 142; Ev.-luth. KG Stralsund, TR St. Nicolai, S. 33; UA Greifswald, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 288; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 49 (Jena, 07.08.1817); PA Prohn, Chronik der Kirche zu Prohn, Hist. Abt. Teil II, enthaltend historische Noticen die Prohnsche Pfarre und Kirche betreffend, S. 3 u. 6 [Auskunft Pfarrer Puchert, Prohn]; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 25-33; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 94 ff., 111 f.; Bd. III, S. 342, 384; Bd. IV, S. 134.

stud. theol. Jena;
* 24.09.1797 in Stralsund, Schwedisch-Pommern, Kgr. Schweden, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 04.05.1879 in Barth, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: G., Carl Bogislaf (1766-1846, 1792-1810 Frühprediger an der St. Nikolai-Kirche in Stralsund, ab 1810 Pfarrer in Prohn);
Mutter: G. geb. von Krauthoff, Wilhelmina Friderica Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Gebhardi wurde nach Abschluss der Gymnasialzeit in Stralsund am 05.06.1815 als stud. theol. an der Univ. Greifswald immatrikuliert. Hier war 1816 Mitbegründer der neuen, in gewissem Sinne deutsch-patriotisch orientierten Landsmannschaft „Nova Pomerania“. 1817 wechselte er an die Univ. Jena, immatr. am 01.05.1817, wo bereits sein Bruder Heinrich Carl studierte. Er trat der Burschenschaft bei und gehörte 1817/18 dem Ausschuss an.

Einquartierung: Meister Daniel Trunck (861)
Präsenzliste: 132/108
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Seine Studienzeit beendete er an der Univ. Halle, wo er am 06.05.1819 immatrikulierte.

1820-1824 war er Hauslehrer bei der Familie von Krassow zu Diwitz. Im Juni 1824 bestand er vor dem Konsistorium in Stettin die Staatsprüfung, worauf er 1825 in Stralsund für Prohn zum Pastor substitutus cum spe succedendi gewählt wurde. Als Amtsgehilfe und später als Nachfolger seines Vaters war er vom 02.07.1826 bis 01.10.1867 Pfarrer in Prohn. Nachdem er sich 1867 emeritieren ließ, starb er 1879 in Barth.

Anmerkungen:

Da sich die Brüder G. im SfB doppelt eingetragen haben und hierbei einmal den Geburtsort (Stralsund), das andere Mal den Wohnort (Prohn) angaben, sind in die ML irrtümlich vier G. aufgenommen worden.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 108; EQ Bl. 67; SfB S. 4 u. 9; ML (Nr. 68 u. 69); WL Nr. 143; Ev.-luth. KG Stralsund, TR St. Nicolai, S. 62; UA Greifswald, Matrikel; UB Jena, Matrikel; UA Halle, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 353 (fehlerhaft); Burschenschafterlisten, Bd. 2, S: 185, Nr. 10; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 47 (Jena, 09.08.1917); Heyden, Geistlicher Regierungsbezirk Stralsund, S. 100; Quellen und Darstellungen, Bd. IV, S. 135.

stud. med. Halle;
* 06.09.1796 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Friedrich (1755-?, 1779 Direktor des Friedrichswerderschen Gymnasiums in Berlin, 1787 Oberschulrat im Kgl. Oberschulkollegium, 1790 Mitglied der Kgl. Akademie der Wissenschaften, 1793 Direktor des Vereinigten Cöllnischen und Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster);
Mutter: G. geb. Thym, Eleonora Henrietta Wilhelmina (1761-?);
Verheiratet mit: ?;

Gedike besuchte das Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster von 1804 bis Ostern 1813. Hier wurde er, wie viele seiner Schulgefährten, begeisterter Anhänger Jahns und des patriotischen Turnwesens. 1813 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zu den Hellwigschen Husaren. Nach Abschluss des Feldzuges legte er 1815 sein Abitur am Gymnasium zum Grauen Kloster ab und begann am 16.10.1815 ein medizinisches Studium an der Universität Halle. Er trat der „Teutonia“ bei und als einer ihrer führenden Vertreter bewirkte er den Verruf über die Hallenser „Sulphuristen“ (Gruppe um den stud. Immermann) und gab durch seine Beleidigung des stud. Knaust (Stürzen des „dummen Jungen“) die Veranlassung zu der barbarischen Hetzpeitschenaktion gegen denselben (28.02.1817). Da Gedike bei dieser Aktion selbst nicht anwesend war, entging er der Bestrafung und den staatlichen Gegenmaßnahmen. Er zog es aber trotzdem vor, Halle zu verlassen und auf eine ausgedehnte Studien- und Wanderfahrt zu gehen (vgl. auch. ->Wenzel und ->Schultze).

„Des hohen Festes [Wartburgfest] halber“ kam er „schnurstraks von Norwegen über Kopenhagen und Kiel herab gewallfahrtet gen Eisenach, ein gewaltiger Wanderer“ (->Maßmann), traf jedoch erst am Abend des 20. Oktobers ein.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 133
Wartburg-Stammbuch: Bl. 16r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 5

Unmittelbar nach dem Fest, am 04.11.1817, ließ er sich an der Univ. Berlin immatrikulieren und wurde hier neben ->Wangenheim einer der führenden Vertreter der neuen Berliner Burschenschaft. 1818 wurde er verschiedentlich verhört und wegen Duellierens zu Karzerstrafe verurteilt.

Am 01.05.1819 promovierte er in Berlin, die Erfahrungen seiner Studienreise auswertend, zum Dr. med. („De morbo, quem radesyge dicunt, in Norvegia endemico“) und war später als Arzt in Berlin tätig.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 14, Nr. 5; GW Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 70); Maßmann, Burschenfest, S. 9; Ev.-luth. KG Berlin, TR St. Nikolai, Jg. 1796, S. 1038/197; TrR Dom, Jg. 1784, S. 111/9; TR Parochialkirche, Jg. 1761, S. 498/1; Fischer, Pfarrerbuch Mark Brandenburg, Bd. II, S. 235; UA Halle, Matrikel; UA Berlin, Matrikel, Nr. 118/8 Arch. Graues Kloster Berlin, Inskriptionsbuch Bd. IV, Nr. 151b, Nr. 5; UA Berlin,Litt. B, Nr. 5, Bl. .51; ebd. Litt. M, Nr. 1, Bd. I, Bl. 163 ff.; Arch. DB Frankfurt a. M., Alte Sign. 682:15 (Stammbucheintragung Halle, 04.02.1817); UA Halle, G.A. II, 41, Bd. 1, Bl. 8, 36-55; DZA Merseburg, Rep. 76 V a, Sekt. 2, Tit. XII, Nr. 1, Vol. II, Bl. 68ff.; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1813/14, S. 40; ebd. Chronik 1814/15, S. 43; Burschenschaftliche Blätter, Jg. 48, S. 269; Flemming, Geschichte Hallische Burschenschaft, S. 19; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 235, 237, 264; Schiele, Immermanns Studentenjahre, S. 134; Erste Hallesche Burschenschaft, S. 76, 99, 121; Zelle, Klosteralbum Berlin, Abiturienten 1815, S. 11.

stud. jur. Jena;
* 14.10.1797 in Ostheim v. d. Rhön, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Christian Ernst (1797 Diakon und Pfarrer in Völkershausen (zu Ostheim));
Mutter: G. geb. Heim, Juliane Christiane;
Verheiratet mit: ?;

Genßler wurde am 01.06.1813 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 134/280
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 280; Ev.-luth. KG Ostheim, TR Jg. 1797; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 482 (fehlerhaft).

stud. theol. Jena;
* 24.03.1796 in Friedland, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ nach 1858 in Neustrelitz, Ghzt. Mecklenburg-Strelitz;
ev.-luth.;
Vater: G., Michel Gustav (1796 Zimmermann);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Gentzen war bis Ostern 1815 Schüler des Gymnasiums in Friedland und kam hier mit der patriotischen Turnbewegung Jahns in Berührung (vgl. ->Dürre).

Als stud. theol. immatrikuliert er am 05.04.1815 an der Univ. Berlin, wo er der „Vandalia“ angehörte. Mit der Androhung des consilium abeundi ging er 1816 von der Berliner Universität ab und immatrikulierte am 17.10.1816 an der Univ. Jena. Hier wurde er Mitglied der Burschenschaft, gehörte 1817 dem Vorstand an und zählte zum engeren Kreis der studentischen Reformer um seinen Landsmann ->Riemann.

Einquartierung: Jacob Pabst (487)
Präsenzliste: 135/81
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 9

Ostern 1818 kehrte G. nach Friedland zurück und wurde im Sommer dieses Jahres Hauslehrer bei dem Pensionär Homeyer in Nerdin bei Anklam.

Auf Grund des bei ->Asverus beschlagnahmten Stammbuches, in dem sich u. a. ein Blatt von Gentzen fand (Jena, 25.02.1818), auf dem der Name Kotzebues erwähnt wurde (Anspielung auf die Verspottung Kotzebues 1817/18 durch die Jenaer Burschenschaft), forderten das Berliner Polizeiministerium (Schuckmann, 20.08. u. 11.09.1819) und die Mainzer Kommission (05.09.1819) das Neustrelitzer Staatsministerium auf, Gentzen zu verhören, um ihn zu entlarven bzw. seine Aussagen gegen die inhaftierten Burschenschafter, vor allem ->Sand, zu verwerten. Im Verhör (Neustrelitz, 02.10.1819) erkannte Gentzen rasch die dürftigen Kenntnisse der Kommission. Er gab deshalb an, nicht mehr genau zu wissen, was er sich bei der Niederschrift von Kotzebues Namen gedacht habe. Man musste ihn freilassen und erstattete ihm sogar die Reisekosten.

Von Michaelis 1820 bis 1821 studierte G. erneut in Jena. Er gehörte zu den Hauptakteuren beim Neuaufbau einer illegalen Jenaer Burschenschaft. Von Sprewitz und ->R. Wesselhöft im Frühjahr 1821 aufgefordert, dem „Jünglingsbund“ beizutreten, lehnte er jedoch als einziger Jenenser ab. Trotzdem wurde er nach der Studienzeit, als er erneut Hauslehrer in Mecklenburg war, auf Betreiben der Mainzer Kommission (16.09.1824 ff.) in Schwerin wegen dieser Mitwisserschaft zum „Jünglingsbund“ in Untersuchung gezogen, wobei seine Aussagen vor allem gegen ->R. Wesselhöft und Sprewitz verwendet wurden. Eine Verurteilung erfolgte nicht.

Später war G. Lehrer am Gymnasium Neustrelitz bzw. Bibliothekar. 1858 war er Teilnehmer der Jenaer Universitätsfeierlichkeiten.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 81; EQ Bl. 69 u. 75; SfB S. 14, Nr. 9; ML (Nr. 71); WL Nr. 115 u. 197; Ev.-luth. KG Friedland, TR St. Marien Jg. 1796, Nr. 16 [Fotokopien LHA Schwerin]: Vornamen Johann Friedrich; UA Berlin, Matrikel Nr. 260/5; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Jenaer Burschenschaft (1. Aufl.), S. 152; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 287; Verzeichnis aller Burschen Jubiläum Jena 1858; Nachlaß Fries, Brief J. F. H. Francke an Fr., 10.08.1834 ebd., UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 61 (Jena, 05.09.1817); LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 79 f., 103, 114 ff., 119 (hier gibt G. an, dass seine Vornamen Johann Friedrich Gustav seien), 120 ff., 144, 308-328; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 39g, Nr. 44; Dürre, Aufzeichnungen, S. 191; Keil, Geschichte jenaisches Studentenleben, S. 366; Quellen u. Darstellungen, Bd. I, S. 95, Bd. III, S. 284.

stud. theol. (auch phil. u. med.) Göttingen;
* 08.01.1797 in Genf, Schweiz;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Georg Wilhelm (ca 1765/66-1828 in Genf, 1797-1819 Pfarrer der luth. Gemeinde in Genf, ab 1810 Leiter eines Genfer Pensionats);
Mutter: G. geb. Bratschy, Marie Madeleine (?-1814);
Verheiratet mit: ?;

Nachdem sich Gerlach bereits von 1811-1813 in Genf mit Studien der Philosophie beschäftigte, legt er Michaelis 1816 am Gymnasium in Gotha das Abitur ab. Am 24.10.1816 immatrikuliert er als stud. theol. an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 136/349
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 6

Später finden wir ihn wieder in Genf, hier ab 1820 in den Passeinträgen als citoyen de Genève, docteur en philosophia, professeur de philosophie et de littérature, domicilié à Genève bezeichnet. Vermutlich ist er als Professor in einem von seinem Vater ab 1810 geleiteten Genfer Pensionat tätig.

Reisen führten ihn nach London, Italien und Südfrankreich. Seit 1853 ist er nicht mehr in Genf nachweisbar. Seine wahrscheinlich letzte Reise unternahm er in die Toskana. Vielleicht ist er dort gestorben.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIV, Nr. 349: „Gerlach aus Göttingen - Genf“; SfB S. 11, Nr. 6: stud. med. [!] Göttingen; FE 17.-20.10.1817; ML (Nr. 72); Maßmann, Burschenfest, S. 9; Auskunft Prof. Dr. Sven Stelling-Michaud, Univ. Genf; Stelling-Michaud, Livre du Recteur de Genève, Nr. 7319, 62; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Archives d‘Etat Genf, Passeports, Registres 11 Nr. 76, 12 Nr. 813, 15 Nr. 195, 16 Nr. 815, 17 Nr. 238, 52 Nr. 715, 53 Nr. 1115, 60 Nr. 92; Ebd. Passeports, Archives du Léman 34, Bl.8 6; Heyer, l‘Eglise de Genève, S.249 (Vater); Auskünfte S. Stelling-Michaud, R. Jauernig.

stud. jur. Jena;
* 09.11.1796 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 10.11.1856 in Mühlhausen, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Nicolaus (?-1818, Bürger und Handelsmann);
Mutter: G. geb. Doering, Anna Catherina (?-1813);
Verheiratet mit: ?;

Gier war Schüler des Gymnasiums in Mühlhausen und legte 1814 das Abitur ab. Er begann das Studium als stud. med. wie sein Schulfreund ->Madlung am 02.05.1814 an der bis 1813 als Landesuniversität dienenden Universität Göttingen, Kgr. Westfalen. Hier verlebte er „angenehme aber meist faule Tage“ (Tagebuch), führte ein unbeschwert-leichtsinniges Studentenleben und war Mitglied der Landsmannschaft „Guestphalia“.

Wandlung brachte seine Teilnahme als Kriegsfreiwilliger am Feldzuge von 1815 im Kolberger Regiment, in das er wie seine Schulkameraden ->Madlung, ->K. Ch. Franke, ->Sachse und ->Mier eintrat (vgl. auch ->v. Arnim). Mit dem Regiment kämpfte er am 16.06.1815 bei Ligny und kehrte als Sekondeleutnant in die Heimat zurück. Am 14.05.1816 ließ er sich zur Fortsetzung seines Studiums an der Univ. Halle immatrikulieren und wechselte in die juristische Disziplin. Im Gegensatz zur Göttinger Zeit betrieb er jetzt ein ernsthaftes Studium und lehnte das Verbindungswesen ab. Er trat deshalb auch nicht der Hallenser „Teutonia“ bei, obwohl diese sehr viele Kriegsteilnehmer vereinte, bezeichnete sie sogar als „ausgeartete Verbindung“ (Tagebuch; vgl. auch ->Wenzel). Auch der Gruppe um Immermann stand er fern. Wie die meisten seiner Mühlhäuser Mitstudenten verließ er Anfang 1817 auf Grund der staatlichen Eingriffe Halle und wechselte an die Univ. Jena, wo er am 03.05.1817 immatrikulierte. Hier nahm ihn der große, frische Schwung des Jenaer Studentenlebens sofort gefangen, so dass er Mitglied der Burschenschaft wurde, 1818 war er dann wahrscheinlich Mitglied des Ausschusses. Er gehörte zu den Vertretern des Jahnschen Turnwesens und stimmte der Verbrennungsszene des Wartburgfestes zu. Seine Eindrücke über das Wartburgfest fasste er später in seinem Tagebuch zusammen: „Es war ein herrlicher Tag, ein Fest, wie kaum die Griechen zu den besten Zeiten ihrer Republik abgehalten haben können! Welche Stille und Andacht, welche Rede und welcher Enthusiasmus!“.

Einquartierung: Hauptmann Bohr (132)
Präsenzliste: 137/267
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Als stud. jur. gehörte er in Jena vor allem zum Schülerkreis um Christoph Reinhard Dietrich Martin (1772-1857, ab 1815 Prof. jur. in Jena), der ihn wegen seines Fleißes besonders auszeichnete. Wie alle Burschenschafter hörte er aber auch bei dem Historiker Heinrich Luden und dem Philosophen ->Fries. Fries bezeichnete er verehrend als den „tiefsten Denker und frommsten Mann Teutschlands“, der Deutschlands studentische „Söhne wie seine Kinder und das ganze Land wie seine Mutter liebte“ (Tagebuch). Die engen geistigen Bindungen zu Martin und ->Fries, die beide an der „Adressenbewegung“ um eine Verfassung in Baden (1815/16) teilgenommen hatten, weisen Gier als bürgerlichen Liberalen aus. „Die Zeit ist schlecht, doch gibts noch große Seelen“, schrieb er in Jena seinem Studienfreunde Heinrich von Gagern ins Stammbuch.

Mit diesen Gesinnungen trat er 1818 ins bürgerliche Leben, wurde zunächst Referendar am Stadt- und Landgericht in Mühlhausen später am Obergericht in Halberstadt. 1821 kam er in das Magistratskollegium seiner Heimatstadt, wo er trotz seiner Jugend bereits mit 33 Jahren (1829) zum Bürgermeister gewählt wurde. 1832 folgte die Wahl zum Bürgermeister auf Lebenszeit, doch ließ er diese Wahl „aus Achtung des Geistes der Städteordnung“ auf zwölf Jahre befristen.

Giers Hauptverdienst war - ähnlich wie bei ->Haupt - der gründliche Neuaufbau und die Reorganisation des städtischen Verwaltungswesens, das durch die vergangenen Kriegsjahre, den mehrfachen Besitzwechsel der Stadt (1807-1813 war Mühlhausen westfälisch) und durch das „hinsiechende und korrupte aristokratische Stadtregiment der reichsstädtischen Schlußperiode“ (Wandsleb) stark in Verfall geraten war.

Während der Amtszeit von G. begann Mühlhausen Industriestadt zu werden. Die anhebende Strukturwandlung der Stadt hat er durch kommunale Maßnahmen zu fördern versucht (1839 Einführung von Wollmärkten, 1844 Kunst- und Gewerbeausstellung, 1846 Errichtung einer Gewerbe-Fortbildungsschule). Gier war konsequenter Liberaler, der aus der Tradition der freien Reichsstadt bürgerlich-kommunale Freiheitsrechte in die neue Zeit Mühlhausens (preußische Provinzstadt) zu übertragen versuchte. Er bekannte sich zu Preußen, war jedoch von Steins und Scharnhorsts „bürgerthümlichen“ Reformen stärker beeindruckt als vom preußischen Waffenruhm, so dass er die Städteordnung des Freiherrn vom Stein als die bei weitem bedeutendste Leistung seines neuen Vaterlandes ansah. Als Ziel setzte er sich, aus „Unterthanen mündige Bürger“ zu machen: 1847 führte er deshalb in Mühlhausen die Öffentlichkeit der Stadtverordnetenversammlungen ein.

Seit dem Ende der zwanziger Jahre war er Mitglied des Provinziallandtages und beantragte in dieser Eigenschaft bereits 1829 Preußische Reichsstände. Die Revolution von 1848 wurde von ihm begrüßt. Er trat sofort für Volksbewaffnung und Bürgerwehren ein, doch war sein Bestreben von Anfang an auch darauf gerichtet, die Macht in Mühlhausen in der Hand zu behalten, um demokratischen Bestrebungen entgegenzutreten. Durch Notstandsarbeiten und Gewährung von Schrebergärten nach englischem Vorbild versuchte er die Bedürfnisse großer Teile der ärmeren Bevölkerung zu befriedigen, zugleich aber auch deren Unzufriedenheit einzudämmen, abzuleiten und aufzufangen.

Als liberaler Parteifreund von David Hansemann (1790-1864) und Hermann von Beckerath (1801-1870) zog er 1847 in den ersten Vereinigten Landtag Preußens und wurde hier u. a. ein scharfer Sprecher gegen den ultraroyalistischen Abgeordneten der sächsischen Ritterschaft, den Grafen Karl von Bismarck-Schönhausen. Im Zweiten Vereinigten Landtag forderte er 1848 die Versammlungsfreiheit für Preußen, war ab März 1849 Mitglied der Paulskirchenversammlung in Frankfurt a. M., gehörte hier wie Beckerath zum „Kasino“ (Erbkaiserlicher, Kleindeutscher) und war schließlich Angehöriger des Gothaer Rumpfparlaments. Seine politische Haltung 1848 wird durch einen recht charakteristischen Ausspruch gekennzeichnet: „Darin bin ich entschieden, nicht für republikanische Spitze zu wirken und zu stimmen. Ich halte das durch eine freisinnige Volksvertretung gestützte und gestärkte Königthum als Frucht germanischer Entwicklung für die sicherste Bürgschaft unserer Freiheit, Selbständigkeit und Wohlfahrt.“

Trotz dieser kompromissbereiten Haltung erhielt er durch die Monarchie sehr rasch die reaktionäre Quittung. Den Anlass hierzu bot seine Rolle während des Volksaufstandes in Mühlhausen Ende 1848.

Als es 1848 in Berlin zum Siege der Reaktion gekommen war und die preußische Nationalversammlung nach Brandenburg abgeschoben wurde, hatten in Mühlhausen stürmische Protestaktionen stattgefunden. Unter dem Druck der Mühlhäuser Bevölkerung verweigerten daraufhin Gier und die Stadtverordnetenversammlung die Ausführung des von dem neuen reaktionären Ministerium in Berlin am 15.11.1848 erlassenen Einberufungsbefehls für die Landwehren und lehnten die Zwangsrekrutierung von Mühlhäuser Bürgern ab. Auf Grund dieser Tat wurde ihm durch die Staatsbehörden Anfang 1849 das Bürgermeisteramt entzogen. Ein Jahr später, Sommer 1850, eröffnete man gegen ihn den Hochverratsprozess, dessen Anklage auf versuchte Unruhestiftung und geplanten Aufruhr lautete. Gier verteidigte sich nicht ungeschickt und konnte mit Recht darauf hinweisen, dass der Einberufungsbefehl für die Landwehr laut Gesetz nur in Kriegszeiten erlassen werden durfte, die Maßnahme des Berliner Ministeriums folglich ein „unkonstitutioneller Befehl“ gewesen war. Er betonte jedoch auch, dass die Verweigerung des Landwehrbefehls zur Besänftigung der Mühlhäuser Bevölkerung und als Vorbeugung gegen einen drohenden Volkssturm gedacht gewesen war.

Der Prozess endete mit Freispruch und der Wiedereinsetzung in das Bürgermeisteramt. Trotzdem hatte sich Gier die Sympathien der Reaktion verscherzt. Es folgten scharfe Angriffe in der „Kreuzzeitung“. Hinzu kam die Ungnade des Monarchen, der anlässlich eines Besuches in Mühlhausen den Bürgermeister demonstrativ ignorierte. Schließlich wurde Giers Wiederwahl zum Bürgermeister (1856) vom König nicht mehr bestätigt.

Nur wenige Wochen danach ist er gestorben. Er nahm seine 1849/50 zur Illusion gewordenen liberalen Ideale mit ins Grab: Noch auf dem Sterbebette bekannte er, ein Gegner des Absolutismus und der bürgerlichen Unterwürfigkeit, aber dennoch stets ein treuer Royalist gewesen zu sein, der „jedes republikanische, socialistische und comunistische Treiben“ schärfstens ablehne.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 267; EQ Bl. 68; WL Nr. 83; Ev.-luth. KG Mühlhausen, TR Divi Blasii 1795-1804; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung o. D.); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51; Wandsleb, Gier, Jugendtagebücher; Wandsleb, König, Wanderung durch Vaterhaus (Nr. 13); Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 46 Nr. 8; Jordan, Mühlhäuser Gymnasiasten 1815, S. 37 f. Anm.; Wandsleb, Gier, S. 153-162; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 5 ff., 10 ff., 19 ff., 24, 27 f., 34, 38, 40.

stud. theol. Jena;
* 30.1.1798 in Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: G., Johann Ludwig (1760-?, 1798 „Churfürstl. Sächs. General Acois-Einnehmer“);
Mutter: G. geb. Seidel, Susanne Maria (1766-?); 
Verheiratet mit: ?;

Gleißberg immatrikulierte am 30.10.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 138/315
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 16

Nach dem Studium ist er als Pfarrer tätig, 1824 in Belzenberg, ab 1829 in Künzelsau, ab 1837 in Blaufelden und ab 1841 in Cannstadt.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 315; SfB S. 1, Nr. 16; ML (Nr. 74); Ev. KG Langensalza, KB St. Bonifacii Bd. 10/91, Bd. 12/354; St. Stephani Bd. 10/293; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 331.

stud./Dr. jur. Erlangen;
* 08.10.1791 in Erlangen, Fstm. Bayreuth;
+ 11.10.1867 in München, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: G., Christian Friedrich (1755-1831, Prof. der Rechte in Erlangen, 1827 geadelt);
Mutter: G. geb. Geiger, Elisabetha Maria Wilhelmina;
Verheiratet mit: ?;

Nachdem Glück das Gymnasium in Erlangen besucht hatte, wurde er am 29.10.1807 an der Univ. Erlangen als stud. jur. immatrikuliert. Er trat der Landsmannschaft „Baruthia“ bei, war eng mit ->Sand befreundet und setzte sich 1816/17 für die patriotischen Gedanken der „Teutonia“ in Erlangen bzw. für die Burschenschaft ein, ohne jedoch Mitglied derselben zu werden.

Am 17.04.1817 promovierte Glück in Erlangen zum Dr. jur. (Diss. ... ad fragmentum Julii Pauli ex eius libro V. ad legem Juliam et Papiam ...).

Einquartierung: Oberkonsistorialrat und Generalsuperintendent Nebe (92)
Präsenzliste: 139/95
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818 wurde er Magistratsrat in Erlangen, 1839 Appellationsgerichtsrat in Bamberg und 1840 Oberappellationsgerichtsrat in München. 1848/49 gehörte er zu den Abgeordneten der Nationalversammlung zu Frankfurt a. M.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit machte Glück sich als Dichter und Porträtsammler einen Namen. 1860 wurde ihm der Adel verliehen.

Am 11.10.1867 starb er in München als Oberappellationsgerichtsrat.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 95; EQ Bl. 75: [wohnt in Eisenach gemeinsam mit ->Sand bei dem Generalsuperintendenten ->Nebe]; Ev.-luth. KG Erlangen(-Neustadt), Matrikel Universitätspfarrei, S. 66; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 5 Nr. 22; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Vol. II, Bl. 22; ADB, Bd. IX, S. 258; Gengler, Korps Baruthia, S. 13; Auskünfte UB Erlangen, Stadtarchivar Bischoff, Erlangen.

stud. chem. Jena;
* 21.02.1794 in Niederroßla, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 27.05./(08.06.)1851 in Dorpat-Tartu, Estland;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Friedemann Jacob (1794 Pfarrsubstitut, später Pfarrer in Niederroßla und Pfiffelbach);
Mutter: G. geb. Schwartz, Johanna Christiana Traugott;
Verheiratet mit: ?;

Goebel war das hochbegabte Kind eines armen thüringischen Dorfpfarrers und wuchs in bescheidenen materiellen Verhältnissen auf. 1806 und 1813 wurde das Elternhaus durch französische Soldaten geplündert. Diese Erlebnisse blieben nicht ohne Auswirkungen auf seine ideologische Entwicklung.

Ab 1809 war G. Apothekerlehrling in Eisenach und Weimar. Durch intensive autodidaktische Studien bildete er sich weiter und erregte die Aufmerksamkeit Goethes, der ihm ein staatliches Stipendium erwirkte. So konnte er am 14.11.1813 an der Univ. Jena als stud. chem. immatrikuliert werden. Eine Zugehörigkeit zur Burschenschaft ist nicht nachweisbar, doch war er wie alle Burschenschaftsstudenten Hörer der Vorlesungen des Historikers Heinrich Luden und des Philosophen ->Fries. G. war in Jena Schüler und Famulus des Fachvertreters für Chemie, Prof. Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849).

Einquartierung: Hofapotheker Wilhelm Dammann (184)
Präsenzliste: 140/62
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 18

Er schloss sein Studium 1818 ab und promovierte im Januar 1819. Anschließend war er Privatdozent in Jena und Pächter der Universitäts-Apotheke. 1821 wurde er Direktor des von ihm gegründeten Pharmazeutischen Instituts, 1824 Revisor aller Apotheken des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, schließlich 1825 a. o. Professor an der Universität Jena.

Drei Jahre später, 1828, folgte er einem Ruf als o. Professor an die Universität Dorpat. Hier erwarb er sich in der Folgezeit außerordentliche Verdienste beim Aufbau der Pharmazeutik und der pharmazeutischen Chemie in Russland. Als mehrfach geehrter russischer Staatsrat war er u. a. 1850 Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Veterinärschule in Petersburg und korrespondierendes Mitglied mehrerer Akademien.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 62; EQ Bl. 75; SfB S. 10, Nr. 18; WL Nr. 72; Ev.-luth. KG Niederroßla, TR Jg. 1794; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1813/14); UA Jena Best. M, Nr. 242, Bl. 201 ff.; UB Jena, Nachlaß Fries, Bd. IV, Bl.78 (Brief an Fries, Dorpat, 23.04.1840); ADB, Bd. IX, S. 299; Bessler, Geschichte pharmazeutische Lehre Jena, S. 50; Geschichte Universität Jena, Bd. 1, S. 417; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 243 ff.; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 109; Kruse, Nekrolog Göbel (mit Bibl.); Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 95; Stier, Lebensskizzen Professoren Jena.

stud. theol. Gießen;
* 27.05.1798 in Hannover, Kfstm. Hannover;
+. 30.04.1877 in Nieder-Florstadt, Ghzt. Hessen;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Friedrich (1757-1829, 1794-1806 Pfarrer an der Ägidienkirche in Hannover; 1806-1829 Pfarrer in Melbach);
Mutter: G. geb. Berchelmann, Dorothee Henriette Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

Görtz wurde am 07.04.1816 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert und trat der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ als Mitglied bei. Am Wartburgfest nahm G. als Vertreter der „Schwarzen“ teil. Unmittelbar nach dem Fest wechselte er an die Univ. Jena und immatr. hier am 29.10.1817. Er wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft und gehörte zu dem kleinen Kreis der „Schwarzen“ (vgl. ->Buri und ->Emmerling), die sich ab WS 1817/18 in Jena sehr intensiv um politische Einflussnahme auf die Jenaer Studentenschaft bemühten.

Einquartierung: Hofzimmermann Seitz (41)
Präsenzliste: 141/291
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 1

Görtz war später Pfarrer in Steinfurth (bei Bad Nauheim) und Nieder-Florstadt, wo er 1877 starb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 291: Goertz; EQ Bl. 68; SfB S. 5, Nr. 1; ML (Nr. 76); WL Nr. 10; Ev.-luth. KG Hannover, TR St. Ägidienkirche, Jg. 1798, Nr. 27; Ortschronik der Gemeinde Melbach (Mitteilungen des ev. Pfarrers von Melbach); UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel: Goertz; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 610; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 48, Nr. 22; Haupt, Follen, S. 38, Anm. (fehlerhaft); Simon, Erinnerungen, S. 50.

stud. theol. Göttingen;
* 20.01.1797 in Neustrelitz, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 24.03.1869 in Wismar, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: G., Adolph Friedrich (1760-1830, 1797 Justizkanzleisekretär, 1815 Hofrat);
Mutter: G. geb. Thiele, Johanna Maria Sophia (1763-1832);
Verheiratet mit: ?;

Götze immatrikulierte am 16.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114)
Präsenzliste: 142/149
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ab 1826 war er Pfarrer zu Wismar (St. Georg) und wurde hier 1847 Superintendent.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 149: Goetze; EQ Bl. 68; WL Nr. 9; Ev.-luth. KG Neustrelitz, GR Schloßgemeinde, Jg. 1797; Ev-luth. KG Wismar, SR St. Georg, Jg. 1869; Ev.-luth. KG Neustrelitz, SR Hofgemeinde, Jgg. 1830 und 1832; Ev.-luth. KG Friedland, GR St. Nikolai, Jg. 1763 [Standort aller Quellen: DA Ratzeburg] ; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Willgeroth, Beiträge Wismarsche Familienkunde, S. 63f.; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarren, Bd. III, S. 1371.

stud. jur. Jena;
* 08.03.1795 in Jena, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: G., Johann Friedrich August von (?-1814,1796 „Herzogl. Sächs. academ. Secretarius und Hofadvokat“);
Mutter: von G. geb. Fischer, Friedericke Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Gohren war das neunte Kind des akademischen Sekretärs der Jenaer Universität. Er wurde bereits als Vierzehnjähriger am 31.10.1810 an der Univ. Jena immatrikuliert, begann das Studium jedoch erst später und war ab WS 1817/18 Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Nicolaus Brückner (162)
Präsenzliste: 143/140
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

Hanows Angabe des Geburtsdatums (09.04.1796) ist eine Verwechslung mit F. E. v. Gohrens jüngerem Bruder Ernst Friedrich v. G. Der zweite Sohn des J. F. A. v. Gohren, Ludwig v. G. (geb. 1783), war ab 1814 als Nachfolger seines Vaters Akademischer Sekretär der Universität Jena.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 140; EQ Bl. 69; SfB S. 8, Nr. 14: „In Jena und im Himmelreich, sind wir einander alle gleich“; ML (Nr. 77); WL Nr. 198; Ev. KG Jena, KB; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 578 (fehlerhaft).

stud. cam. Jena;
* 28.12.1795 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: G., Constantin Johann Ludwig von (Rittergutsbesitzer, Erblehn- und Gerichtsherr zu Weberstedt und Alterstedt, Offizier);
Mutter: von G. geb. Kühn, Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

Goldacker immatrikulierte am 03.05.1817 als stud. cam. an der Universität Jena. Er wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 144/331
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 07.02.1824 heiratete G. Louisa Johanna Thon, eine Angehörige der Familie ->Thon.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 331; Ev. KG Gotha, KB; Ev. KG Weberstedt, TrR Jg. 1824, S. 14, Nr. 2 [Standort: PA Schönstedt, Kreis Langensalza]; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 472.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Nach einem Eintrag im Gästebuch der Wartburg nahm Hauptmann von Goldeiler am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 145
Wartburg-Stammbuch: Bl. 16r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: „Hauptmann von Goldeiler“; Vgl. ->W. v. Arnim.

stud. jur. Göttingen;
* 11.10.1789 in Zetel, Hzt. Oldenburg 
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Friedrich (1815 Organist und Küster in Zetel);
Mutter: G. geb. (?), Esther Helena;
Verheiratet mit: ?;

Goose wurde am 25.11.1815 als stud. jur. an der Universität Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Schröder (172)
Präsenzliste: 146
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 15

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 69; SfB S. 7, Nr. 15; ML (Nr. 80): Grose (irrtümlich); WL Nr. 199; Ev.-luth. KG Zetel, GR Jg. 1789, Nr. 67; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. theol. Halle;
* 11.02.1797 in Pforzheim, Mgft. Baden 
+ 11.08.1861 in Pforzheim, Ghzt. Baden;
ev.;
Vater: G., Johannes (1761-1835, ab 1793 zweiter Diakon, später Kirchenrat, Dekan und Stadtpfarrer in Pforzheim);
Mutter: G. geb. Sachs, Philippine Friederike (1770-1823);
Verheiratet mit: ?;

Gottschalk war Schüler der Franckeschen Stiftungen in Halle. Am 29.03.1816 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Halle. Als einer der wildesten Vertreter der „Teutonia“ war er am 28.02.1817 an der Hetzpeitschenaktion gegen den stud. Knaust beteiligt. Das Berliner Kammergericht verurteilte ihn deshalb am 19.07.1817 zu sechs Wochen Gefängnisstrafe. G. verließ Halle im Sommer 1817 (vgl. ->Wenzel).

Einquartierung: Frau Rätin Sälzer (183)
Präsenzliste: 147/42
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 12

Nach dem Wartburgfest immatrikulierte er am 17.12.1817 an der Universität Jena und wurde hier Mitglied der Burschenschaft. Er gehörte jedoch gleich seinen ehemaligen Hallenser Teutonen ->Calow und ->Henke zu den zügellosesten Vertretern der Jenaer Renommistenpartei („Lichtenhainer“), die 1818 gegen den Vorstand opponierten und durch Exzesse gegen Handwerker (vgl.->Buttmann, K. Ch. J.) die Grundprinzipien der Burschenschaft („keine feindliche Absonderung von Bürgern“, § 66 der 2. Jenaer Burschenschaftsverfassung) verletzten.

Nach Abschluss der Studienzeit wurde er 1820 in seiner badischen Heimat unter die Pfarrkandidaten aufgenommen, war ab 1823 Pfarrverwalter in Öschelbronn und später mit dem Titel eines Pfarrers Amtsgehilfe seines Vaters in Pforzheim. Ab 1833 Pfarrer am Arbeitshaus in Pforzheim, lebte er von 1836-1855 im Ruhestand und wurde schließlich 1. Diakon in Pforzheim. 1858 nahm er an den Universitätsfeierlichkeiten in Jena teil. 1861 verstarb er in Pforzheim.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 42; EQ Bl. 67: (hier bereits als Jenaer stud. angegeben); SfB S. 4, Nr. 12: „...ehemaliger Hallischer Bursch“; ML (Nr. 78); WL Nr. 145; Ev. KG Pforzheim, TR Jg. 1797, S. 79; SR Jg. 1823, S. 443, Nr. 15; ebd. Jg. 1835, S. 308, Nr. 144; Neu, Pfarrerbuch Baden, II, S. 206; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 403; Verzeichnis aller Burschen Jubiläum Jena 1858; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 55-66; Burschenschaftliche Blätter, Jg. 48, S. 268f.; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 217, 236, 255, 264; Bd. III, S. 226 f.; Süßenguth, Erste Hallesche Burschenschaft, S. 121.

stud. jur. Jena;
* 08.08.1795 in Reinhardsbrunn bei Friedrichroda, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Christian Friedrich (1795 „Herrschaftlicher Hofgärtner und Verwalter in Reinhardsbrunn“);
Mutter: G. geb. Günther, Henriette Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Graf immatrikulierte am 15.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Frau Holzhauer (209)
Präsenzliste: 148/363
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 13

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 363; EQ Bl. 68; SfB S. 6, Nr. 13; ML (Nr. 79); WL Nr. 11; Ev.-luth. KG Friedrichroda, TR St. Blasius, Jg. 1795, Bl. 269, Nr. 36; TrR Jg. 1783, S. 54, Nr. 2; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 246 (fehlerhaft).

stud. theol. Erfurt;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Gromann hat sich laut Auszug aus den Fremdenbüchern der Gasthöfe Eisenachs vom 17.-20.10.1817 in Eisenach aufgehalten und am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 149
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In den Matrikeln der Universitäten Göttingen, Halle und Jena nicht ermittelt. Die Universität Erfurt wurde 1816 aufgehoben.

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817: „Gromann, stud. theol. Erfurt“ (LHA Weimar A 8713m).

cand. theol.;
* 18.02.1794 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: G., Johann Friedrich August (?-1817, 1794 Kirchner zu St. Augustin in Gotha);
Mutter: G. geb. Brückmann, Christiane Ernestine Friedericke (?-1796);
Verheiratet mit: ?;

Grosch wurde am 09.05.1814 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und gehörte der Burschenschaft seit ihrer Gründung an. Ostern 1817 schloss er sein Theologiestudium in Jena ab.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 150/270
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 270; Ev.-luth. KG Gotha, KB St.Augustin; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (SS 1814); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 94.

stud. jur. Göttingen;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Große hat laut Auszug aus den Fremdenbüchern Eisenachs vom 17.-20.10.1817 im Gasthof Halber Mond in Eisenach gewohnt und am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 151
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In Göttingen immatrikulierte am 05.05.1811 ein stud. theol. [!] Ernst Gottlieb Gross, Erfurt; Vater Pfarrer in Elxleben. Am 04.03.1813 wurde ein Friedr. Grosse, theol. [!], aus Erfurt (Bruder des Vorigen) eingeschrieben und am 16.05.1821 ein Joh. Ernst Christian Ludwig Grosse, jur., Hannover; Vater Gerichtsbote in Mühlhausen.

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817, Gasthof Halber Mond: „Große, stud. jur. Göttingen“.

stud. hist. Jena, vorher cam.;
* 25.12.1800 in Erlangen, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 09.05.1875 in Rothenburg o. d. Tauber, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: G., Karl August (1769-1843, 1796 a. o., seit 1797 o. Prof. der Rechte an der Universität Erlangen);
Mutter: G. geb. Seiler, Johanne Luise Henriette (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Gründler war Schüler des Real-Instituts zu Nürnberg. Am 06.04.1816 immatrikulierte er an der Univ. Erlangen und begann ein Studium der Bergwerkswissenschaft. Hier wurde er 1816 Mitbegründer der „Teutonia“ und gehörte zum engsten Freundeskreis um ->Sand. Ostern 1817 wechselte er an die Bergakademie Freiberg, ging jedoch, da Bergrat Abraham Gottlob Werner (1750-1817), bei dem er studieren wollte, erkrankte, nach Jena. Die Univ. Jena zog ihn wohl vor allem durch die Burschenschaft an. Hier immatrikulierte er am 30.04.1817, gab sein bisheriges Studienfach auf und wandte sich dem Geschichtsstudium zu. Neben ->Fries hörte er vor allem Heinrich Luden.

Er wurde Mitglied der Burschenschaft und ließ sich im WS 1817/18 in den Ausschuss, 1818 in den Vorstand wählen. Durch Gründler wurden vor allem die Verbindungen zu den Erlanger burschenschaftlichen Kreisen hergestellt bzw. gefestigt. ->Sand und dessen „teutonische“ Freunde kamen speziell auf seine Einladung zum Wartburgfest.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 152/254
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 15

Ende 1818 wechselte Gründler, der ein Vertreter des linken Flügels der Burschenschaft geworden war, für ein Semester nach Gießen. Hier immatr. er am 18.11.1818, besuchte zwar keine Vorlesungen, wurde aber Angehöriger der Schwarzen sowie, 1819, Mitglied der allgemeinen Burschenschaft „Germania“. Er wirkte als Verbindungsmann zwischen den politisch aufgeschlossensten studentischen Vertretern Gießens und Jenas. 1819/20 kehrte G. nach Erlangen zurück, um hier seine Studienzeit zu beenden. Sein konsequentes politisch-republikanisches Auftreten im Sinne der Gießener „Schwarzen“, führte 1820 zur Sprengung der politisch ungefestigten Erlanger Burschenschaft (Austritt der sog. „Liberalen“; vgl. ->Weißgerber). In Erlangen machte G. die Bekanntschaft mit dem zur gleichen Zeit dort studierenden August von Platen (1819/20), der „auf Veranlassung eines Gesprächs mit Gründler über die Gegensätze von Alterthum und Christenthum“ Anfang 1820 „Das Zweigespräch auf Golgatha“ dichtete (Tagebuch Platen, 12.02.1820). Eine echte und dauernde Freundschaft zwischen dem Republikaner und dem jungen Aristokraten war jedoch nicht möglich. Der Bruch erfolgte anlässlich einer Diskussion über ->Sand, dessen Attentat von G. verteidigt wurde. Platen brach daraufhin jeden weiteren Verkehr mit G. brüsk ab: „Die republikanischen Gelbschnäbel, die auf eigene Faust die Geschichte korrigieren möchten, und wähnen etwas machen zu können was nicht geworden und im innersten Volksleben gegründet ist, mögen in der Vereitelung ihrer Bestrebungen den verdienten Lohn finden“ (Tagebuch Platens, 14.05.1820).

Kurz vor Abschluss der Studienzeit wurde G. von der einsetzenden „Demagogenverfolgung“ erfasst. Auf Antrag der für den Prozess gegen ->Sand zuständigen Ghzl.-Badischen Untersuchungskommission wurden Gründlers Papiere beschlagnahmt und er selbst am 04.07.1819 erstmals durch das Erlanger Universitätsgericht verhört, nachdem auch die Weimarer Immediat-Untersuchungskommission zur Untersuchung des Falles ->Sand am 03.06.1819 die Eröffnung eines Verfahrens gegen G. verlangt hatte. Ausgangspunkt und Inhalt der Untersuchungen bildeten die Jenaer Zeit von G. und sein Freundschaftsverhältnis zu ->Sand. In der Zeit vom 18.08.-16.09.1819 fanden acht umfangreiche Verhöre durch das Kreis- und Stadtgericht Erlangen statt. Am 08.12.1819 wurden die Protokolle an das Appellationsgericht des Rezatkreises nach Ansbach zum Urteilsspruch weitergeleitet. Präsident dieses Gerichtes war zu dieser Zeit Johann Anselm Feuerbach (1775-1833), dessen Söhne Anselm Josef und Karl Wilhelm Mitglieder der Erlanger Burschenschaft waren bzw. wurden und dem revolutionären „Jünglingsbund“ beitraten (vgl. ->R. Wesselhöft). Nach Abschluss des Erlanger Verfahrens und Versenden der Akten nach Ansbach fanden auf Grund preußischen Eingreifens (Kamptz) weitere Verhöre in Erlangen (10.11., 31.12.1819, 11.3.1820) statt.

Belastend für G. war seine Haltung zu Volksaufständen und Attentaten, da er in Jena ->Sands vertrauter Freund gewesen war und mit ihm zusammengewohnt hatte. Er war verdächtig als Gehilfe, zumindest Mitwisser der Volksagitation, die ->Sand im Herbst 1818 von Jena aus betrieb, als er Karl Follens Revolutionslied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ anonym versandte, mitgewirkt zu haben. Diese Briefe wurden mit Gründlers Petschaft gesiegelt, die Adressen waren, wie im Verhör vom 31.12.1819 nachgewiesen werden konnte, z. T. von ihm geschrieben. Die trotzige Gesinnung Gründlers zur Zeit der Untersuchung wird durch ein Stammbuchblatt vom 05.10.1819 belegt, in dem er sich zu August Ludwig Follens Vers aus dem Gedicht Vaterlands Söhne“ (1817) bekannte:

„Ja, bis die Höllenkett‘ zerborsten,
Reißen wir kühn mit vereinigter Macht.
Fest wie die Eichen in Teuteburgs Forsten,
Drinn die gedoppelten Adler horsten,
Drängt Euch zusammen, der Sturm erwacht. 
Steig aus der Nacht, 
O Hermannsschlacht!“

G. verteidigte sich sehr geschickt, mit gewisser spöttischer Überlegenheit gegenüber der schwerfällig arbeitenden Untersuchungskommission. Er leugnete hartnäckig allen Anteil an der Verbreitung des Liedes, gab nur zu, was die Behörde bereits wusste, stellte sich unwissend. Es wäre, vorausgesetzt er sei der Absender der Briefe, unklug gewesen, diese mit eigenem Petschaft zu siegeln. Das Versiegeln der Briefe sei folglich ohne sein Wissen durch ->Sand erfolgt. Außerdem habe er häufig Umschläge für ->Sand geschrieben, ohne Kenntnis des Inhalts der Briefe zu besitzen. Dieses schwache, offenkundig unwahre Argument konnte nicht widerlegt werden, da ->Sand bereits hingerichtet und in dessen Prozess versäumt worden war, zu fragen, „ob er auf einige seiner Briefe die Adresse durch Gründler setzen“ ließ.

Das Ansbacher Gericht musste G. am 28.11.1820 von der Beihilfe zum Mord und dem Verdacht des Staatsverrats freisprechen. Das Verfahren wurde aufgehoben. Die Urteilsbegründung lautete: „Das [bayrische] Strafgesetzbuch kennt kein Verbrechen demagogischer Umtriebe“. Damit erfolgte eine Ablehnung jeder Art von Gesinnungsprozessen, wie sie in den gleichzeitig in Preußen laufenden Untersuchungen angestrebt wurden. Die Urteilsfindung erstreckte sich nur auf die Frage des Versuchs des Staatsverrats, was verneint wurde. Ein Hochverratsversuch setze einen „tätlichen Angriff“ voraus; ein Gedicht aber als „Produkt der Phantasie“ hat „keine Realität“, kann „also keinen wirklichen Angriff darstellen“. Außerdem enthalte das Lied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ „nur Unsinn“, könne „also auch in dieser Hinsicht als ein wirklicher Angriff und als Mittel, zur Umstürzung der Verfassung zu verleiten, nicht betrachtet werden.“ Aber „selbst wenn das Gedicht staatsgefährlich sei, so konnte doch kein Beweis erbracht werden, daß Gründler das Lied wirklich verbreitet habe und außerdem ->Sand ausdrücklich zugegeben habe, daß er die Briefe mit Gründlers Petschaft versehen habe.“

Dieses von Wohlwollen für G. getragene Urteil war für diesen außerordentlich glücklich, da das preußische Polizeiministerium nach Abschluss des Erlanger Verfahrens (08.12.1819) die höchsten bayrischen Staatsstellen alarmierte und weitere Verhöre forderte. Das Ansbacher Gericht lehnte jedoch eine Neuaufnahme des Verfahrens hartnäckig als Eingriff in die freie Rechtssprechung ab und berücksichtigte auch die nach dem 08.12.1819 vorgenommenen Verhöre nicht mehr, auch nicht das G. schwer belastende Verhör vom 31.12.1819. Es blieb für Preußen nur der einer Niederlage gleichkommende Protest, dass es unerhört sei, wie der „Verbreiter eines zum Aufruhr auffordernden Gedichts“ nicht nur nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern sogar noch durch Straflosigkeit für die „beharrliche Ableugnung eigener Handschrift, Siegel und Handlungen“ belohnt würde (vgl. im Gegensatz zu dem bayrischen Verfahren das preußische Urteil gegen ->Lette).

Trotz des Urteils war G. gezwungen, als Hauslehrer außerhalb Bayerns tätig zu werden (ab 1822 in Frankfurt a. M.). Er soll angeblich durch den Verdacht eines Attentatsplanes auf den bayrischen König noch jahrelang die bayrische Polizei beschäftigt haben (Höhne).

Im Sommer 1826 emigrierte G. zu seinem Freunde ->Sartorius nach Mexiko, dort von den Gesinnungsgenossen mit Jubel empfangen. Er beabsichtigte, sich deren geplanten deutschen Kolonisationsunternehmungen anzuschließen, die jedoch aus finanziellen Gründen scheiterten. Wie ->Sartorius war er zunächst Angestellter des Deutsch-Amerikanischen Bergwerksvereins (gute Voraussetzungen hierfür dankte er früheren Studien); 1827 Rechnungsführer der Hauptinspektion Real arriba de Temascaltepec des Bergwerksvereins, 1828 Administrator der Schmelzhütte von Toliman, ab 1829 in der Leitung des Amalgierwerkes La Purisima der Hauptinspektion Chico. 1832 angesichts des sich abzeichnenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Bergwerksvereins (1838) Austritt aus dem Unternehmen.

Sein weiteres Leben war das harte, abenteuerliche Leben eines Kolonisators, ohne dass es ihm im Gegensatz zu ->Sartorius gelungen zu sein scheint, als Farmer sesshaft zu werden und ein größeres Vermögen zu erwerben. „In den Jahren 1826 bis 1865 habe ich 20 000 Meilen zurückgelegt, war Landwirt, Berg- und Hüttenmann, Kaufherr, Eigenthümer von Kaffee- und Zuckerpflanzungen, von Urwäldern, die vor mir nie ein menschlicher Fuß betreten, von Bergwerken an den Grenzen des ewigen Schnees und unten an den Flüssen, wo die Kaimans hausen, habe gearbeitet mit heißem Bemühen unter und über der Erde, in zwölf weit auseinander gelegenen Bergwerksrevieren Erze zu Tage gefördert und aus denselben Gold, Silber und Kupfer dargestellt, habe Wälder gerodet, die früher nur Leoparden und Unzen zum Aufenthalt dienten, habe Häuser gebaut, Wege in schroffe Felswände von 3000 Fuß Höhe gesprengt ...“

1866 als kranker Mann nach Deutschland zurückgekehrt, starb er 1875 in Rothenburg o. d. Tauber als Privatmann.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 254; EQ Bl. 71; SfB S. 4, Nr. 15; ML (Nr. 81); WL Nr. 63; Ev.-luth. KG Erlangen, KB Universitätspfarrei, Jgg. 1800, 1796, 1773; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; UB Jena, Matrikel; UA Gießen, Matrikel; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 14, Nr. 214 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 4 Nr. 8, S. 48 Nr. 337; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152, 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 539; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 51 Nr. 98, S. 54 Nr. 81; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 112 (Jena, 10.09.1817); GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1708; StA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 19, bes. §§ 11, 13, 14 usw.; Ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. G, Nr. 8 (Spezialakte 1819-1824); Ebd. Rep. 77, Tit. XXV/L, Litt. L, Nr. 1, Bl. 15-24 (Aussage Sand über G.); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, bes. Bl. 10-12, 143, 149 f.; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 20;

Dürre, Aufzeichnungen, S. 364; Keil, Wartburgfeste, S. 151f.; Kruse, Deutsche Briefe aus Mexiko, S. XXXIV, LIII, LXIII, 134, 141, 146, 158, 211 ff., 240, 266; Leo, Jugendzeit, S. 195-201; Platen, Tagebuch, S. 205, 208 ff., Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 269, Bd. III, S. 21, 83; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 68 f., 104, 277 ff., 302 ff.; Schröder, Burschenturner, S. 234, 241; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 232; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg. bes. S. 122.

stud. jur. Gießen;
* 11.01.1796 auf dem städtischen Gutleuthof bei Frankfurt a. M., FrRSt. Frankfurt a. M.;
+ 11.12.1868 in Frankfurt a. M., Rgbz. Wiesbaden, Prov. Hessen-Nassau, Kgr. Preußen;
?;
Vater: G., Johann Michael (1751-?, 1796 Ökonom und Pächter auf dem städtischen Gutleuthof bei Frankfurt a. M.);
Mutter: G. geb. Hestermann, Susanne Elisabetha (1760-?);
Verheiratet mit: ?;

Gwinner war Schüler der Gymnasien zu Frankfurt a. M. und Darmstadt. Als freiwilliger Hessischer Jäger nahm er am Befreiungskrieg teil. 1814 war er im engeren Kreis der Mitwisser um den geplanten patriotischen Hoffmann-Snellschen Deutschen Bund, dessen aktives Mitglied er wie sein Vater wurde.

Seine Studienzeit begann er 1815 an der Univ. Berlin. Hier immatrikulierte er am 12.04.1815 als stud. phil. (!) in der Juristischen Fakultät. 1816 wechselte er an die Univ. Gießen, immatr. am 16.05.1816, als stud. jur. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Gießener „Schwarzen“, teil.

Einquartierung: Frau Anacker (630)
Präsenzliste: 153/35
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 6

Unmittelbar nach dem Wartburgfest ging er an die Univ. Jena, immatr. am 26.10.1817, um hier sein Studium fortzusetzen. Er trat der Burschenschaft bei und bemühte sich wie ->Buri die Ideen der Gießener „Schwarzen“ unter der Jenaer Studentenschaft zu verbreiten. 1818 ging er zurück nach Gießen, immatr. am 13.10.1818, um seine Studien mit der Promotion zum Dr. jur. abzuschließen.

Zurückgekehrt nach Frankfurt a. M. blieb er auch weiterhin politisch oppositionell. 1819 besorgte er in Frankfurt den Druck des revolutionären „Frag- und Antwortbüchlein“ (vgl. ->Emmerling) und war einer der letzten Burschenschafter, die ->Sand auf seiner Reise nach Mannheim sprach (März 1819). Trotz dieser ihn belastenden Aktivitäten stieg er im Dienste des vorwiegend bürgerlich-liberal eingestellten Frankfurter Bürgertums zu geachteten Positionen empor: 1823 Kriminalrat, 1826 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung Frankfurts, 1835 Senator, 1836 Stadtgerichtsrat bzw. -direktor, schließlich 1862 und 1865 letzter regierender Älterer Bürgermeister der „Freien Stadt Frankfurt“.

Auch als Kunsthistoriker seiner Stadt machte er sich einen Namen. Als Kriminalrat in der als Sitz des Deutschen Bundes besonders exponierten Stadt Frankfurt bemühte er sich, „die Pflichten dieses durch die politischen Untersuchungen erschwerten Amtes mit den Rücksichten der Humanität in versöhnenden Einklang zu bringen.“ Als Leiter der Frankfurter Untersuchungsbehörde („Peinliches Verhörsamt“) gegen die Teilnehmer des Frankfurter Wachensturms 1833 sympathisierte er ziemlich offen mit den Festgenommenen, wandte sich gegen Willkürmaßnahmen der Bundeszentralbehörde, lehnte es ab, Aussagen durch die gesetzlich mögliche Prügelstrafe zu erzwingen usw. „An ein Amt gefesselt“, sagte er selbst, „das mir niemals Freude gemacht hat ... glaube [ich] bei strengster Erfüllung meiner Pflicht als Beamter die Gebote der Humanität nicht vergessen zu haben.“

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 35; EQ Bl. 67; SfB S. 12, Nr. 6; ML (Nr. 73); WL Nr. 144; SA Frankfurt a. M., Familienattestate G 656 und 948; UA Berlin, Matrikel, Nr. 279/5; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 540; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 49, Nr. 23; ADB, Bd. X, S. 240 f.; Gerber, Burschenschaftliches Leben, S. 4 f.; Haupt, Follen, S. 37, 114; Quellen u. Darstellungen, Bd. XIII, S. 149, 179; Bd. XIV, S. 186 ff., 199, 209 ff.; Simon, Erinnerungen, S. 34, 41; Archiv Humboldt-Univ. Berlin 28.09.1960: Album-Nr. 279/5.

H

stud. jur. Jena;
* 22.03.1798 in Neukirchen bei Freiberg, Kfstm. Sachsen;
+ 04.10.1866 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.
Vater: H. , Johann Friedrich (1767-1816, ab 1793 Pfarrer in Neukirchen, 1806 Superintendent in Eckartsberga, 1807-1816 Generalsuperintendent und Oberpfarrer in Eisenach);
Mutter: H. geb. Fritzsche, Christiane Friederike Fürchtegott (1768-?);
Verheiratet mit: ?;

H. wuchs auf in einem deutsch-patriotisch gesinnten Elternhaus. Am 28.04.1812 wurde er bereits an der Univ. Jena vorimmatrikuliert, irrtümlich mit dem Vornamen Karl statt Johann. Von Ostern 1816 bis Michaelis 1819 studierte er als stud. jur. an der Univ. Jena. Zuerst war er Angehöriger des burschenschaftsfeindlichen „Schwarzen Orden“ (vgl. ->Asverus), wurde aber aber überzeugter führender Vertreter der Jenaer Burschenschaft und des Turnwesens. Seit dem Wartburgfest verband ihn eine Freundschaft mit ->Sand.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 154/14
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Mit ihm unternahm er im Herbst 1818 eine Reise nach Berlin, wo ->Sand (mit großer Wahrscheinlichkeit unter Mithilfe bzw. Mitwisserschaft von H.) Karl Follens Revolutionslied „Deutsche Jugend an die deutsche Menge“ verteilte. 1818/19 war H. führendes Mitglied des „Jenaer Engeren Vereins“.

Im Herbst 1819 kehrte er nach Eisenach zurück und wurde als Rechtskandidat bei einer Eisenacher Behörde tätig. Als auf Befehl Weimars am 17.08.1819 die Eisenacher Turnanstalt aufgelöst wurde, bemühte H. sich vergeblich um eine Weiterexistenz derselben (vgl. ->Lenz).

Auf Grund einer Verhörsaussage von ->Jung (16.12.1819) wurde H. auf preußisches Begehren (02.01.1820) in Eisenach Verhören unterzogen (15.01., 25. u. 27.07.1820), sowie auf Veranlassung des CUK in Weimar (04.10.1820). Er wurde der Mithilfe bei der Verbreitung des FoIlenschen Revolutionsliedes beschuldigt. H. bestritt dies. Er gab an, 1818 weder das Lied noch dessen Verfasser gekannt zu haben und leugnete, an der Verteilung des Flugblattes beteiligt gewesen zu sein. Er behauptete (im Gegensatz zu einer ihm vorgehaltenen Aussage von ->Lette), während der Reise und später nie mit ->Sand über das Lied gesprochen zu haben und sei bereit, diese Aussage zu beeiden. Sein Schlussbekenntnis im Verhör am 04.10.1820 lautete: „Ich berufe mich ... auf mein ganzes Leben, auf die Zeugnisse sowohl meiner Lehrer auf der Academie, als der Behörden in Eisenach, wo ich mich nun ein Jahr aufhalte und welche alle gewiß nie etwas an mir werden bemerkt haben, daß etwas Revolutionaires in mir verräth.“

Haberfeld war später als Bezirksdirektor in Weimar tätig. 1858 nahm er an den Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 14; EQ Bl. 69 (Name nachträglich wieder durchgestrichen, weil er in Eisenach bei seiner Mutter wohnte und kein Sonderquartier benötigte. Deshalb wurde sein Name von der Weimarer Behörde irrtümlich nicht in die WL aufgenommen); SfB. S. 14; ML (Nr. 82); SR Weimar; Auskünfte Stadtarchivar E. Matthes, Eisenach; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 247 (fehlerhaft); Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; SA Eisenach, Best. B, C. 9, Bl. 57a, 57b, 58, 60, 63; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 82 f.; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856 83-85 (Verhörsprotokolle 1820); Götze, Jenaer Logen und Studentenorden, S. 68, 227; Peter, Superintendenten Eisenachs, S. 156, 159 (Angaben über Vater fehlerhaft); Quellen und Darstellungen Bd. I, S. 89, 98; Schröder, Burschenturner, S. 239 ff., 266; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 115 f., passim; Auskünfte Stadtarchivar E. Matthes, Eisenach.

stud. theol. Jena;
* 02.04.1793 in Lobsdorf bei Hohenstein-Ernstthal, Kfstm. Sachsen;
+ 28.12.1845 in Orlamünde, Hzt. Sachsen-Altenburg;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann August Friedrich; (1753-1796, Pfarrer zu Lobsdorf und Niederlungwitz);
Mutter: H. geb. Oschmann, Christiane Eleonore;
Verheiratet mit: ?;

Haberland besuchte ab 1807 das Gymnasium in Altenburg und studierte anschließend als stud. theol. an der Univ. Jena, wo er am 24.04.1815 immatrikulierte. Ab 1816 war er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Schröder (172)
Präsenzliste: 155/139
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 7

Nach der Studienzeit leitete er als Rektor eine Privatschule in Orlamünde und war Diakonus der Stadtkirche.

Anmerkungen:

Porträt (Ölgemälde) in Kirche Orlamünde.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 139; EQ Bl. 69; SfB S. 10, Nr. 7; ML (Nr. 83); WL Nr. 203 (?); Ev.-luth. KG Lobsdorf, TR Jg. 1793 Nr. 9, Jg. 1786 Nr. 7, Jg. 1795 Nr. 10; SR Jg. 1796 Nr. 4; TrR Jg. 1782; Ev.-luth. KG Orlamünde, SR Jg. 1845, S. 15, Nr. 28; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 172 (fehlerhaft); Löbe, Geschichte Kirchen und Schulen Herzogtum Sachsen-Altenburg, Bd. 3, S. 654.

Schüler;
* 14.06.1801 in Orlamünde, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Friedrich Lebrecht Wilhelm (1777-?, Fürstlich-Sächsischer Amtsadvokat, 1801 Gerichtsdirektor in Orlamünde);
Mutter: H. geb. Braun, Johanna Wilhelmina;
Verheiratet mit: ?;

Haberland ist kein Bruder von ->C. A. Haberland, jedoch ein Verwandter und wahrscheinlich sein Cousin. H. nahm 1817 als Schüler am Wartburgfest teil. In der Präsenzliste trug er sich mit dem Vornamen seines zu dieser Zeit in Jena studierenden Verwandten als „Karl Haberland aus Jena“ ein, vielleicht um nicht als Schüler aufzufallen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 156/359
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen::

Nicht identisch mit Carl August Haberland, verschiedene Schriftzüge in der Präsenzliste. Eintragung UA Jena, Best. BA, Nr. 1666, trotz anderer Vornamen, mit hoher Wahrscheinlichkeit gleiche Handschrift wie PL S. XV, Nr. 359.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 359: „Karl Haberland aus Jena“; WL Nr. 203 (?); Ev.-luth. KG Orlamünde, TR, Jg. 1801, S. 121, Nr. 16; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (August 1820): „Friedrich Moritz Wilhelm Haberland, stud. theol. Altenburg (= Vaterland), Orlamünde.“

stud. jur. Tübingen;
* 09.09.1793 in Wimpfen am Neckar, FrRSt. Wimpfen am Neckar;
+ 1873 in Ellwangen, Kgr. Württemberg;
ev.;
Vater: H., Johann Gottlob Ulrich (1793 Stadtschreiber);
Mutter: H. geb. ?, Johanna Elisabetha
Verheiratet mit: ?;

Härlin immatrikulierte am 20.04.1815 als stud. jur. an der Univ. Tübingen. Zunächst war er Renonce der Landsmannschaft „Virtembergia“. 1816 wurde er Mitbegründer der Tübinger Burschenschaft „Arminia“. Am Wartburgfest nahm er als bedeutendster Burschenschaftsvertreter der württembergischen Landesuniversität teil (vgl. ->Meidinger).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 157/324
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 7

Im Anschluss an das Wartburgfest wechselte er an die Univ. Jena, hier immatr. am 08.01.1818, und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft. Für die Ideen des Wartburgfestes warb er von Jena aus durch Versendung der Festbeschreibung ->Maßmanns, distanzierte sich jedoch von der Verbrennungsszene. Wie ->Düring,->Scheidler und ->Rödiger hatte er 1818 starken Einfluss auf die Gründung bzw. ideologische Festigung der Freiburger Burschenschaft.

Auch nach der Studienzeit, als Rechtskonsulent in Erlangen tätig, blieb er politisch aufgeschlossen, hatte Verbindung zu dem revolutionären „Jünglingsbund“ (vgl. ->Wesselhöft) und gehörte zum Kreis der Württembergischen Oppositionsgruppen um Albert Schott, Ludwig Uhland, Friedrich List u. a.

Durch den Gerichtshof zu Esslingen wurde er am 26.05.1825 wegen „Mitwisserschaft an einer hochverräterischen Verbindung“ („Jünglingsbund“) zu zwei Monaten Festungshaft verurteilt. Wie eine Anzahl weiterer württembergischer (Tübinger) Burschenschafter (z. B. Karl Hase, Gustav Kolb, Karl August Mebold) wurde er - zu gleicher Zeit wie Friedrich List - auf dem Hohenasperg gefangengesetzt.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 324; SfB S. 4, Nr. 7; ML (Nr. 85); Ev. KG Wimpfen, TR Jg. 1793; Bürk/Wille, Matrikel Univ. Tübingen; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 541; Burschenschafterlisten, Bd. 1, S. 59, Nr. 15; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. R, Nr. 2, Bl. 221-223; GStA München, Kasten schwarz, 428 Nr. 11, Bl. 247; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bde. 39 f und 39 g; Schmidgall, Sand und Freunde, S. 6 f., 11 ff.; Quellen und Darstellungen, Bd. XIV, S. 143 f.; Bd. XVII, S. 19, 24 f., 38, 43 f., 114; Härlin: München Best. MA IV, Nr. 7678 (2) Nov.1818 Referendar in Ellwangen; 1819 prov. Ober-Justiz-Prokurator; 1824 ebenda Rechtskonsulent. 27.01.1825 über Jünglingsbund verhört, den er verteidigt, da kein Hochverratsbeweis vorliegt.

stud. oec. Göttingen;
* ? in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ? (1815 Kaufmann?);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Hagenbruch wurde am 23.10.1815 als Student der Finanzwissenschaft an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 158/204
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In den ev.-luth. KB der KG Mühlhausen 1785-1802 nicht ermittelt (Auskunft ev.-luth. Superintendentur Mühlhausen, 25.05.1957).

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 204; EQ Bl. 76: Hagenburg (irrtümlich); WL Nr. 279; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Hahnemann, A., aus Jena war am 20.10.1817 Gast der Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 159
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung vom 20.10.1817.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: Meister Wagner (9)
Präsenzliste: 160
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In der Matrikel Göttingen nicht gefunden. In Halle immatrikuliert am 19.10.1815 ein Karl H., stud. jur. aus Stettin, 20 Jahre, Vater: Joh. Karl August H., Bürgermeister zu Greifenhagen; am 03.05.1820 ein Karl August H., stud. theol., 20 Jahre, Bruder von Karl H.; am 20.05.1819 ein Georg Christian Hammern, stud. jur. aus Bennungen bei Roßen (Harz), Vater: Friedrich Christoph H., Amtmann und Ökonom. Laut Mitgliederverzeichnis von Hanow Nr. 748 ist im WS 1818/19 ein stud. jur. Franz Hammer, der bekannte Heidelberger und spätere Bonner Burschenschafter, Mitglied. Dieser ist wohl nicht identisch mit dem Wartburgfestteilnehmer. Vgl. auch Oppermann, Alemannia, über Franz Hammer, S. 32/33, aus Koblenz, Pflegesohn und später Schwiegersohn von Görres, Friedensrichter in Koblenz - war führender Bonner Student. Zuerst Heidelberger Student und kam (mit?) ->Fries nach Jena. Oppermann betont, dass Hammer in Jena kein Anhänger von Follen gewesen sei, beruft sich dabei jedoch irrtümlich auf H. Haupts Arbeit über Follen (S. 33). Über Hammer als Student vor allem Wolfgang Menzels Denkwürdigkeiten, S. 121, 138, 140 ff.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 57, 73: „Hammer-Göttingen“.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Gräfin Hankel, Oberhofmeisterin der Großfürstin Maria Pawlowna, „habe am Wartburgfest teilgenommen“. Müller an Metternich, 30.10.1817 [Müller, Lebenszeugnisse, II, S.77]

„Die ganze Autorität der regierenden Herzogin gehörte dazu um den Erbherzog und die begeisterten Damen des Hofes von persönlichem Antheile an dem Feste abzuhalten, so daß von nahmhaften Personen eigentlich nur die Gräfin Hankel Oberhofmeisterin der Großfürstin dabey zugegen gewesen ist.“

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 161
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

stud. theol. Jena;
* 02.10.1799 in Arnstadt, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Carl Jacob (1756-1828, Dr. med. und praktischer Arzt in Arnstadt);
Mutter: H. geb. Hunnius, Johanne Margarete Karoline (1770-1841);
Verheiratet mit: Emilie Louise Hildebrandt (19.02.1833);

Hartmann war bis März 1817 Schüler des Lyzeums in Arnstadt (vgl. ->Döbling und ->Kranz) und wurde nach dem Abitur am 04.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Daniel Vogt (922)
Präsenzliste: 162/244
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach der Studienzeit war er Collaborator am Arnstädter Lyzeum und wurde am 31.08.1823 zum Pfarrer in Siegelbach bei Arnstadt ordiniert. 1852 wurde H. aus seinem Pfarramt in Siegelbach „in Gnaden entlassen“. Sein weiterer Lebensweg und sein Sterbejahr sind unbekannt.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 244; EQ Bl. 72; WL Nr. 256; Ev.-luth. KG Arnstadt, TR Jg. 1799, Nr. 126; Seelenregister II d, S. 301; Eheregister Jg. 1833, S. 186, Nr. 8; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 569; Kroschel, Beiträge zur Geschichte des Arnstädter Schulwesens, 1891, S. 14; Auskünfte F. W. Lappe, Kirchenbuchführer Arnstadt.

(stud. jur. Jena);
 * 13.05.1799 in Parchim, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 23.06.1874 in Daschow, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: H., Georg Gustav von (1799 Leutnant im Winterschen Regiment zu Parchim, später Hauptmann);
Mutter: v.H. geb. von Pressen (Pressentin), Wilhelmina Dorothea (1774-?);
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 163
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 3

Hartwig wurde unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 22.10.1817, als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und war 1819 Mitglied des Ausschusses. Im WS 1819/20 wechselte er an die Landesuniversität Rostock, wo er seine Studien beendete (vgl. auch ->Hellwig, ->F . H. Krüger, ->Schnapauff und ->Zickermann).

Nach dem Studium war er als Advokat in Goldberg (Mecklenburg-Schwerin) tätig. Am 27.06.1823, nach dem Tode seiner Eltern, übernahm er als Lehens- und Gutsherr das (mütterliche) Familiengut in Daschow.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 10, Nr. 3; ML (Nr. 86); Ev.-luth. KB Kuppentin (Landeskirche Mecklenburgs) für Daschow (Konfirmationseintragung 1814); Grabstätte W. F. C. v. H. in Daschow: Urkundenabschriften für Daschow beim Ev.-luth. Pfarramt Kuppentin; UB Jena, Matrikel; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 502; Auskünfte Pfarrer Weinreben, Kuppertin.

stud. med. Göttingen;
* 07.06.1796 in Erlangen-Neustadt, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Gabriel Peter (1763-?, 1787 Dr. jur. in Göttingen und Privatdozent für deutsches Staats- und Privatrecht, 1788 a. o. Prof. d. Rechte in Helmstädt, 1790 o. Prof. d. Rechte in Erlangen, 1797 Oberappellationsgerichtsrat in Wismar, ab 1816 in Greifswald; nach 1797 wurde die Familie geadelt);
Mutter: H. geb. Luther, Johanne Friedericke Caroline;
Verheiratet mit: ?;

Haselberg immatrikulierte am 07.06.1811 an der Univ. Greifswald. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Göttingen und immatrikulierte hier am 17.10.1816 als stud. med.

Einquartierung: Verwitwete Frau Krauss (242)
Präsenzliste: 164/197
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 8

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 197; EQ Bl. 72; SfB S. 7, Nr. 8; ML (Nr. 87); WL Nr. 247; Ev.-luth. KG Erlangen, TR Universitätsgemeinde, Jg. 1796; Fikenscher, Gelehrtengeschichte Universität Erlangen, 1. Abt., S. 271f. (Vater); UA Greifswald, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Jena;
* 18.09.1800 in Wismar, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 22.11.1835 in Wismar, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: H., Gabriel Christian Anton (1763-1818, Dr. jur., ab 1808 Senator, ab 1814 Syndikus von Wismar);
Mutter: H. geb. Zickler, Amalia (Tochter des Jenaer Kirchenrats und Prof. d. Theol. Friedrich Samuel Zickler);
Verheiratet mit: ?;

Haupt war bis 1817 Schüler der Stadtschule zu Wismar. Er begann sein Studium in Jena (immatrikuliert am 28.04.1817) am Wohnort der Großeltern und entwickelte sich hier zu einem der herausragendsten Vertreter der Burschenschaft.

Für den geistig aufgeschlossenen, vielseitig interessierten Studenten (Bildende Kunst, Musik, Klassische Philologie), der neben seinen juristischen Vorlesungen besonders aufmerksam die patriotischen Kollegs von Luden, ->Fries und ->Oken hörte, wurde die Teilnahme am Wartburgfest das große, sein weiteres Leben bestimmende Erlebnis. Er „gestand auch späterhin“, so das Urteil seines Wismarer Lehrers und Freundes Crain, „dieser Feier einen bedeutenden und folgenreichen Einfluß auf sein folgendes Leben zu.“

Einquartierung: Kameralist Bohl (662)
Präsenzliste: 165/15
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 14

1818 war er Mitglied des Ausschusses, 1819 Vorstandsmitglied der Jenaer Burschenschaft und gehörte zum Kreis der entschiedensten Reformer. Als „ein ritterlicher hochgesinnter Kerl von 17 Jahren“ (Brief C. Ulrich an Kretschmar, Jena Ostern 1818) und offizieller Festredner anlässlich der zwei Burschentage in Jena 1818, der Erinnerungsfeiern an die Schlachten von Leipzig und Belle-Alliance (18.10.1818, 18.06.1818 und 1819) trat er besonders hervor und verkündete, „daß die deutsche Jugend berufen sei, nach dereinstigen Herrlichkeit deutschen Volkslebens zu ringen und zu streben.“ Mit ->G. v. Henning und ->R. Wesselhöft entwarf er 1818/19 die demokratische (sog. 2.) Verfassung der Jenaer Burschenschaft (1819). Gemeinsam mit Heinrich von Gagern und ->R. Wesselhöft vertrat er Jena auf der Gründungsversammlung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (Jena, Oktober 1818), war Sekretär („Schreiber“) dieses Burschentages und Mitglied des Verfassungsausschusses für die Ausarbeitung der Verfassung.

In den Weihnachtsferien des gleichen Jahres lernte er anlässlich einer Reise nach Berlin den Turnvater Jahn kennen, dessen Charakterfestigkeit und Ideenreichtum starken Eindruck ausübten. Nach seinem späteren Geständnis - allerdings vor preußischen Untersuchungsrichtern [!] - sei er durch Jahns Einfluss ein Verehrer Preußens geworden: „Bei ihm [Jahn] ging mir zuerst ein Bild des preußischen Staates auf, er [Jahn] lehrte mich seine Kräfte und seine hoffnungsvolle Zukunft kennen, erregte in mir den Wunsch, diesem Staate, in dessen Fortschreiten [d. h. bei Erfüllung des Verfassungsversprechens des preußischen Königs] ich das Wohl von ganz Deutschland beruhen sah, einst, wenn ich sie gestärkt, meine Kräfte zu weihen“ (Selbstbekenntnis, 1820).

In Jena war er mit ->K. L. Sand befreundet und gehörte wie dieser 1818 zum „Engeren Verein“. Hatte ihm die bisherige burschenschaftliche Erziehung und das Erlebnis des Wartburgfestes die Überzeugung der Notwendigkeit einer deutschen Einheit, den starken, wenn auch inhaltlich noch wenig zielklaren Willen zum Kampf gegen „alles Böse“ sowie die Erkenntnis gebracht, dass „der Streit gegen den inneren Feind schwerer ist wie gegen den äußeren“ (Rede, Jena, 18.10.1818), so zwangen ihn die politischen Diskussionen im „Engeren Verein“ zu konkreten politischen Überlegungen und Schlussfolgerungen. Hierbei wandte er sich gegen die im „Engeren Verein“ vorgetragenen Ideen der Gießener „Schwarzen“, ohne dass allerdings klar ersichtlich ist, ob, wann oder in welchem Umfange er sich von deren republikanischen Forderungen distanzierte.

Bereits am Ende seiner Jenaer Studienzeit (Winter 1818/19) begann sich bei ihm eine Wendung zur politischen Resignation abzuzeichnen, die zu einer Art innerer Emigration führte. Der steigende Druck des Metternichschen Systems, die daraus wachsende Erkenntnis der gesellschaftlichen Isolierung, der politischen Unklarheit und Hilflosigkeit der Burschenschaftsbewegung führte bei Haupt neben der Ablehnung revolutionärer Aktionen zu einer Überbetonung des Erziehungsgedankens. Er rechnete sich zu denen, „die zwar ebenfalls [wie die Gießener „Schwarzen“] das Bestehende für schlecht hielten, aber die Besserung nur durch eine ruhige Herausbildung aus dem Innern des Lebens erwarteten“ (Selbstbekenntnis). Er entwickelte sich zum politisch gemäßigten, revolutionärem Druck abholden bürgerlich-intellektualistischen Liberalen: „Ich schloß mich mehr in mich selbst zurück, und suchte in mir selbst die Begründung meines Seins zu finden, da ich wohl fühlte, daß ich bisher von äußeren Einflüssen hin- und hergeworfen, mir wenig innere Selbständigkeit bewahrt hatte“ (Selbstbekenntnis).

Kotzebues Ermordung durch seinen Freund ->Sand erschütterte ihn tief. Er erkannte sofort die politische Sinnlosigkeit des Attentats und bezeichnete die Tat als Verirrung.

Nach dem Wechsel an die Universität Bonn (immatrikuliert 29.04.1819) trat er zwar weiterhin als offizieller Festredner hervor (Feier für Belle-Alliance 1819), hielt sich jedoch in der Bonner „Allgemeinheit“ stärker als in Jena zurück. Sein bisheriger, fast nur auf Studenten und Professoren beschränkter Bekanntenkreis erweiterte sich durch den Umgang mit bürgerlichen Kreisen der rheinischen Universitätsstadt, die auf den sich auf den Übergang ins bürgerliche Leben vorbereitenden Studenten einen großen und zweifellos politisch mäßigenden Einfluss ausübten.

Haupt war am Ende seiner Studienzeit erfüllt von einem warmen, schwärmerischen deutschen Patriotismus bürgerlicher Prägung, jedoch weit entfernt von revolutionären Umsturzplänen. In dieser Situation traf ihn Anfang 1820, kurz vor der geplanten Rückkehr in die Heimat, die Eröffnung eines Untersuchungsverfahrens (16.02.), das sich bis in den Herbst des Jahres erstreckte. Der Beschlagnahme seiner Papiere (12.04.1820) folgten auf Betreiben des preußischen Polizeiministeriums und später der Mainzer Untersuchungskommission Verhöre durch den Universitäts-Kurator Rehfues in Bonn (25./26.04., 07.05., 21.06., 01.08.1820) sowie der Stadtarrest. Im Mai 1820 schrieb Haupt eine umfassende, sehr ehrliche und von nur verhältnismäßig wenig Rücksicht auf die schwebende Untersuchung diktierte Schilderung seiner Burschenschafterzeit. Dieses von der Mainzer Kommission (Referent Pfister) mit Recht als „eine wahrhaft pragmatische Geschichte der Jenaischen sowohl als der allgemeinen Burschenschaft“ bezeichnete Selbstbekenntnis bildet neben ->R. Wesselhöfts in der Köpenicker Haftzeit geschriebener Darstellung die bedeutsamste autobiographische Quelle zur Geschichte der Urburschenschaft. Es wurde eine der wichtigsten Unterlagen für die späteren zusammenfassenden Berichte der Mainzer Kommission und zwang selbst dem auf Befehl handelnden Untersuchungsrichter sowohl durch seinen rückhaltlos offenen Ton als allerdings auch durch die deutliche versöhnlerische Tendenz Achtung und Anerkennung ab. Bei Rehfues erweckte dieses Selbstbekenntnis sogar Ansätze eines Gefühls der Scham über die rücksichtslosen Methoden der Untersuchung.

Die schweren seelischen Belastungen der langen Untersuchungshaft führten bei Haupt zu einer Zerrüttung seiner Gesundheit. „Während dieses Sommers (1820) zeigten sich die ersten Anfälle von Schwindel und diejenigen Nervenaffektionen, welche in der Folge sich oft wiederholten und endlich die Ursache seines plötzlichen Todes wurden“ (Crain).

1822 erschien seine Schrift „Ueber die Idee eines neuen Gesetzbuches für Mecklenburg“. Sie war ein öffentlicher Diskussionsbeitrag zu den im Mecklenburg-Schweriner Landtag begonnenen Debatten zu diesem Thema. In der theoretischen Begründung stärker auf Savigny als auf Thibaut gestützt, forderte Haupt in ihr ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch für Mecklenburg. Er verschwieg allerdings nicht seine tiefe Enttäuschung darüber, dass infolge Fehlens eines gesamtdeutschen Gesetzbuches lediglich auf einzelstaatlicher Ebene verhandelt werden müsse.

Trotz seiner Jugend wurde Haupt 1823 Ratsmitglied (Senator) und bereits ein Jahr später Bürgermeister von Wismar, dem die Stadt ihren grundlegenden Neuaufbau nach den Niedergangszeiten der napoleonischen Kriegszeiten verdankt. Bereits mit 35 Jahren ist er, „zweifellos der bisher bedeutendste Bürgermeister Wismars“ (Düsing), gestorben.

Von den Möglichkeiten, die für die politisch aktivsten und aufgeschlossensten Studenten der Generation der Urburschenschaft vorhanden waren: Offenes Rebellentum und Tätigkeit in illegalen Geheimbünden, politische Stoß- oder individualistische Terroraktionen, patriotische bürgerliche Erziehungsarbeit, bürgerlich-liberales Wirken im Staats- oder Kommunalapparat - bietet das Leben von Haupt ein besonders charakteristisches Beispiel für die zuletzt genannte Möglichkeit. Allerdings wurde er durch seinen frühen Tod einer eindeutigen Stellungnahme zur Frage des revolutionären bürgerlichen Fortschritts 1848 enthoben.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 15; EQ Bl. 67; SfB S. 9, Nr. 14; ML (Nr. 89);WL Nr. 146; Ev.-luth. KG Wismar, TR St. Marien, Jg. 1800 [Standort: DA Ratzeburg]; Willgeroth, Beiträge Wismarsche Familienkunde, S. 74-75; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); UA Bonn, Matrikel, Nr. 122/18; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 453; Pflüger, Mitgliederverzeichnis Bonner Burschenschaft, S. 12; UA Jena, Best. E Abt. II, Nr. 53; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1709; ebd. Abt. 233, Nr. 1674 (Spezialakte 1820); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 3 (Spezialakte 1820); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 89-94; ebd. Kasten schwarz, 428, Nr. 13, Bl. 78-95; StA Wiesbaden, Abt. 210 Nr. 2790b, Bd. 13, bes. §§ 39, 42, 58, 60-63, 77 usw.; ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, bes. §§ 3,254 usw., Haupt, Selbstbekenntnis; Haupt, Idee eines neuen Gesetzbuches; Crain, Lebensabriß Haupt; Düsing, Haupt; Jessen, Der junge Lornsen, S. 528; Oppermann, Geschichte Bonner Burschenschaft, S. 10; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 41, 103, 105, 170; Bd. II, S. 44; Bd. XIII, S. 63, 101, 103, 105, 108, 112, 114-115; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 105; Steiger, Ideale und Irrtümer; Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 148,187,191; Schröder, Burschenturner, Reg. ; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 21; Auskünfte Anneliese Düsing, Stadtarchivarin Wismar; Fittbogen, Briefe Unbedingte, S. 365; Techen, Friedrich, Geschichte der Seestadt Wismar, S. 336 f., 294 ff., 316 ff.

stud. jur. Göttingen;
* 26.12.1797 in Hamburg, FrSt. Hamburg;
+ 06.04.1865 in Wien, Kst. Österreich;
jüd. (get. ev.-luth. am 03.03.1808);
Vater: H., Marcus Abraham (Inhaber eines Bankhauses, der späteren Firma von Salomon Heine, des Onkels Heinrich Heines);
Mutter: H. geb. Schlesinger, Eva;
Verheiratet mit: ?;

Heckscher war von 1803-1805 Schüler in Schnepfenthal, später in Genf und Hamburg. Als Siebzehnjähriger nahm er im Hanseatischen Freiwilligenkorps am Feldzug von 1815 teil.

Am 05.05.1816 ließ er sich als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikulieren.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 166/348
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im November 1818 erhielt er „wegen Widersetzlichkeit gegen die Universitäts-Jäger“ das consilium abeundi für ein halbes Jahr. Deshalb wechselte er an die Univ. Heidelberg, immatr. am 26.10.1818. Wie schon in Göttingen war er auch in Heidelberg burschenschaftlich gesinnt.

In Heidelberg wurde er gemeinsam mit anderen Studenten am 08.01.1820 auf zwei Jahre relegiert. Als Anlass der Relegation vermerkt das Heidelberger Senatsprotokoll: wegen „an dem Gutmannischen Hauß entstandenen Zwistigkeiten der Akademiker Werde und Schmedes und die dadurch entstandene Herausforderung und demnächstigen Nachstürzens [d. h. Stürzen des „Dummen Jungen“]“. Heckscher ging daraufhin zum Abschluss seiner Studien erneut nach Göttingen (immatrikuliert am 21.01.1820) und promovierte hier am 31.07.1820 zum Dr. jur.

Nach längeren Auslandsreisen (Italien, England, Frankreich, Russland) wurde er Advokat in Hamburg und redigierte seit 1840 den politischen Teil der „Hamburger Nachrichten“ im bürgerlich-liberalen Sinne.

1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und Angehöriger des vor allem auf sein Betreiben entstandenen Fünfziger-Ausschusses. Als Abgeordneter Hamburgs gehörte er dann zur Nationalversammlung und war Vertreter des rechten Zentrums. Er wurde Hauptsprecher bei der Deputation zur Einholung des Reichsverwesers, dann Justiz-, später Außenminister (Juli/August bzw. August/September 1848) des ersten Reichsministeriums und war in dieser Eigenschaft Verteidiger des Waffenstillstandes von Malmö.

Ende April 1849 kehrte er als politisch geschlagener Mann nach Hamburg zurück. „Die Halbheit der Resultate unserer politischen Erhebung“, schätzte er sein Wirken und das der Nationalversammlung kurz vor seiner Rückkehr in die Heimat ein, „war nur eine natürliche Folge davon, daß wir nur eine halbe Revolution machten, ja daß es zweifelhaft blieb, ob wir überhaupt eine gemacht hatten ... Dazu kamen noch die Umtriebe der Reaktion, die Furcht vor der rothen Republik und dem Kriege, die Intriguen des Auslandes, die politische Unreife und Unentschlossenheit des deutschen Volkes usw.“ (30.03.1849).

1853 bis 1865 wurde Heckscher, der 1848 als Großdeutscher aufgetreten war, hanseatischer Ministerresident in Wien, wo er auch starb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 348; Festschrift Schnepfenthal, S. 212 Nr. 189; Müller, Schnepfenthal, S. 212 Nr. 189; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Heidelberg, I, 3, Nr. 209, S .229 f.; UA Jena, Best. A, Nr. 277 [o. P.]; ADB, Bd. XI, S. 215 ff.; Burschenschafter in Paulskirche, S. 99; Wentzcke, Ideale und Irrtümer, S. 83, 91, 97, 113, 172, 190, 201, 205, 211, 221, 288; Heskel, Stimmen aus Paulskirche, S. 200 , 202 ff.; Schröder, Lexikon hamburgische Schriftsteller, Bd. 3, S. 138 f.; Valentin, Revolution 1848/49 (Register); Auskünfte UA Göttingen.

stud. cam. (Forstwissenschaft) Marburg;
* wahrscheinlich in Kassel, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Heinrich wurde am 24.10.1814 an der Univ. Heidelberg immatrikuliert. Am 06.05.1817 wechselte er an die Univ. Marburg und wurde Mitglied der Marburger Burschenschaft. Als Vertreter Marburgs war er beim Wartburgfest Mitglied des Festausschusses und Fahnenbegleiter des Zuges zur Wartburg.

Einquartierung: Georg Henckel (60)
Präsenzliste: 167/74
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1818 gehörte er dem Vorstand der Marburger Burschenschaft an.

Anmerkungen:

Ev. und kath. KB Kassel dieser Zeit durch Kriegseinwirkungen 1943 vernichtet.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 74; EQ Bl. 75; WL Nr. 109; Kieser, Wartburgfest, S. 21 u. 23; Keil, Wartburgfeste, S. 27; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg: aus Kassel, Vormund Gastwirth Riviere; Diehl, Matrikel Univ. Marburg: Cassellanus; Heer, Geschichte Marburger Burschenschaft, S. 50.

stud. theol. Göttingen;
* 06.10.1796 in Flarchheim bei Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ 04.08.1867 in Flarchheim, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Friedrich (1748-1821, 1791-1821 Pfarrer in Flarchheim);
Mutter: H. geb. Madlung, Caroline Christiane Wilhelmine (?-1821);
Verheiratet mit: ?;

Heinrichshofen immatrikulierte am 01.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 168/242 
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Tode seines Vaters wurde er 1822 dessen Nachfolger als Pfarrer in Flarchheim. Ab 1838 war er Pfarrer im Nachbarort Niederdorla.

Nach seiner Emeritierung lebte er bis zu seinem Tode wieder in Flarchheim.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 242: Heinrichshoffen; Ev.-luth. KG Flarchheim; TR Jg. 1796: Heinrichshofen; TrR Jg. 1827 Nr. 1; SR Jg. 1858 S. 257 Nr. 5, SR Jg. 1867 S. 323 Nr. 15, SR Jg. 1821 Nr. 3 u. 5; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Jena;
* 22.10.1796 in Jena, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
?;
Vater: H., Christian August Friedrich von (1757-1840, 1796: „Herzogl. Sachsen-Meining. Cammerrath und außerordentl. öffentl. Lehrer der Arzneygelahrtheit“; ab 1783 a. o. Prof. der Medizin in Jena; Familie wurde 1764 geadelt);
Mutter: v. H. geb. Menke, Christiane Friedericke Regine Luise (?-1824);
Verheiratet mit: ?;

Hellfeld wurde am 26.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei. 1816 war er Mitglied und 1818 erneut Kandidat des Ausschusses.

Einquartierung: Meister Franck (170)
Präsenzliste: 169/138
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 138; EQ Bl. 69; WL Nr. 202; Ev.-luth. KG Jena, GR Jg. 1796; SR Jgg. 1824 und 1840; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 395; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51.

stud. der Forstwissenschaft;
* 17.10.1792 in Ruhla, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 07.09.1820 in Auma bei Neustadt/Orla, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Adolf Hermann (1753-?, 1792 Kaufmann und Handelsmann);
Mutter: H. geb. Laufer, Charlotte Christiane (1759-?);
Verheiratet mit: ?;

Hellmann war lt. Eintragungen im Stammbuch für Bursche und im Gästebuch der Wartburg als stud. der Forstwissenschaft Teilnehmer des Wartburgfestes. Der Studienort ist unbekannt. In der Matrikel Jena ist er nicht aufgeführt. Vielleicht war er Student in Dreißigacker.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 170
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

SfB S. 13, Nr. 3; GW Eintragung 20.10.1817: „Ferdinand Hellmann aus Ruhla, Forstwiss. Befl. war vom 17. bis 20sten October 1817 hier...“; ML (Nr. 90); Ev.-luth. KG Ruhla (gothaischer Stadtteil), KB Jg. 1792, S. 64, Nr. 17; Ev.-luth. KG Auma, KB Todesfälle ab 1799, S. 930, Nr. 29.

stud. jur. Göttingen;
* 1798 in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ? (1817 Landwirt zu Quastenberg, Ghzt. Mecklenburg-Strelitz);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Hellwig immatrikulierte am 24.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Göttingen und trat hier der Landsmannschaft „Vandalia“ bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 171/157
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 4

Im WS 1818 (immatr. am 16.11.1818) wechselte er an die Univ. Heidelberg. Seine Studienzeit beendete er an der Univ. Rostock, wo er am 09.11.1819 immatrikulierte.

Anmerkungen:

In den KB Rödlin/Cammin für Godenswege und Stargard für Quastenberg [Standort: Domarchiv Ratzeburg] Geburtseintragung nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 157; EQ Bl. 68: Helbig (Irrtümlich); SfB S. 10, Nr. 4; ML (Nr. 91); WL Nr. 13; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. theol. Göttingen;
* 15.10.1792 in Wrixum (Insel Föhr), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 15.05.1830 in Göttingen, Kgr. Hannover;
ev.-luth.;
Vater: H., W. (Schiffskapitän);
Mutter: H. geb. Tychsen, Christina (1766-?, Tochter des Pastors Tychsen);
Verheiratet mit: ?;

Hemsen wurde durch den Pfarrer Bahne Asmussen erzogen, der den Knaben auf das Theologiestudium lenkte. Am 07.11.1812 ließ er sich als stud. theol. an der Univ. Kopenhagen immatrikulieren, wo er 1817 das theologische Examen ablegte. Kurz vor dem Wartburgfest wechselte H. an die Univ. Göttingen und immatrikulierte hier am 10.10.1817.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 172/352
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Hier blieb er bis 1818, lebte dann in Kopenhagen und Kiel und kehrte Ostern 1821 nach Göttingen zurück. 1824 promovierte er in Göttingen zum Dr. phil. („Anaxagoras Clazomenis, sive de vita ejus atque philosophia“), 1825 zum Dr. theol. und wurde in Göttingen Universitätsprediger sowie a. o. Professor der Theologie. Sein Hauptwerk „Der Apostel Paulus, sein Leben, Wirken und seine Schriften“ wurde erst nach seinem frühen Tode herausgegeben. (Vgl. auch ->Posselt).

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 352; TR St. Nicolai auf Föhr, Jg. 1792, S. 375, Nr. 33; Birket-Smith, Kjobenhavns Universitets Matrikel, Bd. III, S. 573, Nr. 84; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; ADB Bd. XI, S. 729-730; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 789; Dansk biografisk Leksikon, Bd. VII, S. 335; Achelis, Geschichte Haderslebener Johanneum, S. 56, Nr. 541; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, Nr. 479; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 500; Neuer Nekrolog, 8. Jg, 1830, I, 1832, S. 422-424; Neues Vaterländisches Archiv, Bd. II, S. 310; Auskünfte Dr. Thomas Achelis, Kiel.

stud. med. (pharm.) Jena;
* 22.07.1797 in Unna, Grafschaft Mark, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: H., Hermann (Apotheker in Unna);
Mutter: H. geb. Buddemann, Regine (1768-1842);
Verheiratet mit: ?;

Henke immatrikulierte am 07.05.1816 an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Moritz Ruppert (346)
Präsenzliste: 173/83
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 6

Wie ->Buttmann, ->Bogk, ->Calow, ->Gottschalk und ->Wackerow war er einer der Hauptvertreter der „Lichtenhainer“, die 1818 durch ihre Exzesse gegen Handwerker die Reformbestrebungen des Vorstandes der Burschenschaft zu boykottieren versuchten.

1818 wechselte er an die Univ. Halle (immatr. am 12.02.1818). Hier promovierte er zum Dr. med.

Wie stark er sich trotz seiner Zugehörigkeit zu den „Lichtenhainern“ der Burschenschaft verpflichtet fühlte, zeigt ein Stammbuchblatt für Netto, auf das er Worte aus der Rede von ->Fries an die Studenten beim Wartburgfest schrieb:

„Was des Jünglings Herz erkor,
dem wird treu bleiben der Mann;
was des Jünglings Mund beschwor,
dem soll treu bleiben der Mann.“

(Vgl. auch ->W. Wesselhöft).

Qu. u. Lit.

PL S. IV, Nr. 83; EQ Bl. 75; SfB S. 3, Nr. 6; ML (Nr. 84): Hacke (irrtümlich); WL Nr. 111: Herke (irrtümlich); Ev. KG Unna, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (06.05.1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 340; UA Halle, G. A. II, 41, Bd. 1, Bl. 5; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 22 (Halle, 14.02.1819 und 12.05.1821), Bl. 23 (Jena, Sept. 1817); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 55-66; Quellen und Darstellungen Bd. II, S. 217, 264; Bd. III, S.225.

stud. jur. Jena;
* 03.09.1798 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Christian Wilhelm von (?-1809, 1798 Sachsen-Gothaischer Major, starb als Oberst des Regiments Herzöge zu Sachsen infolge einer Verwundung zu Brixen in Gefangenschaft der Tiroler);
Mutter: von H. geb. von Selchow, Wilhelmina Sophia Christiana (?-1821);
Verheiratet mit: ?;

Gustav von Henning war ein jüngerer Bruder des bekannten Liberalen und späteren Professors an der Berliner Universität, Leopold Dorotheus von Henning (vgl. auch ->Thon). Er gehörte zu dem kleinen Kreis der in Jena studierenden adligen Studenten, die sich - halb gezwungen, halb freiwillig - den demokratischen Gleichheitsforderungen der Burschenschaft unterwarfen und deren beste Vertreter auf Grund ihres patriotischen Auftretens anerkannte Wortführer der Studentenbewegung wurden. Wie ->Binzer und Heinrich von Gagern (1818/19 stud. jur. in Jena) verzichtete auch Henning während der Studienzeit auf seine Adelsbezeichnung „von“. Im Gegensatz zu Gagern, der über den Konstitutionalismus nie hinauskam, oder zu dem seine aristokratische Herkunft und Stellung auch als führender Burschenschaftsstudent nicht verleugnenden ->Grafen Keller, scheint Henning der einzige bedeutendere adlige Wartburgfestteilnehmer aus Jena gewesen zu sein, der sich 1818 dem linken Flügel der Burschenschaft anschloss und dessen auf Aktivität der Volksmassen orientierte Forderungen konsequent vertrat. Das spätere zusammenfassende Urteil des Regierungsbevollmächtigten für die Berliner Universität, Schultz, bestätigt auf seine Weise die politische Haltung Gustav von Hennings, der „zu den ganz besonders zu beachtenden Personen“ gehöre, „da er nicht bloß an den burschenschaftlichen, sondern auch an politischen Umtrieben, unter anderem am engeren Verein zu Jena Theil genommen hat und mit den schädlichsten Individuen zu Jena und Giesen in Verbindung steht“ (Schultz an Altenstein, 30.01.1820.)

Henning immatrikulierte am 30.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena und trat sofort der Burschenschaft bei. Anfangs gehörte er jedoch wie seine Standesgenossen ->Graf Keller und ->v. Pfaffenrath zum Kreis der gegen die Gleichheitsforderungen der Burschenschaft opponierenden sog. „Roséisten“ und musste sich wie ->Keller eine öffentliche Rüge durch den Sprecher der Burschenschaft, den Pfarrerssohn ->Riemann, gefallen lassen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 174/273
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1817 wurde Henning zum Mitglied des Ausschusses und 1818 zum Vorstandsmitglied gewählt, wo er sich zu einem Hauptvertreter der burschenschaftlichen Reformpartei entwickelte. Gemeinsam mit ->Haupt und ->R.Wesselhöft entwarf er 1818/19 den Text der 2. Jenaer Burschenschaftsverfassung (1819), die die Gleichberechtigung aller Studierenden ohne Rücksicht auf Geburtsvorrechte sowie die Achtung vor dem Bürgerstande (§ 66) aussprach.

Besonderes Aufsehen erregte Henning Anfang 1819, als er gemeinsam mit seinem in Jena studierenden Freunde ->Graf Bocholtz den russischen Staatsrat Graf Stourdza öffentlich im „Allgemeinen Anzeiger der Deutschen“ zum Duell forderte, dem sich Stourdza dann durch die Abreise aus Deutschland entzog (vgl. ->Sand).

Die Stimmung von Henning in diesen Monaten charakterisiert ein im März 1819 seinem Freunde ->Haupt anlässlich von dessen Universitätswechsel nach Bonn geschriebenes Stammbuchblatt, das ein Jahr später zum Anlass der gerichtlichen Untersuchung gegen ihn werden sollte:

„Kann frey das biedere deutsche Herz nicht schlagen,
so ströme hin sein heißes Blut.
Denn leichter ists der Erde Decke tragen,
als der Tyrannen Uebermuth.
Jena im März 1819
Laß uns kämpfen und treu
und fest zusammenhalten bis
Deutschlands Freyheit errungen ist.
Lebe wohl und behalte mich lieb.
Dein Gustav Henning.“

->Sands Attentat wurde von ihm gutgeheißen.

Ab Weihnachten 1818 war er Mitglied des „Engeren Vereins“ in Jena, hatte darüber hinaus Verbindungen zu oppositionellen bürgerlichen Kreisen in Mittel- und Westdeutschland und gehörte zum studentischen Kreis um den nach Jena übergesiedelten Karl Follen. Als im September 1818 die bürgerlich-demokratischste Zeitschrift des weimarischen Großherzogtums, der von Ludwig Wieland (Sohn des Dichters) herausgegebene „Patriot“ sein Erscheinen einstellen musste, bemühte sich Henning neben Wieland, Follen und den Gießener Gesinnungsfreunden besonders intensiv um die Herausgabe eines neuen unabhängigen Blattes (Name „Vorwärts“) und vermittelte die persönliche Kontaktaufnahme zwischen Follen und seinem in Berlin lebenden Bruder Leopold Dorotheus, der neben Follen als Redakteur vorgesehen war. Dieses neue Blatt sollte ein schlagkräftiges, vor Angriffen gegen die Staatsgewalten nicht zurückschreckendes Erziehungs- und Sprachorgan vor allem für die unteren, ungebildeten Schichten der Bevölkerung werden. „Übrigens glaube ich auch, daß ein Blatt für die ungebildeten Stände von noch weit größerem Nutzen seyn würde, den die gebildeten Stände sind meist von dem Gegensatze [zwischen „Liberalen“ und „Ultras“] hinlänglich unterrichtet und haben sich auf die eine oder die andere Seite geschlagen ... Beim Bürger und Bauer aber ist viel zu gewinnen und es kommt hier nur darauf an, ihm Alles recht klar zu machen, die Ichheit ist bei ihm nicht zu befürchten, denn er kann blos gewinnen“ (G. v. Henning an den Bruder, Jena, 08.02.1819).

Ostern 1819 verließ er die Jenaer Universität und kehrte für ein halbes Jahr nach Gotha zurück. Im Herbst 1819 ging er dann zwecks Abschluss seiner Studien, vielleicht auch, um seinem Bruder beizustehen, der vom 08.07.-22.08. verhaftet gewesen war, nach Berlin. Hier geriet er selbst in die Untersuchungswelle. Noch vor seiner Immatrikulation an der Berliner Universität (04.12.1819) wurde er am 15.11. wie sein Bruder unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Auf Betreiben der Mainzer Untersuchungskommission folgten auf Anweisung Hardenbergs im Juni und Juli 1820 ausgedehnte Verhöre durch den Regierungsrat Tschoppe, den Kurator Schultz und den Universitätsrichter Brassert, die sich auf das in den beschlagnahmten Papieren von ->Haupt in Bonn gefundene Stammbuchblatt sowie auf die Briefe Hennings an seinen Bruder betreffs Übernahme der Redaktion des „Vorwärts“ bezogen. Henning verleugnete in diesen Verhören seine politischen Gedanken an der Wende 1818/19 nicht und bekannte sich als ein „Liberaler“, der gegen die Ideen der „Ultras“ stand. Er fügte jedoch hinzu, dass er sich jetzt (1820) von diesen Gedanken distanziere und auch sein positives Urteil über ->Sands Tat revidiere, wobei dahingestellt bleiben muss, ob diese Aussagen ehrlich oder aus Verteidigungsgründen gemacht wurden.

Trotz des Wunsches des Kurators Schultz kam es zu keinem speziellen Verfahren gegen G. v. Henning, da der Mainzer Kommission (Referent: Pfister) die Aussagen genügten, die von ihr lediglich im Rahmen der Untersuchungen gegen ->Haupt und Leopold von Henning angefordert worden waren.

Gustav von Henning wurde am 06.02.1821 in Berlin exmatrikuliert und kehrte wahrscheinlich nach Gotha zurück. Der Verlauf seines weiteren Lebens ist unbekannt.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 273; Ev.-luth. KG Gotha, KB Garnisonskirche; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); UA Berlin, Matrikel, Nr. 146/10; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 138, 152, 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 291; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 65-67, 120-127; UA Jena, Best. E, Abt. II, Nr. 58; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1675; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11; StA Wiesbaden, Abt. 210, 2790b, Bd. 16, § 267 usw.; Quellen und Darstellungen. Bd. I, S. 91, 93, 96, 168; Steiger, in: Geschichte Universität Jena, Bd. 1, S. 336, Anm. 67, S. 347; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 116, Reg.; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 235; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 74 f.

stud. theol. Halle;
* 10.08.1796 in Ballenstedt, Fstm. Anhalt-Bernburg;
+ 13.03.1883 in Hoym, Hzt. Anhalt; 
ev.-luth.;
Vater: H., Conrad Heinrich Wilhelm (1765-?, Schuhmachermeister);
Mutter: H. geb. Gärtner, Marie Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Herzog besuchte die Schule in Bernburg. Am 10.05.1817 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Halle. Hier war er Mitglied der „Teutonia“. Wie die meisten „Teutonen“ verließ er auf Grund der staatlichen Untersuchungsverfahren gegen die „Teutonia“ (vgl. ->Wenzel) Halle bereits 1817 und ließ sich am 02.12.1817 an der Univ. Jena inskribieren. Hier trat er der Jenaer Burschenschaft bei und gehörte 1818 und 1819 dem Ausschuss an.

Einquartierung: Beutlermeister Johann Christoph Schön (226)
Präsenzliste: 175/216
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 13

Später war er Oberpfarrer in Hoym und wurde Ehrenbürger der Stadt. 1858 nahm er an den Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 216: stud. theol. Jena; EQ Bl. 70; SfB S. 9, Nr. 13: stud. theol. Jena; ML (Nr. 95); WL Nr. 46; Ev.-luth. KG Ballenstedt, TR St. Nicolai 1785-1800, S. 133, Nr. 43; Ev.-luth. KG Hoym, SR Jg. 1883, S. 103, Nr. 33; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 469 (fehlerhaft); Verzeichnis aller Burschen Jubiläum Jena 1858; UA Halle, G. A. II, 41, Bd. 1, Bl. 6.

stud. jur. Göttingen (Kiel);
* 29.11.1794 auf der Insel Pellworm, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 22.06.1872 in Segeberg, Prov. Schleswig-Holstein, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Friedrich (1752-1825, 1817 Prediger in Sterup);
Mutter: H. geb. Balslov, Ernestine Dorothea (1758-?);
Verheiratet mit: ?;

Heseler besuchte die Schule in Husum. Am 13.04.1814 immatrikulierte er als stud. jur. (nov.) an der Univ. Kiel und wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Als Kieler Student zog er zum Wartburgfest, ließ sich jedoch noch vorher wie ->Bruhn am 15.10.1817 an der Univ. Göttingen inskribieren.

Einquartierung: Meister Jacob Liebetrau (69)
Präsenzliste: 176/180
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1819 legte er in Gottorf seine juristische Prüfung ab. 1821 war er Untergerichtsadvokat in Kiel, 1822 lebte er in Oldenburg (Holstein) und ab 1823 war er Advokat in Segeberg.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 180; EQ Bl. 76: Hesler (irrtümlich); WL Nr. 270; Auskünfte Dr. Thomas Achelis, Kiel; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; E. Möller, Schüler und Lehrer der Husumer Gelehrtenschule, S. 58, Nr. 1018; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 50, Nr. 136.

stud. theol. Jena;
* 21.04.1796 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ nach 1858 in Goldbach bei Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.
Vater: H., Carl August Wilhelm (1796 Perückenmacher in Gotha);
Mutter: H. geb. Steinbrück, Johanne Caroline;
Verheiratet mit: ?;

Hesse wurde am 23.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 177/232
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 11

Seinen Studienabschluss machte er 1818. Später war er Pfarrer in Goldbach. 1858 nahm er an den Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 232; SfB S. 13, Nr. 11; ML (Nr. 93); Ev.-luth. KG Gotha, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 195; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum 1858.

Kadett der Darmstädter Militärschule und stud. phil. (math.) Gießen;
* 24.02.1800 in Darmstadt, Lgft Hessen-Darmstadt;
+ 01.12.1860 in Frankfurt a. M., FrSt. Frankfurt;
ev.-luth.
Vater: H., Johann Friedrich Bernhard (1769-1831, 1800 Fürstlicher Kanzleisekretär, 1811 Rat des Oberbaukollegiums Darmstadt);
Mutter: H. geb. Flor, Sophie Elisabeth Margarethe (1775-1808);
Verheiratet mit: ?;

Hessemer besuchte das Gymnasium in Darmstadt und war ab 1815 Kadett der Darmstädter Militärschule (Artillerie). 1817 erhielt er Studienurlaub an die Univ. Gießen, war aber nicht immatrikuliert. Hier wurde er Angehöriger der „Schwarzen“ und Vertreter des vaterländischen Turnens Jahnscher Prägung. Bereits 1816 hatte er in Darmstadt eine Sammlung „Turnlieder“ herausgegeben.

Einquartierung: Frau Anacker (630)
Präsenzliste: 178
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 5

Eng befreundet mit ->Düring, ->Kahl und ->Winter gehörte er zum oppositionellen „Darmstädter Freundeskreis“ und agitierte 1818 für die Einführung einer Verfassung im Ghzt. Hessen. Im gleichen Jahr war er Mitautor der Liedersammlung der Unbedingten „Freie Stimmen, frischer Jugend“. 1819 führte er das Turnwesen Jahns in Offenbach a. M. ein.

Nach seiner Studienzeit, 1819, quittierte er den Militärdienst und betrieb bei seinem Oheim, dem Darmstädter Hofbaurat Georg Moller, Architektur- und Bauingenieurstudien. Von 1822-1827 wirkte er als Distriktsbaumeister in Hessen und unternahm anschließend ausgedehnte Studienreisen nach Italien (Sizilien) und Ägypten. Ab 1830 war er Lehrer der Architektur, später Direktor am Städelschen Institut in Frankfurt a. M. und blieb vor allem als Kunsthistoriker, weniger als Baumeister in Erinnerung.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67; SfB S. 12, Nr. 5: stud. math. Gießen; ML (Nr. 94); WL Nr. 147; Ev.-luth. KG Darmstadt, KB Ev. Zivil-Gemeinde 1791-1806, S. 729 und 809; Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 32, S. 195/196 (mit Bild), S. 191/192 (Eltern); Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 50, Nr. 71 (fehlerhaft); ADB Bd. 1, S. 281-282; Fittbogen, Dichtung Unbedingten, S. 88; Grolman, Hessemer; Haupt, Follen, S. 37, 50, 55; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S. 17; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 30; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 307, Bd. IV, S. 356, 364-365; Scriba, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 140; Bd. II, S. 314; Thieme/Becker, Lexikon Künstler, Bd. 16, S. 596.

stud. phil. (cam.) Jena;
* 04.07.1797 in Gera, Fstm. Reuß jüngere Linie;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Heinrich August (1764-?, Kauf- und Handelsmann);
Mutter: H. geb. Kretschmar, Eva Christiane (1767-?);
Verheiratet mit: ?;

Heußer immatrikulierte am 18.05.1817 als stud. phil. (cam.) an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Franck (170)
Präsenzliste: 179/110
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.

PL S. V, Nr. 110; EQ Bl. 69; WL Nr. 200; Ev.-luth. KG Gera, KB.; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 463; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 92.

stud. med. Berlin (Jena);
* 19.01.1798 in Küstrin, Kgr. Preußen;
+ 21.06.1869 in Wiesbaden, Prov. Hessen-Nassau, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: (Deichinspektor in Küstrin);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Heyfelder besuchte die Gymnasien zu Küstrin und Frankfurt a. d. Oder. 1813 nahm er als Kriegsfreiwilliger am Befreiungskrieg teil. Zurückgekehrt, ließ er sich am 23.10.1815 als stud. med. an der Univ. Berlin immatrikulieren und wurde Landsmannschafter. Der sehr selbstsichere, allen Zwang ablehnende junge Student wurde in Berlin auch Anhänger der in Halle von ehemaligen Kriegsteilnehmern gegründeten „Teutonia“ (vgl. ->Wenzel).

1817 beteiligte er sich neben ->Salbach führend an einer Schlägeraktion gegen den nach Berlin übergewechselten stud. F. E. Bennecke (vgl. ->Bennecke), der in Halle ein Gegner der „Teutonia“ gewesen war und zum engsten Kreis um Immermann gehört hatte (vgl. ->Schultze). Dieser Exzess, das Berliner Gegenstück zu der Hallenser teutonischen Hetzpeitschenjagd auf den stud. Knaust, führte im Mai oder Juli 1817 zur Relegation Heyfelders.

Einquartierung: Kaufmann Friedrich Eichel (14)
Präsenzliste: 180/58
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 2

Kurz nach dem Wartburgfest wurde er, nachdem er sich vorher in Halle aufgehalten haben soll, am 26.10.1817 in Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei. Wie andere ehemalige „Teutonen“ war er hier ein Vertreter der „Lichtenhainer“ (vgl. ->Calow). Er studierte ferner in Würzburg (nicht immatrikuliert), wo er nicht im Kreise der Burschenschaft, sondern der Landsmannschaft „Bayern“ verkehrte. Am 22.05.1818 immatrikulierte er an der Univ. Tübingen. Der Vater erreichte nach mehreren Gesuchen, dass dem Sohn der Besuch einer preußischen Universität wieder gestattet wurde (04.06.1818), doch blieben ihm die Universitäten Berlin und Halle verboten. Heyfelder wandte sich daraufhin nach Breslau und promovierte hier am 15.03.1820 zum Dr. med. Anschließend kehrte er nach Berlin zurück, absolvierte ein medizinisches Praktikum und hörte, obwohl er sich nicht immatrikulieren lassen konnte, vor allem Vorlesungen Hegels. Mit dem Grafen Bocholtz (vgl. ->Henning) wurde er im Sommer 1820 Gründer der neuen illegalen Berliner Burschenschaft „Arminia“. Im gleichen Jahre reiste er gemeinsam mit dem stud. cam. Hermann von Rotenhan (1800-1858) (vgl. ->Frommann) zum Burschentag nach Dresden, durch den eine neue Einigung und Festigung der jetzt verbotenen Allgemeinen Deutschen Burschenschaft erreicht werden sollte. Heyfelder nahm allerdings seine Rechte als Vertreter Berlins nur unvollkommen bzw. überhaupt nicht wahr und reiste kurz nach bzw. laut anderen Aussagen kurz vor Eröffnung des Burschentages nach Prag weiter, „weil er Furcht äußerte, dass der Burschentag entdeckt und zur Cognitive der Behörden kommen möchte“ (Aussage ->R.Wesselhöft, Köpenick, 20.12.1824). Nach längeren Studienaufenthalten in Wien und München ging er über Koblenz, Bonn, Würzburg und Straßburg nach Paris, wo er zwei Jahre blieb. Heyfelders Tätigkeit in der französischen Hauptstadt ist nicht eindeutig fassbar. Neben intensiven medizinischen Studien - in diese Zeit fallen seine ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen - scheint er enge Beziehungen zu bürgerlich-liberalen Kreisen gepflegt und sich deren Ideen zu eigen gemacht zu haben. Bekanntgeworden ist vor allem sein Kontakt zu Professor Victor Cousin (1792-1867), wenn er auch in den späteren Verhören darüber wenig Aussagen machte und diese Beziehung gegenüber der Untersuchungsbehörde zu bagatellisieren versuchte (Verhör Trier, 04.10.1824).

Bei seiner Rückkehr nach Deutschland im Oktober 1823 galt er als ein gefährlicher „Ultraliberaler“. Auch die weltanschauliche Entwicklung Heyfelders vor seiner Frankreichreise ist im einzelnen schwer einzuschätzen. Eine stark renommistenhaft-undisziplinierte Haltung ist wie bei vielen dieser ersten „Teutonen“ unverkennbar. Andererseits weist aber auch das Schwanken zwischen Landsmannschaften und Burschenschaft bereits auf eine gewisse über die Teutonomanie hinausgehende bürgerlich-liberale Grundeinstellung, die an dem deutschtümelnden oder ethischen Doktrinarismus der burschenschaftlichen Reformer keinen Gefallen fand. Ein sehr summarisches Urteil hat ->Dürre am 23.10.1824 über Heyfelder gefällt, das auf dessen ideologische Haltung hinweist, ihr allerdings keinesfalls gerecht wird, aber doch auch gewisse Charaktereigenschaften Heyfelders treffend zu beleuchten scheint: „Gestern war hier im Runten’schen Hause [in Trier] ein Doctor Heifelder [sic!], der im Jahre 1817 nach Jena kam. Er ist nachher wieder in Berlin gewesen, wo er früher consiliert war. Später hat er sich lange Zeit in Paris aufgehalten, und, wie das Gerücht geht, dort mit Ultraliberalen Umgang gehabt und, nachdem er ihre Heimlichkeiten erfahren, sie der Regierung angezeigt [?]. Hier [in Trier] soll er auf eine marktschreierische Weise politisiert und sich deshalb den Zutritt in einige angenehme Zirkel geschlossen haben. Ich habe in Jena und Berlin nicht mit ihm Umgang gehabt und mich nie von ihm und seinem prahlenden Wesen angezogen gefühlt.“

Heyfelder wohnte nach seiner Rückkehr von Paris in Trier und bewarb sich um das Physikat (Stelle des Amtsarztes) des Kreises Merzig, wurde aber abgelehnt.

Durch eine Denunziation erhielt das Berliner Polizeiministerium von seiner Ankunft in den preußischen Rheinlanden Kenntnis und ordnete sofort seine Vernehmung an. Am 10.05.1824 erfolgte die Beschlagnahme der Papiere, vier Wochen später, am 09.06.1824, begannen die Verhöre, die bis Juli 1825 andauernden. Das Verfahren gegen Heyfelder lief auf reine Schikane hinaus, denn die Untersuchungen gegen die „Arminia“ waren bereits 1822 abgeschlossen und niedergeschlagen worden. Auch hatte sich bei den beschlagnahmten Papieren kein belastendes Material gefunden. Um Geständnisse zu erzwingen, verfügte man trotzdem im Oktober 1824 gegen ihn Bezirksarrest und sprach ohne jede juristische Handhabe das Verbot der ärztlichen Praxis aus. Die Untersuchungen erstreckten sich fast ausschließlich auf seine Rolle bei der Gründung der „Arminia“ bzw. auf die Teilnahme am Dresdener Burschentag 1820. Heyfelder hatte im ersten Verhör nur sehr ungenaue Angaben gemacht und vor allem seine Beteiligung an der Gründung der „Arminia’’ mit allgemeinen Bemerkungen übergangen. In den weiteren Verhören leugnete er hartnäckig und mit Erfolg, Mitbegründer der „Arminia“ gewesen zu sein und bestritt auch seine Teilnahme am Dresdener Burschentag. Das dem Trierer Untersuchungsbeamten durch das Berliner Ministerium zur Verfügung gestellte, außerordentlich umfangreiche Zeugenmaterial bot allerdings ein anderes Bild. Trotz aller Einschüchterungsversuche gelang es jedoch nicht, ein Geständnis zu erzwingen. Das lange Verfahren endete für die Behörden schließlich ergebnislos. Um den Schein eines Erfolges zu wahren, sah sich von Kamptz am 14.07.1825 gezwungen, eine Erklärung aufzusetzen, nach deren Annahme Heyfelders Untersuchung abgeschlossen werden sollte. „Wenn gleich“, heißt es im Schreiben von Kamptz an die Trierer Untersuchungsbehörde, „ein freimüthiges unumwundenes Geständnis seiner [Heyfelders] Theilnahme an den in Frage stehenden Umtrieben eben so bestimmt erwartet worden sey, als dasselbe ihm selbst zuträglich gewesen seyn würde, doch das bisherige Ableugnen so gehäufter, als bestimmter und unzweideutiger Äußerungen anderer Genossen jener Umtriebe seinem Gewissen und Ehrgefühl anheim gestellt bleiben und die Fortsetzung der Untersuchung bis auf weiteres ausgesetzt bleiben möge, wenn der Dr. Heyfelder die protokollarische Versicherung: ‚daß er nunmehr durchaus weder in einer burschenschaftlichen, noch einer anderen geheimen Verbindung sich befinde, derselben sich auch künftig durchaus enthalten, sie nicht befördern und in seinen künftigen öffentlichen Verhältnissen die Mitglieder der Geheimen Verbindungen, worin er sich früher befunden haben mögte, weder mittelbar noch unmittelbar begünstigen wolle’ , abgegeben haben wird, so kann er zur medizinischen Praxis ... zugelassen werden.“ Diese Erklärung unterschrieb Heyfelder, der durch den monatelangen Ausfall seiner ärztlichen Praxis von fast allen finanziellen Mitteln entblößt war, am 01.08.1825.

Nach Abschluss des Verfahrens lebte er als praktischer Arzt in Trier und kam rasch zu Wohlstand. Sein Haus wurde ein geistiger Mittelpunkt der Stadt, doch scheint er politisch nicht mehr hervorgetreten zu sein.

Mehrere Reisen führten den als Wissenschaftler bekannt werdenden Arzt nach Frankreich, wo er sich um fruchtbare Kontakte zwischen der deutschen und der französischen Wissenschaft bemühte. Wissenschaftliche Verdienste erwarb er sich vor allem durch seine ausgedehnte publizistische Tätigkeit, durch den Aufbau des Medizinal- und Bäderwesens in Südwestdeutschland und schließlich 1830/31 durch die Bekämpfung der Cholera-Epidemien in Ostdeutschland und Frankreich.

1841-1854 war er Professor der Chirurgie in Erlangen. 1855 folgte er einem Rufe nach Russland. Hier arbeitete er zunächst als Oberchirurg in Finnland und lebte dann die letzten Jahrzehnte seines Lebens als Professor der Chirurgie in St.Petersburg. Er zählte zu den bedeutendsten Ärzten seiner Zeit und wurde als „ein Polyhistor der Medizin“ gerühmt.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 58: stud. med. Jena; EQ Bl. 75; SfB S. 9, Nr. 2; ML (Nr. 96); WL Nr. 76; UA Berlin, Matrikel, Nr. 56/6; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 546; UA Berlin, Litt.B, Nr. 5, Bl. 1819; UA Jena, Best.BA, Nr. 1318, Bd. IV, Bl. 78 (Glückwunschschreiben an die Universität Jena anlässlich von deren 300Jahrfeier 1858, Petersburg, 14.08.1858); DZA Merseburg, Rep. 76 V a, Sekt. 2, Tit. XII, Nr. 1, Vol. II, Bl. 9-11, 21-32,38,41,45-46,50, 54-67; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 40 (Spezialakte 1824-1825); ebd. Rep. 77, Tit. XXV D, Litt. C, Nr. 1, Bl. 112 (Verhältnis zu Cousin); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 247; ADB, Bd. XII, S.369-371; Dürre, Aufzeichnungen, S. 388; Lenz, Geschichte Universität Berlin, Bd. II, 1, S.151-152; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 85; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 96.

stud. jur. Jena;
* 24.12.1796 in Hildburghausen, Hzt. Sachsen-Hildburghausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Wilhelm (1769-?, 1796 Herzoglicher Regierungs- u. Konsistorialrat);
Mutter: H. geb. Geisler, Friederike;
Verheiratet mit: ?;

Hieronymi wurde am 23.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Rat Schnauss (421)
Präsenzliste: 181/119
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 119; EQ Bl. 69; WL Nr. 201; Ev.-luth. KG Hildburghausen, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgllederverzeichnis Nr. 220.

Referendar in Berlin;
* 04.10.1787 in Bünde, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Jobst Friedrich (1737-1818, Kaufmann und Ratsherr in Bünde, Begründer einer Leinengroßhandlung);
Mutter: H. geb. Mooyer, Johanna Katharina Charlotte (1753-1813);
Verheiratet mit: ?;

Höpker studierte vom 10.10.1814 bis 09.04.1815 an der Univ. Berlin und stand zur Zeit des Wartburgfestes bereits im preußischen Staatsdienst. Er gehörte zu dem Kreis der oppositionellen jungen Berliner Akademiker, die sich zu den patriotischen Ideen des Turnwesens bekannten und scharfe Stellung nahmen gegen die in Berlin besonders sichtbaren Anfänge der preußischen Reaktionspolitik und deren Anhänger. Er war Teilnehmer, wahrscheinlich auch Mitwisser und vielleicht sogar Mitinitiator der Vorbereitung der Verbrennungsszene auf dem Wartenberg (vgl. ->Maßmann).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 182/283
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er bereits am 08.11.1817 gemeinsam mit seinen Freunden und Gesinnungsgenossen ->Karsten, ->Könen und ->Zober durch den Oberregierungsrat im Polizeiministerium, von Kamptz, über das Fest verhört und verteidigte die in Eisenach ausgesprochenen politischen und gesellschaftskritischen Ideen. Durch das Verhör erhielt die preußische Polizei die ersten authentischen Aussagen über das Fest, die eine der wichtigsten Ausgangspunkte für deren Einschätzung der Wartburgfeier wurden. Diese sehr bald bekanntgewordene Untersuchung führte zu den ersten heftigen Angriffen der patriotischen Presse gegen die beleidigenden Geheimdienst-Methoden der preußischen Polizei.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 283; Ev.-luth. KG Bünde, TR Jg. 1787; UA Berlin, Matrikel, Nr. 50/5; UA Berlin, Abgangszeugnisse, Bd. II, Bd. 31; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. 1, Bl. 9-15; Bremer Zeitung Nr. 336 vom 02.12.1817; Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 82, S. 189-190; Keil, Wartburgfeste, S. 39; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 199, 205; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34.

(stud. theol. Jena);
* get. 09.05.1799 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 24.07.1869 in Tonndorf bei Bad Berka, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: H., Justin (August) Nikolaus Christian Martin (1766-?, Schneidermeister);
Mutter: H. geb. Meister, Maria Barbara Elisabeth (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Hörschelmann wuchs in bescheidenen kleinbürgerlichen Verhältnissen auf, in einem Elternhaus, „von jener altprotestantischen Frömmigkeit, die, wenn nur irgend möglich, keinen Gottesdienst versäumte, zu dem die Glocken riefen, mit den Kindern zu Hause die gehörte Predigt besprach und die gesungenen Lieder noch einmal durchlas“ (Elle).

Er besuchte das Gymnasium in Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 183
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 1

Kurz nach dem Wartburgfest, dem er noch als „mulus“ beiwohnte, wurde er als stud. theol. an der Univ. Jena am 27.10.1817 immatrikuliert. Bei der Verbrennungsszene auf dem Wartenberg war er nicht anwesend. Er war ein armer Student und in Jena Konviktorist. Kurz nach Studienbeginn trat er der Burschenschaft bei, gehörte zu den Turnern, war 1819 Mitglied des Ausschusses und zählte zu den Studenten, die sich nach den Karlsbader Beschlüssen um ein illegales Weiterbestehen bzw. den Neuaufbau der Jenaer Burschenschaft bemühten.

Nach Abschluss der Studienzeit wurde er zunächst Hauslehrer in der Familie des Kammergut-Pächters Baumbach in Heusdorf bei Apolda, wo er erstmals aus seinem materiell ärmlichen Leben herauskam, Familienanschluss gewann und durch Heirat mit der Tochter seines Prinzipals Anschluss an gehobenere Gesellschaftsschichten gewann. Hinzu kam die Förderung durch den Kirchenpatron, Freiherrn ->von Lynker, so dass er 1825 Pfarrer im benachbarten Dorfe Flurstedt wurde. Ab 1843 war er Pfarrer und Superintendent in Tonndorf-Tiefengruben bei Berka.

Weltanschaulich wurde er im Laufe der Zeit Supranaturalist und, wenn auch nicht direkt orthodox, so doch ein Gegner des kirchlichen Liberalismus, womit auch die Hinwendung zu konservativen politischen Auffassungen verbunden gewesen sein dürfte. Dennoch blieb ihm die Erinnerung an die Studentenzeit und das Wartburgfest als das große Ereignis seines im ganzen ruhigen und an besonderen Ereignissen armen Lebens stets besonders teuer.

1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil und hielt hier an Stelle des erkrankten ->Riemann eine improvisierte, mit Beifall aufgenommene Festansprache.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 8, Nr. 1: „...Teutschlands Freiheit, der Bursche Gleichheit“; ML (Nr. 97); Ev.-luth. KG Eisenach, KB.; Auskünfte E. Matthes, Stadtarchivar Eisenach; UB Jena, Matrikel: Max [sic!] Hoerschelmann, Vinar.“ UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17): Philipp Wilh. (Maximil. [durchgestrichen]) Hoerschelmann. Theol. Weimar [Vaterland] Eisenach“; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 507; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; Elle, Nekrolog Hörschelmann; Keil, Wartburgfeste, S.109-110; Simon, Wartburgfest 1867, Anhang S. 1.

stud. jur. Leipzig;
* 23.1.1798 in Wurzen, Kfstm. Sachsen
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Heinrich (1798 Dr. jur. und Rechtskonsulent in Wurzen);
Mutter: H. geb. von Geisau, Henriette Friederike;
Verheiratet mit: ?;

Hoffmann wurde am 10.05.1817 als stud. jur. an der Univ. Leipzig immatrikuliert (Test. mor. 20.01.1821 über drei Jahre). Er war Angehöriger der Leipziger Landsmannschaft „Saxonia“ (vgl. ->Treiner). Als Vertreter Leipzigs nahm er als Mitglied des Festausschusses am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 184/351
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 351; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Wurzen, TR Jg. 1798, S. 520; TrR Dom Jg. 1797, S. 192, Nr. 8; UA Leipzig, Matrikel; Beneke, Corps Saxonia Leipzig, S. 24, Anhang S. 67; Geschichte Corps Lusatia, S. 44; Leonhardt, Leipziger Burschenschaft, S. 9.

Dr. phil. (philol.) Jena;
* 15.08.1796 in Billigheim bei Landau, Pfalz, Kfstm. Bayern;
+ 14.07.1844 in Köln; Rheinprovinz, Kgr. Preußen;
ev.-ref.;
Vater: H., Philipp (?-1842, 1789/90 ev.-ref. Pfarrvikar, 1790-1797 Pfarrer in Billigheim, 1798-1842 Pfarrer in Hundsbach);
Mutter: H. geb. Ester, Karoline;
Verheiratet mit: ?;

Hoffmeister besuchte das Gymnasium in Karlsruhe, wo Johann Peter Hebel (1760-1826; ab 1798 a. o. Prof. am Gymnasium Karlsruhe) sein Lehrer war, die literarischen Neigungen des Schülers förderte und wohl auch dessen Verständnis für Kultur und Lebensverhältnisse des einfachen Volkes weckte.

Nach Beginn des Studiums im französischen Straßburg (immatr. 02.11.1813, Abschluss Baccalaureus philol.), wechselte er ein Jahr später, immatr. am 28.10.1814, an die Univ. Heidelberg. Hier wurde der im deutsch-französischen Grenzgebiet in den Jahren der Rheinbundzeit aufgewachsene und von den deutschen „Heldenkämpfen“ des Befreiungskrieges begeisterte junge Mensch ein schwärmerischer Vertreter der sich in Heidelberg entwickelnden studentisch-„teutonischen“ bürgerlichen Romantik. Wie alle Angehörigen der Heidelberger „Teutonia“ besuchte er die patriotischen Vorlesungen von ->Fries und wurde neben Johann Friedrich von Calker (wie ->Fries ehemaliger Herrnhuter) und seinem Landsmann ->Rödiger einer seiner vertrautesten Schüler. In der von ->Fries geformten Weltanschauung des jungen Hoffmeister sind gewisse Anklänge an herrnhutische Ideen nicht zu verkennen. Sie äußerten sich politisch in stark gefühlsbetonter Weise, im Glauben an die Kultureinheit des deutschen Volkes und eine die Staatsgrenzen überspringende „Bruderliebe“ aller Deutschen.

Wie Calker und ->Rödiger folgte er ->Fries nach Jena (immatr. 30.10.1816), wohnte in dessen Hause und wurde Mitglied der Burschenschaft. Das Wartburgfest sah er als ein „vaterländisches Volksfest, gefeiert von begeisterten Jünglingen, die sich im Angesicht ihres Volkes verbrüderten zu einem Tugendbund für ihr Vaterland und seine Gerechtigkeit“. In der Studentenversammlung am 19.10. machte er sich in einem Diskussionsbeitrag zum Interpreten der neuen burschenschaftlichen Losung „Ehre! Freiheit! Vaterland!“. Auch war er wohl Mitinitiator der Verbrennungsszene (Brief an Fries, 02.01.1818).

Einquartierung: Oberkonsistorialassessor Kuhn (92)
Präsenzliste: 185/78
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 19

Ausdruck des Wartburgfesterlebnisses wurde seine Anfang 1818 als „Sendschreiben an die Gutgesinnten“ anonym erschienene „Beschreibung des Festes auf der Wartburg“, die ein Gruß und eine Mahnung an seine Landsleute und vor allem an seine studentischen „Brüder am Rhein“ sein sollte. In dieser unmittelbar nach dem Fest geschriebenen Abhandlung fehlte noch jeder Hinweis auf die Angriffe gegen die Feier. Sie gab nur eine eindrucksvolle und stimmungsreiche Schilderung der Tage in Eisenach. Der junge Student bot hier erstaunlich feinsinnige Beobachtungen, die bereits den zukünftigen Kulturhistoriker verrieten. Er erkannte deutlich die engen gesetzmäßigen Wechselbeziehungen zwischen geistigseelischer Haltung der Teilnehmer und den daraus er wachsenden äußeren Formen des Festprogramms, die er als ein der künstlerischen Gestaltung würdiges Thema erfasste. In der von taktischer Überlegung und Rücksichtnahme noch unbeschwerten Darstellung des Festes lag bereits für die Zeitgenossen sowohl für die Freunde (->Kieser) als auch für die Gegner (Kamptz) der besondere Quellenwert der Schilderung Hoffmeisters, der auch heute noch bei einem Vergleich mit den anderen zeitgenössischen Berichten über das Fest, vor allem mit der Darstellung von ->Frommann, ins Auge fällt.

Gegenüber ->Maßmann und ->Welcker hat Hoffmeister den politischen Charakter und die unmittelbar politischen Ideen des Festes weniger betont, nicht erkannt oder nicht erkennen wollen. Damit wurde er zum Sprecher der vielen, in patriotisch-schwärmerischer aber politisch unklarer Haltung teilnehmenden Studenten, widerspiegelte vor allem die Gefühle der ->Fries-Anhänger und der meisten Heidelberger Studenten, soweit sie nicht „Schwarze“ waren. Er hat das Fest aber als ein Aufbegehren des jugendlichen Idealismus und als ein Auflehnen gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands empfunden. Dabei nahm er nicht, wie das meistens bei den aktivsten Studenten üblich war, nur gegen „Tyrannenwillkür“ Stellung, sondern betonte vor allem die Zurückgebliebenheit des deutschen Bürgertums, „die engenden Schranken unseres spießbürgerlichen Lebens“, die „flachen Höflichkeitsphrasen des guten Tons“ und „die dumme Pfiffigkeit eingebildeter Pedanten“. Ohne das Bürgertum oder die Volksmassen zu verachten - unterschied er doch sehr scharf zwischen echtem Bürgertum mit patriotischem Schwung und engstirnigen Philistern - kam er hierbei allerdings zu einer Art Elitetheorie, indem er wie viele seiner gleichgesinnten studentischen Freunde von einer als Vortrupp erzieherisch und vorbildhaft wirkenden, durch Bruderliebe verbundenen Gemeinschaft der „Gutgesinnten“ der Intelligenz das künftige Heil Deutschlands erwartete.

Das Wartburgfest bildete für Hoffmeister den Höhepunkt und zugleich den Abschluss seiner Studienzeit. Kurz vor dem Fest, am 14.10.1817, war er in Jena zum Dr. phil. promoviert worden (ohne schriftliche Arbeit). Mit dem Ziel, Hochschullehrer zu werden, ging er von Eisenach nach Westdeutschland zurück und wurde zunächst Hauslehrer in Krefeld. Er blieb in dieser Zeit noch in engem Kontakt zu den burschenschaftlichen Kreisen im nahen Bonn (Wolfgang Menzel, Hoffmann von Fallersleben), wo jetzt u. a. auch sein Jenaer Freund ->Haupt studierte. 1821 wurde er Rektor des Progymnasiums zu Mörs. Hier scheint er inmitten einer kleinbürgerlichen Umwelt ein recht zurückgezogenes und isoliertes Leben geführt zu haben, das von intensiven wissenschaftlichen Studien sowie den Bemühungen um die Schule ausgefüllt war. Erst zwölf Jahre später, 1832, konnte er Oberlehrer am Gymnasium zu Köln werden. 1834 folgte er einem Rufe als Direktor an das Gymnasium zu Kreuznach. Schließlich wurde er 1841 Direktor des Gymnasiums in Köln.

Seine schriftstellerischen Leistungen machten ihn als bedeutenden Literaturwissenschaftler bekannt. Er arbeitete u. a. über Tacitus bzw. Herodot, vor allem aber über Schiller. Sein berühmtes Hauptwerk, Deutschlands erste große wissenschaftliche Schiller-Biographie „Schillers Leben, Geistesentwicklung und Werke im Zusammenhang“ wurde 1838 bis 1842 gedruckt. Eine Volksausgabe „Schiller’s Leben für den weiteren Kreis seiner Leser“ wurde durch seinen frühzeitigen Tod abgebrochen (Buch ergänzt durch Heinrich Viehoff, 8 Teile, Stuttgart 1846).

Seit den Tagen des Wartburgfestes stand Hoffmeister als „Demagoge“ auf der schwarzen Liste des Berliner Polizeiministeriums. 1820 war man in Berlin durch eine Aussage Calkers auf ihn aufmerksam geworden und hatte von seiner Teilnahme am Wartburgfest erfahren. Auf Veranlassung des Polizeiministeriums wurde er daraufhin von 1822 bis 1834 unter geheime Polizeiaufsicht der Düsseldorfer Regierung gestellt, die mehrfach über ihn berichten musste und das entsprechende Schulkonsistorium zur Beobachtung aufforderte. Im Rahmen der großen Verfolgungswelle nach dem Hambacher Fest und dem Frankfurter Wachensturm kam es dann 1834 auch zu einem disziplinarischen Verfahren, das für Hoffmeister mit einer strengen Rüge endete. Anlass war der 1829/30 geschriebene und 1834 veröffentlichte Erziehungsroman „Romeo, oder Erziehung und Gemeingeist, Aus den Papieren eines nach Amerika ausgewanderten Lehrers“ (Essen 1834). In diesem Roman, nach Hoffmeisters Plan der „Werther des 19. Jahrhunderts“, beklagte der Held, ein nach Amerika ausgewanderter Lehrer, die Spaltung und Zerrissenheit Deutschlands und forderte zur Einheit auf. Eine solche von einem preußischen Lehrer ausgesprochene Forderung sei jedoch außerordentlich bedenklich, hieß es in der Rüge des Kultusministers Altenstein an Hoffmeister (10.10.1834), „das umso mehr, da gerade die Idee der Einheit Deutschlands die Gemüther der Jugend eingenommen, und zu den burschenschaftlichen und sonstigen politischen Umtrieben, welche den Gegenstand der jetzigen Untersuchungen ausmachen, Veranlassung gegeben“ habe. Es müsse „unangemessen und bedenklich erscheinen, wenn Lehrer der Jugend und Vorsteher bedeutender Schulanstalten in ihren Schriften Ideen der gedachten Art fördern und dadurch ihre Schüler zur Theilnahme an jenen Umtrieben gleichsam vorbereiten“. Hoffmeister gab nach und entschuldigte sich mit der Erklärung, dass das Werk bereits vor den gegenwärtig laufenden Verfolgungen geschrieben sei.

Philosophisch blieb er ein Anhänger von ->Fries. Noch 1842 bekannte er, „das Beste“ in seinem Schillerwerke dessen Anregungen und Gedanken der Studienzeit zu danken (Brief an Fries, 01.04.1842).

Politisch mit Misstrauen betrachtet, war ihm eine Hochschullehrerlaufbahn an den nach 1820 von den Ideen Hegels beherrschten Philosophischen Fakultäten Preußens nicht möglich. „Die Zeit war sehr gegen uns, sonst herrschten wir jetzt vielleicht, wie bisher die Hegelianer. Alles erwogen, wundere ich mich bisweilen, daß wir uns noch so gehalten und durchgeschlagen haben. Ein jedes Amt und jede Verbesserung meiner Lage hat man mir zögernd und mit innerer Abneigung gleichsam gezwungen gegeben“ (Brief an Fries, Hundsbach 01.04.1842).

Anmerkungen:

Geburtsdatum nach Hanow und Heindl. In dem Ev.-ref. KB Billigheim (Standort: StA Speyer) nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 78; EQ Bl. 75; SfB S. 8, Nr. 19; GW Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 99); WL Nr. 110; [Hoffmeister], Beschreibung Fest auf Wartburg. Dazu Brief Hoffmeisters an Fries, Krefeld 02.01.1818; UB Jena, Nachlaß Fries, IV, Bl. 285-286; Frommann, Burschenfest, S. 66; Maßmann, Burschenfest, S. 30; Biundo, Pfälzisches Pfarrerbuch, S. 34 (Vater); Ev. KG Köln, SR; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 334; UA Jena, Best. M, Nr. 240, Bl. 19-23, 35, 113; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 15 (Eintragung Jena, 1817); ebd. Nachlaß Fries, IV, Bl. 285-292 (mit autobiographischen Angaben); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 3, Bl. 47; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. H, Nr. 10 (Spezialakte 1820-1834); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 19; ADB, Bd. XII, S. 617-618; Burschenschaftliche Blätter, Jg. XII, SS 1898, S. 249; Dürre, Aufzeichnungen, S. 198; Heindl, Biographien Pädagogen, S. 211-214 (mit Schriftenverzeichnis); Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 556; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 48 u. ö.

stud. jur. Gießen;
* 28.08.1798 in Hungen, Fstm. Solms-Braunfels;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: (1815 Regierungsrat);
Mutter: H. geb. ?, Helena Catharine;
Verheiratet mit: ?;

Hofmann wurde am 16.05.1815 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Wegen Teilnahme an Tumulten mit den „Schwarzen“ wurde er im August 1817 relegiert. Am Wartburgfest nahm er als Gießener Landsmannschafter teil.

Einquartierung: Meister Justinus Kühn (161)
Präsenzliste: 186/293
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 3

Wie seine Gesinnungsfreunde ->App und ->Buff ließ er sich unmittelbar nach dem Fest, am 23.10.1817, an der Universität Jena immatrikulieren. Laut Verhörsaussage ->Völker von 1819 soll H. Mitglied der Jenaer Burschenschaft gewesen sein. Er wird aber im Mitgliederverzeichnis der Jenaer Burschenschaft nicht aufgeführt.

Nach zwei Semestern verlässt Hofmann Jena wieder, um seine Studien an der Landesuniversität Gießen abzuschließen.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 293; EQ Bl. 68; SfB S. 7, Nr. 3; ML (Nr. 98); WL Nr. 14; Ev.-ref. KG Hungen, Protocolle derer Getauften von 1743 an zu Hungen, Jg. 1798; UA Gießen, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 226-227; Haupt, Follen, S. 38, 42, 57.

stud. phil. Jena;
* 10.09.1796 in Riga, Livland, Ksr. Russland; 
+ 06.03.1868 in Birkenruh bei Wenden, Livland, Ksr. Russland;
?;
Vater: (1810 Kaufmann in Riga);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Wahrscheinlich Bruder von Alexander Gustav H.

Hollander war von 1810 bis 1813 Schüler des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin. Er wurde wahrscheinlich Kriegsteilnehmer. Am 30.10.1816 immatrikulierte er als stud. phil. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei. Von 1817-1818 war er Mitglied des Ausschusses der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Obristlieutenant von Egloffstein (40)
Präsenzliste: 187/200
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 12

1818 wechselte er zum Abschluss seiner Studien an die Univ. Berlin (immatr. 03.04.1818 bis 11.10.1819). Hier gehörte er zum Freundeskreis der Zusammenkünfte bei ->Plehwe und war bei Beginn der Verhaftungswelle im Sommer 1819 Mitglied des Vorstandes der Berliner Burschenschaft. Bereits im März 1819 über sein Verhältnis zu ->Plehwe verhört, verteidigte er den Freund leidenschaftlich und trat sehr kämpferisch selbstbewusst gegen die Polizei auf. Der Regierungsbevollmächtigte für die Berliner Universität, Geheimrat Schultz, charakterisierte Hollander am 30.01.1820 in einem Bericht an den Kultusminister Altenstein: Hollander „hat an dem hiesigen Burschenschaftswesen einen ausgezeichneten Antheil genommen, und ist wegen seiner sonstigen Verbindungen ebenfalls der besonderen Aufmerksamkeit zu empfehlen.“

Anmerkungen:

Geburtsdatum nach Hanow und Arch. Graues Kloster Berlin. Eintragungen PL Nr. 199 und 200 von gleicher Hand.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIl, Nr. 200: A W Hollander aus Livland in Jena ; EQ Bl. 71 [?]; SfB S. 8, Nr. 12: A. W. Hollander, stud. Jena; ML (Nr. 100): [irrtümlich] stud. theol.; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 282; UB Jena, Matrikel, 30.10.1816: „Albert Hollander, Livon.“; UA Berlin, Matrikel, Nr. 236/8, 03.04.1818: Albert Hollander aus Riga; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Arch. Graues Kloster, Nr. 151b, Verzeichnisse Gymnasiasten 1810-1815, II, Nr. 49: Albert Woldemar H. aus Riga; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 65-67; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 26-27; Keil, Wartburgfeste, S. 32; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 89, 113, 114.

stud. ? Jena;
* wahrscheinlich in Riga, Livland, Ksr. Russland;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Wahrscheinlich Bruder von Albert Woldemar H.

Hollander wurde am 07.11.1815 an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: Obristlieutenant von Egloffstein (40)
Präsenzliste: 188/199
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

Eintragungen PL Nr. 199 und 200 von gleicher Hand.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 199: „F. [?] Hollander aus Livland in Jena“; EQ Bl. 71 [?]; WL Nr. 61; UB Jena, Matrikel: „A. G. Hollander, Russ.“; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 59 (April 1816: Alex. Gustav H.).

stud. theol. Göttingen;
* 04.04.1795 in Sahms bei Schwarzenbek, Hzt. Sachsen-Lauenburg, Kfstm. Hannover;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Georg Christian Friedrich (1795 Pfarrer in Sahms, 1815 in Restorff);
Mutter: H. geb. Seggel, Magdalena Catharina Ulrike;
Verheiratet mit: ?;

Holste wurde am 21.10.1814 als stud. theol. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: [...] Engelhardt (307)
Präsenzliste: 189/224
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 224; EQ Bl. 73; WL Nr. 58; Ev.-luth. KG Sahms, GR Jg. 1795, S. 231, Nr. 7; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

(stud. theol. Jena);
* 05.09.1798 in Lachen bei Neustadt, Pfalz, Kfstm. Bayern;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: H., Johann Nikolaus; wahrscheinlich Landwirt;
Mutter: H. geb. Albersweiler, Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Hoos wurde unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 23.10.1817, als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Jenaer Burschenschaft bei.

Einquartierung: Maler Gräf (313)
Präsenzliste: 190/302
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1820 wechselte er, von Jena kommend, an die Univ. Heidelberg und ließ sich hier am 26.04.1820 inskribieren.

Anmerkungen:

Ein weiterer Johann Georg Hoos wurde am 09.08.1792 in Lachen geboren (Vater: H., Johannes, wahrscheinlich Landwirt; Mutter: H. geb. Metzger, Anna Barbara). Auf Grund des Alters scheint er jedoch nicht der Wartburgfestteilnehmer zu sein.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 302: stud. theol. Jena; EQ Bl. 68; WL Nr. 14; Ev.-ref. KG Lachen, GR Jg. 1798 [Standort: LKA Speyer]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg: (Beruf des Vaters Landwirt); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 518; Arch. DB Frankfurt a. M., 682, 10 (Stammbuchblatt für Bernhardi, Jena 02.04.1818).

stud. theol. Jena;
* 28.09.1798 in Neustrelitz, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 26.05.1834 in Neustrelitz, Ghzt. Mecklenburg-Strelitz;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Friedrich Theodor (1769 [?] -?, ab 1795 Lehrer an der Stadtschule Neustrelitz, 1806-1837 Pfarrer (und Präpositus) in Alt-Käbelich);
Mutter: H. geb. Göden, Augusta Johanna Carolina (1772-1835);
Verheiratet mit: ?;

Horn erlebte als Kind die Auswirkungen des Krieges von 1806. Das Haus des Vaters wurde zweimal von französischen Truppen geplündert, so dass die Familie fliehen musste.

Am 17.10.1816 immatrikulierte Horn als stud. theol. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 191/269
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 9

1818 war er wahrscheinlich Mitglied des Ausschusses.

In Jena schloss er auch Michaelis 1819 seine Studien ab. Später war er Lehrer an der Töchterschule in Neustrelitz.

Anmerkungen::

A. K. A. Horn ist nicht zu verwechseln mit seinem Vetter Karl Otto Horn (1794-1879), dem bekannten Mitbegründer der Jenaer Burschenschaft, der 1817 kein Student mehr war und nicht am Wartburgfest teilnahm (vgl. LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg Strelitz, Nr. A 259, Bl.179, Horn, Leben, 5. 15, sowie > Riemann).

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 269; SfB S. 11, Nr. 9; ML (Nr. 102); Ev.-luth. KG Neustrelitz, TR Jg. 1798, S. 142, Nr. 61; TR St. Marien S. 121, Nr. 7 [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; Ev.-luth. KG Neustrelitz, StR Jg. 1834, Nr. 32 [Standort: Mecklenburgisches Kirchenbuchamt Schwerin]; Krüger, Pastoren Stargard, S. 88; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 313; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 58 (Jena, 13.09.1817); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51.

stud. med. Göttingen;
* 27.01.1794 in Hildesheim, Kfstm. Hannover 
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Friedrich Andreas (1748-1816 [?], 1794 Erster Stadtsyndikus zu Hildesheim);
Vormund (1816): Herzog, David Gottfried; Rektor und Professor der Stadtschule Bernburg;
Mutter: H. geb. Mey, Catharina Magdalena (1759-?);
Verheiratet mit: ?;

Hostmann besuchte die Stadtschule zu Bernburg und wurde am 21.10.1816 an der Univ. Halle immatrikuliert. Im SS 1817 wechselte er an die Landesuniversität Göttingen und immatrikulierte hier am 29.04.1817 als stud. med. (pauper).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 192/318
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 318; Ev.-luth. KG Hildesheim, TR St. Andreas, Jg. 1759, S. 98, Nr. 27; Jg. 1794, S. 644, Nr. 3; TrR St. Andreas, Jg. 1790, S. 29, Nr. 11; TR St. Lamberti, Jg. 1748, S. 248; UA Halle, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Jena;
* 27.11.1794 in Berka a. d. Werra, Hzt. Sachsen-Weimar Eisenach;
+ ? in Jena;
ev.-luth.;
Vater: H., Johann Georg (1763-?, Zeug- und Raschmachermeister;
Mutter: H. geb. Schneider, Anna Elisabetha (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Hotzel wurde am 10.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Christoph Braunsen (142)
Präsenzliste: 193
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 6

Sein Lehrer war vor allem der Jurist ->Schweitzer, dem er Jahrzehnte später (1857) einen verehrenden Nachruf widmete. In diesem Nachruf legte Hotzel, inzwischen im hohen juristischen Amt der ernestinischen Staaten tätig, ein Bekenntnis zur Reaktionspolitik ab, in dem er sich gegen demokratische Massenbewegungen aussprach und den 1848 durch die Revolution erzwungenen Rücktritt ->Schweitzers bedauerte.

Anmerkugen:

Die Angabe in EQ Bl. 71 „Horter Jena“ und die davon abhängige Angabe in WL Nr. 62 „Harter Jena“ meint wahrscheinlich Hotzel.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 7, Nr. 6; ML (Nr. 103); EQ Bl. 71; Ev.-luth. KG Berka a. d. Werra, GR Jg. 1794 Nr. 34; Jg. 1763 Nr. 21; Jg. 1766 Nr. 31; TrR Jg. 1790 Nr. 3; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 381; Hotzel, Staatsmännische Wirksamkeit Schweitzers, bes. S. 7.

stud. jur. Göttingen;
* ? aus Kurland, Ksr. Russland;
+ ? in ?;
?;
Vater: H., Carl von der (Gutsbesitzer im Privatgute Würzen);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Howen wurde gleich seinem Landsmann und Standesgenossen ->von Sacken am 22.10.1816 an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 194
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 8

Qu. u. Lit.:

SfB S. 11, Nr. 8; ML (Nr. 101): Horln [irrtümlich]; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. theol. Jena;
* 21.03.1795 in Felsőpokorágy, Kgr. Ungarn, Habsburgermonarchie; 
+ 01.04.1833 in Levoca (Leutschau), Kst. Österreich;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?

Hoznek wurde wie seine engeren Landsleute und Studienfreunde ->Kollár und ->Ruhmann kurz vor dem Wartburgfest, am 13.10.1817, an der Univ. Jena immatrikuliert. Er gehörte zu dem Kreis der für nationale kulturpolitische Fragen besonders aufgeschlossenen ungarländischen (slowakischen) Studenten (vgl. ->Feriencik) in Jena.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 195/238
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Auf Grund des kaiserlichen Befehls vom 24.11.1818, durch den alle Angehörigen der Habsburger Monarchie von der Univ. Jena, an der „Subordinations-Geist“ herrsche, abberufen wurden, verließ Hoznek nach bewusst langem Hinauszögern und unter schriftlicher Danksagung an die Universität (25.09.1819) als einer der letzten ungarländischen Studenten im September 1819 Jena.

Er war später Lehrer an einer der wichtigsten kalvinistischen Bildungsstätten in Ungarn, dem Kollegium Saros Patak im Komitat Zemplin, wo auf die magyarische Sprachausbildung besonderer Wert gelegt wurde. Wie ->Ruhmann wurde er Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Also-Szkalnok (Gebiet Kis-Honth, Komitat Gömör), die mit den wichtigsten slowakischen Kulturprogrammatikern der Zeit, ->Kollár, Sáfarik, Kuzmany u. a., in Verbindung stand. Nach seiner Tätigkeit in Saros Patak finden wir H. als Professor am Gymnasium Ozd‘any (Osgyan) im Komitat Gömör an der magyarisch-slowakischen Sprachgrenze, wo er als „grausamer Magyarisator unterrichtet haben soll.

Ab 1831 war Hoznek als Nachfolger von Johannes Kupetz Rektor des Evangelischen Lyzeums in Levoca, dem neben Pressburg wichtigsten Zentrum der bürgerlich-slowakischen kulturpolitischen Emanzipationsbewegung des Vormärz. Während seiner Rektoratszeit entstand 1832 durch M. Hlavácek am Gymnasium das „Institut für tschechoslowakische Sprache und Literatur“.

Die Stellung Hozneks innerhalb der anhebenden nationalen Befreiungsbewegungen der Völker der Donaumonarchie bedarf im einzelnen noch der Klärung. Wahrscheinlich war er im Gegensatz zu ->Kollár und ->Feriencik stärker den magyarischen als den slowakischen Kulturinteressen verpflichtet. Im ganzen gesehen gehört er wohl zu jenen „in Leutschau wirkenden, durch Jena gegangenen Professoren“, die „keine eigentlich aktive Funktion in der Entfaltung des slowakischen Nationalbewusstseins“ ausübten, „sich aber durch eine faire nationale Toleranz“ auszeichneten (Peukert) und damit den einzelnen nationalen Kulturbestrebungen im habsburgisch-ungarländischen Völkergemisch wichtige Ausgangspositionen und Entfaltungsmöglichkeiten boten.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 238; EQ Bl. 72; WL Nr. 253: Poseneck (irrtümlich); Ev.-luth. KG Levoca, SR Jg. 1833; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Revesz, in: Magyar törtenelmi tar, S. 236; UA Jena, Best. A, Nr. 242; UB Jena Prov. 77 (1), Bl. 85 f.; Francisci, Vlastny zivotopis, 5. 57 ff.; Peukert, Slawen Donaumonarchie, S. 94, 132, 169, 180, 190, 192, 194 f.; Vilikovsky, S. 94; Auskünfte Koloman Zachar, Bischofssekretär Zvolen.

stud. theol. Jena;
* ? im Hzt. Sachsen Weimar Eisenach;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Hunnius wurde am 19.04.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 196/212
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 2

Anmerkungen:

In den Geburtsregistern des Ev.-luth. KB Weimar, Jgg. 1785-1802 nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 212; SfB S. 14, Nr. 2; ML (Nr. 104); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 165.

stud. med. Jena;
* 14.12.1797 in Weimar, Hzt. Sachsen Weimar-Eisenach;
+ 19.06.1858 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: H., Wilhelm Ernst Christian (1760-1828, Fürstl. Sächs. Hofmedikus; ab 1788 Leibarzt der Herzogin Anna Amalia, ab 1811 Leibarzt des Herzogs Karl August von Weimar; Arzt von Goethe, Schiller, Wieland u. a.);
Mutter: H. geb. Gehring (Göring), Christiana Sophia Antonetta (ca. 1775-?);
Verheiratet mit: ?;

Emil ist ein Bruder von Johann Friedrich Carl und Leopold.

Huschke besuchte wie seine Brüder das Gymnasium in Weimar von 1811 bis 1814. Am 31.10.1814 wurde er als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert und gehörte zu den ersten Mitgliedern der Burschenschaft. 1816 und 1818 war er Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: Hofapotheker Wilhelm Dammann (184)
Präsenzliste: 197/60
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 8

Nach der Jenaer Promotion am 11.03.1818 besuchte er die bekanntesten klinischen Anstalten Deutschlands, vor allem Berlin. 1818/19 war er auch in Wien. 1820 habilitierte er sich in Jena („Mimices et physiognomices fragmentum physiologicum“).

Als a. o., später o. Professor sowie Direktor des Anatomischen Theaters und des Anatomischen Kabinetts entwickelte er sich zu einem der bedeutendsten Jenaer Mediziner des 19. Jahrhunderts (Physiologie, Psychologie, Anatomie) und trat u. a. auch in der von ->Oken gegründeten patriotischen Naturforschenden Gesellschaft mehrmals besonders hervor.

Als enger Schüler->Okens blieb er auch während seines ganzen weiteren Lebens auf den Positionen von dessen Naturphilosophie, wurde jedoch außerdem als Morphologe ein Mitbegründer der modernen vergleichend anatomischen Methode. Huschkes wissenschaftliche Wirksamkeit bildet in Jena den Übergang von der noch stark spekulativen Naturphilosophie am Beginn des 19. Jahrhunderts zur exakten Naturbeobachtung; sie gehört in die Entwicklungslinie der Jenaer medizinisch-naturwissenschaftlichen Forschungen des 19. Jahrhunderts, die von ->Oken (1807-1827 in Jena) über ->Kieser, ->Huschke, M. J. Schleiden (1840-1862) zu Gegenbaur (1858-1872) und E. Haeckel (1861-1908) führte.

Huschke war Schwiegervater von Ernst Haeckel.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 60; EQ Bl. 75; SfB S. 8, Nr. 8; ML (Nr. 105); WL Nr. 73; Ev.-luth. KG Weimar, TR Hofkirche Jg. 1797, S. 554; TrR Hofkirche Jg. 1795, S. 510; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 153; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 129; UA Jena, Best. A, Nr. 449; ebd. Best. A, Nr. 576; ebd. Best. L, Nr. 14-17; ebd. Best. L, Nr. 23; ebd. Best. L, Nr. 26; ebd. Best. L, Nr. 393, Bd. 1; ADB, Bd. XIII, S. 449-451; Doering, Jenaischer Universitäts-Almanach, S. 102-103 (mit Schriftenverzeichnis); Geschichte Universität Jena, Bd. 1, S. 435-436; Bd. II, Register; Giese, Geschichte Medizinische Fakultät Jena, II, Anatomie, S. 1-6; Giese/Hagen, Geschichte Medizinische Fakultät Jena, S. 398, 404, 418, 428, 447, 457- 459, 541; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 147-148; Huschke, Geschichte Familie Huschke; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 586; Stier, Lebensskizzen Professoren Jena.

stud. med. Jena;
* 31.07.1796 in Weimar, Hzt. Sachsen Weimar-Eisenach;
+ 03.05.1883 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: H., Wilhelm Ernst Christian (1760-1828, Fürstl. Sächs. Hofmedikus; ab 1788 Leibarzt der Herzogin Anna Amalia, ab 1811 Leibarzt des Herzogs Karl August von Weimar; Arzt von Goethe, Schiller, Wieland u. a.);
Mutter: H. geb. Gehring (Göring), Christiana Sophia Antonetta (ca. 1775-?);
Verheiratet mit: ?;

Johann Friedrich Carl ist ein Bruder von Emil und Leopold.

Huschke besuchte wie seine Brüder das Gymnasium in Weimar. Wie sein jüngerer Bruder Emil wurde er am 31.10.1814 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert. Auch er gehörte zu den ersten Mitgliedern der Jenaer Burschenschaft und war 1816 und 1818 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: Hofapotheker Wilhelm Dammann (184)
Präsenzliste: 198/61
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 7

Bei einem zweiten Besuch der Wartburg schrieb er bekenntnishaft am 09.08.1819 in das Stammbuch für Bursche :

„Wohl dem, der seines Lebens Zweck erkennend
vom dürren Staub der Schule sich erhebt,
für Ehre! Freiheit! Vaterland! entbrennend
Ein selbstgeschaffenes teutsches Leben lebt.“

Am 11.03.1818 promovierte er in Jena zum Dr. med. Als Nachfolger seines Vaters Arzt in Weimar, wurde er Leibarzt des weimarischen großherzoglichen Hauses, u. a. der Großherzöge Karl Friedrich (1783 1853) und Karl Alexander (1818 1901) sowie der weimarischen Prinzessinnen, der späteren Kaiserin Augusta und Marie von Preußen.

1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 61; EQ Bl. 75; SfB S. 8, Nr. 7; WL Nr. 74; Ev.-luth. KG Weimar, TR Hofkirche Jg. 1796, S. 486; TrR Hofkirche Jg. 1795, S. 510; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 153; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 128; Wiss. Nachlaß (23 Kästen med. Lit. Vz. 1840-1883) UB Jena, Handschriftenabteilung; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1; Huschke, In memoriam Karl Huschke; Huschke, Geschichte Familie Huschke, S. 7-8; Keil, Wartburgfeste, S. 189; Simon, Wartburgfest 1867, S. 7; Auskünfte Dr. Georg Karpe, UB Jena.

(stud. phil. [cam.] Jena);
* 24.10.1799 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? In ?;
ev.-luth.;
Vater: H., Wilhelm Ernst Christian (1760-1828, Fürstl. Sächs. Hofmedikus; ab 1788 Leibarzt der Herzogin Anna Amalia, ab 1811 Leibarzt des Herzogs Karl August von Weimar; Arzt von Goethe, Schiller, Wieland u. a.);
Mutter: H. geb. Gehring (Göring), Christiana Sophia Antonetta (ca. 1775-?);
Verheiratet mit: ?;

Leopold ist ein Bruder von Johann Friedrich Carl und Emil.

Huschke besuchte wie seine Brüder das Gymnasium in Weimar. Er wurde unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 10.12.1817, als stud. phil. (cam.) an der Univ. Jena immatrikuliert, trat der Burschenschaft bei und war Turner im Sinne Jahns.

Einquartierung: Hofapotheker Wilhelm Dammann (184)
Präsenzliste: 199/63
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später war H. Domänenpächter in Zwätzen bei Jena und Ökonomierat zu Lehesten.

1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 63; EQ Bl. 75; WL Nr. 75; Ev.-luth. Kg Weimar, TR Hofkirche, Jg. 1799, S. 82; TrR Hofkirche, Jg. 1795, S. 510; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 508; UB Jena, Stammbuchblätter Münzer, Bl. 21 (Jena, 06.08.1818); Keil, Wartburgfeste, S. 189; Simon, Wartburgfest 1867, Anh. S. 1.

J

stud. theol. Göttingen;
* 02.12.1795 in Crawinkel bei Arnstadt/Thür., Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 28.06.1855 in Schulpforte, Lkr. Naumburg, Rgbz. Naumburg, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: J., Georg Nicol (1765-?, Arzt (Chirurg) in Crawinkel);
Mutter: J. geb. Eccold, Anna Margarethe (1772-?);
Verheiratet mit: ?;

Jacobi wurde am 25.10.1814 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert, studierte jedoch besonders Mathematik und Physik. Er trat in die Jenaer Burschenschaft ein und war ein Freund von Friedrich Heinrich Ranke (1797-1876), dem jüngeren Bruder des Historikers Leopold von Ranke. 1816 wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatr. am 07.05.1816.

Einquartierung: [...] Engelhardt (307)
Präsenzliste: 200/260
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 16

Nach Abschluss der Studienzeit war er ab 14.10.1819 zunächst Kollaborator und später Professor der Mathematik und Physik am Gymnasium Schulpforte. Hier trat er als einer der Hauptvertreter der Bestrebungen der Lehrerschaft um eine „republikanische“ Schulverfassung hervor, durch die die Privilegien des Rektors abgeschafft werden sollten.

Von Schulpforte aus trat er in enge Beziehungen zu dem im benachbarten Freiburg (Unstrut) in der Verbannung lebenden Friedrich Ludwig Jahn. Mit Jahn und seinem ehemaligen Studienkameraden ->Maßmann bemühte er sich 1844, ->Dürre aus Lyon nach Deutschland zurückzuholen und diesem eine Turnlehrerstelle in Schulpforte zu verschaffen. Doch scheiterten alle Pläne am Widerstand des Rektors und den entsprechenden preußischen Staatsstellen.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 260; EQ Bl. 73 [?] ; SfB S. 2, Nr. 16; ML (Nr. 107); WL Nr. 57 [?]; Ev.-luth. KG Crawinkel, GR Jg. 1795, Nr. 27; UB Jena Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; ADB, Bd. XIII, 1881, S. 593; Bittcher, Pförtner Album, S. 558; Dürre, Aufzeichnungen, S. 729, 732-735; F. Heyer, Geschichte Landesschule zu Pforte, S. 121 (?); Pahncke, Entwicklung Leibesübungen Schulpforte, S. 72-73.

stud. theol. Göttingen;
* 11.12.1796 in Jena, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 21.11.1865 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: J., Johann Adolph (1769-1847, bis 1797 Rektor der Stadtschule und Diakon in Jena, 1798 a. o. Prof. der Philosophie in Jena, 1799 Pfarrer in Ruhla, ab 1812 Oberpfarrer und Superintendent in Waltershausen;
Mutter: J. geb. Lochner, verehl. gewesene Gebler, Friedericke Sophie Wilhelmine (?-1805);
Verheiratet mit: ?;

Jacobi erhielt seine erste Ausbildung durch den Vater, einem bedeutenden und einflussreichen Theologen und Pädagogen. In der Familie herrschte ein warmer deutscher Patriotismus. Auf das Turnwesen im benachbarten Schnepfenthal wird der Knabe frühzeitig hingewiesen worden sein. 1817 schrieb der Vater anlässlich des Reformationsjubiläums eine Schrift „Eichenlaub um Luthers Aschenkrug gewunden“, 1820-1826 erschien das gemeinsam mit Gutsmuths (Schnepfenthal) geschriebene Werk „Deutsches Land und deutsches Volk“ (4 Bde.).

Nach dem Besuch des Gothaer Gymnasiums (Abitur Michaelis 1814) wurde Jacobi am 24.10.1814 in Göttingen als stud. philol. et theol. immatrikuliert. Zur Zeit des Wartburgfestes stand er am Ende seiner Studienzeit.

Einquartierung: [...] Engelhardt (307)
Präsenzliste: 201/223
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1817-1818 war er als „Gehülfslehrer“ am Göttinger Gymnasium tätig und ging anschließend, 1819, als Konrektor an das Lyzeum zu Rinteln.

Ab 1828 war der hochbegabte Pädagoge in einflussreichen Stellungen im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha tätig, wobei ihm auch die gesellschaftliche Position des Vaters die Wege geebnet haben wird. 1828 war er Erster Hofprediger in Coburg und Erzieher der Prinzen Ernst und Albert. 1832 wurde er Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat in Gotha und ab 1833 übernahm er die Geschäfte der Direktion des Gothaer Gymnasiums. 1858 erhielt er seine Ernennung zum Ministerialrat für das Kirchen- und Schulwesen des Herzogtums. Zuletzt war er auch Direktor der Schlossbibliothek in Gotha.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 223; EQ Bl. 73 [?] ; WL Nr. 57 [?]; Ev.-luth. KG Jena, TR Jg. 1796, S. 108, Nr. 149; TrR Jg. 1795, S. 128, Nr. 33; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; ADB, Bd. XIII, S. 576-577 [ungenau]; Auskünfte Dr. v. Kempen, Stadtarchivdirektor Göttingen.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Jacobi war zur Zeit des Wartburgfestes Gast auf der Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 202
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW: „Louis Jacobi, aus Weimar. War auf der Wartburg, am l8ten October 1817.“

Dr. med., prakt. Arzt in Gotha;
* 24.03.1793 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 29.07.1833 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: J., Friedrich (1764-1847, Prof. am Gymnasium in München von 1807-1809, dann am Gymnasium in Gotha, später Herzogl.-Sächs. Geheimer Hofrat und Oberbibliothekar);
Mutter: J. geb. Setdler, Christiane;
Verheiratet mit: ?;

Jacobs war der älteste Sohn eines bedeutenden Gothaer Gelehrten (Altertumsforscher), der 1789 die Anfänge der Französischen Revolution begrüßt hatte, dann aber vor den jakobinischen Konsequenzen zurückschreckte. Aus dieser Haltung erwuchs Feindschaft gegen Frankreich, die sich ab ca. 1805 zu deutschem Patriotismus wandelte. Er war zugleich der ältere Bruder des Gustav J. Die Familie Jacobs gehörte in Gotha zum Kreis um den nationalgesinnten Buchhändler und Schriftsteller Zacharias Becker (1752-1822), der 1811-1813 durch den Marschall Davoust Festungshaft in Magdeburg erhielt.

Diese Einstellung des Elternhauses zu den politischen Ereignissen der Zeit und dazu wohl auch das Schicksal des Bruders waren von erheblichem Einfluss auf den heranwachsenden Knaben, der 1813 den Ausbruch der Befreiungskriege enthusiastisch begrüßte.

Jacobs erhielt seine Schulbildung bis 1807 in Gotha, wechselte dann bis 1811 an das Gymnasium in München, ergänzte seine Ausbildung in Genf (Pension des aus Gotha stammenden Oberpfarrers ->Gerlach), um sie schließlich in Gotha abzuschließen. Am 19.10.1812 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Göttingen. Hier erlebte er mit grenzenloser Begeisterung 1813 den Einzug der russischen Truppen. Seinen Plan, sich sofort als Kriegsfreiwilliger zu melden, ließ er jedoch auf Wunsch des Vaters fallen, da bereits seine beiden jüngeren Brüder im Militärdienst standen.

Im Herbst 1815 promovierte er in Göttingen zum Dr. med. („Talpae Europaeae Anatome“, gedruckt Jena 1816) und betrieb anschließend klinische Studien in Würzburg (immatr. am 06.05.1816) bei Ignaz Döllinger (1770-1847) und Adam Elias Siebold (1775-1828). Weitere medizinische Studien führten ihn im Oktober 1816 nach Wien. Im Herbst 1817 kehrte er von seiner Studienreise nach Gotha zurück und zog von hier gemeinsam mit seinem Bruder und wahrscheinlich zusammen mit den befreundeten ->Thon und ->Gerlach zum Wartburgfest.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 203/271
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In Gotha ließ er sich als praktischer Arzt nieder und wurde ärztlicher Aufseher des Hospitals sowie des Physikats des Gerichtsbezirkes ->Wangenheim.

Nach langjähriger Krankheit ist er bereits im Alter von 41 Jahren 1833 in der Jenaer Universitätsklinik gestorben.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 271; Ev.-luth. KG Jena, SR Jg. 1833, S. 458-459, Nr. 104; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Bürk/Wille, Matrikel Univ. Würzburg; ADB, Bd. XIII, S. 13; Jacobs, Personalien, S. 148, 265, 556-570; Neuer Nekrolog, 11. Jg. 1833, Teil II 1835, S. 517-524; Platen, Tagebuch, S. 133 (19.09.1816).

stud. jur. Jena;
* 22.05.1796 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ nach 1858 in Kahla, Hzt. Sachsen-Altenburg;
ev.-luth.;
Vater: J., Friedrich (1764-1847, Professor am Gymnasium in München von 1807-1809, dann am Gymnasium in Gotha, später Herzogl.-Sächs. Geheimer Hofrat und Oberbibliothekar);
Mutter: J. geb. Seidler, Christiane;
Verheiratet mit: ?;

Jacobs wurde vor allem in Genf in der Pension Gerlach erzogen, wo auch schon sein älterer Bruder, ->Friedrich Wilhelm Josias J. seine Ausbildung ergänzt hatte.

Mit sechzehn Jahren trat er als Offizier dem in französischen Diensten stehenden Regiment Herzöge zu Sachsen bei und nahm als Leutnant am Russlandfeldzug teil. Er erlebte den das Regiment dezimierenden Rückzug von Osziana über Wilna, Königsberg nach Danzig, wo er Garnisonsoffizier wurde. In der belagerten Stadt erkrankte er schwer und entging nur durch Zufall der Gefangenschaft. Am 16.02.1814 führte er die letzten Reste des Regiments, 55 Mann, nach Gotha zurück. Anschließend nahm er, jetzt auf Seiten der Verbündeten, an den Feldzügen von 1814 und 1815 teil.

Am 05.05.1817 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert, trat er der Burschenschaft bei und gehörte 1818-1819 deren Ausschuss an.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 204/274
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er war eng mit August von Platen befreundet (1819/20 stud. Erlangen), der ihm mehrere Episteln widmete, z. B. 1816 „Über die Zurückgezogenheit von der großen Welt“.

Später war er Herausgeber der halbamtlichen „Altenburger Blätter“ des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1829 ff.). Seine kriegsgeschichtlich bedeutsame „Geschichte des Regiments Herzöge zu Sachsen in der Franzosenzeit“ erschien 1835.

1858 nahm er an den Jubiläumsfeierlichkeiten der Universität Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 274; Ev.-luth. KG Gotha, GR St. Augustin, Jg. 1796; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S.156; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 611; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858 (hier wohl irrtümlich H. Jacobs); Jacobs, Geschichte Feldzüge Gotha-Altenburgische Krieger, S.196 ff.; Jacobs, Personalia, S. 140, 148, 278; Platen, Tagebuch, S. 31, 40, 96, 98, 163, 183 (06.03., 01.07.1814; 09.01., 07.02.1816; 24.10.1817; 25.08.1818); Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 21.

stud. med. Berlin;
* 16.09.1795 in Neu-Buckow, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 10.11.1872 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: J., Benedictus Daniel (1752-?, Arzt und Apotheker);
Mutter: J. geb. Börcke, Anna Catharina Friederica;
Verheiratet mit: ?;

Jahn begann sein Studium an der Landesuniversität Rostock als stud. med., immatrikuliert am 14.04.1814. Ein Jahr später wechselte er an die Univ. Berlin, immatrikuliert am 08.04.1815. Wie ->Salbach war er ein führendes Mitglied der Berliner Landsmannschaften, als deren Vertreter er am Wartburgfest teilnahm und als Mitglied des Festausschusses wirkte.

Einquartierung: Jacob Pabst (487)
Präsenzliste: 205/16
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 20

Unmittelbar nach Rückkehr aus Eisenach wurde er in Berlin verhört. Anlässlich der heftigen Auseinandersetzungen in der Berliner Studentenschaft nach dem Wartburgfest vertrat er auch weiterhin die Interessen der landsmannschaftlichen Richtung und lehnte die Gründung einer Berliner Burschenschaft ab.

Wegen Duellierens mit Burschenschaftern - er schlug sich u. a. mit ->von Wangenheim - erhielt er im SS 1818 die Androhung des consilium abeundi und verließ im Juli 1818 Berlin. Er kehrte an die Univ. Rostock zurück und promovierte hier am 14.10.1819 zum Dr. med.

Anschließend ließ er sich als prakt. Arzt in Neu-Buckow nieder, war auch Domanialamtsarzt und wurde 1857 Sanitätsrat.

Nach fast 40-jähriger Tätigkeit in Neu-Buckow siedelte er 1858 nach Rostock über, wo er 1872 verstarb.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 16; EQ Bl. 67; SfB S. 2, Nr. 20; ML (Nr. 108); WL Nr. 148; Kieser, Wartburgfest, S. 20; Keil, Wartburgfeste, S. 27; Ev.-luth. KB Neu-Buckow [Standort: Mecklenburgisches KBA Schwerin]; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UA Berlin, Matrikel, Nr. 268/5; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 192; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204; Willgeroth, Mecklenburgische Ärzte, S. 165.

stud. theol. Kiel;
* get. 14.12.1788 in Hönning, Ksp. Arrild, Kr. Hadersleben (Haderslev), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 23.08.1862 in Pinneberg, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: J., Hansen Truelsen Jens (1757-1843, Tischler);
Mutter: J. geb. Lorentzen, Ingeborg Catrin (?-1815);
Verheiratet mit: ?;

Jensen war das Kind armer Eltern. Er wurde wahrscheinlich zuerst durch Gregers J. Discher, der 1807-1816 Pfarrer in Arrild war, ausgebildet und besuchte dann 1810-1816 die Gelehrtenschule zu Hadersleben, wo Deutsch Schulsprache war.

Am 03.05.1816 immatrikulierte er als stud. theol. (nov.) an der Univ. Kiel und wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: Registrator Mey (304)
Präsenzliste: 206/111
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 14

Auf Grund seiner Armut hat er wahrscheinlich keine anderen Universitäten besucht. Auch das übliche theologische Examen nach Beendigung des Studiums legte er nicht ab.

Später erhielt er eine Anstellung als Rektor in Pinneberg, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.

Anmerkungen:

Nicht mit völliger Gewissheit auf Grund der Quellen zu bestimmen, da das „H“ auf PL undeutlich ist und in Kiel im gleichen Zeitraum noch zwei weitere J. immatrikuliert wurden:

Gundlach, Matrikel Univ. Kiel, Nr. 8007, 22.10.1815, Petrus Jensen, Bredstadiensis, theol. (nov.); Nr. 8151, 25.09.1817, Henningius Jensenius, Flenopolitalis, theol. (nov.);

Über Petrus J. aus Bredtstedt vgl. Arends, Gejstligheden, Bd. I, S. 397; Möller, Schüler und Lehrer Husum, S. 59, Nr. 1026, sowie Prüser/Achelis, Holsatia, S. 85, Nr. 293.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 111: „H.P. Jensen stud. theol. Kiloniensis“; EQ Bl. 69: irrtümlich Jenzen; SfB S. 3, Nr. 14; ML (Nr. 88): irrtümlich Hasen; WL Nr. 204; LA Åbenrå (Dänemark), Hauptministerialbuch Kirchspiel Arrild 1659-1814, S. 36, 97, 260; ebd. Jg. 1815-1836, S. 170-171; ebd. Jg. 1837-1854, S. 117; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel, Nr. 8040: 03.05.1816, Hans Petrus Jensen ex pago Arrildt praefecture Haderslebiensis, theol. (nov.); LA Åbenrå, Protokoll Zeugnisse Gelehrtenschule Haderslev; Ebd. Achelis, Matrikel Schleswiger Studenten (Maschinenschrift Ms.); SA Haderslev, Kommunitätsrechnung Jg. 1815, Nr. 8; Achelis, Abiturienten Johanneum, S. 58, Nr. 565; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 348; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 57, Nr. 172; Auskünfte Dr. Thomas Otto Achelis,Kiel; Peter K. Iversen, LA Åbenrå.

? in ?;
* get. 12.11.1775 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ nach 1840;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Tuch- und Raschmachermeister in Eisenach, von 1816-1834 Ratsweinschenk, 1825-1838 Ratskämmereiverwalter, vorher auch Ölmüller.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 207
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 202, 211. Auskunft Stadtarchiv Eisenach, Matthes.

stud. theol. Rostock;
* 19.03.1797 in Rostock, Hzt. Mecklenburg- Schwerin; 
+ 24.02.1846 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: Johnson, Johann Peter Ferdinand (1755-?, Schiffer);
Mutter: J. geb. Dethloff, Dorothea Judith Ilsabe (1759-?);
Verheiratet mit: 1830 Elise Hedwig Luise Bade;

Johnßen besuchte das Gymnasium in Rostock. Am 17.02.1815 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Rostock. Unmittelbar nach dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 22.10.1817, und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 208/230
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss des Studiums war er zunächst Privatlehrer in Rostock und auf Rügen. Von 1828-1834 arbeitete er als Lehrer an der Großen Stadtschule in Wismar. Am 03.12.1829 promovierte Johnßen zum Dr. phil. in Rostock („Ansichten und Erfahrungen über Erziehung und Unterricht“). Ab 1834 war er wieder in Rostock, zunächst als Vorsteher eines Mädcheninstituts, dann, ab Herbst 1834, als Englisch-Lehrer an der Großen Stadtschule in Rostock.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 230; SfB S. 1, Nr. 15; ML (Nr. 109); Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Rostock, GR St. Jacobi: Johnson [Standort: Mecklenburgisches KBA Schwerin]; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel: Johnßon; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 414 (fehlerhaft); UA Rostock, Best. PD 3/29 (Promotionsakte, Dissertation handschr., Vita): Johnßen; Willgeroth, Lehrer Wismar, Nr. 13; Auskünfte UA Rostock und Anneliese Düsing, Stadtarchiv Wismar.

stud. med. Berlin; Dr. med. Heidelberg;
* get. 07.09.1794 in Mannheim, Mgft. Baden;
+ 12.06.1864 in Basel, Schweiz;
später ev.-luth.;
Vater: J., Franz Ignaz (1759-1831, Arzt in Mannheim, zuerst am Markgräflichen Hofe, dann Leibarzt der Großherzogin Sophie, Hofrat);
Mutter: J. geb. Ziegler, Josepha (1770-1818);
Verheiratet mit: ?;

Jung, „ein kluger und frischer, äußerlich schöner und innerlich gewandter Mann“ (->Leo), kam von Berlin nach Eisenach und war einer der bedeutendsten Teilnehmer des Festes. Bereits mit einer abgeschlossenen Hochschulbildung und älter als der Durchschnitt der übrigen Studenten, gehörte er wie sein Freund ->Mühlenfels zur Gruppe jener Teilnehmer, die die Verbindungsmänner zwischen studentischem Rebellentum und bürgerlicher Opposition stellten.

Jung war in einem fürstentreuen, konservativen Elternhaus kleinstaatlicher Observanz aufgewachsen. Hier kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Vater, dessen auf äußere, standesgemäße Repräsentanz gerichtete Lebenshaltung der Sohn ablehnte. „Wie oft erhielt die Mutter zum Haushaltungsgeld die Summe von [nur] 22 Gulden und war lange damit zufrieden. Dabei stolzierte man aber dennoch in Seide und Samt, trug diamantene Ringe, goldene Ketten, Spitzen in allen Ecken, und wie viele weiße und schwarzseidene Strümpfe und silberne und vergoldete Schuhschnallen stunden zu unserer Disposition! Für die äußere Ehre des hofrätlichen Hauses geschah vieles, sehr vieles, aber freilich war das Viele auch wieder sehr billig.“

Nach dem Besuch des Mannheimer Lyzeums wurde Jung am 01.05.1813 als stud. med. an der Universität Heidelberg immatrikuliert. So fiel der Beginn der Studienzeit mit dem Ausbruch des Befreiungskrieges zusammen. Zuerst Angehöriger und Senior der Landsmannschaft der Schwaben, wurde der erlebnisfähige und tatenfrohe Heidelberger Student unter dem Eindruck der Ereignisse der Jahre 1813-1815 zum deutschen Patrioten. Das jugendliche Aufbegehren gegen die väterliche Lebens- und Gesellschaftsauffassung verschärfte sich zum ideologischen Gegensatz, als der Vater kein Verständnis für patriotische Gefühle aufbrachte und dem Sohne 1815 den Eintritt als Kriegsfreiwilliger in die Armee untersagte: „Schon lange trage ich, durch die gute Sache meines Vaterlandes hingerissen, das lastende Bewußtsein in mir, nicht helfen zu können. Handeln will ich, handeln muß ich, wenn ich nicht jenem Vorwurf: nichts getan zu haben, erliegen soll. Mein Vater, grau im Dienste eines Fürsten, meine Mutter und die Schwester fürchten noch zu sehr jene Allmacht eines Fürsten und wollen mich lieber später handeln sehen ... Aber wenn Deutschland ruft die deutschen Söhne, dann will ich auch nur eins sein. Deutschland muß ein Staat werden, das getrennte und zerstückelte Volk verbunden sein; jeden muß ich Bruder nennen können, lieg auch sein Eigentum im Norden oder Süden“ (Brief an Ernst Löning, 1815).

Wie ->Mühlenfels, an den er sich eng anschloss, wurde Jung 1815/16 einer der Hauptvertreter der Heidelberger „teutonischen“ Partei und gewann engen Kontakt zu den Gießener „Schwarzen“, speziell den Brüdern Follen und Ernst Löning, dem späteren Attentäter auf den nassauischen Präsidenten Ibell (1819). Er verkehrte als „Teutone“ in den bürgerlich-oppositionellen Kreisen Heidelbergs, vor allem bei dem Buchhändler Winter, dessen schlichtes bürgerliches Familienleben ihm den Gegensatz zur Hohlheit seiner eigenen Familie schmerzlich bewusst machte. Zeugnis seiner Gefühle und zugleich allgemeiner Ausdruck der schwärmerisch-patriotischen Studentenromantik Heidelbergs dieser Jahre wurde sein 1816 gedichtetes Abendlied „Blaue Nebel steigen“ - vom Berliner Freundeskreis um ->Plehwe zwei Jahre später in dem Gesangbuch „Lieder für Jung und Alt“ (Berlin 1818) erstmals gedruckt -, in dem es u. a. hieß (Verse 3-8):

„Abendlüfte wehen
durch den grünen Wald
und wie Riesen stehen
Eichen schon so alt.

Einst in ihren Schatten
hielten jene Rat,
die den Mut noch hatten
kühner, freier Tat.

Durch die dunklen Zweige
rauscht‘s noch fort und fort
wie vom deutschen Reiche
ein vergeßnes Wort.

O ihr alten Eichen
aus der Riesenzeit,
Ihr, die stolzen Zeugen
der Vergangenheit.

Wachst nur ihr entgegen
Ihr, der bessern Zeit.
Sollt die Häupter regen
noch in freier Zeit.

Vaterland, du Wonne,
Dich drückt jetzt die Nacht.
Bald kommt dir der Sonne
Junge, frische Macht.“

Nachdem er im Sommer 1816 mit „summa cum laude“ zum Dr. med. promoviert hatte, wechselte er im Frühjahr 1817 mit Unterstützung Schleiermachers, der dem in bescheidenen Verhältnissen Lebenden das Geld für die Reise zustellte, an die Universität Berlin, wo er sich am 23.06.1817 erneut für das Studium der Medizin immatrikulieren ließ und bis 20.04.1818 blieb. Der Wechsel aus dem katholischen Südwesten in den protestantischen Norden Deutschlands führte zum Konfessionswechsel. Bereits in Heidelberg hatte er aus der Enttäuschung des Elternhauses heraus nach neuen Bindungen freundschaftlich-menschlicher Art gesucht und sich Herrnhuter Ideen genähert. Beeinflusst wurde seine Abkehr von der ihm anerzogenen katholischen Religion 1815 durch die gefühlsbetonten Vorlesungen von ->Fries, die ihn nicht nur politisch begeisterten, sondern auch durch ihren protestantisch-pietistischen Unterton ansprachen. „Ich verdanke dem ->Fries unendlich viel und acht und lieb ihn am meisten von allen Menschen“ (November 1817). Die Übersiedlung nach Berlin, wo er in Schleiermacher und De Wette Vorbilder fand und die evangelische Religiosität mit Patriotismus vereint sah, vollendete den Prozess seines Umdenkens. Kurz vor seiner Abreise nach Eisenach, am 06.10.1817, vollzog er bei Schleiermacher den Übertritt zur evangelisch-lutherischen Konfession, worauf ihm der Vater die finanziellen Zuschüsse versagte. Der Konfessionswechsel war Ausdruck einer allgemeinen Krise des jungen Menschen, die sich im religiösen Gewand widerspiegelte. Das Zerwürfnis mit seiner Familie, private Sorgen (Gemütskrankheit der Mutter, die er sehr liebte) und die ungeklärten Berufsaussichten verstärkten lediglich die allgemeine Enttäuschung, die sich seiner auf Grund der unbefriedigenden politischen Situation und der nicht erfüllten patriotischen Hoffnungen 1816/17 bemächtigt hatte.

Einquartierung: Provinzial-[...] Gerlach (405) / Tobias Koch (435) / Sebastian Anhalt (485)
Präsenzliste: 209/56
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 21

In dieser Situation wurde ihm die Teilnahme am Wartburgfest und das hier gefundene Gemeinschaftserlebnis eine Kraftquelle, zugleich der Ausgangspunkt eines neuen optimistischen Aufschwungs: „Mein Leben“, schrieb er kurz nach der Rückkehr von Eisenach, „ist bisher in einer wunderbaren Stimmung gewesen, und fast war ich tot im Herzen für all unser hohes Treiben oder doch wenigstens nicht mehr mit so großer Herzensfreude am Werke, wäre ich nicht hingegangen an den Ort, wo die Wahrheit schon vor 300 Jahren ihr hohes Fest hielt, und hätte mich diesmal nicht gelabt und gestärkt an diesem Geist. ... So, wie sich jetzt deutsche Jugend in den Hunderten [auf der Wartburg] erkannt, glaub ich, daß bald durchgehen wird im Leben dieser Geist, daß bald in seinem Glanze er einzieht, wo ehrlich Blut ihn erwartet im heißen heftigen Kampf mit der Tücke, Lüge und Bosheit.“

Jungs Tätigkeit in Berlin war vor allem bedeutsam durch die Vermittlerrolle, die er zwischen der 1817/18 angelaufenen west- und südwestdeutschen Adressenbewegung an den Bundestag um Einführung von Verfassungen (vgl. ->Beck) und den Berliner bürgerlichen Kreisen um Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und Georg Andreas Reimer (1776-1842) spielte. Als Freund des Buchhändlers Reimer, in dessen Hause er ab November 1817, wie bald darauf auch ->Ludwig Rödiger, wohnte und materiell unterstützt wurde, fand er engen Anschluss an die bürgerlich-liberalen Kreise der preußischen Hauptstadt. Er vermittelte die persönliche Bekanntschaft von ->Mühlenfels mit Reimer und gab die ihm von Frankfurt a. M. zugesandte gedruckte Petition um Verfassungseinführung an Reimer, Jahn, Schleiermacher, Eichhorn(1) u. a. weiter. Wie ->Mühlenfels versuchte er die Adressenbewegung auch nach Mecklenburg auszubreiten und trat deshalb in Verbindung mit dem Rektor des Friedländer Gymnasiums, Heinrichs, einem Mitbegründer der Jenaer Burschenschaft. Regelmäßig nahm er an den wissenschaftlich-politischen Zusammenkünften im Hause Reimers teil („Donnerstagsgesellschaften“), wo er u. a. Gneisenau kennenlernte. Er zählte ferner zum studentisch-bürgerlichen Freundeskreis um ->Plehwe („Montagsgesellschaften“) und unterstützte die ersten Ansätze bürgerlicher Solidarität für politisch Verfolgte, indem er im Frühjahr 1819 z. B. 50 Taler für den von der nassauischen Regierung abgesetzten Kriminalrichter Wilhelm Snell, einen führenden Vertreter der Adressenbewegung und des „Hoffmannschen Bundes“, sammelte.

Auch in der studentischen Arbeit setzte er sich weiterhin aktiv ein, blieb in ständiger Verbindung mit seinen west- und mitteldeutschen Freunden, vor allem den Brüdern Follen und ->Fries. Auch zu ->Sand, den er bereits in der Heidelberger Zeit kennengelernt hatte, bestanden persönliche Beziehungen. ->Sand besuchte ihn im Herbst 1818 in Berlin und übergab ihm Follens Revolutionslied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ zur Weiterverbreitung. Offenbar erkannte Jung aber die Tragweite eines solchen Schrittes und unterließ diese Aktion. Er behielt aber die Exemplare und so konnten sie wenige Monate später bei ihm beschlagnahmt werden.

Obwohl Jung persönliche Beziehungen zu den Vertretern des republikanisch-radikalen Flügels besaß, ist er diesem doch nur in bedingtem Maße zuzurechnen. Die politische Erziehung durch ->Fries in Heidelberg und vor allem der Umgang im Hause Reimers scheint ihn zum Anhänger eines konstitutionellen Monarchismus gemacht zu haben. Hinzu kam, dass er durch sein bisheriges materiell armseliges und beruflich noch ungeklärtes Leben stark an Selbstvertrauen verloren hatte, so dass er von den Freunden als „bedenklich und ängstlich“ im Umgang mit Menschen bezeichnet wurde (Brief Calker an Jung, 21.12.1818), was einen krassen Gegensatz zu dem selbstbewussten Auftreten der „Schwarzen“ bildet. Ob und in welchem Maße er die republikanischen Gedanken seiner westdeutschen Freunde gutgeheißen hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen: auf jeden Fall vertrat er während seiner Berliner Zeit den Plan einer legalen Einführung von Konstitutionen durch Petitionen und lehnte jedes unmittelbare, auf gewaltsamen Umsturz zielende Eingreifen ab. Auf dieser Linie lag auch der von ihm in Berlin gegründete, über Ansätze nicht hinausgekommene, kleine wissenschaftlich-politische Zirkel (Teilnehmer u. a. ->Lieber und ->Lette), bei dem Parallelen zu den gleichzeitig in Jena und Heidelberg entstehenden „Engeren Vereinen“ deutlich erkennbar sind. Jung ging es hierbei nicht um eine unmittelbare politische Zielsetzung, sondern um die Erarbeitung ideologisch-weltanschaulicher Erkenntnisse. Hauptanliegen war die individuelle Ausbildung der „Gutgesinnten“ für die zukünftigen Aufgaben. Indem Jung die Forderung erhob, dass sich solche Zirkel überall in Deutschland zusammenfinden mögen, wobei Burschenschaftsvereinigungen auf den Universitäten die eine, Vereinigungen ehemaliger Burschenschafter bzw. sonstiger Intellektueller die andere Form solcher Zirkel sein sollten, sind darin gewisse Ansätze und Vorformen politischer Parteienbildung zu sehen: „Wenn im ganzen lieben Vaterland Gesellschaften bestehen werden, die in dem rein wissenschaftlichen [vor allem staatswissenschaftlichen] Zwecke sich kennen, so wird dadurch eine Einheit hervorgebracht, eine Geisteseinheit, die sich weithin überall die bestehende todte Form heben soll“, doch „müsse bloß Wissenschaft die Vereinigung unter den Gesellschaften abgeben und es muß durchaus abgesehen werden von dem jetzigen Stande des Lebens und blos für die Zukunft hingearbeitet werden.“ (an Reimer, o. D.).

An der Wende 1818/19 erhielt Jung endlich die ersten festen Berufsaufgaben, wurde Assistent an der Berliner Chirurgischen Klinik und Lehrer für Chemie an der unter dem Direktorat von Karl von Clausewitz (1780-1831) stehenden Berliner Kriegsschule. In dieser Situation traf ihn völlig überraschend die erste preußische Verhaftungswelle. Ohne dass ein fest umrissener, durch Handlungen belegter Verdacht vorlag, wurden wie bei ->Asverus, ->Rödiger und ->W. Wesselhöft am 07.07.1819 seine Papiere beschlagnahmt, wobei es ihm nicht mehr gelang, die Exemplare des von ->Sand erhaltenen Revolutionsliedes zu vernichten. Gemeinsam mit ->Rödiger wurde er am 08.07. verhaftet und in die Hausvogtei überführt. Trotz des warmen Eintretens von Reimer, der sich zur Entlastung des Freundes in einer Art spöttischem Trotze selbst denunzierte und beschuldigte, wurde das Verfahren gegen Jung eröffnet.

Das erste Votum des Untersuchungsbeamten (von Gerlach, 22.11 .1819) kam zu dem Ergebnis, dass die Eröffnung eines Kriminalverfahrens gegen Jung unzulässig sei: Der Verhaftete sei zwar „von verderblichen politischen Ansichten und Grundsätzen erfüllt“, so „daß er sich daher keineswegs zu einer Lehrstelle, am wenigsten bei der hiesigen Kriegsschule eignen dürfte“, doch „seien seine Ansichten zur Zeit nicht dergestalt in die That übergegangen ... um die Eröffnung einer Criminal-Untersuchung gegen ihn für begründet halten zu können“. Trotzdem wurde auf Druck des Polizeiministeriums der Kriminalprozess eröffnet, der sich in starkem Maße auf das Revolutionslied konzentrierte und auf einen reinen Gesinnungsprozess hinauslief. Die Erkenntnis der Immediatkommission kam dann jedoch einem Eingeständnis der Niederlage gleich: Zwar sei bei Jung „gesetzwidrige Absicht nicht ausgeschlossen“, doch lägen keinesfalls wirklicher Hochverrat (§ 92, Teil 2, Titel 20 des Allgemein. Preuß. Landrechts) sondern lediglich Handlungen (§ 151) vor, „die auf Erregung von Mißvergnügen gegen die Regierung angesehen werden können.“ Da kein Beweis erbracht werden konnte, dass „Schaden“ angerichtet wurde, sah man sich gezwungen, vorerst auf einen Urteilsspruch zu verzichten. Nach fast einjähriger Haft wurde Jung, dessen Gesundheit stark gelitten hatte, im August 1820 aus der Haft entlassen und aus Preußen ausgewiesen - ein Verfahren (Strafe ohne Urteil) -, auf dessen Fragwürdigkeit und Inkonsequenz selbst der den Komplex des Liedes „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ bearbeitende Referent Pfister in der Mainzer Untersuchungskommission hinzuweisen nicht umhin kam.

Jung kehrte zunächst nach Mannheim zurück. Nachdem das badische Ministerium in Karlsruhe, wahrscheinlich aus politischen Gründen, die Bestätigung einer Berufung als Extraordinarius für Chemie an die Universität Freiburg i. Br. abgelehnt hatte, emigrierte er nach Paris, wo er u. a. Schüler des Chirurgen Guillaume Dupuytren (1777-1835) wurde. In dieser Situation griff Alexander von Humboldt (1769-1859) ein, der vermutlich durch Reimer Jungs Schicksal kennengelernt hatte. „Er [Humboldt] wollte gut machen, was sein Gouvernement mir durch eine Reihe von Ungerechtigkeiten geschadet habe! Mit diesen Worten bot er mir, dem Verbannten, Verstoßenen, Verlassenen die Hand in Paris“ (Jung, Tagebuch, 06.05.1859). Jung bewarb sich von Paris aus Anfang Februar 1822 um Anstellung an der Basler Universität. Im SS 1822 war er probeweise als Privatdozent in Basel tätig, ab 24.06.1822 bis 1829 als Professor für Anatomie, Chirurgie und Entbindungskunst, seit 1827 auch als Spitalarzt. Das gab ihm die Möglichkeit, den Freund ->Wilhelm Wesselhöft nachzuziehen und ihm eine erste Berufsanstellung zu sichern. 1824 leistete er Mithilfe bei der Flucht von ->W. Wesselhöft und Karl Follen. Erst zwei Jahre später, am 08.10.1824, fällte das Oberlandesgericht in Breslau einen Urteilsspruch im Verfahren gegen Jung. Das Gericht sprach ihn vom Verdacht der Teilnahme an geheimen, staatsgefährlichen Verbrechen frei, rechnete jedoch trotzdem den dreizehnmonatigen Arrest als Strafe für die Verbreitung (!) des Liedes „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ an und legte ihm die Verfahrenskosten zur Last. Trotz mehrfacher Bitten um Übersendung des Urteils und Rückgabe der 1819 beschlagnahmten Papiere wurde schließlich erst zehn Jahre später, am 10.01.1834, das Urteil nach Basel gesandt, was Jung mit den sarkastischen Worten kommentierte: „Man hat mich 13 Monate in Berlins Stadt- und Hausvogtei auf die schmählichste Weise gefangen gehalten, hat mich kriminaliter auf türkisch gequält, hat mich 1820 laufen lassen, hat bis zum Jahre 1824 noch fort inquiriert, endlich mein Urteil gefällt und dasselbe schließlich 10 Jahre später mir mitgeteilt. Von allen meinen Papieren, Briefen ... habe ich nichts wieder erhalten. Es lagen 2 Briefe von den vielen meiner geisteskranken Mutter bei. Dies war alles! Hol Euch der Teufel mit Eurer Justiz. Heute schwöre ich es vor Gott, daß ich weder ein revolutionäres Lied noch sonst was verbreitet habe.“

Jung blieb politisch bürgerlicher Demokrat Schweizer Prägung. Unter dem Pseudonym Matthias Nusser veröffentlichte er 1827 das Lustspiel „Die Verdächtigen“, in dem er Demagogenschnüffelei in einer deutschen Kleinstadt verspottete. Bei dem Basler Bürgerkampf 1830/31 stand er auf Seiten der gemäßigten Liberalen und ironisierte den Volksaufstand der Landbevölkerung in seinem Drama „Die Revolution“ 1831 unter dem Pseudonym Demius.

Er hielt auch weiterhin Kontakt mit den alten Freunden und Bekannten in Deutschland (->Mühlenfels, Winter, Reimer), lebte sich jedoch in die kleinbürgerlichen Verhältnisse Basels ein und ging in seiner Berufsarbeit auf. Die Erinnerung an den Befreiungskrieg und die Berliner Zeit blieb lebendig. Die Jugendjahre waren für ihn der Höhepunkt seines Lebens. Im Alter beklagte er, dass ihm in der „verschneckernden“ Umwelt Basels die großen Ereignisse gefehlt hätten, um seinem Leben größeren Schwung und höhere gesellschaftspolitische Aufgaben zu geben. In der Tätigkeit als Freimaurer suchte er dafür einen gewissen Ersatz. 1838 war er Meister vom Stuhl der Basler Loge, 1850 Großmeister der Vereinigten Schweizerlogen (Alpina). Er erkannte kritisch, dass die Taten der Loge den Vorsätzen nicht entsprachen (Tagebuch, 14.01.1854).

Die Revolution in Deutschland 1848 wurde von ihm begrüßt; er scheint mit dem kleinbürgerlich-demokratischen Flügel und dem badischen Aufstand sympathisiert zu haben (Tagebuch, 02.07.1849).

Die Bedeutung seiner Berufstätigkeit lag weniger auf wissenschaftlich-theoretischem als auf organisatorisch-praktischem, später sozialfürsorgerischem Gebiet sowie der Lehrtätigkeit.

Sein oft gerühmtes Hauptverdienst im Rahmen der Geschichte der Universität Basel war der unmittelbar nach seiner Berufung durch ihn erfolgende Aufbau einer leistungsstarken Anatomischen Anstalt „und damit die Rettung der Basler medizinischen Fakultät vor ihrem Untergang“ (Kolb). Er galt als „ungemein tatkräftige, schaffensfrohe und organisatorisch begabte Persönlichkeit, vielseitig interessiert und von gewinnendem Charakter“ (Staehelin). Von 1830-1835 war er o. Prof. der Anatomie und der medizinischen Klinik, 1836-1850 o. Prof. der Anatomie, 1855-1864 o. Prof. der inneren Medizin und Direktor der medizinischen Klinik. Zeitweise hielt er auch Vorlesungen über spezielle Pathologie, Therapie sowie Geschichte der Medizin. 1824, 1826, 1829 und 1833 war er Dekan der Medizinischen Fakultät, 1828 Rektor der Universität Basel.

Anmerkungen:

(1) Johann Albrecht Friedrich Eichhorn (1779-1856), der bekannte spätere konservative preußische Kultusminister (1840), 1811 Syndikus der Berliner Universität, 1813 Organisator der Berliner Landwehr und Kriegsfreiwilliger, Mitarbeiter der Zentralverwaltung Steins in Frankfurt a. M., 1815 Legationsrat im Außenministerium Berlin, 1817 Mitglied des Preußischen Staatsrats und hier Vertreter der Reformer.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 56; EQ Bl. 75: Junk (irrtümlich); SfB S. 9, Nr. 21; ML (Nr. 110); WL Nr. 77; Kath. KG Mannheim, TR Obere Pfarrei Jg. 1794, S. 84; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Berlin, Matrikel, Nr. 402/7; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1710; ebd. Abt. 233, Nr. 1677; ebd. Abt. 233, Nr. 1710; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 9, Bl. 46; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 11, Bl. 59-60, 61-62 usw.; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 19, §§ 19-22 usw.; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Bd. 1, Bl. 215 ff., 249-250 usw.; Bd. II, Bl. 160-161; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. J, Nr. 2, Bde. I u. II (Spezialakte 1819-1820); ebd. Rep. 77, Tit. XXI adhib. 2, Litt. J, Bde. I u. II (Spezialakte 1820-1825); ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. II, Bl. 241-242; LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 77; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790», Bd. 41, §§ 112-134; Jung, Tagebücher [ab 1849], bes. S. 200-205 (Jugenderinnerungen); Bonjour, Universität Basel, S. 375-379 u. ö.; Bringezu-Paschen, Fohr und Freundeskreis (Jugendbild); Callisen, Medizinisches Schriftstellerlexikon, Bd. X, S. 68-69, Bd. XXIX, S. 192; Harzmann, Burschenschaftliche Dichtung, S. 29, 434; Haupt, Vergessener Dichter Burschenschaft; Haupt, Follen, S. 20, 76, 93 f., 123, 127; Hirsch/Gurlt, Lexikon Ärzte, Bd. III, S. 427; His, Basler Gelehrte, S. 69-76; His, Erinnerung Jung (mit Schriftenverzeichnis, Altersbild); His, Geschichte anatomischer Unterricht Basel, S. 19-26, 32, 35; Hohnhorst, Übersicht Untersuchung Sand, II, S. 110-116; Jensen, Zeichnungen Heidelberger Freundeskreis (Jugendbild); Jensen, Fohr, S. 43, 119, passim; Kolb, Anatomischer Unterricht Basel, S. 104-115; Lenz, Geschichte Universität Berlin, II, 1, S. 52, Anm. 1; Leo, Jugendzeit, S. 173-174; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 217; Bd. II, S. 175, 177-178, 188 ff.; Bd. III, S. 44 ff., 59, 70, 351, 387, 400; Bd. VI, S. 209, 223; Bd. XIII, S. 181-182; Reimer, Reimer, S. 25-26, 46-56; Roller, Reimer und sein Kreis; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 48, 92, 126-127 u. ö.; Staehelin, Professoren Universität Basel, S. 122/123 (Bild); Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, 38-40, 43, 50, 80-86, 88, 89-90; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 96, 129, 193; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg.; Schröder, Burschenturner, Reg.; Burckhardt, Medizinische Fakultät Basel, S. 273-285, 460 u. ö.; Staehelin, Geschichte Universität Basel, S. 58, 62f., 64-67, 109-111, 118, 127, 140 f., 143, 178, 187, 190 u. passim (Reg.); Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, S. 56, 61, 68; Fittbogen, Briefe Unbedingte, S. 364, 366, 367, 377, 378; Brand, Demagogenverfolgungen Schweiz, S. 191; Jung, Nachlaß in Basel.

K

? in ?;
* ? in Dresden, Kgr. Sachsen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Kaestner war laut Eintragung im Gästebuch der Wartburg am 18. Oktober 1817 auf der Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 210
Wartburg-Stammbuch: Bl. 17r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung o. D. (zwischen 25. und 28.10.1817): „J. H. P. Kaestner aus Dresdner Umgebung am 18. Okt. auf der Wartburg.“

stud. theol. Heidelberg;
* 16.12.1797 in Darmstadt, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 01.11.1825 in Nauplia, Griechenland;
ev.-luth.;
Vater: K., Jacob Wilhelm (Bäckermeister zu Darmstadt);
Mutter: K. geb. Müller, Dorothea Elisabeth (?-1802);
Verheiratet mit: ?;

Kahl wurde am 01.05.1815 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert und trat dem „Germanenbund“ bei. 1817 wechselte er an die Univ. Heidelberg, immatrikuliert am 30.04.1817. Hier wurde er Mitglied der „Teutonia“ und versuchte, diese im Sinne der republikanischen Ideen der Gießener „Schwarzen“ umzugestalten.

Als Vertreter Heidelbergs war er 1817 auf der Wartburg Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Postwagenmeister Zetschke (626)
Präsenzliste: 211/11
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Während der Studienzeit wurde er zum bürgerlichen Demokraten. Wie seine beiden Brüder (Johann Wilhelm [1795-1851], 1814/15 Kriegsfreiwilliger, dann Bäcker und Johann Friedrich Franz [1801-1855], später Kommis bei dem Buchhändler Winter in Heidelberg) gehörte er mit ->Sartorius, dem Leutnant Schulz (vgl. ->Emmerling) u. a. zum oppositionellen „Darmstädter Freundeskreis“ und setzte sich aktiv für die „Adressenbewegung“, speziell für die Erkämpfung einer Verfassung für das Ghzt. Hessen ein.

Nach Abschluss der Studienzeit (cand. theol.) wurde er Lehramtskandidat. Gleichzeitig bemühte er sich sehr aktiv um den Aufbau eines revolutionären, von Karl Follen aus der Schweiz gelenkten, sog. „Männerbundes“.

Nach Ausbruch des griechischen Befreiungskampfes gegen die Türken (1821) wurde er Philhellene, wahrscheinlich Angehöriger der „Deutschen Legion“. Infolge eines „Nervenfiebers“, das er sich vermutlich vor Missolunghi zugezogen hatte, starb er 1825 in Nauplia.

Der Studiengefährte Alexander Pagenstecher (1799-1869, 1816-1819 stud. med. in Heidelberg) charakterisierte ihn in einem Nachruf als „Musterbild eines Gießener Schwarzen“ und stellte ihn auf eine Stufe mit Karl Follen: „Sie waren Patrioten wie Leonidas, Brutus und Cato, aber ihr heimischer Boden war kein Sparta und kein Rom. Sie sind hinübergegangen in eine andere Welt.“

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 11; EQ Bl. 67; WL Nr. 150; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev. KG Darmstadt, TR Zivilgemeinde, Jg. 1797, S. 256; UA Gießen, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 45, Nr. 21; S. 49, Nr. 29; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 39a, §§ 49, 53; Barth/Kehrig-Korn, Philhellenenzeit, S.149; Dietz, Burschenschaft Heidelberg, S.22; Haupt, Folien, S.11,37,103f.,151; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S.17,21, 37 Anm. 21; Leo, Jugendzeit, S.203,212; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S.30; Pagenstecher, Student in Heidelberg, S.55, 86 ff.; Quellen u. Darstellungen, Bd. III, S. 265, 267, 269; Simon, Erinnerungen, 33 f., 38, 41 f., 50; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 63, 197.

(stud. jur. Leipzig);
* 20.09.1795 in Schleusingen, Kfstm. Sachsen
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Christoph Friedrich August (Stadt- und Landphysikus);
Mutter: K. geb. Schubert, Christiana Louise Charlotte (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Kallenbach wurde am 20.05.1814 als stud. jur. an der Univ. Leipzig immatrikuliert und erhielt hier am 28.09.1816 das Testimonium mori. Später immatrikulierte er an der Univ. Göttingen, offensichtlich, um ein Medizinstudium aufzunehmen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 212/327
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Mit der Arbeit „De novissima gastro-enteritidis medela“ promovierte er in Göttingen am 04.06.1836 zum Dr. med. Danach war er als Arzt in Schleusingen tätig.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 327; Ev. KG Schleusingen, TR Jg. 1766 u. 1795; UA Leipzig, Matrikel; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 622.

? in ?;
* 1795 in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Kameke war seit 1813 Offizier im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment und befand sich mit seiner Einheit auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17.-20.10.1817 in und bei Eisenach (vgl. ->W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 213
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: Lieutn. v. Kameke; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie-Regiment, Beilage (S. 22, 26, 45 [?], 67 [?].

stud. theol. Erlangen;
* 05.04.1796 in Hof, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen; 
+ 24.11.1833 in Schnabelwaid, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: K., Johann Friedrich (1751-?, Schuhmachermeister);
Mutter: K. geb. Schwab, Catharina Maria (1755-?);
Verheiratet mit: ?;

Kandler war wie sein Freund ->Sand Schüler des Gymnasiums in Hof (1807 ff.). Am 15.11.1816 als stud. theol. an der Univ. Erlangen immatrikuliert, wurde er einer der eifrigsten „Teutonen“, Anhänger des Turnwesens und „Gegner der jetzigen flachen Ansichten und bodenlosen Vernunftreligion“ (Platen).

Einquartierung: Meister Sebastian Rinks Witwe (160)
Präsenzliste: 214/134
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 9

Mit ->Weißgerber und ->Zwanziger gehörte er 1819 zum Vorstand der Erlanger „Arminia“. Als Sprecher der „Arminia“ lud er zum ersten illegalen Burschentag ein (Streitberg 1819).

1824 wurde er Progymnasiallehrer in Hof und setzte sich hier vor allem für die Förderung des Turnwesens ein. Auf Grund seiner Freundschaft mit ->Sand und wegen Verdachts der Teilnahme am Jünglingsbund wurde auf Antrag der Zentralen Untersuchungskommission 1825 in München gegen ihn die Untersuchung eröffnet. Sie endete am 11.05.1825 mit einem Freispruch (vgl. auch ->Cloeter, ->Gründler und ->Zwanziger).

Später wurde Kandler Pfarrer in Schnabelwaid. Seine Frau war die Schwester ->Sands. Ohne Verständnis für neu sich entwickelnde bürgerliche Verhältnisse erstrebte er christlich verbrämte Lebensformen kleinbürgerlicher Genügsamkeit: „Der Geist des Friedens und der echten Familienliebe, Zucht, Arbeitsamkeit, Mäßigkeit, Ordnung, Genügsamkeit und wie die christlichen Tugenden alle heißen mögen, die den Altar des häuslichen Lebens umkränzen sollen, sind aus den meisten Familien entwichen, und dafür ist der Geist eines weltlichen Treibens, Verschwendung und Müßiggang, Eitelkeit und Prachtliebe, Genußsucht und Zerstreuungswut an die Stelle getreten“ (Selbstbekenntnis).

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 134; EQ Bl. 69; SfB S. 6, Nr. 9; ML (Nr. 118): Krandler (irrtümlich); WL Nr. 210; Ev.-luth. KG Hof, KB; Ev.-luth. KG Schnabelwaid, SR Jg. 1833, Nr. 18; Weißmann, Matrikel Gymnasium Hof, S. 60; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 20, Nr. 307 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther Teil II, S. 6, Nr. 26; ebd. S. 29 Nr. 189 (fehlerhaft); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 129; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 20, § 19; ebd. Bde. 39 f und 39 g; Kolde, Universität Erlangen, S. 178, 243, 563; Platen, Tagebuch, S. 209 (01.04.1820); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 302, 308-311.

stud. theol. Jena;
* 08.02.1796 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 05.02.1878 in Mühlhausen, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: K., Johann George; Weiß- und Sämischgerbermeister;
Mutter: K. geb. Schreiber, Anna Martha;
Verheiratet mit: ?;

Karmeroth besuchte das Gymnasium in Mühlhausen und legte 1816 das Abitur ab. Am 16.05.1816 wurde er als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Kaufmann Bohr (132)
Präsenzliste: 215/268
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später war K. Archidiakonus in Mühlhausen. 1871 wurde er emeritiert und starb am 05.02.1878 in Mühlhausen.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 268: Karmrodt; EQ Bl. 68; WL Nr. 39; Ev. KG Mühlhausen, TR St. Blasius, Jg. 1796: Karmeroth; UB Jena, Matrikel: Karmrodt; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816): Karmrodt; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 251; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 5, 13, 19, 20, 35.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Portepee-Fähnrich im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17. bis 20.10.1817 in und bei Eisenach befand. (Vgl. ->W. v. Arnim).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 216
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie-Regiment, Beilage (S. 26).

(stud. theol. Berlin;)
* 17.02.1793 in Zehdenick bei Templin, Kgr. Preußen;
+ 19.02.1865 in Züllichau, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: K., Joachim Christian (1758-1815, 1786-1795 Diakon in Zehdenick, 1796-1815 Pfarrer in Menz bei Lindow-Gransee);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: Dorothea Lieber, Schwester von Gustav Lieber (20.10.1819);

Karsten besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin und studierte anschließend an der Univ. Berlin Theologie, immatrikuliert vom 13.02.1812 bis 14.03.1815. Er stand z. Zt. des Wartburgfestes bereits im Schuldienst, wahrscheinlich als Lehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Als Anhänger Jahns und wahrscheinlich Mitwisser, vielleicht Mitinitiator der Vorbereitung der Verbrennungsszene auf dem Wartenberge, reiste er mit ->Höpker und ->Könen nach Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 217/284
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Bereits am 08.11.1817 wurde er nach seiner Rückkehr in Berlin durch den Oberregierungsrat im Polizeiministerium, von Kamptz, über das Fest verhört und verteidigte die in Eisenach ausgesprochenen politischen und gesellschaftlichen Ideen. Aufgefordert, eine Begriffsbestimmung des in der Studentenschaft als Schimpfwort gebrauchten Ausdrucks „Schmalzgesellen“(1) zu geben, machte Karsten folgende als „klassische“ Erklärung zu bezeichnende Aussage: „Schmalzgesellen sind feige und feile Gemüther, die jederzeit dessen Lied singen, dessen täglich Brod sie essen. Sie behaupten: Die Fürsten herrschen nur aus angebornen Rechten und haben gegen das Volk keine Pflichten, sondern nur Rechte über dasselbe. Es sei auch nie ein Fürst des Volkes wegen da, sondern das Volk durch den Fürsten. Darum widersetzen sie sich allen Verfassungen und weissagen von bevorstehenden Mord und Todtschlag“.

Am 09.07.1819 zum Geistlichen ordiniert, wurde er anschließend Archidiakon in Züllichau. Hier blieb er bis zu seinem Lebensende. 1838 zum Oberpfarrer und Superintendent ernannt, wurde er 1864 emeritiert.

Anmerkungen:

(1) Theodor Anton Heinrich Schmalz (1760-1831), Jurist, Prof. d. Rechte in Rinteln 1787, in Königsberg 1789, Halle 1803. Ab 1809 im Oberappellationssenat des Kammergerichts Berlin, ab 1810 Prof. d. Rechte Berlin und erster (ernannter) Rektor der Universität. Er eröffnete 1815 durch seine vor allem den „Tugenbund“ diffamierende Schrift „Berichtigung einer Stelle in der venturinischen Chronik für das Jahr 1808“ (Berlin 1815) den ideologischen Angriff der preußischen Reaktion auf die deutschen Patrioten und erhielt vom König eine hohe Ordensauszeichnung verliehen (vgl. Wentzcke, Geschichte Burschenschaft, S. 196/97). Sein Name wurde seitdem zum Symbol der Reaktion (vgl. auch ->Plehwe), die Schrift in effigie auf dem Wartenberge verbrannt. In einem auf dem Wartburgfest gesungenen Liede hieß es u. a.:

„Zuletzt nun rufet Pereat
den schuftgen Schmalzgesellen
und dreimal Pere-Pereat:
So fahren sie zur Höllen!“

Der Begriff „Schmalzgesellen“ ist von Schleiermacher erstmals geprägt worden.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 284; Fischer, Pfarrerbuch Mark Brandenburg, S. 113, 173, 311, 395; UA Berlin, Matrikel Nr. 228/2; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Vol. I, Bl. 9-15; Bremer Zeitung Nr. 336 vom 02.12.1817; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, 43; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 191, 199, 205.

? in ?;
* ? in Waltershausen, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Katzleb befand sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach und auf der Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 218
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 17. oder 18.10.1817: aus Waltershausen.

stud. jur. Jena;
* 07.07.1796 in Stedten bei Erfurt [Ortsteil Erfurt-Bischleben], Kfstm. Mainz; 
+ 17.08.1877 in Mayen bei Koblenz, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: K., Dorotheus Ludwig Christoph Graf von (1757-1827, Preuß. Kammerherr und 1796 Gesandter bei den Staaten der Vereinigten Niederlande, 1814 Gesandter Kassels in Wien, Preuß. Geschäftsträger für die ernestinischen Staaten in Erfurt usw., Rittergutsbesitzer)
Mutter: v. Keller geb. Reichsgräfin von Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Amalie Luise;
Verheiratet mit: Auguste Reich;

Keller besuchte wie sein späterer Freund ->Scheidler das Gymnasium zu Gotha und meldete sich wie dieser als Kriegsfreiwilliger. 1813 schloss er sich dem durchmarschierenden russischen Grodnowschen Husaren-Regiment an, wurde nach der Schlacht bei Bar sur Aube (27.02.1814) als Siebzehnjähriger zum Offizier befördert und als Adjudant bei seinem Oheim, dem russischen General-Feldmarschall Fürst Sayn-Wittgenstein, dem Bruder seiner Mutter, erhielt er das Georgskreuz.

Wie für viele studentische Kriegsteilnehmer wurden auch für den jungen „Aristokraten von reinstem Wasser“, der „mit einer stolzen Protektormiene auf die Massen niedersah“ (Netto), die Ideen und das Erlebnis der Befreiungskriege für das weitere Leben richtungweisend, führten ihn zu gewissen liberalen Gedankengängen und bestimmten seine Tätigkeit während der Studienzeit. Gern zitierte er als Burschenschaftsstudent Schillers Wort „Männerstolz vor Königsthronen“ (so im Stammbuch Wilpert, 26.03.1817).

Vom 20.10.1814 bis 05.05.1815 ließ er sich an der Berliner Universität als stud. jur. immatrikulieren. Anschließend wechselte er an die Univ. Jena. Hier ließ er sich am Beginn des SS 1815, z. Zt. der Gründung der Jenaer Burschenschaft, in die Matrikel eintragen. Nach einem Zwischenaufenthalt an der Univ. Göttingen, immatrikuliert am 23.10.1815, kehrte er Ostern 1816 an die Jenaer Universität zurück und trat der Burschenschaft bei, zu deren einflussreichsten Mitgliedern er sehr rasch zählen sollte. Allerdings musste Keller zuerst gezwungen werden, seine aristokratischen Vorurteile abzulegen und die Gleichheit aller Studenten innerhalb der Studentenverbindung anzuerkennen. Wie seine Standesgenossen ->v. Henning und ->v. Pfaffenrath gehörte er 1816/17 zu den gegen die Reformbestrebungen der Burschenschaft opponierenden Studenten, deren Widerstand durch das konsequente Auftreten des Vorstandes gebrochen wurde (vgl. Text bei ->v. Henning, ->Riemann usw.). 1817 wurde Keller Mitglied des Ausschusses und trat als Fahnenträger beim Zug zur Wartburg am 18.10.1817 besonders hervor.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 219/277
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 3

1818 gehörte er zum Vorstand und vertrat die Jenaer Studentenverbindung gemeinsam mit ->Riemann auf dem ersten gesamtdeutschen Burschentag (Frühjahr 1818), und war schließlich „Sprecher“ der Jenaer Burschenschaft. In dieser Zeit setzte er sich für die Gründung und den Aufbau einer Leipziger Burschenschaft ein und arbeitete an einer neuen demokratischen Verfassung der Jenaer Burschenschaft mit (vgl. ->Siewerssen).

Kellers Vater besaß als Standesherr und preußischer Geschäftsträger für Weimar am großherzoglichen Hofe Einfluss. Die führende Rolle seines Sohnes in Jena trug wesentlich dazu bei, die Burschenschaft am Weimarer Hofe „salonfähig“ zu machen und hier vorhandene skeptische oder feindliche Meinungen zu beschwichtigen. Am 07.03.1818 war Keller Anführer eines Fackelzuges zu Ehren des Großherzogs Karl August; gemeinsam mit ->Binzer nahm er als Vertreter der Burschenschaft an den Festlichkeiten anlässlich der Taufe des Erbgroßherzogs Karl Alexander teil (05.07.1818).

So bedeutsam einerseits die führende Rolle adliger Studenten in der Burschenschaft als Abschirmung gegen staatliches Misstrauen war, muss andererseits jedoch betont werden, dass die Aktivität solcher aristokratischer Herrensöhne wie Graf Keller wesentlich dazu beitrug, dass sich konsequent republikanische Gedanken der Gießener „Schwarzen“ in Jena nicht durchzusetzen vermochten und nur einen sehr kleinen Teil der Studenten erfassten.

Nach Abschluss des Studiums übernahm Keller die Verwaltung der gräflichen Besitzungen im Eichsfeld und zu Stedten. Charakteristisch für seine ideologische Haltung unmittelbar nach der Studienzeit ist ein Bericht des Erfurter Landrats Türk vom 18.04.1824, in dem es heißt, dass sich der junge Graf „durch eine sehr auffallende, ganz schwarze altdeutsche Kleidung und einen fast bis auf den Gürtel herabgehenden Bart auf eine seltsame Weise auszeichnet.“ Beachtung verdient auch die Heirat Kellers mit einer Bürgerlichen, dem Kammermädchen Auguste Reich, die er gegen den Willen seiner Eltern zu seiner Frau machte. Diese Heirat führte zum Familienzwist. Er musste das Elternhaus (Stedten) verlassen und wohnte seit 1823 auf Gut Möbisburg bei Erfurt.

Ob Keller am „Jünglingsbund“ bzw. „Männerbund“ Anteil genommen hat, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, doch spricht die auch nach der Studienzeit beibehaltene enge Freundschaft mit ->Robert Wesselhöft stark für eine Mitwisserschaft. 1824 wurden durch das Preußische Polizeiministerium erste geheime Informationen über Keller eingezogen, doch sind diese Untersuchungen dann nicht weitergeführt worden, da die Informationen zu spärlich blieben. Es war dies vor allem ein Verdienst von ->Robert Wesselhöft, der am 21.07.1824 in Köpenick speziell über Keller verhört wurde und hierbei den Freund in jeder Weise zu decken versuchte, indem er aussagte, dass sich der ihm angeblich kaum bekannte ehemalige Studiengefährte „um politische Dinge gar nicht gekümmert“ habe.

Keller hat auch im späteren Leben an den durch die Befreiungskriege und die burschenschaftliche Erziehung gewonnenen Ideen festgehalten und vor allem die Einheit aller Deutschen betont, ohne allerdings eine Beseitigung der deutschen Kleinstaaten zu fordern. Er blieb Deutschtümler, Franzosengegner und konstitutioneller Monarchist. Als Standesherr lag ihm eine grundsätzliche Opposition gegen die Fürsten fern. Er glaubte stattdessen, durch Appelle an die „Vernunft“ der Fürsten mit diesen gemeinsam gegen freiheitsunterdrückende Bundestagsbeschlüsse auftreten zu können. Er forderte eine militärisch starke deutsche Machtstellung, einen deutschen Zollverband, Bundesgericht, Pressefreiheit, einheitliche Burschenschaft auf allen Universitäten und kulturelle Einheit Deutschlands. Seine liberal-konstitutionelle Haltung führte verschiedentlich zu Konflikten mit staatlichen Stellen. So wurde sein unter dem Einfluss der französischen Julirevolution entstandener, fast gleichzeitig mit Siebenpfeiffers Aufruf zum Hambacher Fest geschriebener Aufsatz „Verständigung, nicht Umsturz thut dem Vaterlande Noth, Ein Wort zur Beherzigung für Fürsten, Beamte und Volk“ trotz seiner antirevolutionären Zielstellung von der Magdeburger Zensurbehörde gestrichen.

So beachtsam die liberal-konstitutionelle Haltung Kellers ist, sind andererseits seine durch soziale Herkunft, urburschenschaftliche Erziehung und gesellschaftliche Stellung bedingten Schranken eindeutig. Demokratischen Bestrebungen stand er mit Unverständnis und Feindschaft gegenüber. Selbständige Aktionen der Volksmassen lehnte er ab. Sein Aufsatz von 1832 wandte sich gegen „die Freiheitsprediger am Rhein“ und forderte unter Berufung auf den Geist von 1813/15 staatliche Reformen, um dadurch einer deutschen Revolution zuvorzukommen und „frei von Leidenschaftlichkeiten besonnen den rechten Mittelweg zu gehen“: „Eine Freiheit, die nur durch Revolution und Mord, durch gewaltsamen Umsturz alles Bestehenden, oder etwa durch französischen Beistand ins Leben gerufen werden könnte, wäre eine unreife Geburt, deren gebrechliches Fortbestehen vielen Zweifeln unterworfen wäre ... Ein wahrhaft christliches Volk wollen wir nur auf rechtem, gottwohlgefälligen Wege einer vernünftig gesetzlichen Freiheit uns schaffen.“

Die als Gegenschlag gegen das Hambacher Fest erlassenen scharfen Bundestagsbeschlüsse vom Juni/Juli 1832 mit ihrer verstärkten Knebelung der Presse- und Lehrfreiheit sahen Keller dann wieder als Protestierenden. In einem Aufruf an seinen gothaischen Landesherrn (August 1832) forderte er die Einführung einer Verfassung, allerdings erneut mit dem Ziel, Aktionen der Volksmassen abzubiegen oder ihnen vorzubeugen: denn Revolutionen seien Gott missfällig.

1852 nahm er eine Berufung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen als Landrat des Kreises Mayen bei Koblenz an, wo er bis zu seinem Lebensende verblieb, worin wohl eine Hinwendung zur Bejahung der Lösung der Nationalen Frage im kleindeutschen Sinne unter preußischer Hegemonie gesehen werden darf.

Anmerkungen:

Nicht in der Matrikel der Univ. Halle nachweisbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 277; SfB S. 3, Nr. 3: aus Halle [!]; ML (Nr. 111); Kieser, Wartburgfest, S. 23; Ev. KG Erfurt-Bischleben, GR Stedten, Jg. 1796; UA Berlin, Matrikel Nr. 139/5; UB Jena, Matrikel, Bd. IX, Bl. 75 (Autographon); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 281; UB Jena, Stammbuch Gustav Wilpert, Bl. 7 u. 88 (26.03.1817, Sptr. 1818); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. K, Nr. 34 (Spezialakte 1824); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 208-215; Oberländer, Schrift des Wartburgfähnrichs; Kundgebungen des Grafen Keller; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 43, 289 (Porträts); Geschichte Universität Jena, Bd. I, S. 338, 347; Bd. II, Register; Keil, Geschichte jenaisches Studentenleben, S. 366; Oberländer, Gedächtnis Wartburgfähnrich; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg., bes. S. 125; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 80, 91, 93 ff., 104, 195; Bd. XIII, S. 114- 131; Bd. XVII, S. 218 f.

stud. theol. (pauper) Göttingen;
* 27.12.1796 in Dillenburg, Gft. Nassau-Diez;
+ 1870 in Sulzbach (Nassau), Rgbz. Wiesbaden, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: K., Johann Ludwig Adolph (1758-1825, 1796 zweiter Prediger zu Dillenburg, später ebd. Kirchenrat);
Mutter: K. geb. Forell, Johannette Ernestine;
Verheiratet mit: ?;

Keller begann sein Studium der Theologie an der Hohen Schule zu Herborn (Nassau). Am 03.05.1815 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Gießen und im Frühjahr 1817 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 21.04.1817.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 220/319
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er wurde später Kirchenrat in Sulzbach und erwarb sich vor allem als Heimatgeschichtsschreiber für Nassau bleibendes Andenken.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 319; Ev. KG Dillenburg, TR Jg. 1796; Heiler, Matrikel Herborn, Nr. 538 u. 542; UA Gießen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Schlosser, Festschrift Union Nassau, S. 109.

Prof. Dr. med.
* 24.08.1779 in Harburg, Kfstm. Braunschweig Lüneburg;
+ 11.10.1862 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: K., Christoph Ludwig (1742-1831, Pastor);
Mutter: K. geb. Warmers, Sophia Friedrika (1745-1817);
Verheiratet mit: K. geb. Reil, Amalie Reil (1798-1872, Tochter des Medizin-Professors Reil in Halle, Heirat 1821);

Er absolvierte zunächst das Gymnasium in Lüneburg und studierte dann ab 1801 Medizin in Würzburg und Göttingen. In Göttingen promovierte er auch am 14.04.1804.
Ab 1804 war er praktischer Arzt in Winsen an der Luhe, ab 1806 in Northeim. Im Jahr 1812 folgte er einem Ruf als a. o. Professor an die Universität Jena. Ab 1813 war er zugleich als Brunnenarzt in Berka/Ilm tätig. An den Befreiungskriegen 1814/15 nahm Kieser als Freiwilliger teil. Er erhielt den Rang eines Oberstabsarztes der Preußischen Armee und wurde zum Leiter der Militärlazarette in Lüttich. Nach seiner Rückkehr nach Jena unterstützte er die Burschenschaft und nahm 1817 auch am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 221
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In Jena wurde Kieser 1818 o. Honorarprofessor und 1824 o. Professor der Medizin. In Jena eröffnete Kieser auch einen Turnplatz. Mehrfach übernahm Kieser für jeweils ein Semester das Amt des Rektors der Jenaer Universität und zwar in den Sommersemestern 1837, 1845, 1848, sowie in den Wintersemestern 1827 und 1831.
Neben seiner Tätigkeit an der Universität Jena gründete Kieser 1831 eine private chirurgische ophthalmiatrische Klinik, die er bis 1847 auch leitete. Von 1847-1858 war er Direktor der Irren-, Heil- und Pflegeanstalt in Jena. Nebenbei leitete er in Jena das Sophronisterium, eine Privat-Klinik für Geisteskranke.
Am Tag seines 50-jährigen Doktorjubiläums, dem 14.04.1854, verlieh ihm die Universität Jena in Würdigung seiner Verdienste den Titel eines Ehrendoktors (Dr. phil. h. c.).
Seit 1816 war Kieser Mitglied der Leopoldina, ab 1847 „Director Ephemeridium“. In dieser Funktion gab er die wissenschaftliche Zeitschrift der Leopoldina heraus. Ab 1858 wurde er als Nachfolger von Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck auf Lebenszeit zum Präsidenten der Leopoldina gewählt. Sein Gesellschaftsname war Scheuchzer I.
In späteren Jahren engagierte sich Kieser auch politisch. Zwischen 1831 und 1848 gehörte er als Vertreter der Universität dem Landtag von Sachsen-Weimar an, ab 1844 als dessen Vizepräsident. Als Landtagsmitglied setzte er sich für das Schul- und Pfarrwesen ein und erreichte u. a. die Erhöhung des Fonds für die Jenaer Universität. 

Aus seiner Ehe gingen drei Töchter hervor.
Dietrich Georg Kieser verstarb am 11.10.1862 in Jena. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem dortigen Johannisfriedhof. Noch im Jahr seines Todes war er in den persönlichen Adelsstand erhoben worden.

Qu. u. Lit.:

Frau Rita Seifert sei für die Recherche und Erstellung dieses Beitrags herzlichst gedankt!
 

stud. theol. Jena;
* 14.04.1794 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 08.09.1872 in Tüngeda, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: K., Johann Christian (1760-1834, Perückenmacher);
Mutter: K. geb. Heße, Johanna Dorothea Friedericke (1767-?);
Verheiratet mit: (2) Caroline Auguste geb. Beltz (1838);

Klaproth wurde am 24.04.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 222/343
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ab 1833 war er Pfarrer in Tüngeda.

1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 343; Ev. KG Gotha, KB Jg. 1767 und 1794; Ev.-luth. KG Tüngeda, SR 1872, S. 8, Nr. 12; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best .BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 149; Keil, Wartburgfeste, S. 190; Simon, Wartburgfest 1867, Anh. S. 1.

stud. jur. Jena;
* 13.06.1797 in Ichtershausen bei Arnstadt, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Carl August Friedrich (1763-?, 1797 Hzgl. Hofadvokat der Amtsvogtei Ichtershausen);
Mutter: K. geb. Grosch, Johanne Caroline Christiane (1765-?);
Verheiratet mit: ?;

Knauer wurde wie sein jüngerer Bruder, ->Karl Horatio K., am 05.05.1817 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Dill (173)
Präsenzliste: 223/135
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 135; EQ Bl. 69; WL Nr. 207; Ev. KG Ichtershausen, TR Jg. 1797, S. 201; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (04.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 489.

stud. jur. Jena;
* 11.02.1799 in Ichtershausen bei Arnstadt, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Carl August Friedrich (1763-?, 1799 Hzgl. Hofadvokat der Amtsvogtei Ichtershausen);
Mutter: K. geb. Grosch, Johanne Caroline Christiane (1765-?);
Verheiratet mit: ?;

Knauer wurde wie sein älterer Bruder, ->Herrmann Gustav K., am 05.05.1817 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Dill (173)
Präsenzliste: 224/137
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818/19 war er Mitglied des Ausschusses.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 137; EQ Bl. 69; WL Nr. 206; Ev. KG Ichtershausen, TR Jg. 1799; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (04.05.1817); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 485; Quellen u. Darstellungen Bd. I, S. 95-96.

stud. jur. Heidelberg;
* get. 14.04.1794 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 23.09.1852 in Eisenach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: K., Heinrich Christian (1738-?, Kauf- und Handelsmann in Eisenach);
Mutter: K. geb. Rudloff, Anna Dorothea (1756-?);
Verheiratet mit: ?;

Knoll begann sein Studium als stud. jur. an der Landesuniversität Jena, immatrikuliert am 25.10.1814. Im Frühjahr 1817 wechselte er an die Univ. Heidelberg. Hier immatrikulierte er am 07.05.1817 und erhielt am 25.06.1818 das consilium abeundi.

In Jena ist er als Burschenschafter nicht nachweisbar.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 225/73
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 7

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 73; SfB S. 1, Nr. 7; ML (Nr. 112); Auskünfte nach den KB durch E. Matthes, Stadtarchiv Eisenach; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Jena, Best. A, Nr. 277, Bd. IV; GLA Karlsruhe, Abt. 205, Nr. 1045; Vgl. auch Bemerkungen bei ->G.W. Franke.

stud. jur. Gießen;
* 11.06.1780 in Friedberg, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ wahrscheinlich 1868 in Darmstadt, Ghzt. Hessen;
ev.;
Vater: K., Georg Philipp (1814 Regierungsrat);
Mutter: K. geb. Rundel, Katharina;
Verheiratet mit: ?;

Knorr ist wahrscheinlich der Bruder von Ludwig Franz Gottlieb K. Knorr wurde am 11.05.1814 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert und war Angehöriger der Landsmannschaft „Hassia“. Als Vertreter der Gießener Landsmannschaften nahm er auch am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Meister Hebig (734)
Präsenzliste: 226/166
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 3

Kurz nach dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 09.11.1817. Im Herbst 1818 ging er an die Univ. Gießen zurück, immatrikuliert am 11.09.1818. Wie ->Boehmer erhielt er jedoch im Januar 1819 hier die Relegation.

Anmerkungen:

In KB Friedberg zwischen 1780 und 1815 nur ein Christian Ludwig K. nachweisbar, geb.11.06.1780. In der Matrikel Gießen erscheinen jedoch ein Christian Ludwig K. und ein Ludwig Franz Gottlieb K. mit gleichen Geburtsangaben: * 11.06.1780, Vater Regierungsrat. Im SfB haben sich beide unmittelbar hintereinander (L. Knorr, C. Knorr) als stud. jur. aus Friedberg eingetragen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 166; EQ Bl. 68; SfB S. 5, Nr. 3; ML (Nr. 114); WL Nr. 18; Ev. KG Friedberg, GR Jg. 1780, S. 7; UA Gießen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Jena, Best. A, Nr. 277, Bd. 1; Haupt, Follen, S. 38; Quellen u. Darstellungen, Bd. III, S. 222.

stud. jur. Göttingen;
* 11.06.1780 in Friedberg, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Georg Philipp; 1814 Regierungsrat;
Mutter: K. geb. Rundel, Katharina;
Verheiratet mit: ?;

Knorr ist wahrscheinlich der Bruder von Christian Ludwig K. Knorr wurde am 11.05.1814 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Gießener Landsmannschaften teil, obwohl er im Frühjahr 1817 an die Univ. Göttingen gewechselt hatte, immatrikuliert am 25.04.1817.

Einquartierung: Philipp Ebhardt (5)
Präsenzliste: 227/70
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 2

Im Herbst 1818 ging Knorr an die Univ. Gießen zurück, immatrikuliert am 11.09.1818.

Anmerkungen:

In KB Friedberg zwischen 1780 und 1815 nur ein Christian Ludwig K. nachweisbar, geb. 11.06.1780. In der Matrikel Gießen erscheinen jedoch ein Christian Ludwig K. und ein Ludwig Franz Gottlieb K. mit gleichen Geburtsangaben: * 11.06.1780, Vater Regierungsrat. Im SfB haben sich beide unmittelbar hintereinander (L. Knorr, C. Knorr) als stud. jur. aus Friedberg eingetragen.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 70; EQ Bl. 75; SfB S. 5, Nr. 2; ML (Nr. 79); WL Nr. 113; UA Gießen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Haupt, Follen, S. 38.

stud. theol. Kiel;
* 02.06.1799 in Kiel, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: K., Thomas (Kaufmann in Kiel);
Mutter: K. geb. Gunthermann, Johanna Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Knuth wurde am 24.04.1817 als stud. theol. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert und wurde Mitglied der Kieler Burschenschaft.

Einquartierung: Kaufmann Gottfried Schmidt (111)
Präsenzliste: 228/184
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er legte kein theologisches Examen ab. 1821/22 ist er an der Univ. Kiel als stud. phil. nachweisbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 184; EQ Bl. 76; WL Nr. 274; Ev.-luth. KG Kiel, GR Jg. 1799, Nr. 121; ebd. TrR Flemhude Jg. 1795, Nr. 3; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 78, 88; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 64, Nr. 211 A; Lübker-Schröder, Lex. d. Schlesw. Holst. Lauenb. und Eutiner Schriftsteller, Bd. 1, 1829, Nr. 270.

stud. theol. Jena;
* 17.01.1798 in Tüngeda, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in Tonna bei Altenburg, Hzt. Sachsen-Altenburg;
ev.-luth.;
Vater: K., Johannes (?-1833, Dr. theol., Pfarrer in Tüngeda);
Mutter: K. geb. Elz, Martha-Sophia Christina;
Verheiratet mit: ?;

Koellner wurde am 13.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und war 1818 Kandidat des Ausschusses.

Einquartierung: Frau Andrä (225)
Präsenzliste: 229/80
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 14

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 80; EQ Bl. 69 u. 75; SfB S. 14, Nr. 14; ML (Nr. 115); WL Nr. 112 u. 240; Ev.-luth. KG Tüngeda, TR Jg. 1798, S. 63, Nr. 4; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 252.

Referendar in Berlin;
* 13.05.1796 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Koene (1792 Koehnen), Johann Friedrich (1766-?, 1792 Kriegs- u. Domänenrat bei der Kgl. Kurmärkischen Kriegs- u. Domänenkammer, 1796 Kriegs- u. Domänen- wie auch Schulrat in Berlin, 1812 Präsident ebd.);
Mutter: K. geb. Müller, Johanna Ernestine Wilhelmine (ca 1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Könen studierte vom 13.10.1812 bis 22.08.1816 als stud. jur. an der Univ. Berlin. 1817 stand er bereits im Staatsdienst und nahm als Referendar am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 230/282
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unmittelbar nach seiner Rückkehr von Eisenach, am 08.11.1817, wurde er gemeinsam mit seinen Freunden und Gesinnungsgenossen ->Höpker, ->Karsten und->Zober durch den Oberregierungsrat im Polizeiministerium, v. Kamptz, verhört (vgl. den Text bei ->Höpker u. ->Karsten).

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 282: v Könen aus Berlin; Ev.-luth. KG Berlin, TR Neue Kirche, Jg. 1796, Nr. 40; Jg. 1766 S. 610; TrR Jg. 1792 S. 149; UA Berlin, Matrikel, Nr. 109/3; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Vol . I Bl. 9-15; Bremer Zeitung Nr. 336 v. 02.12.1817; Lenz, Geschichte Univ. Berlin, II, 1, S. 37; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 199, 205; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, 43.

stud. theol. Jena;
* 29.07.1793 in Mossocz, Komitat Thurocz, Kgr. Ungarn, Habsburgermonarchie;
+ 24.01.1852 in Wien, Kst. Österreich;
ev.-luth.;
Vater: K., Mathäus (Stadtrichter und Gemeindenotar in Mossocz);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Kollar, der später berühmte „Begründer der neutschechischen Dichtung, Pfleger der slowakischen Folkloristik, und vor allem der literarische Programmatiker der kulturellen Zusammenarbeit aller slawischen Völker und des gemeinslawischen Gedankens überhaupt“ (Feyl), ist der bekannteste der ungarländischen Teilnehmer am Wartburgfest. Neben Safarik und Benedikti war er der bedeutendste slowakische Jena-Student dieser Jahre (vgl. Ferencik). Er kam vom Pressburger Lyzeum, dem geistigen Zentrum der slowakischen Aufklärung und des anhebenden bürgerlich-slowakischen Emanzipationskampfes, in gewissem Sinne bereits ideologisch beeinflusst nach Jena. Wenn auch die Jenaer Studienzeit, deren große Bedeutung für den eigenen Bildungsweg Kollar später in seinen „Pamäti z mladsich rokov zivota“ ausführlich schilderte, sein slowakisches und slawisches Bewusstsein keinesfalls erweckte, sondern lediglich vertiefte, so war das Jena-Erlebnis für ihn andererseits doch in vieler Beziehung stärker und bildungskräftiger als bei Safarik.

Der aus dem Kleinbürgertum stammende Vertreter der Intelligenz des noch in gesellschaftlich unentwickelten, agrarischen Verhältnissen lebenden und von den magyarischen und deutschen Feudalherren national und sozial unterdrückten slowakischen Volkes musste von den in Jena gelehrten Freiheits- und Einheitsideen in besonderem Maße angesprochen werden. Es war vor allem die nationale Frage, deren Bedeutung ihm an der deutschen Universität verständlich wurde, so dass er als Fazit seines Studienaufenthaltes bekennen konnte, in Jena „vom Baume der Nationalität die bittere und dem Geiste Schmerz bereitende Frucht gekostet“ zu haben, die ihm zur Erkenntnis des traurigen Standes“ und der“großen Not“ seiner eigenen Nation verhalf.

Während Safarik bereits im Frühjahr 1817 Jena verließ und seine Studienzeit noch in die für Jena politisch verhältnismäßig ruhigen Jahre 1815/16 gefallen war, begann Kollars Studium mit dem Erlebnis des Wartburgfestes und wurde von den leidenschaftlichen politischen Kämpfen der Jahre 1817-1819 für und gegen den Jenaer Patriotismus in starkem Maße beeinflusst.

Kollar wurde am 09.10.1817, in den Tagen der Vorbereitung und des Aufbruchs zum Wartburgfest, an der Univ. Jena immatrikuliert und schloss sich sofort dem Zug nach Eisenach an. Der junge Theologiestudent wollte - das war der Ausgangspunkt des Entschlusses zur Teilnahme am Fest - vor allem die Feier des 300-jährigen Reformationsjubiläums auf der historischen Lutherburg miterleben: „Daß bei einer solchen seltenen Gelegenheit auch ich auf jeden Fall anwesend sein mußte, lag schon im Wesen meiner Natur.“ Wie für viele der deutschen Festteilnehmer verschoben sich dann unter dem überwältigenden Eindruck des Gemeinschaftserlebnisses auch bei Kollar die Akzente. Neben und über das religiös-historische trat das politisch-patriotische Erlebnis des Festes. Als aufmerksamer, empfänglicher Beobachter sah Kollar hier zum ersten Male vaterländische Begeisterung und patriotisches Wollen in Aktion, erlebte Religiosität, die sich mit Stolz auf die Taten der Vergangenheit paarte. Die Verbrennungsszene auf dem Wartenberg, die sich auch gegen die habsburgische Reaktion richtete, lehnte er nicht ab. Besonderen Eindruck machten auf ihn die Ausführungen ->Okens, so dass er sie in seiner Anfang 1818 veröffentlichten Schilderung des Festes stark hervorhob und z. T. wörtlich zitierte. In ->Okens Rede wirkte auf ihn besonders der Aufruf zur Überwindung des Stammes- und Länderpartikularismus sowie die Ablehnung der Überbetonung der einzelnen Dialekte („Provinzial-Sprachen“). Das waren Gedanken, die für Kollar bereits am Ende seines Studiums, auf die Verhältnisse der Slawen umgesetzt, zentrale Fragen seiner eigenen kulturpolitischen Ideen werden konnten.

Einquartierung: Meister Daniel Trunck (861)
Präsenzliste: 231/236
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von den Lehrern waren wie für die deutschen Burschenschaftsstudenten die Jenaer Professoren Luden, ->Oken, vor allem ->Fries, schließlich noch der gemäßigt rationalistische Theologieprofessor Gabler (vgl. ->Gabler) die herausragenden Erzieher. Er trat deren Ideen jedoch nicht unselbständig gegenüber, sondern ließ sie als kritisch aufgenommene und auf slawische Verhältnisse umgedachte Anregungen auf sich wirken.

Zum Erlebnis des nationalen Jena kam Kollars enge Berührung mit dem Geist der deutschen bürgerlichen Klassik im nahe gelegenen Weimar. Herders Philosophie und dessen warme Würdigung der Kulturleistungen der Slawen übten - wie schon seit rund 30 Jahren auf die ungarländischen Jena-Studenten - auch auf Kollar ihre weitreichenden Wirkungen aus. Mit Goethe kam es zu einer persönlichen Bekanntschaft und Ludwig Wieland nahm Kollars Beiträge über Ungarn in seine Zeitschriften auf.

Das romantisch-elegische Aufspüren der historischen Erinnerungen und Zeugnisse der Slawen in Thüringen und das Liebesverhältnis zu der Pfarrerstochter Friederike Schmidt (1795-1871) aus Lobeda bei Jena, die 1834 Kollars Frau wurde, umschlossen Kollars drittes Grunderlebnis der Jenaer Zeit.

Als er 1819 Jena verließ, konnte er als bleibendes Ergebnis die Konzeption seiner späteren Arbeit „Über die literarische Wechselseitigkeit zwischen den verschiedenen Stämmen und Mundarten der slawischen Nation“ (Pest 1837) mitnehmen. Vor allem aber war sein epochemachendes, die zukünftigen bürgerlichen slawischen Befreiungskämpfe ideologisch vorbereitendes Hauptwerk „Slawy dcera“ (1. Aufl. 1821) konzipiert und der berühmte „Vorgesang“ abgeschlossen worden.

Von 1819 bis 1849 lebte Kollar als Geistlicher in Pest (Ungarn). Er entfaltete hier, als Sprecher der slawischen Kirchengemeinde häufig im Abwehrkampf gegen deutsche und magyarische Übergriffe, seine bekannte, weit ausstrahlende kulturpolitische Tätigkeit, die Ausdruck des erwachenden bürgerlichen Selbstbewusstseins der slawischen Völker innerhalb der Donaumonarchie war und sich gegen die von den herrschenden Klassen deutsch-magyarisch orientierte Kulturpolitik richtete.

Ähnlich wie bei vielen der ehemaligen deutschen Jenaer Studiengefährten versagten die rein literarisch und stark religiös gebundenen Kulturbestrebungen Kollars jedoch in den seit den dreißiger Jahren sich auch in der Habsburger Monarchie verschärfenden Klassenkämpfen. Den neuen, nicht nur nach kultureller, sondern auch nach politischer Selbständigkeit strebenden bürgerlichen Kreisen, in denen die Frage der Einzelnationalität immer stärker in den Vordergrund trat (L‘. Stur), konnten Kollars und seiner Freunde Ideen zwar noch als ideologische Ausgangspunkte, sie selbst aber nicht mehr als Bundesgenossen dienen.

1848/49 lehnte Kollar - hierin vielen der ehemaligen deutschen Burschenschaftsstudenten vergleichbar - die republikanisch-demokratischen Forderungen ab. Er wandte sich u. a. gegen den ungarischen Befreiungskampf unter Kossuth. 1849 wurde Kollar als Professor der slawischen Archäologie an die Universität Wien berufen und anerkannte die neue konterrevolutionäre Regierung.

Kollar kam, urteilt Murko, „in seinen Ideen über die Jenaer Studienjahre nicht hinaus, wohl aber ging er zurück ... Er predigt Liebe zur Nation und zur Sprache, aber Treue und Gehorsam den Regenten, sie mögen auch von einer anderen Nation sein Er endet wie die meisten Romantiker: im Geiste der Reaktion.“

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 236; EQ Bl. 72, WL Nr. 254; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817); Revesz, 1., A jenai egyetemben tanult magyarok s erdelyiek nevsora, 1550-1850, in: Magyar törtenelmi tar. Pest 1861, S. 236; Koll-ar, J., Vuklad cili primetky a vysvetlivky ku Slavy dcere, Prag 1862 (= Spisy Jana Koll-ara, dil druhy); Kollar, Pamäti z mladsich rokov zivota, Neuausgabe von L. Bakos, Bratislava 1950; Durcansky, F., Die Slowakei und der Panslawismus, in: Die Slowakei als mitteleuropäisches Problem in Geschichte und Gegenwart ... München 1965, S. 119 ff.; Dvorak, K., Kollaruv neznamy casopisecky prispevek, in: Studie o jazyce a literatue narodniho obrozeni, Spornik Vysoke skoly pedagogicke v Prace, Jazyk-literatura I, 1959, S. 137 ff.; Feyl, Leben Kollars; Feyl, Südosteuropäische Beziehungen Universität Jena; Feyl, Ungarländer in Geistesgeschichte Universität Jena; Feyl, Unbekannte Briefe und Dokumente Kollars; Feyl, Geschichte slawische Verbindungen und internationale Kontakte der Univ. Jena, S. 48-58; Jakubec, Kollar v Jene; Lokys, Drei erste Fassungen von Kollars „Slavy Dcera“; Murko, Deutsche Einflüsse auf Anfänge der böhmischen Romantik; Ormis, Bibliografia Jana Kollara; Peukert, Die Slawen der Donaumonarchie und die Universität Jena; Wurzbach, Lexikon Österreich, Teil 12, 1864, S. 325-333; Rosenbaum, Kollar bol pritom; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, Einleitung S. 88 f., Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 94 f.; Varossova, Slovenske obrodenecke myslenie.

cand. theol. (Leipzig);
* 20.06.1789 in Aachen, FrRSt. Aachen;
+ 18.04.1857 in Zweifall (Eifel), Rheinprovinz, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: K., Johann Carl Theodor (1755-1794);
Mutter: K. geb. Spener, Helene Elisabeth Christiane Theodora;
Verheiratet mit: ?;

Kopstadt studierte an der Univ. Leipzig, wo er vom 08.04.1815 bis 05.07.1817 als stud. theol. immatrikuliert war. Am Wartburgfest nahm er als cand. theol. teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 232/335
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

K. gehörte der schöngeistig-interessierten Aachener Tuchfabrikanten-Familie Clermont an, zu der u. a. auch Helene Elisabeth Jacobi geb. Clermont gehörte. Sie war das Vorbild für die Dorothea in Goethes Hermann und Dorothea.

Vermutlich auf Wunsch der Familie, die verwandtschaftliche Beziehungen mit Mitteldeutschland (Halberstadt) verbanden, studierte K. in Leipzig.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 335: „...aus Aachen-Leipzig.“; Ev. KG Aachen, KB Aachen-Burtscheid-Vaals; UA Leipzig, Matrikel; PA Zweifall (Eifel), Nekrolog vom 18.04.1857 (handschriftlich); Liese, Das klassische Aachen 1/11 Aachen 1936/39, Bd. 1, S. 68 f.

stud. theol. Jena;
* ? in Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Korb wurde am 28.04.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft und gehörte 1818 dem Ausschuss an.

Einquartierung: Meister Rothschuh (494)
Präsenzliste: 233
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 15

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67; SfB S. 10, Nr. 15; WL Nr. 149; UB Jena Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 442: Mecklenburg; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 62 (Jena, 09.09.1817).

stud. theol. Jena;
* 13.03.1797 in Niederwiera; Herrschaft Schönburg, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in Eckolstädt, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg (vor 1826) / Hzt. Sachsen-Meiningen (nach 1826), vmtl. Verweis auf Zugehörigkeit zum Landkreis Saalfeld, welcher erst ab 1869 bestand, dementsprechend Todesdatum nach 1826 und Hzt. Sachsen-Meiningen wahrscheinlich;
ev.-luth.;
Vater: K., Christian Traugott (1797 Hochgräfl. Schönburgischer Amtsschoster und Eigentümer des Mehlgutes Niederwiera);
Mutter: K. geb. Ehrlichte, Sophia Maria;
Verheiratet mit: ?;

Korn wurde am 13.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Sebastian Rinks Witwe (160) / Kaufmann Deubner (198)
Präsenzliste: 234/120
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 5

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 120; EQ Bl. 40 u. 69; SfB S. 7, Nr. 5; ML (Nr. 117); WL Nr. 205; Ev.-luth. KG Niederwiera, TR, Jg. 1797; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 254.

stud. theol. Jena;
* 04.08.1796 in Arnstadt, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
+ 1844 in Gillersdorf, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
ev.-luth.;
Vater: K., Georg Heinrich (1762-1836, 1796 Bäckergeselle, später Handarbeiter, gest. als Pfründner des Hospitals St.Georgii zu Arnstadt);
Mutter: K. geb. Schimpf, Johanne Dorothee Marie (1774-1840);
Verheiratet mit: ?;

Kranz gehörte einer mit zahlreichen Nachkommen gesegneten Familie an, die überwiegend die Berufe von Bäckern und Gerbern ausübte. Zwischen 1651 und ca. 1900 war er der einzige aus dieser Familie, der ein Studium aufnehmen konnte.

Er war Schüler des Lyzeums zu Arnstadt, das er 1817 absolvierte (vgl. auch ->Döbling und ->Hartmann).

Am 04.05.1817 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 235/245
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ab 1830 war er Pfarrer zu Gillersdorf und Friedersdorf.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 245; Ev.-luth. KG Arnstadt, GR Jg. 1796 Nr. 77, Seelenregister II d, S. 11; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 560: Kraus (irrtümlich!); Kroschel, Beiträge Geschichte Arnstädter Schulwesen, S. 14; Auskünfte Kirchenbuchführer F. W. Lappe, Arnstadt.

stud. jur. Göttingen;
* ? in Stettin (Szczecin), Pommern, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: ? (1815 Maurer, 1817 Baumeister in Stettin);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Krause war vom 23.10.1815 bis 15.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Berlin immatrikuliert. Er war hier wahrscheinlich ein führender Vertreter der Landsmannschaften.

Im Frühjahr 1817 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 26.04.1817.

Einquartierung: Frau Hofadvokatin Bruchleb (625)
Präsenzliste: 236/24
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 7

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 24; EQ Bl. 67; SfB S. 2, Nr. 7; ML (Nr. 119); WL Nr. 151; UA Berlin, Matrikel, Nr. 65/6; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Litt. B, Nr. 5, Bl. 12.

wahrscheinlich Gymnasiast Lüneburg;
* ? in Lüneburg, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Georg Ludolph (1819 Prätor zu Lüneburg);
Mutter: K. geb. Albers, Anna Greya Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Kraut ist der Bruder von Wilhelm Theodor K.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 237
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 5

Er wurde am 29.04.1820 an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Anmerkungen:

An der Univ. Heidelberg immatrikuliert am 12.10.1819 ein Albert Kraut, 28 Jahre, aus Lüneburg (Vater. Obersyndikus in Lüneburg), ev.-luth., jur., ex ac. Göttingen, der wohl nicht identisch ist mit dem Wartburgfestteilnehmer.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 4, Nr. 5: Aug. Chr. Kraut, jur. (!) Lüneburg; ML (Nr. 120); Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

wahrscheinlich Gymnasiast Lüneburg;
* 15.03.1800 in Lüneburg, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: K., Georg Ludolph (1819 Prätor zu Lüneburg);
Mutter: K. geb. Albers, Anna Greya Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Kraut ist der Bruder von August Christian K.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 238
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 4

Er wurde am 21.03.1819 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert, wechselte im Frühjahr 1820 an die Univ. Berlin, immatrikuliert vom 15.04.1820 bis 26.09.1821. Er beendete seine Studien an der Landesuniversität Göttingen, immatrikuliert am 31.10.1821.

Am 29.05.1830 promovierte er in Göttingen zum Dr. jur. (De codicibus Luneburgensibus quibus libri juris Germanici medio aevo scripti continentur. Commentatio).

Qu. u. Lit.:

SfB S. 4, Nr. 4: jur (!), Lüneburg; ML (Nr. 121); Ev. KG Lüneburg, TR St. Nikolai, Jg. 1800, S. 261, Nr. 11; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel Nr. 241/10; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 1, S. 699.

stud. theol. Jena;
* 20.04.1798 in Salzungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 24.12.1865 in Maßbach, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: K., Johann Heinrich (Archidiakon Salzungen);
Mutter: K. geb. Herrmann, Carolina Johanne Friedericke;
Verheiratet mit: ?;

Kretzer wurde am 29.10.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 239/288
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 288; EQ Bl. 68; SfB S.7; ML (Nr. 123): Kritzler (irrtümlich!); WL Nr. 17; Ev. KG Salzungen, GR Jg. 1798; TrR Jg. 1787; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 298.

stud. jur. Jena;
* 29.08.1790 in Zehlendorf bei Oranienburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ? (?-vor 1818, Domänenpächter in Zehlendorf);
Mutter: K. geb. Hastaedt, Maria Regina;
Verheiratet mit: ?;

Krüger wurde am 17.10.1811 (27.10.?) als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. 1813 trat er als Kriegsfreiwilliger dem Lützowschen Korps bei.

Einquartierung: Kaufmann Friedrich Eichel (14)
Präsenzliste: 240/57
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 15

Am 16.05.1818 immatrikulierte er an der Univ. Heidelberg. Hier erhielt er das consilium abeundi. Er setzte sein Studium an der Univ. Bonn fort, immatr. vom 30.04.1819 bis 13.05.1820. Er wurde Mitglied der Bonner Burschenschaft „Allgemeinheit“ und war u. a. mit Heinrich Heine befreundet, der ebenfalls der Bonner Burschenschaft angehörte.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 57; EQ Bl. 75; SfB S. 11, Nr. 15; ML (Nr. 124); WL Nr. 78; Ev.-luth. KG Zehlendorf, KB; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/ Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Bonn, Matrikel; Pflüger, Mitgliederverzeichnis Bonner Burschenschaft, S. 14; GLA Karlsruhe, Abt. 205, Nr. 1054; Dürre, Aufzeichnungen, S. 190; Auskünfte Dr. Hans Krabusch (UA Heidelberg), Paul Schmidt (UA Bonn).

stud. jur. Göttingen;
* 21.02.1798 in Ludwigslust, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: K., Heinrich Friedrich (1798 Oberförster, 1814 Forstrat);
Mutter: K. geb. Kruse, Sophia Christiana Friderica;
Verheiratet mit: ?;

Krüger wurde am 24.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114) / Ökonom Orthey (677)
Präsenzliste: 241/156
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818 wechselte er an die Univ. Heidelberg, immatrikuliert am 05.11.1818. Er beendete seine Studien an der Landesuniversität Rostock. Hier immatrikulierte er am 08.11.1819, am gleichen Tage wie ->Hartwig, ->Hellwig, ->Schnapauff und ->Zickermann.

Anmerkungen:

In EQ Bl. 68 u. 72 zweimal „Krüger-Göttingen“ einmal „Kruger-Göttingen“. Eintragung Kruger jedoch mit keinem der beiden Krüger identisch, da Kruger u. ein Krüger unter gleicher Quartiereintragung laufen (Eisenach Haus-Nr. 114). In Göttingen außerdem kein Kruger in dieser Zeit immatrikuliert.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 156; EQ Bl. 68 oder 72; WL Nr. 16 oder 43; Ev.-luth. KG Ludwigslust, TR Jg. 1798 [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/ Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. med. (pharm) Göttingen;
* 25.01.1790 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 18.11.1849 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: K., Heinrich Ernst Christian (1790 Herzogl. Sachs. Coburger Rats- u. Steuerkommissar in Römhild);
Mutter: K. geb. Müller, Magdalene;
Verheiratet mit: ?;

Krüger besuchte das Gymnasium in Römhild und erhielt durch den Rektor des Gymnasiums, Berger, auch privaten Unterricht. 1808 ging er nach Gotha, um dort pharmazeutische Vorlesungen zu hören. Am 20.09.1815 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Göttingen. Er war Landsmannschafter, nahm als Vertreter Göttingens am Wartburgfest teil und gehörte dem Festausschuss an.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114) / Ökonom Orthey (677)
Präsenzliste: 242/247
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 1

Ende 1817 promovierte er an der Univ. Göttingen zum Dr. med. 1818 war K. mit Heinrich von Gagern befreundet.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 247; EQ Bl. 68 o. 72; SfB S. 11, Nr. 1; ML (Nr. 125); WL Nr. 16 o. 43; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Römhild, GR Jg. 1790; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung 05.03.1818); UA Göttingen, Med.Promotionen Jg. 1817, Nr. 9 (curriculum vitae).

(stud. theol. Jena), Schüler Gymnasium Bernburg;
* 07.05.1798 in Mörs am Rhein, Département de la Roer, Ksr. Frankreich;
+ 14.01.1886 in Bonn, Kgr. Preußen;
ev.-ref.
Vater: K., Friedrich Adolph (1767-1845, 1790-1793 Konrektor in Hamm/Westf., 1793-1800 Rektor des Gymnasiums in Mörs, 1800-1807 Prof. in Duisburg, 1807-1812 Landprediger in Kettwitz/Westf., 1812-1824 Generalsuperintendent und Oberhofprediger in Bernburg, 1824-1845 Pfarrer in Bremen);
Mutter: K. geb. Moeller, Eleonore (1763-1844);
Verheiratet mit: ?;

Krummacher war der jüngere Bruder von Friedrich Wilhelm K. Er besuchte die Schule in Duisburg und anschließend bis Johannis 1817 das Gymnasium in Bernburg. Kurz nach dem Wartburgfest, am 26.10.1817, immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei.

Er war mit ->Karl Ludwig Sand befreundet. Mit ihm und seinem Bruder Friedrich Wilhelm wanderte er zum Wartburgfest nach Eisenach. Wie ->Sand und sein Bruder war er Deutschtümler und Turner. Bereits als Student war er um ein besonders gefühlsbetontes Christentum bemüht. In viel stärkerem Maße als sein Bruder sah er das Wartburgfest als ein religiöses Fest. Das Abendmahl in der Eisenacher Stadtkirche erschien ihm im Gegensatz zu seinem Bruder, der daran nicht teilnahm, als der Höhepunkt des Festes. Wie stark er das Wartburgfest als Erinnerungsfeier an Luther auffasste, zeigte sich in seinem Bericht an den Vater, in dem er versäumte, diesem mitzuteilen, dass das Fest auch der Erinnerung an den Sieg von Leipzig gegolten hatte.

Einquartierung: Hofschlosser Albrecht (119)
Präsenzliste: 243/218
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 13

1818 gehörte K. zum Ausschuss der Jenaer Burschenschaft. In dieser Zeit war er mit Heinrich von Gagern befreundet, der 1818-1819 in Jena Jura studierte. Im SS 1819, immatrikuliert am 27.05.1819, wechselte er an die Univ. Tübingen, wo er der Burschenschaft „Germania“ angehörte. Hier beendete er seine Studienzeit.

Nach den Studienjahren entwickelte er ein starkes Geltungsbedürfnis, gepaart mit Sendungsbewusstsein. Ursprünglich wollte er Hochschullehrer, später Missionar werden. Schließlich begann er nach seiner Ordination in Basel 1821 seine geistliche Laufbahn als Pastor substitutus in Coswig bei Wittenberg. Hier fiel der junge Mann durch seine ständigen moralisierenden Ermahnungen zur Buße und seine eifernden Predigten über „die Wiedergeburt und das alleinige Heil in Christo dem Gekreuzigten“ sehr bald unangenehm auf.

Seit 1823 war er - wie sein Bruder - im Rheinland bzw. im Wuppertal tätig: 1823 Baerl a. Rh., 1825 Langenberg b. Elberfeld, 1841 Duisburg. Hier gehörte er zu den lautstärksten, aggressivsten Vertretern der neuen reaktionären Orthodoxie und Erweckungsbewegung. Jahrelang zählte er zu den Mitarbeitern der „Evangelischen Kirchenzeitung“, wobei er, abgesehen von Einzelfragen (z. B. der Rechtfertigungslehre), grundsätzlich mit der reaktionären Ideologie des „trefflichen Hengstenberg“ (Ernst Wilhelm H., 1802-?) übereinstimmte.

Auch politisch wurde er - wie sein Bruder - ein Vertreter der Reaktion und ein Apologet Preußens, besonders der Politik Friedrich Wilhelms IV., zu dem er, durch den Bruder vermittelt, im Revolutionsjahr 1848 persönliche Beziehungen aufnahm. Bereits 1846 predigte er beispielsweise öffentlich gegen das „Communistengesindel“ in Wesel (Lebenserinnerungen, S. 113). Das Jahr 1848 war ihm ein Jahr voller „Revolutionsschwindel“ (ebd., S. 178).

Seit 1876 lebte K. in Bonn im Ruhestand. Er war der Schwager des durch seine „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ bekanntgewordenen Wilhelm von Kügelgen (1802-1867), zu dessen Familie seit der Bernburger Zeit enge freundschaftliche Bindungen bestanden.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 218; EQ Bl. 70; SfB S. 2, Nr. 13; ML (Nr. 126); WL Nr. 44 (?); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Verzeichnis Studierende Tübingen SS 1819, S. 3; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 498 (falsche Angaben, beziehen sich auf den Bruder); Burschenschafterlisten, Bd. 1, S. 67, Nr. 273; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena, März 1819); Engels, Briefe aus Wuppertal, S. 424; Krummacher, Zeit des Wartburgfestes (Angaben ungenau); Krummacher, Lebenserinnerungen; Kügelgen, Jugenderinnerungen, S. 291-292, 294; Kügelgen, Lebenserinnerungen, S. XX u. 8; Krummacher, Niederrheinische Erweckungsbewegung, S. 36, Anm. 4, S. 37, 241, 245 u. ö.; Möller, F. A. Krummacher, Bd. 1, S. 180-181, 183-184, 193, 195, 198, 201, 204, 208, 224, 233, 248, 264; Bd. II, S. 24, 57, 84, 99, 101, 132, 141; Quellen- und Darstellungen, Bd. XII, S. 435; Bd. XVII, S. 60, 69; RGG (2. Aufl.), Bd. 3, Sp. 1329; Schnabel, Deutsche Geschichte, Bd. 4, S. 452-456; Stier, Leben und Wirken, Bd. 1, S. 189; Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, S. 23, 50, 73.

stud. theol. Jena;
* 28.01.1796 in Mörs a. Rhein, Département de la Roer, Ksr. Frankreich;
+ 12.12.1868 in Berlin, Kgr. Preußen;
ev.-ref.;
Vater: K., Friedrich Adolph (1767-1845, 1790-1793 Konrektor in Hamm/Westf., 1793-1800 Rektor des Gymnasiums in Mörs, 1800-1807 Prof. in Duisburg, 1807-1812 Landprediger in Kettwitz/Westf., 1812-1824 Generalsuperintendent und Oberhofprediger in Bernburg, 1824-1845 Pfarrer in Bremen);
Mutter: K. geb. Moeller, Eleonore (1763-1844);
Verheiratet mit: ?;

Krummacher war der älteste Sohn des bekannten antirationalistischen Theologen Friedrich Adolph K., dessen weitverbreitete „Parabeln“ (1805) Ausdruck der naiv-kindlichen Frömmigkeit weiter Kreise des deutschen evangelischen Kleinbürgertums waren. Wie sein jüngerer Bruder Emil Wilhelm verlebte er einen großen Teil der Kindheit im kleinbürgerlich-bäuerlichen Idyll des Pfarrdorfes Kettwitz a. d. Ruhr. Der hier gegebene Umgang mit den „niederen Ständen, in deren Familien wir einheimisch wurden ... flößte uns“, wie er schreibt, „nicht nur für alle Folgezeit eine innige Liebe zu dem sog. ‚niederen Volk‘ ein, sondern begründete in uns auch die bleibende Überzeugung, daß Verständigkeit, gesundes Urteil, Gemütstiefe und Sinn für das Ideale mit nichten nur Monopole der vornehmen und gebildeten Klassen seien.“

Als sechzehnjähriger Bernburger Gymnasiast wollte er sich bei Ausbruch des Befreiungskampfes als Kriegsfreiwilliger melden, wurde jedoch auf Grund seiner Jugend abgelehnt: Dem phantasiebegabten Schüler blieb als Ersatz nur das Schlachtgetümmel homerischer Helden des Schulunterrichts und der singende und deklamierende Siegestaumal von 1813 in der Schulaula.

K. begann sein Theologiestudium am 01.05.1815 an der nahegelegenen Univ. Halle, wechselte dann - wahrscheinlich auf Veranlassung des Vaters, der den an der Hallenser Theologischen Fakultät vorherrschenden Rationalismus ablehnte - an die Univ. Jena, wo er am 14.04.1817 immatrikuliert wurde. Er trat der Burschenschaft bei, war 1817-1818 Mitglied des Ausschusses und gehörte zu den begeistertsten Turnern.

Einquartierung: Hofschlosser Albrecht (119)
Präsenzliste: 244/215
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 4

Wie bei vielen der jüngeren Studenten dieser Jahre, die den Befreiungskrieg nicht mehr unmittelbar erlebt hatten, äußerte sich sein Patriotismus in politischer Richtungslosigkeit, in Betonung individuell-sittlicher Erziehung und im Hervorkehren von Äußerlichkeiten und Deutschtümelei.

Nach Abschluss der Jenaer Studienzeit 1818 trat er, so schildert ihn anschaulich sein Jugendfreund Wilhelm von Kügelgen „lang, hager, blaß, das tiefliegende Auge von starkem inneren Leben glühend ... in sogenannt altdeutscher Tracht mit gefiedertem Barett und lang abwallendem Haar wie eine Erscheinung aus verflossenen Jahrhunderten in unsern Kreis, Kernworte der Trauer und des Ingrimms sprechend: der Trauer über den Verlust der akademischen Freiheit, des Ingrimms über das Philistertum, dem er verfallen. Friedrich war ein hochbegabter und genialer Mensch, dessen übermächtige Persönlichkeit uns Jüngeren nicht wenig imponierte, daher er uns auch schnell zum Propheten und Apostel eines nagelneuen Evangeliums werden konnte, das er aus Thüringen mit heimgebracht.“

Nach der Rückkehr ins Elternhaus legte er 1818 das theologische Examen ab. Mit Schülern und Freunden versuchte er in Bernburg das Jahnsche Turnen einzuführen, scheiterte aber am ängstlichen Unverständnis und am Widerstand des pedantischen Kleinbürgertums der Residenzstadt, dem sehr rasch das Eingreifen des Herzogs und das Verbot des Turnplatzes folgten. Auch das Elternhaus wirkte bremsend. Der Sohn wolle, schrieb der Vater (an A. W. P. Möller, 21.04.1818), den altdeutschen Rock seiner Studentenjahre nicht ausziehen: „aber er muß; das ist eine Jenaer Grille.“

Nach kurzer Bernburger Zeit wurde er bis 1823 Hilfsgeistlicher der reformierten Gemeinde Frankfurt a. M., 1823-1825 Pfarrer in Ruhrort, danach in Barmen und schließlich ab 1834 in Elberfeld. Hier entwickelte er sich zu einem Kanzelredner, der als „ein Mann von ausgezeichnetem rhetorischen und poetischen Talent“ bis nach England und den USA bekannt wurde. Scharf und anschaulich ist er von Friedrich Engels 1839 gezeichnet worden: „Seine Deklamation ist stellenweise sehr gut und seine gewaltsame, handgreifliche Gestikulation oft ganz passend angebracht; zuweilen aber über alle Begriffe manieriert und abgeschmackt. Dann rennt er in allen Richtungen auf der Kanzel umher, beugt sich nach allen Seiten, schlägt auf den Rand, stampft wie ein Schlachtroß und schreit dazu, daß die Fenster klirren und die Leute auf der Straße zusammenfahren. Da beginnen denn die Zuhörer zu schluchzen; zuerst weinen die jungen Mädchen, die alten Weiber fallen mit einem herzzerschneidenden Sopran ein, die entnervten Brandweinpietisten, denen seine Worte durch Mark und Bein gehen würden, wenn sie noch Mark in den Knochen hätten, vollenden die Dissonanz mit ihren Jammertönen, und dazwischen tönt seine gewaltige Stimme durch all das Heulen hin, mit der er der ganzen Versammlung unzählige Verdammungsurteile oder diabolische Szenen vormalt.“

Bereits während des Studiums hatte sich der antirationalistisch erzogene Student intensiv mit der neuen, gefühlsbetonten romantischen Theologie beschäftigt und war in Halle vor allem von De Wettes Schrift „Religion und Theologie“ beeindruckt worden, dessen „ästhetisch-symbolische Auffassung des Schriftgehaltes unter welcher sich das Unbegreiflichste und Abenteuerlichste der Bibel zu einer Hülle großer und ewiger Ideen verkläre“ (Selbstbekenntnis), ihn besonders ansprach. Doch ist die eigentliche Hinwendung zu mystischen und neopietistischen Auffassungen erst während seiner Frankfurter Zeit bei selbstquälerischer Beschäftigung mit Werken Hamanns und Pascals erfolgt. Hinzu kam die Übernahme der kalvinistischen Prädestinationslehre, die nach Krummachers Interpretation nur wenigen Auserwählten die Möglichkeit der göttlichen Gnade zusprach.

Die immer stärker werdende reaktionäre gesellschaftliche Haltung Krummachers wurde bereits von Goethe erkannt, der dessen erste Schriften („Blicke ins Reich der Gnade“ 1828) spöttisch als „narkotische Predigten“ bezeichnete, die „die in Handarbeit versunkenen Bewohner jener Gegenden [gemeint ist das Wuppertal] über körperliche und geistige Unbilden in Schlaf lullen wollen.“

Krummacher wurde neben seinem Onkel Gottfried Daniel K. (1774-1837, ab 1816 Pfarrer in Elberfeld), seinem Bruder Emil Wilhelm sowie Rudolf Ewald Stier (1800-1862, 1815-1819 Student in Berlin und Halle, Burschenschafter, 1838-1846 Pfarrer in Wichlinghausen im Wuppertal) ein Hauptvertreter des Neopietismus und Mystizismus und der niederrheinischen Erweckungsbewegung. In einer Situation, in der das Wuppertal am Beginn der industriekapitalistischen Entwicklung stand, vertrat er mit scharfer Intoleranz eine vor allem auf Kleinbürger (Handwerker) orientierte reaktionäre Theologie, bei der ein kritischer Betrachter, nach dem zeitgenössischen Urteil des jungen Engels (1839) nicht wusste, „ob man das ganze für Unsinn oder für Blasphemie halten soll.“ Folgerichtig mündete Krummacher in das Fahrwasser der politischen Reaktion des „Christlichen Staates“ Friedrich Wilhelms IV. und wurde eine wichtige ideologische Stütze für dessen Politik.

Krummachers kirchliche und politische Karriere begann nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. im Jahre 1840. Bereits 1833 hatte ihn der damalige Kronprinz anlässlich einer Reise durch die Rheinprovinz predigen gehört und sich tief beeindruckt gezeigt. Die seitdem vorhandenen persönlichen Beziehungen zum Berliner Hof führten 1847 zur Berufung als Nachfolger Marheineckes an die Dreifaltigkeitskirche in Berlin, 1853 als Hofprediger an die Hof- und Garnisonkirche Potsdam.

1848 war der aus der bescheidenen kleinbürgerlich-bäuerlichen Welt seiner Kindheit in die saturierten Schichten der preußischen Residenz übergewechselte K. ein ausgesprochener Vertreter der preußischen Konterrevolution. Die von ihm besonders unterstützte und 1848/49 mitgeschaffene „Innere Mission“ sollte nach seiner Auffassung ein Schutzmittel zur Rettung des alten Staates und der Kirche sowie gleichzeitig ein Gegenschlag gegen die Revolution sein. Ihr Zweck war, durch kirchliche Sozialfürsorge die Unzufriedenheit der Volksmassen zu bremsen. Krummacher ist durch diese Auffassung ebenso wie in seiner Stellung als Hofprediger der direkte Vorläufer von Adolf Stöcker geworden. In enger Übereinstimmung mit dem Monarchen setzte er sich in seinen letzten Lebensjahren (ab 1857) vor allem für die Verwirklichung eines „Evangelischen Bundes“ ein, der als ideologische Stütze der Reaktionspolitik gedacht war.

Neben der Entwicklung von ->H. Leo bietet der Lebensgang Krummachers das hervorstechendste Beispiel für die reaktionären Möglichkeiten, die in dem politisch unklaren Gefühlsrausch der urburschenschaftlichen Ideenwelt lagen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 215; EQ Bl. 70; SfB S. 8, Nr. 4; ML (Nr. 127); WL Nr. 44 (?); UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Auf.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 352; Engels, Briefe aus Wuppertal, S. 419-425; Krummacher, Selbstbiographie; Kügelgen, Jugenderinnerungen, S. 291, 315 f.; Kügelgen, Lebenserinnerungen, S. XIX, 113, 143 f. u. ö.; ADB, Bd. XVIII, S. 243; Krummacher, Unsere Mutter, S. 37 ff.; Krummacher, Niederrheinische Erweckungsbewegung, S. 36 Anm. 4, S. 157 ff., 203, 245 ff. u. ö.; Majut, Komitat, S. 9-10; Möller, F.A . Krummacher; Bd. 1, S. 180f., 183 f., 188, 195, 212, 218, 249, 253; Bd. II, S. 14, 25, 28 ff., 37, 43, 45, 53, 63, 86, 98, 105, 107, 113, 116, 119, 133; Quellen u. Darstellungen, Bd. 1, S. 57, 67, 109; Bd. II, S. 226, 233, 273; RGG (2. Aufl.), Bd. 3, Sp. 1329; RThK, Bd. 11, S. 152 f.; Schnabel, Deutsche Geschichte, Bd. 4, S. 452 ff.

stud. jur. (?) Gießen;
* 27.09.1801 in Wetter, Lgft. Hessen-Kassel;
+ 26.11.1872 in ?;
ev.-luth.;
Vater: K., Christian Hugo (1762-?, 1792 Fürstl. Hessen-Kasslerischer Bergverwalter, Bergwerk Frankenberg, 1801 Rentmeister, 1815 Oberrentmeister);
Mutter: K. geb. FolIen, Louisa Charlotta Albertina Henrietta (1767-?, Tochter des Forstsekretärs und späteren Forstmeisters Johann Christoph Follen (1727-1807) zu Romrod; ihr Bruder Christoph F. (1759-1833), Hofgerichtsadvokat, später Landrichter in Gießen, war der Vater von August Adolf Ludwig und Karl Follen (Gießener Schwarze);
Verheiratet mit: ?;

Kümmel ist der jüngere Bruder von ->Carl Heinrich Friedrich K. Er wurde am 03.05.1815 und am 06.012.1816 an der Univ. Gießen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Heinrich Nicolai (31)
Präsenzliste: 245/143
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1820 wechselte er an die Univ. Marburg. Hier immatrikulierte er am 17.05.1820. Er oder sein Bruder waren Vertreter Gießens im Festausschuss des Wartburgfestes.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 143: Kümmell; EQ Bl. 69; ML (Nr. 209); Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Wetter, KB Jg. 1801, S. 61; Ev.-luth. KG Romrod, GR Jg. 1767; TrR Jg. 1792.

stud. jur. Gießen;
* 05.08.1796 in Wetter, Lgft. Hessen-Kassel 
+ 01.09.1870 in Wetter, Kfstm. Hessen;
ev.-luth.;
Vater: K., Christian Hugo (1762-?, 1792 Fürstl. Hessen-Kasslerischer Bergverwalter, Bergwerk Frankenberg, 1801 Rentmeister, 1815 Oberrentmeister);
Mutter: K. geb. FolIen, Louisa Charlotta Albertina Henrietta (1767-?, Tochter des Forstsekretärs und späteren Forstmeisters Johann Christoph Follen (1727-1807) zu Romrod; ihr Bruder Christoph F. (1759-1833), Hofgerichtsadvokat, später Landrichter in Gießen, war der Vater von August Adolf Ludwig und Karl Follen (Gießener Schwarze);
Verheiratet mit: ?;

Kümmel ist der ältere Bruder von Carl Gottfried Wolf Wilhelm K. Er wurde am 17.10.1814 an der Landesuniversität Marburg immatrikuliert. Im SS 1815 wechselte er an die Univ. Gießen, immatrikuliert am 03.05.1815. Hier trat er dem „Germanenbund“ und der „Christlich-teutschen Burschenschaft“ bei. 1816 wurde er Vertreter der „Schwarzen“, deren Ideen er auf dem Wartburgfest vertrat. Er oder sein Bruder war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Meister Heinrich Nicolai (31)
Präsenzliste: 246/142
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 6

1818 setzte er sich für die Einführung einer Verfassung in Hessen ein. Später war er Advokat und Prokurator in seinem Heimatort Wetter.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 142: Kümmell; EQ Bl. 69; SfB S. 4, Nr. 6; ML (Nr. 128); WL Nr. 208; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Maßmann, Burschenfest, S. 30; Frommann, Burschenfest, S. 66; Ev.-luth. KG Wetter, KB Jg. 1796, S. 53; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten Bd. 2, S. 46, Nr. 22; S. 49, Nr. 35 (fehlerhaft); Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 30; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S.306; Bd. III, S. 82; Simon, Erinnerungen, S. 33; Haupt, Follen, S. 11 (?), 37, 39, 92 (?).

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Kuhn hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach und auf der Wartburg auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 247
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 18.10.1817: aus Waltershausen.

Dichter und Ästhetiker, Offizier;
* 16.12.1780 auf Schloss Eichen (bei Königsberg), Ostpreußen, Kgr. Preußen;
+ 16.06.1853 in Magdeburgerforth bei Ziesar, Kgr. Preußen;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Kurowsky-Eichen war 1817 preußischer Offizier. Er schloss sich, wahrscheinlich zufällig und aus erwachtem Interesse an der geplanten Feier, einigen Studenten auf deren Wanderung zur Wartburg an.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 248/313
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später war er Kommissar einer Gewehrfabrik im Kloster Saarn bei Mühlheim a. d. Ruhr.

Er wurde vor allem als Dramatiker und Ästhetiker bekannt.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 313: „F. Eichen Leipzig“; Elster, Fahrten eines Musikanten, 2. Aufl., Teil I, S. 77; Kosch, Literatur-Lexikon, 2. Aufl., Bd. II, S. 1433.

L

stud. jur. Gießen;
* 30.09.1795 in Soden (Taunus), Rd. Soden;
+ 20.04.1874 in Wiesbaden, Prov. Hessen-Nassau, Kgr. Preußen;
ev.-ref.;
Vater: L., Christian (1795 „Verwalter adjunctus auf der v. Malapartischen Saline in Soden“;
Mutter: L. geb. Müller, Anna Margarethe;
Verheiratet mit: ?;

Langhans wurde am 02.05.1815 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er war Angehöriger der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ und nahm als Vertreter der Gießener „Schwarzen“ am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Meister Heinrich Nicolai (31)
Präsenzliste: 249/144
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 21

Später wurde er Oberappellationsgerichtsrat in Wiesbaden.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 144; EQ Bl. 69; SfB S. 1, Nr. 21; ML (Nr. 129); WL Nr. 213; Ev.-ref. KG Soden GR Jg. 1795 [Standort Ev. Pfarramt Sulzbach/Taunus]; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten Bd. 2, S. 49, Nr. 36; Simon, Erinnerungen, S. 34; Haupt, Follen, S. 37.

stud. theol. Jena;
* 15.05.1795 in Unterellen bei Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 16.06.1820 in Berka a. d. Werra, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: L., Gottfried (ca 1757-1824, 1794-1803 Pfarrer in Unterellen, ab 1803 Pfarrsubstitut in Lauchröden a. d. Werra, 1808-1824 Oberpfarrer in Berka a. d. Werra und zu Dippach);
Mutter: L. geb. Stephanus, Justina Friederika (1760-1820);
Verheiratet mit: ?;

Langmasius wurde am 25.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Im Frühjahr 1816 gehörte er dem gegen die Burschenschaft opponierenden „Schwarzen Orden“ in Jena an. Er gab aber sehr bald den Widerstand auf und wurde - ähnlich wie—>Asverus - ein besonders aktiver Vertreter der Burschenschaft. 1816/17 finden wir ihn als Mitglied des Ausschusses, 1817 wird er Vorstandsmitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 250/103
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Kurz nach Abschluss seiner Studienzeit stirbt er im Alter von 25 Jahren am Nervenfieber.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 103; EQ Bl. 69; SfB S. 7 u. 8; ML (Nr. 130); WL Nr. 211; Kirchenchronik Unterellen, S. 477, 26; Kirchenchronik Lauchröden, S. 52 [Standort beider Chroniken Pfarramt Lauchröden]; Ev.-luth. KG Berka/Werra, KB Jg. 1820, Nr. 8 u. 9, SR Jg. 1824, Nr. 19; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Keil, Gründung Jenaer Burschenschaft (1. Aufl.), S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 219 (fehlerhaft); UA Jena, Best. E (Abt. II, Nr. 9, Bl. 3-8; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 5-11; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl. 54, passim.; Götze, Jenaer Logen und Studentenorden, S.68, 227; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 90; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 126.

stud. jur. Göttingen;
* 10.02.1797 in Osterfeld bei Naumburg, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: L., Carl Christian (1797 Gerichtsvoigt und Rechtskonsulent in Osterfeld, 1816 Regierungsrat in Eisenach);
Mutter: L. geb. Wirsing, Johanne Christiane Marianne;
Verheiratet mit: ?;

Lauhn wurde am 21.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 251/96
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818 wechselte er an die Univ. Jena, wo er am 01.06.1818 immatrikulierte und der Burschenschaft beitrat. 1818-1819 war er Mitglied des Ausschusses.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 96; EQ Bl. 75; WL Nr. 114; Ev. KG Osterfeld, KB; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 693.

stud. jur. Heidelberg;
* 11.11.1792 in Breuberg (Odenwald), Herrschaft Löwenstein, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 12.09.1867 in Darmstadt, Ghzt. Hessen;
kath.;
Vater: L., Heinrich Josef (1754-1812, 1792 Fürstl. Löwensteinischer Regierungsrat und Amtmann)
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lauteren wurde am 11.11.1813 an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er nahm als hessischer Kriegsfreiwilliger am Feldzug nach Frankreich teil. Nach seiner Rückkehr 1814 studierte er an der Univ. Gießen. 1815 wurde er Mitglied des patriotischen „Germanenbundes“ und 1817 Mitglied der Gießener „Schwarzen“. Im Frühjahr 1817 wechselte er wie ->Kahl an die Univ. Heidelberg, immatrikuliert am 24.05.1817 und gehörte hier zur „teutonischen“ Partei, die er im Sinne der „Schwarzen“ umzugestalten suchte. Neben ->Carove und ->Lette war er der bedeutendste Vertreter Heidelbergs beim Wartburgfest. Er war Mitglied des Festausschusses und zusammen mit ->Binzer, ->Linstedt, ->Sartorius und ->Scheidler Anführer und „Burgmann“ (Ordner) des Festzuges zur Wartburg am 18.10.1817. Auch auf dem Wartburgfest vertrat er im Gegensatz zu ->Carove die Ideen der Gießener „Schwarzen“.

Einquartierung: Bauinspektor Sartorius (587)
Präsenzliste: 252/36
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 11

Nach Abschluss der Studienzeit wurde er Advokat an der Justiz- Kanzlei zu Michelstadt (Odenwald), wo er mit seinem Gesinnungsfreunde, dem Justizkanzleirat Beck, eine als Rechtshilfe für die notleidende Bevölkerung der Grafschaft Erbach und der Herrschaft Breuberg gedachte Sammlung und Erläuterung der Gewohnheitsrechte beider Territorien zusammenstellte (erschienen Darmstadt 1824).

Ab 1824 war er Advokat in Darmstadt und gehörte den gemäßigt-oppositionellen liberalen Kreisen an.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 36; EQ Bl. 67:Lauter (irrtümlich); SfB S. 11, Nr. 11; ML (Nr. 131); WL Nr. 155; Kieser, Wartburgfest, S. 21, 23; Kath. KG Breuberg, KB; UA Gießen,Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg (falsche Altersangabe); Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 46, Nr. 24; Dietz, Burschenschaft Heidelberg, S. 22; Haupt, Follen, S. 11, 14, 37, 103 f.; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S. 14, 17; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 75; Scriba, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 207 f.; Simon, Erinnerungen, S. 33 f; DBI (noch einfügen).

stud. jur. Jena;
* get. 23.12.1795 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: L., Johann Adam (?-1811, 1795 Fürstl.Sächs. Rentsekretär, später Landrentmeister in Eisenach);
Mutter: L. geb. Schu(h)mann, Charlotte Henriette Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Leng besuchte das Gymnasium in Eisenach. Am 23.05.1813 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Jena. Er war Angehöriger der Landsmannschaft „Saxonia“. Wegen Teilnahme an einer Schlägerei mit Handwerksburschen wurde er am 17.07.1814 mit vier Tagen Karzer bestraft. Ein Jahr später war er Mitbegründer der Jenaer Burschenschaft und Mitglied des ersten Ausschusses. Doch ist ihm als Landsmannschafter der Übergang zu neuen Formen des studentischen Gemeinschaftslebens nicht leicht gefallen. Noch im Frühjahre 1816 gehörte er dem sektiererischen „Schwarzen Orden“ an, der die Geschlossenheit der Burschenschaft zu sprengen drohte (vgl.->Asverus). Durch Bejahung des Jahnschen Turnwesens entwickelte er sich jedoch zu einem rührigen Vertreter der studentischen Reformergruppe und hatte 1817 als Mitglied des Vorstandes der Burschenschaft erheblichen Anteil an der Umerziehung der Jenaer Studentenschaft. Zusammen mit ->Scheidler und ->Völker leitete er die organisatorischen Vorbereitungen des Wartburgfestes.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 253/5
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss der Studienzeit lebte er in Eisenach und war hier am 29.04.1818 mit ->Völker u. a. Mitbegründer, Vorsteher und Vorturner einer ersten Turnanstalt nach Jahnschem Vorbilde (Anleitung durch ->Dürre). Diese erfuhr rege Unterstützung durch die Bürgerschaft und nahm einen raschen Aufschwung. Sie wurde aber bald schon unterdrückt und bereits am 19.08.1819 auf Veranlassung des Großherzogs Karl August durch Befehl der Landesdirektion (Polizeibehörde) aufgelöst.

Nach längeren Reisen lebte L. zuerst in Weimar, später, ab 1828, als Privatgelehrter in Ilmenau. Er war Herausgeber eines „Jahrbuchs der Erfindungen“. Vor allem durch Ludens Befürwortung wurde ihm für dieses Jahrbuch von der Univ. Jena am 11.06.1828 der Dr. phil. zuerkannt.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 5; Ev.-luth. KG Eisenach, KB (Auskunft Stadtarchivar Matthes, Eisenach); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1813); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 86; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 20; UA Jena, Best. E, Abt. I, Nr. 957; ebd. Best. M, Nr. 260, Bl. 93-99, 152 (mit eigenhändigem curriculum vitae); SA Eisenach B.C.9, Bl. 12, 36; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1668 a und 1720; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XX, Nr. 8, Bl. 22, 50-58; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 5-11; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85 (Aussage Verhör Reinhardt, 29.07.1820); Eisenachisches Wochenblatt, Nr. 37 v. 09.05.1818 [S. 3] und Nr. 67 v. 21.08.1819 [S. 2] ; Götze, Jenaer Logen und Studentenorden, S. 68-69; Kahle, Eisenachs Tage, S. 88 f., 106, 113 ff.; Quellen und Darstellungen Bd. 1, S. 30, 89, 94, 97; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 104, 116, 128.

stud. phil. Göttingen;
* 27.02.1798 in Schnepfenthal bei Waltershausen, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 13.01.1870 in Schnepfenthal bei Waltershausen, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: L., Christian Ludwig (1760-1833, ab 1787 Lehrer an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, ab 1802 Gymnasialdirektor in Nordhausen, 1806-1819 Gymnasialdirektor in Weimar);
Mutter: L. geb. Salzmann, Magdalena Juditha (1772-1853, Tochter von Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811), dem Gründer der Salz- mannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal);
Verheiratet mit: ?;

Lenz wuchs in Schnepfenthal auf. Er war der jüngere Bruder von Teut(o) Wodan L. Von 1807 bis 1812 war er Schüler der Erziehungsanstalt und erhielt durch seinen Großvater Christian Gotthilf Salzmann den ersten Unterricht in Naturgeschichte, der bei dem Knaben das Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen weckte. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Weimar wurde er am 24.10.1816 an der Univ. Göttingen als stud. phil immatrikuliert.

Einquartierung: bei Launs (?)
Präsenzliste: 254/305
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818 wechselte er an die Univ. Leipzig, wo er vom 22.10.1818 bis 17.09.1819 studierte und sein Studium mit dem Dr. phil. abschloss.

Nach der Studienzeit war er zunächst Gymnasiallehrer in Thorn und Marienwerder, ab 1824-1870 in Schnepfenthal, wo er Naturgeschichte und Technologie lehrte. Seit 1859 Professor, wurde er auch literarisch bekannt. Gerühmt wurde vor allem sein Werk „Zoologie, Botanik und Mineralogie der alten Griechen und Römer“ (Gotha 1856-1861). Die 1835-1839 in fünf Bänden erschienene „Gemeinnützige Naturgeschichte“ galt als die beste deutsche populär-wissenschaftliche Naturgeschichtsdarstellung (vgl. auch ->Wilhelm Gotthilf Salzmann).

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 305; EQ Bl. 68; WL Nr. 19; Ev.-luth. KG Schnepfenthal, KB Jg. 1798, S. 7; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Leipzig, Matrikel; ADB, Bd. XVIII, S. 278 f.; Festschrift Schnepfenthal, S. 173-182, 213 Nr. 237, 249 Nr. 80; Müller, Schnepfenthal, S. 149, 155 f., 162, 165, 214 Nr. 237, 322 Nr. 80.

stud. med. (et jur.) Jena;
* 23.02.1796 in Schnepfenthal bei Waltershausen, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 21.05.1870 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: L., Christian Ludwig (1760-1833, ab 1787 Lehrer an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, ab 1802 Gymnasialdirektor in Nordhausen, 1806-1819 Gymnasialdirektor in Weimar);
Mutter: L. geb. Salzmann, Magdalena Juditha (1772-1853, Tochter von Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811), dem Gründer der Salz- mannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal);
Verheiratet mit: ?;

Lenz besuchte wie sein jüngerer Bruder ->Harald Ottmar L., ->Wilhelm Gotthilf Salzmann und ->Heckscher die Erziehungsanstalt in Schnepfenthal. Er war hier Schüler von 1803-1809. Wahrscheinlich besuchte er danach das Gymnasium in Weimar. Am 25.04.1815 immatrikulierte er an der Univ. Jena, trat der Burschenschaft bei und war von 1816-1817 Mitglied des Vorstandes. Er gehörte aber auch dem gegen die Burschenschaft gerichteten „Schwarzen Orden“ an (vgl.->Asverus) und soll im Mai 1817 aus der Burschenschaft ausgetreten sein.

Einquartierung: Hanitsch (733)
Präsenzliste: 255
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Studium arbeitete er von 1819 bis 1836 als Lehrer an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal und wurde später u. a. Professor an der öffentlichen Stadtschule in Payerne (Schweiz).

Im Alter kehrte er in die Heimat zurück.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 68; WL Nr. 20; Ev.-luth.KG Schnepfenthal-Rödichen, TR 1796, Bl. 2: Teuto Wodan L.; ebd. Seelenregister 1829, Bl. 81 u. 82: Teuto Wodan L.; UB Jena, Matrikel:“Teuto Wotan Lenz, Hiltperh. Gothan“; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152: stud. med.; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 153:stud. med., StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 5-11 (stud. jur.); Festschrift Schnepfenthal, S. 176, 212 Nr. 190, [?] 249 Nr. 76; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366; Müller, Schnepfenthal, S. 156, 212 Nr. 190, 322 Nr. 80; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl. 54, passim „aus Weimar“.

stud. philol. (et hist.) Jena;
* 19.03.1799 in Rudolstadt, Fstm. Schwarzburg-Rudolstadt;
+ 24.04.1878 in Halle a. d. Saale, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: L., Johann Wilhelm Friedrich (1766-1807, ab 1795 Garnisonprediger in Rudolstadt, ab 1799 Pfarrer in Braunsdorf bei Schwarzburg);
Mutter: L. geb. North, Sophie Johanne Katharine;
Verheiratet mit: ?;

Leo verlebte die ersten Jahre seiner Kindheit in dem kleinen und ärmlichen schwarzburgischen Orte Braunsdorf, wohin der Vater bald nach der Geburt des Sohnes als Landpfarrer versetzt worden war. „Bei höchst einfacher Lebensweise und in der Anschauung patriarchalischer Armut bin ich aufgewachsen“, schrieb er in seinen Jugenderinnerungen. Dem „deutschen treuen Bauernstande“ fühlte er sich sein Leben lang besonders verbunden. Auch seine spätere schriftstellerische Derbheit und Schroffheit führte er auf diese Berührung mit dem einfachen Volke in seinen Jugendjahren zurück. Er suche, schrieb er noch 1853 als Hallenser Geschichtsprofessor in einer Polemik gegen seinen Rivalen Leopold Ranke (1795-1886), nicht wie dieser nach „schönen Boquets“ und „schönen Blumen“ im „Garten der Geschichte“, die nur für den „Salon“ und für „Damen und Künstler“ taugen; er wende sich nicht an die „vornehme Gesellschaft“, sondern an arbeitende und wirklich interessierte Menschen, „Gärtner und Gartenfreunde“ (an Ludwig von Gerlach, Januar 1853). Für einen christlichen Staatsmann, sagt er 1857, müssten „die kleinen Interessen des Steinklopfers ... mutatis mutandis so schwer wiegen wie die Interessen des Bankiers“ (Volksblatt, 1857 Nr. 8).

Zweifellos erwuchsen Leos Bemühungen um Volksverbundenheit, gewisse christlich-soziale Gedankengänge, die Hinwendung zum Rebellentum der Burschenschaft, aber auch seine politisch reaktionäre Entwicklung aus der Erlebnissphäre der Kindheit und Jugend. Ähnlich wie die Brüder ->Krummacher hat er am Beginn seiner menschlichen und politischen Reifezeit Sorgen und Nöte der armen Bevölkerung gesehen. Es ist hierbei jedoch charakteristisch, dass er das Leben der kleinen Häusler seiner Umgebung zwar kennenlernte, es aber nicht selbst erlebte und zu durchleben brauchte. Niemals ist er ein wirklicher „Bauernjunge“ gewesen. Als Kind einer alten Theologen- und Honoratioren-Familie, Sohn der im Dorfe bevorrechteten Pfarrerfamilie, lebte er im „Herrenhause“ des Ortes, genoss eine bessere Ausbildung und kam auch recht bald in Berührung mit höheren Gesellschaftsschichten, die vor allem durch seinen Paten, dem damaligen schwarzburgischen Major ->von Lynker verkörpert wurden. Das evangelische Pfarramt mit quasi bistumähnlichen Obrigkeitsrechten und seinem Beherrschen der Gedankenwelt der Dorfbevölkerung erschien ihm bis ins Alter als vorbildliche Institution zur Wahrung der Macht monarchischer Staaten. Als die Mutter nach dem frühen Tode des Vaters 1808 nach Rudolstadt zurück zog, lernte er auch die Interessen des Bürgertums kleinstädtischer Prägung kennen, wandte sich aber bald verächtlich von ihm ab und deutete hierdurch bereits seine spätere Entwicklung zum hasserfüllten Kämpfer gegen die Interessen des Bürgertums und deren fortschrittliche bourgeois-liberale Vertreter an.

Das zugleich träumerische und aggressive, ins Phantastische strebende Wesen des Knaben wurde durch die verhältnismäßig aufsichtslose Ungebundenheit, in der Leo nach dem Tode des Vaters aufwuchs, stark begünstigt und äußerte sich bald der Umwelt gegenüber in „flegelhaftem Verhalten“, das er dann auch in die Studentenzeit mit hinübernahm. Der wegen eines Sprachfehlers ständig geneckte, körperlich schwächliche aber dafür umso rechthaberische junge Mensch sperrte sich in trotzigem Zynismus gegen alle Versuche der Erziehung. Nur wenigen Menschen und Ideen gelang ein Einfluss, dem sich Leo dann aber sogleich auch mit extremer Leidenschaft hingab.

Bereits 1806 ergriff er aus Opposition gegen den aufseiten Preußens stehenden Vater mit Enthusiasmus für die siegreichen Franzosen Partei und ließ seine „Phantasie sonnen ... in dem Kriegsruhme des mächtigen Kaisers.“ Allerdings wandelte sich diese anfängliche Franzosenverehrung vor allem unter dem Eindruck der steigenden Bedrückung der Bevölkerung - er lernte sie u. a. anlässlich einer ungerechtfertigten französischen Haussuchungsaktion nach englischen Waren in Rudolstadt kennen - in ebenso leidenschaftlichen Franzosenhass. Die Jahre der Befreiungskriege wirkten dann erneut sehr stark auf seine Phantasie, doch war ihm bei seiner Jugend vorerst noch jede Möglichkeit aktiven Eingreifens in die Geschehnisse verwehrt.

Mit der Jenaer Studentenschaft und deren Ideen kam er bereits während seiner Rudolstädter Gymnasialzeit (Abschluss 1816) in Berührung. 1816 lernte er ->Maßmann kennen, der in Verbindung mit dem jungen Rudolstädter Gymnasialprofessor Karl Wilhelm Göttling (1793-1869, ab 1822 Prof. in Jena) das Jahnsche Turnen in Rudolstadt einzuführen versuchte und mit Studenten und Gymnasiasten eine romantische Turnfahrt nach den Ruinen des Klosters Paulinzelle unternahm.

Besonderen Einfluss übte Göttling auf ihn aus. Dieser war ein deutscher Patriot, Anhänger Jahns, und hatte sich 1814 in das Korps der freiwilligen sachsen-weimarischen Jäger gemeldet. Als Sprachwissenschaftler vertrat er eine historisch orientierte Philologie, die stark kulturgeschichtlich interessiert war. Göttling lenkte die Aufmerksamkeit seines Schülers auf das Studium der Geschichte. Hinzu kam der überwältigende Eindruck der Persönlichkeit des Turnvaters Jahn, den Leo im Sommer 1816 auf Empfehlung Göttlings in Berlin aufsuchte und der ihn bewog, den Plan eines Medizinstudiums aufzugeben und stattdessen Lehrer zu werden. Er folgte damit der Auffassung Jahns und Göttlings, dass es in der gegenwärtigen Zeit vor allem darauf ankomme, ein neues, besseres Geschlecht für ein freiheitliches Deutschland zu erziehen.

Nun war allerdings Leo während seiner Studienzeit noch selbst in starkem Maße erziehungsbedürftig und weit davon entfernt, vorbildhaft zu wirken. Selbst im Kreise der deutschtümelnden Jenaer Burschenschaft fiel er durch seine extravaganten Eigentümlichkeiten auf, ganz abgesehen davon, dass ihm die menschliche und politische Reife der führenden Vertreter der Burschenschaft, wie sie sich vor allem in ->Riemann verkörperte, fehlte. Das Jahnsche Turnen betrieb er wie alles was er tat, als eine Art Askese, „so daß ihm bald kein Rock altdeutsch, kein Beinkleid grob, keine Disziplin streng genug war“ (Masur). Er hat sich in seinen Jugenderinnerungen für diese Zeit als eine Art verwilderter „Halbmulatte“ charakterisiert. So übertrieben eine solche Charakterisierung aus der Perspektive des alten, reaktionär gewordenen Leo auch ist, lässt sich doch nicht verkennen, dass er als Student in vieler Beziehung haltlos war. Der ohne festes Elternhaus aufgewachsene, sozial wurzellose Pfarrerssohn fand in der Opposition um der Opposition willen das Ventil für seinen studentischen Tatendrang.

Zunächst begann er aus Trotz gegen die Mutter, die den Sohn im nahegelegenen Jena studieren lassen wollte, die Universität Breslau zu besuchen, immatrikuliert am 08.11.1816. Hier wurde er, da eine burschenschaftliche Partei vorerst noch fehlte, Angehöriger der Landsmannschaft „Silesia et Marchia conjuncta“, in der die Turner eine wichtige Rolle spielten.

Um den Streitigkeiten der „Silesia et Marchia conjuncta“ mit neu angekommenen, außerhalb der Verbindung stehenden burschenschaftlich gesinnten Studenten zu entgehen, zu denen sich Leo hingezogen fühlte ohne ihnen auf Grund seiner Verbindungszugehörigkeit beipflichten zu dürfen, wechselte er im Herbst 1817 an die Univ. Jena, immatrikuliert am 20.08.1817. Hier trat er sofort der Burschenschaft bei und wurde 1818 Mitglied des Ausschusses. Das wenige Wochen nach seiner Übersiedlung an die ernestinische Hochschule stattfindende Wartburgfest feierte er voll Leidenschaft und Begeisterung mit. Noch im Alter, obwohl politisch völlig gewandelt, erschien ihm dieser Tag wie ein „Maientag seiner Jugend“.

Einquartierung: Hofadvokat Johann Wilhelm Heerwart (102)
Präsenzliste: 256/88
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 1

Die Jenaer Studienzeit hat er später folgendermaßen charakterisiert: „Dann blieb ich zunächst in Jena, und ehe ein Halbjahr um war, stak ich auf‘s Tiefste in demagogischen Verbindungen, denen alle Achtung vor Recht, Sitte und Religion abging, denn ich ließ mich nun gehen; die Wartburgfeier hatte mir imponiert, und eine Menge interessantester persönlicher Bekanntschaften hatten mein Innerstes auf allen Seiten revolutioniert“ (an Karl von Rappard, Dez. 1851).

Diese „interessantesten persönlichen Bekanntschaften“ boten ihm die Jenaer und Gießener „Schwarzen“, zu denen er als Angehöriger des Jenaer „Engeren Vereins“ im Sommer 1818 stieß. Unter den Radikalen ward er bald einer der Radikalsten, wobei sich seine Radi- kalität weniger in politischer Klarheit und Aktivität als in eigenwilligen Anschauungen von Mut und Schmerzüberwindung ausdrückte. Die bei vielen Turnschülern Jahns vorhandenen Tendenzen zu sektiererischer Askese steigerten sich bei Leo zu geheimer „juckender Wollust“ vor körperlichen Schmerzen und glitten ab in Rohheit und Perversität. Er hat es selbst als „eine Lücke“ seiner „Menschlichkeit“ bezeichnet, dass er unempfindlich war gegenüber menschlichem Schmerz, dass ihn Krankheit, Wunden oder Tod kalt ließen und Klagen anderer Menschen darüber nur Ekel erregten - denn: „schon der Anblick eigener und fremder frischer Wunden hat für mich etwas Entzückendes, wenn das rothe Blut auf dem Fleische perlt und über es hinweg quillt oder sprudelt - und es giebt nichts Schöneres als eine reingestoßene dreieckige Wunde, von der Schilfklinge eines ... jenaer Stoßschlägers in junges, frisches Fleisch gemacht“ (Jugendzeit, S. 62).

Im Auftrage der Jenaer und Gießener „Schwarzen“ reiste er im Sommer 1818 (Juni-August) an verschiedene Universitäten, um die Gesinnungsgenossen vor evtl. drohenden staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen zu warnen, die auf Grund einer Denunziation an das preußische Polizeiministerium zu erwarten waren. Er wanderte zuerst mit ->Gründler nach Göttingen, traf hier u. a. mit ->Friedrich Schulz sowie Gustav Bunsen, dem späteren Teilnehmer am Frankfurter Wachensturm (1833), zusammen und wandte sich dann über Marburg, Gießen und Frankfurt nach Darmstadt, wo er mit dem dortigen Freundeskreis, vor allem mit den Brüdern ->Kahl Verbindung aufnahm. Anschließend blieb er mehrere Wochen in Heidelberg, wohnte bei dem bald zum vertrautesten Freund gewordenen ->Tucher und nützte die Gelegenheit, Vorlesungen Hegels und Thibauts zu besuchen.

Im Auftrage der „Schwarzen“ ging er von Heidelberg nach Michelstadt zu ->Beck, wo sich auch Karl Follen einfand. Mit beiden gemeinsam entwarf er dort die Petition um Landstände an den Bundestag, doch dürfte seine Rolle hierbei im wesentlichen protokollierend-zustimmender Art gewesen sein. Mit dem Text dieser Petition in der Tasche und dem Auftrag, sie in Heidelberg dem Professor Karl Theodor Welcker (1790-1869, vgl. auch ->Ernst Theodor Welcker) zur Unterschrift vorzulegen, kehrte er an die badische Universität zurück. Aber Welcker lehnte die Unterschrift als zu kompromittierend ab, wobei ihm der dafür werbende unbekannte „unreife Junge“ auch nicht gerade erfolgverheißend erschienen sein mag.

Mit ->Tucher reiste er über Mainz und Koblenz weiter und kehrte dann nach Jena zurück. Bedeutsam wurde für Leo in Koblenz ein Besuch bei Görres, der die Studenten freundlich empfing und sie zu sittlicher Reinheit und Selbsterziehung ermahnte. Seitdem blieb Leo, auch wenn er später heftig gegen ihn Stellung nahm („Athanasius“-Streit 1838), ein Verehrer von Görres, mit dem er sich am Ende seines Lebens in der Anerkennung der katholischen Kirche als Stütze der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung traf.

Leo wohnte in Jena wohl nicht zufällig mit ->Sand im gleichen Hause. Dessen Attentat auf Kotzebue hat er gutgeheißen und wahrscheinlich gehörte er zu jenen, wie er schreibt, „ganzen Schaaren von Meuchelmördern“, die man in den ersten Tagen der Aufregung nach Sands Tat in Jena finden konnte (Jugendzeit, S. 188) - wobei für ihn wohl die „Wollust“ am Blut ausschlaggebend gewesen sein mag. Gegen Verunglimpfungen ->Sands nahm er aufbrausend Stellung und duellierte sich sofort mit dem ehemaligen Jenaer Vandalensenior Wilhelm Kaffenberger, der die Burschenschaft als jetzt reif für ein Irrenhaus erklärt hatte. Das Duell führte zu Verwundung und Niederlage Leos. Im gleichen Frühjahr 1819 kam es auch in Weimar zu einem Verhör Leos über ->Sand, doch verlief die Untersuchung sehr glimpflich, da der Pate ->Lynker, der jetzt eine wichtige weimarische Stellung innehatte, seinen Einfluss geltend machte und ihn als harmlos-kindliches Gemüt schilderte.

Trotzdem gab ->Sands Attentat den Anstoß zu einem Gesinnungswandel, den Leo ebenso rasch und radikal vollzog wie ein Jahr vorher die Hinwendung zu den „Schwarzen“. Während seine bisherigen „schwarzen Freunde“ politischen Untersuchungen und vielfach auch einem ungewissen Leben entgegengingen, zog er sich von ihnen zurück und hielt nach einer gesicherten Berufsstellung als Hochschullehrer Ausschau. Der Grund seines Umschwenkens und seines Verrats an den bisherigen Idealen lag in seiner politisch ungefestigten ideologischen Haltung und dem Pseudorebellentum des sozial wurzellosen Pfarrerssohnes. Ihm imponierten in erster Linie Macht, Stärke, Gewalt. Das war bereits bei seiner Napoleonverehrung zum Ausdruck gekommen, hatte dann bei der Hinwendung zu den „Schwarzen“ und deren Kampf um die Vorherrschaft in der Burschenschaft eine Rolle gespielt und kam nun bei den anhebenden Gegenmaßnahmen der preußischen Staatsstellen zum Durchbruch. Das im Frühjahre 1819 für die preußischen Landeskinder ausgesprochene Verbot, die Universität Jena weiterhin zu besuchen, erregte zwar seinen Widerwillen, imponierte ihm aber doch und führte ihn, wie er schreibt, zur heilsamen Ernüchterung.

Den Plan der „Schwarzen“, ->Sand gewaltsam zu befreien, sabotierte er. In der darüber geführten Diskussion der Verschworenen in Burgau bei Jena trat Leo gegen Karl Follen auf und erreichte die Absetzung des geplanten Unternehmens. Nüchterne Einschätzung der Situation und egoistische Interessen mischten sich in seiner Argumentation, dass „selbst wenn wir Sand befreiten, nur sein werde, daß eine Anzahl derer, die Theil an der That [der Befreiung] nähmen, gefangen und alle mehr oder weniger in ihrem ganzen Lebensgange gestört würden“ (Jugendzeit, S. 223). So zutreffend dieses Argument auch war, Leo hatte auf Grund seines bisherigen Auftretens das wenigste Recht, den Freund in der Not im Stich zu lassen. Als es ein halbes Jahr später, im Herbst 1819, in Jena zur letzten Begegnung und Auseinandersetzung zwischen Leo und Follen kam, quittierte deshalb Follen die Trennung von Leo mit der verächtlichen Bemerkung „Hanswurst“.

Dem offenen Bruch mit den „Schwarzen“ war ein Wechsel des Studienortes Leos vorausgegangen. Er immatrikulierte am 26.04.1819 an der Univ. Göttingen, der aristokratischsten Hochschule des deutschen Bundesgebietes. Hier hatte er unter ständiger Furcht vor den im gleichen Sommer einsetzenden Demagogenverfolgungen (vgl. z. B. ->Mühlenfels, ->Rödiger u. a.) mit dem intensiven Studium der konterrevolutionären Ideen Edmund Burkes (1730-1797) und Karl Ludwig von Hallers (1768-1854) begonnen, wobei ihn vor allem Hallers Werk „Restauration der Staatswissenschaft“ (Bd. 1: Winterthur 1816) beeindruckte, dessen Verbrennung noch zwei Jahre vorher auf dem Wartburgfest seine Zustimmung gefunden hatte. Auf Haller war er in Göttingen durch Karl Friedrich Eichhorn (1781-1854), den Begründer der antirevolutionär orientierten Historischen Rechtsschule, hingewiesen worden, der soeben seine „Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte“ (4 Bde., Göttingen 1808-1818) abgeschlossen hatte. Das Ergebnis des Göttinger Studienjahres (Abschluss Frühjahr 1820) bestand in der Abkehr vom „revolutionären Satan“: „Eichhorns Staatsrecht schlug mich in allen meinen demagogischen Ansichten“. Leo wandte sich jetzt den Auffassungen der „Historischen Rechtsschule“ zu, deren Betonung des „Volksgeistes“ in der Geschichte seinen bisherigen Gedankengängen auf halbem Wege entgegenkam, sie aber zugleich ins konservative Fahrwasser leitete.

Parallel zu dieser ideologischen Wendung liefen Bemühungen, sich der bürgerlichen Lebenssphäre anzupassen. Bisher hatte Leo nur die „sorglosen, kurzen Manieren des Turnplatzes und Fechtbodens“ kennengelernt. Seine ersten Berührungen mit bürgerlich-kultivierten Familien waren mit ständigen Minderwertigkeitskomplexen verbunden. Als er 1818 im Hause seines Freundes ->Emmerling weilte, will er sich wie ein „Wilder“ vorgekommen sein, der zum ersten Male „plötzlich in eine europäisch gekleidete und geschulte Gesellschaft“ kommt. Auch 1820 traten diese Komplexe noch auf, als er im Kreise der bürgerlich-aristokratischen Familie Tucher mit herzlicher Freundlichkeit als Studiengefährte des Sohnes aufgenommen wurde, doch wandelte sich jetzt im Gegensatz zum Jahre 1818 der anfängliche Trotz gegen diese Umgebung sehr bald „in unbeschreibliche Verehrung“. Die „altdeutsche“, mit der Geschichte Nürnbergs eng verknüpfte Tradition dieses alten Senatorengeschlechtes scheint ihn besonders beeindruckt zu haben.

Nachdem er am 11.05.1820 in Jena mit einer Arbeit über Johannes Grammaticus zum Dr. phil. promoviert hatte, wechselte er auf Anraten seines Freundes ->Tucher an die Universität Erlangen, immatrikuliert bereits Juni 1820, wo soeben durch den Tod von Johann Georg Meusel (1743-1820) der Lehrstuhl für Geschichte vakant geworden war. Er habilitierte sich hier mit seiner im Stile der Historischen Rechtsschule geschriebenen Studie „Über die Verfassung der freien lombardischen Städte“ (Rudolstadt 1820). Diese Habilitationsschrift übersandte er seinem alten Jenaer Studienfreund Heinrich von Gagern mit den bezeichnenden Worten: „als Abschied für immer“ und bezeichnete damit die Trennung vom politischen Wollen seiner Jugend. Der Einfluss Schellings (ab 1820 in Erlangen) vollendete Leos Abkehr von den rebellenhaften Ambitionen der Jenaer Jahre. Immerhin wurde er in der bayrischen Universitätsstadt noch 1822 zur Vernehmung gezogen, weil er es wagte, eine Vorlesung über „Deutsche Geschichte“ anzukündigen und war auch Mitglied der illegalen Er- langer Burschenschaft, der späteren „Bubenruthia“.

Im Sommer 1822 übersiedelte er nach Berlin und wurde hier ein Anhänger Hegels, dessen Frau eine geborene Tucher war und den er durch Empfehlungen dieser Familie kennenlernte. Zur Vertiefung seiner historischen Studien reiste er, von der Fürstin Karoline Luise von Schwarzburg-Rudolstadt mit den erforderlichen Geldmitteln ausgestattet, 1823/24 nach Italien und habilitierte sich in Fortsetzung seiner Erlanger Schrift am 23.06.1824 in Berlin mit der Arbeit „Entwurf der Verfassung der lombardischen Städte bis zur Ankunft Kaiser Friedrich I. in Italien“ (gedruckt Hamburg 1824). Der Titel der Antrittsvorlesung lautete: „Entwicklung der Gründe, welche in Florenz die Blüte städtischen Lebens im Mittelalter erzeugten.“ Hegels Einfluss auf Leo ist sowohl in dieser als in den folgenden Schriften der Berliner Zeit spürbar: den „Vorlesungen über die Geschichte des jüdischen Staates“ (Berlin 1828) und der „Geschichte der italienischen Staaten“ (5 Bde., Hamburg 1829-1832).

Auch äußerlich erhielt er Hegels Förderung, war Sekretär der Philosophischen Klasse an Hegels „Sozietät“ und Mitarbeiter der Hegelschen „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik“. Hegel verschaffte schließlich 1828 dem jungen, noch nicht 30-jährigen Historiker die a. o. Professur für Geschichte an der Universität Halle, wo er zwei Jahre später o. Professor wurde und bis zu seinem Tode als einer der einflussreichsten Hochschullehrer wirkte.

Leos Verhältnis zu Hegel bedarf im einzelnen noch der genaueren Untersuchung. Seine Hinwendung zum preußischen Staat ist zweifellos durch Hegels Stellung als Herrscher über die philosophischen Lehrstühle der preußischen Universitäten gefördert worden. Aber bald nach Hegels Tod (1831) wandte sich Leo von dessen Lehren ab, die im Kurs der offiziellen Regierungspolitik zu fallen begannen. Später distanzierte er sich auch von seinen in der „Geschichte des jüdischen Staates“ vertretenen Auffassungen. Mit maßloser Gehässigkeit fiel er über die Linkshegelianer, die „Hegelinge“ her, deren politischer Gegner er wurde. 1841 schrieb er in Hengstenbergs „Evangelischer Kirchenzeitung“ gegen die Halleschen Jahrbücher“, dem Organ der Linkshegelianer, in Analogie zu „Kehricht“ das zum reaktionären Schlagwort gewordene „Aufkläricht“. Aufschlussreich für Leos Haltung ist, dass er selbst vor einer Diffamierung seines toten Meisters nicht zurückschreckte. In einem erstmals von Schoeps veröffentlichten Briefe Leos an Ludwig von Gerlach heißt es bereits am 09.12.1837, dass „das ganze Eingehen auf Hegelische Terminologie und Weltauffassung schon die Vorschule ist für die Aufnahme des Verderbens“; in dem „ungemessenen Beifall, den hegelische Schüler nun schon fast auf allen norddeutschen Universitäten haben, in der reißenden Schnelligkeit. womit jetzt von den auf Universitäten Gebildeten sich der Einfluß dieser Terminologie und die Achtung vor dieser Schule auf alle Gymnasien verbreitet“, sieht er „das traurigste Zeichen der Zeit“: „Ja, ich fühle es, es wird in unserem Vaterland ein neuer Pöpel erzogen, der da schreit: Kreutzige! Kreutzige!“ (Schoeps, Anderes Preußen, S. 185, Anm. 11.)

Von den alten, sich zum bürgerlichen Liberalismus bekennenden Gesinnungsgenossen und den jetzt in der Illegalität arbeitenden Burschenschaftsstudenten wurde er als Reaktionär und Verräter verachtet. Mehrfach sind ihm auch die Fensterscheiben seiner Wohnung in Halle als Zeichen studentischer Missbilligung eingeschlagen worden. Wenn ->Riemann bereits 1821 in seiner scharfen Auseinandersetzung mit Leo darauf hinwies, dass dieser sich mit seinem Festhalten am „Altdeutschen“ in die reaktionäre Partei des „in zwei großen Strömen auseinandergehenden Nationalgeistes“ einreihe, traf er den Kern und nahm Leos weitere Entwicklung voraus.

Die Betonung des „Altdeutschen“, des „Volksgeistes“ und die Hinwendung zur „Historischen Rechtsschule“ verbanden sich bei Leo mit einer radikalen Ablehnung der Antike. Die Antike erschien ihm zu glatt, zu sehr reflektierend. „Ich verabscheue alle Classicität; wenn mir selbst die Fähigkeit derselben gegeben wäre, ich würde sie mit Stumpf und Stiel an mir zu vertilgen suchen - sie ist mir so ekelhaft wie eine geschminkte Leiche“ (Jugendzeit, S. 15). Er vermisste in der Antike vor allem den Hang zur Mystik: „Daß ich von der Möglichkeit solcher Empfindungen im klassischen Altertum im allgemeinen auch nicht die entfernteste Spur sehe, macht mir heute noch den ärmsten unserer Bauern zu einem reichern, höheren Geist als alle Weisen Griechenlands und Roms“ (zit. nach Below, Leo, S.   ). Diese Abwehrstellung gegen die Antike ist nicht nur mit der üblichen Erklärung, Leo sei der „echteste Romantiker unter den Geschichtsschreibern des 19. Jahrhunderts“ zu fassen. Hinter dieser Kritik an der Antike stand die von der Position eines fanatischen Reaktionärs gepredigte Feindschaft gegen das fortschrittliche Bürgertum seiner Zeit und dessen hochentwickelte, in klassizistisches Gewand gekleidete Kultur. Das pseudodemokratische Ausspielen der „ärmsten unserer Bauern“ gegen den Klassizismus und die Spitzenleistungen antiker Kultur lag hierbei auf gleicher Ebene, indem gerade die ideologisch rückständigsten Seiten der Bauernschaft, Mystik, religiöse Vorurteile und Aberglaube, gegen die neue, an wissenschaftlichen und rationalen Erkenntnissen interessierte kapitalistische Gesellschaftsordnung gerichtet wurden.

Leo war seit dem Beginn der dreißiger Jahre und seiner Übersiedlung nach Halle ein leidenschaftlich-reaktionärer Kämpfer gegen den sich entwickelnden deutschen Kapitalismus. Die technischen Neuerungen, besonders den Eisenbahnbau, den er lediglich als Mittel zur Niederschlagung von Revolutionen gelten ließ, betrachtete er mit Misstrauen oder Ablehnung, was ihn andererseits nicht hinderte, die Aussteuergelder für seine Tochter in Eisenbahn-Aktien anzulegen. Die Gleichheits- und Freiheitsforderungen der Bourgeoisie und deren ideologische Wortführer bezeichnete er kurzweg als „liberalen Mist“. Bei seiner Kritik am Kapitalismus kam er zwar verschiedentlich zu sehr treffenden Bemerkungen über Erscheinungsformen kapitalistischer Ausbeutung, doch stand er stets auf der Position des Reaktionärs. Obwohl er bald erkennen musste, dass er mit seiner Kritik in die Isolierung geriet und auf verlorenem Posten stand, blieb er bei seinem unflätigen Hass gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung. Unfähig, die historische Notwendigkeit des Kapitalismus zu würdigen, hasste er ihn, weil er dessen revolutionären Charakter erkannte. Er sah, dass die kirchlich-feudalen Ideologien zerschlagen wurden - deshalb sein „Kreutzige! Kreutzige!“ bei der Charakterisierung der Hegelianer. Sein Kampf richtete sich vor allem gegen den bürgerlichen Liberalismus, doch ging er mit gleicher Schärfe gegen alle sozialistischen Ideen vor, selbst wenn sie noch mit christlichen Gedanken verbunden waren. Sozialismus war ihm stinkende „Jauche“: „Ein Glas Wein [=Christentum] in eine Jauche gegossen, hört sofort auf, Wein zu sein und wird Jauche“, schrieb er am 04.11.1843 in Hengstenbergs „Evangelischer Kirchenzeitung“. Als Leo 1856 in Anwesenheit des Königs einen Vortrag über Thomas Müntzer gehalten hatte (Thomas Münzer, ein Vortrag im Evangelischen Verein Berlin), konnte Karl Marx wohl nicht mit Unrecht vermuten, daß [...] (an Engels, 05.03.1856).

Das Mittel gegen die Revolution sah er in barbarischen konter-revolutionären Vernichtungskriegen. Er gefiel sich darin, „als blutrünstiger Militarist lärmend herumzupoltern, der à tout prix Blut fließen sehen will und vom ‚Verschlingen unserer miserablen Nachbarnationen‘ spricht“ (Schoeps, Anderes Preußen, S. 158). Der kriegerische Geist für einen gerechten nationalen Befreiungskrieg der Jahre 1813/15 mündete bei Leo in unverhüllten Militarismus. 1847 zog er gegen die Polen zu Felde, die er angeblich seit seiner Breslauer Studienzeit hasse und verachte - obwohl er in seinen Jugenderinnerungen nichts darüber zu sagen weiß: Es erscheint ihm als das Sinnvollste, die Polen in einem Ausrottungskrieg „ehrlich und ritterlich“ untergehen zu lassen oder sie zur Auswanderung und Aufgabe ihrer Nationalität zu zwingen (an Karl von Rappard, 05.01.1847). Im Jahre 1853 schrieb er - unter Anrufung Gottes - sein berüchtigtes, gegen Revolution und bürgerlichen Liberalismus gerichtetes Wort vom „frischen, fröhlichen Krieg“, der endlich eine wünschenswerte Bevölkerungsdezimierung herbeiführen solle: „Gott erlöse uns von der europäischen Völkerfäulniß und schicke uns einen frischen, fröhlichen Krieg, der Europa durchtobt, die Bevölkerung sichtet und das skrophulose Gesindel zertritt, was jetzt den Raum zu eng macht, um noch ein ordentliches Menschenleben in der Stickluft führen zu können“ (Junibericht Leos im „Volksblatt für Stadt und Land“, 1853; vgl. auch den dortigen Februar/März-Bericht 1859). Mit diesem barbarisch-kraftstrotzenden Zynismus, der sich mit Kulturpessimismus paarte, nahm Leo in vieler Beziehung Nietzsche oder auch Spengler vorweg.

Leos Gesellschaftsideal war der spätmittelalterliche Ständestaat. Er erstrebte als politische Lösung der deutschen Frage einen großdeutschen Bund monarchischer Staaten. Das konservative Preußen als Machtstaat, gestützt auf Monarchie, Beamtentum und Militär erschien ihm vorbildlich. Seine Bejahung Preußens gipfelte im Bekenntnis zur Macht des Königtums. Preußen erschien ihm im wesentlichen als „ein Werk seiner Könige“. Ohne Königtum „muß Preußen sterben“, weshalb er sich zur ideologischen Stütze dieses Königtums berufen fühlte.

Auch seine Geschichtswerke, nach neuerem Urteil überwiegend „rezeptive Kompilationen“ (Schoeps), stellte er in den Dienst des politischen Kampfes. Sein umfassendstes Werk, das 1835-1844 in sechs Bänden erschienene „Lehrbuch der Universalgeschichte“ habe, wie er an Ernst Ludwig von Gerlach schrieb (17.07.1835), den Zweck, dem bürgerlich-liberalen „Geschichtsunterricht entgegenzuarbeiten, der die geschichtlichen Objekte benutzt, um die Menschen sittlich zu neutralisieren.“ Auch der von ihm geprägte und in die bürgerliche Geschichtsschreibung eingeführte Begriff „naturwüchsig“ - er bezeichnete die Wortprägung selbst als „eine meiner verdienstlichsten Taten in dieser Welt“ - war als Gegensatz zu allem mechanisch Gemachten gedacht, d. h. nach seiner Auffassung gegen die Revolution gerichtet.

Auf der gleichen Ebene lagen seine religiösen Gedanken, die einen breiten Raum in Leos Denken einnahmen. Fast jeden der Privatbriefe seit den 30er Jahren beschloss er mit einem Anruf Gottes.

Als er 1816 in die Studienzeit eintrat, war er nach seinem eigenen Geständnis noch „ein religiös bodenloser, völlig indifferenter Mensch“. Die entschiedene Hinwendung zum Glauben“ und zur kirchlichen Reaktion erfolgte am Beginn der 30er Jahre, wobei vor allem die Frontstellung gegen die französische Julirevolution 1830 mitspielte, durch die er in „einen völlig krankhaften Zustand geraten sein will.“ Allerdings hatte Leo bereits während der Berliner Zeit Verbindungen zu Ernst Wilhelm Hengstenberg (1802-1869, ab 1826 Prof. der Theologie in Berlin), dem ehemaligen Bonner Burschenschafter und in Berlin Begründer der reaktionären neulutherischen Orthodoxie, aufgenommen, dessen 1827 gegründete „Evangelische Kirchenzeitung“ für ihn ein wichtiges Publikationsorgan seiner Auffassungen wurde. Auf jeden Fall konnte August Tholuck (1799-1877, ab 1826 Prof. d. Theologie in Halle) am 15.04.1833 in einem Briefe schreiben, sein Kollege Leo habe vor kurzem in einer Vorlesung bekannt, zum Glauben gekommen zu sein. Ein Jahr vorher, 1832, hatte er den stockreaktionären Ernst Ludwig von Gerlach (1795-1877, ab 1829 Landesgerichtsdirektor in Halle), das Haupt der politischen Vertreter der „Erweckungsbewegung“ kennengelernt, dessen Missionsstunden er besuchte und mit dem er für die nächsten Jahrzehnte eng zusammenarbeitete. Religion wurde für Leo Mittel und zugleich Zweck seiner politischen Auffassungen. „Das unserer Zeit fehlende und immer mehr Abhandenkommende ist die Furcht Gottes“, schrieb er im März 1850 an Karl von Rappard, „und besser wird es nicht, bis sie wiederkömmt. Ueberall aber, wo die Furcht Gottes Sache der Massen gewesen ist, hat sich der liebe Gott selbst die Mühe genommen, praeceptor zu sein, denn es gehört dazu erstens fühlbares Unglück und zweitens lange Bedrohung ... Die Massen bedürfen der göttlichen Peitsche“ - weshalb beispielsweise furchtbare Choleraepidemien, wie sie Europa seit 1829 in mehreren Wellen verheerend durchzogen hatten, außerordentlich nützliche Willensäußerungen Gottes sind. Im gleichen Jahre 1850 schrieb er an Hengstenberg: „Daß erst eine neue geistliche Zucht den Gehorsam wieder pflanzen und der Obrigkeit den Boden bereiten muß, ist klar.“ Damit lenkte Leo - obwohl er äußerlich Lutheraner blieb - zur katholischen Kirche zurück, die er bejahte, weil er ihre Massenwirksamkeit durch Liturgie, Vigilien, Chorgesang und Bilderschmuck der Gotteshäuser erkannte und sie außerdem allein mit Strenge und Konsequenz das Richtige festgehalten habe: nämlich in ihrem Bischoftum „das monarchische Moment“. In einem Brief an Leopold von Gerlach (1790-1861) begründete er diese Parallelisierung von Bistum und Monarchie, „denn im Bistum ist der Gedanke in eben dem Grade monarchisch als in der [evangelischen] Synodalverfassung, welche mir auf dem furchtbarsten Mißverstand kirchlicher Ordnung zu ruhen scheint, republikanisch. Dort überall die Ableitung des obrigkeitlichen Amtes von oben, von Christus durch die Apostel, durch die Sukzession der Bischöfe ... nirgends eine Bestellung zu einem höheren Amte durch einen niederen Mann, hier alle Vorstellungen von unten, überall mechanische Majoritätsentscheidung ... dünn, dünn, winddünn darüber schwebend Christus der Herr“ (11.12.1852).

Hatte Leo als Student 1817 auf dem Wartburgfest die Reformation als Beginn bürgerlicher Freiheit mitgefeiert, so wurde er als Mann zum Gegner der Reformation, namentlich in ihrer calvinistischen Prägung. Auch hier ist der politisch-reaktionäre Standort eindeutig, erschienen ihm jetzt doch Reformation und Calvinismus als „Quelle und Ursprung alles später Europa zerreißenden revolutionären Stoffes.“ Calvin habe mit seiner Forderung, die Kirche demokratisch zu ordnen, die revolutionäre Idee der Volkssouveränität verschuldet. Selbst Luthers Schrift an den christlichen Adel hielt er-für ein „demagogisches Buch“ und die Abschaffung der hierarchischen Kirchengewalt erschien ihm als die Hauptsünde der Reformation. Er trat deshalb für eine neue una sancta, eine „evangelische Katholizität“ ein, wobei er als kirchenpolitisches Ziel die Rückkehr zur Confessio Augustana von 1530 erstrebte, deren Kompromissbereitschaft mit der alten Lehre seinen Beifall fand. „Wer ein Deutsches Reich will“, spitzte er die religiöse Frage auf das Problem der deutschen Einheit zu, „der muß zuerst wieder eine einige feste deutsche Kirche haben - das predigt die Geschichte nun seit sechs Jahrhunderten - und es ist, als wären Trommelfelle von Eiter durch- fault und niemand hört auch nur eine Silbe.“ 1860 nahm er an der Erfurter Konferenz evangelischer und katholischer Christen teil, die den Versuch eines konterrevolutionären Bündnisses beider Konfessionen erstrebte, um hierdurch, wie es Leo ausdrückte, „eine über das Kreuz gereichte Bruderhand zur Konfoederation gegen Revolution und Antichristentum“ auszustrecken.

Bei solchen politischen, kulturellen und religiösen Auffassungen kam Leo der preußischen Politik unter Friedrich Wilhelm IV. sehr gelegen. Jahrzehntelang fungierte er als Vertrauensmann und in gewisser Beziehung als Agent der preußischen Regierungskreise an der Halleschen Universität. Bereits seit dem Beginn der dreißiger Jahre sandte er geheime Mitteilungen über Universitätsverhältnisse mit Hilfe Hegels, „dessen zarter Discretion ich vertrauen durfte“, an das Ministerium Altenstein. 1849 intrigierte er beispielsweise über seinen Gesinnungsgenossen Leopold von Gerlach, dem Generaladjutanten des Königs, gegen die Berufung von Robert Prutz (1816-1872) nach Halle und machte auch seinen Einfluss geltend, ihm missliebige wissenschaftlich-politische Gegner beim König zu diskriminieren.

Die äußere Anerkennung seiner konterrevolutionären Haltung kam 1848. Wenn die Revolution siegen würde, war seine Meinung im Frühjahr 1848, „so endigt die deutsche Nation als ein Haufe verlumptes Gesindel!“ (an Karl von Rappard). Den über Berlin durch das Ministerium Brandenburg verhängten Belagerungszustand bezeichnete er als „besondere Wohltat Gottes“. Als sich Ende Oktober 1848 die preußische Reaktion auf das endgültige Niederschlagen der Revolution vorbereitete, kam Leos große Stunde: Gemeinsam mit Ludwig von Gerlach wurde er Berater des Ministeriums Brandenburg. Von ihm stammte die am 08.11.1848 verlesene Proklamation des Königs, durch die die preußische Nationalversammlung vertagt und später aus der Hauptstadt abgeschoben wurde.

Eine letzte Schwenkung, die den konsequenten Schlussstein seiner reaktionären Ideologie bildete, vollzog er - seit 1863 auch äußerlich als Mitglied des preußischen Herrenhauses ausgezeichnet - im Jahre 1866. Zu diesem Zeitpunkt verließ er seine bisherigen konservativen Bundesgenossen, wechselte ins Lager der Bismarckanhänger und bestätigte damit die Einschätzung Jahns von 1844, der Leo einen „staatlichen Wetterhahn“ genannt hatte. Er verließ und verriet die Brüder Gerlach, wie er einst als Student die alten Freunde und später als Professor seinen Lehrer Hegel verlassen hatte und schwenkte ins Lager der stärkeren Bataillone. Er sah in Bismarck die „mystische Gewalt der Persönlichkeit“. Die auf persönlicher Macht, Herrschaft und brutaler Gewalt beruhende Staatsbildung, wie er sie in seinen Geschichtswerken für die Territorialbildungen des späten Mittelalters geschildert hatte, fand er im Bismarckschen Bonapartismus verwirklicht. Im Jahre 1878 ist Leo, dieser Reaktionär aus Passion, gestorben.

Aus der Schar der Teilnehmer des Wartburgfestes von 1817 bietet sein Lebenslauf eines der extremsten Beispiele der Hinwendung zur Reaktion und ist an äußerer Bedeutung und politisch-ideologischer Wirksamkeit nur vergleichbar mit der ähnlich verlaufenden Entwicklung von ->Friedrich Wilhelm Krummacher.

Im Nachruf seines Schülers Moritz Heyne (...-...) hieß es 1879 u. a. dass Leo im persönlichen Umgang „einer der liebenswürdigsten“ Menschen gewesen sei. Wie sich dieser Pfarrerssohn und berserkerhaft-professorale Intellektuelle menschlich selbst einschätzte, hat er außer in seinen bereits erwähnten Jugenderinnerungen vor allem in einem Brief an Ludwig von Gerlach vom 29.08.1836 gesagt, in dem es hieß: „Ich möchte über die Neigung zu lieblosem Wesen in mir oft bittere Tränen weinen -wenn ich könnte.“ Dass das Anschließen an die jeweils Mächtigen Leos Grundhaltung zumindest seit dem Abschluss der Studienzeit gewesen ist, hat zweifellos Leopold von Gerlach sehr treffend erkannt, wenn er schrieb: Leo „wäre schwerlich im ersten Jahrhundert Christ geworden - aus historisch pantheistischer Anerkennung des Imperium Romanum.“

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 88; EQ Bl. 75; SfB S. 7, Nr. 1; GW, Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 132); WL Nr. 113; Leo, Jugendzeit, S. 150-165; Keil, Wartburgfeste, S. 33; Ev.-luth. KG Rudolstadt; Ev.-luth. KG Braunsdorf, SR 1801-1821, Jg. 1807, Bl. 229a, Nr. 20; UA Wrocaw, Album inskribierter Studenten Philosophische Fakultät; UB Jena, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 398; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 24, Nr. 374; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 56 Nr. 403 (ungenau); UA Berlin, Habilitationen Privatdozenten Phil. Fak. 1824/28, Bd. III, Bl. 60-75; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. L, Nr. 16; Leo, Briefe; Bonwetsch, Briefe Leos an Hengstenberg; Kraus, Aus Leos Monatsberichten und Briefen; Leo, Jugendzeit; ADB, Bd. XVIII, S. 288-294; Below, Leo; Below, Geschichtsschreibung; Dürre, Aufzeichnungen, S. 727; Fueter, Historiographie; Keil, Gründung Burschenschaft Jena, S. 155 (1. Aufl.); Kolde, Universität Erlangen, S. 272; Krägelin, Leo; Landsberg, Geschichte Rechtswissenschaft, III, Abt. 2, S. 144; Lemmer, Hallesche Universitäts-Germanistik, S. 1125-1126; Lenz, Geschichte Universität Berlin, Teil II, Bd. 1, S. 275ff., 277ff.; Marx/Engels, Briefwechsel, Bd. .., S. ..., Masur, Leo; Mautz, Leos „Naturlehre“; Nicolai, Breslauer Burschenschaft, S. 20, 25, 26, 29, 37, 39, 40; Quellen und Darstellungen, Bde. I, II, III, IV, V (Register); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 36, 39, 114, 126-131, 163-164, 175-176, 202, 269-270, 277, 300, 354; Schoeps, Anderes Preußen, S.143-194, 354-357 (mit Lit. u. Bibl. 1. Aufl.); Srbik, Geist und Geschichte; Timm, Fach Geschichte Universität Halle, S. ....

Student der Kunstakademie Dresden (Historienmalerei);
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Leskow wurde im Juni 1816 an der Kunstakademie Dresden immatrikuliert (vgl. ->Flor).

Einquartierung: Meister Carl Sachsland (588)
Präsenzliste: 257
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: Leskow; WL Nr. 152; GStA München, MA III, Sachsen, Nr. 14 ([o. P.] Anlage zu Bericht 33); Kügelgen, Jugenderinnerungen, S. 342: aus Mecklenburg [lt. Ergänzung d. Hg. ebd. S. 342, Anm. 2, geb. 1793 in Hamburg. - In den TR der fünf Hauptkirchen und den Kirchen St. Pauli und St. Georg nicht gefunden, ebenso nicht in Adressbüchern Hamburgs 1793-1800 nachweisbar (Auskunft StA Hamburg, 18.12.1957)].

(stud. cam. Jena);
* 17.06.1793 in Mengeringhausen, Fstm. Waldeck;
+ 22.12.1874 in Wallerstein bei Nördlingen, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: L., Johann Wilhelm von (1743-1830, „Fürstl. Hof- und Kammerrath“);
Mutter: von L. geb. Diesmann;
Verheiratet mit: ?;

Lesuire immatrikulierte kurz nach dem Wartburgfest, am 23.10. 1817, als stud. cam. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft. Wie seine Landsleute ->Carl August Cramer und ->Seiler war er Stipendiat des Fürsten Ludwig zu Oettingen-Wallerstein. Und wie diese wurde er von dem ebenfalls aus Wallerstein stammenden Karl Ludwig von Knebel bei Goethe eingeführt. Gemeinsam mit ->C.A. Cramer und ->Seiler nahm er auch am Wartburgfest teil und war mit ihnen am Abend des 18.10.1817 auf dem Wartenberg anwesend. Die drei Studenten verließen die abendliche Feier jedoch vorzeitig und wanderten bereits am Morgen des 19.10. wieder nach Jena zurück.

Einquartierung: Meister Georg Ratz (163)
Präsenzliste: 258/207
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Um dem Verdacht staatsgefährdender Gesinnung zu entgehen, beeilten sie sich, in einem Bericht an den Fürsten zu Oettingen-Wallerstein vom 23.12.1817 zu versichern, von der Verbrennung literarischer Werke etc. „weder in Eisenach noch auf dem Wardenberg das Mindeste gehört noch wahrgenommen“ zu haben. „Eure Hochfürst. Durchleucht werden sich hieraus gnädigst zu überzeugen geruhen, daß wir von dem Verbrennen der Schriften etc. vorher nicht einmal das Mindeste erfahren, noch weniger aber dem Akt des Verbrennens selbst beigewohnt haben.“ Später war L. Fürstlich-Oettingen-Wallersteinscher Domänenrat zu Wallerstein.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 207; EQ Bl. 76: Lesire [irrtümlich] WL Nr. 271; Ev.-luth. KG Ehringen-Wallerstein, III, KB Ehringen, Jg. 1794, S. 73, Nr. 4; IV, TrR Jg. 1837, S. 9, Nr. 7; SR Jg. 1874, S. 128, Nr. 19; III, SR S. 58, Nr. 8: Schreibweise unterschiedlich, sowohl „Le Suire“ als auch „von Lesuire“ UB Jena, Matrikel: Emil Le Suire, Bayern; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (22.10.1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 543: Lesuire; Arch. Harburg-Wallerstein, I, XX, 4; Eberhardt, Goethe und das Ries, S. 24-27; Auskünfte Dr. V. v. Volckamer, Schloß Harburg; Pfarrer W. Seegmüller, Ehringen-Wallerstein.

stud. jur. Heidelberg;
* 10.05.1799 in Kienitz, Kr. Soldin, Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ 03.12.1868 in Berlin, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: ? (1799 Kreiskassenbeamter und Domänenpächter, später Gutsbesitzer und Landrat in Soldin);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lette wuchs in einer preußischen Beamtenfamilie auf, die „von den freisinnigen Ideen der großen französischen Bewegung erfüllt“ war. Ab 1813 war er Schüler des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin. Hier wurde er Anhänger Jahns und der Turnbewegung. 1815 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, kam aber nicht zum Einsatz. Michaelis 1816 legte er das Abitur ab. Am 30.09.1816 ließ er sich an der Berliner Universität immatrikulieren, begann sein Studium jedoch erst im WS 1816 als stud. jur. an der Univ. Heidelberg, immatrikuliert am 02.11.1816. Hier wurde er Mitglied der Burschenschaft und 1817 Vorsteher. In Heidelberg gehörte er - wie auch später in Berlin - zu den Schülern Hegels (vgl. ->Carove), sympathisierte jedoch auch mit Ideen der Gießener „Schwarzen“ Er kam gemeinsam mit ->Kahl (vgl. ->Beck, ->Düring) von Darmstadt als Agitator für die „Adressenbewegung“ nach Eisenach, will jedoch von der Verbrennungsszene erst nachträglich erfahren haben (Aussage Verhör Frankfurt a. d. Oder, 23.10.1820).

Einquartierung: Meister Carl Sachsland (588)
Präsenzliste: 259/10
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nachdem er sich im Frühjahr 1818 vor allem in Göttingen aufgehalten zu haben scheint, ohne hier immatrikuliert zu sein, finden wir ihn ab 10.06.1818 erneut an der Univ. Berlin immatrikuliert. An den Gründungsverhandlungen für eine Allgemeine Deutsche Burschenschaft Ostern 1818 in Jena nahm er aber noch als (inoffizieller) Vertreter Heidelbergs teil.

In Berlin hatte er erneut engen Kontakt zu Jahn und war führend am Aufbau der Berliner Burschenschaft beteiligt, deren Gründungsversammlung am 02.06.1818 mit 57 Mitgliedern in seiner Studentenstube stattfand. Die in der Heidelberger Zeit begonnene Freundschaft mit ->Jung wurde nach dessen Übersiedlung nach Berlin fortgesetzt. L. scheint jedoch weniger Bindungen an bürgerliche Kreise als der schon ältere Freund gehabt zu haben, er war aber Teilnehmer der politischen Zirkel bei ->Plehwe.

Von ->Karl Ludwig Sand, der ihn gemeinsam mit->Haberland im Herbst 1818 aufsuchte und bei ihm freundschaftliche Aufnahme fand, erhielt er Karl Follens Revolutionslied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“. Im Gegensatz zu ->Jung verbreitete L. dieses Lied weiter. Um den sich abzeichnenden staatlichen Repressalien zu entgehen, ließ er sich am 16.08.1819 in Berlin exmatrikulieren (vier Wochen vor Beginn der Verhaftungswelle) und immatrikulierte am 14.10.1819 an der Univ. Göttingen. Auf Antrag der Berliner Immediat-Untersuchungskommission wurde er hier jedoch durch das Akademische Gericht verhört und über seine Bekanntschaft mit ->Sand und die Verbreitung des Revolutionsliedes am 04./05.03.1820 befragt. Nach anfänglichem ängstlichen Leugnen und einem Meineid gab er seine Bekanntschaft mit ->Sand und die Verbreitung des Liedes zu, nachdem ihm die Aussagen ->Sands und ->Jungs entgegengehalten wurden. Das Ergebnis dieses Geständnisses waren 14 Tage Karzerhaft, der sich auf Grund des Meineides das consilium abeundi anschloss.

Wahrscheinlich auf Veranlassung des im Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O. als Landrat tätigen Vaters ging L. 1820 wieder nach Preußen zurück, wo er in Frankfurt a. d. O. als Auskultator angestellt wurde. Hier eröffnete man am 15.04.1820 auf Grund des Göttinger Verhörprotokolls und Preußischen Allgemeinen Landrechts, Teil II, Titel 20, § 151, die Kriminaluntersuchung gegen ihn. Unter gleichzeitigem Ausschluss aus dem Staatsdienst wurde er zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und in die Berliner Hausvogtei überführt, „weil er ein mit revolutionairen Ideen und bitteren Tadel gegen die bestehenden Regierungen angefülltes Lied weiter verbreitete“. Trotz dieses Prozesses - vielleicht auf Grund des Einflusses des Vaters - wurde Lette nach der Haft im Staatsdienst angestellt. 1821 war er Patrimonialrichter in Soldin, 1835 Oberlandesgerichtsrat in Posen, 1840 Dirigent der volks- und landwirtschaftlichen Abteilung der Regierung in Frankfurt a. d. O., 1843 Vortragender Rat im Ministerium des Innern, ab 1845 Mitglied des Preußischen Staatsrats und Präsident des Revisionskollegiums für Landeskultursachen in Berlin.

Politisch bürgerlicher Liberaler und konstitutioneller Monarchist, tendierte er in Sozialfragen zum kleinbürgerlich-demokratischen Flügel. Er war Mitbegründer und 1848-1868 Vorsitzender des „Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen“ (ZWAK), einer Vereinigung von liberalen Unternehmern, Intellektuellen und höheren Beamten mit dem Ziel, auf der Grundlage des Manchestertums die Lage der Arbeiter durch Schaffung von Sparkassen, Versicherungen, Genossenschaften (Schulze-Delitzsch) und der Unterstützung des Volksschulwesens (Diesterweg) zu verbessern. Der ZWAK diente - bei aller subjektiven Ehrlichkeit und individueller Lauterkeit von L. - objektiv den Interessen der Bourgeoisie und deren Versuch, die Emanzipation der Arbeiterklasse zu verhindern bzw. unter bürgerlicher Kontrolle zu halten. Außerdem verdankten ihm noch andere kleinbürgerliche Vereinigungen ihre Entstehung oder Förderung, z. B. der „Große Berliner Handwerkerverein“, der „Frauenverein für Fröbel‘sche Kindergärten“, der „Zentral-Darlehenskassenverein“, und der „Verein zur Beförderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts“ usw.

Die Revolution von 1848 wurde von ihm im Sinne der liberalen Bourgeoisie begrüßt; er wandte sich aber gegen eine demokratische Weiterführung der Revolution. In Berlin war er Mitbegründer und Leiter des „Konstitutionellen Klubs“ und Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Er trat 1848 als „liberaler Bürokrat“ (Mehring) mit Stephan Born in Kontakt und versuchte, das „Zentralkomitee für Arbeiter“ auf bürgerliche Positionen zu ziehen (gemeinsame Organisation mit liberalen Bourgeois‘), was von Born abgelehnt wurde.

„Mit seinen früheren Universitätsfreunden zog er nach Frankfurt in die Paulskirche voll freudiger Hoffnungen und Wünschen für die Größe und Einheit des Vaterlandes; er täuschte sich wie die übrigen“ (Nekrolog). In Frankfurt gehörte er zum rechten Zentrum („Casino“) und war im volkswirtschaftlichen Ausschuss tätig.

Nach 1848 war er Repressalien unterworfen und wurde in der Ära Manteuffel wegen seiner Haltung von 1848 zur Rechenschaft gezogen. Aus dem Staatsrat wurde er ausgeschlossen und aus dem Landesökonomiekollegium entlassen. Ein auf ausdrücklichen Wunsch des Königs unternommener Versuch, ihn auch als Präsident des Gerichtshofes für Landeskultursachen abzusetzen, scheiterte, da sich Lette als Abgeordneter der 2. Kammer des preußischen Abgeordnetenhauses (seit 1852) Rückendeckung schuf.

1867 wurde er Mitglied des Norddeutschen Reichstags, doch verhinderte hier sein bald danach erfolgter Tod eine weitere Tätigkeit im Interesse des bürgerlichen Liberalismus.

Lette veröffentlichte u. a. (mit Rönne) „Die Landeskulturgesetzgebung des preußischen Staates“, 3 Bde., Berlin 1853 f. und den „Entwurf einer Landgemeindeordnung für die sechs östlichen Provinzen der preußischen Monarchie und eines die ländliche Polizeiverwaltung betreffenden Gesetzes“, Berlin 1854; außerdem eine Arbeit „Über die Verfassungszustände in Preußen“, Berlin 1857.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 10; EQ Bl. 67; WL Nr. 153; Keil, Wartburgfeste, S. 32; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. L, Nr. 4; Neumann, Geographisches Lexikon, S. 574; Ev.-luth. KG Berlin, SR Dreifaltigkeitskirche Jg. 1868, S. 77, Nr. 498; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Vol. I, Bl. 128-131; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1712; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVIII, Nr. 19, § 29 u. passim; Rep. 77, Tit. XXI, Litt. L, Nr. 4 (Spezialakte 1820-1825); Rep. 77, Tit. XXV L, Litt. L, Nr. 1 (Spezialakte 1820); ADB, Bd. XVIII, S. 459 f. (fehlerhaft); Bergsträsser, Briefe Frankfurter Parlament; Bürgerliche Parteien Deutschland, Bd. II, S. 872-876 (mit Lit.); Burschenschaftliche Blätter, 4. Jg., SS 1890, S. 253; 11.Jg., WS 1896/97, S. 282; Darstellungen und Quellen, Bd. 3, S. 292; Dietz, Burschenschafter Paulskirche; Dietz, Burschenschaft Heidelberg, S. 19, 24; Dietz, Beiträge Heidelberger Studentenleben, S. 54; Haupt, Follen, S. 40, 76, 90, 94, 103 f.; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S. 21; Hug, Demagogische Umtriebe Burschenschaften, S. 48-55; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang, S. 11; Koch, Stammbuch meines Vaters, S. 6; Mehring, Schriften, Bd. 1, S. 434; Meyers Konversations-Lexikon, 2. Aufl., Bd. 10 (1868), S. 784 f.; Nekrolog Lette; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 54; Bd. II, S. 268; Bd. III, S. 44, 56; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 38, 48, 52, 62, 85, 89, 110.

stud. theol. Gießen;
* 19.02.1797 in Gießen, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: L., Johann Georg Friedrich (1797 „Philosophie Doktor und außerordentl. Professor auch Pädagoglehrer“; 1815 Inspektor zu Butzbach);
Mutter: L. geb. Schulz, Louise Christiane (1774-?);
Verheiratet mit: ?;

Leun wurde am 28.04.1815 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er war Gießener Landsmannschafter.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 260/354
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unmittelbar nach dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Göttingen. Hier immatrikulierte er am 09.11.1817 und wurde ein Freund Heinrich von Gagerns.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 354: Göttingen; Ev. KG Gießen, TR Gesamtgemeinde, Jg. 1797 und 1774; UA Gießen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H.v. Gagern, Eintragung Göttingen 05.03.1818.

stud. med. Berlin;
* 10.07.1796 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: L., Friedrich Wilhelm (1757-?, Kaufmann (Wechselmakler) in Berlin);
Mutter: L. geb. Baur, Barbara Charlotte Katharina (1763-?);
Verheiratet mit: ?;

Gustav Lieber war der ältere Bruder des später bekannten Philhellenen und Professors an der Universität Süd-Carolina (USA), Franz. Lieber (1798-1872). Er studierte vom 09.02.1816 bis 10.04.1818 an der Univ. Berlin. Beide Brüder waren begeisterte Turner und Schüler Jahns, dessen Frau ihre Base war. Sie gehörten zum Kreis der patriotischen Studenten Berlins, verkehrten im Hause des Buchhändlers Reimer, waren Teilnehmer des Zirkels bei –>Jung und Freunde von ->Rödiger usw.

G. Lieber war mit großer Wahrscheinlichkeit Mitwisser und Mitinitiator der Verbrennungsszene auf dem Wartenberg.

Einquartierung: Sebastian Anhalt (485)
Präsenzliste: 261
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Mit Empfehlungen Jahns an ->Oken versehen, wechselte L. im Frühjahre 1818 an die Univ. Jena, immatrikuliert am 02.04.1818. Er trat der Burschenschaft bei und nahm als Beobachter am 1. Burschentag teil. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist er sowohl in der burschenschaftlichen Arbeit als auch allgemein politisch weniger hervorgetreten, hat sich jedoch intensiv für das Zustandekommen einer Allgemeinen Deutschen Burschenschaft eingesetzt und die Ideen Jahns vertreten.

Er beendete sein Studium in Berlin. Am 21.04.1819 wieder hier immatrikuliert, promovierte er am 10.08.1821 zum Dr. med. mit der Arbeit: „Monstri molae specimen prae se ferentis descriptio anatomica“.

Von politischen Untersuchungen blieb er offenbar im Gegensatz zu seinem Bruder verschont.

Später war er als Arzt in Berlin tätig.

Anmerkungen:

Nach Lenz, Geschichte Universität Berlin, II, 1, S. 37 soll auch Franz Lieber Teilnehmer des Wartburgfestes gewesen sein. Ein Quellenbeleg ließ sich nicht finden.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67; WL Nr. 157; Keil, Wartburgfeste, S. 32 (Erinnerungen ->Zober); Ev.-luth. KG Berlin, TR St. Petri Jg. 1796, S. 116; TrR St. Petri Jg. 1781, S. 92; TR St.Nikolai Jg. 1757, S. 347; TR St. Petri Jg. 1763, S. 124; UA Berlin, Matrikel Nr. 2/7, 339/9; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 589: Loeber (irrtümlich); UA Berlin, Abgangszeugnisse Vol. IV, Bl. 30; ebd. Litt. K, Nr. 1; Litt. M, Nr. 1, Vol. I, Bl. 65-67, 68, 100; GLA Karlsruhe, Abt. 205, Nr. 1712; StaBi München, Autogr. V A, Nachlaß Oken, Bl. 67-69; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 11 u. ö.; Jahn, Briefe, S. 500; Quellen und Darstellungen, Bd. XIII, S. 114-117; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34.

stud. theol. Jena;
* 09.02.1795 in Bürgel, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 20.02.1844 in Beutnitz, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: L., Christian Albert Heinrich (1756-?, Schulrektor und Kantor in Bürgel, später Pfarrer in Beutnitz);
Mutter: L. geb. Weidler, Christiane Friederike Rosine (1757-1829);
Verheiratet mit: ?;

Liebeskind wurde am 23.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Hegereiter Balzer (472)
Präsenzliste: 262/222
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 6

Ab 1833 war er als Nachfolger seines Vaters Pfarrer in Beutnitz bei Jena, wo er bis zu seinem Tode 1844 verblieb.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 222; EQ Bl. 73; SfB S. 10, Nr. 6; ML (Nr. 49): Diebeskind (irrtümlich); WL Nr. 53; Ev.-luth. KG Bürgel, KB S. 30 und 137; Ev.-luth. KG Beutnitz und Naura 1822-1847, S. 273; Chronik von Beutnitz und Golmsdorf 1825-1945, S. 258 [Standort PA Beutnitz]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 223.

stud. theol. Leipzig;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Linstedt war vom 01.04.1814 bis 17.09.1819 als stud. theol. an der Univ. Leipzig immatrikuliert und Mitglied der „Lusatia“. Burschenschaftlich-patriotischen Gedankengängen zeigte er sich besonders aufgeschlossen (vgl. auch ->Seyffert).

Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Leipzigs teil und zusammen mit ->Binzer, ->Lauteren, ->Sartorius und ->Scheidler war er Anführer und „Burgmann“ (Ordner) des Festzuges zur Wartburg am 18.10.1817.

Einquartierung: Frau Gessert (für 299 Meister Rudloff) (324)
Präsenzliste: 263/106
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 10

Anmerkungen:

In den ev.-luth. Kirchenbüchern sowie den Adressbüchern von Dresden im Zeitraum 1785-1802 nicht aufgefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 106: Linstedt; EQ Bl. 69; SfB S. 3, Nr. 10; ML (Nr. 133); WL Nr. 212; Kieser, Wartburgfest, S. 21: Lynstedt; UA Leipzig, Matrikel: Linstädt; Gerlach, Corps-Listen, S. 901, Nr. 89: Linnstedt; Geschichte Corps Lusatia, S. 44, 162 Nr. 91; Leonhardt, Leipziger Burschenschaft, S. 9.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lippe war als Stadtrat und Stadtältester des Rates der Stadt Eisenach für die Unterbringung der Teilnehmer des Wartburgfestes verantwortlich. In einem Umlauf vom 07.10.1817 forderte er die Bevölkerung auf, Privatquartiere zur Verfügung zu stellen und er organisierte auch die Verteilung der Quartiere.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 264
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Kühn, Wartburgfest, S. 29-32.

stud. jur. Göttingen;
* ? in Stettin, Pommern, Kgr. Preußen;
+ ? In ?;
?;
Vater: ? (Bäcker in Stettin);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Loewener begann sein Studium als stud. jur. an der Univ. Berlin. Hier war er vom 23.10.1815 bis 16.04.1817 immatrikuliert. Im Frühjahr 1817 wechselte er an die Univ. Göttingen, wo er am 26.04.1817 in die Matrikel eingetragen wurde.

Einquartierung: Frau Hofadvokatin Bruchleb (625)
Präsenzliste: 265/25
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 6

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 25; EQ Bl. 67: Loebener (irrtümlich); SfB S. 2, Nr. 6; ML (Nr. 134): Locewenner [irrtümlich]; WL Nr. 154; UA Berlin, Matrikel, Nr. 64/6; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Abgangszeugnisse Vol. III, Bl. 53.

stud. theol. Jena;
* 21.03.1795 in Weitin bei Neubrandenburg, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 01.05.1880 in Sanzkow (Pommern), Ghzt. Mecklenburg-Strelitz;
ev.-luth.;
Vater: L., Christian Friedrich (1758-1807, 1791-1807 Pfarrer in Weitin);
Mutter: L. geb. Leithäuser, Maria Henrietta (1764-?);
Verheiratet mit: ?;

Loholm war wie seine Freunde ->Asverus, ->Gabler und ->Riemann einer der politisch aufgeschlossensten Jenaer Studenten und gehörte zum führenden Kreis der Jenaer Reformergruppe. Die als Kriegsteilnehmer gewonnene Reife und sein sicheres, ehrliches, teilweise derbes Auftreten verschafften ihm neben ->Riemann, an dessen Fähigkeiten er allerdings nicht heranreichte, Achtung und Anerkennung innerhalb der Studentenschaft. Ähnlich wie ->Asverus mehr eine „Nebenfigur“ als ein „erfolgreicher Führer siegreich durchgeführter Anschauungen“ zeichnete er sich durch einen warmherzigen Patriotismus aus, rang ernsthaft um politische Klarheit, war den burschenschaftlichen Ideen ergeben und vertrat vor allem sehr bewusst die Forderung nach Überwindung der alten, überkommenen Feindschaft der Studentenschaft gegen das Bürgertum. „Ein wackerer Junge“, schildert ihn der Jenaer Professor ->Kieser, „wie ich mir nur eine Schaar von 30 000 wünschen möchte, um aller Schlechtigkeit in Deutschland ein Ende zu machen, brav und gut, treu und ächt deutsch“ (Brief, 12.09.1817).

Loholm war in Bülow bei Wismar (Mecklenburg-Schwerin) erzogen worden und hatte das Gymnasium in Neubrandenburg (Mecklenburg-Strelitz) besucht. Achtzehnjährig trat er wie ->Alban 1813 als Kriegsfreiwilliger in das neu errichtete Mecklenburg-Strelitzsche Husarenregiment ein und nahm als Unteroffizier an den Feldzügen 1813/14 teil. Bereits am 16.10.1813 erhielt er bei Möckern das „Eiserne Kreuz“.

1815 bis 1816 beendete er die Schulzeit am Neubrandenburger Gymnasium und studierte vom 07.05.1816 bis zum Frühjahre 1819 unter bescheidenen finanziellen Verhältnissen (Tod des Vaters 1807) als Stipendiat an der Univ. Jena Theologie. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft und 1817-1818 Angehöriger des Ausschusses, 1818 Vorstandsmitglied. Er wurde ein Lieblingsschüler des Jenaer Historikers Heinrich Luden, dessen Vorlesungen seine politische Haltung bestimmten, stand aber auch in engen Beziehungen zu ->Fries. Als „alter Waffengefährte“ schätzte ihn ->Kieser sehr hoch ein und empfahl ihn 1817 dem führenden Vertreter der westdeutschen Adressenbewegung, dem Justizrat Hoffmann in Frankfurt a. M., als hoffnungsvollen Bundesgenossen.

Einquartierung: Kammeragent Hau (61) (nach Bauer)
Präsenzliste: 266/40
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 6

Loholm war wie alle leitenden Mitglieder der Jenaer Burschenschaft begeisterter Turner im Sinne Jahns, als solcher allerdings auch nicht frei von Deutschtümelei, was u. a. in seiner Teilnahme an dem Versuch einer Terroraktion gegen einen ehemaligen franzosenhörigen deutschen Staatsdiener zum Ausdruck kam (vgl. ->Asverus).

Als im Frühjahre 1818 in Jena größere renomistenhafte Auftritte vorfielen und sich studentische Ausschreitungen gegen Bürger häuften, nahm er als Vorstandsmitglied energisch gegen die studentischen Raufbolde Stellung und verteidigte das Prinzip der Unterordnung der Studentenschaft unter bürgerliche Rechtsnormen. Diese Auseinandersetzungen innerhalb der Studentenschaft waren für ihn von besonderer Bedeutung, denn sie führten zu einer gewissen Krise seines bisher ungeschwächten burschenschaftlichen Optimismus und gaben Veranlassung, stärker als bisher über die erzieherischen und politischen Möglichkeiten einer Studentenverbindung nachzudenken: „Die Studenten in Masse ekeln mir [sic!] an, dieß ist eine elende erbärmliche Brut ... Wir sprechen stets: Unsere Burschenschaft ist ein Institut zu volksthümlicher Bildung, das ist sie aber nur dem Namen nach, wenigstens führt sie sehr indirekt dazu. Alles was wir verhandeln und thun, dreht sich lediglich um elende Commentsachen und erbärmliche Burschenquartiraden, geht man einen Schritt darüber hinaus, so schreit das Volk gleich, das sind Dinge, die außer unserm Kreise und unserer Zeit liegen, damit sich zu befassen kömmt uns nicht zu, durch so etwas geht das Burschenleben und die Burschenfreiheit und Fidelität zu Grunde und was dergleichen Geschwätz mehr ist...“ (an ->Asverus, 24.07.1818).

Loholm zog aus solchen Erfahrungen den Schluss, dass sich die politisch reiferen, patriotisch gesinnten Studenten zusammenschließen müssten, um stärker als bisher erzieherisch wirksam werden zu können. Damit kam er zur Bejahung sog. „Engerer Vereine“ und wissenschaftlich-politischer Zirkel innerhalb der Studentenschaft. Er lehnte es jedoch unter Hinweis auf die Gießener Situation ab, diese Zirkel als selbständige Verbindungen zu konstituieren, da ihm die Gefahr des Sektierertums der „Schwarzen“ vor Augen stand, er in erster Linie jedoch auf die Einheit sowie die Erziehung und Beeinflussung der gesamten Studentenschaft bedacht war. Hieraus ging die für viele der besten Vertreter der Urburschenschaft als Fazit ihrer Studienzeit gewonnene Erkenntnis hervor (vgl. etwa ->Dürre, ->Jung), dass die patriotische Erziehung der noch politisch unreifen Volksmassen die wichtigste gegenwärtige Aufgabe der bürgerlichen Intelligenz sei. Erziehungsziel waren Staatsbürger citoyenhaften Gepräges, d. h., mit Loholms Worten, Menschen, die „bloß in Rücksicht auf das [all]gemeine Wohl des deutschen Vaterlandes handeln ... mit Entsagung aller eigennützigen und selbstsüchtigen Absichten und Gesinnungen.“ 1818/19 gehörte er zum engeren Jenaer Freundeskreis, der sich in einem „wissenschaftlichen Zirkel“ sammelte. Auf Grund der von den einzelnen Teilnehmern dieses Zirkels in den späteren Verhören gemachten widerspruchsvollen Aussagen ist es schwierig, Loholms Rolle im „Engeren Verein“ im einzelnen zu umreißen. Ein deutlicheres Bild seiner politischen Gedanken in den Jahren 1818 und 1819 bieten seine beschlagnahmten Briefe sowie die eigenen Verhöraussagen. Danach war er mit den gesellschaftlichen Verhältnissen äußerst unzufrieden, weil sie ihm „der notwendigen Sicherheit Deutschlands gegen das Ausland und der Freiheit der Einzelnen im Innern zu ermangeln“ schienen. Als Staatsform wünschte er ein einheitliches Deutschland mit „freier Volks-Repräsentation“ und einem „gemeinsamen Oberhaupt“ (Aussage Neu-Strelitz, 22.07.1819), scheint aber wie sein Freund ->Gabler nicht die konstitutionelle Monarchie, sondern die Republik als End- und Ideallösung angesehen zu haben. Er erwartete und bejahte 1818/19 eine deutsche Revolution, verstand darunter die gewaltsame Umwälzung der bestehenden Staatsverhältnisse durch einen Volksaufstand, erklärte den Tyrannenmord (->Sand!) als berechtigte Notmaßnahme eines Aufstandes und war bereit, sich einer Revolution zur Verfügung zu stellen: Er habe, erklärte er später im Verhör (Juli 1819), im Jahre 1818 „sehr lebhaft“ gewünscht, „daß ein Volksaufstand, den ich ... für das einzige und wirksamste Mittel zur Verbesserung des politischen Zustandes in Deutschland hielt, erfolgen möge; und ich läugne nicht, daß, wenn dergleichen damals geschehen wäre, ich wohl Theil daran genommen haben würde.“ Er lehnte es allerdings wie ->Gabler ab - und darin liegt der Unterschied zu den Gießener „Schwarzen“ und in gewisser Beziehung auch zu ->Sand - den Ausbruch einer Revolution durch studentische Aktionen selbst herbeiführen zu helfen - eine Auffassung, die stark durch die Erlebnisse der Studentenstreitigkeiten Anfang 1818 gestützt wurde.

Die Anerkennung der Berechtigung und Notwendigkeit einer bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland war zwar z. T. das Ergebnis der Diskussionen mit den befreundeten Gießener „Schwarzen“, erwuchs aber in erster Linie aus den politischen Erfahrungen und Erlebnissen der Jenaer Studienzeit: Der durch die Ergebnisse des Wiener Kongresses tief enttäuschte junge Patriot erlebte nach dem Wartburgfest in exponierter Stellung innerhalb der Burschenschaft die verläumderischen Angriffe der preußisch-österreichischen Reaktion gegen die Jenaer Universität und deren verehrte Lehrer. Das zuerst noch bei ihm vorhandene Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Weimarer Staatsstellen und des Großherzogs Karl August wurde 1818/19 immer stärker erschüttert. Die 1818 erfolgte strafweise Beurlaubung des Jenaer Universitätsrichters Asverus, in dessen Haus er wohnte und der der Vater seines Freundes war, empfand er als ungerecht, hatte dieser sich doch gegen die preußisch-weimarischen Eingriffe in die Gerichtsbarkeit der Universität gewehrt und~Fries vor drohen- der Strafe zu schützen versucht. Hinzu kam Anfang 1819 die erzwungene Beurlaubung seines Lehrers ->Fries, die Verfügung des Weimarer Ministeriums, dass alle Ausländer Erlaubnisscheine ihrer Regierungen zum Studium in Jena vorzulegen hatten - eine Maßnahme, die Loholm mit Recht als Zurückweichen Weimars vor der Reaktion und als Misstrauenserklärung gegen die bisher geduldete Jenaer Burschenschaft auffassen musste -, schließlich die drohende Amtsentlassung ->Okens.

Als Loholm nach dreijähriger Studienzeit im Frühjahr 1819 Jena verließ, um, wie er ironisch formulierte, ins „spezielle resp. speziellste Vaterland“ zurückzukehren, war er erfüllt von Hoffnung auf ein einheitliches Deutschland, frei von aller Illusion kleinstaatlicher Idylle oder der Fürstenverehrung und bereit, junge Menschen für ein besseres, ein bürgerlich-liberales Deutschland zu erziehen (vgl. auch ->Siewerssen). „So wie wir“, schrieb er Ostern 1819 seinem Jenaer Studiengefährten Heinrich von Gagern abschiednehmend ins Stammbuch, „nie aufhören werden, das Vaterland zu lieben, und ihm zu leben, so werden wir auch nie aufhören Freunde zu seyn: Denn ein gemeinsames redliches Wirken für des Vaterlandes Heil ist der sicherste Grund der Freundschaft.“

Die Wertschätzung Loholms durch die Freunde spricht ein charakteristischer Brief ->Riemanns aus (an Loholm, Boizenburg 22.05.1819), geschrieben kurz vor Abschluss der Studienzeit, in dem der Vorschlag gemacht wird, mit möglichst vielen Schülern und Studenten am 27. August 1819 zu Theodor Körners Grabstätte „zu wallfahrten“ und in dem es ferner heißt: „Was hast Du denn nun vor? Willst Du gleich auf eine Pfarre losarbeiten? Das wäre eigentlich schändlich, denn wenn Du sogleich Pfaff wirst, so wirst Du auch bald hundfaul und ein unnützes Mitglied menschlicher Gesellschaft werden; ich wünsche Dir eine magere Schulstelle, wo Du durch Lehre und Beispiel erst eine tüchtige Zeit auf das junge Volk wirken kannst, hier ist noch guter Boden, die Prediger säen meistens in Dornen und auf die Wege und auf Stein.“ Diese „magere Schulstelle“ fand sich für Loholm in Mecklenburg. Ab 1819 war er Hauslehrer in Möllenbeck bei Neustrelitz bei der Familie Hoth, ab 1821 in Rödlin. Kurz vor dem Antritt der ersten Hauslehrerstelle waren am 21.07.1819 in der Wohnung der Mutter in Weitin seine Papiere beschlagnahmt worden. Er selbst wurde in Untersuchungshaft nach Neustrelitz überführt, da er „zu denjenigen gehört, welche glauben, ihre Grundsätze - Einheit Deutschlands und republikanische Verfassung derselben - nötigenfalls mit Eisen und Stahl ins Leben bringen zu müssen“ (Kamptz, 16.07.1819). Die Verhaftung - einen Monat vor der Verhaftung ->Riemanns - geschah auf Antrag des preußischen Polizeiministeriums an die obersten mecklenburg-strelitzschen Staatsbehörden (Kamptz, 16.07.1819). Vorausgegangen war in Berlin am 15.07.1819 die Verhaftung von ->Asverus, in dessen Papieren sich der gesamte Briefwechsel Loholms aus dem Jahre 1818 mit dem damals in Heidelberg studierenden Freunde fand. Loholm wurde vom 22.-29.07. durch ein spezielles Kollegium der Großherzoglich-Strelitzschen Landesregierung verhört. Ähnlich wie ein halbes Jahr später ->Haupt in Bonn, machte Loholm umfassende Aussagen. Er bekannte sich offen und mit Trotz zu seinen in den Briefen geäußerten Auffassungen, fügte allerdings hinzu, dass er sich jetzt von diesen Revolutionsgedanken distanziere, wobei dahingestellt bleiben muss, ob diese Einschränkung ehrlich gemeint war oder lediglich als taktische Variante der Verteidigung anzusprechen ist. Obwohl Loholm „keine geringe Verschuldung auf sich geladen habe“, musste er am 04.08.1819 aus der Haft entlassen werden. Das rechtliche Gutachten des Kommissars (Regierungssekretär August Wilhelm Ludwig Weber) stellte zusammenfassend fest, der Delinquent habe zwar „in seinen Briefen hin und wieder revolutionäre Schwindeleien ausgesprochen“, sich in seinen Gesinnungen und Handlungen jedoch „nicht als ein solcher Mensch gezeigt, dessen Fanatismus eine gefährliche Höhe erreicht“, um eine Verurteilung zu rechtfertigen. Loholm musste sich trotzdem eidesstattlich verpflichten, dass er „binnen Jahresfrist das Ghzt. Mecklenburg-Strelitz ohne ausdrückliche Bewilligung der Großherzoglichen Landes-Regierung nicht verlassen, auch sich jedesmal auf ihn ergangene Ladungen sofort gestellen wolle.“ Außerdem verlangte die Kommission eine Kaution für die Einhaltung dieser Verpflichtung von 1000 Reichstaler. Da Loholm diese Summe nicht stellen konnte, übernahmen die beiden Prediger Benjamin und Friedrich Giesebrecht (Pastor emeritus bzw. Pastor adjunctus zu Mirow) und der Gymnasiallehrer A. Giesebrecht (Neustrelitz) freiwillig die Bürgschaft und erklärten, mit ihrem „gesamten Vermögen“ haften zu wollen. Auf Grund ständiger Anfragen des Berliner Polizeiministeriums, des preußischen Staatskanzlers Hardenberg sowie der Mainzer Kommission wurde Loholm in den nächsten zwei Jahren noch mehrmals in Neustrelitz verhört. Diese Verhöre erstreckten sich auf bestimmte Briefstellen an ->Asverus und den Attentatsplan auf Halem (21.08.1819), über seine Beziehungen zu ->Jung und ->Fries, vor allem dessen „Glaubensbekenntnis“ sowie über->Sand (14.09.1819 und 22.04.1820), über Follens Revolutionslied (19.11.1819), das Verhältnis von Calker zu ->Fries in Jena (24.04.1820) sowie über den Jenaer „Engeren Verein“ (22.10. und 08.12.1821). Loholms Aussagen wurden für das preußische Polizeiministerium und für die Mainzer Kommission wichtige Grundlagen für deren Gesamteinschätzung der revolutionären Gefährlichkeit der Burschenschaft. Sie wurden von den Behörden außerdem anderen Gefangenen, u. a.->Robert Wesselhöft und ->Karl Ludwig Sand, vorgelegt, um weitere Aussagen zu erpressen. Loholm kam dadurch bei den inhaftierten Freunden mit Unrecht in den Verdacht des Verrates. Am härtesten urteilte ->Sand, der feststellte, dass sich der ehemalige Gesinnungsgefährte aus den Jenaer Tagen durch diese „Denunziation eine Pfarrei erwerben“ wolle.

Ab 1825 wurde Loholm - vermutlich auf Grund der Vermittlung des Barons von Sobeck, auf dessen Gut bei Anklam er zuletzt Hauslehrer war, und der sich im gleichen Jahre um Übergabe einer preußischen Pfarre an Loholm in Berlin verwendete - Pfarrer in Sanzkow in Pommern. Hier lebte er bis zu seinem Tode 1869.

Einen Höhepunkt von Loholms Lebensabend bildete 1867 die Teilnahme am 50-jährigen Jubiläum des Wartburgfestes. Allgemein geehrt und geachtet wurde „der alte Husar“ hier neben seinem Landsmann Fritz Reuter einer der umjubeltsten Festteilnehmer.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 40; EQ Bl. 67; SfB S. 13, Nr. 6; ML (Nr. 135); WL Nr. 156; Ev.-luth. KG Weitin, TR Jg. 1795; Ev.-luth. KG Sanzkow, SR Jg. 1880, S. 42, Nr. 5; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 und 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 256; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Jena, Ostern 1819); UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 63 (Jena, 14.09.1816); ebd., Stammbuch Wilpert, Bl. 15 (Jena, 28.03.1817); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 9, Bl. 43; ebd. Rep. 77, Tit. XX, Nr. 3 , Bl. 1, 6, 8-37 u. ö.; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11; PA Sanzkow, KB (autobiographische Notizen); LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 1-74, 83-84, 87-95 ff., 125-133, 146-164, 196-203, 207, 218-224, 260-262, 268-279, 288-292; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, bes. §§ 24, 47, 50, 53, 55, 56 usw.; ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, bes. §§ 25, 32, 233-247 usw.; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 244; Bechstein, Berthold der Student, Bd. II, S. 104 f.; Behm, Mecklenburger 1813/15, S. 304; Geschichte Universität Jena, Bd. 1, S. 337, 348; Bd. II, Anm. 153 zu Kap. VI A; Jarcke, Sand, S. 119, 136, 199; Keil, Wartburgfest, S. 87, 97 u. ö.; Krüger, Pastoren Stargard, S. 224-225 (fehlerhaft); Moderow/Müller, Geistliche Pommern, Bd. 1, S. 130; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg., bes. S. 112; Hohnhorst, Übersicht gegen Sand geführte Untersuchung, II, S. 107-110; Auskünfte Diakon Schüßler, Sanzkow; Simon, Wartburgfest 1867, S. 32 ff., Anhang S. 4; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 433 f., 436 f., 457.

? in ?;
* 1768 in ?;
+ 1849 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lorenz war 1806-1830 Polizeiinspektor in Eisenach.. Er war seitens der Behörden während des Wartburgfestes in der Stadt für Ruhe und Ordnung verantwortlich. Für das Siegesfeuer auf dem Wartenberg sorgte er für Beschaffung und Bereitstellung des Brennholzes.

Er sympathisierte mit dem Ideengut der Wartburgfeier und lehnte es nach dem Fest ab, Angaben über das Fest bzw. über die Studenten an die preußischen Dienststellen zu geben. Er wurde jedoch durch den preußischen Geheimagenten Falkenberg überlistet.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 267
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Kühn, Wartburgfest, S. 32; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 201 f., 211; Auskunft Stadtarchiv Eisenach, Matthes.

(stud. jur. Göttingen);
* 17.09.1798 in Großrudestedt, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 08.02. 1855 in Großrudestedt, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: L., Johann Theodor Ernst (?-1825 Amtsadvokat und Amtssteuereinnehmer);
Mutter: L. geb. Gerlach, Charlotte Wilhelmine;
Verheiratet: ?;

Lorey wurde kurz nach dem Wartburgfest, am 22.10.1817, als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 268/256
Wartburg-Stammbuch: Bl. 17r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 15

Im WS 1818 wechselte er an die Univ. Jena und ließ sich hier am 24.09.1818 -in die Matrikel einschreiben. Er trat der Burschenschaft bei. Wegen groben Unfugs in der Trunkenheit erhielt er 1819 in Jena für zwei Jahre das consilium abeundi. Daraufhin studierte er wieder in Göttingen. Von hier wechselte er an die Univ. Leipzig, immatrikuliert vom 14.03.1820 bis 17.03.1821.

Nach dem Studium war er Amtsadvokat in Großrudestedt. Er war verwandt mit Hermann Lorey (1811-1880), dem Förderer des Schulturnens in Darmstadt.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 256; SfB S. 14, Nr. 15; GW Eintragung zwischen 25.-28.10.1817; ML (Nr. 136); Ev.-luth. KG Großrudestedt TR Jg. 1798 Nr. 9; Jg. 1787 Nr. 19; SR Jg. 1825 Nr. 3; Jg. 1855 Nr. 4; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (24.09.1818); UA Leipzig, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 738; UA Jena, Best. A, Nr. 2253.

stud. theol. Jena;
* 01.04.1798 in Schwerborn, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ? (1798 Pfarrer in Schwerborn, später in Tonndorf);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lossius war der Vetter von ->Johann Justus (August) Friedrich Carl L. Er war Schüler des Erfurter Gymnasiums. Er nahm als Kriegsfreiwilliger (preuß. Jäger) am Befreiungskrieg teil.

Am 16.05.1816 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 269/219
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 12

Qu. u. Lit.:

PL S.VIII, Nr. 219; EQ Bl. 71 (?); SfB S. 11, Nr. 12; ML (Nr. 137); WL Nr. 67; Auskunft R. Jauernig; Goldmann, Schüler Erfurter Gymnasium, Nr. 3575; UB Jena, Matrikel; UA Jena; Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 490 (fehlerhaft).

stud. theol. Jena;
* get. 28.10.1798 in Erfurt, Kfstm. Mainz;
+ 09.09.1877 in Gispersleben, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: L., Caspar Friedrich (1753-1817, Geistl. Schriftsteller und Pädagoge, zuletzt Diakon der Predigerkirche in Erfurt);
Mutter: L. geb. Welz, Rosina Henrietta Wilhelmina;
Verheiratet mit: ?;

Lossius war der Vetter von ->Friedrich Christian August L. Er war von 1813 bis 1817 Schüler des Gymnasiums in Erfurt. Am 04.05.1817 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena. Als Mitglied der Jenaer Burschenschaft ist er nicht nachweisbar.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 270/365
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1822 ist er cand. theol., ab 1828 Pfarrer in Gispersleben bei Erfurt, wo er kurz vor seiner Emeritierung verstarb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 365; Ev.-luth. KG Erfurt, TR Predigerkirche, Jg. 1798, S. 174, Nr. 53 (Vornamen: -Justus--); Ev.-luth. KG Erfurt-Gispersleben, KB St. Kilian, Jg. 1877, Nr. 17 (Vornamen: -August--); Goldmann, Schüler Erfurter Gymnasium, Nr. 3592 (?); UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817): Carl Lohsius Stud. Theolog. Thüringen. Erfurt.“; Ortschronik Erfurt-Gispersleben (Kiliani u. Viti), [Standort Ev.-luth. Pfarramt Erfurt-Gispersleben]; Thüringische Vaterlandskunde, 13. Stück v. 24.08., 1822, S. 101 f., Porträt in Kirche Erfurt-Gispersleben (Viti).

stud. theol. Kiel;
* 04.03.1794 in Uk (Uge), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 17.03.1867 in Barsmark, Hzt. Schleswig, Kgr. Preußen, Norddeutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: L., Samuel (1738-1805, Pfarrer);
Mutter: L. geb. Nissen, Anna Sophia (1756-?);
Verheiratet mit: ?;

Lützen immatrikulierte am 22.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Kiel.

Einquartierung: Philipp Bohl (68)
Präsenzliste: 271/189
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1819 legte er in Gottorf sein Examen ab. Ab 1821 war er Pfarrer in Stedesand, 1831-1855 in Karlum, wo er emeritiert wurde. 1864 war er einige Monate in Løjt bei Åbenrå Konstituierter.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 189; EQ Bl. 76: Lutzen (irrtümlich); WL Nr. 276: Sulzen (irrtümlich); Ev.-luth. KG Uge, Duplikatskirchenbuch 1763-1876, S.57, 381; ebd. KB 1751-1783, S. 60 [Standort: Landesarkivet for de Sønderjydske Landsdele Åbenrå] (Dänemark); Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 568; Arends, Gejstligheden Bd. II, S. 47; Auskünfte Dr. Thomas Otto Achelis, Kiel.

Gutsbesitzer, Sachsen-Weimarischer Obrist, Landrat, Landesdeputierter und Vorsitzender (Landtagsmarschall) des Landtages des Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
* 18.01.1767 in Flurstedt bei Apolda, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 01.01.1843, wahrscheinlich in Kötschau bei Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Lynker befand sich mit ->Schweitzer am 16.10.1817 dienstlich in Neuhof bei Eisenach. Auf der Rückreise nach Weimar am 17.10. über Eisenach entschlossen sie sich, dem Wartburgfest als Zuschauer beizuwohnen. Lynker nahm an der Festveranstaltung am Vormittag des 18.10. teil. Gemeinsam mit ->Schweitzer reiste er am Abend des 18.10. - zum Zeitpunkt des Zuges der Studenten zum Wartenberg - nach Weimar ab.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 272
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Lynker hatte 1783 in Jena Jura studiert. Von 1787-1793 stand er in preußischen Militärdiensten (u. a. Werbeoffizier, Teilnehmer an der konterrevolutionären Intervention 1792, der Belagerung der Republik Mainz usw.). Anschließend wurde er Oberbefehlshaber der Rudolstädter Truppen. 1806 war er Adjutant des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld. 1807 quittierte er den Rudolstädter Dienst und lebte vor allem auf seinen Gütern. 1809 wurde er Landrat in Weimarer Diensten, 1813 Landrat von Jena (vgl. auch ->Schweitzer), 1816 Landtagsmarschall.

Er hatte enge Beziehungen zum Weimarer Hof, u. a. zu Goethe, und gehörte zur herrschenden Feudalaristokratie des weimarischen Staates, als Landtagsmarschall war er entsprechend staatstreu. Ab 1818 war er in Jena wohnhaft und verkehrte hier viel mit den Professoren. 1828 zog er sich wieder auf sein Gut Kötschau zurück.

Qu. u. Lit.:

LHA Weimar, Best. A, Nr. 8715, S. 2-6 (Aussage Schweitzer, Jena 24.11.1817); Leo, Jugendzeit, S. 14, 67, 222; Neuer Nekrolog, Jg. 21, 1843, Teil 1, 1845, S. 112-117.

M

stud. med. Jena;
* 1797 oder 1798 in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Georg Heinrich Jacob (Pfarrer zu Grapzow);
Mutter: M. geb. Caßert, Sophie Margarethe Georgine;
Verheiratet mit: ?;

Maaß wurde am 28.04.1817 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Rothschuh (494)
Präsenzliste: 273
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818 wechselte er an die Univ. Halle. Hier ließ er sich am 23.10.1818 in die Matrikel einschreiben.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: Maas - Jena; ML (Nr. 139); WL Nr. 159: Maas; Ev.-luth. KG Grapzow, KB Jg. 1805 u. 1813: Maaß; UB Jena, Matrikel: Maß; UA Halle, Matrikel: Maß; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 457 (fehlerhaft).

stud. jur. Halle;
* 22.03.1793 in Mülverstedt bei Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ 21.10.1855 in Mühlhausen, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: M., Gotthilf Wilhelm Julius (Pfarrer zu Mülverstedt);
Mutter: M. geb. Grüneis, Maria Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Madlung war Schüler des Gymnasiums in Mühlhausen und legte 1813 das Abitur ab. Er begann wie sein Schulfreund ->Gier sein Studium am 02.05.1814 an der Univ. Göttingen und hat hier wahrscheinlich ähnlich wie ->Gier ein unbeschwertes Studentenleben geführt. Gemeinsam mit ->Gier und anderen Mühlhäuser Schulkameraden, ->K. Franke, ->Mier und ->Sachse, meldete er sich 1815 als Kriegsfreiwilliger zum Kolberger Regiment. Zurückgekehrt, ließ er sich an der Landesuniversität Halle am 14.05.1816 als stud. jur. immatrikulieren und wurde Hallenser „Teutone“. Wie die meisten anderen Teutonen verließ er auf Grund der staatlichen Eingriffe Halle und wechselte im WS 1817 an die Univ. Jena, wo er kurz nach dem Wartburgfest, am 09.11.1817, immatrikuliert wurde. Er trat der Burschenschaft bei und war im WS 1817/18 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 274/243
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818 ist er als Freund Heinrich von Gagerns nachweisbar. Mit->Gier blieb er freundschaftlich verbunden. Später wurde er Stadtsekretär von Mühlhausen und verstarb hier 1855.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 243; Ev.-KG Mülverstedt, KB III, S. 129, Nr. 1793/5; SeIle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 420 (fehlerhaft); Arch.DB Frankfurt a .M., Alte Sign.682:15, Tagebuchabschrift eines Hallenser Teutonen (1817), Eintragung 14.02.1817; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H.v.Gagern, Eintragung 28.08.1818; UA Halle, G. A. II, 41, Bd. 1, BL.8; Gier, Jugendtagebücher (Nr. 8 u. 9 vom 17.08. u. 15.09.1828; Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 50; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in der Burschenschaftsbewegung, S. 5, 7 ff., 13, 19, 27, 34.

stud. theol. et jur. Rostock;
* 11.10.1797 in Sternberg, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ um 1890 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: M., Christian Hartwig Friedrich (Postmeister, Senator und Stadtsekretär in Sternberg);
Mutter: M. geb. Peters, Carolina Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Maßmann wurde am 18.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 275
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 5

Im WS 1817, unmittelbar nach dem Wartburgfest, wechselte er an die Univ. Jena. Hier immatrikulierte er am 05.11.1817, trat der Burschenschaft bei und war Anhänger der „Lichtenhainer“.

Ab 1856 bis 1889 ist er in Rostock als Advokat nachweisbar. 1858 war er Teilnehmer der Jubiläumsfeierlichkeiten der Univ. Jena.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 8, Nr. 5: Fr. Maßmann, theol., Rostock [dazu von fremder (wahrscheinlich späterer) Hand]: „Auch Du hier, alter Lichtenhainer ?“; ML (Nr. 140); Ev.-luth. KG Sternberg, GR Jg. 1797; Hofmeister/ Schäfer, Matrikel Univ. Rostock: stud. jur.; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 386 (fehlerhaft); Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; Adreßbücher Rostock [Auskunft Stadtarchiv Rostock].

stud. theol. Berlin;
* 15.08.1797 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ 03.08.1874 in Muskau in der Oberlausitz, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: M., Johann Christoph (Uhrmacher in Berlin)
Mutter: M. geb. Hübner, verw. Reet, Maria Christina Elisabeth (1768-?, älteste Tochter des Viktualienhändlers Johann Ludwig Hübner und der Christina Sophia Krausenickin);
Verheiratet mit: M. geb. Moré, Franziska;

Maßmann studierte zunächst in Berlin evangelische Theologie und Klassische Philologie. Seit seiner Gymnasialzeit betätigte er sich als Turner bei Friedrich Ludwig Jahn.

Im Anschluss an seine Militärzeit setzte Maßmann seine Studien in Jena fort und wurde dort 1816/17 Mitglied der Urburschenschaft. Beim Wartburgfest war maßgeblich an der symbolischen Bücherverbrennung beteiligt. Seine Beteiligung am Wartburgfest blieb für ihn nicht ohne Folgen, so wurde er von der Jenaer Universitätsbehörde mit einer achttägigen Karzerhaft bestraft. 

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 276/90
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Eine wichtige Rolle nahm er auch im Kontext der Breslauer Turnfehde 1818 in, als er auf Seiten der “Turnfreunde” das Wort gegenüber den “Turnfeinden” ergriff. Schließlich kam es zur Schließung des Turnplatzes in Breslau.

Im Zuge der Demagogenverfolgung wurde Maßmann 1819 nach Magdeburg ausgewiesen. Im Jahre 1821 folgte eine Anstellung an der Dittmannschen Lehranstalt in Nürnberg. Nach 1826 lebte er in München, wo er eine Stelle als Turnlehrer am bayerischen Kadettenkorps bekam. Es folgte eine Tätigkeit als Leiter einer allgemeinen öffentlichen Turnanstalt. 1829 wurde Maßmann zum o. Professor für deutsche Sprache ernannt.

In den Jahren 1837 bis 1843 war Maßmann Mitglied der Zwanglosen Gesellschaft München, bis ihn das preußische Ministerium nach Berlin berief und ihm die Organisation des Turnunterrichts übertrug. Als ein Anhänger der Tradition des öffentlichen Turnens, wie es in der Hasenheide ausgeübt wurde, lehnte Maßmann das aufkommende Schulturnen entschieden ab. 

Qu. u. Lit.:

TR Luisenstadt 1797; TrR St. Marien 1794; TR St. Georgen 1768; TR St. Georgen 1788).

stud. theol. et philol. Göttingen;
* 28.09.1798 in Hameln, Kfstm. Hannover;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Heinrich Rudolf (Pfarrer zu Hameln (St.Bonifatius) und 1798 Direktor der Stadtschule);
Mutter: M. geb. Conradi, Friederike Louise Antoinette;
Verheiratet mit: ?;

Matthäi wurde am 07.05.1817 und erneut am 21.11.1822 an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 277
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 8

Qu. u. Lit.:

SfB S. 3, Nr. 8; FE 17. -20.10.1817; ML (Nr. 142); Ev.-luth. KG Hameln, TR St. Bonifatius, Jg. 1798; TrR St. Nikolai, Jg. 1797, S. 413; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Erlangen;
* 13.09.1797 in Erlangen, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 26.10.1873 in Nürnberg, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: M., Gottlob Ernst August (1761-1840, 1781 Lehrer am Franckeschen Pädagogium Halle, 1792 a. o., 1799 o. Prof. d. Philosophie Univ. Erlangen);
Mutter: M. geb. Deutsch, Christine Henriette (wahrscheinlich 1772-1800);
Verheiratet mit: ?;

Mehmel immatrikulierte am 31.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Erlangen. Er nahm als Erlanger Landsmannschafter („Franke“) am Wartburgfest teil. Von den Erlebnissen der Eisenacher Tage stark beeindruckt, setzte er sich nach dem Wartburgfest für die Errichtung einer Allgemeinen Burschenschaft in Erlangen ein.

Einquartierung: Handelsmann Kehr (189)
Präsenzliste: 278/84
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Dieser neuen allgemeinen Burschenschaft, die auf Druck der Renoncen am 01.12.1817 gegründet wurde und aus der die Erlanger Burschenschaft „Arminia“ hervorging, gehörte M. an und war Mitglied des Fünfzehner-Ausschusses.

Mehmel promovierte in Erlangen am 25.09.1829 zum Dr. phil. und war u. a. Sekretär am Merkantil-Friedens- und Schiedsgericht in Nürnberg.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 84; EQ Bl. 75; WL Nr. 86; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 26, Nr. 409; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 13, Nr. 58; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 10-12, 27-28; ADB, Bd. XXI, S. 186 (Vater); Platen, Tagebuch, S. 240, 286.

(stud. theol. Tübingen);
* 25.01.1797 in Frankfurt a. M., FrRSt. Frankfurt a. M.;
+ 26.02.1851 in Frankfurt a. M., FrSt. Frankfurt a. M.;
ev.;
Vater: N., Johann Valentiner (1756-1822, 1797 Französischer und italienischer Sprachlehrer);
Mutter: M. geb. Schmidt, Susanna Maria (1756-?);
Verheiratet mit: ?;

Meidinger wurde am 20.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Tübingen immatrikuliert. Er war zuerst Renonce des burschenschaftsähnlichen Korps „Teutonia“ und wurde dann Mitbegründer der Tübinger Burschenschaft „Arminia“ am 08.12.1816. Auf Grund seiner Zugehörigkeit zur „Arminia“, die sich, wie es in einem Bericht des Rektors hieß, durch „nachteilige und gefährliche Tendenz“ auszeichne, sowie wegen seiner Beteiligung an einem zwischen einem „Armenier“ und einem Landsmannschafter ausgetragenen Duells wurde er in Tübingen im Sommer 1817 relegiert.

Einquartierung: Bauinspektor Sartorius (587)
Präsenzliste: 279/8
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r, Bl. 16v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Daraufhin ging er im Anschluss an das Wartburgfest an die Univ. Halle, immatr. am 25.10.1817, wo er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der neuen Burschenschaft wurde.

Später war er Buchhändler und Verleger in Frankfurt a. M. 1832 verlegte er Siebenpfeiffers verbotene Zeitschrift „Deutschland“.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 8; EQ Bl. 67; GW Eintragung 23.10.1817 (zweimal); ML (Nr. 143); WL Nr. 158; Ev. KG Frankfurt a. M., TR Jg. 1797, Nr. 98, S.1 9; Jg. 1755/57, Nr. 57, S. 272; TrR Jg. 1788, Nr. 97, S. 12; Eintragung Standesamt Frankfurt a. M., Jg. 1851; Bürk/Wille, Matrikel Univ. Tübingen; UA Halle, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. 1, S. 60, Nr. 30; UA Jena, Best. A, Nr. 277; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 167-169; Didaskalia, Nr. 220 vom 15.09.1857 (Vater); Quellen und Darstellungen, Bd. XVII, S. 24, 25, 36-38, 62.

stud. med. Erlangen;
* 12.11.1798 in Ansbach, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 17.07.1837 in Krembelang bei Bonjol, Sumatra;
ev.-luth.;
Vater: M., Johann Balthasar (1782 Husarenwachtmeister, später Zollkommissar);
Mutter: M. geb. Schnürlein, Anna Barbara (1754-?);
Verheiratet mit: ?;

Merklein besuchte das Gymnasium zu Ansbach und wurde am 09.11.1816 als stud. med. an der Univ. Erlangen immatrikuliert. Am Wartburgfest nahm er als Erlanger Frankensenior teil. In Eisenach wurde er für burschenschaftliche Gedanken gewonnen und trat im WS 1817/18 der neu entstandenen Erlanger Burschenschaft „Arminia“ bei.

Einquartierung: Periquier Schüler (95)
Präsenzliste: 280/190
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Würzburg, immatrikuliert am 03.11.1818.Hier wurde er 1819 Vorstandsmitglied der vereinten Würzburger Burschenschaft.

Als Dr. med. war er später Arzt in Batavia, zuletzt dirigierender Chirurgenmajor auf Sumatra.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 190; EQ Bl. 76; WL Nr. 275; Ev.-luth. KG Ansbach, TR St. Johannis, Jg. 1798, S. 419, Nr. 337; TrR St. Johannis, Jg. 1782, S. 502, Nr. 10; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; UB Würzburg, Matrikel; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 27, Nr. 417; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 37, Nr. 241; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 259; Neuer Nekrolog, Jg. XV, 1837, 2. Teil, 1839, S. 1258; Teicher, Corps Baruthia Erlangen, S. 38.

stud. jur. Göttingen;
* 05.02.1798 in Lüneburg, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ 12.09.1870 in Lüneburg, Prov. Hannover, Kgr. Preußen; 
ev .;
Vater: M., Heinrich Rudolph (1798 „Authenticarius“, 1815 Kämmereisekretär in Lüneburg);
Mutter: M. geb. Zahn, Margarethe Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Meyer besuchte das Gymnasium in Lüneburg. Am 20.10.1815 wurde er als stud. jur. an der Landesuniversität Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Martin Braun jun. (159)
Präsenzliste: 281/117
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 1

An der Univ. Göttingen promovierte er am 17.09.1818 zum Dr. jur. Anschließend war er Advokat in Lüneburg. 1831 wurde er für Lüneburg in die hannoversche Ständeversammlung (2. Kammer) gewählt. Gemeinsam mit Dahlmann, Stüve u. a. war er 1831/32 Mitglied der Kommission zum Entwurf des hannoverschen Staatsgrundgesetzes. Er gehörte zur liberalen Opposition und wurde 1841 Präsident der 2. Kammer der neu einberufenen Ständeversammlung. 1848 war er wenige Wochen Mitglied der Paulskirchenversammlung, wurde jedoch im Juni 1848 Landdrost zu Hildesheim. Nach 1849 war er Verteidiger und Angehöriger der liberalen Politik von Stüve. Im Ministerium Münchhausen wurde er Kultusminister, erhielt aber 1851 unter dem neuen König Georg seine Entlassung.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 117; EQ Bl. 69; SfB S. 1, Nr. 1; ML (Nr. 144); WL Nr. 214; Ev. KG Lüneburg, TR St.Nicolai, Bd. II, Jg. 1798, S. 231, Nr. 4; TrR St.Nicolai, BdII, Jg. 1797, S. 72, Nr. 1; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; ADB, Bd. XXI, S. 575-576; Auskünfte UA Göttingen; Auskünfte August Mentzendorff, Familienforschung, Lüneburg.

? in?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Meyer besuchte am 18. und 19. Oktober 1817 die Wartburg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 282
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 18. oder 19.10.1817: „Wilh. Aug. Angelrodt und Wilhelm Gottlieb Meyer aus Mühlhausen/Thür. besuchten 18./19.Oct. die Wartburg.“

stud. theol. Jena;
* ? in Pressburg, Habsburgermonarchie;
+ ? in ?;
ev-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Michaelis immatrikulierte am 03.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 283
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Kollär, Pamäti, S.198; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817): „Friedrich Michaelis, theologie, Ungarn, Preßburg“; Revesz, in: Magyar törtenelmi tär, S. 236.

stud. med. Rostock;
* 17.06.1798 in Rostock, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 04.10.1830 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: M., Johann Gottlieb (1798 Kaufmann);
Mutter: M. geb. Wetzel, Marie Louise (1764-);
Verheiratet mit: ?;

Michels immatrikulierte am 10.10.1816 als stud. med. an der Landesuniversität Rostock.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 284/231
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 1

Unmittelbar nach dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 23.10.1817.

Seine Studien beendete Michels an der Univ. Rostock, wo er am 08.12.1823 zum Dr. med. promovierte: „De partu propter praeviam placentam praeternaturali“.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 231; SfB S. 6, Nr. 1; ML (Nr. 145); Ev.-luth. KG Rostock, GR Jg. 1798; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Rostock, MD 2/23 (Promotionsakte, Vita, Diss. fehlt); UB Rostock, Sign. Mf-3184/5 (gedrucktes Exemplar der Dissertation).

stud. jur. Rostock;
* 21.07.1796 in Krassow, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Carl Wilhelm (1796 „Herr und Eigenthümer“);
Mutter: M. geb. Lammers (auch Lamberz), Catharina Maria (1740-1829);
Verheiratet mit: ?;

Michelsen wurde am 17.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert. Am Wartburgfest nahm M. als Vertreter Rostocks teil und war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 285
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 13

Kurz nach dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 25.10.1817. Hier trat er der Burschenschaft bei und war 1818 Mitglied des Ausschusses.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 7, Nr. 13; ML (Nr. 146); Kieser, Wartburgfest, S. 21; Ev.-luth. KG Lübow, KB-Abschrift Jg. 1796 [Standort KBA Schwerin]; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 418 (fehlerhaft); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51.

Schüler Gymnasium Mühlhausen;
* get. 01.04.1798 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Johann Gottfried (Schuhmachermeister in Mühlhausen);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Mier meldete sich wie seine Schulkameraden ->C. Ch. Franke, ->Gier, ->Madlung und ->J. Ch. Sachse 1815 als Kriegsfreiwilliger zum Kolberger Regiment. Nach Rückkehr aus dem Feldzug legte er 1817 am Gymnasium in Mühlhausen sein Abitur ab.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 286/258
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Vom 10.04.1818 bis 26.01.1820 war er an der Univ. Berlin als stud. med. et phil. (Bauwirtschaft) immatrikuliert.

1836 ist er als Baukondukteur in Leobschütz (Schlesien) nachweisbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 258; Ev.-luth. KG Mühlhausen, TR Beatae Mariae Virginis, Jg. 1798, S. 254, Nr. 17; UA Berlin, Matrikel, Nr. 264/8; Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 46, Nr. 5; Jordan, Mühlhäuser Gymnasiasten 1815, S. 33; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S 5, 7, 19, 35.

stud. jur. Jena;
* 15.06.1795 in Altenburg, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 23.10.1868 in Altenburg, Hzt. Sachsen-Altenburg;
ev.-luth.;
Vater: von Minckwitz, Friedrich August (1753-1823, ab 1776 Mitglied der Regierung, 1811-1823 Mitglied des Geheimen Ministeriums, auch Vorsitzender des Konsistoriums und Obersteuerdirektor in Gotha, ab 1815 Wirklicher Geheimer Rat);
Mutter: von Minckwitz geb. Hofmann, Johanna Christiana;
Verheiratet mit: ?;

Minckwitz wurde am 23.10.1815 als stud. jur. an der Landesuniversität Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 28.10.1816. Zur Zeit des Wartburgfestes war er wieder Jenaer Student.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 287
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung o. D. [15.10.1817]; FE Gasthof Rautenkranz, 17.-20.10.1817: Münchwitz (irrtümlich); Ev.-luth. KG Altenburg, TR Jg. 1795, S. 188, Nr. 189; SR Hofgemeinde Jg. 1868, S. 105, Nr. 9; Jg. 1823, S. 7, Nr. 55; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 419.

stud. jur. Jena;
* 30.03.1797 in Dornburg (Saale), Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 05.11.1875 in Dornburg (Saale), Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: M., Friedrich Wilhelm Ehrenfried (1753-1821, Stadtvoigt zu Buttstädt, dann Bürgermeister und Stadtschreiber sowie landständischer Deputierter und Kirchenkommissar zu Rastenberg);
Mutter: M. geb. Bayer, Maria Eleonore Charlotte;
Verheiratet mit: ?;

Mirus wurde am 29.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 288/67
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 7

Im WS 1819/20 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikulierte er am 22.10.1819.

Später war er Justizamtmann in Vieselbach bei Weimar, 1846 wurde er nach Dornburg versetzt.

Anmerkungen:

Geburts- und Sterbeangaben nach Mirus, Geschichte des Geschlechts, S. 104. In Dornburg (Saale) ist in den Kirchenbüchern jedoch weder das Geburts- noch das Sterbedatum nachweisbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 67; EQ Bl. 75; SfB S. 12, Nr. 7; ML (Nr. 81); WL Nr. 146; Mirus, Geschichte des Geschlechts, Tafel IV, Rastenberger Linie; Ev.-luth. KG Rastenberg, SR Bd. III, Jg. 1821, S. 62, Nr. 6; Ev.-luth. KG Vieselbach, Ortschronik; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17): aus Rastenberg [Wohnort]; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 332 (fehlerhaft); Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366.

stud. jur. Jena;
* 14.03.1798 in Lübeck, FrRSt. Lübeck;
+ 27.05.1886 in Lübeck, FrHSt. Lübeck;
ev.-luth.;
Vater: M., Ludwig (1760- ?, 1798 Kaufmann in Lübeck);
Mutter: M. geb. Schriwer, Maria Dorothea (1760-?);
Verheiratet mit: ?;

Mollwo wurde am 28.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Worms (281)
Präsenzliste: 289/164
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818 war M. Mitglied des Ausschusses. Ein erhalten gebliebenes, seinem Freunde ->Haupt Anfang 1818 zum Abschied gewidmetes Stammbuchblatt zeigt ihn als einen Angehörigen der Reformergruppe:

„Ein Streben nach dem Guten und Edlen, ein Forschen nach Wahrheit, und der feste Wille einst das errungene und Erforschte zum Frommen unseres geliebten, theuren Vaterlandes anzuwenden lebte gewiß hier in uns. Möge das nicht in uns erkalten, und der Sturm der, das bessere tödtende Verhältniß uns unerschüttert lassen, damit wir einst als gereifte, wirkende Männer ohne Erröthen gedenken können dessen, was uns hier [in Jena] begeisterte.“

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 164; EQ Bl. 69; WL Nr. 215; SA Lübeck, KB und Genea- logisches Register; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best .BA, Nr. 1666 (28.04.1817); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 437; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 44 (Jena, 09.09.1817); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt.H, Nr. 3, Bl. 52 (Stammbuchblatt für Haupt); ebd. Rep. 92, Nachlaß Olshausen (Stammbuchblatt für Justus Olshausen, Jena 19.10.1818); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 121.

stud. jur. Jena;
* 25.04.1796 in Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ nach 1858 in Posen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: M., Simon Friedrich (1760-?; Hutmacher);
Mutter: M. geb. Schönwetter, Dorothea Maria (1764-?);
Verheiratet mit: ?;

Moritz immatrikulierte am 10.06.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Halle, hier immatrikulierte er am 17.10.1816.

Einquartierung: Impost-Inspektor Gräf (207)
Präsenzliste: 290/226
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 9

1858 nahm M. an den Jubiläumsfeierlichkeiten der Univ. Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 226; EQ Bl. 71; SfB S. 9, Nr. 9; ML (Nr. 148); WL Nr. 66; Ev.-luth. KG Langensalza, KB Bd. 10, S. 60 (St. Bonifacii), S. 221 (St. Stephani), Bd. 12, S. 138 (St: Stephani); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); UA Halle, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 189; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858.

stud. jur. Kiel;
* 21.12.1794 in Ahrensbök bei Lübeck, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Lorenz (1753-1801, 1794 Kammerrat und Amtsverwalter in Ahrensbök);
Mutter: M. geb. Peträus, Martha Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Moritzen immatrikulierte am 16.04.1815 als stud. jur. (nov.) an der Univ. Kiel und wurde Mitglied der Burschenschaft. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Berlin, immatr. am 15.04.1817, kam jedoch als Kieler Student nach Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 291/182
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unmittelbar nach dem Wartburgfest, am 29.10.1817 immatrikulierte er an der Univ. Heidelberg.Hier blieb er bis Anfang 1819. Am 16.01.1819 ging er zurück an die Univ. Berlin, um im gleichen Jahr wieder an die Univ. Kiel zurückzukehren. Schließlich wechselte er im WS 1820/21 an die Univ. Jena, ging aber im Frühjahr 1821 wieder nach Berlin zurück. Hier studierte er vom 02.05.1821 bis zum 25.03.1822.

Moritzen blieb, obwohl er an den Hochburgen der Burschenschaft studierte, wie ->Bruhn während der ganzen Studienzeit stark landsmannschaftlich-holsteinisch orientiert (Heidelberger Holsate bzw. Westfale usw., vgl. auch ->Posselt).

1822 und 1824 legte er juristische Prüfungen in Glückstadt ab. 1821-1830 war M. Bevollmächtigter am Ersten holsteinischen Kontor, 1828 in der schleswig-holstein-lauenburgischen Kammer-Kanzlei der Rentenkammer in Kopenhagen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 182; EQ Bl. 76; WL Nr. 269; Ev.-luth. KG Ahrensbök, TR Jg. 1794; ebd. SR Jg. 1801; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Berlin, Matrikel Nr. 280/7, 219/9, 345/11; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UB Jena, Matrikel; Achelis, Schleswig- Holsteiner Universität Jena, S. 62; Oehlkers, Geschichte Korps Holsatia, S. 230, Nr. 17; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 52, Nr. 149 (fehlerhaft); UA Berlin, Litt. B, Nr. 5, Bl. 12; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 146; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 77, 86, 88-89, 91.

? in ?;
* 1766 in ?;
+ 1846 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 292
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In seinem Bericht als Präsident der Weimarer Landesdirektion Eisenach an den Großherzog Karl August vom 20.10.1817 schätzte er den Verlauf des Wartburgfestes positiv ein (vgl. ->Egloffstein).

Qu. u. Lit.:

Kühn, Wartburgfest, S. 102 f.

Substitut-Staatsprokurator in Köln;
* 05.09.1793 in Groß-Kordshagen bei Stralsund, Pommern, Kgr. Preußen;
+ 14.06.1861 in Greifswald, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: M., Gustav von (Schwedischer Offizier (Hauptmann) und Gutsbesitzer zu Groß-Kordshagen);
Mutter: von Mühlenfels geb. Thüringen, Maria Louisa (1758-1811);
Verheiratet mit: ?;

Mühlenfels war der Schwager Schleiermachers und wie ->Plehwe ein Freund Ernst Moritz Arndts. Er hatte z. Zt. des Wartburgfestes die Studienzeit bereits abgeschlossen. Aus der Masse der Festteilnehmer ragt er durch persönliche Fähigkeiten sowie durch die Dramatik seines Lebens hervor. „Er war“, nach den späteren Worten seines Freundes Gustav Freytag (1816-1895), „eine der charakteristischsten Gestalten aus der Zeit aufsteigender Volkskraft, von stattlichem Körperbau und aussergewöhnlicher Muskelkraft, von einer großen Gewalt des Willens bei allen Aufgaben seines Lebens, welche ihn erwärmten und hoben, voll von leidenschaftlicher Begeisterung für die Idee des Vaterlandes, der gewaltigsten Lebensäußerungen fähig.“

Von den Gießener „Schwarzen“, vielleicht auch noch ->Jung und ->R. Wesselhöft abgesehen, spiegeln sich in seinem einer modernen Odyssee gleichenden Schicksale besonders eindringlich Glanz und Größe, Glück und Leid dieser ersten Generation deutscher Burschenschaftsstudenten. Das Leben von Mühlenfels macht ferner die historische Rolle deutlich, die die besten Vertreter des Adels im Vormärz spielten, zeigt darüber hinaus aber zugleich in gewisser Allgemeingültigkeit die Schranken und das spätere Versagen (1848) eines großen Teils der „Urburschenschafter“.

In ähnlichem, jedoch stärkerem Maße als ->Graf Keller wurde Mühlenfels ein Bundesgenosse der bürgerlichen Opposition. Der junge Aristokrat fand den Weg zum bürgerlichen Liberalismus - der Zugang zum kämpfenden kleinbürgerlich-demokratischen Flügel (->Dürre, ->Riemann) blieb ihm auf Grund seiner sozialen Herkunft und Stellung allerdings versagt.

Wie für alle bedeutenderen Studenten dieser Jahre waren auch für Mühlenfels, der als neuntes Kind auf dem Gute seines Vaters im 1793 noch schwedischen Teile Pommerns geboren wurde, die französische Fremdherrschaft, die Befreiungskriege und die anschließenden ersten Jahre der Reaktion die Ausgangspunkte seines politischen Denkens und seiner ideologischen Entwicklung. 1807 erlebte er die französische Einquartierung in Groß-Kordshagen. Schriften von Arndt und Jahn beeindruckten ihn stark und weckten erste deutsch-patriotische Gefühle; vor allem begeisterte er sich an den auf dem Gut einquartierten spanischen Soldaten, denen die Flucht nach Spanien zur Teilnahme am Volksaufstand gelang. Ein erstes Beispiel seines ihn später auszeichnenden kühnen, bis zum Leichtsinn gehenden Wagemuts bot der Sechzehnjährige 1809 bei der Rettung verfolgter Schillscher Husaren.

Am 24.03.1812 wurde er an der Landesuniversität Greifswald immatrikuliert und trat der Landsmannschaft „Pomerania“ bei. Der Ausbruch des Befreiungskrieges sah den tatendurstigen Studenten ohne Wissen der Eltern und ohne Genehmigung der schwedischen Behörden nach Berlin eilen, wo er durch Schleiermachers Vermittlung die nachträgliche Zustimmung des Vaters zum Eintritt in das Lützowsche Korps erhielt.

Bereits am 17.06.1813 geriet er anlässlich des bekannten französischen Überfalls auf die Lützower bei Klein-Schkorlop schwerverwundet in französische Gefangenschaft. Auf dem Gefangenentransport von Leipzig nach Mainz glückte bei Gelnhausen die Flucht, anschließend über Heidelberg das Durchschlagen zum Heer der Verbündeten nach Böhmen und Norddeutschland. In der Schlacht bei Dennewitz am 06.09.1813, an der er ohne Zugehörigkeit zu einer Truppe teilnahm, zeichnete er sich durch ein später oft gerühmtes Bravourstück aus, als er dem Fahnenträger eines weichenden deutschen Bataillons die Fahne nahm und die geschlagene Truppe zu neuem Angriff und Sieg führte. Auf Wunsch des Vaters trat er schließlich in das schwedische Heer der Verbündeten und nahm als schwedischer Husarenoffizier an der Leipziger Völkerschlacht teil.

Am 21.04.1814 ließ er sich an der Univ. Heidelberg immatrikulieren und wurde hier der Mittelpunkt eines Kreises „Teutonia“ pommerscher, meist ehemals kriegsfreiwilliger Studenten, die mit gleichgesinnten südwestdeutschen Studenten (->Jung, ->Sartorius usw.) Freundschaft schlossen, Arndts Gedanken patriotischer Deutscher Gesellschaften aufnahmen, Schüler der politischen Vorlesungen von ->Fries waren und sich um eine Reform des Studentenlebens bemühten. Das Suchen nach neuen Formen und Idealen des Studentenlebens erwuchs hierbei unmittelbar aus dem Erlebnis des Befreiungskrieges und dem Wunsche nach einem militärisch einheitlichen und starken Deutschland: „sich teutsch zu tragen, sich in den Waffen zu üben und sich der teutschen Sprache besonders zu befleißigen, um so durch vereinte Kraft jede fernere Unterdrückung abzuwehren.“ Um feste Erziehungsziele zu gewinnen, wandte sich Mühlenfels im Frühjahre 1815 brieflich an Ernst Moritz Arndt mit der Bitte, Richtlinien und Grundsätze für die Studenten zu entwickeln, die „dem gewaltigen Geiste, der im Volke sich regt“ entsprechen und „Freiheits- und Vaterlandsliebe und Streben zur höheren geistigen Ausbildung als erste und wichtigste Pflicht des Studierenden“ vorschreiben sollten. Das Ergebnis dieses Gedankenaustausches war Arndts bekannter Aufsatz „Über den deutschen Studentenstaat“, der unter Zugrundelegung der Ideen Deutscher Gesellschaften die Umwandlung des deutschen Studentenlebens mittels konsequenter patriotischer Erziehung forderte.

Die Gründung einer Heidelberger Burschenschaft (1817, vgl. ->Carove) erlebte er nicht mehr als Student, da er nach der Promotion zum Dr. jur. (Herbst 1816) die Universität verließ und als Substitut- Staatsprokurator in preußische Dienste trat.

Die Jahre 1816/19 bildeten nach dem Jahre des Befreiungskrieges einen zweiten Einschnitt im Leben von Mühlenfels. Unzufrieden mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland und der anhebenden preußisch-habsburgischen Reaktionspolitik, wandte er sich nach seiner Teilnahme am Kampf gegen den äußeren Feind jetzt Fragen der inneren Neugestaltung Deutschlands zu: „Niemand redet mehr ein freies Wort, und ich glaube daher, daß sich alle, die das Gute wollten und die Tüchtigen sind, recht eng aneinanderschließen sollten“ (Brief, Ostern 1817). Er vertiefte seine bisherigen Verbindungen zum Kreis der Gießener und Darmstädter „Schwarzen“, ohne allerdings deren republikanische Konsequenzen zu übernehmen. Aus der Gedankenwelt Ernst Moritz Arndts über „Deutsche Gesellschaften“ entwickelte er Forderungen nach ständisch-liberalen Verfassungen für die deutschen Einzelstaaten bzw. den Deutschen Bund. Besuche und politische Gespräche bei Görres in Koblenz und Uhland in Tübingen schlossen sich an. 1817 war er einer der aktivsten Vertreter der Adressenbewegung geworden und forderte die Erfüllung des Artikels 13 (Verfassungsversprechen) der Wiener Schlussakte. Seine Teilnahme am Wartburgfest stand vor allem im Dienste dieser Adressenbewegung. 1817 reiste er durch Süd- und Südwestdeutschland und sammelte - u. a. bei dem Professor Paulus und dem Buchhändler Winter in Heidelberg - Unterschriften für eine Petition an den Bundestag zwecks Einführung einer Verfassung im Bundesgebiet. Er ging dann nach Eisenach, um auf dem Wartburgfest werbend tätig zu sein und versuchte anschließend in Berlin durch den Kreis um Jahn und Reimer, schließlich in der preußisch gewordenen Heimat die Adressenbewegung nach Norddeutschland auszudehnen. Das Erlebnis der Eisenacher Tage festigte in ihm die Überzeugung von der Richtigkeit seiner Auffassung über eine Veränderung der politischen Verhältnisse in Deutschland.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 293
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 10

Als die Adressenbewegung Anfang 1818 scheiterte, begann er stärker als bisher seine Hoffnungen auf Änderung des bestehenden Zustandes auf Handlungen und Aktionen, nicht mehr nur auf Ideen und Bittschriften zu setzen: „Die Zeit für die That rückt immer mehr heran, und wir mögen sorgen, daß sie uns nicht unbeachtet vorüberrauscht“ (an ->Jung, Köln 25.10.1818). In dieser Zeit näherte er sich sehr stark den Ideen der Gießener „Schwarzen“ und erwartete, erfüllt von Gedanken an kühne Handstreiche und Gewaltaktionen, den Volksaufstand. „Wenn es an Haut und Haare geht“, schrieb er bereits im November 1817 an ->Jung nach Berlin, als das Gerücht von der Verhaftung des Freundes ->Plehwe ihn erreichte, „müssen wir in Berlin sein. Und wenn wir auch nur zwei wären, wir wollten ihn [Plehwe] dem Teufel aus den Klauen reißen und ihm eine Fackel anzünden, die ihnen den Arsch und Buckel braun und blau brennen soll.“ Die Ermordung Kotzebues durch ->Sand fasste er als ein Zeichen zum Aufstand und eilte nach Mannheim, um Erkundigungen einzuziehen und dabei sein zu können.

Am 14.07.1819, wenige Tage nach der ersten Verhaftungswelle in Berlin (vgl. ->Jung usw.), wurden in Köln seine Papiere beschlagnahmt. Vier Tage später, am 18.07., erfolgte die Verhaftung. In der anschließenden fast zweijährigen Untersuchungszeit sollte er erfahren, „wie wenig das Recht gilt, wenn die Macht fehlt“ (Mühlenfels).

Die Untersuchung gegen Mühlenfels hebt sich aus den übrigen Verfahren dieser Jahre besonders heraus, da sie tief in das preußische Rechtsgefüge eingriff, Grundfragen der preußischen Klassenjustiz aufwarf und die Widersprüche zwischen der in den Rheinlanden gültigen fortschrittlichen bürgerlich-französischen Rechtspraxis und der altpreußischen Kabinettsjustiz offen zutage treten ließ.

Bereits die auf Veranlassung des Berliner Polizeiministeriums stattgefundene Beschlagnahme der Privatpapiere war widerrechtlich, da nach rheinischem Gesetz nur der für die Rheinlande zuständige Kölner Generalprokurator eine solche Beschlagnahme verfügen konnte und außerdem, was unterlassen wurde, bei der Verhaftung die Angabe des angeschuldigten Verbrechens vorgeschrieben war. Als sich sehr bald herausstellte, dass die Untersuchung unter Ausschluss der zuständigen Justizstellen lediglich als angeblich reine Polizeiangelegenheit, für die es in der rheinischen Gesetzgebung jedoch keine juristische Grundlage gab, durchgeführt werden sollte, verweigerte Mühlenfels alle Aussagen. Er erhob stattdessen Anklage gegen das Berliner Polizeiministerium und speziell den verantwortlichen Oberregierungsrat von Kamptz wegen „des Verbrechens gesetzwidriger Verhaftung, welches die Strafe fünfjähriger Landesverweisung nach sich ziehen soll“. Die Antwort auf diese offensive Verteidigung war die Überführung von Mühlenfels in die Hausvogtei nach Berlin am 17.09.1819, wodurch er nicht nur dem rheinischen Recht entzogen werden sollte, sondern zugleich auch der vom König eingesetzten Berliner Immediat-Untersuchungskommission unterstellt wurde. Dieser Gegenzug der Polizei war besonders raffiniert: Da Mühlenfels auch weiterhin das für ihn zuständige rheinische Gerichtsverfahren verlangte und die Zuständigkeit der Immediat-Untersuchungskommission bestritt, konnte sein Verhalten als Ungehorsam gegen den König ausgelegt und am 06.05.1820 die strafweise Entlassung aus dem preußischen Staatsdienst ausgesprochen werden. Bereits vorher, am 06.03.1820 - etwa gleichzeitig mit der Entlassung des rheinischen Justizministers von Beyme -, war das Verfahren gegen Mühlenfels zum Anlass genommen worden, durch Kabinettsordre alle rheinischen Staatsdiener den Vorschriften der altpreußischen Kriminalgerichtsordnung zu unterstellen. Mühlenfels schlussfolgerte aus dieser Maßnahme zutreffend, dass die Regierung dadurch „selbst die Gesetzlichkeit meiner bisherigen Berufung auf das rheinische Gesetz gewissermaßen anerkannt und ausgesprochen hatte.“ Es folgten Schikanen. Dem Entzug der Schreibutensilien und Bücher wurde die Drohung angeschlossen „zu härteren Zwangsmitteln, z. B. Wasser- und Brod“ zu schreiten, worauf Mühlenfels in den Hungerstreik trat.

In der Zwischenzeit hatte die Immediat-Untersuchungskommission ihre Arbeit aufgenommen und bestimmte wie bei ->Rödiger den Kammergerichtsrat E. T. A. Hoffmann (den bekannten Dichter) zum Referenten. Auf Grund von Hoffmanns Votum beantragte die Kommission Niederschlagung des Verfahrens (22.08.1820) und Haftentlassung. Es wiederholte sich daraufhin das gleiche wie beim Fall ->Rödiger: auf Betreiben von Kamptz und des Polizeiministeriums, hinter dem die Person des Königs stand, lehnte die der Untersuchungskommission vorgesetzte Ministerialkommission den Antrag als angeblich zu wenig begründet ab und verlangte die Weiterführung des Verfahrens. Hoffmann blieb trotz der Anweisung des Monarchen, der Ministerialkommission Folge zu leisten, bei seinem Votum (09.12.1820). Als auch diesem zweiten Antrag auf Haftentlassung nicht entsprochen wurde, stellten die Mitglieder der Untersuchungskommission am 05.04.1821 ihre Posten zur Verfügung, doch konnte lediglich Hoffmann im Sommer 1821 sein Ausscheiden erreichen. Verbittert und ironisch zugleich schrieb er daraufhin im Winter 1821 die berühmte Schilderung dieses Prozesses und des Rates Knarrpanti (= von Kamptz) in seiner Novelle „Meister Floh“, die kurz vor der Drucklegung auf Betreiben von Kamptz beschlagnahmt wurde und für den Dichter lediglich auf Grund seines Todes am 24.07.1822 ohne Folgen blieb. Als Knarrpanti-Kamptz durch Hoffmann dem Spott der Nachwelt preisgegeben wurde, befand sich Mühlenfels bereits in Freiheit. Am 02.05.1821 hatte eine Kabinettsordre seine Überführung in verschärfte Haft auf die Festung Glogau angeordnet. In ähnlicher Situation wie 1813 als Lützower, jetzt aber im Widerstand gegen die eigene herrschende Klasse, glückte vor Beginn des Abtransportes erneut die Flucht. Mühlenfels wandte sich zur Ostsee. In einem Fischerkahn gelang die Emigration nach Schweden.

Es folgten äußerlich ruhige Jahre als Privatlehrer (1821-1826), die mit intensiven Studien nordischer Sprache, Literatur und Geschichte ausgefüllt waren. Im Begriff, zu ->Sartorius nach Mexiko auszuwandern, erreichte ihn eine Berufung als Professor der deutschen und nordischen Sprachen an die Universität London (1827), wozu ihm die Solidarität der herausragendsten Vertreter der deutschen Intelligenz verholfen hatte (Empfehlungen u. a. von Arndt, Fries, Görres, Niebuhr, A. W. Schlegel, Schleiermacher, Welcker usw.). In London war er der Mittelpunkt der deutschen Kolonie (Freundschaft mit Felix Mendelsohn-Bartholdy).

Bereits 1825 hatte das Breslauer Oberlandesgericht im Prozess gegen Mühlenfels auf Freispruch plädiert, dem schließlich vier Jahre später die „Gnade“ des preußischen Königs folgte. Da Mühlenfels nicht Gnade, sondern Recht verlangte, musste ihn das Oberlandesgericht in Naumburg (Saale) 1830 im Berufungsverfahren vom Verdacht der Teilnahme an hochverräterischen Verbindungen freisprechen. Damit ergab sich die Möglichkeit der Rückkehr nach Deutschland, Als überzeugter Liberaler (konstitutioneller Monarchist), jetzt jedoch gewandelt und weit entfernt von den revolutionären Tendenzen der Jugendzeit, kehrte er von England zurück und trat als Oberlandesgerichtsrat zu Naumburg wieder in preußische Dienste. Persönliche Beziehungen zu den alten Freunden, vor allem zu dem im nahegelegenen Freiburg (Unstrut) im Exil lebenden Jahn wurden aufgenommen. Bald fiel Mühlenfels erneut auf. Angesichts der sich verschärfenden Klassenkämpfe in Deutschland folgten Angriffe gegen ihn, hinter denen der alte Gegner von 1819, Karl Albert von Kamptz, stand („Antwort an den Kgl. Oberlandesgerichts-Rath Herrn Dr. von Mühlenfels ...“ 1846). Erbittert ließ er sich an eine neue Wirkungsstätte, dem Oberappellationsgericht in Greifswald, versetzen (1845). Zusammen mit Georg Beseler (ab 1842 Prof. d. Rechte Greifswald) gab er hier 1847 seine Unterschrift zur Ankündigung der „Deutschen Zeitung“. 1848 war er kein Mitglied der Paulskirche, da er im Wahlkampf (Naumburg) einem Republikaner unterlag. Als mit dem Fortschreiten der Revolution in den thüringischen Territorien die republikanisch-demokratischen Kräfte im Vordringen waren und sich anschickten, in deren östlichen Staaten die Herrschaft zu übernehmen, ernannte ihn das Frankfurter Reichsministerium zum Reichskommissar für Thüringen. Mit Hilfe von Reichstruppen schlug daraufhin der alte Lützower von 1813 die republikanisch-demokratischen Kräfte nieder und brüstete sich auch später, „die revolutionäre Wühlarbeit in Thüringen im Keime erstickt“ zu haben (Wentzcke).

Das Lebensende, durch die Freundschaft mit Gustav Freytag charakterisiert, war öde und durch die neue Reaktionszeit vielfach verbittert. Ein Jahrzehnt vor der Reichsgründung ist Mühlenfels - 1848 zwar subjektiv nicht zum Gesinnungsvertreter der feudalen Reaktion, aber objektiv zum Vorkämpfer der Konterrevolution geworden - vereinsamt gestorben.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 12, Nr. 10: „...aus Schwedisch-Pommern. Auf den Höhen lebt‘ sichs gut!“; ML Nr. 149; Ev.-luth. KG Groß-Kordshagen, TR Jg. 1793, SR Jg. 1811; UA Greifswald, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Pflüger, Mitgliederverzeichnis Bonner Burschenschaft, S. 16; UB Jena, Nachlaß Fries, III, Bl. 83-85; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 11; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. M, Nr. 1, Bde. I-III (Spezialakte 1819-1820, 1820-1821, 1821-1848); ebd. Rep. 77, Tit. XXII, Litt. M, Nr. 2 (Spezialakte 1819); ebd. Rep. 77, Tit. XXV C, Litt. M, Nr. 1 (Spezialakte 1819); Ellinger, Disziplinarverfahren gegen E. T. A. Hoffmann, S. 84-85, 87-103; Rothenberg, Aktenmäßige Darstellung, S. 2-41; Freytag, Lützower Reiter (mit autobiographischer Schilderung M.); Freytag, Mühlenfels als Gefangener Berlin (mit autobiographischer Schilderung M.); Harich, E.T.A. Hoffmann, Bd. II, S. 369; Haupt, Follen, S. 40 f. u. ö., Henke, Fries, S. 342-344; Hoffmann, Werke, Bd. VI, S. 84-88, 91, 104-112, 779-784 (Kamptz); Jung, Tagebücher, S. 79-80, 96-97 (Wiedersehen mit Jung 1854, 1855); Mastmann, Thüringen 1848, S. 53, 191-192; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 341; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 48, 75 u. ö.; Wentzcke, Thüringische Einigungsbestrebungen 1848, Register; Werner, E. T. A. Hoffmann, S. 36; Schröder, Burschenturner, Register; Schröder, Ansichten und Aktionen der Unbedingten, S. 230; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 43 ff.; Fittbogen, Briefe Unbedingten, S. 363, 366, 369, 376, 381; Menzel, Denkwürdigkeiten, S. 140; Grote, Jugendbund, Abb. 11 (Zeich. von C. Ph. Fohr, Heidelberg Sommer-Herbst 1816; Arndt, Studentenstaat; Wreden, Bemerkungen zu Arndts Schrift Studentenstaat; Jensen, Fohr, S. 31, 40, 119 f., possim; Jensen,Fohr, Kat.-Nr. 43, Abb. 24 (Porträt 1816), Kat.-Nr. 59, Abb. 17 (Gruppenbildnis im Heidelberger Schloßgarten Sommer 1816).

stud. jur. Berlin;
* 21.07.1796 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: M., Johann Friedrich Burchard (1751- ?, 1818 Geheimrat in Berlin);
Mutter: M. geb. Möring, Augustine Louise Mariane (1761-?);
Verheiratet: ?;

Müller immatrikulierte am 06.10.1814 als stud. jur. an der Univ. Berlin und studierte hier bis zum 16.03.1818.

Er nahm als Berliner Student am Wartburgfest teil und wurde später über das Fest verhört.

Einquartierung: Steuersekretär Jossa (96)
Präsenzliste: 294/46
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 11

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 46; EQ Bl. 67; SfB S. 10, Nr. 11; ML (Nr. 150 u. 151); WL Nr. 160; Ev.-ref. KG Berlin, TR Dom, Jg. 1796, S. 827, Nr. 58; Jg. 1751, S. 290, Nr. 55; TR Dreifaltigkeitskirche, Jg. 1761, S. 146, Nr. 14; UA Berlin, Matrikel Nr. 44/5; UA Berlin, Abgangszeugnisse Vol. IV, Bl. 20: „größtenteils wohlgesittet“; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204.

stud. theol. Gießen;
* 10.12.1793 in Steckenroth bei Wiesbaden, Gft. Nassau-Usingen;
+ 30.12.1824 in Kloppenheim, Hzt. Nassau;
ev.;
Vater: M., Johann Georg (Zimmerermeister);
Mutter: M. geb. Hieß, Catharina Elisabetha (1777-1827);
Verheiratet mit: ?;

Müller wurde am 25.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er war Mitglied der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“. Im WS 1817/18 wechselte er an die Univ. Halle, wo er kurz nach dem Wartburgfest, am 25.10.1817, immatrikulierte.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 295/366
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später war er Pfarrvikar in Kloppenheim, wo er 1824 verstarb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 366; SfB S.10 - hier als Hallenser Student eingetragen; ML (Nr. 152); Ev. KG Steckenroth, TR Jg. 1793, Nr. 6; Jg. 1777, Nr. 24; TrR Jg. 1791, Nr. 1 [Standort: Ev. PA Breithardt/Taunus]; UA Gießen, Matrikel; UA Halle, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 49, Nr. 43; Simon, Erinnerungen, S. 35.

stud. theol. Jena;
* 29.09.1794 in Ronneburg, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: M., Wilhelm Friedrich (Tuchmachermeister);
Mutter: M. geb. Vetterlin, Johanna Regina;
Verheiratet mit: ?;

Münzer wurde am 26.04.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er war Mitbegründer der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Heinrich Pabst (50)
Präsenzliste: 296/64
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 11

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 64; EQ Bl. 75; SfB S. 3, Nr. 11; ML (Nr. 153); WL Nr. 80; Ev.-luth. KG Ronneburg, KB IV, S. 1139; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 152; UB Jena, Stammbuchblätter Münzer.

N

stud. theol. Jena;
* 27.01.1794 in Groß-Vielen über Waren (Müritz), Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: N., Philipp Joachim Friedrich (1761-?, Pfarrer in Groß-Vielen);
Mutter: N. geb. Struck, Christine Elisabeth Wilhelmine (1769-?);
Verheiratet mit: ?;

Nahmmacher wurde am 25.10.1812 an der Univ. Rostock und am 27.04.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er ist nicht als Mitglied der Burschenschaft nachweisbar.

Einquartierung: Kaufmann Friedrich Eichel (14)
Präsenzliste: 297/59
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 3

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 59; EQ Bl. 75: Namacher (irrtümlich); SfB S. 4, Nr. 3; ML (Nr. 154); WL Nr. 82; Ev.-luth. KG Groß-Vielen, KB Jg. 1794; [KB-Abschrift KBA Schwerin]; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarren, Bd. 1, S. 226; UB Jena, Matrikel; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 114 (Jena, 01.10.1817).

Oberpfarrer, Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat;
* 23.04.1775 in Halle a. d. Saale, Kgr. Preußen;
+ 11.09.1854 in Karlsbad oder Marienbad, Kst. Österreich;
ev.-luth.;
Vater: N., Joseph Friedrich (Prediger und Inspektor der Franckeschen Stiftungen in Halle);
Mutter: N. geb. Wagner, Sophie Auguste;
Verheiratet mit: ?;

Nebe kam aus der pietistischen Tradition der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo sein Vater tätig war. Seine Mutter war eine Verwandte von August Hermann Francke.

Nach dem Besuch des Pädagogiums studierte Nebe an der Univ. Halle, immatrikuliert am 10.05.1792. Nach dem Studium unternahm er eine längere Bildungsreise, auf der er u. a. mit Lavater in nähere Verbindung trat. Anschließend war er Inspektor am Waisenhaus in Halle, wurde 1802 Pfarrer zu Crumpa bei Merseburg, 1813 Superintendent in Frauenprießnitz bei Naumburg.

Die persönliche Bekanntschaft mit dem Großherzog Karl August und Goethe (Frauenprießnitz war 1815 weimarisch geworden) führte 1816 zur Berufung als Oberpfarrer, Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat nach Eisenach, wo er bis 1853 amtierte. Während des Wartburgfestes hielt er am 18.10.1817 den Festgottesdienst.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 298/
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 01.11.1817 verlieh ihm die Univ. Halle anlässlich des 300-jährigen Reformationsfestes den Dr. theol. h. c.

Seine Verdienste lagen vor allem auf praktisch-pädagogischem Gebiet.

Qu. u. Lit.:

Kieser, Wartburgfest, S. 30-31; Kühn, Wartburgfest, S. 46 f.; Leo, Jugendzeit, S. 160-161; UA Halle, Matrikel; Nebe, Feier Jubelfest 1817 (Schilderung der Eisenacher Feiern 31.10.1817); ADB, Bd. XXIII, S. 346; Herrmann, Thüringische Kirchengeschichte, Bd. II, S. 461, 540; Peter, Superintendenten Eisenach, S. 159-160.

stud. jur. Göttingen;
* 17.08.1798 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: N., August Johann Carl zur (1765-?, Regierungs-Registrator (Kanzleirat));
Mutter: zur N. geb. Bouchholtz, Ernestine Louise (1774);
Verheiratet mit?;.

Nedden wurde am 19.10.1816, am gleichen Tage wie~Schweden und seine Verwandten ->Bouchholtz, als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 04.10.1818.

Er trat der Burschenschaft bei, zu deren studentisch-reformerischen Zielen er sich besonders nachdrücklich bekannt zu haben scheint. Alle Versuche, ihn für die Ideen der „Schwarzen“ zu gewinnen, scheiterten jedoch. Nach dem Urteil ->Leos war er zwar „ein gescheidter und fleißiger, aber von keiner Art Enthusiasmus captivierter Mensch“.

Einquartierung: Meister Conrad Sälzner (570)
Präsenzliste: 299/9
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 6

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 9; EQ Bl. 67: zur Netten [irrtümlich]; SfB S. 9, Nr. 6; ML (Nr. 155); WL Nr. 161; Ev. KG Schwerin, GR Hofgemeinde Jg. 1798 und 1765, St. Nicolai Jg. 1774; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel: z. Netten [irrtümlich] ; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1818/19): zur Nedden; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 728; Leo, Jugendzeit, S. 198 (irrtümlich zur Nodden).

? in ?;
* ca. 1788 in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Sekonde-Leutnant und Regiments-Adjutant im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infantrieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17.-20.10.1817 in und bei Eisenach befand.

Neumann gehörte bis 1821 dem Kolberger Regiment an und wurde später Kapitän beim 1. Bataillon des 9. Landwehrregiments sowie Regimentsauditor. Vgl. auch ->W. v. Arnim und ->Dorsch.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 300
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie-Regiment, S. 246, Beilagen (S. 7, 19, 22, 26).

stud. theol. Halle;
* 08.10.1797 in Arnoldshain über Homburg v. d. Höhe, Lgft. Hessen-Homburg. Teil von Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: N., Johann Carl Valentin (1762-1844, 1793-1807 Pfarrer in Arnoldshain, 1807-1814 Pfarrer in Breithardt, 1814-1828 Pfarrer in Merzhausen);
Mutter: N. geb. Droost, Dorothea Catharina Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Noell besuchte das Gymnasium zu Idstein und wurde am 08.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Halle immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 301/367
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 13

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 367; SfB S. 10, Nr. 13; ML (Nr. 156); Ev. KG Arnoldshain, TR Jg. 1797; Chronik von Arnoldshain, S. 6 [Exemplar PA Arnoldshain]; Ev. KG Homburg (Saarland), KB Bd. XIII, 46; Ev. KG Merzhausen, Pfarrchronik; UA Halle, Matrikel; Auskünfte Pfarrer Schneider, Merzhausen.

O

stud. med. Jena;
* 23.11.1794 in Markvippach bei Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Oe., Johann Christian Sebald (1766-?, wahrscheinlich Gastwirt);
Mutter: Oe. geb. Ritter, Martha Elisabeth (1774-?);
Verheiratet mit: ?;

Oehlwein wurde am 23.10.1815 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Heinrich Pabst (50)
Präsenzliste: 302/94
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 07.03.1820 promovierte er in Jena zum Dr. med.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 94; EQ Bl. 75; WL Nr. 88; Ev.-luth. KG Markvippach, KB Nr. 2, S. 82 und 91; Nr. 3, S. 51 [Standort: PA Vippachedelhausen];UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 373; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Der Kgl. Preuß. Commerzienrath Oelsner hielt sich während des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 303
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE Eintragung Gasthaus „Halber Mond“, 17.-20.10.1817: „Oelsner, Kgl. Preuß. Commerzienrath“.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Vgl. zu diesen Namen Steiger, Phantom Wartburgverschwörung S. 201 „daß der in Erfurth wohnende Buchhändler Ohlendorff ... bei den Feierlichkeiten am l8ten October in Eisenach gegenwärtig gewesen“ und dass. Anm. 191 Vielleicht Friedrich Ohlenroth, der 1814 Erfurter Bürger wurde“.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 304
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

stud. med. Kiel;
* 03.04.1795 in Petersdorf a. d. Insel Fehmarn, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 27.08.1847 in Altona, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark; Deutscher Bund;
ev;
Vater: O., Hans Friederich (?-1821, 1795 Diakon zu Petersdorf, später Hauptprediger zu Sörup);
Mutter: O. geb. Rieck(en), Dorothea Sophia Amalia;
Verheiratet mit: ?;

Ohrt wurde am 25.10.1816 als stud. med. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert. Er trat der Kieler Burschenschaft „Holsatia“ bei.

Einquartierung: Meister Schellenträger (117)
Präsenzliste: 305/192
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 3

Am 29.09.1826 promovierte er in Kiel zum Dr. med. („Diatribes, quae de cerebro nonnulla continet, fragmenta quaedam“).

Von 1826-1828 war er praktischer Arzt zu Glückstadt und anschließend zu Elmshorn (Grafschaft Ranzau). 1841 ging er nach Altona, wo er zuletzt als Armenarzt tätig war.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 192; EQ Bl. 76; SfB S. 12, Nr. 3; ML (Nr. 157); WL Nr. 278; Ev. KG Petersdorf, TR Jg. 1795, S. 1101, Nr. 34; ebd. TrR Jg. 1790, Nr. 24; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 60, Nr. 193; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 142; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 78, 88; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Nr. 838; Neuer Nekrolog, Jg. XXV, 1847, 2. Teil, 1849, S. 516-517.

Mediziner, Naturforscher und Philosoph;
* 01.08.1779 in Bohlsbach bei Offenburg, Mgft. Baden;
+ 11.08.1851 in Zürich; Schweiz;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Oken wuchs als Sohn eines Kleinbauern in ärmlichsten Verhältnissen auf. Nach einem erhungerten Studium promovierte er 1804 an der Univ. Freiburg i. Br. zum Dr. med. Es folgte ein kurzer Aufenthalt in Würzburg, wo er Schüler des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und des Anatomen Ignaz Döllinger (1770-1841) wurde. Anschließend ging er als Privatdozent nach Göttingen, dem damaligen Zentrum der Naturwissenschaften. 1806/07 studierte Oken auf der Nordsee-Insel Wangeroog als erster Zoologe die maritime Tierwelt an Ort und Stelle. 1807 erhielt er eine Professur an der Univ. Jena.

Oken erstrebte eine Gesamtschau und philosophische Durchdringung der Naturgeschichte, wobei er von dem Gedanken der Einheit der Natur ausging. Sinn und Ziel der Wissenschaft und speziell der Naturgeschichte sah Oken, der seine ärmlich-ungebildete Herkunft nie vergaß, in der Erziehung des „Volkes zur allseitigen Bildung“ und „zur ernsten Humanität“. Diesem demokratisch und zugleich national konzipierten Anliegen dienten seine drei Hauptleistungen: die Herausgabe der enzyklopädisch~naturwissenschaftlichen Zeitschrift „Isis“ ab 1816/17, die Gründung der ersten, den nationalen Gedanken betonenden deutschen bürgerlichen Natur forscher-Vereinigung („Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“, 1822), schließlich seine umfangreiche, 1812 begonnene „Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände“ (13 Bde., 1833-41), die später (1864) zum Vorbild für Alfred Edmund Brehms (1829-1884) „Tierleben“ wurde.

Wissenschaftlich begann Oken als idealistisch-spekulativer Naturphilosoph („Übersicht des Grundrisses des Systems der Na- turphilosophie und der damit entstehenden Theorie der Sinne“ 1804, „Lehrbuch des Systems der Naturphilosophie“, 1. Aufl. 1809/11), wurde jedoch immer stärker zum Enzyklopädisten der Naturgeschichte. Er gab fruchtbare Ansätze zur Erkenntnis des biogenetischen Grundgesetzes, so dass ihn sein späterer Nachfolger auf dem Jenaer Katheder, Ernst Haeckel (1834-1919), ebenso wie Friedrich Engels, zum Vorläufer des Entwicklungsgedankens rechnete. Oken wurde nach 1815 in Jena zum Vorbild eines leidenschaftlichen politischen Kämpfers gegen die deutsche feudalstaatliche Reaktion.

1817 nahm er als ein von den Studenten begeistert gefeierter „Wartburgheld“ am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 306
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In seiner eigenwilligen „Isis“, einer Mischung von wissenschaftlichem Journal, politischer Zeitung und satirischem Blatt, griff er die deutschen Regierungen einschließlich der des Weimarer Staates, dessen Landesuniversität die Universität Jena war, mit rücksichtsloser Schärfe und entlarvendem Spott an. Nach längeren Prozessen stellte ihn der Weimarer Großherzog Karl August unter Bruch der Weimarer Verfassung vor die Alternative (11.05.1819) „entweder die Herausgabe der Isis ... aufzugeben oder seine Stelle als Professor augenblicklich niederzulegen“. Oken opferte sein Lehramt der „Isis“ (1819). Nach schweren Jahren, in denen er durch die Gründung der „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte“ seinen ungebrochenen, vorwärtsweisenden Optimismus bewies, erhielt er 1827 einen Ruf an die Universität München. Mit seinem selbstbewussten demokratischen Elan konnte er sich auch hier nicht halten. 1832 kam es zum Bruch, als ihn der bayrische König nach Erlangen zwangsversetzen wollte („Majestät, ein deutscher Professor wird nicht versetzt, er wird berufen“). Ohne Wirkungsmöglichkeiten in Deutschland, fand Oken schließlich in der Schweiz bleibendes Asyl. 1833 wurde er erster Rektor der neugegründeten Universität Zürich. Hier protegierte er u. a. deutsche Emigranten, darunter 1835/36 den jungen Georg Büchner, der sich in seiner Züricher Dissertation zu Okens Wirbeltheorie bekannte.

Qu. u. Lit.:

stud. theol. Kiel;
* 09.05.1800 in Hohenfelde bei Steinburg/Cremper-Marsch, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 28.12.1882 in Berlin, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: O., Detlev Johann Wilhelm (1766-1823, 1794-1798 Diakon in Oldesloe, 1798-1801 Pfarrer in Hohenfelde, 1801-1815 Hauptprediger in Glückstadt, ab 1815 Superintendent in Eutin);
Mutter: O. geb. Hojer, Ida Gabriele Wilhelmina Friederica (1771-1804);
Verheiratet mit: ?;

Olshausen ist der jüngere Bruder von Wilhelm O. Er wurde am 28.10.1816 als stud. theol. et philol. (nov.) an der Landesuniversität Kiel immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Als studentischer Anhänger des deutsch gesinnten bürgerlich-liberalen Kieler Intellektuellenkreises der „Harmonie“ brachte er den „Vorschlag zu einigen Beschlüssen, welche am 18. October auf der Wartburg gefaßt und ausgesprochen werden mögen“ des Arztes und Professors Franz Hegewisch (1783-1865) nach Eisenach(1), der später die Grundlage für das politische Manifest der Jenaer Burschenschaft wurde (vgl. ->Riemann).

An der Verbrennungsszene auf dem Wartenberge nahm er nicht teil.

Einquartierung: Meister Christian Liebetrau (73)
Präsenzliste: 307/174
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 19

Nachdem er im Herbst 1818 mit gleichgesinnten Freunden (vgl. ->Behre, ->Förster) den bedeutsamen Kieler Entwurf für eine Verfassungsurkunde der geplanten Allgemeinen Deutschen Burschenschaft mit ausgearbeitet hatte, war er im Oktober des gleichen Jahres in Jena Vertreter der Univ. Kiel bei der Gründungsversammlung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Er trat jedoch Ende 1818 als einziger aus der Kieler Burschenschaft aus, als diese die Annahme der von ihm mitunterzeichneten Verfassungsurkunde der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft ablehnte.

Wie sein Bruder ->Wilhelm 0. studierte er ab 1819 an der Univ. Berlin, immatrikuliert am 27.10.1819, gelöscht März 1821. Mit Hilfe eines dänischen Reisestipendiums lebte er von 1820-1823 in Paris, beschäftigte sich hier mit orientalischen Sprachen und studierte bei Silvestre de Sacy (1758-1838),(vgl. auch ->Heyfelder und ->Schulz, Christoph Friedrich Ludwig). Durch diesen Aufenthalt in Frankreich entging er den Verhören der Mainzer Zentral-Untersuchungskommission, die 1820 nach seinem Verbleib forschte. Olshausen promovierte am 18.10.1823 in Kiel zum Dr. phil. und wurde hier am 04.11.1823 a. o., am 26.1.1830 o. Professor für morgenländische Sprachen. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten deutschen Orientalisten des 19. Jahrhunderts. 1841 machte er eine Studienreise nach Kleinasien, 1851 unternahm er die große kritische Revision der arabischen und persischen Handschriften der Kopenhagener Bibliothek.

Im Jahre 1848 wurde er Kurator der Universität Kiel und war 1848/49 auch Vizepräsident der Landesversammlung. In diesen Funktionen vertrat er besonders die Rechte der Universität als deutscher Universität und verteidigte gegen dänischen Druck das Recht der schleswig-holsteinischen Bevölkerung auf Unterricht in der deutschen Muttersprache. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Theodor (* 1802, 1848 Mitglied der provisorischen schleswig-holsteinischen Regierung) blieb er politisch im wesentlichen auf der Position des älteren gemäßigten Liberalismus des Hegewisch-Kreises, der die Kultureinheit der Herzogtümer mit dem deutschen Bundesgebiet vertrat, ohne daraus entsprechende politische Konsequenzen (Trennung von Dänemark) zu ziehen. Trotzdem wurde er durch die dänische Regierung 1852 seines Amtes als Kurator enthoben und bald darauf auch als Professor der Universität Kiel entlassen, am 04.06.1852.

Während sein Bruder Theodor nach Amerika emigrieren musste, ging er bezeichnenderweise nach Preußen und wurde hier am 02.07.1853 Oberbibliothekar und Professor der orientalischen Sprachen in Königsberg. Von 1858 bis 1874 war er Vortragender Rat im Preußischen Unterrichtsministerium und regierte, immer stärker konservativ werdend, als Ministerialdirektor und Dezernent für die preußischen Hochschulen die Universitäten in der Zeit der „Neuen Ära“. 1860 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1873 wurde er pensioniert und starb am 28.12.1882 in Berlin als emer. Professor und Staatsbeamter a. D. Vgl. auch ->Wilhelm O.

Anmerkungen:

(1) Nach Ehrentreich, Luden und Burschenschaft, S. 83, sowie Nissen, Wanderfahrt Wartburgfest, S. 72, deren Angabe, dass J.O. den Vorschlag Hegewischs nach Eisenach brachte, auf Treitschkes Angabe beruht (Deutsche Geschichte, Teil V, S. 733). ->Robert Wesselhöft bemerkt jedoch in seiner 1828 erschienenen Autobiographie (Teutsche Jugend, S. 19), dass Hegewisch das Manuskript einem Burschen, der nachmals auch nicht zum Feste kommen konnte übergeben habe, so dass sich die Mitteilung der Hegewischischen Vorschläge an die Burschenschaften bis nach dem Fest verzögerte.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 174; EQ Bl. 76; SfB S. 9, Nr. 19; ML (Nr. 158); WL Nr. 266; Ev.-luth.KG Hohenfelde, TR Jg. 1800, S. 168, Nr. 10; Ev.-luth.KG Oldesloe, TrR Jg. 1795, Nr. 4; Olshausen, Stammbaum der Familie, S. 2 u. 5; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Berlin, Matrikel Nr. 52/10; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena, Oktober 1818); DZA Merseburg, Rep. 76 T, Sekt. 31, Personalia Litt. 0, Nr. 6 (Spezialakte 1858-1883); ebd. Rep. 92, Nachlaß Olshausen; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 16, Bl. 50 (falsche Angaben); UA Berlin, Litt.M, Nr. 1, Vol. I, Bl. 66, 103-105; ADB, Bd. XXIV, S. 328; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 145; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 11, 13, 60, 68, 71, 186, 208, 213, 220, 238 (?), 288a (Altersbild), 315, 390, 415; Donat, Kieler Burschenschaft, S. 30, 51 (nicht fehlerfrei); Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 844; Meyer, Konversationslexikon, 2. Aufl., Bd. 12, S. 295-296; Nissen, Wanderfahrt Wartburgfest, bes. S. 74-76 (nicht fehlerfrei); Quellen und Darstellungen, Bd. IV, S. 83, Bd. XII, S. 438, Bd. XIII, S. 63, 107, 110, 112-113; Schrader, Gedächtnisrede Justus Olshausen; Treitschke, Deutsche Geschichte, Teil V, S. 733; Volbehr, Professoren Kiel, S. 138; Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 153, Abb. 16; Gelehrten- und Schriftstellernachlässe, Teil 2, Nr. 343; Eisenach (Quartierkarte Wartburgfest).

stud. theol. Kiel;
* 22.05.1798 in Oldesloe, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 06.11. 1835 in Schleswig, Hzt. Schlewig, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: O., Detlev Johann Wilhelm (1766-1823, 1794-1798 Diakon in Oldesloe, 1798-1801 Pfarrer in Hohenfelde, 1801-1815 Hauptprediger in Glückstadt, ab 1815 Superintendent in Eutin);
Mutter: O. geb. Hojer, Ida Gabriele Wilhelmina Friederica (1771-1804);
Verheiratet mit: ?;

Olshausen ist der ältere Bruder von Justus O. Er besuchte von 1805-1813 die Gelehrtenschule in Glückstadt. Der Krieg unterbrach die Schulzeit und brachte dem Knaben die Eindrücke der Belagerung und der Übergabe Glückstadts. Er wechselte anschließend auf das Gymnasium nach Altona und wurde nach Abschluss der Schulzeit am 24.04.1816 als stud. theol. et phil. (nov.) an der Landesuniversität Kiel immatrikuliert. Hier trat er sehr bald der Burschenschaft „Holsatia“ bei.

Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Univ. Kiel teil und war wie ->Binzer und ->J. E. K. Förster Mitglied des Festausschusses. Das Wartburgfest hatte „für das Oldesloer Pfarrerkind ... durchaus den Charakter eines Gottesdienstes, in dem sich das religiöse Empfinden mit dem Überschwang des Gefühls verband, Teilnehmer an dem ersten Fest gewesen zu sein, das ganz Deutschland in seiner studentischen Jugend beging“ (Nissen). Das Erlebnis der deutschen Kultureinheit stand für Olshausen noch auf der Reise nach Eisenach in keinem Widerspruch zu dem Bewusstsein, dänischer Staatsbürger zu sein. Er brachte seine Gefühle in einem zum Wartburgfest gedichteten Liede zum Ausdruck, in dem es u. a. hieß: „Wir erscheinen ferner Lande Warmes treues Deutsches Blut, Durch der Heimat starke Bande, Durch den Trieb zum Vaterlande Waren wir uns lange gut.“

Einquartierung: Meister Christian Liebetrau (73)
Präsenzliste: 308/175
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 18

Wie sein Bruder war auch er durch Zufall kein Teilnehmer der Verbrennungsszene. Gemeinsam mit ->Binzer setzte sich Olshausen nach dem Fest im Frühjahr 1818 in Kiel für studentische Reformen, besonders für die Abschaffung des Zweikampfes, ein. 1819 wechselte er zum Abschluss seiner Studien an die Univ. Berlin, immatrikuliert vom 21.04.1819 bis 18.06.1821. Hier erlebte er das Ende der Burschenschaft, ohne jedoch, trotz Anfragen Hardenbergs bei der Berliner Universität (22.04.1820), in gerichtliche Untersuchungen gezogen zu werden.

In Berlin fand Olshausen Anschluss an Savigny und den Kreis um Bettina von Arnim, mit dem er auch später im Briefwechsel blieb.

Nachdem er kurze Zeit als Hauslehrer in der Familie ->v.Ahlefeldt tätig war, wurde er 1821 Konrektor und 1835 Rektor der Schleswiger Domschule. Infolge Überanstrengung starb er bereits am 06.11.1835.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 175; EQ Bl. 76; SfB S. 9, Nr. 18; ML (Nr. 159); WL Nr. 265; W. Olshausen, Tagebuch der Reise zum Reformationsfeste nach der Wartburg (04.10.-20.10.1817), (ed. von Nissen); Lieder von Deutschlands Burschen 1817, Nr. 7; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Keil, Wartburgfeste, S. 27; Ev.-luth. KG Oldesloe, GR Jg. 1798, S. 237, Nr. 117; Ev.-luth. KG Schleswig, SR Domgemeinde Jg. 1835, Nr. 136; Olshausen, Stammbaum der Familie, S. 2 u. 4 (Sterbedatum falsch); Gundlach, Matrikel Univ.Kiel; UA Berlin, Matrikel Nr. 341/9; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 12, 56, Nr. 165; DZA Merseburg, Rep. 92, Nachlaß Olshausen; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Vol. I, Bl. 103-105; Nissen, Wanderfahrt Wartburgfest; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 29, 32; ADB, Bd. XXIV, S. 338; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 186, 218, 220, 229, 238 (?), 393, 415; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 845; Neuer Nekrolog, Jg. XIII, 1835, Teil 2, 1837, S. 946-950; Olshausen, Stammbaum Familie Olshausen.

stud. phil. (chem. et phys.) Jena;
* 27.10.1797 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 10.08.1866 in Würzburg, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: O., Friedrich Heinrich Gotthelf (* ca. 1753-1803, Regierungsrat und Oberkonsistorialrat in Weimar);
Mutter: O. geb. Hufeland, Amalia Carolina Friederika (1766-?; 2. Ehe 1815 verheiratet mit dem Präsidenten des Weimarischen Staatsministeriums, Christian Gottlieb v. Voigt (1743-1819));
Verheiratet mit:?;

Wilhelm Gottfried Osann erhielt wie sein Bruder Friedrich Gotthilf (1794-1858), der später als Philologe bekannt wurde, zuerst Privatunterricht in Berlin, z. T. im Hause seines Oheims, des bedeutenden Mediziners Christoph Wilhelm Hufeland (1769-1836, ab 1798 Direktor der Berliner Charité). Hier war der junge Heinrich Luden (ab 1806 Prof. d. Geschichte in Jena) sein Hauslehrer. O. verkehrte bereits als junger Mann in den bürgerlichen patriotischen Kreisen der preußischen Hauptstadt. Sehr stark wurde er vor allem von Jahns Vorlesungen über Deutsches Volkstum (1810, 1817) beeindruckt. Er war Turner, wurde ein ausgesprochener Fürstengegner und bekannte sich zu republikanischen Ideen. Die vertraulichen Briefe dieses Stiefsohns des höchsten Weimarer Staatsministers an den Freund ->Asverus sind von republikanischen Schwärmereien erfüllt, stark emotional und Musterbeispiele des neuen studentischen Patriotismus (an Asverus, Berlin 28.05. u. 13.08.1817).

Vom 29.04.1816 bis 15.08.1817 war er als stud. phil., chem. an der Univ. Berlin immatrikuliert. Kurz vor dem Wartburgfest wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 14.10.1817, wo er der Burschenschaft beitrat. Das Fest erlebte er mit stark deutschtümelnder Begeisterung. Er wird als Mitwisser und Mitinitiator der geplanten Verbrennungsszene anzusprechen sein.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 309/125
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 1

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Erlangen. Hier ließ er sich am 19.10.1818 als stud. chem. immatrikulieren und trat der Erlanger Burschenschaft bei, deren Sprecher er 1819 war. Am 24.04.1819 promovierte er an der Univ. Jena zum Dr. phil. und wurde noch im gleichen Jahre Privatdozent für Chemie und Physik in Erlangen (WS 1819/20 - SS 1820).

Osann war vor allem durch Goethes naturwissenschaftliche Studien zu seinem Beruf angeregt worden. In Jena war er u. a. Schüler und Assistent von Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849). Von 1821-1823 war er als Privatdozent in Jena tätig, 1823 wechselte er an die Univ. Erlangen. Von hier folgte er einer Berufung als Professor an die Univ. Dorpat (1823-1828). Ab 1828 war er Professor an der Univ. Würzburg und entwickelte sich hier zu einem bedeutenden Physiker und Chemiker. Am 12.09.1821 fertigte er seine Habilschrift: „De natura affinitatis chemicae“.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 125; SfB S. 9, Nr. 1; ML (Nr. 160); Ev. KG Weimar, TR Hofkirche Jg. 1797, S. 544; Jg. 1766, S. 25; TrR Hofkirche Jg. 1786, S. 312; UA Berlin, Matrikel, Nr. 229/6; UB Jena, Matrikel; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 404 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 44, Nr. 312; UA Erlangen, Promotionsakten Phil. Fak., Jg. 1829, Nr. 157; -UA Jena, Best. M, Nr. 243, Bl. 62, 78; ebd. Best. M, Nr. 247, Bl. 86-87, 112-115; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1715; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XX, Nr. 8, Bl. 30-35; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 10, Bl. 7; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 31; ADB XXIV, S. 461-462; Geschichte Universität Jena, Bd. 1, S. 416; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 12; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 93; Mundt, Bio-Bibliographisches Verzeichnis, Bd. 2, S. 197.

stud. theol. et philol. Jena;
* 27.03.1794 in Bienstädt bei Erfurt, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: O., Johann Friedrich Georg (1734-?, 1778-1796 Pfarrer in Bienstädt, dann in Döllstädt);
Mutter: O. geb. Gebhardt, Johanna Karolina (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Ostückenberg besuchte das Gymnasium in Gotha und legte hier Ostern 1816 das Abitur ab.

Am 15.0.1816 immatrikulierte er als stud. theol. et philol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Fiesinger (538)
Präsenzliste: 310/228
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 13

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 228; EQ Bl. 73; SfB S. 13, Nr. 13; ML (Nr. 161); WL Nr. 54; Ev.-luth. KG Bienstädt, Ordo Baptizatorum Bienstädt 1765-1809, S. 67; Neues Seelenregister 1787 ff.,S. 2; UB Jena Matrikel; UA Jena, Best.BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 535.

stud. theol. Jena;
* 17.09.1796 in Schellsitz bei Naumburg a. d. Saale, Kfstm. Sachsen;
+ ? in Triptis;
ev.-luth.;
Vater: O., Christian Gottfried (bis 1778 Postillon bei der Merseburger Postexpedition, dann Gastwirt zu Schellsitz „Nackigte Henne“);
Mutter: O. geb. Suppe, Johanna (1763-?, Tochter von Johann S., Gastwirt der „Nackigten Henne“ zu Schellsitz);
Verheiratet mit: ?;

Otto wurde am 31.07.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Registrator Mey (304)
Präsenzliste: 311/129
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 129; EQ Bl. 69; WL Nr. 126; Ev.-luth. KG Schellsitz, GR Jg. 1796, S. 201; Jg. 1763, S. 112; TrR Jg. 1778, S. 148; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best .BA, Nr. 1666 (SS 1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 509; Auskünfte J. v. Wangelin, Genealoge Naumburg.

P

stud. jur. Rostock;
* 17.09.1793 in Wittenburg, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? In ?;
ev.;
Vater: P., Johann Heinrich Gabriel (1740-1813, Dr. med. und Kreisphysikus in Wittenburg);
Mutter: P. geb. Balck, Eleonora Dorothea (1750-1826);
Verheiratet mit: ?;

Paschen wurde am 20.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert. Im WS 1817/18 wechselte er an die Univ. Jena und wurde hier unmittelbar nach dem Wartburgfest am 25.10.1817 immatrikuliert. Er trat der Jenaer Burschenschaft bei, war ein eifriges Mitglied, 1817/18 Angehöriger des Ausschusses und 1818 Vorstandsmitglied.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 312/346
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 14

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 346: stud. Rostock; SfB S. 5, Nr. 14: stud. Jena; ML (Nr. 162); Ev. KG Wittenburg, GR Jg. 1793 [Standort KBA Schwerin]; Willgeroth, Mecklenburgische Ärzte, S. 492-493 (Eltern); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 423; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366.

stud. jur. Göttingen;
* 22.04.1798 im Pastorat St. Simonis, Estland, Ksr. Russland;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: (Ev.-luth. Pfarrer in Estland);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Paucker war vom 06.08.1815 bis 28.05.1817 stud. jur. an der Univ. Dorpat. Im WS 1817/18 wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 29.09.1817. Er wurde Göttinger „Curone“.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 313/160
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Ende 1817 promovierte er in Göttingen zum Dr. jur., ließ sich aber am 26.10.1818 nochmals an der Univ. Heidelberg immatrikulieren und kehrte 1819 nach Dorpat zurück.

Er war später Prokurator in Reval.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 160; UA Dorpat, Conseilakten, Eintragung 21.08.1819; Selle, Matrikel Univ. Göttingen: C.P. Peuker (irrtümlich); Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Auskünfte Rektorat Universität Tartu, Estland.

stud. jur. Göttingen;
* 10.01.1798 in Flensburg, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 28.12.1854 in Flensburg, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
ev.-luth.;
Vater: P., Christian Dethleff (1756-1805, Kaufmann zu Flensburg);
Mutter: P. geb. Gadebusch, Ingeborg Sophia (1777-1854);
Verheiratet mit: ?;

Paulsen entstammte einer Flensburger Kaufmannsfamilie, in der keine akademische Tradition herrschte. „Auch war er nicht, wie das bei den [Schleswiger] Studenten aus Häusern mit dänischer Sprache im [deutschsprachigen] Schleswiger Stift damals fast notwendig war, aufgezogen in besonderer Achtung vor dem Deutschen. So nahm er gegenüber nordischer Sprache und Kultur eine andere Haltung ein, als sie sonst unter schleswigschen Akademikern üblich war“ (Achelis). In Thüringen, wo er zur Schule ging, wurde er sich offenbar seines dänischen Nationalempfindens bewusst, vergleichbar etwa dem Slawenerlebnis ->Kollárs.

Von 1809-1813 war er Zögling der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal (vgl. auch ->Heckscher, ->Lenz, ->Salzmann), dann Schüler in Gotha und Lübeck.

Am 08.09.1816 wurde er als stud. jur. et cam. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Das Wartburgfest wurde von ihm, wie ein Brief an seine Mutter deutlich macht, vor allem als ein Fest jugendlicher Freundschaft empfunden. Das ihn stark beeindruckende Gesamterlebnis fasste er (Brief an die Mutter) in den Worten zusammen: „Es war ein schönes Fest, allein das war schon ein herrliches Gefühl, wenn man sich dachte, daß nun hier die Blüthe des gebildeten Theils eines großen Volkes vereint war, von der jeder Einzelne einmal der Leiter seiner Mitbürger werden wird.“

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 314/261
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Vom 21.10.1818 bis 29.03.1819 war er an der Univ. Berlin inskribiert. Im SS 1819 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 03.05.1819. Im WS 1819/20 wechselte er an die Univ. Kiel, wo er am 19.10.1819 immatrikulierte und seine Studien beendete. 1821 wurde er in Gottorp zum cand. jur. examiniert. Nachdem er 1822 als Privatdozent an der Univ. Kiel tätig war, promovierte er 1824 an der Univ. Kopenhagen zum Dr. jur. 1825 wurde er a. o. und 1842 o. Professor der Rechte an der Univ. Kiel. Er trat für Dänemark ein und galt als der einzige „Däne“ im damaligen Lehrkörper der Universität.

Seine 1832 erschienene Schrift „Ueber Volksthümlichkeit und Staatsrecht des Herzogtums Schleswig, nebst Blicken auf den ganzen Dänischen Staat“ kam zu dem Ergebnis, dass Schleswig staatsrechtlich und volksmäßig zu Dänemark gehöre. Der deutschnational-politischen Motiven entspringende Protest der Kieler Studenten gegen diese Schrift endete im Zusammenschluss der bestehenden zwei Korps „Holsatia“ und „Slesvica“ zu einer „Slesvico-Holsatia“ bzw. „Holsato-Slesvicia“ (06.01.1833).

1850 wurde er 1. Mitglied der Oberjustizkommission für das Herzogtum Schleswig, 1851 Mitglied der Notabelnversammlung in Flensburg.

Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das „Lehrbuch des Privatrechts in den Herzogtümern Schleswig und Holstein“.

Als Etatsrat und Mitglied des Appellationsgerichts, geehrt als Ritter vom Danebrog und Danebrogsmann ist er im Alter von 57 Jahren gestorben.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 261; Erlebnisbericht über das Wartburgfest (Brief an die Mutter), Göttingen 09.11.1817; ungedruckt, im Besitz von Herrn Lektor Johs. Lomholt-Thomsen, Kopenhagen; Ev.-luth. KG Flensburg, GR St. Nicolai, Jg. 1798, Nr. 13; ebd. SR St. Marien, Jg. 1854, Nr. 153; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel Nr. 9/9; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Berlin, Abgangszeugnisse Vol. IV, Bl. 133; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 58, 260-261; Achelis, Begegnungen Schleswiger Studenten, S. 170-171; ADB, Bd. XXV, S. 286- 287; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 61, 79, 270; Arnim, Personalbibliographie, Bd. II, S. 297; Clasen, Paulsen; Dansk biografisk Leksikon, Bd. XVIII, S. 49-54; Falk-Jensen/Hjort- Nielsen, Candidati, Bd. III, S. 311 (1957); Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 864; Müller, Schnepfenthal, S. 216 Nr. 253; Paulsen, Dagboger, S. 183, 184 Anm. 2 (1946); Richter, Juridisk Stat, S. 251 (1881); Volbehr-Weyl-Bulck, Professoren, S. 33 (1956); Schmidt, Lornsen og Paulsen; Auskünfte Dr. Thomas Otto Achelis, Kiel.

? in Jena;
* 27.01.1799 in Ilmenau, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: P., Carl Christian August (1799 Sachs.-Weimarischer Amtskommissar);
Mutter: P. geb. Müller, Ernestine Wilhelmina Friederica;
Verheiratet mit: ?;

Paulßen wurde am 08.10.1817 an der Univ. Jena immatrikuliert. Er wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Conrad Sälzner (570)
Präsenzliste: 315/29
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 29; EQ Bl. 67; WL Nr. 162; Ev.-luth. KG Ilmenau, GR Jg. 1799; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 559.

stud. theol. Erlangen;
* 01.07.1794 in Weißenstadt am Fichtelberge, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ 05.02.1862 in Creußen, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: P., Johann Nikolaus (1794 „Kgl. Feldjäger unter dem Bataillon des Herrn Major Tumpling stehend zu Neuenkirchen im Oßnabrückischen“, 1814 Unterförster in Neuhof bei Selb);
Mutter: P. geb. Fikenscher, Anna Maria (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Pausch besuchte wie ->Cloeter das Gymnasium zu Bayreuth (1808-1814) und wurde am 02.11.1814 als stud. theol. et philol. an der Univ. Erlangen immatrikuliert. 1817 war er Mitglied der Erlanger „Teutonia“ und gehörte zum engen Freundeskreis um ->Karl Ludwig Sand.

Einquartierung: Schellenträger (212)
Präsenzliste: 316/127
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 8

Nach dem Studium wurde er wie ->Fleischmann Lehrer am Dittmarschen Institut in Nürnberg. Später war er Gymnasialprofessor in Bayreuth. 1833 erhielt er eine Pfarre in Creußen (Oberfranken).

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 127; EQ Bl. 69; SfB S. 12, Nr. 8; ML (Nr. 163); WL Nr. 217; Ev.-luth. KG Weißenstadt, GR Jg. 1794 u. 1766; Ev.-luth. KG Creußen, SR Jg. 1862, S. 259, Nr. 11; Veh, Matrikel Gymnasium Bayreuth, III, S. 4; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 29, Nr. 463; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 6, Nr. 28; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 129; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 203.

stud. Forstwirtschaft Heidelberg;
* 08.06.1798 in Giflitz bei Wildungen, Fstm. Waldeck;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: P., Carl Friedrich (Kammersekretär zu Arolsen);
Mutter: P. geb. Happe, Catharine Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Pentzel wurde am 06.11.1815 als Student der Forstwirtschaft an der Univ. Heidelberg immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Conrad Sälzner (570)
Präsenzliste: 317/37
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 37; EQ Bl. 67: Penzel (irrtümlich); WL Nr. 163; Ev. KG Giflitz, KB; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. theol. Kiel;
* 02.12.1796 in Grundhof bei Flensburg, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 03.04.1824 in Norderbrarup, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
ev.-luth.;
Vater: P., Andres (?-1842, Organist und Schullehrer in Grundhof);
Mutter: P. geb. Brodersen, Clara (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Petersen wurde wie sein Freund ->Braasch am 24.04.1817 als stud. theol. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert. Er trat der Kieler Burschenschaft „Holsatia“ bei.

Einquartierung: Philipp Bohl (68)
Präsenzliste: 318/194
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 10

1821 legte er das theologische Examen in Gottorf ab.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 194; EQ Bl. 76; SfB S. 2, Nr. 10; ML (Nr. 164); WL Nr. 280; Ev.-luth. KG Grundhof, GR Jg. 1796, Nr. 44; ebd. Jg. 1762, Nr. 3; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 64, Nr. 210.

stud. jur. Jena;
* 27.04.1793 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: P., Carl Heinrich von; 1793 Herzogl. Oberforstmeister;
Mutter: P. geb. von Tann, Friedericke Sophie Louise von;
Verheiratet mit: ?;

Pfaffenrath wurde am 18.05.1814 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Wie seine Standesgenossen ->v. Henning und ->v. Keller gehörte er 1816/17 zur adligen Opposition gegen die Burschenschaft. Im Gegensatz zu ->v. Henning und ->v. Keller trat er nicht der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 319/208
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 208; Ev.-luth. KG Meiningen, GR Jg. 1793; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1814); Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 91, 93, 112.

stud. theol. Jena;
* 24.10.1799 in Meisenheim am Glan, Lgft. Hessen-Homburg; Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: P., Wilhelm (1757-?, 1799 „Chirurgus juratus“);
Mutter: P. geb. Linn, Friderica Elisabetha (1757-?);
Verheiratet mit: ?;

Pfarrius wurde am 25.04.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 320/339
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 339; Ev.-ref. KG Meisenheim, KB [Standort: Archiv der Ev. Kirche im Rheinland, Archivstelle Koblenz]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 180 (fehlerhaft); UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 42 (Jena, Sept. 1817: aus dem Hessen-Homburgischen).

Stadtrichter zu Eisenach;
* 05.02.1767 in Creuzburg a. d. Werra, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 27.12.1828 in Eisenach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: (Fleischermeister);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Pfefferkorn war Schüler des Gymnasiums in Eisenach. Von 1788 bis 1790 studierte er an der Universität Jena Jura. Ab 1792 arbeitete er als Advokat in Creuzburg. Hier wurde er 1794 Mitglied des Stadtrats. 1797 war er Stadtsyndikus in Eisenach und ab 10.05.1813 Stadtrichter. Im „Memorabilien-Buch“ des Eisenacher-Stadtgerichts schrieb er unmittelbar nach dem Wartburgfest einen begeisterten Erlebnisbericht. Er schätzte die Ereignisse des Festes als bedeutend für die künftige Geschichte ein, wert, nicht nur in den Eisenacher, sondern „in den deutschen Annalen aufgezeichnet zu werden“. Es handelt sich hierbei um eine der wichtigsten Schilderungen des Wartburgfestes aus bürgerlicher Sicht, die die Stimmung der Eisenacher Bevölkerung wiedergibt.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 321
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1822 war Pfefferkorn Mitglied der Eisenacher Polizeikommission und Justizrat. 1823 und 1826 vertrat er Eisenach im Landtag des Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach.

Qu. u. Lit.:

SA Eisenach, Memorabilien-Buch, Bl. 20-27; Eisenacher Schattenrisse [Biographie]; Matthes/Steiger, Wartburgfest in zeitgenössischer Sicht [Quellenedition aus Memorabilien- Buch, Lit.]; SA Eisenach C. XXII. A, 14,Bl. 32. Hier vermerkt Pfefferkorn: „Ich erwarte ohnehin Jenaische Studenten, welches unsre Verwandten sind und die bey uns logiren werden“.

? in ?;
* 1784 in Langensalza, Kfstm. Sachsen;
+ 1827 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Mitbegründer der Eisenacher Kammgarn-Spinnerei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 322
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 202, 211; Auskunft Stadtarchiv Eisenach, Matthes.

? in Jena;
* ? in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: (Wegebaukassierer);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Pfister wurde am 28.11.1813 an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 323
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

UB Jena, Matrikel: „Ern. And. Pfister, Saxo.“

stud. med. Jena;
* 03.12.1797 in Blomberg, Fstm. Lippe-Detmold;
+ 22.09.1876 in Detmold, Fstm. Lippe-Detmold;
ev.-ref.;
Vater: P., Wilhelm Conrad (1797 „Rath“);
Mutter: P. geb. Krieger, Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Piderit wurde am 31.10.1816 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Jenaer Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Moritz Ruppert (346)
Präsenzliste: 324/82
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 5

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 22.04.1818, ging aber bereits im WS 1818/19 an die Univ. Berlin, wo er am 31.10.1818 immatrikulierte und am 14.07.1820 zum Dr. med. promovierte („De exploratione thuracis ad morbos pecturis internos cognoscendos“).

Laut Bericht des Universitätskurators Schultz an den Kultusminister Altenstein (Berlin, 30.01.1820) sei Piderit „in genauen Verbindungen mit mehreren besonderer [politischer] Aufmerksamkeit bedürftigen Individuen“.

Er wurde später Arzt und Geheimer Hofrat in Detmold.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 82; EQ Bl. 75; SfB S. 3, Nr. 5; ML (Nr. 165); WL Nr. 89; Ev.-ref. KG Blomberg, TR Jg. 1797; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel, Nr. 115/9; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 347; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Vol. I, Bl. 65-69, Nr. 22.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Feldwebel im Kgl. Preußischen 9. (sog. Kolberger) Infanterieregiment, das sich auf dem Rückmarsch von Frankreich vom 17.-20.10.1817 in und bei Eisenach befand.

Vgl. ->W.v.Arnim.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 325
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817; Bagensky, Geschichte 9. Infanterie- Regiment, Beilagen (S. 27: Pieper).

stud. jur. Jena;
* 19.07.1794 in Großrudestedt, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in Vieselbach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: P., August Wilhelm (um 1750-1832, 1794 Amtsadvokat in Großrudestedt und Gerichtsdirektor in Alperstedt, Dielsdorf und Thalborn);
Mutter: P. geb. Vogt (Voigt), Friederike Marie (um 1755-1812);
Verheiratet mit: ?;

Pistorius besuchte ab 1809 das Gymnasium zu Erfurt. Am 29.10.1814 wurde er als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Zuerst Mitglied der Landsmannschaft „Saxonia“, zählte er 1815 zu den ersten Mitgliedern der Jenaer Burschenschaft.

Im WS 1815/16 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 22.10.1815, war jedoch zum Abschluss seiner Studien 1817 wieder Jenaer Student.

1817/18 gehörte er dem Ausschuss der Jenaer Burschenschaft an.

Einquartierung: Hauptmann von Ende (293)
Präsenzliste: 326/221
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 2

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 221; EQ Bl. 70; SfB S. 2, Nr. 2; WL Nr. 48; Ev.-luth. KG Großrudestedt, TR Jg. 1794, Nr. 11; SR Jg. 1812, Nr. 17; Goldmann, Schüler Erfurter Gymnasium, Nr. 3521; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 153; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 135.

Leutnant im 2. Regiment des preußischen Gardekorps Berlin;
* 06.06.1794 in Dwarischken bei Schirviet, Ostpreußen, Kgr. Preußen;
+ 12.04.1835 in Magdeburg, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: (?-1808, Gutsbesitzer in Dwarischken);
Mutter: v.P. geb. Heinz (?-1803);
Verheiratet mit: ?;

Plehwe gehörte zu den eigenartigsten Teilnehmern des Wartburgfestes. „Nicht groß, noch stark von Körper“, schildert ->Sartorius die äußere Erscheinung des Freundes, „hatte er ein schönes Gesicht mit tiefblauen Augen, eine melodische Stimme und einen schwermütigen Ausdruck im ganzen Wesen“. Zur Zeit des Festes, im Gegensatz zu den anderen in Eisenach anwesenden ehemaligen Kriegsteilnehmern des Befreiungskampfes, noch aktiver preußischer Offizier, erregte er bei Freunden und Gegnern besondere Aufmerksamkeit. Sensationell wirkte vor allem die Bejahung des Autodafés auf dem Wartenberg durch einen Gardeoffizier und dessen Zustimmung zur Verbrennung eines preußischen Korporalstocks und anderer militärischer Symbole. Seine Teilnahme am Fest zeigte, dass oppositionelle Gedanken selbst in der Eliteeinheit des preußischen Absolutismus vorhanden waren und seit den Tagen des Befreiungskrieges weiterlebten.

Einquartierung: Obristlieutenant von Egloffstein (40)
Präsenzliste: 327
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 5

Was Plehwe darüber hinaus für die Geschichte der anhebenden deutschen Einheitsbewegung bedeutsam macht, „ist die Art und Weise, wie er zu dieser hingeführt wurde, wie sie in dem eigenen Freundes- und Kameradenkreise wirkte und arbeitete, wie sie die allgemeinen Gedanken individuell erfaßte und umbildete; die Form, wie sie bei den Untersuchungen 1819 in den Vordergrund gerückt wurde“ (Müsebeck).

Geboren als Kind eines Adligen und einer Bürgerlichen, früh verwaist, hatte er mit 13 Jahren, der Tradition des preußischen Landadels folgend, den Militärdienst ergreifen müssen. Als Soldat des 3. Ostpreußischen Reservebataillons erlebte er in Ostpreußen das Ende des Feldzuges von 1807 und den Zusammenbruch des reaktionären preußischen Staates. 1811 zum Offizier befördert, nahm er als Sekondeleutnant des 2. Garderegiments an den Feldzügen von 1813/14 und 1815 teil; Anfang 1818 wurde er turnusgemäß zum Hauptmann befördert und Kompaniechef.

Die Erlebnisse des Befreiungskrieges machten den jungen preußischen Offizier zum deutschen Patrioten. Da er eine sehr schlechte Schulbildung erhalten hatte, versuchte er sich autodidaktisch zu bilden und die von ihm immer stärker verachtete Geistlosigkeit des preußischen Militärdrills - von ihm als „Menschendressur und Gamaschendienst“ bezeichnet - zu überwinden. Ohne Möglichkeiten systematisch-wissenschaftlicher Bildung, las er vor allem in der Bibel, wurde stark von Ernst Moritz Arndts Soldatenkatechismus, aber auch von Taulers Schriften, Johann Arndts „Paradiesgärtlein“, später dann von Schleiermachers Predigten beeinflusst. Er steigerte sich durch solche Lektüre in einen pietistisch-bibelgläubigen Mystizismus hinein, fühlte sich bald ähnlich wie sein Freund ->Sand als ein Sendbote Gottes für ein christliches Deutschland und war bereit, dafür auch als Märtyrer einzutreten. Ausdruck seiner Gesinnung und seines Gefühlslebens war eine verschwommene, oft unklare und vielen unverständliche, von religiösen Sentenzen und Bibelsprüchen durchzogene Sprache. Den staatlichen Stellen erschien er deshalb - obwohl, nach Hardenbergs Urteil, eigentlich „reif fürs Tollhaus“ - vorerst als ein harmloser Schwärmer und nicht ernst zu nehmender Phantast. Selbst ein Freund, der Student Karl Bader, bemerkte über ihn in seinem Tagebuch: „Er ist ein vortrefflicher Mensch, nur am Ende die Erde über dem Himmel vergessend.“ Seine naive, im Umgang sowohl mit Kameraden als auch Vorgesetzten und Gegnern unverblümte Offenheit musste jedoch, wie Ernst Moritz Arndt schrieb, der Plehwe gerade wegen dieser Ehrlichkeit hoch schätzte, „den kindlich-frommen“ Offizier sehr bald auf dem gewöhnlichen Glatteis des Lebens“ in Konflikte bringen (Arndt an Reimer, 08.01.1816).

So sehr Plehwe als Einzelgänger herausragt, sein Handeln und Denken war trotzdem auf das Engste mit den patriotischen Kreisen Berlins verknüpft, ein Teil deren Ideologie und Ausdruck des Kampfes der bürgerlichen Opposition gegen den preußischen Militär- und Polizeistaat.

Seit der Rückkehr der Garden aus dem Feldzug von 1815 nach Berlin fiel er in der preußischen Hauptstadt ständig auf und erregte das Misstrauen und die Feindschaft einflussreicher Hofkreise. Andererseits wurde er als Freund und Schüler von Arndt und Jahn im Hause des Buchhändlers Reimer wie ein Sohn aufgenommen. Der erste Zusammenstoß Plehwes mit der Reaktion erfolgte unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Feldzuge von 1815. In aufsehenerregender Weise forderte er den reaktionären Geheimrat Schmalz (vgl. ->Karsten) öffentlich „im Namen Gottes und des Gekreuzigten“ als Volksverräter und Beleidiger Arndts zum Duell. Herzog Karl, der kommandierende General des Gardekorps, ließ ihn daraufhin zu vier Wochen Stubenarrest verurteilen. Nach Verbüßung der Strafe ignorierte er bei allen nur möglichen Gelegenheiten die militärische Uniform, kleidete sich zur Überraschung der hochfeudalen militärischen Vorgesetzten und zum Erstaunen der Stadtbevölkerung in die schlichte „altdeutsche Tracht“ der Turner und beteiligte sich an studentischen Sympathiekundgebungen für den immer stärker zum Staatsfeind gestempelten Jahn.

Wie die meisten preußisch-deutschen Patrioten dieser Jahre hoffte Plehwe auf die baldige Einführung der vom König am 22.05.1815 versprochenen preußischen Verfassung, die als Vorbild dem übrigen Deutschland vorangehen sollte. Zur gleichen Zeit, da im Westen und Südwesten Deutschlands die ersten bürgerlichen Adressenbewegungen um Einführung von Verfassungen anliefen, wandte er sich in einer von religiöser Überschwenglichkeit getragenen Eingabe an den König (24.04.1816). Als „treuer Knecht“ sprach er den Monarchen völlig unkonventionell mit „Du“ an und verlangte von ihm, die Trennung zwischen Volk und Staatsoberhaupt aufzugeben. So wie sich Gott durch Christus offenbart habe, „also offenbare Du Dich auch einfältig Deinem Volke, damit Deine Majestät, o König, sich vereinige mit der Niedrigkeit Deines Volkes und beides geheiliget werde zur Ehre Gottes; aber der Mittler wird Dir werden in Männern, gewählt von den Gemeinden voll Glaubens und guter Werke, denen gegeben ist zu reden, wie des Volkes Noth und Sünde vermindert werden, und wie wir Gnade zu erlangen gedenken vor Gott.“

Da eine Antwort nicht erfolgte, andererseits sich die Spannungen mit den militärischen Vorgesetzten ständig steigerten, erbat Plehwe im Sommer 1817 einen längeren, ihm sofort gewährten Urlaub. Er trat daraufhin eine romantisch-schwärmerische „Pilgerfahrt in Armut und Mühe nach einem freien Ziel“ an, die ihn von Berlin über Schlesien nach Mittel- und Süddeutschland, schließlich nach Norddeutschland führte, wobei überall die Universitätsorte besucht und Kontakte mit Burschenschaftsstudenten angeknüpft wurden. Abschluss und Höhepunkt der Reise bildete die Teilnahme am Wartburgfest, von Plehwe in tiefer Ergriffenheit als christliches Bruderfest aufgefasst. Sein Auftreten beim Wartburgfest zeigte einen Gefühlsrausch, der einem „Übergang in weichliche Sentimentalität, welche für das Leben alle Kraft verliert“ (->Kieser) gleichkam, so dass selbst ->Sand seinen Freund vor dieser übertriebenen religiösen Schwärmerei warnte und sich von Plehwes „empfindelndem, grübelndem Wesen der Pietisten“ distanzierte (->Sand an Plehwe, 06.11.1817).

Mit starkem Sendungsbewusstsein und der gerade durch das Erlebnis der Wartburgtage verstärkten Überzeugung, dass das deutsche Reich Gottes im Anzug sei, kehrte er nach Berlin zurück (Reise gemeinsam mit ->Mühlenfels) und wurde hier wegen seiner Teilnahme am Fest und der sofort bekanntgewordenen Bejahung der Verbrennung in Untersuchung gezogen. Auf die ihm gestellten Fragen antwortete Plehwe, so schilderte es ->Jung in einem Briefe, „in seiner Gottseeligkeit“ so ehrlich und offen, „daß die Frager gar nicht wagten aufzuschreiben, was er sagte und erst das zweite Mal schrieben sie nieder. Fragen an ihn waren: ‚Halten Sie den König für wortbrüchig?‘ Antwort: ‚Allerdings, doch hoffe ich noch, daß er sein Wort [Verfassungsversprechen] erfüllen wird.‘ ‚Was halten Sie vom Herzog Karl?‘ Antwort: ‚Das ist der böse Feind des Königs‘“ (->Jung an ->Mühlenfels) (Vgl. auch die Antwort von ->Mühlenfels an ->Jung).

Mit diesem offenen Angriff auf den Herzog Karl von Mecklenburg, den Kommandeur des Gardekorps und Schwager des preußischen Königs, den Plehwe außer im Verhör auch in einer zweiten Eingabe an den König, in der er seine Erlebnisse der Deutschlandreise schilderte, als einen Menschen charakterisierte, der den Thron mit einem „Gewebe der Verläumdung und der List“ umgebe, schuf er sich einen einflussreichen Gegner.

Im folgenden Jahre vertieften sich die Spannungen zwischen Plehwe und seinen obersten Vorgesetzten und waren Widerspiegelung der sich verschärfenden Gegensätze zwischen der Opposition und der zum Gegenschlag ausholenden herrschenden Klasse Preußens. Plehwe ging nach seiner Deutschlandreise und der Teilnahme am Wartburgfest dazu über, für seine Ideen agitatorisch zu wirken. In seinem Zimmer in der Gardekaserne trafen sich im Rahmen einer sog. „Montagsgesellschaft“ regelmäßig Studenten, Offiziere, Kaufleute und jüngere Staatsbeamte zu freimütigen politischen und philosophischen Gesprächen. Diese Zusammenkünfte entsprachen den sich zur gleichen Zeit (1818) überall an den Hochschulorten bildenden „Engeren Vereinen“ (vgl. z. B. ->Loholm). Im Gegensatz zu den studentischen Zirkeln war die „Montagsgesellschaft“ jedoch ein Versuch, die sozialen Unterschiede und Schranken zu überwinden, welche Offiziere und Studenten, Kaufleute und fortschrittliche Beamte bisher getrennt hatten und eine gemeinsame ideologische Plattform für das Wirken im gesellschaftlichen Leben zu finden.

Zur gleichen Zeit unternahm Plehwe auch den Versuch, auf seine Soldaten ideologischen Einfluss zu gewinnen. Im preußischen Soldatenleben mit „Gamaschendienst“ und „Menschendressur“ sei, wie er an den König schrieb, „viel übertünchte Heucheley und Bosheit.“ Er versuchte die Soldaten zu bilden und zu bewusst handelnden Kämpfern zu erziehen. Da er seine Stellung als Kompaniechef im Sinne seiner Religiosität als ein „Berufener zum Kriege des Herrn“ auffasste, begann er, seine soldatischen „Brüder anzuleiten in rechter Freiheit, daß sie also durstig werden, ihr Blut dem Volk als Sühneopfer darzubringen“, was sich darin äußerte, dass er in seiner Kompanie das Turnwesen nach Jahnschem Muster sowie regelmäßige Bibelstunden einführte und schließlich dazu überging (1819), den Soldaten das brüderliche „Du“ anzubieten (Brief Franz Lieber an Calcker, Mai 1819).

Anlass, den unbequemen Offizier erneut disziplinarisch zu belangen, bot die Ermordung Kotzebues. Durch seine Äußerungen und bewusst herbeigeführte Diskussionen machte Plehwe das Attentat seines Freundes ->Sand zum Hauptgesprächsthema in den Offizierskreisen der Garde. Zwar ließ er keinen Zweifel daran, dass er die Tat verurteile - weil das deutsche Volk, „treu und lieb wie es ist“ keine Gewalt wünsche -, doch sah er die Hauptschuld bei den Vertretern der Reaktion. „Die Widersacher des Lichtes“, schrieb er in der Bremer Zeitung“ unter deutlicher Anspielung auf die Vertreter der Reaktion in Berlin, vor allem Herzog Karl, „die die fromme Gesinnung begeifert und gelästert, überall den Samen der Zwietracht und des Mißtrauens“ gesät, seien die wahren Schuldigen an den Verhältnissen in Deutschland und damit auch am Attentat. Er erhielt sofort vier Wochen strengen Arrest, wurde aus der Garde entlassen und in die Provinz nach Posen strafversetzt (25.04.1819).

Als Kritiker seiner höchsten Vorgesetzten, Anhänger des Turnwesens und als ein Mann, der die sorgsam vorgeschriebenen Standesgrenzen und -vorteile des Gardeoffiziers gering schätzte, die Trennung zwischen Offizier und Bürger sowie sogar zwischen Offizier und Gemeinen zu überwinden versuchte, wurde er durch seine noch vor Beginn der polizeilichen Untersuchungswelle 1819 liegenden Strafversetzung das erste Opfer der anhebenden preußischen Demagogenverfolgungen. Drei Monate später erfolgte auf Betreiben des Polizeiministeriums durch Befehl des Königs am 08.07. in Posen die Beschlagnahme seiner Papiere, dem sich Verhöre anschlossen.

Ein Teil der jüngeren Offiziere der Garde hatte mehrmals seine Solidarität mit Plehwes Gedanken bekundet. Er galt deshalb als Typus einer in diesen Kreisen verbreiteten staatsfeindlichen Auffassung von der Einheit Deutschlands und der zukünftigen Innenpolitik Preußens. Etwa gleichzeitig mit Plehwes Strafversetzung erfolgte in Berlin eine Inspizierung des Kadettenkorps, die mit der Entlassung von deren Zivilgouverneuren endete.

Welche weiteren Folgen sich für Plehwe ergaben, ist unbekannt. In der Provinz war er weitgehend isoliert und der ideologischen Wirkungsmöglichkeiten beraubt. Das Verfahren scheint bald eingestellt worden zu sein, wozu wahrscheinlich der Generaladjutant Job von Witzleben, ein Gegner des Herzogs Karl, die Veranlassung gegeben hat. Auch über Plehwes weiteres Leben schweigen die Quellen. Nach offizieller Version (Kriegsministerium) später angeblich moralisch verkommen und seit 1831 ständig krank, starb er 1835 in preußischer Festungshaft.

1820 bis 1825 wurden Plehwes Papiere auch durch die Mainzer Untersuchungskommission ausgewertet. Der Kommissar Ludwig Pfister schätzte P. als einen harmlosen, in gewissem Sinne Mitleid erweckenden und nicht ernst zu nehmenden Schwärmer ein. Bei diesem Urteil stützte er sich vor allem auf Plehwes religiös-überschwengliches Tagebuch, in dem es z. B. am 01.03.1818 als Motto hieß:

„Laßt mich in der Ruh -
fragt nicht was ich thu,
ich bin durch den Vorhang gangen,
Jesum innig zu umfangen,
Laßt mich in der Ruh,
fragt nicht, was ich thu.“

Plehwe gehörte ähnlich wie ->Maßmann, die Brüder ->Krummacher oder ->Leo, die in den Jahren um 1820 eine aus dem Gefühlsrausch des religiös gefärbten Patriotismus hervorgehende Wendung zu Neopietismus und Orthodoxie vollzogen, zu den Vorläufern der kommenden christlich-orthodoxen Ideologie der politischen Reaktion. Seine ideologische Entwicklung weist auf die sich in Berlin vor allem nach den Karlsbader Beschlüssen bildende feudal-reaktionäre „Erweckungsbewegung“ um den preußischen Kronprinzen, den Baron Kottwitz, die Brüder Gerlach sowie die „Maikäferei“.

In den ersten Jahren nach den Befreiungskriegen, in die Plehwes Berliner Zeit fällt, fanden sich allerdings die noch nicht getrennten Ansätze des bürgerlichen Liberalismus mit der Orthodoxie in der gemeinsamen Enttäuschung und Opposition über nicht erfüllte politische Erwartungen. Das war die Grundlage, von der aus auch Plehwes versponnene Gedankengänge als historischer Fakt in Erscheinung traten. Sie konnten als Negation des Bestehenden für eine kurze Zeit (1815-1819) gesellschaftskritische Bedeutung gewinnen, doch war diese von im Grunde reaktionären Positionen ausgehende Kritik am preußischen Polizeistaat auf die Dauer unfähig, eine fortschrittliche Auswirkung für den Aufbau einer neuen bürgerlichen Gesellschaftsordnung zu erlangen. Ähnlich wie im Leben von ->Sand waren Plehwes Gedanken und Handlungen 1815-1819 der extremste und zugleich hilfloseste Protest gegen eine mit solchen Mitteln allerdings nicht zu überwindende gesellschaftliche Misere.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 71; SfB S. 13, Nr. 5; ML (Nr. 167); WL Nr. 64: v. Blehwa (irrtümlich); Kieser, Wartburgfest, S. 40; Leo, Jugendzeit, S. 160-162 (Angaben fragwürdig); Welcker, Wartburgfest; Zober, Erinnerungen, S. 35-36; HA Berlin-Dahlem, Rep. 192, Nachlaß Wittgenstein, VII, K 6e, Bl. 45; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1683; ebd. Nr. 1715; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Vol. I u. II (bes. Vol. I, Bl. 167-174, 253, 256-259); ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. P, Nr. 1 (Spezialakte 1819-1825); ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 25-26; ebd. Rep. 77, Tit. XXII, Litt. P, Nr. 5 (beschlagnahmte Papiere); Bechstein, Berthold der Student, Bd. 2, S. 129, 143; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S. 22; Müsebeck, Martin und Plehwe, S. 151-194; Roller, Reimer und sein Kreis, S. 37 ff.; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, 36-37, 43, 81-82, 88; Steiger, Aufbruch, 1. Aufl., S. 98, 129; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203, 205, 208; Stephenson, Wartburgerinnerungen Sartorius, 553 ff.

Anmerkungen:

Nach Lenz, Geschichte Univ. Berlin, II, 1, S. 37, dem Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, und Wentzcke, Geschichte Burschenschaft, S. 209, folgen, soll auch Plehwes jüngerer Bruder Leopold Teilnehmer des Festes gewesen sein. Ein quellenmäßiger Beleg konnte dafür nicht ermittelt werden.

stud. jur. Göttingen;
* 22.09.1796 in Altona, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 05.07.1867 in Neumühlen bei Altona, Prov. Schleswig-Holstein, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: P., Peter (1760-1837, Zeitungsdirektor und -verleger, Herausgeber des Altonaer Merkurs);
Mutter: P. geb. Büsch, Friederica Eliesabeth (ca 1771-?);
Verheiratet mit: ?;

Poel war wie ->Sieveking, mit dem er zusammen erzogen wurde, ein Kind des bekannten großbürgerlichen Kreises in Neumühlen bei Hamburg. Beide Freunde meldeten sich 1815 gemeinsam mit ->Heckscher zum Hanseatischen Freiwilligen-Korps.

Poel begann sein Studium an der Univ. Kiel, immatrikuliert am 05.05.1816. Im WS 1816/17 wechselte er wie ->Sieveking an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 19.10.1816.

Einquartierung: Hofebenist H. Gauss (224)
Präsenzliste: 328/361
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 10

1821 in Glückstadt examiniert, wurde er anschließend Untergerichtsadvokat in Altona. Später übernahm er von seinem Vater das liberale Blatt „Altonaer Merkur“. 1827 schrieb er „Freimüthige Gedanken und Wünsche bei Gelegenheit der Vacanzen am Hamburger Gymnasium mit besonderer Beziehung auf angehende Juristen“.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 361; EQ Bl. 69; SfB S. 4, Nr. 10; ML (Nr. 169): hier irrtümlich Pral; WL Nr. 218; Ev.-luth. KG Altona, TR H 306/414; ebd. SR Ottensen, S. 593/117; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 1505; Sieveking, Lebensbild Karl Sieveking, Bd. 1, S. 306; Bd. II, S. 146, 198, 255; Bd. III, S. 574, 683.

stud. jur. Jena;
* 27.06.1795 in Apolda, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: P., Johann Gottlob (Fabrikant);
Mutter: P. geb. Möder, Justina Susanna Maria;
Verheiratet mit: ?;

Porsche wurde am 30.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er wurde Mitglied der Burschenschaft, gehörte 1817 und 1818 dem Ausschuss an und war 1819 Angehöriger des Vorstandes.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 329/255
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 5

Von Jena aus beteiligte er sich 1818 an der Gründung der Leipziger Burschenschaft.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 255; SfB S. 1, Nr. 5; ML (Nr. 168); Ev.-luth. KG Apolda, TR 1781-1808, S. 387; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 302; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; GStA München, Kasten schwarz 428, Nr. 11, Bl. 51 u. ö.; Quellen und Darstellungen, Bd. V, S. 13; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 128.

stud. phil. (math.) Göttingen;
* 07.09.1794 in Alkersum (Insel Föhr), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 30.03.1823 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: P., Christian Friedrich (1761-1819, seit 1788 Diakon in Niebüll, 1791-1814 Pfarrer des Kirchspiels St. Johannis auf Föhr, danach bis zu seinem Tode Propst in Oldenburg);
Mutter: P. geb. Peträus, Margaretha Maria (1761-1853);
Verheiratet mit:Laura Moritzen (?-1826, seit dem 02.04.1820 verheiratet, Schwester des Wartburgfestteilnehmers ->Moritzen);

Posselt hatte 15 Geschwister und wuchs in materiell bescheidenen Verhältnissen auf. Er war ein außergewöhnlich begabtes Kind und besuchte die Schule in Plön. Obwohl er einer Pfarrerfamilie entstammte, kam er bereits als Schüler auf Grund mathematisch-naturwissenschaftlicher Studien zu materialistischen Auffassungen. Eine recht charakteristische Episode ist durch Johannes Wit (genannt von Dörring), einem Mitschüler der Plöner Zeit, übermittelt worden. Bei einem Besuch der Gräfin Stolberg soll diese zu Posselt gesagt haben: „Alle großen Astronomen sind gute Christen gewesen, hat doch auch Newton ein Buch über die Offenbarung Johannis geschrieben; Sie haben es doch gelesen?“, worauf Posselt ganz kalt antwortete: „Nein, so etwas lese ich nicht, denn als er es schrieb, war er leider Gottes schon kindisch.“

Am 11.01.1815 wurde P. als stud. phil. (math.) an der Univ. Kopenhagen immatrikuliert. Bereits vor Beginn des Studiums waren 1814 zwei Arbeiten des Neunzehnjährigen von der Kgl. Akademie der Wissenschaften in Kopenhagen preisgekrönt worden: „De problemate in motu corporum coelestium in orbitis valde excentricis, solem ambientium gravissimo“ und „Theoriae praesessionis aequi- noctiorum specimen“.

Durch den ehemaligen Schüler des Astronomen Karl Friedrich Gauß (1777-1855, Prof. in Göttingen), Heinrich Christian Schumacher (1780-1850, ab 1816 o. Prof. der Astronomie Univ. Kopenhagen) erhielt er 1816 ein zweijähriges Reisestipendium nach Göttingen vermittelt, wo er am 02.07.1816 immatrikuliert wurde. Hier war er Schüler und Gehilfe von Gauß.

Gemeinsam mit seinem Landsmann und Freund ->Hemsen nahm er am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 330/353
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Unmittelbar nach dem Fest promovierte er in Göttingen am 01.11.1817 zum Dr. phil. und kehrte danach für kurze Zeit in die Heimat zurück.

Anfang 1819 erhielt er eine Berufung als Honorarprofessor und Aufseher der Sternwarte an die Univ. Jena. Sein bereits vier Jahre nach dem Jenaer Amtsantritt erfolgender Tod war nicht nur für die Universität, sondern auch für die Entwicklung der astronomischen Wissenschaft in Deutschland ein schwerer Verlust.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 353; Ev.-luth. KG Föhr, GR St. Johannis, Jg. 1794, Nr. 25; ebd. Chronik des 5St. Johannis-Kirchspiels [Standort: Nieblum auf Föhr]; UA Kopenhagen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Jena, Best. M, Nr. 251, Bl. 84-85; Achelis, Posselt; ADB, Bd. XXVI, S. 464-465; Geschichte Universität Jena, Bd. I, S. 412-413; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 238; Knopf, Astronomie Universität Jena, S. 135-155; Neuer Nekrolog, 1824, 1. Jg., 2. Heft, S. 809; Peters, Briefwechsel Gauß-Schumacher, S. 56, 123, 131, 165; Otto Grunth Posselt, Slagten Posselt, S. 26-27; Wit von Dörring, Jugendleben, S. 100.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Pratt hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 331
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE, 17.-20.10.1817: „C. Pratt, Militair aus England“.

stud. jur. Jena;
* 26.05.1794 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: P., Heinrich Christoph Rudolph (1747/48-?, 1794 „Herzogl. Sächs. Cammersekretär wie auch ordinairer Hofadvokat“);
Mutter: P. geb. Zinkeisen, Johanna Christiane Louysa (1755-?);
Verheiratet mit: ?;

Purgold wurde am 24.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 332/263
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr, 12

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 263; EQ Bl. 70; SfB S. 13, Nr. 12; ML (Nr. 170); WL Nr. 50; Ev.-luth. KG Gotha, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 348; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1715.

R

stud. jur. Jena;
* 28.11.1793 in Dornburg, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 07.02.1837 in Dornburg, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: R., Georg Christoph (1752-1825, Cantor und Schulcollega in Dornburg;
Mutter: R. geb. Seume, Dorothea Sophia (1757-1831);
Verheiratet mit: ?;

Rabe immatrikulierte am 24.05.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena.

Einquartierung: Johann Georg Jung (567)
Präsenzliste: 333
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: „Rabe, Jena“; WL Nr. 165.

stud. jur. Göttingen;
* 29.06.1799 in Pechau (Magdeburg), Hzt. Magdeburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Heinrich (1750-1821, ab 1777 Prediger und Oberlehrer Kloster Berge, ab 1793 Pfarrer in Pechau, 1806 Superintendent, 1816 Konsistorialrat; bedeutender Geschichtsschreiber Magdeburgs);
Mutter: R. geb. Focke, Christine Charlotte Elisabeth (1762-1830);
Verheiratet mit: ?;

Rathmann war Teilnehmer am Befreiungskrieg und erwarb sich hier besondere Verdienste.

Am 19.04.1817 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 334/241
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 8

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 241; SfB S. 4, Nr. 8; ML (Nr. 171); Ev.-luth. KG Pechau, SR Jg. 1871, Grabstein Pechau (Vater); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. R, Nr. 6 (Spezialakte, z. Zt. verschollen); Auskünfte ev.-luth.PA Pechau; Heinicke, H. Rathmann (Vater).

stud. theol. Jena;
* 21.03.1797 in Ohrdruf, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 17.08.1873 in Osthausen bei Arnstadt, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
ev.-luth.;
Vater: R., Georg Franz (Schreiner, später Orgelbauer in Ohrdruf);
Mutter: R. geb. Stedefeld, Maria Barbara Henriette (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Ratzmann war Schüler der Bürgerschule und des Lyzeums in Ohrdruf. Am 05.05.1817 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 335/281
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss der Studienzeit Michaelis 1819 war er 1820/21 als Elementarlehrer tätig. Im Herbst 1821 wurde er Kandidat des Predigtamtes in Ohrdruf. Von 1821 bis 1830 wirkte er als Pfarrer zu Riechheim bei Arnstadt, anschließend bis zu seinem Tode im Nachbardorf Osthausen. Hier war er u. a. auch Schullehrer, wurde 1835 Direktor der Schullehrerkonferenz der Diözese Kranichfeld und erhielt 1862 den Titel eines Kirchenrats.

Von seinem Biographen (Leib) wird er als „ein nicht nur kampflustiger, sondern auch streitbarer“ Mensch charakterisiert: „ein rasch auflodernder Feuergeist, ... dem in der ersten Aufwallung der Leidenschaft manches bittere Wort entschlüpfte“. In seiner theologischen Haltung wird er mehr der liberalen Theologie als der Orthodoxie zuzurechnen sein, doch war er in erster Linie an praktischer Pfarrarbeit, weniger an theologischen Streitfragen interessiert.

Aus seinen hinterlassenen Aufzeichnungen spricht das Bemühen, die politischen Ereignisse seiner Zeit zu verfolgen, so weit ihm das in der Abgelegenheit seines Pfarrdorfes möglich war. Er ist politisch als Vertreter eines kleinbürgerlichen Liberalismus anzusprechen. Seine Notizen für das Jahr 1848 zeigen gewisse Sympathien für die Anfänge der Revolution, doch lehnte er Massenaktionen der ärmeren Volksschichten ab, für die er kein Verständnis aufbrachte: „Obgleich in Arnstadt und Erfurt Unruhen vorgefallen waren, indem das Proletariat oder die Bummler, wie man die Leute nannte, die Nichts zu verlieren haben und von einer Schankstätte zur andern sich treiben, überall keck das Haupt emporhob; allein unsere Ortschaften wurden von diesem Taumel nicht angesteckt. Gott gebe nur, daß das neue Gebräue, welches in voller Gärung begriffen ist, sich abklärt“ (Autobiographie).

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 281; Ev.-luth. KG Ohrdruf, TR St. Michael, Jg. 1797, Nr. 25; ebd. Familienbuch 1764-1836, Bl. 136b; Ev.-luth.KG Osthausen, SR Jg. 1873, S. 213, Nr. 2; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 479 (fehlerhaft); Leib, Chronik Osthausen, H. 2, S. 16-23, 28-29, 49; H. 3, S. 66, 70-74 (mit Autobiographie).

stud. jur. Jena;
* 06.08.1797 in Großrudestedt, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Justinus (1762-1826, Pfarrer und Superintendent in Großrudestedt);
Mutter: R. geb. Lambert, Anna Luise Florentine;
Verheiratet mit: ?;

Reichardt wurde am 26.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Georg Ratz (163)
Präsenzliste: 336/104
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 12

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 104; EQ Bl. 69; SfB S. 14, Nr. 12; ML (Nr. 172); WL Nr. 219; Ev.-luth. KG Großrudestedt, TR Jg. 1797, Nr. 10; SR Jg. 1826, Nr. 23; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 322.

stud. theol. et philol. Jena;
* 30.05.1796 in Molsdorf bei Erfurt, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Christian Ernst (1758-?, zuerst Gymnasiallehrer in Gotha, ab 1794 Pfarrsubstitut in Molsdorf, 1797-1808 Pfarrer in Eschenbergen);
Mutter: R. geb. Reinhard, Friederike Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Rein besuchte das Gymnasium in Gotha und war hier u. a. mit ->Stieglitz befreundet. Am 15.05.1816 immatrikulierte er als stud. theol. et philol. an der Univ. Jena. Er wurde Mitglied der Burschenschaft und widmete sich ihr mit großer Anteilnahme. Patriotisch begeistert, war er wohl besonders stark von ->Fries beeindruckt. 1817 gehörte er dem Ausschuss der Jenaer Burschenschaft an.

Für seine Gesinnung beim Wartburgfest ist aufschlussreich seine Stammbucheintragung für ->Christensen, in der es heißt:

„Wir haben auf Rütli geschworen,
der Tag der Freiheit flammt auf.
Dein denkt bis zum Tode fürs Vaterland
Dein Bruder Rein.“

Auf der Burschenversammlung am 19.10.1817 verteidigte er den Wahlspruch der Burschenschaft „Ehre, Freiheit, Vaterland“ gegen partikularistische Auffassungen.

Einquartierung: Meister Conrad Sälzner (570)
Präsenzliste: 337/114
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 13

Anlässlich der Jenaer studentischen Siegesfeier für die Schlacht bei Waterloo am 18.06.1818 trat er als Festredner hervor „und sprach mit entsetzlicher Begeisterung fast dieselben Worte, die er auf der Wartburg sagte“ (->Loholm an ->Asverus, 19.06.1818). 1819 war er mit Heinrich von Gagern befreundet. Wie ->Kollár, ->Leo, ->Schmid und ->Schober war Rein 1818/19 Mitglied des Jenaer Philologischen Seminars.

Nach Abschluss der Studienzeit 1819 ging Rein als Hauslehrer nach Kurland. Später wurde er Superintendent in Reval „und soll sich den pietistischen Vertretern der Theologie zugewendet haben, was bei seiner Gefühlsweichheit nach Überwindung skeptischer Regungen nicht zu verwundern“ (Stieglitz).

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 114; EQ Bl. 67; SfB S. 8, Nr. 13: „Ohne Vaterland vermag kein Braver zu leben“; GW Eintragung o. D. [15.10.1817]; ML (Nr. 173); WL Nr. 164; Frommann, Burschenfest, S. 66; Maßmann, Burschenfest, S. 30; Auskunft R. Jauernig; Ev.-luth. KG Molsdorf, TR Jg. 1796, S. 99, Nr. 11 - KB Molsdorf -; Ev.-luth. KG Eschenbergen, KB (Vater); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 261; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; BA Frankfurt/M., Gagern-Nachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena März 1819); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, § 50; UB Jena, 2 Prov. 107, Bl. 21, 22a; 4 Prov. 70c (Handschrift Seminararbeit Philol. Seminar Jena 1818: „Qui Phytia cantat ...“); Achelis, Stammbuch Christensen, S. 105, 108 (Eintr. Eisenach [18.10.1817]); Quellen u. Darstellungen, Bd. II, S.119; Steiger/Köhler, Ungarländische und siebenbürgische Studenten; Stieglitz, Selbstbiographie, S. 25-26.

stud. med. Jena;
* 23.11.1795 in Stedtfeld bei Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Heinrich (1753-?, Pfarrer zu Stedtfeld; in dritter Ehe verheiratet mit Johanna Wilhelmine R.);
Mutter: R. geb. Bertram, Johanna Wilhelmine (1764-?);
Verheiratet mit: ?;

Reinhard war ältere Bruder von ->Johann Christian Carl R. Er studierte von Michaelis 1814 bis Michaelis 1815 als stud. med. an der Univ. Leipzig. Im WS 1815/16 wechselte er an die Univ. Jena, wo er am 09.11.1815 immatrikulierte.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 338/3
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 8

Am 09.03.1818 promovierte er in Jena zum Dr. med. Von Michaelis 1818 bis Ostern 1819 studierte er an der Univ. Berlin.

In Jena war er 1816 zuerst Mitbegründer des gegen die Burschenschaft opponierenden „Schwarzen Ordens“ und dessen „Sekretär“. Später war er aber überzeugter Burschenschafter (vgl. ->Asverus, ->Völker u. a.).

1820 war er als Arzt in Eisenach tätig.

Auf Grund einer Verhöraussage von ->Haberfeld am 27.07.1820 erfolgte am 29.07.1820 durch das Eisenacher Kriminalgericht eine Befragung Reinhards über den „Schwarzen Orden“. Dieses Verhör blieb aber für Reinhard ohne Folgen.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 3; EQ Bl. 67 oder 75; SfB S. 14, Nr. 8; ML (Nr. 175); WL Nr. 90 bzw. 184; Ev.-luth. KG Stedtfeld, KB 1791-1798, S. 15, Nr. 13; Ortschronik von Stedtfeld; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 182 (fehlerhaft); UA Jena, Best. L Nr. 293, Bd. 1; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl. 54 u.passim; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 5-11.

stud. cam. Jena;
* 16.01.1797 in Stedtfeld bei Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Heinrich (1753-?, Pfarrer zu Stedtfeld; in dritter Ehe verheiratet mit Johanna Wilhelmine R.);
Mutter: R. geb. Bertram, Johanna Wilhelmine (1764-?);
Verheiratet mit: ?;

Reinhard war der jüngere Bruder von Friedrich Gottlob R. Er wurde am 02.06.1817 als stud. cam an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 339/77
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 10

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 77; EQ Bl. 67 oder 75; SfB S. 11, Nr. 10; ML (Nr. 174); WL Nr. 90 oder 184; Ev.-luth. KG Stedtfeld, KB 1791-1798, S. 21, Nr. 9; Ortschronik Stedtfeld; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 581 (?).

stud. theol. Göttingen;
* 27.04.1796 in Schaprode a. d. Insel Rügen, Pommern, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Abraham (Pfarrer in Schaprode);
Mutter: R. geb. Schevoenius, Christiane Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Richter wurde am 24.04.1814 als stud. theol. an der Univ. Greifswald immatrikuliert. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Göttingen, hier am 17.10.1816 immatrikuliert.

Einquartierung: Martin Braun jun. (159)
Präsenzliste: 340/116
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 8

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 116; EQ Bl. 69; SfB S. 9, Nr. 8; ML (Nr. 176); WL Nr. 220; Ev.-luth. KG Schaprode, TR Jg. 1796; UA Greifswald, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

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Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Riedel war als Landesdirektions-Rat in Eisenach in amtlicher Eigenschaft der Landesdirektion an der staatlich-organisatorischen Vorbereitung des Wartburgfestes in Eisenach beteiligt.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 341
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Kühn, Wartburgfest, S. 31.

stud. theol. Jena;
* 05.12.1793 in Ratzeburg(-Domhof = mecklenburgischer Teil der Stadt), Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 26.01.1872 in Friedland, Ghzt. Mecklenburg-Strelitz;
ev.-luth.;
Vater: R., Friedrich Justus Gottlob (1752-1809, 1780 Kantor in Grabow,1781-1788 Kantor und Rektor der Domschule Schwerin, 1789-1801 Rektor der Domschule Ratzeburg im lauenburgischen Teil der Stadt, 1801-1809 Pastor prim. in Schönberg);
Mutter: R. geb. Schmiedeke, Luise Caroline (1757-1827);
Verheiratet mit: ?;

Riemann hatte bis September 1812 das Gymnasium zu Lübeck besucht. Der Familientradition folgend - bereits der Vater hatte in Jena studiert (imm. 13.10.1769) - ging er an die ernestinische Universität, wo er am 27.10.1812 immatrikulierte. Er trat hier der mecklenburgischen Landsmannschaft „Vandalia“ bei, in der auch seine Landsleute und Freunde Karl Horn (1794-1879), Johann Christian Heinrichs und Gottlieb Schnelle(1), die sich später als Kriegsfreiwillige und Gründer der Burschenschaft auszeichneten, Mitglieder waren. Die von dem Jenaer Historiker Heinrich Luden (1778-1847) besonders beeinflusste „Vandalia“ wurde bereits während der französischen Zeit die studentische Keimzelle des erwachenden deutschen Patriotismus.

Als bei Kriegsausbruch 1813 durch Berliner Studenten die Aufforderung zum Eintritt in das Lützowsche Korps nach Jena gelangte, brach Riemann Mitte März sein Studium ab und schlug sich mit seinen Freunden (ca. 20 Vandalen) durch das noch französisch besetzte Gebiet zur Sammelstelle Breslau durch. Bezeichnend für den Geist dieser den preußischen Militärdrill ablehnenden studentischen Kriegsfreiwilligen ist Riemanns Begründung für den Eintritt ins Lützowsche Korps: „Niemand [von den Studenten] begehrte damals eine Führerstelle, man blieb lieber bei den brüderlich gesinnten [Lützower] Jägern, wo außer Dienst kein lästiger Unterschied zwischen Befehlenden und Gehorchenden war.“

Die Zeit im Lützowschen Jägerkorps, in das sich Riemann unauffällig einordnete, wurde zum bleibenden Grunderlebnis und ideologischen Ausgangspunkt seines weiteren Handelns. Im Umgang mit Jahn und den Berliner Turnern (->Dürre) bildeten sich bei ihm die Hoffnungen auf ein einiges Deutschland und Wünsche für eine Reform des Studentenlebens heraus. Theodor Körners Tod und Bestattung wurden ihm zum erschütternden Erlebnis und zur verpflichtenden Mahnung für die künftige politische Haltung. Als er im Herbst 1814 nach Jena zurückkehrte, vertieften und bestärkten Ludens begeistert aufgenommene Vorlesungen seine Überzeugung von der historischen Berechtigung der neuen deutsch-patriotischen Ideen. Als im WS 1814/15 die patriotische Begeisterung in Jena ihren ersten Höhepunkt erreichte und die Errichtung einer studentischen „Wehrschaft“ (studentische Parallelorganisation zum Landsturm) unmittelbar auf die Gründung der Burschenschaft vorbereitete, trat Riemann zum ersten Mal führend hervor. Sein an die landsmannschaftlichen Gegner gerichtetes bekanntes „Volunto“(2) wurde zum Losungswort des Kampfes um eine neue, deutsch gesinnte Studentenverbindung.

Der Krieg von 1815 unterbrach erneut die Studienzeit. Auf Grund der Auflösung des Lützowschen Korps nahm er als Leutnant der Paderborner Landwehr (vgl. auch ->Siewerssen) am Feldzug der Verbündeten teil und wurde bei Ligny verwundet. Ostern 1816 kehrte er als geehrter, mit dem Nimbus des „Ritters“ umgebener Student (Eisernes Kreuz) in die Enge des Hochschulortes zurück und wurde hier in kurzer Zeit der anerkannte Mittelpunkt der studentischen Reformer. Bereits im SS 1816 war er Mitglied des Ausschusses der neuen, während seiner Abwesenheit gegründeten Jenaer Burschenschaft (12.06.1815) und ab November dann deren „Sprecher“. Während seiner Amtszeit gelang es, den gesamtdeutsch-vaterländischen Gedanken als ideologische Grundlage der neuen Studentenverbindung in Jena allgemeine Anerkennung zu verschaffen, das Turnwesen Jahns populär zu machen, adligen Widerstand zu brechen (vgl. z. B. ->Keller), schließlich eine Reihe von Reformen (Verbot des Hasardspiels, Einschränkung des Duellunwesens usw.) durchzuführen bzw. in Angriff zu nehmen. Bedeutsam waren vor allem die auf Initiative Riemanns Anfang 1817 vom Vorstand der Burschenschaft unternommenen ersten Versuche einer neuen demokratischen Verfassung der Studentenverbindung (Vollversammlung als höchstes Gremium, geheime Wahl, Rechenschaftspflicht des Vorstandes vor der Vollversammlung usw.), die jedoch erst 1819, kurz vor dem Verbot der Burschenschaft, verwirklicht werden konnte (vgl. ->Wesselhöft).

Wie die Mehrzahl der patriotischen Studenten und speziell die Turner dieser Jahre war auch Riemann nicht frei von Deutschtümelei und blindem Franzosenhass. Er kleidete sich in die „Altdeutsche Tracht“ und lief mit lang herabfallenden Haaren umher. Anfang 1817 nahm er an einem Versuch individuellen Terrors gegen einen „Volksverräter“ teil (vgl. ->Asverus).

Am Wartburgfest nahm Riemann als Mitglied des Festausschusses und Festredner (18.10.) teil. Z. Zt. des Festes war er neben ->R. Wesselhöft Jenas bekanntester und politisch bedeutendster Student. Die Quellen bieten fast durchweg positive oder - seitens der Gegner - von Achtung getragene Urteile über seine Fähigkeiten und Charaktereigenschaften. Im Vergleich zu ->R. Wesselhöft, Riemanns letztem Nachfolger im Amt des „Sprechers“, war er in vielem dessen Gegenteil. Konnte sich ->Wesselhöft von unüberlegten Handlungen und Überheblichkeit nicht immer freihalten, war Riemann eine äußerlich ruhige, bescheidene und fast unauffällige Erscheinung. Weniger durch hervorstechende Begabung als durch Pflichteifer und Ehrlichkeit ausgezeichnet, wuchs er in der Auseinandersetzung mit den politischen Verhältnissen und den an ihn herangetragenen gesellschaftlichen Problemen zum Repräsentanten der Jenaer und in gewisser Beziehung der gesamtdeutschen Studentenschaft dieser Jahre heran. Durch ein verantwortungsbewusst betriebenes Studium und eine umfangreiche studentisch-gesellschaftliche Tätigkeit, die er als freiwilliges „Opfer für das Vaterland“ ansah, konnte er in hohem Maße vorbildhaft und damit erzieherisch auf seine meist jüngeren Mitstudenten wirken. Riemanns Bedeutung als Student lässt sich im wesentlichen in vier Punkten zusammenfassen:

Gestützt auf die Hilfe seiner Freunde und getragen vom Vertrauen des größten Teiles der Jenaer Studentenschaft gelang es ihm, die organisatorisch und ideologisch noch ungefestigte Burschenschaft über die Schwierigkeiten der Anfangszeit (1815-1817) hinwegzubringen, den mehrfach drohenden Zerfall abzuwenden und damit die Voraussetzungen zu schaffen für deren politisches Auftreten ab 1817; als „Sprecher“ der Burschenschaft war er für den Jenaer Lehrkörper Beweis und Garantie eines verbesserten Studentenlebens; er verkörperte den Typ des neuen bürgerlich-patriotischen Studenten, der als Teilnehmer am Befreiungskrieg genügend Selbstvertrauen gewonnen hatte, um dem Widerstand adliger Studenten gegen die demokratischen Bestrebungen der studentischen Reformer konsequent und erfolgreich entgegentreten zu können; als Repräsentant des studentischen „nationalen Jena“ wurde er eine Persönlichkeit von historischer Bedeutung.

Riemanns Rede auf dem Wartburgfest bildete für ihn den Höhepunkt nicht nur der Studentenzeit, sondern des gesamten Lebens. Als beauftragter Sprecher des Festes wurde er zum Ankläger gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands, zugleich zum Rebellen gegen die anhebende Reaktionspolitik der deutschen Kabinette.

Im Gegensatz zu den meisten Teilnehmern war er sich der politischen Tragweite des Festes und seiner eigenen Handlungen deutlich bewusst. Da er als beurlaubter Offizier noch immer im preußischen Dienst stand, beantragte er deshalb kurz vor dem Fest seinen Abschied. Dieser ca. sechs Wochen vor der Feier genehmigte Abschied (02.09.1817) ersparte ihm - wie er später wohl nicht zu Unrecht annahm -, die „Bekanntschaft mit den preußischen Kasematten“. Riemanns Wartburgrede - die ehrliche Sprache eines „Herzens, das erfüllt ist von dem Gedanken an Freiheit und Vaterland“ - ist erwachsen aus den Ideen der Befreiungskriege, den Versprechungen von Kalisch und ein letzter Abglanz der Jahre 1813/15. Die Einleitung des 1816 erschienenen politischen Hauptwerkes von ->Fries über Deutschland hat Riemann als Vorlage und Muster gedient.(3) Die Rede weist aber auch durch ihre eindeutige Stellungnahme gegen die „inneren Feinde“ bereits über die Situation von 1813/15 hinaus auf zukünftige Macht- und Klassenkämpfe. Einerseits noch weit entfernt von revolutionärem Bewusstsein, ist sie andererseits Ausdruck studentischen Rebellentums.

Riemann eröffnete seine Ansprache mit einer Würdigung Luthers, der im Sinne des von ->Fries und Luden gelehrten Frühliberalismus als „protestierender“ Kämpfer für Geistesfreiheit gefeiert und als Nationalheros geehrt wird. Mit deutlichem Bezug auf die politischen Tageskämpfe soll dieses „Bild der Vergangenheit“ Vorbild und Kraftquell sein „für die lebendige Tat in der Gegenwart“. Denn diese Gegenwart ist schlecht: Vier Jahre nach der Leipziger Schlacht sind alle berechtigten Hoffnungen und Wünsche des deutschen Volkes unerfüllt geblieben. Mit Ausnahme des Weimarer Herzogs Carl August, der seinem Lande eine Verfassung gab (1816), habe kein deutscher Fürst seine Worte von 1813/15 in Hinblick auf freiheitliche Veränderungen Deutschlands gehalten. Deutschlands Jugend, die zukünftig Richterstühle, Kanzeln und Katheder besteigen wird, darf sich deshalb mit diesen deutschen Zuständen nicht abfinden, darf weder in philisterhafte Beschränktheit versinken, noch in die Enge der Studierstuben fliehen oder gar durch Auswanderung in fremden Ländern Ersatz für die Enttäuschungen in der Heimat suchen. Unter Anrufung Luthers und der Toten des Befreiungskrieges endet die Rede im wirkungsvollen kämpferisch-rebellenhaften Bekenntnis zur Einheit und Freiheit Deutschlands: „Der Geist, der uns hier zusammengeführt, der Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit(4), soll uns leiten durch unser ganzes Leben, daß wir, alle Brüder, alle Söhne eines und desselben Vaterlandes, eine eherne Mauer bilden gegen jegliche innere und äußere Feinde dieses Vaterlandes, daß uns in offener Schlacht der brüllende Tod nicht schrecken soll, den heißesten Kampf zu bestehen, wenn der Eroberer droht, daß uns nicht blenden soll der Glanz des Herrscherthrones, zu reden das starke freie Wort, wenn es Wahrheit und Recht gilt; - das nimmer in uns erlösche das Streben nach Erkenntnis der Wahrheit, das Streben nach jeder menschlichen und vaterländischen Tugend. - Mit solchen Grundsätzen wollen wir einst zurücktreten ins bürgerliche Leben, fest und unverrückt vor den Augen das Ziel als Gemeinwohl, tief und unvertilgbar im Herzen die Liebe zum einigen deutschen Vaterlande.“

Diesem weit ausstrahlenden öffentlichen Auftreten auf dem Wartburgfest folgte im WS 1817/18 die Ausarbeitung von zwei programmatischen Abhandlungen, die die bedeutendsten politischen Dokumente Jenas dieser Jahre werden sollten. Gemeinsam mit seinem studentischen Landsmann Karl Müller(5) schrieb Riemann auf Anregung Ludens und unter Zugrundelegung der von Kieler Studenten zum Wartburgfest mitgebrachten Proklamation an das deutsche Volk (vgl. ->Olshausen) die „Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktober, gemeinsam beraten, reiflich erwogen, einmütig bekannt und den studierenden Brüdern auf anderen Hochschulen (anno 1818) zur Annahme, dem gesamten Vaterlande aber zur Würdigung vorgelegt von den Studierenden zu Jena“.

Diese „Grundsätze und Beschlüsse“, als Verteidigung des Wartburgfestes und als Bekenntnis zum politischen Charakter der Feier geschrieben, wurden eine Art Magna Charta der deutschen Einheit im Sinne fortschrittlicher bürgerlicher Freiheitsrechte: die erste Proklamation nationaler bürgerlich-deutscher Grundrechte und individueller Menschenrechte. Die Einheit Deutschlands ist durch die losungshafte Formulierung „Ein Deutschland ist, und ein Deutschland soll sein und bleiben“ vorangestellt, gleichzeitig wird jedoch eindeutig der bürgerliche Charakter der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, öffentliches Gerichtsverfahren, Geschworenengerichte, ein deutsches Gesetzbuch, Sicherheit der Person und des Eigentums sowie Rede- und Pressefreiheit gefordert - Forderungen, die für die nächsten dreißig Jahre die Ziele des bürgerlichen Kampfes um die innere Freiheit Deutschlands bezeichneten.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 342/2
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 16

Als dieses Programm in den ersten Wochen des Jahres 1818 von der Jenaer Studentenschaft aus Furcht vor staatlichen Repressalien abgelehnt wurde (nur sieben Unterschriften zum Programm, vgl. ->Scheidler), der Kreis der Reformer dadurch die notwendige Massenbasis verloren hatte und Riemann allein nicht den „Heldenmut Luthers oder Scavonarolas“ aufbrachte, die Schrift auf eigene Verantwortung bekanntzumachen, traten erneut die speziell studentischen Interessen in den Vordergrund.

Durch von Riemann maßgeblich beeinflusste programmatische sog. „Neunzehn Punkte“ wurden zum ersten Male die ideologischen und organisatorischen Prinzipien einer geplanten allgemeinen deutschen Burschenschaft fixiert. Sie dienten im März 1818 dem ersten gesamtdeutschen Burschentage in Jena als Diskussionsgrundlage. Mit dem Vorsitz auf diesem Burschentage schloss Riemanns ereignisreiche Studentenzeit mit einem ihn optimistisch stimmenden Ausblick ab.

Als er im Frühjahre 1818 in die mecklenburgische Heimat zurückkehrte, war er kein Revolutionär, aber ein gesellschaftskritisch denkender bürgerlicher Liberaler. Obgleich Theologiestudent und Pfarrkandidat, hatte er vorerst nicht die Absicht, als „Pfaff“ auf einer mecklenburgischen Pfarre „hundsfaul und ein unnützes Mitglied menschlicher Gesellschaft [zu] werden“, sondern wollte als Schulmeister praktisch-pädagogisch wirken: „Denn was da Gutes geschehen soll in unserm verbutterten Forstlande [Mecklenburg], das muß von der Schule ausgehen“ (an ->Loholm, 22.03.1819).

Von 1818 bis 1821 war er Privatlehrer in Boizenburg a. d. Elbe. Obwohl im Mecklenburg-Schweriner Territorium, traf ihn hier im Sommer 1819 die preußische Untersuchungswelle, doch blieb ihm dank seiner mecklenburgischen Staatszugehörigkeit das schwere Schicksal ->Maßmanns und ->Dürres erspart.

Seit den Tagen des Wartburgfestes war er der preußischen Polizei bekannt und Oberregierungsrat von Kamptz hatte sich speziell mit der Wartburgrede sehr ausführlich beschäftigt. Bereits wenige Tage nach der Verhaftung des zweiten Wartburgredners ->Roediger, erging deshalb am 23.07.1819 von Berlin die Aufforderung an das Schweriner Staatsministerium, Riemanns Papiere zu beschlagnahmen und Verhöre anzustellen. Obwohl in dem preußischen Schreiben keine konkreten Beschuldigungen gegen Riemann angeführt werden konnten, beeilte sich das Schweriner Ministerium dem einem Befehle gleichkommenden Wunsche des Nachbarstaates zu entsprechen. Am 02.08.1819 erfolgte in Boizenburg die Beschlagnahme der Papiere, dem sich erste Verhöre anschlossen.

Die bis Anfang 1821 währenden Untersuchungen endeten für Riemann ohne Nachteile und waren für die preußische Polizei ergebnislos; sie bildeten andererseits jedoch für die Mainzer Untersuchungskommission einen besonders wichtigen Fragekomplex. Außerdem veranschaulichen sie den Gang des durchaus nicht reibungslos laufenden Untersuchungsapparates. Die von Schwerin eingesetzten bürgerlichen Staatsdiener führten die Untersuchung recht nachlässig bzw. ungeschickt und sympathisierten ziemlich offen mit den Auffassungen des Delinquenten; vor allem weigerten sie sich trotz des ständigen Eingreifens der preußischen Behörden, die Untersuchung in einen Gesinnungsprozess überzuleiten. Bereits der erste Bericht der Untersuchungskommission an den Schweriner Großherzog (08.08.1819), der diesem mit den beschlagnahmten Papieren vorgelegt wurde, betonte das Fehlen von Gründen zur Bestrafung, da „die Schriften und Verhöre“ lediglich „eine ungemeine, bis zur schwärmerischsten Liebe für Tugend, Religion und Vaterland“gehende Gesinnung sichtbar gemacht hätten. „Überhaupt scheint es uns“, hieß es im späteren Bericht der Untersuchungskommission (04.09.1819), der sich indirekt gegen die Methoden der preußischen Polizei und der Mainzer CUK wandte, „daß ein großer Teil der in Deutschland allgemein angeordneten Untersuchungen ganz hätten unterbleiben können, wenn nicht oft ganz unschuldige Handlungen oder nicht übelgemeinte schrift- oder mündliche Äußerungen als staatsgefährlich und folgenreich angenommen, und vom bösen Willen oft in gefährlichstem Lichte ausgeschmückt und dargestellt wären.“

Trotz des entlastenden ersten Berichtes vom 08.08.1819 hatte der Schweriner Großherzog Friedrich Franz ohne Wissen des Ministeriums durch Kabinettordre vom 20.08. Riemanns Verhaftung angeordnet, die einen Tag später erfolgte. Als Untersuchungskommissar setzte er den Kanzleirat Friedrich Ludwig Bouchholtz ein. Dieser lehnte die Funktion „in Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand“ ab und hatte hierfür durchaus allen Grund, waren doch seine beiden Söhne (->Ernst Friedrich B. und ->Friedrich August B.) ebenfalls Teilnehmer des Wartburgfestes gewesen, über das er jetzt belastendes Material zusammentragen sollte. Auf Grund dieser Weigerung von Bouchholtz sowie des erwähnten Abschlussberichtes vom 04.09. über das bisherige Polizeiverfahren überwies das Schweriner Ministerium die Angelegenheit an die Justizkanzlei, die gesetzlich von Anfang an zuständig gewesen wäre und gegen die auch der Großherzog keine Einwendungen erheben konnte. Die Justizkanzlei sprach daraufhin auf Grund der vorliegenden Berichte für Riemann und für ->Friedrich Johann Christian Francke am 25.09.1819 den Freispruch aus. Es seien keine staatsverbrecherischen Handlungen nachweisbar gewesen; die „Grundsätze und Beschlüsse des Wartburgfestes“ waren lediglich ein „unschädliches Spiel der Phantasie“; außerdem enthielten Riemanns Briefe nur solche politischen Äußerungen, die man in ähnlicher Form auch „in öffentlichen Druckschriften täglich“ lesen könne. Obwohl mit der Haftentlassung das Untersuchungsverfahren abgeschlossen war, musste Riemann auf Grund der weiterlaufenden preußischen Anfragen in den nächsten zwei Jahren noch mehrfach zum Verhör erscheinen, ohne dass das Verfahren jedoch, wie es das preußische Polizeiministerium anstrebte, durch die Schweriner Justizkanzlei neu eröffnet wurde. Denn der Fall Riemann war für von Kamptz noch längst nicht abgeschlossen. Als die obersten preußischen Staatsstellen über die Mainzer CUK Mitte 1820 zum ersten Mal die 1819 bei Riemann in Boizenburg beschlagnahmten „Grundsätze und Beschlüsse“ in den Händen hielten, glaubten sie endlich den lange gesuchten schriftlichen Beleg für die revolutionäre Gefährlichkeit der Burschenschaft, die seit ->Sands Tat für sie sowieso festlag, gefunden zu haben. In einer großangelegten Untersuchungsaktion ließ Kamptz alle für ihn greifbaren studentischen „Demagogen“ über die „Grundsätze und Beschlüsse“ verhören. Er trug damit das Material für die Gesamteinschätzung des Wartburgfestes seitens der CUK zusammen. (Verhöre in Berlin: ->Asverus, ->Dürre [09.10.1820], ->Höpker,->Karsten, ->Maßmann [07.10.1820], ->Mühlenfels;Verhör in Neustrelitz: Karl Müller [11.11.1820]; Verhör in Wetzlar: ->Sartorius [06.10. und 25.10.1820]).

Brachte Riemann die Haftzeit keine persönlichen Nachteile, wurde sie andererseits ein Anlass für bürgerliche Solidarität.

1821 empfahl ihn der Buchhändler Friedrich Perthes (1772-1843), bei dem er kurze Zeit als Hauslehrer in Hamburg tätig gewesen war, mit warmen Worten an den Eutiner Superintendenten und Schulpatron Detlev Johann Wilhelm Olshausen, den Vater der Gefährten von 1817 (vgl. ->Justus O. und ->Wilhelm O.): „An jenen Vorfall“, meinte Perthes unter Hinweis auf die Verhaftung, werden Sie sich so wenig stoßen wie ich“.

Durch die Anstellung als Kollaborator an der Eutiner Gelehrtenschule erhielt Riemann zum ersten Mal eine gesicherte, wenn auch finanziell äußerst bescheidene Berufstätigkeit (1821-1828). Noch vor seiner Übersiedlung nach Eutin hatte er im Sommer 1821 gemeinsam mit Arnold Ruge (1821 Student und Burschenschafter) und dem „Sprecher“ der Hallenser „Teutonia“, Willer, eine Reise nach Süddeutschland unternommen, die seine trotz der Haft ungebrochene bürgerlich-fortschrittliche Gesinnung zeigte und einige charakteristische Auseinandersetzungen im Gefolge hatte. Schellings Vorlesungen über Mythologie, die er in Erlangen besuchte, lehnte er wegen ihres Ideengehaltes empört ab. Schelling verfälsche die Kultur der Menschheit, wenn er Geistesentwicklung leugne, so dass er als „ein ärgerer Feind des Menschengeschlechts und seiner Entwicklung zum Denken und zur bürgerlichen Freiheit ... als der Papst in Rom“ zu bezeichnen sei. In Erlangen fand auch eine grundsätzliche Auseinandersetzung und Abrechnung mit ->Heinrich Leo und allen in das Lager der politischen Reaktion überschwenkenden ehemaligen Gesinnungsgenossen des Jahres 1817 statt: „Der wiedererwachte Nationalgeist geht in zwei großen Strömen auseinander; der eine ist der Altdeutsche oder der zur alten Herrlichkeit, wie sie‘s nennen, zurückkehren will [Leo]; der andere ist der Strom, der Deutschland auf neuen Grundlagen, auf den Grundlagen geistiger und staatlicher Freiheit wieder aufbauen will. Und leider ist bis jetzt der rücklaufende Strom der mächtigere, der andere hingegen nicht nur der schwächere, sondern auch viel schwieriger zu verfolgen, weil es immer schwer ist, etwas Neues zu gründen als am Alten festzuhalten.“

Der ärmlichen Schulmeisterzeit in Eutin(6) folgte von 1828 bis 1835 eine Tätigkeit als Lehrer am Gymnasium in Friedland (Mecklenburg), das durch Riemann und Heinrichs sowie dem vorher hier als Lehrer tätig gewesenen Karl Horn zum norddeutschen patriotischen Zentrum wurde, aus deren Schülerkreis Fritz Reuter (Absolvent 1832) hervorging. 1835 wechselte Riemann dann durch seine Ernennung zum Pfarrer der Marienkirche in Friedland sehr verspätet in das geistliche Amt.

Nach der stürmisch bewegten „herrlichen, unvergleichlichen Jugendzeit“ war Riemanns zweite Lebenshälfte im Ganzen gesehen unbefriedigend und angesichts der geistigen Öde und Einsamkeit in einem der ökonomisch rückständigsten Gebiete Deutschlands stark von Resignation geprägt. Bis 1848 ging sein Leben in Stille und teilweiser Zurückgezogenheit dahin. Es erschöpfte sich im engen Kreis bürgerlicher Pflichterfüllung und wurde darin nur selten, vor allem durch die jährlichen Erinnerungsfahrten zu Körners Grab bei Wöbbelin, unterbrochen. Riemanns bedeutende Fähigkeiten, die größerer Aufgaben würdig gewesen wären, konnten sich inmitten einer im ganzen kleinbürgerlich-spießigen Bürgerschaft nur wenig entfalten. Er hat die ihn umgebende kleinbürgerliche Welt selbst als „gleichgültig und stumpf gegen alles was Politik und Gemeinsinn heißt“, charakterisiert: „durch eine seit 200 Jahren konsequent durchgeführte und ausgebildete oligarische Stadtverfassung von allem Anteil an allen öffentlichen Angelegenheiten ausgeschlossen, teils durch eine Menge kleiner und größerer, zum Teil sehr einträglicher Ämter ... dem Magistrat dienstbar und untertänig gemacht.“ Im Kampf um eine neue, demokratische Stadtverfassung trat er 1848 zum ersten Mal wieder politisch hervor. In scharfer Kritik des ersten Entwurfs einer neuen Friedländer Stadtverfassung wurde der „Geist der Freisinnigkeit“ heraufbeschworen und die Brücke von 1817 zu 1848 geschlagen: Was einst beim Wartburgfest noch lediglich „das Eigentum einzelner Gesinnungstüchtigen war“, sei „jetzt ... durch die Macht einer neuen Zeit ... bis in die untersten Schichten der Gesellschaft gedrungen ... Die mündig gewordene Welt will, daß jeder an den gemeinsamen Angelegenheiten so viel Anteil nehme als möglich ist“ (Artikel Riemanns, Rostocker Zeitung, Frühjahr 1848).

In den neuen mecklenburgisch-strelitzschen Landtag zog Riemann als Abgeordneter von Alt-Strelitz und wurde hier ein Vertreter des bürgerlichen linken Flügels mit der Forderung nach einer „Repräsentativ~Verfassung“ ohne ständische Gliederung, Pressefreiheit, Gewaltenteilung, Verminderung des stehenden Heeres und Verbesserung des Volksschulwesens. Riemanns Antrag, gegen die bewaffnete Konterrevolution und „das von Deutschen in Baden und Ungarn verübte Unrecht“ zu protestieren, ragt besonders hervor.

Nach der Niederlage der Revolution sah er sich zum zweiten Male in seinem Leben als Staatsfeind gebrandmarkt und musste sich wie dreißig Jahre vorher Haussuchungen gefallen lassen (1850).

Die letzten Lebensjahrzehnte verliefen erneut äußerlich ruhig und waren geprägt durch humorvoll-spöttische Altersweisheit, hinter der sich die Unzufriedenheit mit den reaktionären politischen Verhältnissen Deutschlands verbarg. Sehr energisch setzte sich Riemann - dessen Lieblingsdichtung Fritz Reuters gesellschaftskritischstes Werk „Kein Hüsung“ geworden war und dessen Sohn 1863 im amerikanischen Sezessionskrieg auf Seiten der Nordstaaten fiel - gegen die Auswanderung ein. Literarisch aber schweiften die Gedanken immer stärker in die Jugendzeit zurück und hafteten am Erlebnis der Befreiungskriege. 1865 erschien seine Biographie von Sophia Dorothea Krüger, der aus Friedland stammenden Kriegsfreiwilligen des Kolberger Regiments. In dieser Studie bekannte er sich noch einmal öffentlich zu Jahn und den Idealen seiner Jugendzeit, rechnete scharf mit dem Gegner seiner Studentenjahre, dem „Demagogenriecher“ Kamptz ab und bedauerte bissig, dass diesem das ehemals vakante, hochwichtige Amt eines „Erzrumormeisters des heiligen Römischen Reiches“ versagt geblieben war.

Das gleiche Jahr 1865 sah anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Burschenschaft ein letztes Zusammentreffen der alten Freunde in Jena. Dem zwei Jahre später (1867) stattfindenden 50-jährigen Jubelfeste der Wartburgfeier konnte er bereits aus Gesundheitsgründen nicht mehr beiwohnen. In seiner in Eisenach verlesenen Festansprache, die gleich einem Abschiedsgruß ein Rückblick und Rechenschaftsbericht über fünfzig Jahre deutscher Geschichte vom Standpunkt des kleinbürgerlichen Demokraten wurde, vertrat er die Auffassung, dass sie als Einzelne ihren Schwur von 1817 subjektiv ehrlich gehalten hätten, dass sie aber das Jahr 1848 durch zu wenig Konsequenz nicht so gestalteten, wie es notwendig gewesen wäre. In einer sich wie 1817 erneut zu scharfer Anklage steigernden Sprache forderte er bürgerlich-demokratische Rechte für Deutschland, Unabhängigkeit der Richter, freigewählte Volksvertreter für einen gesamtdeutschen Reichstag, in dem vor allem die Vertreter der armen Menschen Stimme und Sitze erhalten müssten. Zu diesen Forderungen kam der alte Wunsch nach der Einheit Deutschlands unter dem schwarz-rot-goldenen Symbol. Als Staatsform wird die konstitutionelle Monarchie begrüßt, an deren Spitze der preußische König als derzeit stärkster deutscher Fürst die Kaiserwürde übernehmen solle. Verschleiert, aber deutlich weist Riemann schließlich darauf hin, dass allerdings nicht die Monarchie, sondern die Republik die Erfüllung der deutschen Einheit sei.

Noch kurz vor seinem Tode erlebte Riemann die Lösung der nationalen Frage und die Kaiserkrönung von 1871. So sehr dem alten Burschenschafter hierbei das Herz aufging, inmitten des ihn umgebenden nationalistisch-monarchistischen Rausches blieb er bei seiner Auffassung, dass nicht das Kaiserreich, sondern eine noch zu erkämpfende Republik als erstrebenswerte Zukunft Deutschlands anzusehen sei (Brief an Friedrich Hoffmann, 29.10.1870). Damit endete ein Leben, das vom Lützower Jäger und Turner über den rebellierenden Burschenschafter und „Demagogen“ zum Kämpfer von 1848 führte und im bürgerlich-demokratischen Republikanismus ausklang - ein Leben, das nicht zum Dramatischsten, wohl aber zum Größten gehört, was aus der alten Burschenschaft von 1815/19 erwachsen konnte.

Anmerkungen:

(1) Horn imm. 09.04.1812, Heinrichs imm. 09.05.1814, Schnelle imm. 28.10.1809. Das Verhörprotokoll Horn (Neustrelitz 11.03.1820) über die Gründung der Jenaer Burschenschaft LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 183-187).

(2) Nach Riemanns Interpretation: „Sie sollen [patriotisch] wollen, wenn sie auch nicht wollen.“ Ähnlich Riemanns Stammbucheintragung 1816 im Stammbuch des stud. Netto: zu Ernst Moritz Arndts Wort vom deutschen Vaterland „Symbolum: Vorwärts!“.

(3) J. F. Fries: Von Deutschem Bund und Deutscher Staatsverfassung. Allgemeine staatsrechtliche Ansichten. Heidelberg 1816, S. 1-13.

(4) „Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit“ = politischer Grundbegriff von Fries.

(5) Karl Johann Heinrich Müller, geb. 30.06.1794 in Penzlin, stud. jur. Jena (imm. Februar 1812), Lützower, Burschenschafter, jedoch nicht am Wartburgfest beteiligt. Dr. jur. Jena 06.04.1818. Später wie Riemann durch mecklenburgische Behörden über die „Grundsätze und Beschlüsse“ verhört (Neustrelitz, 11.11.1820, LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 246-248). 1824 Gerichtsverwalter in Woldegk und Justizbeamter Amt Feldberg, ab 1832 bis zum Tode Stadtrichter in Neubrandenburg, hier gest. 08.09.1857.

(6) Riemann an Fries, Eutin, 17. Ostermond 1822: „Von meiner äußeren Lage weiß ich nicht viel zu sagen; ich lebe still und eingezogen mit meinem Weibe [Heirat 1821 mit einer Tochter des Jenaer Stadtrichters Gensler], treu den Gelübden von der Wartburg, und den Idealen, die ich durch Sie habe näher kennen gelernt; und eifrig nach höherer wissenschaftlicher Bildung strebend, woran freilich die harte Wirklichkeit sehr hindert; mein geringes Gehalt (300 Thl., der 10te Theil von dem, was der Persische Hengst auf dem nahen Gestüt kostet) zwingt mich, zu 26 Schulstunden noch Privatunterricht zu geben, wobei dann freilich wenig Zeit übrig bleibt für eigne Arbeit“ (UB Jena, Nachlaß Fries, III).

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 2; EQ Bl. 67; SfB S. 11, Nr. 16: „...Frisch, frei, fröhlich und fromm ist der Bursche Reichthum“; GW Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 177); WL Nr. 166; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Leo, Jugendzeit, S. 155; Ev.-luth. KG Ratzeburg-Dom, KB Dompropstei; Ev.-luth. KG Friedland, KB St. Marien Jg. 1872, Nr. 15; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1812/13); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 232 (fehlerhaft); UB Jena, Nachlaß Fries, III, Bl. 285-303 (10 Briefe Riemanns an Fries, 1819-1842), sowie Briefe J. F. H. Francke an Fries, 17.Herbstmond 1820 u. 06.11.1820; ebd. Stammbuch Netto, Bl. 67 (Jena, 20.09.1816); GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1670; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. 1, Bl. 118 ff., 184-204 u. ö.; ebd. Rep. 77, Tit. XX, Nr. 3, Bl. 42; Arch. Wartburg, Akte Wartburgfest 1817 [o. P.] ; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722, Bl. 75-76; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 25-33; Riemann, Wartburgrede 1817 [Erstfassung in: Maßmann, Burschenfest, S. 37-47 und (nach Maßmann) Kieser, Wartburgfest, S. 104-110. Auszüge, abweichend von Kieser, bei Hoffmeister, Beschreibung Fest auf Wartburg, S.9-12, Neudrucke in Deutsche Studentenzeitung, Jg. 2, 1885, Nr. 26; Kühn, Wartburgfest, S. 56-63 (fehlerhaft); Wartburgfest 1952, S. 21-23 (nach Kühn); Wartburgfest 1955, S. 18-21 (nach Kieser)]; Riemann/Müller, Grundsätze und Beschlüsse; Riemann, Erinnerungen an 1817; Riemann, Brief Wartburgfest 1867; Riemann, Wartburgrede 1867; Riemann, Freundesbriefe; Riemann, Völkerschlacht bei Leipzig; Riemann, Anweisung Stoßfechten; Riemann, Schachverse; Riemann, Predigt 1863; Riemann, Rechtfertigung; Riemann, Unteroffizier Krüger; Volquartz, Insignien, Abb. 12 (Jugendbild, Porträt in Öl); Bechstein, Berthold der Student, bes. Bd. 1, Kap. 12 u. ö.; Ehrentreich, Luden und Burschenschaft; Fließ, Riemann-Ehrung; Greiner, Patriot (Porträt nach Gemälde von Karl Wiese); Heeß, Bibliographie Mecklenburg, Bd. 2, Nr. 15223; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366, 385 ff.; Koch, Riemann; Krüger, Pastoren Stargard, S. 49; Merten, Geist ursprüngliche Burschenschaft, S. 281 f. (Altersbild ca. 1865); Quellen und Darstellungen, bes. Bde. I, II, IV, XIII; Simon, Wartburgtreffen 1867, S. 19 ff.; Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, I, S. 347, 350-354; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), Reg., bes. S. 101ff.; Steiger, Biographie Riemann; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg.; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, Einleitung S. 78 ff.; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, bes. S. 206; Schröder, Burschenturner, Reg.; Schröder, Anteil Turner, II, S. 106; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 419 (Altersbild); Flach, Polizeiagent, S. 19 ff.

stud. jur. Jena;
* 02.08.1789 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 25.12.1819 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: R., Friedrich Christian Elias (1789 „Hzgl. Sächs. gemeinschaftlicher Obereinnehmer“ in Römhild);
Mutter: R. geb. Dreßel, Johanna Margaretha Magdalene (ca. 1769-1834);

Rippel wurde am 18.05.1808 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Im WS 1808/09 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 11.11.1808.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 343/233
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 17

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 233; SfB S. 10, Nr. 17: „...aus Römhild, dermalen in Heidelberg“; ML (Nr. 178); Ev.-luth. KG Römhild, KB; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

Anmerkungen:

Ob Teilnehmer? Name auf PL und im SfB kaum entzifferbar. Auf PL Ergänzung mit Bleistift von anderer (späterer?) Hand: „Heidelbergensis jur. stud.“ Ein von Dr. Krabusch, UA Heidelberg, freundlicherweise vorgenommener Unterschriftenvergleich PL / Matrikel Heidelberg gab keine Gewissheit.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Als Leutnant des 2. Husaren (=Leib) Regiments befand sich Rittberg vom 17.-20.10.1817, während des Rückmarsches von Frankreich, in der Nähe bzw. in Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 344
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: „Leutn. 2. Husaren (=Leib) Regiment.“ Vgl. auch ->W. v. Arnim und- >Vanchmie.

stud. theol. Jena;
* 14.08.1796 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Gottlob (1754-?, Stadtorganist);
Mutter: R. geb. Goldin, Johanna Elisabeth (1755-?);
Verheiratet mit: ?;

Ritter wurde am 15.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Georg Ratz (163)
Präsenzliste: 345/124
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 124; EQ Bl. 69; WL Nr. 223; Ev.-luth. KG Gotha, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 262.

stud. phil. Jena;
* 03.04.1798 in Neunkirchen am Potzberg (Pfalz), Kfstm. Bayern;
+ 14.10.1866 in Frankfurt a. M., Prov. Hessen-Nassau, Kgr. Preußen;
ev.-ref.;
Vater: R., Johannes Conrad; (ca 1770-1800, 1793-1794 ev.-ref. Pfarrvikar in Worms, 1796-1800 Pfarrer in Neunkirchen am Potzberg);
Mutter: R. geb. Fuchs, Johanna Catharina Magdalena Louisa (nach 1800 in zweiter Ehe verh. mit Pfarrer Christian Kalbfuß in Neunkirchen am Potzberg);
Verheiratet mit: ?;

„Es hat in der frühen burschenschaftlichen Bewegung tiefere Geister und bedeutendere Köpfe gegeben als er es war, aber keiner verkörpert wohl in einer so eindrucksvollen und sympathischen Weise die menschlich charakterlichen Qualitäten dieser Jugend‘‘ (Baumann).

Nach dem frühen Tode des Vaters, eines Gegners der französischen Revolution und des napoleonischen Frankreich, wuchs Roediger bei seinem Oheim, einem Pfarrer, in Worms auf und besuchte das dortige Gymnasium. Hier erlebte er als Schüler den Rückzug der geschlagenen französischen Armeen und den Einzug der Russen. Dem Einfluss seiner Erziehung folgend, begann er in Heidelberg das Studium der Theologie, immatrikuliert am 25.04.1815. Er besuchte u. a. Vorlesungen des Rationalisten Paulus, wurde jedoch vor allem als Schüler von Creuzer und Wilken zum Studium der Geschichte und Klassischen Philologie geführt. Außerdem beschäftigte er sich intensiv mit Mathematik und Anthropologie. Entscheidend für seine weltanschaulich-politische Haltung wurde ->Fries, dessen Heidelberger Vorlesungen ihn so beeindruckten, dass er diesem wie ->Hoffmeister nach Jena folgte (immatr. am 19.04.1817) und sich hier ganz dem Studium der Philosophie und Philologie zuwandte.(1) Als Lieblingsschüler von ->Fries wurde er ein Gegner der Philosophie Hegels, die er als „geistreiche Irrlehre“ bezeichnete, wobei ihn allerdings vor allem die politische propreußische Haltung Hegels, die er als im Widerspruch zum revolutionären Kern von dessen Philosophie stehend, erkannte, abstieß. „Es wird einem begreiflich, daß H[egel] so wenig Muth hat, sonst würde er in der ledernen Welt [Berlins], wo er sowieso vom ewigen Schmerz zu grunsen weis, nicht länger bleiben mögen. Und doch hat er wieder sehr frische, ja revolutionäre Gedanken! ja wenn gewiße Leute durch die metaphys. Geisterwelt hindurch sehen könnten, sie würden erschrecken, auf welch‘ zweideutigen, schwankenden Boden dieser Weltberuhiger und Zionswächter baut.(2) In Beziehung auf seine philos. Staatslehre hat ->Fries wenig Lust zum Federkrieg; er meint, H. metaphys. Phy. sei nicht in den Gärten der Wissenschaft sondern auf dem Misthaufen der Kriecherei aufgewachsen. Wissensch. Ernst würde gegen diesen Propheten unter den Bütteln nichts ausrichten.“ (an Ernst Förster, Erlangen 03.03.1821).

In Heidelberg hatte Roediger zu den politisch aufgeschlossensten Studenten der „Teutonia“ gezählt und dem linken Flügel (Verbindungen zu den Gießener „Schwarzen“) angehört. Nach seiner Übersiedlung nach Jena trat er hier der Burschenschaft bei, verstärkte deren politisch orientierten Führungskern und war 1817-1818 Mitglied des Vorstandes.

Das Wartburgfest wurde ihm zum Höhepunkt der Studentenzeit und darüber hinaus zur „Sternenstunde seines Lebens“: „Es war wie das kurze Aufleuchten eines Meteors; was nun folgte, war nur der Nachklang dieses einen großen Erlebens“ (Baumann). Am Abend des 18. Oktober hielt er auf dem Wartenberge vor den Siegesfeuern zur Erinnerung an die Leipziger Schlacht die Feierrede. Ein von ihm gedichtetes Vaterlandslied, das sich in der Form seinem Lieblingsdichter Klopstock anschloss(3) und inhaltlich Freiheit und Vaterland besang, eröffnete die Feier. Die Rede war ein schwärmerisch-patriotischer Gefühlsausbruch, äußerst scharf in den die gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands und die Politik der herrschenden Klassen anklagenden Partien. Während in der Festansprache ->Riemanns die Empörung über die Ungerechtigkeiten der Gegenwart noch überall bewusst gebändigt blieb, brach sie in der Rede Roedigers mit elementarer Wucht durch und wurde neben der Verbrennungsszene, auf die sie vorbereitete, der schärfste Ausdruck studentischen Rebellentums. Roediger ging in seiner Rede von der Anklage aus, dass die Versprechungen der Befreiungskriege in heuchlerischer Weise nicht gehalten wurden: „In der Not versprach man, uns ein Vaterland zu geben, ein einiges Vaterland der Gerechtigkeit, aber der teuer erkaufte Bundestag ist noch nicht angebrochen und fast will es scheinen, als sei das Volk glühend erwacht, die Herrlichen gefallen, damit hochmütige Ideelosigkeit ein Freudenmahl halte von dem letzten Bissen des Landes.“ Dieser Erkenntnis stellt er die Tatsache entgegen, dass das deutsche Volk im Abwehrkampf gegen fremde Unterdrückung zum Selbstbewusstsein der eigenen Kraft gelangte, aus der sich auch für die Studentenschaft mit ihren Kriegsteilnehmern das Recht der Mitbestimmung über die Geschicke des Vaterlandes ableitet: „Eins hat das deutsche Volk gewonnen, die Kraft des Selbstvertrauens ... Wer bluten darf für das Vaterland, der darf auch davon reden, wie er ihm am besten diene im Frieden. So stehn wir unter freiem Himmel und sagen das Wahre und das Rechte laut. Denn die Zeit ist gottlob gekommen, wo sich der Deutsche nicht mehr fürchten soll vor den Schlangenzungen der Lauscher und dem Henkerbeil der Tyrannen.“

Roedigers „Wort der Begeisterung“ ist stark religiös gefärbt. In einer bewusst archaisierenden, bibelhaften Sprache fühlt er sich als Prophet einer neuen Zeit und besseren Zukunft. Wie für ->Riemann und ->Maßmann sind ihm der Befreiungskampf 1813/15, die Begeisterung der Jugend und das brüderliche Zusammentreffen der Studenten Ausdruck des Willens Gottes, eines Gottes jedoch, der der „Gott der Freiheit“ ist. Seine der Bibelsprache entnommenen Worte sind kämpferische, trotzige Worte - „fürchtet Euch nicht vor denen, die den Leib tödten und die Seele nicht mögen tödten“ - und nehmen stets anklagenden Bezug auf die Gegenwart. Roedigers Christentum sowie seine Anrufung der Helden der „Her- mannzeit“ waren Anleihen an die Vergangenheit, aus denen ihm der Mut zur Kritik der Gegenwart und zum Aufruf für den Kampf um die Zukunft eines „freien, frohen und glücklichen“ deutschen Volkes erwuchs. Seine Rede ist getragen von grenzenlosem Zukunftsoptimismus: „Heil uns, daß wir dieser Zeit geboren sind! Nicht zu ruhen auf den blutigen Kränzen der Vergangenheit, nein, weil die Zukunft ihre Bahnen öffnet frei und groß“. Sie endet im schwärmerischen, begeisternden Bekenntnis zur patriotischen Tat und beschwört das Bild eines freien deutschen Volkes herauf: „Darum mutig vorwärts, wie der Geist seine ewige Bürgschaft stellt! Denn der sagt, ihr verdient nur, was eure Tat wert ist. Wer an seiner Kraft verzagt, die Bahn zu laufen, der wird auch nie den Preis des Ziels erringen. So wollen denn wir tun, was bei uns steht. Du aber wirst es gut verwalten, du über den Gestirnen, auf daß, wenn nach hundert Jahren abermals die Flammen lohen von den Bergen und frohe Lieder aufwärts dringen, dann an dieser Stelle bessere und mehr erleuchtete stehen, dich zu segnen und auch uns zu rühmen als ihre wackeren Vorläufer. Von uns wird dann wohl keiner mehr da sein, sondern wir alle werden in den Gräbern liegen und auf ihnen wird ein freies, frohes und glückliches Volk leben und wirken unter der Sonne. Aber wir werden auch nicht ganz dahin sein; in dem ewigen Lichte der Ideen, die uns irdisch schon durchglühen, winkt uns des ewigen Friedens Palmenkranz und wohl dem Geist, der dann segnend herniederschaut.“

Die Stärke dieses auf die Teilnehmer wirksamen jugendlichen Bekenntnisses lag vor allem in der Ehrlichkeit und Offenheit der Gesinnung des Redners und den rauschhaften, aus dem „Herzen“ oder der „Seele“ quellenden Strömen des Hasses und der Liebe. Diese Stärke war zugleich Schwäche. Die Respektlosigkeit der Rede Roedigers gegenüber den herrschenden Gewalten blieb im Negativen stecken, war Protest ohne Programm. Eine konkrete politische Zielstellung und Orientierung fehlte. Außer dem Ruf nach der Einheit Deutschlands, der in verschwommener Weise unter Übernahme der Grundgedanken von-->Fries, dass der Geist der Tugend, Wahrheit, Ehre und Schönheit ein Vaterland wolle, philosophisch-idealistisch begründet wird, bot Roediger im wesentlichen nur einen Appell an Gefühle deutscher „Bruderliebe“. Er gab keine Anleitung zum politischen Handeln, sondern einen Aufruf zur sittlichen Selbsterziehung des Individuums, zu „Kraft und Schönheit des Geistes wie des Leibes“, um dadurch als Mann der „wahren Bürgerkrone“ würdig zu werden.

Einquartierung: Hofadvokat Johann Wilhelm Heerwart (102)
Präsenzliste: 346/79
Wartburg-Stammbuch: Bl. 16r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 9

Als Roediger die Rede unmittelbar nach dem Fest durch den Druck veröffentlichte, erregte sie über den Kreis der Teilnehmer hinaus allgemeines Aufsehen. Sie wurde den Gegnern und Freunden einer der wichtigsten Belege für die Einschätzung der studentischen Jugend. Kamptz unterzog sie einer eingehenden Analyse und erkannte in ihr staatsverbrecherische Gesinnung. Der russische Gesandte am Berliner Hof, von Alopaeus, äußerte am 3. Dezember entsetzt, aus der Rede „des studiosus Roediger gehe eine revolutionäre Gesinnung der Studenten deutlich genug hervor und er sehe darin den Wunsch einer allgemeinen republikanischen Verfassung laut ausgesprochen“ (Bericht des Weimarer Geschäftsträgers in Berlin, August Müller, 04.12.1817). Andererseits gewann Roediger durch sein Auftreten auf dem Fest unerwartete Freunde. Der ihm völlig unbekannte Regierungsdirektor Fernow in Gumbinnen, ein Freimaurer, wandte sich über ->Fries brieflich an ihn, begrüßte ihn als „lieb gewordenen hochherzigen Sänger der Wartburg“, zahlte ihm für zwei Jahre eine Unterstützung von 200 Talern und versprach eine Lehrerstelle in Ostpreußen. Ähnlich beeindruckt war ->Kieser, der die Rede erst nachträglich kennenlernte: „In kräftiger Sprache atmet sie hohe Begeisterung, welche, gleich einem dahin brausenden Waldstrome, selbst die Fesseln einer wohlgeordneten Rede verschmäht ... Man hat ihr vorgeworfen, daß sie, nicht in dem ruhig-frommen Sinn der deutschen Burschenversammlung verfaßt, des unbefangenen und besonnenen Überblicks des Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen entbehre, welcher allein über die Zeit und ihre Forderungen belehren kann, so wie der bestimmten Hinweisung auf den großen Zweck des deutschen Lebens und der geschichtlich begründeten Angabe dessen, was der deutschen Burschenschaft not tut. Allein Jünglingswort ist Jünglingswort und will nicht mehr sein.“ Vor allem gewann er die uneingeschränkten Sympathien Goethes, der seinen Beifall über die Rede aussprach. Als ihn Roediger im Dezember 1817 aufsuchte, musste Goethe als Staatsminister, wie er später vertraulich zu den Frommanns in Jena äußerte, an sich halten, um dem „lieben Jungen“ nicht „um den Hals zu fallen und ihn tüchtig zu küssen“. Auf Grund dieses Gesprächs mit Roediger bemühte sich Goethe ernstlich, dass das Wartburgfest für die Jenaer Burschenschaft - „seine lieben jungen Leute, seine lieben Brauseköpfe“ - ohne nachteilige Folgen blieb.

Außer einem kurzen formalen Verhör in Jena am 07.03.1818 blieb Roediger trotz der Denunziationen von Kamptz (vgl. ->Fries) vorerst unbehelligt. Mit großem Optimismus ging für ihn das Jahr 1817 zu Ende.

Als die Münchener Akademie der Künste einen Preis auf das beste Schauspiel aus der bayrischen Geschichte aussetzte, beschloss er, sich am Wettbewerb zu beteiligen und trat deshalb mit dem bekannten patriotischen Historiker Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch(4) in Verbindung. Von ihm erbat er Hinweise auf einen Helden, „dessen Streben der seit dem Dreißigjährigen Kriege sichtbaren Richtung Bayerns, sich an das Ausland anzuschließen, entgegengesetzt sei, damit die Vorzüglichkeit der jetzigen Einheit mit Deutschland desto heller hervortrete“, doch konnte ihm Kohlrausch damit nicht dienen und verwies auf Heinrich den Löwen.

Die von ->Riemann und Müller ausgearbeiteten „Grundsätze und Beschlüsse“ des Wartburgfestes wurden von Roediger kritisiert: „Den heftigsten Widerstand taten die Friesianer, Roediger an der Spitze, denen alles nicht scharf genug war“ (->Riemann). Gemeinsam mit Heinrich v. Gagern,->Haupt und ->R. Wesselhöft bemühte er sich im Sommer 1818 um die Ausbreitung der burschenschaftlichen Ideen an der Leipziger Universität; im Herbst reiste er nach Südwestdeutschland, wo er sich für den Aufbau einer Freiburger Burschenschaft einsetzte und hierbei an der Zusammenstellung eines sog. „Adressenbüchleins“ beteiligt war - einer Liste der meist linksgerichteten Gesinnungsgenossen in ganz Deutschland, die später eine belastende Rolle in seinem Prozess spielen sollte. Im gleichen Jahre trat er auch mit den Gießener „Schwarzen“ in persönliche Beziehungen und gehörte dem Jenaer „Engeren Verein“ an. Trotzdem wurde er kein Vertreter republikanischer Ideen. Neben ->R. Wesselhöft war er im „Engeren Verein“ der Hauptgegner Karl Follens. Während ->Wesselhöft jedoch mit Follen in der republikanischen Zielstellung übereinstimmte und lediglich dessen politische Taktik (sofortiger bewaffneter Aufstand und individueller Terror) ablehnte, distanzierte sich Roediger aus grundsätzlichen weltanschaulichen Gesichtspunkten. Als Schüler von ->Fries lehnte er Follens Ideen geringschätzig als „einfältiges Naturrecht“ und „auswendig gelernte Kinderei“ ab und vertrat im Sinne seines Lehrers Gedanken individueller Ausbildung und politischer Reformen. Er entwickelte sich damit zu einem Vertreter des bürgerlichen Liberalismus: unter Beibehaltung der scharfen Kritik an den politischen Zuständen Deutschlands, speziell Preußens, sowie wahrscheinlich auch einer Hinwendung zu gewissen rationalistisch-atheistischen Gedankengängen lehnte er andererseits die Revolution ab, verwarf bewaffnete Massenaktionen, erhoffte stattdessen einen Sieg des „Geistes der Wahrheit und Gerechtigkeit“ mittels Erziehung und pädagogischer Wirksamkeit. Wie eng trotzdem seine Bindung zum radikalen Flügel der Gießener-Jenaer „Schwarzen“ blieb, zeigte sein achtungsvolles Urteil über den Freund ->Sand, an dem er auch nach dem Attentat auf Kotzebue festhielt: „Ich wünschte nicht, daß man dem Vaterlande noch mehr absichtlich auf diese Weise diente, welche ->Sand gewählt hat, so hoch auch seine Gesinnung über jedes menschliche Lob und jeden menschlichen Tadel erhaben ist.“ Wenige Wochen vor Sands Attentat hatte Roediger in Jena bei ->Fries zum Dr. phil. (25.02.1819) promoviert. Mit Hilfe von Fries bemühte er sich um ein Unterkommen. Da er auf Grund seiner ärmlichen materiellen Verhältnisse vorerst nicht in der Lage war, sein Berufsziel, die Hochschullehrerlaufbahn, zu erreichen, bewarb er sich „des leidigen Magens willen“ um eine Erzieherstelle. In dieser für ihn schwierigen Situation zeigten sich die ersten Auswirkungen seiner Burschenschafterzeit. Eine wahrscheinlich auf Rat von ->Fries unternommene Bewerbung an Fellenbergs Institut in Hofwyl wurde abgelehnt: „Fellenberg, der mich bei sich gesehen als Turner, und dem mein freies Urteil über seine Prinzen-Anstalt nicht gar gefiel, dem auch wohl meine Wartburger Rolle für den vornehmen Ruf seiner Anstalt gefährlich schien, komplementierte mich mit den größten Lobenshebungen, als sei ich für einen anderen Wirkungskreis als den seinigen geboren, wo mit so vielen Schwachen noch zu kämpfen, und so manches Verhältnis zu berücksichtigen sei, zur Tür hinaus, und somit wußte ich, nach einigen Monaten langen Erwartens, so viel als vorher“ (an ->Jung, 03.01.1819). Roediger drängte es nach dieser Absage in die patriotischen Kreise Berlins, wohin ihn der Studiengefährte seiner Heidelberger Jahre, ->Jung einlud, der bei Reimer lebte. Erneut half ->Fries und empfahl ihn an Reimer, der Roediger daraufhin mit herzlicher Gastfreundschaft in seinem Hause als Hauslehrer aufnahm (April 1819): „Der vortreffliche Reimer sagte [mir] mit seinem Händedruck unendlich mehr als andere mit ellenlangen Briefen.“

In Berlin erfolgte die persönliche Bekanntschaft mit Jahn. Intensiv bereitete er sich auf eine Privatdozentur für Philosophie an der Berliner Universität vor mit dem Ziel, sich im Herbst 1819 zu habilitieren und als Vertreter der Philosophie von ->Fries den Kampf gegen die Hegelschen „Gemeinplätze“ aufzunehmen.

Sehr eng waren auch seine Bindungen zum oppositionellen Kreis um ->Plehwe, wie er überhaupt in diesen ersten Monaten des Jahres 1819 mit steigendem Unmut die reaktionäre Entwicklung der preußischen Politik verfolgte, mit Enttäuschung die tatenarme Haltung des Reimerschen Kreises und der bürgerlichen Intelligenz der Hauptstadt erkennen musste: „Was hab‘ ich denn hier in der Berliner Stickluft, in der milden Luft des süßen Christentums, und der sentimentalen langen Weile? Gegen diese Dinge muß man sich rüstig waffnen, d. i. mit Hohn, Bitterkeit und Spott - aber bei Leibe nicht gegen sich wüthen und zerschmelzen, daß ich doch ein Narr wäre! Ich schmiere mir hier ein Heft, trinke Thee, gehe im Garten herum, und überall ist mir‘s so eng, besonders in den Gesellschaften, wo man gar kein Feld hat, sich derb herumzutummeln und wo ich daher das Maul halte ...“ (an Friedrich Francke, Berlin 30.06.1819). Optimistisch schaute er auf die Zukunft und hoffte, gestützt auf ein Vermittlungsversprechen Fernows, Extraordinarius für Philosophie in Königsberg zu werden. An ->Fries, Berlin 15.06.1819: „Wahrscheinlich werd‘ ich indeß den Herbst [1819] nach Königsberg ziehn u. dann Calker, Steingaß und ich auf den Flügeln, u. Du im Zentrum wollen einen allgemeinen Sturm auf das philos[ophische] Deutschland machen.“ Wenige Tage nach diesen Briefen traf ihn als einen der ersten die Verhaftungswelle. Der Beschlagnahme seiner Papiere in Reimers Haus am 07.07. folgte am 08.07. die Überführung in die Hausvogtei. Die durch Kabinettsorder vom 16.09. und 01.10.1819 eingesetzte Immediatkommission zur Ermittlung „hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ beschäftigte sich in ihren ersten Verhandlungen mit seinem Fall und setzte den Kammer gerichtsrat E. T. A. Hoffmann als Referenten ein. Hoffmanns Untersuchungen erstreckten sich vor allem auf Roedigers Rolle beim Wartburgfest und in der Burschenschaft, seine Freundschaft zu ->Sand, die Teilnahme am „Engeren Verein“ in Jena und die Tätigkeit in Berlin sowie auf eine Analyse der beschlagnahmten Briefe von ->Francke und ->Fernow. Hoffmann, selbst in Abwehrstellung gegen die preußische Reaktionspolitik, sprach Roediger durch Votum vom 20.11. 1819 vom Verdacht des Staatsverbrechens frei und beantragte die Haftentlassung, die daraufhin von der Kommission ausgesprochen wurde.

Hoffmann ging in seinem Freispruch bis an die Grenze des für ihn möglichen. Das Votum stellte nachdrücklich fest, dass die Vereinigung der Studenten in der Burschenschaft kein geheimes, strafbares Bündnis sei, wenn auch die „Vereinigung aller Burschenschaften in eine allgemeine“ nicht geduldet werden dürfe, weil dadurch „ein status in statu“ entstehe, „dessen Tendenzen in ihrer Ausartung dem Gemeinwesen höchst gefährlich werden könnten“. Aus den Burschenschaften als „einem durchaus nicht geheimen und überall wenigstens tolerierten Verein“ ging das Wartburgfest hervor. In der Rede Roedigers seien zwar die Unzufriedenheit mit dem Zustande Deutschlands und die Idee ausgesprochen, durch Einigung der Studenten einen besseren Zustand herbeizuführen, doch leuchte ohne weiteres ein, „daß auch keine Spur eines Aufrufs vorhanden, den gehofften bessern Zustand durch gegen die Fürsten und die bisherige Verfassung gerichtete gewaltsame Maßregeln herbeizuführen.“ Wichtiger sei die Frage der Teilnahme am Jenaer „Engeren Verein“. Da Roediger jedoch in diesem Verein nicht der Partei der „Unbedingten“ angehört und er sich auch in Berlin keines politischen Verbrechens schuldig gemacht habe, sei die Eröffnung eines Kriminalverfahrens nicht berechtigt.

Der Entscheid der Kommission wirkte auf Kamptz als Initiator der Verhaftungen sensationell. Da für diesen die staatsverbrecherische Gesinnung der Studenten bereits vor der Untersuchung feststand und er Roedigers Bestrafung zur Rechtfertigung seiner Maßnahmen brauchte, verfasste er sofort ein umfangreiches Gegenvotum (27.11.), das die Zustimmung der reaktionären Minister Schuckmann und Kircheisen(5) fand. Kamptz griff in geschickter Weise den schwächsten Punkt des Hoffmannschen Votums an, das die Rolle Roedigers im Jenaer „Engeren Verein“ im Zweifel gelassen hatte. Hoffmanns Urteil basiere ferner auf unvollständigem Aktenmaterial und habe die vorhandenen Unterlagen nicht genügend umfassend ausgewertet. Kamptz verlangte deshalb die Ausweitung der Untersuchung auch auf Roedigers Rolle bei der Gründung der Freiburger Burschenschaft, zweifelte im Gegensatz zu Hoffmann die Ehrlichkeit der Äußerungen Roedigers in dessen bei anderen Studenten beschlagnahmten Briefen prinzipiell an und stellte im übrigen lakonisch fest, dass die Burschenschaftszugehörigkeit strafbar sei, da „alle akademischen Verbindungen verboten sind“. Die Art und Weise der Kamptzschen Methode ist später von Hoffmann in seiner Erzählung „Meister Floh“ (vgl. ->Mühlenfels) mit überlegenem Spott treffend entlarvt worden: „Auf die Erinnerung, daß doch eine Tat begangen sein müsse, wenn es einen Täter geben solle, meinte Knarrpanti [= Kamptz], daß, sei erst der Verbrecher ausgemittelt, sich das begangene Verbrechen von selbst finde. Nur ein oberflächlicher leichtsinniger Richter sei, wenn auch selbst die Hauptanklage wegen Verstocktheit des Angeklagten nicht festzustellen, nicht imstande, dies und das hineinzuinquirieren, welches dem Angeklagten doch irgendeinen kleinen Makel anhänge und die Haft rechtfertige.“ Der Staatskanzler Hardenberg, dem das Votum von Kamptz durch Schuckmann übersandt wurde, stellte sich voll und ganz hinter die Auffassung seines Polizeiministeriums und verschärfte das Verfahren, indem er den Fall Roediger zum Präzedenzfall erklärte: „Die Ehre des Königs, unsere eigne, die öffentliche Existimation im Lande und ich darf sagen in ganz Europa, hängen davon ab.“ Um einen Spezialisten bei der Hand zu haben, berief er den Magdeburger Oberpräsidenten v. Bülow nach Berlin, der die Funktion eines quasi Sonderkommissars des Staatskanzlers erhielt. Gemeinsam mit Bülow stellte er auf der Grundlage des Kamptz‘schen Votums eine Vorhaltung an die Kommission zusammen, in der diese zur erneuten Behandlung der Sache aufgefordert wurde (29.11.1819). Ohne Verhaftungsbefehl und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen - Aufforderung, vor Gericht zu erscheinen! - wurde Roediger daraufhin auf Befehl Hardenbergs erneut verhaftet (11.12.1819). In völliger Unkenntnis und Fehleinschätzung der Situation appellierte Roediger drei Tage später (14.12.) über Schuckmann an Hardenbergs Gerechtigkeitsgefühl in der Annahme, dass der Staatskanzler ohne Kenntnis des Sachverhaltes sei und lediglich „eine untergeordnete Behörde aus persönlicher Tücke oder schlimmer Laune mit meiner Ruhe und gutem Namen einen Mutwillen übe.“

Mit der zweiten Verhaftung Roedigers waren jedoch die staatlichen Maßnahmen der herrschenden Klasse Preußens gegen „demagogische Umtriebe“ nicht nur in Bezug auf Roediger sondern prinzipiell in ein neues Stadium getreten(6). Das Einsetzen einer Immediatkommission als untersuchender und rechtsprechender Sonderinstanz hatte noch den Schein der Legalität und Unparteilichkeit gewahrt. Als sich die Kommission nicht als das erwartete gefügige Instrument der ministeriellen Reaktionspartei erwies, wurde zum offenen Polizeiterror übergegangen. Bereits am 02.12.1819 verlangten Hardenberg und Bülow, einer Anregung von Kamptz folgend, „daß den Geschäften der Kommission eine andere Richtung zu geben“ sei, womit eine möglichst weitgehende Ausschaltung der Kommission in Bezug auf die Untersuchungsverfahren gemeint war. Hardenberg und Bülow waren sich hierbei des „Delicaten“, d. h. der Willkür dieser Forderung wohl bewusst und scheuten die Öffentlichkeit: „Wir haben aber das Delicate dabei nicht verkennen können, was darin liegt, daß in den Grenzen einer durchaus freien gerichtlichen Beurteilung nicht eingegriffen werden darf und daß die öffentliche Opinion zu schonen sei.“ Am 06.12. sanktionierte Friedrich Wilhelm III. durch Kabinettsorder die Pläne Hardenbergs und des Polizeiministeriums, rügte das Verfahren der Kommission gegen Roediger, bei dem nur „juristische“, nicht aber die wichtigeren „staatspolizeilichen“ Gesichtspunkte berücksichtigt worden seien. Die Führung der weiteren Untersuchungen übernahm daraufhin eine am gleichen Tage durch den Monarchen eingesetzte, der Immediatkommission später (05.03.1821) auch unmittelbar vorgesetzte Ministerialkommission (Hardenberg, Kircheisen, Schuckmann, Wittgenstein, Kabinettsrat Albrecht sowie Kamptz und Bülow), der mit Ausnahme der der Immediatkommission belassenen Spruchtätigkeit absolute Vollmachten und damit freie Hand für Kamptz gegeben wurden.

Für Roediger bedeutete diese Maßnahme eine Verschärfung der Verhöre (20.12.1819, 04., 05. u. 15.01.1820, 04., 11. u. 12.02.1820), welche unabhängig von der Immediatkommission als „reine“ Polizeimaßnahmen deklariert wurden. Die mit solchen Methoden verbundene starke seelische Belastung für den Gefangenen (Verhöre außerhalb eines Gerichtsverfahrens!) sowie die monatelange strenge Einzelhaft führten zur Zerrüttung von Roedigers Gesundheit. Er musste in das Gefängnislazarett überführt werden, wo sich selbst der amtierende Arzt für die Entlassung und „Bewegung in freier Luft“ einsetzte.

Unabhängig davon antwortete Hoffmann Mitte Dezember (19.o. 20.12. 1819) in einem umfangreichen neuen Gutachten auf das Reskript vom 29.11. Er blieb, unterstützt durch das Votum seines Korreferenten v. Sydow, bei seiner bisherigen Stellungnahme und verlangte die Wiederentlassung Roedigers, sofern nicht sofort konkrete Schuldbeweise durch die Polizei vorgelegt werden würden. Schärfer noch als im ersten Votum wandte er sich mit Entschiedenheit und Mut gegen die Machenschaften des Herrn von Kamptz und lehnte jeden Schritt in Richtung auf einen Gesinnungsprozeß ab: Die Staatspolizei habe zwar das Recht, in Hinblick auf einen „Verdacht“ einer „wirklich staatsgefährdenden Tendenz des Jenaer Vereins [gemeint ist der Jenaer „Engere Verein“ von 1818]“ Maßnahmen zu ergreifen, doch könne ein solcher Verdacht dem Kriminalrichter durchaus kein Motiv geben ..., darauf Kriminal-Untersuchung und am allerwenigsten Verhaftung der Mitglieder zu begründen“. Auf Grund dieses Gutachtens wurde Roediger am 05.01.1820 zum zweiten Male durch die Kommission aus der Haft entlassen, durfte jetzt jedoch infolge der weiterlaufenden Polizeimaßnahmen Berlin nicht mehr verlassen. Sowohl Kircheisen als Schuckmann drängten stärker als bisher auf die Eröffnung einer Kriminaluntersuchung; Kamptz lieferte dafür die „Argumente“, indem er erneut das Votum Hoffmanns am 30.12.1819 ablehnte, jetzt aber eine neue taktische Variante anwandte: Da die bisher vorliegenden Beweise von der Immediatkommission als nicht ausreichend verworfen worden wären, sei es nur umso dringender, die Untersuchung fortzuführen, die Verhöre zu verschärfen; auch wenn Roediger z. Zt. kein Mitglied des „Engeren Vereins“ in Jena mehr sei, schließe das die Strafbarkeit nicht aus, weil nur freiwilliger Austritt aus dem „Engeren Verein“ bzw. Rücktritt von einem Verbrechen Anspruch auf Begnadigung erhebe. Mit fieberhafter Emsigkeit begann Kamptz Anfang Januar 1820 im ganzen Bundesgebiet Ermittlungen über Roediger anstellen zu lassen, Verhören ->Sands in Mannheim folgten Aufforderungen nach Karlsruhe (für Freiburger Studenten), Stuttgart (für Tübinger Studenten) und Gießen (10.01. u. 13.01.1820) über Auskünfte. Am 05.01.1820 wurde auch ->Düring in Berlin über Roediger verhört. Die eingesandten Verhörprotokolle und sonstigen neuen Angaben - inhaltlich belanglos - ließ Kamptz am 19.02.1820 über Hardenberg an die Immediatkommission mit der dringenden Aufforderung der Eröffnung des Kriminalverfahrens weiterreichen, doch lehnte diese auf Grund der vorgelegten Lappalien am 26.02. zum dritten Male ab. Vier Tage vorher, am 22.02., hatte Roediger in einer Eingabe gebeten, die Berlinsperre aufzuheben, da sich infolge seiner zweimaligen Haft alle Berufsaussichten in Berlin zerschlagen hatten und er den Freunden finanziell zur Last lag. Diesem Gesuch gab die Immediatkommission ihre Zustimmung. Nach einer solch eindeutigen Niederlage drehte Kamptz die Angelegenheit im radikalen Sinne um und ging damit letztlich doch noch als Sieger hervor: Am 07.03. ordnete er an, dass Roediger, dessen Teilnahme an den staatsgefährlichen Umtrieben „außer Zweifel“ stehe, in den nächsten zwei Wochen aus Berlin abzureisen habe, sich jedoch eidlich verpflichten müsse (11.03.1820), ohne Zustimmung der Mainzer Kommission das deutsche Bundesgebiet nicht zu verlassen und ohne Genehmigung den preußischen Staat nicht wieder zu besuchen. Vier Tage später, am 11.03., ließ er über den preußischen Geschäftsträger in München dem bayrischen Ministerium die Ausweisung aus Preußen mitteilen, womit er Roediger auch noch die Berufsmöglichkeiten im Heimatlande verbaut hatte.

Nach Abschluss der Berliner Untersuchungen wurden Abschriften der Akten an die Mainzer Kommission gesandt, die sich in einem Spezialbericht (07.04.1820, Referent Pfister) mit Roediger beschäftigte und den Urteilen von Kamptz voll zustimmte. Ein Nachspiel ergab sich im Mai 1820: Auf Veranlassung Pfisters musste sich H. F. Th. Kohlrausch in Münster über seine zwei an Roediger geschriebenen Briefe (09.02.u. 08.08.1818) verantworten. Kohlrausch sprach in anerkennenden Worten über seinen ihm persönlich unbekannt gebliebenen Briefpartner: Er habe sich über Roedigers Briefe gefreut, weil er durch sie erkannte, dass sein Buch (Deutsche Geschichte für Schulen, Elberfeld 1816) wirke und dadurch „das Rechte und Gute“ durch diese künftigen Männer zu erwarten sei. Der angreifenden Frage des Untersuchungsbeamten, was er unter „das Rechte und Gute“ verstehe, war Kohlrausch nicht gewachsen und ließ die Frage unter Hinweis auf sein Buch vorsichtigerweise unbeantwortet.

Enttäuscht, verbittert und mehr resignierend als trotzig verließ Roediger am 24. März 1820 die preußische Hauptstadt, mit „Schmerzenzen die Trümmer bescheidener Hoffnung“ zurücklassend. In einer letzten Eingabe an den König, die den Empfänger nie erreichte, entlarvte er zutreffend die gegen ihn angewandten Methoden als Willkürakte: Trotz zweimaligen Freispruchs eines juristischen Gremiums sei er schließlich in einer der Gerechtigkeit hohnsprechenden Weise bestraft worden, indem er ohne Richterspruch aus Preußen ausgewiesen werde. „Die Hohe polizeiliche Kommission scheint ein spezielles Interesse zu haben, Umtriebe über Umtriebe zu machen, wie und woraus, gilt gleich ... So kann keiner bestehen, wenn die Beschuldigung, die erst bewiesen werden sollte, von vornherein ausgemacht ist und nun alles mit Gewalt darauf bezogen wird; wenn, wer vor dem strengsten Gericht als der Unschuldigste befunden wird, hinterher doch von der Polizei verdammt wird.“

Er ging nach Erlangen (imm. 08.05.1820), gewann jedoch keinen Kontakt zur Universität und wurde bei schlechtester Bezahlung Gymnasiallehrer für Mathematik am Gymnasium. Auf Grund der Kamptz‘schen Denunziation blieb er unter geheimer Polizeiaufsicht und erhielt schließlich wegen seiner „Teilnahme an der Burschenschaft und aus anderen administrativen Erwägungen“ keine Genehmigung für ein festes Lehramt in Bayern (19.05.1821). Weitgehend mittellos, war damit für ihn die Hoffnung auf eine Hochschullehrerlaufbahn auch im Heimatland endgültig zerbrochen. „Des Windshunds- und Hasen-Gehetzes bin ich nun gehörig satt. Jedes Geschäft, das mir in die Hände läuft, greif‘ ich auf“ (an ->Fries, 26.05.1821). Nach einem gescheiterten Versuch, in der Schweiz (Basel) eine Anstellung zu finden, zog er im Sommer 1821 nach Frankfurt a. M., wo er sich als Hauslehrer und Theaterkritiker mühsam durchschlug. In seiner Gesinnung blieb er ein bürgerlicher Liberaler, philosophisch durch sein ganzes Leben ein Anhänger von ->Fries.

1824 gelang der Sprung in bürgerliche Kreise. Durch die Heirat mit einer Frankfurter Kaufmanns- und Senatorentochter fasste er in den gehobenen Schichten der Messestadt festen Fuß. Der Einfluss der Familie seiner Frau ließ „das politische Vorurteil“ seiner Umgebung schwinden und bewirkte am 16.09.1824 im Frankfurter Senat mit 3/4 Mehrheit seine Wahl zum Gymnasiallehrer. Am 31.10.1824 folgte die Ernennung zum Professor mit einem Gehalt von 2000 Fl. „Erst Mittel, dann Titel!“

In seinem weiteren Leben verbürgerlicht, trat er politisch nicht mehr besonders hervor, wurde geistig phlegmatisch und erfüllte nicht die philosophischen Hoffnungen, die ->Fries auf ihn gesetzt hatte. Nur dem Schulmeisterberuf (1838 Prorektor Gymnasium Frankfurt, 1854 emer.) und seiner Familie lebend, pries er in späteren Jahren das „Glück eines ruhigen Lebens“.

Anmerkungen:

(1) Charakteristisch für seine Situation des Übergangs von der Theologie zur Philosophie, an Fries, Worms 16.12.1816: „Der Theologie habe ich entsagt; doch darf ich‘s nicht laut werden lassen; der Philosophie weih‘ ich alle meine Kräfte. Ist diese nicht Theologie und tiefer und umfassender? ... Ist nicht jeder, der nach dem Höchsten der Menschheit ringt, sein Vaterland liebt und die Menschheit, der nach Licht geht und sich dessen freut, auch ein Christus? Und, meine ich, wenn ein religiöses Leben unter uns erwachen soll, so muß die Philosophie seine Kriegerin werden und Sprecherin an die gehobnere Klasse im Volk“ (UB Jena, Nachlaß Fries).

(2) Gemeint ist die Förderung Hegels durch den preußischen Kultusminister Altenstein. Vgl. die autobiographischen Notizen Roedigers bei His, Erinnerung Jung, S. 40-43: „Auch hospitierten wir [->Jung und Roediger in Berlin 1819] zuweilen bei Hegel, dessen ganze Lehre und Irrlehre wir als geistreiche Irrlehre ansahen, womit der Minister Altenstein Preußen und Europa zu erleuchten und gesund zu machen gedachte“.

(3) Eintragung im SfB S. 12, Nr. 9: „Nicht auf immer lastet es! Frei o Deutschland wirst du dereinst! Ein Jahrhundert nur noch, so ist es geschehen, so herrscht der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht. So schrieb Klopstock im Jahr 1773. Wie würde er singen, wenn er noch diesen Tag gesehen! Ludwig Roediger von Neunkirchen am Potzberg, d. Weltweish.Befl.“

(4) Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch, * 1780, seit 1814 Gymnasiallehrer in Düsseldorf, seit 1818 Konsistorial- und Provinzialschulrat in Münster, 1830 Oberschulrat zu Hannover und Generalinspektor aller gelehrten Schulen des Kgr. Hannover.

(5) Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755-1834), seit 1810 Geheimer Staatsrat im preuß. Innenministerium, Abteilungsleiter Kultus und Unterricht, Handel und Gewerbe, 1814 Innenminister, ab 1819 auch Chef der Polizei.

Friedrich Leopold (von) Kircheisen (1749-1825), 1813-1825 Justizminister.

(6) Gleichzeitig mit Roedigers Fall liefen vor allem noch die Untersuchungen gegen den verhafteten Friedrich Ludwig Jahn, später auch gegen ->Mühlenfels. Hier kam es ebenfalls zu prinzipiellen Differenzen zwischen der Polizei (Kamptz) und der Kommission (Hoffmann).

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 79; EQ Bl. 75: wohnt wie ->Maßmann und fünf weitere Berliner Studenten bei dem Advokaten Johann Wilhelm Heerwart, Markt 15; SfB S. 12, Nr. 9; GW Eintragung 20.10.1817:

„Du wirst froh einst und stolz!
Der brach Dein Joch, o Land,
Der segnet uns,
daß wir Ein Eichenforst
lustig im Sturm bestehn,
Kämpfen den schwersten Kampf
Mit uns! mit uns!
Ludwig Roediger von Neunkirchen am Potzberge der Weltweisheit Beflissener.“

(2. Vers des von R. gedichteten „Gesangs am Feuer“, 18.10.); ML (Nr. 179); WL Nr. 91; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722, Bl. 79 (Verhör nach dem Wartburgfest); Kieser, Wartburgfest, S. 34, 44, 46, 57, 114-127, 135; Leo, Jugendzeit, S. 157; Maßmann, Burschenfest, S. 21-22, 29-36; Ev.-ref. KB Neunkirchen a. P. [Standort:StA Speyer]; Biundo, Pfälzisches Pfarrerbuch, S. 412 (Vater); Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UB Jena, Matrikel; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 354 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 57, Nr. 407; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 87; UA Jena, Best. M, Nr. 243, Bl.; UB Jena, Nachlaß Fries, 34 Briefe R. an Fr. u. Wilpert, 1816-1833; sowie Briefe J. F. H. Francke an Fr. 16.03. u. 01.05.1819, 17. Herbstmond 1820, 14. Weinmond 1821, 22.-24.08.1829; ebd. Stammbuch Netto, Bl. 12 (Eintragung Jena, 10.09.1817); GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1685, Bl. 1-46 (Spezialakte 1820); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 9, Bl. 40; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd, 1; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Bde. I u. II, bes. Bd. II, Bl. 45-48, 153; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. F, Nr. 9, Bl. 67-69, 73-75; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. F ad 9, Bl. 33-34, 130; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. R, Nr. 2 (Spezialakte 1819-1832); GStA München, Kasten schwarz, 428/10, Bl. 122 u. ö.; ebd. 428/11, Bl. 247; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8713m; ebd. Best. B, Nr. 2856/17 (Spezialakte 1819); Roediger: München Best. MA IV Nr. 7693 (Zeit: 1820-21); Roediger, Gesang am Feuer (in: Frommann, Burschenfest, S. 28-31; Maßmann, Burschenfest, S. 54-58; Harzmann, Burschenschaftliche Dichtung, S. 43-44); Roediger, Deutsches Wort an Deutschlands Burschen (1817),(dass., ohne Vorwort, bei Kieser, Wartburgfest, S. 114-127 und Frommann, Burschenfest, S. 31-47; Hoffmeister, Beschreibung Fest auf Wartburg, S. 27-33; Neudruck nach Kieser bei Kühn, Wartburgfest, S. 70-84; Auszüge, ungenau, bei Hodann/Koch, Urburschenschaft, S. 18-25 und Schulze-Westen, Vermächtnis Urburschenschaft, S. 67-72); Roediger, Diskussionsbeiträge 19.10.1817; ADB, Bd. LIII, S. 422-423; Baumann, Roediger; Bringezu-Paschen, Fohr und Freundeskreis; Burschenschaftliche Blätter, 52. Jg., Nr. 1, S. 3; Dürre, Aufzeichnungen, S. 365; Ellinger, Disziplinarverfahren gegen E. T. A. Hoffmann; Frommann, Frommannsches Haus, S. 147-149; Gerber, Burschenschaftliches Leben, S. 7-8; Harich, E. T. A. Hoffmann, Bd. II, S. 369; Haupt, Follen, S. 128 f. u. ö.; Henke, Fries, S. 206, 244; His, Erinnerung Jung, S. 40-43; Hoffmann, Werke, Bd. VI, S. 84-88, 91, 104-112, 779-784; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366, 395-396; Lenz, Geschichte Univ. Berlin, S. 96, Anm. 2; Leo, Jugendzeit, S. 157, 158, 216-217; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 55, 70, 87; Bd. II, S. 188, 265; Bd. III, S. 7, 21, 28, 83, 350, 384; Bd. IV, S.85; Bd. V, S. 15; Bd. VI, S. 164, 174, 202, 216-217, 224, 278, 302, 307, 313, 326, 348; Bd. VIII, S. 9; Bd. XIII, S. 114; Bd. XIV, S. 31, 181; Reimer, Reimer, S. 25-26, 43-46; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 42, 301; Riemann, Ernnerungen an 1817, S. 50; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 48 u. ö.; Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad; Steiger, Aufbruch (1. Aufl. Register, bes. S. 107 ff., 193, 203; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg., bes. S. 115; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, bes. S. 206; Steiger, Biographie Roediger; Schröder, Burschenturner, Reg.; Werner, E. T. A. Hoffmann, S. 36; Flach, Polizeiagent, S. 17 ff.; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 435, 456.

stud. med. Göttingen;
* 03.06.1798 in Müssen, Hzt. Lauenburg, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 08.09.1876 in Doberan, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: R., Detlef Georg Gotthard Friedrich (ca. 1756-1798, Pächter des Gutes Müssen);
Mutter: R. geb. Evert, Sophie Marie Christiane;
Verheiratet mit: ?;

Römer wurde am 03.05.1817 als stud. med. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Hebig (723)
Präsenzliste: 347/158
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 24.08.1820 promovierte er an der Univ. Rostock zum Dr. med.

Von 1821 bis 1854 lebte er als praktischer Arzt in Wittenburg (Mecklenburg), später in Doberan. 1870 wurde er Medizinalrat.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 158; EQ Bl. 68; WL Nr. 22; Ev.-luth. KG Siebeneichen über Büchen (Lauenburg), TR Jg. 1798; Willgeroth, Mecklenburgische Ärzte, S. 39; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. theol. Jena;
* 20.02.1795 in Mittelhausen bei Allstedt, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 24.10.1857 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Wilhelm Friedrich (Pfarrer in Mittelhausen);
Mutter: R. geb. Schwebe, Catharina Johanna Sophia;
Verheiratet mit: ?;

Roese besuchte das Gymnasium in Weimar. Am 24.10.1815 wurde er als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 348/21
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 8

Nach dem Studium, ab 1819, wurde er Lehrer für Sprachen und Geschichte in 5chnepfenthal. Am 04.12.1822 promovierte Roese an der Univ. Jena zum Dr. phil. Von 1846 bis zu seinem Tode 1857 hatte Roese die Stelle eines herzogl.-sächs. Archivars am Archiv des Sachsen-Ernestinischen Gesamthauses in Weimar inne.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 21; SfB S. 13, Nr, 8; ML (Nr. 180); Ev.-luth. KG Mittelhausen, TR Jg. 1795, Nr. 1; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 197 (fehlerhaft); Roese, Bernhard d. Großen Belehnung (Diss.); UA Jena, Best. M, Nr. 250, Bl. 94-101 ff., 108-111, 177 (mit curriculum vitae).

stud. jur. Göttingen;
* 19.04.1796 in Warlin, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Otto Wilhelm Christoph (1745-1818, 1785-1816 Pfarrer in Warlin, ab 1817 in Neubrandenburg);
Mutter: R. geb. Mourgues, Marie (?-1814);
Verheiratet mit: ?;

Roggenbau wurde am 16.10.1815 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert und wurde Mitglied der Göttinger „Vandalia“. Er war später Advokat in Neubrandenburg.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114)
Präsenzliste: 349/147
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 147; EQ Bl. 68; WL Nr. 21; Ev.-luth. KG Warlin, KB [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; Krüger, Pastoren Stargard, S. 22 (Vater); Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

Schüler
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: R., Andreas (Kapellmeister und Komponist in Gotha);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

1817 war Romberg noch Schüler des Gothaer Gymnasiums, wahrscheinlich der Schulfreund von ->Stieglitz.

Einquartierung: Tobias Koch (435)
Präsenzliste: 350
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In der Jenaer Matrikel und im Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft bei Hanow war Romberg nicht zu ermitteln.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 69: „Romberg-Jena“; WL Nr. 222; Stieglitz, Selbstbiographie, S. 29/30.

stud. theol. Jena;
* 06.01.1797 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 03.03.1844 in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Georg Ernst (Kauf- und Handelsmann);
Mutter: R. geb. Thein, Johanne Barbara;
Verheiratet mit: ?;

Roth wurde am 30.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert, trat der Burschenschaft bei und war 1818 Mitglied des Ausschusses, wo er zu der gegen die Reformbestrebungen des Vorstandes opponierenden Gruppe der „Lichtenhainer“ gehörte.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 351/176
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 10

Anmerkungen:

Wahrscheinlich identisch mit EQ Bl. 72: „Ranz-Jena“, da ein Ranz weder in der Jenaer Matrikel noch bei Hanow, Mitgliederverzeichnis nachweisbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 176: aus Meiningen; SfB S. 7, Nr. 10; GW Eintragung 20.10.1817; ML (Nr. 181); Ev.-luth. KG Meiningen, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 201; UB Jena, Stammbuch Münzer, Bl. 17 (Jena, 24.08.1818: aus Ilmenau); Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 96; Bd. III, S. 223.

Rothe, Ernst Christian Valentin
? in ?;
* 12.01.1794 in Eisenberg, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
? in ?;
?;
Vater: R., Christian Valentin (Perückenmacher);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

An der Univ. Jena immatrikuliert am 14.05.1814.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 352
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

 

oder

 

Rothe, Johann Gottlob
? in ?;
* ? in Altenburg, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

An der Univ. Jena immatrikuliert am 24.04.1815.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 352
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 76: „Rothe, Jena“; WL Nr. 267; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 191: Rothe, Johann Gottlob.

stud. cam. Heidelberg;
* 21.08.1796 in Panthenau, Schlesien, Kgr. Preußen;
+ 06.08.1866 in Bärsdorf, Prov. Schlesien, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: Rothkirch und Trach, Ernst Wolfgang Freiherr von (1769-1832; 1817 Kammerherr und Fideikommissherr auf Panthenau und Bärsdorf, zuletzt im Hauptquartier Blüchers);
Mutter: Rothkirch und Trach geb. Trotha, Henriette Dorothea Christiane Friederike von (1765-1809);
Verheiratet mit: ?;

Rothkirch-Trach wurde am 28.10.1816 als stud. cam. an der Univ. Heidelberg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 353/350
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er war später Majoratsherr (Fideikommissherr) auf dem Familienbesitz Bärsdorf (Schlesien) sowie Oberlandesgerichtsrat und Mitglied des Preußischen Herrenhauses und des Johanniter-Ordens. 1861 wurde er in den Grafenstand erhoben. Seitdem war sein Familienname Graf von Rothkirch, Freiherr von Trach.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 350; Jahrbuch Deutschen Adels, Bd. II, 1898, S. 838, 841; Taschenbuch Gräfliche Häuser, A, 115, Jg. 1942, S. 445; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. theol. Göttingen;
* 26.05.1800 in Hildburghausen, Hzt. Sachsen-Hildburghausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Heinrich (1771-?, 1800 „Wirkl. Landesregierungsrat bei der Finanz“);
Mutter: R. geb. Strasser, Dorothea Friederike Henriette (1772-?);
Verheiratet mit: ?;

Rückert wurde am 09.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Rat Schnauss (421)
Präsenzliste: 354/362
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an. die Univ. Jena, hier immatrikuliert am 02.11.1818. Er wurde Mitglied der Burschenschaft.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 362; EQ Bl. 69; WL Nr. 221: Ruckert (irrtümlich); Ev.-luth. KG Hildburghausen, KB; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 741 (fehlerhaft).

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Rückoldt befand sich am 18.10.1817 in Eisenach und hat die Feier mit angesehen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 355
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

Vornamen nochmal prüfen. Meiner Ansicht nach liest sich der Vorname als “Carl”. [MZ]

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 18.10.1817: „Paul Rückoldt hat die Feierlichkeit am l8ten October 1817 mit angesehen.“

Wartburg-Kastellan;
* 1778 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 05.06.1840 in Eisenach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Rüdiger war z. Zt. des Wartburgfestes Kastellan der Wartburg und hat als solcher das Fest miterlebt.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 356
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

stud. theol. Jena;
* 13.07.1795 in Masková bei Losonc, Komitat Neograd/Ungarn, Habsburgermonarchie;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Georgius (1795 Lehrer in Masková);
Mutter: R. geb. ?, Johanna;
Verheiratet mit: ?;

Wie ->Kollár war Ruhmann Schüler der Gymnasien in Neusohl und Pressburg. Unmittelbar vor dem Wartburgfest, am 13.10.1817,immatrikulierte er wie seine Studienfreunde ->Kollár und ->Hoznek als stud. theol. an der Univ. Jena.

Einquartierung: Meister Linss (?) (453)
Präsenzliste: 357/237
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Während seiner Studienzeit wurde er wie die anderen ungarländischen Jena-Studenten stark von ->Fries beeinflusst. Neben der Gefühls- und „Ahndungs“-Philosophie von ->Fries machte jedoch die neue, antirationalistische Gefühlstheologie des Klaus Harms (1778-1853) einen starken Eindruck auf Ruhmann. 1817 erschienen anlässlich des 300-jährigen Reformationsjubiläums die 95 Thesen von Harms. Später war Ruhmann wie ->Hoznek Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Alsó-Szkälnok, ohne allerdings, wie ->Kollár rückblickend bedauernd feststellte, dem slawischen Kulturprogramm Kollárs voll zuzustimmen.

Qu. u. Lit:

PL S. IX, Nr. 237; EQ Bl. 72; WL Nr. 252; Kirchenchronik Masková, Jg. 1795; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Revesz, Magyar törtenelmi tár, S. 236; UA Jena, Best. A, Nr. 241, Bl. 6; Kollár, Pamäti, S. 114, 146 u. ö.; Peukert, Slawen Donaumonarchie, S. 94, 169.

Schüler;
* 06.09.1796 in Minden, Westfalen, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: R., Johann Conrad (1750-?, Regierungs-Kanzleisekretär in Minden);
Mutter: R. geb. Weißkamp, Christina Maria (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Rumschöttel war seit 1814 oder 1815 Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster und Anhänger Jahns. In dessen Auftrage wechselte er 1817 an das Gymnasium in Heiligenstadt, um hier einen Turnplatz zu errichten.

Einquartierung: Meister Wilhelm (27)
Präsenzliste: 358/209
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1817/18 war er dann wieder Schüler (Sekundaner) des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin. Am 04.11.1818 immatrikulierte er als stud. phil. an der Univ. Berlin, wahrscheinlich math. Er studierte hier bis 12.10.1819 und soll sich später dem Baufach zugewandt haben.

Anmerkungen:

Nicht zu verwechseln mit seinen Brüdern Franz Heinrich R. (Lützower, in Berlin imm. 20.04.1815-26.01.1818, stud. theol.) und Konrad Leopold R. (* 11.3.1790 Minden, später in Trier tätig).

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 209; EQ Bl. 70: WL Nr. 45; Ev.-luth. KG Minden, TR St. Martini, Jg. 1796; TrR Jg. 1785; UA Berlin, Matrikel, Nr. 153/9; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1818/19, S. 73; Jahn, Jahn und Studententum, Anhang S. 12.

Gastwirt;
* 1787 in ?;
+ 12.01.1830 in Eisenach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Rupprecht war ab 1814 Pächter und ab 1815 Besitzer des Gasthauses „Zum halben Mond“ in Eisenach. Z. Zt. des Wartburgfestes war er auch Besitzer dieses Gasthauses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 359
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 202, 211; Auskunft Stadtarchiv Eisenach, Archivar Matthes.

S

stud. jur. Göttingen;
* 26.10.1798 in Parchim, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., Johann David Wilhelm (1772-1860, 1816 Hofmedicus zu Schwerin);
Mutter: S. geb. Leuten, Caroline Louisa (1768-1832);
Verheiratet mit: ?;

Sachse wurde am 07.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Ökonom Orthey (677)
Präsenzliste: 360
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 72; WL Nr. 257; Ev.-luth. KG Parchim, KB [Standort: KBA Schwerin]; Seile, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. theol. Jena;
* 28.07.1795 in Bollstedt bei Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 06.03.1880 in Mühlhausen, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: S., Johann Tobias (?-1833, ab 1792 Kantor und Schullehrer zu Bollstedt);
Mutter: S. geb. Vogler, Regina Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Sachse besuchte wie ->K. Franke, ->Gier,->Madlung und ->Mier das Gymnasium zu Mühlhausen. 1815 war er Kriegsfreiwilliger im Kolberger Regiment. Nachdem er 1817 sein Abitur abgelegt hatte, immatrikulierte er am 04.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 361/214
artburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1819 wechselte er an die Univ. Halle, hier immatrikuliert am 18.05.1819.

Seine Weltanschauung wird deutlich durch die Eintragung in das Stammbuch seines Freundes Heinrich von Gagern (Jena, 14.03.1819):

„Deutsche Freiheit, Deutscher Gott,
Deutscher Glaube ohne Spott,
Deutsches Herz und deutscher Stahl
sind vier Helden allzumal! (Arndt)
Mit diesen Helden wollen wir frisch und muthig in den Kampf gegen die Tollheit ziehen, der Sieg muß uns werden.“

Später war er Pfarrer zu Felchta, Weißensee und Groß-Grabe bei Mühlhausen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 214; Ev.-luth. KG Bollstedt, TR Jg. 1795, S. 13, Nr. 11; ebd. Aufstellung über die Kantoren in Bollstedt, Nr. 13; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); UA Halle, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 451; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern; Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 46, Nr. 12; Jordan, Mühlhäuser Gymnasiasten 1815, S. 33; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung (falsches Geburtsdatum).

stud. jur. Göttingen;
* ? in Wangen, Kurland, Ksr. Russland;
+ ? in ?;
?;
Vater: S., Fridrich von (Gutsbesitzer zu Wangen);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Sacken wurde wie sein Landsmann und Standesgenosse ->Howen am 22.10.1816 an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 362
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 7

Qu. u. Lit.:

SfB S. 11, Nr. 7; ML (Nr. 182); SeIle, Matrikel Univ. Göttingen.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Sältzer soll 1817 Teilnehmer des Wartburgfestes gewesen sein.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 363
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Auskunft Dr. Jauernig.

stud. jur. Berlin;
* 10.12.1795 in Berlin, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., August Wilhelm (1795 Kirchenbote);
Mutter: S. geb. Becker, Johanne Christine;
Verheiratet mit: ?;

Salbach war von 1806 bis 1815 Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster. Als Kriegsfreiwlilliger nahm er im Detachement der preußischen Garde-Jäger am Feldzug 1813/14 teil. Am 04.04.1816 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Berlin.

Einquartierung: Steuersekretär Jossa (96)
Präsenzliste: 364/45
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 5

Im Gegensatz zu den anderen ehemaligen Kriegsfreiwilligen des Grauen Klosters (vgl. ->Dürre) blieb Salbach ein führender Vertreter der Berliner Landsmannschaften. Wegen Verdachts der Zugehörigkeit zu „studentischen [landsmannschaftlichen] Parteiungen“ sowie auf Grund seiner „Teilnahme an Unruhen“ gegen die Burschenschaft und an der Schlägeraktion gegen den stud. Bennecke (vgl. ->Heyfelder) wurde er am 25.06.1818 durch den Senat der Berliner Universität mit dem consilium abeundi bestraft (vgl. -> Wangenheim).

Qu. u. Lit.:

Pl S. II, Nr. 45; EQ Bl. 67; SfB S. 9, Nr. 5; ML (Nr. 183); WL Nr. 174; Ev.-luth. KG Berlin, TR St. Nicolai, Jg. 1795, S. 990, Nr. 7; Arch. Graues Kloster Berlin, Inskriptionsbuch Bd. IV, Nr. 151b, Nr. 42; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1813/14, S. 43, 1814/15, S. 49; UA Berlin, Matrikel, Nr. 140/6; UA Berlin, Litt. B, Nr. 5, Bl. 12, 51; UA Jena, Best. A, Nr. 277; DZA Merseburg, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. XII, Nr. 1, Bd. II, Bl. 21-22; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204.

stud. theol. Marburg;
* ? in Küstrin, Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Sallmann wurde am 03.11.1814 als stud. theol. an der Univ. Marburg immatrikuliert. Er war hier Senior der Landsmannschaft „Hassia“ und dann kurz vor dem Wartburgfest Mitbegründer der Burschenschaft „Germania“ (06.09.1817). Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Marburgs teil und war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Sebastian Schortmann (59)
Präsenzliste: 365/234
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 22

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 234: aus Süß in Hessen; EQ Bl. 72; SfB S. 1, Nr. 22: aus Küstrin; ML (Nr. 185): aus Kurhessen; WL Nr. 250; Kieser, Wartburgfest, S. 21; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 31 (Süß, 11.10.1816); Heer, Geschichte Marburger Burschenschaft, S. 50; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 298.

stud. theol. Jena;
* 23.01.1797 in Willerstedt bei Apolda, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., Johann Christoph (1771-?, Bauer („Anspänner“) zu Willerstedt);
Mutter: S. geb. Schröder, Eva Maria (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Salzmann wurde am 04.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Kaufmann Deubner (198) / Frau Andrä (225)
Präsenzliste: 366/121
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 1

1820 war er Mitbegründer der illegalen neuen Jenaer Burschenschaft „Germania“.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 121; EQ Bl. 40 u. 69; SfB S. 3, Nr. 1; ML (Nr. 185); WL Nr. 226; Ev.-luth. KG Willerstedt, TR Jg. 1797 [Standort: Ev.-luth.Pfarramt Rudersdorf], Ev. KG Oberreissen, TR S. 239, TrR S. 57 [Standort Ev. Pfarramt Leutenthal]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (03.05.1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 440 (fehlerhaft); Schneider, Burschenschaft Germania, S. 101.

stud. theol.et phil. Göttingen;
* 11.03.1796 in Schnepfenthal bei Waltershausen, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 06.07.1870 in Schnepfenthal, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: S., Christian Gotthilf (1744-1811, Professor und Gründer der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal (vgl. Mutter von ->Lenz));
Mutter: S. geb. Schnell, Sophie Magdalene (1756-1810);
Verheiratet mit: ?;

Salzmann war von 1801-1812 Schüler der Erziehungsanstalt seines Vaters in Schnepfenthal. Nach dem Tode seiner Eltern lebte er bei seinem Vormund, dem Bürgermeister Breithaupt, in Waltershausen. Vom 03.11.1815 bis 29.03.1817 war er an der Univ. Leipzig immatrikuliert, anschließend wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 30.04.1817.

Das Wartburgfest besuchte er gemeinsam mit seinem Verwandten ->Lenz.

Einquartierung: Hanitsch (733)
Präsenzliste: 367/309
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Als Dr. phil. war er später Lehrer in Schnepfenthal.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 309; EQ Bl. 72; WL Nr. 243; Ev.-luth. KG Schnepfenthal, TR Jg. 1796; UA Leipzig; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Festschrift Schnepfenthal, Stammtafel A und S. 211, Nr. 155 (falsches Geburtsdatum); Müller, Schnepfenthal, S. 212, Nr. 155.

stud. theol. Erlangen;
* 05.10.1795 in Wunsiedel, Ansbach-Bayreuth, Kgr. Preußen;
+ (hingerichtet) 20.05.1820 in Mannheim, Ghzt. Baden;
ev.-luth.;
Vater: S., Gottfried Christoph (1753-1823, 1795 Stadtrichter und Landvoigt zu Wunsiedel, später Justizamtmann und Justizrat);
Mutter: S. geb. Schöpf, Dorothea Johanna Wilhelmina (1766-1826);
Verheiratet mit: ?;

Sand wuchs in dem bis 1806 zu Preußen gehörenden bayreuthischen Städtchen Wunsiedel im Hause einer in bescheidenem bürgerlichen Wohlstand lebenden Familie auf. Der Vater war ein ruhiger, heiterer Mensch von peinlicher Beamtengewissenhaftigkeit, ähnlich wie später der Sohn „langsam in seinen Entschlüssen, aber zäh in dem, was er einmal ergriffen hatte, aufs äußerste hingebend für das, was er für recht hielt, ohne die Verhältnisse leicht und mehrseitig zu durchblicken.“

Die rund 13 Jahre jüngere Mutter – vermutlich eine Verwandte Jean Pauls – war geistig beweglicher, bildete den Mittelpunkt der Familie und leitete außerdem noch einen ihr gehörenden Kupferhammer. In ihrer Hand lag auch die Erziehung der fünf Kinder, von denen der jüngste Sohn, Karl, bald ihr Liebling wurde. Der Sohn hat seinerseits bis zu seinem Tode mit vertrauensvoller, kindlich-naiver Liebe an der Mutter gehangen.

Sand war ein schwächliches und stilles, durch Krankheiten geschwächtes Kind. Die aufmerksame Erziehung der Mutter und des der Familie befreundeten Gymnasialdirektors Saalfrank war deshalb vor allem auf Willensbildung sowie Entwicklung von Tatkraft und Energie bei dem Knaben gerichtet. „Von seinen ersten Eindrücken an ist diesem Knaben eingeprägt worden, daß es nicht aufs Glauben, sondern aufs Handeln ankommt; daß er dank seiner besseren Erziehung, nur eine um so größere Verantwortung hat; daß er können muß, wenn er nur will, und daß er, auch im engsten Kreis seiner Lieben, verächtlich sein wird, wenn er nicht leistet, was er verspricht. In diesem Sinne, kann man sagen, war seine ganze Erziehung von frühester Kindheit auf eine Erziehung zur Tat.“ (Müller)

Diese Erziehungseinflüsse des Elternhauses blieben auch nach der Schulzeit wirksam und wurden durch einen regen Briefwechsel zwischen Mutter und Sohn wachgehalten. Sand konnte deshalb bei seinen späteren Bemühungen um die „Tat“ glauben, der Zustimmung der Mutter gewiss zu sein. Im Vertrauen zum bürgerlich-soliden Elternhaus fand er Kraft zur Bewältigung des eigenen, schwermütig-ernsten Lebens.

Er besuchte zuerst das Lyzeum zu Wunsiedel und wechselte 1810 anlässlich der Versetzung des Rektors Saalfrank mit diesem an sdas Gymnasium nach Hof, wo er u. a. Seinen späteren Studiengefährten und Freund ->Kandler kennenlernte. Für die beiden letzen Gymnasialjahre (Herbst 1812 bis Herbst 1814) kam er, erneut einem Stellenwechsel von Saalfrank folgend, auf das Gymnasium nach Regensburg.

Die Auswirkungen des Krieges von 1806 und die anschließende französische Fremdherrschaft – von der Mutter bissig als „Lastersystem“ bezeichnet – hatten auch auf das Familienleben Einfluss. Zu den Schwierigkeiten um das Weiterbestehen des Kupferhammers kam für mehrere Jahre der Pensionsentzug des Vaters. In den engen Verhältnissen einer Kleinstadt wie Wunsiedel, wo sich die Menschen untereinander kannten, führten der politische Wandel und der Wandel der politischen Ereignisse zu besonders persönlich gefärbten Spannungen. Der Übergang Bayreuths an die französische Verwaltung (1806-1810) und anschließend an den Rheinbundstaat Bayern ließ die alten patriarchalischen Bindungen der Bevölkerung locker werden, führte zugleich aber auch zu einem gewissen deutschen Patriotismus, wobei die in diesem Zusammenhang auftretende Anhänhlichkeit an das alte Vaterland Preußen mehr oppositioneller Ansatz als Ziel des Patriotismus war.

Die ersten österreichischen Siege 1809 und der Aufstand der Tiroler fanden deshalb auch im Kreise der Familie Sand lebhaften Widerhall.

Das war die Umwelt, in der Sand heranwuchs, und deren politische Einflüsse mit der Leidenschaft eines schwärmerischen Knabenherzens aufgenommen wurden. Die österreichische Niederlage bei Regensburg am 23.04.1809, erzählte erspäter, habe ihm für lange Zeit alle Heiterkeit geraubt. Eine politisch noch unklare, jedoch auf Betätigung drängende Deutschtümelei begann sein Gemüt zu erfüllen zu einer Zeit – so seine eigenen Worte - „als die Schrecknisse des Vaterlandes uns aufscheuchten aus dem ruhigen Schoß der Kindheit, als der Unterjocher seine Fesseln immer dichter um uns schlug, als die feigen Schurken ringsum dem Tyrannen huldigten und selbst der freie Mann kaum sein Haupt erheben durfte.“

Bei Ausbruch des Befreiungskrieges hatte er kein Verständnis für die Bundesgenossenschaft Bayerns zu Napoleon, verachtete den partikularistischen Eigennutz und wollte sich als Kriegsfreiwilliger nach Ostdeutschland durchschlagen, sah aber dann auf Wunsch der Eltern und Lehrer sowie des inwzischen erfolgten Sieges bei Leipzig davon ab.

Die Regensburger Zeit endete mit einer Wanderung nach der Schweiz, die ihm im Glücksgefühl der errungenen deutschen Befreiung zum unbeschwert-heitersten Ereignis seines Lebens wurde. Doch ist es charakteristisch, dass auch diese Reise für ihn mit einer Enttäuschung endete. Statt der in seiner Fantasie vorhandenen heroischen Nachkommen seiner Ideale Winkelried und Wilhelm Tell glaubte er nur „üppige Kaufmannssitten“ und „völlige Verfranzösisierung“ der Bevölkerung zu sehen.

Erfüllt von dem festen Willen, sich „zum Verkünder und Erläuterer der göttlichen Wahrheit aufzuschwingen“, begann er am 24.11.1814 als stud. theol. an der Württembergischen Landesuniversität Tübingen die Studienzeit. Als stiller, in sich gekehrter Student lebte er ein sehr zurückgezogenes, nach streng eingteiltem Tagesablauf geordnetes Leben, trat jedoch der ersten, vor allem von Norddeutschen Studenten gegründeten „Totania“ Tübingens bei. „Laß uns gute brave teutsche Brüder und Freunde werden“, schrieb er in einem Briefe dieser Zeit.

Die Rückkehr Napoleons nach Frankreich und der neue Feldzug ließen sofort den alten Plan, Kriegsfreiwilliger zu werden, lebendig werden. Der Gedanke des Einsatzes für das Vaterland verband sich bei ihm von Anfang an sehr eng mit der Vorstellung, des Opfertodes. Im Abschiedsbrief an die Eltern vom 28.04.1815 hieß es: „Auch ich halte es für die höchste Pflicht, für meines teueren Vaterlandes, für aller Teueren, die mich lieben, Freiheit mitzukämpfen, und, sollte die Übermacht Vorteile über uns erlangen, vorn an den Grenzen im Tode über einen Wüterich zu siegen.“

Am 01.05.1815 reiste er mit gleichgesinnten Freunden nach Mannheim, betrat damit zum ersten Male die Stadt seiner späteren Hinrichtung, und meldete sich bei den hier stationierten freiwilligen bayrischen Jägern des heimatlichen Rezatkreises. Die nach Frankreich rückende Truppe erreichte jedoch bereits auf dem Marsch die Kunde vom Sieg bei Waterloo. Damit wurde Sands Kriegsdienst zur Enttäuschung. Wie die meisten Kriegsfreiwilligen dem alten Militärzwang wenig geneigt, musste der folgenden „Gamaschendienst“ als Besatzungssoldat unbefriedigend bleiben. Zum ersten Male in seinem Leben „hatte er geglaubt, wirklch ernst machen zu können, und der Ernst war zum bloßen Spiel geworden... Die erste grpé, die natürliche Probe auf seine Willensstärke bis zur Hingabe war ergebnislos geblieben.“ (Müller) Diese Enttäuschungen der Soldatenzeit äußerten sich bei Sand im Gegensatz zu denjenigen studentischen Freiwilligen, die an den Schlachten kämpfend teilgenommen und den Krieg in seiner Härte kennengelernt hatten, in einer bis ins anormale gesteigerten, bluterfüllten Deutschtümelei. Es blieb der Schmerz seines Lebens, wie später äußerte, „daß er nie das Glück gehabt habe, einen Franzosen zu tödten.“

Nach der Rückkehr aus Frankreich im Dezember 1815 musste er auf Anordnung der bayrischen Staatsstellen seine Studien an der Universität Erlangen fortsetzen. Er immatrikulierte am 14.12.1815 und begann nach kurzem Urlaub in der Heimat im Januar 1816 die zweite Etappe seines Studiums.

„Sein Charakter war ernst“, schildert ihn der Freund ->Zwanziger, „für alles Gute und edle war er warmfühlend, so wie ihm im Gegentheil jede schlechte und ungerechte Handlung leicht aufbringen konnte. Sein Gemüth hatte indessen öfters die Vorherrschaft über seinen Verstand ... Es war ein Lieblingswunsch von ihm, Missionär zu werden, er gab aber solchen wieder auf, indem er sich berufen fühlte, in seinem Vaterlande den göttlichen Glauben, den er in seinem Volke gesunken glaubte, zu predigen und wieder zu wecken.“

An der Theologischen Fakultät Erlangens herrschte im Gegensatz zu Tübingen noch immer der Rationalismus, mit dem er in seiner kindlichen Gläubigkeit und Überzeugung, dass Gott stets und unmittelbar auch in die kleinsten Begebenheiten des Alltags eingreife, wenig anzufangen wusste. Andererseits wies Sand jedoch auch alle „pietistisch frömmelnden“ Ideen, bei denen er den Willen zur Tat vermisste, mit Schroffheit zurück (vgl. ->Plehwe) und wollte, „von der Seeligkeit des Glaubens“ gestärkt, nichts weiter sein als „ein freier, auf sich selbst bestehender deutscher Protestant.“ Er gewann wenig inneren Kontakt mit seinen Lehrern und blieb, erfüllt von Schwermut und unklarer Todessehnsucht, sich selbst überlassen. Jugendlich unbeschwerte Lebensfreude wies er von sich - „auch den heiteren Lebensgenuß fordert Gott von uns“, schrieb ihm die Mutter, die die Seelenkämpfe ihres Sohnes ahnte. Menschenkenntnis ging ihm ab. Das führte zu ausgeprägtem Individualismus, der begann, die Welt und die Menschen nur nach eigenen, subjektiv gestellten Sittlichkeitsnormen zu messen. Er wurde unfähig zur Menschenführung.

Trotzdem war er in Erlangen Gründer einer „Teutonia“ und Mittelpunkt eines kleinen Freundeskreises, der allerdings mehr die Reinheit von Sands sittlichen Bemühungen als deren Ziele begriff. Der Ausgangspunkt von Sands Bestrebungen um eine Reform des überkommenen Studentenwesens war ethischer Natur: die Kritik am studentischen „Biersinn, der keine höhere Bedeutung des Lebens kennt“. Seine Forderungen erhielten jedoch sehr bald gesamtdeutsche Zielsetzung. Er lehnte den „egoistisch bayerischen“ Patriotismus, den er speziell in den Erlanger Landsmannschaften vorfand, strikt ab. Mit seinen Freunden ->Ullrich und ->Cloeter trat er zwar zuerst der Landsmannschaft „Franconia“ im Juni 1816 bei, doch wurde hiermit lediglich der Zweck verfolgt, in dieser die Führung zu gewinnen und dann den Erlanger Comment umzugestalten. Als dieser Plan sehr rasch scheiterte, gründeten die Freunde am 27.08.1816 eine selbständige „Teutonia“, um mit ihr das „Joch jener Aristokratendespotie“ des Seniorenconvents der Landsmannschaften zu brechen. Die „Teutonia“ – in ihrer besten Zeit rund 30 Mitglieder – war durch ihr sektiererisches Vorgehen und die durch Sand geprägten verschwommenen christlich-teutschen Ideen allerdings unfähig, die Masse der Studentenschaft zu packen. Sie wurde nicht wie in Jena zur Einigerin der Studenten, sondern blieb lediglich eine vierte Verbindung neben den bereits bestehenden Landsmannschaften, denen sie in schroffer Feindschaft gegenüberstand. „Wir gedachten“, spiegelten sich die an sich unbedeutenden Studentenkrawalle in Sands Worten mit seiner ihm eigentümlichen Überspitzung aller Verhältnisse, „im tragischen Sieg über das Schicksal für unsere heilige deutsche Sache als Märtyrer sterben zu wollen.“

In jener Zeit der Gründung der „Teutonia“ und der folgenden Auseinandersetzungen fonden sich bei Sand erste Ansätze zu einem klareren politischen Denken. Die Kämpfe um eine deutschorientierte Burschenschaft in Erlangen zwangen ihn zu Überlegungen, die über das äußerliche Bekenntnis zur „altdeutschen Tracht“, in die sich Sand seit 1816 kleidete, hinausgingen. Bisher hatte sich sein Denken vor allem um sittliche Reform des Individuums bewegt und war in unklar-schwärmerischer Teutomanie befangen geblieben.

Zwar blieb der Zug zum Individualistischen sowie die gefühlsbetonte Betrachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse auch weiterhin vorherrschend, aber daneben werden doch immer deutlicher konkrete politische Gedankengänge sichtbar, die schließlich zur Zeit seines Attentats in klar umrissene Forderungen münden.

Seit 1816 forderte Sand ständische Verfassungen sowie Presse- und Gedankenfreiheit. Er wurde dadurch indirekt und auf seine Weise eine Figur in der in diesem Jahre überall in Deutschland anhebenden bürgerlichen Oppositionsbewegung (vgl. z. B. ->Fries, ->Mühlenfels). Anlass hierfür boten vor allem die jetzt zu beginnenden oder neu aufgenommenen Kontakte mit anderen Universitäten, vor allem mit den alten Freunden in Tübingen, dann Heidelberg (vgl. -> Carové), der „Teutonia“ in Halle (vgl. -> Wenzel), der Burschenschaft in Jena, schließlich durch -> Cloeter auch mit Jahn und den Turnern in Berlin. In den Frühjahrsferien 1817 unternahm er mit ->Zwanziger eine mehrwöchige Wanderung durch Süd- und Westdeutschland, wobei Tübingen und Heidelberg besucht und wohl vor allem gegenseitige Bündnisse der burschenschaftlich Gesinnten erstrebt wurden. Mit unermüdlichem Fleiß arbeitete Sand außerdem an einer Verfassungsurkunde der Erlanger „Teutonia“, deren 436 §§ am 15.01.1817 von den Freunden angenommen wurden. Der allgemeine Teil dieser Verfassung stützte sich vor allem auf Ernst Moritz Arndts Gedanken über einen Studentenstaat (vgl. ->Mühlenfels) und verwertete die Jenaer Burschenschaftsverfassung. (S. 7)

Am 29.07.1817 erhielt er von der bayrischen Regierung die erbetene Erlaubnis, seine theologischen Studien in Jena abzuschließen. Daraufhin nahm er auch persönliche Verbindung mit den führenden Vertretern der Jenaer Burschenschaft, vor allem mit ->Dürre, auf und bot sich als Freund und Bundesgenosse an. „Vernichtung des unheiligen unchristlichen Wesens, Heiligung unserer Herzen, Aufhören der dumpfen Philisterei und krassen Zwingherrschaft“, schrieb er bekenntnishaft an ->Dürre (17.08.1817), „dagegen Freiheit und bei sicherer ständischer Verfassung freies Sprechen und Treiben der Bürger und eigenes Verfechten dieser hohen Güter.“ „Das Vaterland, unser treues, teutsches Land, wollen wir lieben“, hieß es wenige Tage später, am 04.09.1817, in seinem Abschiedswort im Erlanger Burschenbuch, „ihm sey aller unser Dienst geweiht. In Ihm wollen wir leben und werben, mit ihm oder in ihm wollen wir sterben, wenns Gottes großer Ruf gebeut. Die deutsche Sprache erstehe! Das wahre Rittertum erblühe! Das Land sey frey!“

Von solchen Gefühlen erfüllt reiste Sand Mitte Oktober 1817 mit seinem Freunde ->Kandler über Hof, Schleiz und Jena nach Eisenach und empfand die Reise als eine „Wallfahrt“ zu einem „heiligen religiösen und teutschen Burschenfest“. Als Vertreter Erlangens war er Mitglied des Festausschusses und Fahnenbegleiter beim Zug zur Wartburg. Er hoffte, auf dem Wartburgfest eine gesamtdeutsche Burschenschaft mitgründen zu können. Unter deutlicher Anspielung auf den Wiener Kongress und die Sitzungen des Bundestages hatte er am 29.09.1817 an ->Dürre geschrieben: „Sorget nur, und sorge Du vorzüglich auch mit dafür, daß unser schönes Bundestag auf der Wartburg nicht wieder so werden möge wie die übrigen philiströsen Kongresse in der deutschen Geschichte: so, daß man auch hier unter deutschen Burschen sich lange mit Territorial-Ausgleichungen, mit nichtswürdigen Comment-Philistereien abgebe ... Laßt uns ... Nun einmal anfangen zu wirken fürs Große; Deutschland bedarf es.“

In den dem Wartburgfest vorangegangen Semesterferien 1817 hatte er eine kleine Abhandlung geschrieben, die in zwölf Punkten seinen ideologisch-politischen Standpunkt vortrug und offenbar als Beitrag für eine Verfassungsurkunde einer allgemeinen Studentenverbindung gedacht war. Er ließ sie auf eigene Kosten in 200 Exemplaren drucken, jedes Exemplar zusammengehalten durch einen schwarz-rot-goldenen Heftstreif – eines der frühesten Zeugnisse des Dreifarbs der zukünftigen deutschen Trikolore! Die 12 Thesen stehen nur in lockerer Beziehung zueinander. Der Grundgedanke und gesellschaftliche Bezug ist am deutlichsten in Punkt 1 zu fassen, in dem der Glaube an eine notwendige gesellschaftliche Umwälzung zum Ausdruck gebracht wird. Sand ist der Auffassung, dass die gegenwärtige Zeit, reich „an hohen Gaben und Gnaden“, mit allen großen Zeitaltern der Geschichte, vor allem der Reformation vergleichbar sei. Der Unterschied zu der religiös bestimmten Reformationszeit bestehe darin, dass es gegenwärtig nicht in erster Linie um Fragen der Religion gehe: „Heute liegt uns mehr vor eine wissenschaftlich-bürgerliche Umwälzung.“ Im späteren Verhör hat er diesen Satz inhaltlich genauer interpretiert und betont, dass er unter Umwälzung verstanden habe, „die Ereignisse der Zeit, die seit 20 Jahren Alles umgestaltet haben ... die Veränderungen ... welche im bürgerlichen Leben und in Wissenschaften seit 20 Jahren vorgegangen seien und noch vorgehen werden.“ Als Träger des Neuen sei die allgemeine deutsche Burschenschaft anzusehen, in der das Hohe und Herrliche der Zeit schon lebendig sei. Nicht auf den Obrigkeiten beruhe das Heil, sondern – auch hier sein Subjektivismus – auf einzelnen tüchtigen Männern. Als Hauptfeinde Deutschlands bezeichnet er in seltsamer Gedankenverbindung, in der sich Deutschtümelei, protestantische Tendenz und Antimilitarismus mischen: die Römer, Möncherei und Soldaterei.

Für den rückblickenden Betrachter psychologisch aufschlussreich ist vor allem der Punkt sieben der Thesen , der ähnlich wie die Märtyrergedanken bei Beginn des Feldzuges von 1815 und während der Erlanger Studentenstreitigkeiten auf Sands zukünftige Tag hinweist: „Jedwedem Unreinen, Unehrlichen, Schlechten und wer nur immer seinen deutschen namen entehrt, soll der Einzelnen auf eigene Faust nach seiner hohen Freiheit zum offenen Kampfe entgegentreten, damit das Ganze des Rügens und Strafens mehr überhoben sei, und sein Wohl durch verwickelten Kampf nicht so leicht gefährdet werden.“

Die Schrift hat auf dem Wartburgfest keine Rolle gespielt. Ihre schwer verständliche Sprache mit den unzusammenhängenden Gedankengängen konnte bei der Studentenschaft keinen Anklang finden. Auch Sand selbst trat auf dem Fest nicht hervor. Innerlich tief ergriffen, blieb er als stiller und ernster Beobachter inmitten der heiter-unbeschwerten Menge auch hier ein Einsamer. Aber die hohen Worte von Freiheit, Vaterland und vom Kampf gegen Tyrannenwillkür gingen tiefer in sein Gemüt ein als bei den meisten anderen Studenten.

Einquartierung: Oberkonsistorialrat und Generalsuperintendent Nebe (92) / Beutlermeister Johann Christoph Schön (226)
Präsenzliste: 368/217
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 7

Nach dem Wartburgfest ließ er sich am 27.10.1817 an der Univ. Jena immatrikulieren, trat der Burschenschaft bei, wurde Mitglied des Ausschusses und 1818 Angehöriger des Vorstandes. Im Vergleich zur Erlanger Zeit trat er im Jenaer Studentenleben entschieden weniger hervor, doch fanden alle Reformvorschläge des Vorstandes in ihm eine fest Stütze. Sands Gedanken begannen bereits Anfang 1818 den studentischen Rahmen zu überspringen und konzentrierten sich auf ein neues, letztes Ziel: Den Aufruf an das deutsche Volk.

Am 05.05.1818 schrieb er zum ersten Male den Wunsch einer Ermordung Kotzebues in sein Tagebuch: „Wenn ich sinne“, heißt es da, „so denke ich oft, es sollte doch einer mutig über sich nehmen, dem Kotzebue oder sonst einem solchen Landesverräter das Schwert ins Gekröse zu stoßen.“

Bis Ende 1817 war Kotzebue für Sand weitgehend unbekannt geblieben. 1816 hatte er in Wunsiedel die Aufführung eines Stückes von Kotzebue gesehen und sie sogar als „sehr schön“ bezeichnet. Schärfer prägte sich Kotzebues Name dann auf dem Wartburgfest anlässlich der Verbrennung von dessen „Geschichte des deutschen Reichs“ ein. Im Laufe des Jahres 1818 steigerte sich seine Ablehnung zu fanatischem Hass. Anlass hierzu boten die scharfen literarischen Fehden, die nach dem Wartburgfest zwischen Kotzebue und den geliebten Jenaer Professoren ausbrachen.

Der bekannte Lustspieldichter und russische Staatsrat August Friedrich Ferdinand von Kotzebue, geboren 1761, lebte seit 1817 als Berichterstatter über deutsche Verhältnisse und als Agent des Zaren in Weimar. Den besonderen Hass der Burschenschaft hatte er sich durch einige scharfe Angriffe zugezogen, die er gegen sie vor allem nach dem Wartburgfest in seinem ab Ende 1817 erscheinenden „Literarischen Volksblatt“ veröffentlichte. Kotzebue stand offensichtlich aus ehrlicher Überzeugung auf der Seite der politischen Reaktion. Er kam ideologisch von der Aufklärung und vom Rationalismus, und die starke Deutschtümelei dieser jungen Jenaer „Teutonen“ war eine treffliche Zielscheibe seiner schlagkräftigen Ironie. Kotzebues Angriffe gegen die Burschenschaft, überhaupt sein Spott über den Zustand der Universitäten und dem damals üblichen Studienablauf, enthielten durchaus berechtigte kritische Züge – aber indem er sich nach 1815 rückhaltlos auf die Seite der herrschenden Gewalten stellte, blieb seine Kritik im Negativen stecken und versagte vor den nationalen Aufgaben der Gegenwart.

In seiner Zeitschrift „Nemesis“ hatte der Jenaer Historiker Heinrich Luden, dessen Vorlesungen von Sand mit großer Anteilnahme gehört wurden, einen ihm bekanntgewordenen Geheimbericht Kotzebues an den russischen Zaren veröffentlichen wollen. Dieser Abdruck des „Bulletins“ konnte zwar durch Kotzebues schnelles Eingreifen noch verhindert werden, indem der weimarische Großherzog Carl August das Erscheinen dieser Nummer verbot. Als jedoch ->Lorenz Oken in der „Isis“ seinem Kollegen Luden beisprang und dessen scharfe Erwiderung abdruckte, wurde die Angelegenheit aus einer verhältnismäßig harmlosen zivilrechtlichen Streitfrage zu einem politischen Skandal großen Stils. Sofort griff die russische Regierung ein und verlangte über diese Indiskretion in drohendem Tone vom Weimarer Ministerium Auskunft. Es folgten Prozesse gegen Luden und ->Oken, die den ganzen Sommer 1818 liefen und steigende politische Erregung in der Jenaer Studentenschaft hervorriefen. Sand stand bei diesen Prozessen selbstverständlich hinter seinen Professoren. Die Aufregung steigerte sich im Herbst 1818 auf ein Höchstmaß, als anlässlich des Aachener Fürstenkongresses, auf dem Fürst Metternich den ersten Versuch zur Herbeiführung einer klaren Entscheidung der Kabinette gegen den oppositionellen Geist der deutschen Universitäten und die Pressefreiheit unternahm, die geheime Denkschrift des russischen Staatsrats Alexander Stourdza (1788-1854) „Mémoire sur l‘´état actuel de l‘Allemagne“ bekannt wurde. In ihr forderte der Autor Beseitigung der freien Lehre und Forschung an den deutschen Universitäten und verlangte damit praktisch die Aufhebung der für das deutsche Bürgertum wichtigsten Bildungsanstalten. Während es Stourdza vorzog, auf Grund des folgenden Sturmes der Entrüstung, der bis zu einer Duellforderung Jenaer Studenten ging (vgl. ->Henning), Deutschland zu verlassen, verteidigte Kotzebue in seinem Wochenblatt die Deutschlandpolitik des Zaren. Für Sand war das, wie er später im Verhöt erklärte, der letzte Anstoß zu dem Entschluss, Kotzbebue zu ermorden. Er habe erkannt, dass der Zarismus in Deutschland eine Politik betreibe, die auf Beibehaltung der Zersplitterung und Ohnmacht Deutschlands orientiert sei. In diesem Zusammenhange erschien ihm Kotzebue nicht nur als Hauptverteidiger dieser Politik, sondern vor allem als Vaterlandsverräter und Verführer der Jugend und des deutschen Volkes. Als das Jahr 1818 zur Neige ging, war er zur Tat entschlossen. „So begehe ich den letzten Tag dieses Jahres 1818“, berichtet sein Tagebuch am Silvesterabend, „in ernster, feierlicher Stimmung und bin gefasst, der letzte Christtag wird gewesen sein, den ich eben gefeiert habe. – Soll es etwas werden mit unserem Streben, soll die Sache der Menschheit aufkommen in unserem Vaterlande, soll in dieser wichtigen Zeit nicht alles wieder vergessen werden und die Begeisterung wieder auflohen im Lande, so muß der Schlechte, der Verräter und Verführer der Jugend, August von Kotzebue nieder – das habe ich erkannt ... Gott, ich bitte dich um nichts als um die rechte Lauterkeit und Mut der Seele, damit ich in jener höchsten Stunde mein Leben nicht verlasse.“

Nach systematischer Vorbereitung, die selbst sorgfältige Anatomiestudien einschloss, verließ er Jena am Morgen des 09.03.1819 und reiste nach Mannhein, wo sich Kotzebue aufhielt. Mitwisser hatter er keine. Der Abschiedsbrief an die Eltern schloss mit Worten von Sands Lieblingsdichter Theodor Körner und wies auf den geplanten Märtyrertod nach dem Vorbilde Winkelrieds:

„Das letzte Heil, das höchste liegt im Schwerte,
Drück dir den Speer ins treue Herz hinein
Der (deutschen) Freiheit eine Gasse!“

Nach langsamer Reise, immer wieder von innerer Unruhe erfüllt und bis zuletzt zögernd, kam er am 23.03.1819 in Mannheim an. Am Spätnachmittag dieses Tages erdolchte er Kotzebue in dessen Wohnung. Kotzebue starb wenige Minuten nach dem Attentat. Da eine Flucht, von Sand ebenfalls geplant und vielleicht sogar die eigentliche Absicht, unmöglich war, versuchte er sich anschließend selbst zu töten. Bewusstlos und schwer verwundet fiel er in die Hände der Mannheimer Polizei.

Sands Tat, so sehr sie für sich genommen und durch die Eigenart des Attentäters ausgeprägt individualistische Züge trug, war keinesfalls zufällig. „Die seit dem Aachener Kongreß hervortretenden Zeichen Zeichen schärferer Reaktion trieben die studentische Jugend um so schneller und tiefer in den Entschluß zur direkten Aktion. Es entsprach der dialektischen Gesetzlichkeit eines solchen Ablaufs, daß die Regierungen, indem sie die burschenschaftliche Bewegung als eine vorrevolutionäre Organisation auffaßten und bekämpften, den Willen zur revolutionären Tat erst recht in ihr zur Reife brachten“ (Huber). Sand war allerdings alles andere als ein bewusster Revolutionär, aber er wurde, wie der Berliner Theologe De Wette (1780-1849), selbst ein Opfer der anhebenden Demagogenverfolgung, schrieb, in den Zwiespalt der Zeit hineingestellt: „Kräftig wie er war, hat er ihn ganz in sich aufgenommen und sein junges Gemüt mit allem Torn und aller Sehnsucht angefüllt, wovon unsere Jugend bewegt ist.“

Die sich seit dem Ende der Befreiungskriege verschärfenden Widersprüche zwischen der bürgerlichen Opposition und der durch das „System Metternich“ und die „Heilige Allianz“ gestützten herrschenden Klasse kamen durch Sands Tat zu einem ersten gewaltigen Ausbruch. „In der Burschenschaft“, urteilte Franz Mehring, „kreuzten sich mittelalterliche Träume von Kaiser und Reich mit einem jakobinischen Ingrimm, der den Dolch des Rächers gegen die wortbrüchigen Fürsten und ihre Helfershelfer zückte. Beides mischte sich in dem Burschenschafter Sand ... Hochherzigen Beweggründen entsprungen, war die Tat politisch sinnlos, aber um so willkommener kam sie der despotisch-feudalen Reaktion, die schon lange auf der Lauer gelegen hatte.“ Mit zynischer Skrupellosigkeit, die den Seelenkämpfen Sands krass gegenübersteht, nutzte Metternich die Situation: „Der vortreffliche Sand“ habe „auf Kosten des armen Kotzebue“ einen guten Anlass zum Eingreifen gegeben. „Meine Sorge geht dahin“, konnte er von Rom, wo ihn die Nachricht des Attentates erreichte, an Friedrich von Gentz schreiben, „der Sache die beste Folge zu geben, die möglichste Partie aus ihr zu ziehen.“ Das Ergebnis der „Partie“ waren die im Sommer 1819 mit Preußen und den deutschen Mittelstaaten geführten Geheimverhandlungen in Teplitz und Karlsbad, denen am 20.09.1819 Bundestagsbeschlüsse folgten: Mit ihrer Überwachung und Bespitzelung der Universitäten, dem Verbot der Burschenschaften und der Knebelung der Presse eröffneten sie die Demagogenverfolgungen der nächsten Jahrzehnte.

Auf dem Wege zur Revolution von 1848 war Sands Attentat, dem am 01.07.1819 der missglückte Anschlag des Apothekers Löning auf den Nassauischen Präsidenten Ibell folgte, das erste Zeichen einer herannahenden revolutionären Situation in Deutschland. Er zwang das Metternichsche System zur Demaskierung, ermöglichte aber auch den Sieg der Reaktion 1819. Freilich war dieser Sieg ein Pyrrussieg, der zwar die bürgerliche Opposition für rund ein Jahrzehnt ersticken, aber die auf der Grundlage des Widerspruchs zwischen den sich entfaltenden kapitalistischen Produktivkräften und den bestehenden Produktionsverhältnissen voranschreitende Entwicklung auf die Dauer nicht aufhalten konnte. Indem Sand eine staatliche Unterdrückungspolitik heraufbeschwor, die ihrerseits wieder bürgerliche Gegenkräfte erzeugte, beschleunigte er auf seine Weise den gesellschaftlichen Prozess zur Revolution. Sands Tat war nach ethischen und jurisitschen Gesichtspunkten eindeutig Mord, als politische Kampfform individueller Terror. Es entsprach den zurückgebliebenen gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands, dass sich die Unzufriedenheit mit dem bestehenden Zustand in dieser Form äußerte. In einer Situation, in der sich die Volksmassen noch in der alten Form regieren ließen und die herrschende Klasse noch mit den alten Mitteln regieren konnte, endeten alle konsequenteren Versuche der Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Enge sektierhafter Geheimbünde und der schwülen Luft christlich-antik verbrämter Pläne zum Tyrannenmord. Äußere Rechtfertigung sowie Bestätigung für die Richtigkeit seiner Attentatspläne fand Sand in den Kreisen der Gießener und Jenaer „Schwarzen“, vor allem in den Lehren Karl Follens (1796-1841), der ab Herbst 1818 an der thüringischen Universität als Privatdozent wirkte. Besonders Follens Revolutionslied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“, das zum Opfertod für das Vaterland und zum Tyrannenmord aufrief, wurde Sands Bekenntnis. Er bezeichnete es als das tiefsinnigste Gedicht, das er kenne. Allerdings ist eine Mitwisserschaft Follens – von dem er das Reisegeld nach Mannheim erhielt – nicht nachweisbar gewesen, doch ist die geistige Verwandtschaft zwischen Sands Tat und Follens Lehren unverkennbar. Die seit früher Jugend vorhandene Bereitschaft Sands zum siegreichen Opfertod mündete ein in die Idee Follens, durch einen Geheimbund die revolutionäre Umgestaltung Deutschlands zu bewirken. Das Bemühen um Geheimbünde war Ausdruck der Tatsache, dass die studentisch-tatenlustigen Vertreter der bürgerlichen Opposition noch ohne Massenbasis kämpfen mussten. Die Studentenschaft bot in ihrer Burschenschaftsverbindung und deren „Engeren Vereinen“ das Bild einer „Vorhut, um die sich kein Heer sammelte“ (Mehring).

Es ist recht charakteristisch, dass sich Sand dieser Isolierung schmerzlich bewusst war. „Ich spreche immer“, schrieb er im Abschiedsbrief an die Eltern, „wenn etwas Heilbringendes erstehen soll, so laßt uns Kampf und Mühe nicht scheuen; und die rechte Freiheit und Begeisterung des deutschen Volkes erwächst uns nur dann, wenn vom braven Bürger gewettet und gewagt wird ... In Angst und bitteren Tränen zum Höchsten gewandt, warte ich schon seit geraumer Zeit auf einen, der mir zuvorkomme und mich, nicht zum Morde geschaffen, ablöse, der mich erlöse aus meinem Schmerz und mich lasse auf der freundlichen Bahn, die ich mir erwählt habe. Es zeigt sich trotz all meines Gebetes keiner ...“

Ebenso aufschlussreich ist, dass sich Sand 1817/18 mehrfach bemühte, Kontakte mit breiteren Kreisen der Bevölkerung aufzunehmen und agitatorisch zu wirken. Schon auf seiner Wanderung von Jena zum Wartburgfest nach Eisenach soll er seine 12 Thesen an die Bevölkerung verteilt haben. Im Herbst 1818 versandte er dann mit Hilfe seines Freundes ->Gründler von Jena und Kahla anonym Karl Follens Lied an bürgerliche Kreise, und zur gleichen Zeit verteilt er dieses Lied gemeinsam mit ->Haberfeld in Berlin, wo er zum Besuche Jahns weilte (vgl. auch ->Jung). Auch die Ermordung Kotzebues war mit schriftlicher Agitation verbunden: Aufsätze Sands sollten in die Presse kommen, ein für eine Kirchentür Mannheims gedachter plakatähnlicher Anschlag „Todesstoß dem August von Kotzebue“ war Rechtfertigung und Aufruf zugleich. So wenig sinnvoll und so unbeholfen diese Agitationsversuche auch waren; das Bestreben, aus der Isolierung herauszukommen ist eindeutig erkennbar. Aus der Enttäuschung über den Zustand Deutschlands lässt sich Sands Tat ableiten. „Möchte ich wenigstens einen Brand schleudern in die jetzige Schlaffheit und die Flamme des Volksgefühls, das schöne Streben in Gottes Sache in der Menschheit, das seit 1813 unter uns lodert, unterhalten, mehren helfen!“ Sand fasste sein Attentat als einen Aufruf zur „Tat“, wobei er allerdings noch nicht an einen Volksaufstand dachte. Es sollte ein Fanal sein, dass es in Deutschland mit seiner „Philisterhaftigkeit“ noch Menschen gebe, die für ihre „Überzeugung“ auch die Gefahr und den Tod nicht scheuen.

Als verpflichtenden Ansporn, als Mahnung, haben die studentischen Freunde, wenn sie auch in der Regel die Tat nicht guthießen, das Attentat aufgefasst. Sands Tat, schrieb ->Asverus an den Freund ->Loholm am 05.04.1819, „mag uns allen ein Zeichen der Zeit seyn, daß wir, wie er, alles thun sollen, um dem Vaterlande seine Einheit wieder zu geben. Wir alle tragen seine Schuld, denn wären wir alle einig und kräftig gewesen, so hätten wir uns schon längst ein Vaterland geschaffen, in dem es nicht nötig gewesen wäre, einen Hundsfott wie Kotzebue auf so eine Art und Weise aus dem Wege zu räumen.“ (vgl. auch ->Francke, ->Maßmann, ->Mühlenfels, ->Wesselhöft u. a.).

Mit Ausnahme der Regierungen und deren ideologischen Vertretern waren Zuneigung und Mitleid breiter Kreise der deutschen Öffentlichkeit auf Seiten des Mörders, nicht des Ermordeten. ->Oken sprach in seiner „Isis“ davon, dass bei Sand höchstens Irrtum, nicht Verworfenheit zu sehen sei. Der junge Herbart fand die Tat von edlen Gefühlen und moralischen Energien getragen. Tiefer an die Herrschenden über die Gebrechen der gesellschaftlichen Ordnung ansahen. Ähnlich urteilte De Wette, ging aber in seiner Beurteilung weiter und schrieb an Sands Mutter: „So wie die Tat geschehen ist durch diesen reinen frommen Jüngling, mit dieser Zuversicht, ist sie ein schönes Zeichen der Zeit. Ein Jüngling setzt sein leben daran, einen Menschen auszurotten, den so viele als einen Götzen verehren, sollte dieses ohne alle Wirkung sein?“ Dieser in so hohen Tönen gefeierte ethische Subjektivismus war der extremste und zugleich hilfloseste Protest gegen die durch die ökonomische Rückständigkeit Deutschlands verursachte und von der politischen Reaktion festgehaltene und herbeigeführte gesellschaftliche Misere. Sands pubertäthaftes, absolutes Ideal stieß mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zusammen und ist daran zerbrochen.

Die Untersuchungshaft des schwerverletzten und kaum des Sitzens fähigen Delinquenten dehnte sich über ein Jahr. Pläne un Kreise der Gießener und Jenaer „Schwarzen“, nach dem Vorbild der „Räuber“ Schillers Mannheim an vier Ecken anzuzünden und den Gefangenen in der ausbrechenden Verwirrung zu befreien, scheiterten nicht nur an der verräterischen Haltung solcher Pseudorebellen wie ->Heinrich Leo, sondern vor allem an der vorauszusehenden Unmöglichkeit eines Erfolges. Im frühjahre 1820 erfolgte durch das Oberhofgericht in Karlsruhe das Urteil. Der Officialverteidiger beantragte nicht nur Strafminderung, sondern Freispruch, weil der Angeklagte in der festen Überzeugung, kein Unrecht zu tun, gehandelt habe. Das Gericht verwarf dieses Argument und erkannte am 05.05.1820 Sand des Meuchelmordes für schuldig und verurteilte ihn deshalb „zur gerechten Strafe, anderen aber zum abschreckenden Beispiele mit dem Schwer vom Leben zu Tode“, vermied jedoch bezeichnenderweise in der Urteilsbegründung jeden Hinweis auf die politische Grundhaltung des Falles. Der Großherzog von Baden bestätigte aus politischen Gründen das Urteil vom 12.05.1820, obwohl bei den ernsten Gesundheitszustand Sands, der kein langes Leben mehr versprach, formale Gründe zur Begnadigung vorhanden gewesen wären.

Sand blieb bis zuletzt bei seiner Meinung, recht gehandelt zu haben. Er starb ohne Reue und in der Überzeugung, dass sein Prozess keine Angelegenheit des Rechts, sondern der Politik sei. In aller Offenheit und in einer vorher nicht vorhanden gewesenen Klarheit bekannte er sich vor dem Richter zu politischen Zielen. Er wünsche „einen wahrhaft menschlichen Staat“, in dem „jeder Einzelne nach seiner angestammten Würde sich, so weit nur möglich sey, selbst bestimmen könne.“ Staatsformen an sich seien ihm gleichgültig, „allein das deutsche Vaterland müsse frei werden.“

„Unter ächter irdischer Freiheit verstehe er a) nichts Anderes, als was man in den Zeitungen und in den Liedern edler Dichter immer lese; b) der Zustand dieser Freiheit bestehe darin, daß die Klagen, die jetzt so häufig gehört würden, einmal aufhörten, namentlich die Klagen über unerschwingliche Abgaben, Preßzwang, über Mangel an Öffentlichkeit usw. und c) darin, daß es höchstens Ziel des Staates werde, dafür zu sorgen, daß aus jedem einzelnen Menschen ein edler freier Mensch gezogen werde, der seiner Würde sich selbst bewußt sey, zu den höchsten Geistesfreuden ungehindert gelangen könne, und im Staate nicht als eine todte Maschine sondern als ein nach dem eigenem Willen sich bestimmendes Wesen geachtet werde“ (Jarcke, S. 77).

Unter außergewöhnlich starker militärischer Bedeckung fand am 20.05.1820, einem Pfingstsonnabend, die öffentliche Hinrichtung statt. Obwohl der Hinrichtungstermin sorgfältig geheimgehalten worden war, säumte eine riesige schweigende Menschenmenge die Straßen und den Richtplatz, vor allem Angehörige der unteren Bevölkerungsschichten der Stadt und Umgebung, während „die besseren Bürger“ Mannheim verlassen hatten oder sich im Hause zurückhielten. Es war genau zwei Monat vor dem Frankfurter Territorialrezess vom 20.07.1820, der die feudalstaatliche Zersplitterung Deutschlands juristisch sanktionierte.

Nach Sands Tod setzte ein weitverbreiteter Reliquienkult ein. Selbst der Scharfrichter, der nur widerwillig seines Amtes gewaltet hatte, „baute sich aus den Balken der Richtstätte in seinem sonnigen Rebgarten über dem Neckar ein Weinberghäuschen, in welchem die Heidelberger Burschenschafter noch lange, in Sands Schafott, als Gäste seines Henkers, ihre geheimen Zusammenkünfte feierten ... Auf der Richtstätte fand man noch lange nach dem Todestag am Morgen frische Blumen und Trauerweiden gestreut. Das Volk hatte den Toten und sein trauriges Schicksal in seinen Lieder und geheimnisvolle Erinnerungne aufgenommen. Es pflanzte Klee und Vergißmeinnicht auf diese Weide und gab ihr den Namen ‚Sands Himmelfahrtswiese‘“ (Müller).

Nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in Russland wurde Sands Name zum Symbol des Kampfes gegen Despotismus. Ein Jahr nach Sands Hinrichtung verfasste Puschkin ein Gedicht „Der Dolch“, das heimlich kursierte und u. a. unter den Teilnehmern des Dekabristenaufstandes 1825 verbreitet war. In ihm hieß es:

„O edler Jüngling Sand, den das Geschick erkor!
Dem Richtbeil ward Dein Haupt zum Raube,
Doch Deiner heiligen Tugend Spur verlor
sich nicht mit Deinem Leib im Staube.

Dein Geist irrt ohne Ruh durch Deines Deutschlands Gaue.
Und drohend der Tyrannenmacht
Brennt inschriftlos vom Leichensteine
des Dolches Schneide durch die Nacht.“

Die Erinnerung an Karl Ludwig Sand ist während des ganzen Vormärz und dann erneut in der Zeit der Reaktion nach 1848 in breiten Kreisen der deuetschen Studentenschaft und der Bevölkerung lebendig geblieben. Mehr oder minder klar verbarg sich dahinter die die Einsicht in die Überlebtheit einer Gesellschaftsordnung und eines politischen Systems, das einen 25-jährigen Studenten zuerst zum Attentäter werden ließ, ihn dann zum Tode verurteilte, die Tat selbst in skrupelloser Weise zu einer großangelegten innenpolitischen Unterdrückungspolitik ausnutzte und dadurch die Menschen zwang, einem Mörder Mitleid und Sympathien entgegenzubringen.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 217; EQ Bl. 70 u. 75 (Doppelte Quartierangabe: Beutlermeister Johann Christoph Schön sowie Generalsuperintendent Nebe); SfB S. 6, Nr. 7; ML (Nr. 187); WL Nr. 47 u. 116; Kieser, Wartburgfest, S. 20 u, 23; Keil, Wartburgfeste, S. 27; Ev.-luth. KG Wunsiedel, TR Jg. 1795, Jg. 1766; SR Jg. 1823, Jg. 1826; Weißmann, Matrikel Gymnasium Hof, S. 332; Bürk/Wille, Matrikel Univ. Tübingen, Bd. III, Nr. 41041; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen, UB Jena, Matrikel; Burschenschafterlisten Bd. I, S. 63, Nr. 145; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 2, Nr. 1; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 427; UB Jena, Ms. Chron. 1904, 1-4; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1702 (Asverus); ebd. Abt. 205, Nr. 1017; ebd. Akten Landgericht Mannheim u. ö.; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. VII, Nr. 19; ebd. Rep. 77, Tit. XX, Nr. 1, Bl. 73-91; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. S, ad 4; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. S, Nr. 6 u. ad 6; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11; ebd. Kasten schwarz, 428, Nr. 28; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 20; Sand, Thesen Wartburgfest; Sand, Tagebücher und Briefe; Sand, Briefe; Hausenstein, Dokumente Sand; Hausenstein, Sand; Hohnhorst, Übersicht gegen Sand geführte Untersuchung; Actenauszüge Untersuchungsprozeß Sand; Carové, Ermordung Kotzebues; Lebensmomente Sands; Nachträge Lebensmomente Sands; Beiträge Kotzebue-Sand; Bericht Ermordung Kotzebue; Jarcke, Sand und Kotzebue; Becker, Sands Tod; Bezzel, Sands Tod; Bruchmüller, Hases Rheinfahrt 1820, S. 159-160, 175; Busch, Sand; Capeller, Puschkins Novellen, S. 162; Doblinger, Tagebucheintragungen; Dietz, Beiträge Heidelberger Studentenleben, S. 58-69; Erman/Horn, Bibliographie deutscher Universitäten, Bd. I, Nr. 14502-14587; Esselborn, Sand; Franz, Sand; Gabelentz, Erinnerungen Sand in Wartburgstammbüchern; Haupt, Follen, S. 133 ff. u. ö; Huber, Verfassungsgeschichte, Bd. I, S. 727-732; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366, 393 ff., 435 ff.Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 155; Kolde, Universität Erlangen, S. 178-205, 233-243, 497-510, 561-564; Konrad, Dumas und Sand; Kotzebues Mörder in Eisenach (Angaben fragwürdig); Langreuter, Psychiatrische Studie über Sand; Meier, Volksliedstudien, S. 177-213 (Lieder über Sand); Leo, Jugendzeit, S. 186-189, 220, 223-224; Mehring, Historische Aufsätze, S. 144; Müller, Sand [mit weiterer Lit.]; Quellen und Darstellungen, Bde. I, II, III, IV, V, VIII, XIII (Register), ferner bes. Bd. VI, S. 313-328, Bd. XVII, S. 61-64; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 46, 52-64, 68, 70, 91, 93, 96-99, 202, 304, 308; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 103; Schmidgall, Sand und Freunde; Schnabel, Deutsche Geschichte, S. 17, 85-87, 90, 212; Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, I, S. 345, 356-358 (z. T. Wörtlich übernommen); Jensen, Fohr, S. 120, passim; Treitschke, Deutsche Geschichte, bes. Bd. II, S. 510-518; Wüst, Follen, S. 54 ff.; Krug, Kotzebue; Münch, Erinnerungen, S. 21 ff.; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg.; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), Reg., bes. S. 173 ff.; Steiger, Biographie Sand; Steinitz, Volkslieder demokratischen Charakteres (Lieder über Sand), S. 4-17; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 108-111; Grote, Jugendbund, Abb. 7 (Porträt gez. von Ch. Ph. Fohr, Heidelberg 1816; Fittbogen, Sand; Fittbogen, Dichtung Unbedingten, S. 90-92 u. passim; Schröder, Burschenturner, Reg.; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 240-243; Schröder, Anteil Turner, II, S. 134 ff.; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 47 (Porträt), 66 f.; 69 (Bild: „Sand am Scheidewege“), 70 f. (Bilder Ermordung Kotzebues), 73 („Sand im Kerker“), 75 (Bild: Fahrt zum Schafott), 77 f. (Bilder: Hinrichtung), 80-83, 98-100; Ullmer, Sand; Konrad, Bilderkunde Studentenwesen, S. 220, 227-239, 1276; weitere Bildnachweise, Böhm/Meyer, Kotzebue, Nr. 181 ff., 203-216; Jensen, Fohr, Kat.-Nr. 45, Abb. 26 (?) (Sommer 1816) Ölgemälde, Abb. (wohl Ausschnitt) Titelbild zu Bu. Bl., 84 Jg., H. 3, März 1969; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 215, 432, 434 ff., 444, 450, 458 ff., 462 f., 488; Bd. IV, S: 175, 290; Sand, München, Best. MA IV, Nr. 7694 (1-3), [Zeit: 1795-1825, 1819, 1819-1828]; München, Best. MA IV, Nr. 7678 (5) Sand, Sartorius, Schütte, Tucher, Gottlieb; für Sand: Matthes/Steiger, Wartburgfest in zeitgenössischer Sicht.

stud. theol. Jena;
* 26.12.1797 in Karlsruhe, Mgft. Baden;
+ 1863 in Karlsruhe, Ghzt. Baden;
ev.-luth.;
Vater: S., August (1797 Markgr. Badischer Amtmann und Hofgerichtsadvokat);
Mutter: S. geb. Lotzbeck, Henriette Sofie (um 1765-?);
Verheiratet mit: ?;

Sander immatrikulierte am 01.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Göttingen. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Jena, hier immatrikuliert am 15.04.1817. Er trat der Burschenschaft bei, verteidigte aber auf der Burschenversammlung am 19.10.1817 auf der Wartburg partikularistische landsmannschaftliche Interessen.

Einquartierung: Frau Rätin Sälzer (183)
Präsenzliste: 369/54
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach einem Wechsel an die Landesuniversität Heidelberg im SS 1818, immatrikuliert am 09.05.1818, beendete hier seine Studien.

1818 in Baden unter die Pfarrkandidaten aufgenommen, wurde er 1826 Diakon und Präzeptor, später Professor in Durlach.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 54; EQ Bl. 67; WL Nr. 178; Maßmann, Burschenfest, S. 30; Frommann, Burschenfest, S. 68; Leo, Jugendzeit, S. 158; Ev.-luth. KG Karlsruhe, TR Jg. 1797; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 388; Neu, Pfarrerbuch Baden, Teil II, S. 512.

stud. jur. (auch theol. et phil.) Gießen;
* 31.08.1796 in Gundernhausen bei Darmstadt, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 16.01.1872 in Mirador, Mexiko;
ev.;
Vater: S., Philipp Christoph (1756-1810, ab 1790 Pfarrer zu Gundernhausen);
Mutter: S. geb. Götz, Christina Carolina Felicitas;
Verheiratet mit: Wilhelmine Stein (1802-1853), Heirat 1831;

Sartorius besuchte ab 1807 das Gymnasium in Darmstadt. Er war hier Schüler des Rektors Johann Georg Zimmermann (1754-1829), der, ähnlich wie zur gleichen Zeit Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868) in Gießen - obwohl Hessen Rheinbundstaat war - den Geschichtsunterricht im Sinne einer Erziehung zum deutschen Patriotismus nutzte und Sartorius stark beeinflusste. Als Siebzehnjähriger meldete er sich 1813 als Kriegsfreiwilliger zum Hessischen Jägerkorps, ohne jedoch zum militärischen Einsatz gegen französische Truppen zu gelangen. Da Sartorius ähnlich wie ->Riemann aus patriotischem Ethos Militärdrill und Sonderrechte des Offizierkorps ablehnte, kam er in scharfe Gegensätze zu seinen militärischen Vorgesetzten. Im Juli 1814 aus Frankreich in die Heimat zurückgekehrt, ließ er sich am 31.10.1814 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikulieren. Schon kurz nach Studienbeginn wurde er Mitglied der im Nov. 1814 gegründeten Gießener „Teutschen Lesegeselischaft zur Erreichung vaterländisch-wissenschaftlicher Zwecke“, einer Jugendorganisation des sog. Hoffmannschen Bundes des nassauischen Politikers Wilhelm Snell (1789-1851).(1)

In Snells Deutschem Bund wurde 1814 der Gedanke der Einheit Deutschlands unter Führung eines monarchistischen Preußens vertreten, wobei auch Gneisenau und Justus Gruner (1777-1820)(2) diesen Plänen zustimmten. Auf Grund der Enttäuschung über Preußens Haltung auf und nach dem Wiener Kongress wurden ab 1815 im Bund republikanische Pläne populär.

Als die „Teutsche Lesegesellschaft“ nach kurzem Bestehen zerfiel, gehörte Sartorius 1815 zu den Begründern der Gießener Burschenschaft „Germania“ (Germanenbund), die in starkem Maße von Wilhelm Snell und dessen Freunden beeinflusst wurde und unter Führung des für den Bund gewonnenen Studenten Karl Follen zur republikanisch-studentischen Avantgarde Deutschlands werden sollte, die Gießener „Schwarzen“.

Seine ersten theoretisch-politischen Erkenntnisse scheint Sartorius durch das Studium der staatsrechtlichen Werke von ->Fries gewonnen zu haben (Julius und Evagoras, 1.Bd. Heidelberg 1814; Von Deutschem Bund und Deutscher Staatsverfassung, Heidelberg 1816). In späteren Verhören hat er sich ausdrücklich auf „die Friesische Idee“ berufen, dass, „wenn in einem Staate der Geist der Gerechtigkeit und Wahrheit herrsche, es auf die spezielle Staatsform nicht ankomme, sondern alsdann jede Form gut wäre ... Ich dachte mir [1817] keine einzelne Form als das zu erstrebende Ziel, indem das Wohl des Volkes bei jeder Form sich entwickeln muß, wenn nur der Geist der Wahrheit und Gerechtigkeit regiert und die Regierten durchdringt.“(3)

Solche Verhöraussagen sind allerdings kritisch zu sehen, da sich Sartorius sehr geschickt verteidigte und dem Untersuchungsrichter nur das zugab, was dieser durch die beschlagnahmten Papiere bereits wusste, folglich auch nicht abzustreiten war. Zweifellos hat S. als einer der vertrautesten Freunde der Brüder Follen im Sinne der von Adolf Ludwig Follen 1817/18 ausgearbeiteten und im Kreise der „Schwarzen“ zustimmend diskutierten „Grundzüge für eine künftige teutsche Reichsverfassung“ eine nach französischem Revolutionsvorbild in Verwaltungsbezirke („Gaue“) gegliederte deutsche Republik mit einem freigewählten, gesetzgebenden Reichstag gutgeheißen und als erstrebenswerte Staatsform Deutschlands angesehen. Die grundlegende Voraussetzung zur Erreichung dieses Zieles bestand für die „Schwarzen“ in der Mobilisierung der Volksmassen, insbesondere der Intelligenz für eine großangelegte „Adressenbewegung“ an den Bundestag um Einführung von Verfassungen. Während des Jahres 1817 betätigte sich Sartorius als Agitator für diese „Adressenbewegung“ und die patriotische Erziehung der Jugend durch das Turnwesen.

„Soviel hatten wir gelernt aus den Lehren der Zeit, aus den feurigen Schriften von Arndt und Jahn und aus Körners begeisterten Liedern, daß Deutschlands Aufgabe nicht erfüllt sei, daß das Volk vergebens gekämpft habe, daß die Restauration der zahllosen Wappenschilder der Dynastien des römischen Reiches ein Rückschritt, ein Hohn für die deutsche Nation sei“ (Lebenserinnerungen).

Obwohl noch Gießener Student, ging Sartorius Anfang 1817 für mehrere Monate nach Darmstadt, wo er zum Begründer und Leiter eines ersten Turnplatzes nach Jahnschem Muster wurde. Er schloss sich hier mit gleichgesinnten Genossen zum sog. „Darmstädter Freundeskreis“ zusammen. Dieser aus knapp 20 Personen bestehende Freundeskreis - junge Juristen, Offiziere, Kandidaten der Theologie und einige Handwerker - war das organisatorische Zentrum der „Adressenbewegung“ im Großherzogtum Hessen und darüber hinaus eine der wichtigsten oppositionellen Zentren Westdeutschlands (vgl. ->Beck, ->Kahl). Um einflussreiche und geachtete Persönlichkeiten zur Unterschrift für die „Adressenbewegung“ zu gewinnen, wurden Verbindungen aufgenommen mit Görres in Koblenz, den Brüdern Welcker in Gießen und Göttingen, dem ehemaligen Heidelberger und dann Jenaer Professor Christoph Reinhard Dietrich Martin (1772-1857), der 1815 an der badischen „Adressenbewegung“ in Heidelberg führend beteiligt gewesen war (vgl. ->Fries), ferner mit Jahn und Reimer in Berlin, Arndt in Bonn, sowie vor allem mit dem seit den Tagen der Schlacht bei Jena 1806 bekannten, in Stuttgart lebenden Oberst Christian von Massenbach (1758-1827), der Anfang 1817 durch seine bei dem befreundeten Buchhändler Winter in Heidelberg erschienene Schrift „An alle deutschen Männer“ die Forderung nach einer Nationalpräsentation und der Umwandlung Deutschlands aus einem „Fürstenbund“ in einen Völkerbund“ besonders wirksam ausgesprochen hatte.

An allen diesen Zusammenkünften und Besprechungen des „Darmstädter Freundeskreises“ nahm Sartorius aktiven Anteil (11.05.1817 in Wersau/Odenwald, 10.08.1817 Besprechungen mit Massenbach und Karl Follen in Frankfurt am Main, Ende August 1817 in Ueberau bei Darmstadt). Trotz der regen agitatorischen Tätigkeit, bei der sich Sartorius besonders auszeichnete und für die u. a. auch ->Mühlenfels und ->Jung gewonnen wurden, musste das Unternehmen Anfang 1818 als gescheitert angesehen werden. Bereits die Verhaftung Massenbachs am 18.08.1817 durch Preußen hatte der „Adressenbewegung“ einen empfindlichen Schlag versetzt,(4) allerdings den Freundeskreis auch von einem unsicheren, im letzten Grunde reaktionären Bundesgenossen befreit. Hinzu kam, dass Görres der gesamtdeutschen „Adressenbewegung“ durch seine dem preußischen Staatskanzler Hardenberg Anfang 1818 überreichte Koblenzer Adresse, in der die Bitte um eine Verfassung im preußischen Rheinland ausgesprochen wurde, in den Rücken fiel.

Die Hauptursache des Scheiterns der gesamtdeutschen „Adressenbewegung“ lag in der gesellschaftlichen Isolierung des „Darmstädter Freundeskreises“, aus der man trotz reger Bemühungen nicht herauskam. Es gelang nicht, für die Ende 1817 gedruckte Petition genügend Unterschriften zu erlangen, da man sich lediglich an die schwankende und politisch ängstliche Schicht der Intelligenz gehalten hatte. Bei dieser Isolierung von den Volksmassen und der Konzentration auf die Intelligenz war ein Erfolg nicht zu erreichen. Bereits im Sommer 1817 tauchten deshalb bei den linksgerichteten Vertretern innerhalb des Freundeskreises, zu denen Sartorius gehörte, die ersten Pläne auf, sich stärker als bisher unmittelbar an die ärmeren Schichten des Volkes, vor allem an die Landbevölkerung sowie die Studentenschaft (Burschenzeitung!) zu wenden.

Am Wartburgfest nahm Sartorius als Vertreter Gießens teil. Er war Mitglied des Festausschusses und am 18.10.1817 mit ->Binzer, ->Lauteren, ->Linstedt und ->Scheidler „Burgmann“ (Ordner) und Anführer des Festzuges zur Wartburg. Neben ->Buri war S. auf dem Fest bedeutendster Vertreter der Gießener „Schwarzen“. Am 19.10. machte er den von der Burschenversammlung angenommenen Vorschlag zur Herausgabe einer nationalen Burschenzeitung („Des deutschen Burschen fliegende Blätter“), die als Organ für die politisch-republikanischen Ideen der „Schwarzen“ und der damit verbundenen „Adressenbewegung“ gedacht war. Die Bedeutung der Teilnahme von Sartorius am Wartburgfest lag wie bei ->Jung und ->Mühlenfels in erster Linie in seiner Mittlerrolle zwischen bürgerlicher Opposition und Studentenschaft.

Einquartierung: Frau Kühn (566)
Präsenzliste: 370/13
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 1

Nach Abschluss des Studiums war Sartorius seit Winter 1818/19 als Hilfslehrer an dem unter Leitung von Louis Snell(5) stehenden Gymnasium in Wetzlar tätig.

Anfang 1819 erreichte die politische Tätigkeit von Sartorius ihren Höhepunkt. Er reiste in den Odenwald und war als Agitator unter den Volksmassen tätig mit dem Ziel einer revolutionären Erhebung. Er verteilte die Flugschrift „Frag- und Antwortbüchlein ... für den deutschen Bürgers- und Bauersmann“, dessen Verfasser sein Schwager Friedrich Wilhelm Schulz (vgl. ->Emmerling) war. Diese Flugschrift spielte im Odenwälder Bauernaufstand und im Kampf um die Einführung einer Verfassung im Ghzt. Hessen eine wichtige Rolle. Von Seiten der Freunde war wahrscheinlich geplant, die Odenwälder Bewegung mit erwarteten gleichzeitigen Aufständen in Thüringen und Sachsen zu koppeln. Sartorius sollte der Verbin- dungsmann zum hessischen Aufstandsgebiet werden. Nach dem Scheitern dieser Pläne kehrte S. nach Wetzlar zurück.

In die Wetzlaer Zeit fiel auch das zweite Zusammentreffen mit ->Sand, mit dem er seit dem Wartburgfest freundschaftlich verbunden war. Auf der Reise ->Sands nach Mannheim zur Ermordung Kotzebues trafen sich die Freunde zum letzten Male. Es war zugleich das letzte Zusammentreffen ->Sands mit einem seiner Gesinnungsgenossen. Eine Mitwisserschaft am Attentat konnte Sartorius aber nicht nachgewiesen werden.

Unmittelbar nach ->Sands Verhaftung ließ S. dessen Abschiedsbrief an die Mutter drucken, um unter den Volksmassen Sympathien für den Freund zu gewinnen.

Im preußischen Wetzlar war Sartorius der Berliner Polizei erreichbar und wurde Mitte 1819 ersten Verhören unterworfen. ohne dass diese zunächst nachteilige Folgen für ihn brachten. Anfang 1820 erfolgte im Anschluss an eine Haussuchung seine Verhaftung, die ab November in Stadt-, später in Kreisarrest gemildert wurde. In der Haftzeit wurde er über sein Verhältnis zu ->Sand, zur „Adressenbewegung“ und mehrfach über das Wartburgfest, besonders über seine als hochverräterisch angesehenen Eintragungen in den Wartburger Gästelisten verhört(6) (vgl. auch ->Riemann).

Wie Karl Follen und Wilhelm Snell war Sartorius unter dem Eindruck der Karlsbader Beschlüsse zu der Erkenntnis gelangt, dass mit einer grundsätzlichen Änderung der deutschen politischen Verhältnisse auf längere Zeit nicht zu rechnen sei. Er stimmte deshalb den Plänen Karl Follens zu, in den USA mit Hilfe deutscher Auswanderer und politischen Emigranten (verfolgten Demokraten) einen deutschen Musterstaat zu schaffen, der als Vorbild für das Mutterland dienen und durch seine Vertretung im amerikanischen Kongress politisch auf Deutschland wirksam werden sollte. Die von FolIen verfasste Auswanderungs-Denkschrift wurde 1820 mit den Papieren bei Sartorius beschlagnahmt und diente als Anlass zur Verhaftung.

Der Haft konnte sich S. durch Flucht entziehen. In Kirchen a. d. Sieg, einer Sammelstätte turnerisch-republikanischer Gesinnungsfreunde um den Lehrer Friedrich Wilhelm Grube (1795-1845, ehem. Privatsekretär von Justus Gruner) fand er Aufnahme im Familienkreise des Schichtmeisters Johann Daniel Stein (1765-1832), dessen Tochter Wilhelmine (1802-1853) 1831 seine Frau wurde.

Im März 1824 wanderte Sartorius mit den Söhnen des Schichtmeisters und einer kleinen Gruppe von Bergarbeitern in die soeben von der spanischen Herrschaft unabhängig gewordene Republik Mexiko aus. Hier war er zunächst Angestellter des Ende 1823 in Köln gegründeten „Deutsch-Amerikanischen Bergwerkvereins“. Dieser Auswanderung lag der alte Plan Follens in abgewandelter Form (Mexiko statt USA) zugrunde. Die wirtschaftlichen Unternehmungen des „Deutsch-Amerikanischen Bergwerkvereins“ sollten als Sprungbrett für die eigenen Kolonisationspläne des Aufbaus einer republikanisch-bürgerlichen Musterkolonie dienen.

Die ersten Jahre in Mexiko waren ausgefüllt von Bemühungen, materiell unabhängig zu werden und die Finanzmittel für den Ankauf einer Hazienda zu ersparen. Bis zum Ende der zwanziger Jahre blieb Sartorius zunächst als Farmer, dann als Buchhalter in der Betriebsleitung der von den Steins im Auftrage des „Deutsch-Amerikanischen Bergwerkvereins“ ausgebeuteten mexikanischen Silberminen tätig, später wurde er Betriebsleiter einer privaten Bergwerksgesellschaft seines Schwagers Wilhelm Stein (1791-1870). 1830 konnte er endlich das mexikanische Bürgerrecht erwerben und als Grundbesitzer die alten Kolonisationspläne in Angriff nehmen. Es folgten schwere Jahre als Kolonisator auf seiner Besitzung Mirador im Staate Veracruz. Die Stimmung dieser Jahre, noch mit Trotz und Bitterkeit des Emigrantendaseins erfüllt, schildert ein Gedicht an die alte Heimat:

„Gleich der Vorzeit Vätern bau‘ ich selbst den Acker
und die üppige Flur, die rings um die Hütte sich breitet
O‘ wie glücklich lebt ich also, wären die Lieben
dort in dem heimischen Land, dem schönen, meine Genossen! 
Aber so, ein Flüchtling, hinaus in die Fremde gestoßen,
stehe ich einsam da, in keinem Auge erblickend
Liebe und warmes Gefühl der Freundschaft, oder die Flamme
gleicher Begeisterung, die fest mich einst den Freunden verbündet.
Traue, es würde mir hier im ewig blühenden Frühling
winterlich trübe zu Mut, wär fest die Brust nicht gestählet.“

Trotz aller Bemühungen, deutsche Auswanderer in größerer Zahl nach Mexiko zu ziehen, blieb Sartorius nach der Rückkehr von Grube in die alte Heimat einer der wenigen Deutschen, die als Farmer in Mexiko tätig waren. Auch eine Übersiedlung von Karl Follen oder ->Ludwig von Mühlenfels nach Mexiko kam nicht zustande. Sartorius plante eine großzügige deutsche Kolonisation als „Freie Gemeinde“ im Staate Veracruz (Urwaldgebiete am Isthmus von Tehuantrepec, Gebiet bei Cordoba und Orizaba) sowie im damals noch zu Mexiko gehörenden Staate Texas. Ein Grundgedanke dabei war u. a., dieses Kolonisationsgebiet zu einer Art freiheitlich-bürgerliches Bollwerk gegen die Südstaaten der USA auszubauen, deren „Sklaverei mit ihrem schwarzen Gefolge“ ein „Hohn der Menschenwürde“ sei. Er zog deutsche Auswanderer und Siedler herbei, 1835 waren ca. 200 Menschen um Mirador ansässig. In diesen Kolonisationsplänen traf sich Sartorius mit dem preußischen Geschäftsträger in Mexiko, Friedrich von Gerolt, der 1824 zur ersten Gruppe der Auswanderer gehört hatte und jetzt in Mexiko eine preußische Kolonie errichten wollte. Diese Bestrebungen scheiterten jedoch am Berliner Außenministerium, das nach dem Zusammenbruch des mit preußischen Staatsgeldern subventionierten „Deutsch-Amerikanischen Bergwerksverein“ 1838 kein Interesse an den mexikanischen Plänen seines Geschäftsträgers mehr aufbrachte. Bis in die 50er Jahre hat Sartorius an seinen Plänen einer deutschen Kolonisation festgehalten (Werbungen anlässlich einer Reise nach Deutschland 1849; Schriften: Mexiko, ein Ziel für deutsche Auswanderer, Darmstadt 1850; Mexiko und die Mexikaner, Darmstadt 1852). Es ist aufschlussreich, dass er in den Werbeschriften bereits in nationalistisch-rassistische Agitation verfiel.

Nach den schweren Anfangsjahren als Kolonisator auf Mirador wurde Sartorius ein kapitalistisch wirtschaftender Farmer. Seine zum Familienbesitz der Familien Stein-Sartorius umgewandelte, später mit einer eigenen Fabrik gekoppelte Zucker- und Kaffeeplantage machte ihn zum wohlhabenden Gutsbesitzer, so dass sein Haus ein kulturelles Zentrum des Deutschtums in Mexiko werden konnte. Das Sartoriussche Haus „hat manchem Landsmann, der später nach Mexiko reiste, gastliche Aufnahme gewährt. Von den Wänden seines Arbeitszimmers grüßten die vertrauten Bilder und Büsten der deutschen Klassiker, deren Werke den Auswanderer schon begleitet hatten, und oft sind deutsche Lieder auf Mirador erklungen“ (Kruse).

Als saturierter Großgrundbesitzer scheint Sartorius den bürgerlich-demokratischen Kämpfen und Bestrebungen von Benito Juarez (1806-1872) mit Distanz gegenübergestanden zu haben. Während der konterrevolutionären Regierungszeit Maximilians von Habsburg (1864-1867) wurde er von diesem besonders geehrt, lehnte jedoch als alter Demokrat ein Ministeramt ab. Nach der Hinrichtung des Kaisers sagte S.: „Winden wir ihm einen Zypressenkranz, als Mensch, als Privatmann; - als Regent war seine Stellung verfehlt, und er wußte es, daß sie es war, ohne den Mut zu besitzen, sie aufzugeben.“

Der Kontakt mit der alten Heimat blieb bis zu seinem Lebensende erhalten, trat jedoch angesichts der eigenen Aufgaben und des Scheiterns des optimistischen Jugendplanes eines politischen Einwirkens von Mexiko auf Deutschland immer stärker zurück. Als S. 1849 für einige Jahre nach Deutschland reiste, um hier seine Kinder in Erziehung zu geben, schrieb er seinen Verwandten: „Wenn ich zu Euch komme, so mische ich mich schwerlich in die dortigen Wirren“, worin seine Ablehnung der Revolution zum Ausdruck zu kommen scheint.

Wie alle seine Gesinnungsgenossen von 1817 hat dann auch der zum Vertreter und Nutznießer einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung gewordene alte Sartorius die Lösung der nationalen Frage in Deutschland 1871 gutgeheißen und die Reichseinheit bejaht.

1872 starb er während der Vorbereitung einer zweiten Reise in die alte Heimat.

Anmerkungen:

(1) Seit 1815 Hofgerichtsrat in Wiesbaden, 1816-1818 Kriminalrichter in Dillenburg. Hier bemüht er sich zusammen mit dem Freiherrn vom Stein um Einführung einer Verfassung in Nassau und wird 1818 strafweise entlassen. Dann Emigrant, Prof. in Dorpat, Basel, Zürich und Bern.

(2) 1810-1812 Chef des preußischen Abwehrdienstes gegen die französische Spionage, 1812/13 auf Betreiben der preußischen Reaktionspartei (Wittgenstein) durch habsburgische Behörden verhaftet, 1813-1815 im Zentralverwaltungsrat Generalgouverneur des Großherzogtums Berg, auch Generalgouverneur des Mittelrheins (1814), 1816-1820 als preußischer Gesandter in Bern durch die Reaktionspartei politisch kaltgestellt. Gruner fungierte 1814/15 als Mittelsmann des „Hoffmannschen Bundes“ zu Hardenberg. Vgl. Fakten und Lit. bei Haupt, Snell und Deutscher Bund; Huber, Verfassungsgeschichte, I, S. 130, 703.

(3) Aussage Verhör Wetzlar, 28.06.1820.

(4) Massenbach beabsichtigte, in seinem Besitz befindliche, die preußische Politik vor 1813 bloßstellende Dokumente zu veröffentlichen. Die von preußischen Staatsstellen inszenierte Entführung Massenbachs aus Frankfurt a. M. war Menschenraub. Massenbach wurde durch ein Kriegsgericht „wegen beabsichtigten Landesverrats und wegen Bekanntmachung von amtlichen Dienstschriften“ zu 14 Jahren Festung verurteilt. 1826 vom König begnadigt, starb er am 27.11.1827 zu Bialokosz bei Pinne in Preußisch-Polen.

(5) Ludwig Snell (1785-1854), Bruder von Wilhelm Snell. 1803/06 stud. theol. Gießen, ab 1817 Rektor des Gymnasiums in Wetzlar. 1820 aus politischen Gründen vom Amt suspendiert, 1824 Emigration nach England, ab 1827 in der Schweiz, bürgerl. Demokrat, Redakteur der Zeitschrift „Der schweizerische Republikaner“.

(6) SfB S. 10, Nr. 1: „Christian Sartorius stud. jur. Giesen aus dem Odenwalde. Felsenfest wie Luther und Hutten wollen wir fechten für Glaube, Volksfreiheit, Einheit und Recht.“

GW Eintragung vom 17.10.1817: „Die ihr heraufzieht auf die Wartburg, begeisterte Jünglingsherzen, schaut treu nach den Leitsternen Luther und Hutten, die felsenfest standen im Kampf für Recht u. Wahrheit u. Glauben u. für des deutschen Vaterlandseinheit und Freiheit. Aus diesen feurig begeisternden Versammlungen von Jünglingen sollen die Bürger erwachsen, auf die unser armes Vaterland mit Vertrauen schaut. Gott gesegne unser Beginnen!!! C. Sartorius stud. jur. aus Darmstadt.“

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 13; EQ Bl. 67; SfB S. 10, Nr. 1; GW Eintragung 17.10.1817; ML (Nr. 188); WL Nr. 170; Kieser, Wartburgfest, S. 21, 23; Frommann, Burschenfest, S. 74; Keil, Wartburgfeste, S. 27; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. 1, Bl. 73 ff. (Verhörsprotokolle Sartorius über Wartburgfest, Wetzlar 27.-29.04.1820); Ev. KG Gundernhausen, Copulationsbuch der Pfarrei Gundernhausen, S. 265; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten Bd. 2, S. 44, Nr. 41; S. 46, Nr. 32; S. 49, Nr. 49 (fehlerhaft); Sartorius, Lebenserinnerungen; Sartorius, Mexico 1850; Sartorius, Mexico und Mexicaner; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 11, bes. Bl. 92-213, 229-240; Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. 1, bes. Bl. 73 ff., 140 ff., 155 ff., 172 ff.; Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 22; Rep. 77, Tit. XXI, Litt. S, Nr. 1, Bde. I-IV (Spezialakten Sartorius, 1819 f., 1820, 1820-24); Rep. 77, Tit. XXV o, Litt. S, Nr. 17 (Spezialakte 1820 f.); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 39a, § 53; Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 40aII, §§ 163 ff., 172 ff., 184 ff.; Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 40c, bes. §§ 163 ff., 172 ff.; ADB, Bd. XXX, S. 380 f.; Beiträge Geschichte Familie Welcker, S. 49 f.; Fittbogen, Dichtung Unbedingten; Haupt, Follen, S. 11, 19, 34, 37, 42, 50, 55, 57, 61, 92, 98, 115, 130, 147, 151; Haupt, Snell und Deutscher Bund; Haupt, Sartorius; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft; Hohnhorst, Übersicht gegen Sand geführte Untersuchung, Bd. I, S. 51 f. u. passim; Jahn, Jahn und Studententum, S. 212 ff., Anhang S. 12; Jensen, Fohr, S. 43, 120 f.; Kruse, Deutsche Briefe aus Mexiko, S. V, XX f., XXIII, XXXI, XL, LXXXVI ff., XCVII f., CXIII, CXV f., CXIX f., 1 ff., 19, 37, 44, 47 ff., 53, 58 f., 62, 64 ff., 72, 74 f., 82, 92, 95, 111, 115, 117, 121 f., 125 ff., 129, 131 ff., 136 ff., 151 ff., 157 f., 163; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 69 ff., 106 ff.; Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 30; Münch, Erinnerungen, S. 10, 14; Pferdekamp, Humboldts Spuren, S. 153-172 u. ö.; Quellen und Darstellungen,Bde. I-V, XIII, Reg.; Schneider, Deutsche Burschenschaft und ihre Zeitschrift [Unterschätzung der Rolle von S.]; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 225, 238; Schröder, Burschenturner, Reg.; Simon, Erinnerungen, S. 33, 37; Steiger, Aufbruch, Reg.; Stein, Geschichte Geschlecht Stein, S. 61 ff., 293 ff.; Stephenson, Lied studentische Erneuerungsbewegung, Reg.; Stephenson, Wartburg-Erinnerungen Sartorius.

Porträts: S. als Gießener „schwarzer“ Burschenschaftsstudent, Lithographie um 1817 von C. Kraus (Burschenschafterlisten, Bd. II; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), Nr. 36; Jahresgabe der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung 1967, S. 20 f.); 2 Porträts Heidelberg 1816 von C. Ph. Fohr (Bringezu-Paschen, Fohr und Freundeskreis); Jensen, Zeichnungen Heidelberger Freundeskreis); Altersbild bei Kruse, Deutsche Briefe aus Mexiko; Jensen, Fohr, Kat. Nr. 59, Abb. 17 (Sommer 1816, Gruppenbild).

stud. med. Göttingen;
* 26.06.1797 in Emden, Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ 17.05.1852 in Emden, Kgr. Hannover;
ev.-ref.;
Vater: S., Gerhard (1767-?, Kaufmann);
Mutter: S. geb. Terborg, Wica (1766-?);
Verheiratet mit: ?;

Sax wurde am 03.10.1814 als stud. med. an der Univ. Berlin immatrikuliert und war hier Berliner Westfale. Im SS 1816 wechselte er an die Univ. Halle, wo er Angehöriger der „Teutonia“ wurde. Aber schon im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Göttingen, wo er am 24.10.1816 immatrikuliert wurde. Hier blieb er bis Ostern 1818, wurde Mitbegründer und „Sprecher“ der „Frisia“ (20.06.1817), als deren Vertreter er am Wartburgfest teilnahm.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 371/240
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 11, Nr. 3

Nach längerer Unterbrechung des Studiums immatrikulierte er am 18.11.1824 erneut an der Univ. Göttingen als stud. jur. und blieb hier bis Herbst 1827.

1838-1846 war er Senator in Emden, 1837 Abgeordneter in der 2. Kammer der Hannoverschen Ständeversammlung.

Anmerkungen:

An der Univ. Halle war Sax nicht immatrikuliert.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 240; SfB S. 11, Nr. 3; ML (Nr. 186): San (irrtümlich); Ev.-ref. KG Emden, TR Jg. 1797 (Vorname Willem), 1766, 1767, SR Jg. 1852 (Vorname Wilhelm); UA Berlin, Matrikel Nr. 24/5; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Wandsleb/Bernhardi, Blaubuch Frisia Göttingen, Nr. 99.

stud. theol. Jena;
* 08.04.1797 in Kaltennordheim, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., Adolph Friedrich (1797 „Rektor und ordinierter Collaboratoris Reverendi Ministerii“);
Mutter: S. geb. Thiel, Johanne Rosine;
Verheiratet mit: ?;

Seidler immatrikulierte kurz nach dem Wartburgfest am 13.11.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena. Er trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 372/328
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Wie ->Salzmann war Seidler 1820 Mitbegründer der neuen illegalen Burschenschaft Germania.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 328; GW Eintragung 17. oder 18.10.1817; Ev.-luth. KG Kaltennordheim, TR Jg. 1797, S. 467; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817/18); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 519; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 101.

stud. cam. Jena;
* 10.07.1783 in Bühl im Ries, Fstm. Oettingen-Wallerstein;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., Johann Christoph (1748-1800, ab 1779 Pfarrer in Bühl, 1784-1800 Pfarrer in Benzenzimmern);
Mutter: S. geb. Angerer, Johanna Heinrika (Tochter des Konsistorialrats und Superintendenten Joh. Georg Angerer in Harburg bei Donauwörth);
Verheiratet mit: ?;

Seiler immatrikulierte am 23.10.1816 als stud. cam. an der Universität Jena, wo bereits der Vater studiert hatte (immatr. 07.05.1767). Er war Stipendiat des Fürsten Ludwig zu Oettingen~Wallerstein. Seiler wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft. Er war u. a. mit ->Feriencik befreundet, den er bei Knebel in Jena kennenlernte (vgl. über Studienzeit und Wartburgfest ->C. A. Gramer sowie ->Lesuire).

Einquartierung: Meister Franck (170)
Präsenzliste: 373/300
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss der Studien ca. 1820 wurde er Fürstlich 0ettingen-Wallersteinscher Domanialrat zu Wallerstein.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 300; EQ Bl. 67 u. 68; WL Nr. 29 u. 134; Pfarrbeschreibung Ehringen-Wallerstein [Standort: Ev.-luth.PA Eringen-Wallerstein]; Ev.-luth. KG Bühl im Ries, TR Jg. 1783, Nr. 6, S. 48; TrR Jg. 1779, S. 278/11, Nr. 2; Pfarrbeschreibung ebd. von 1843, S. 56-59 (fehlerhaft); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (22.10.1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 301; Arch. Harburg-Wallerstein, I, XX, 4; Eberhardt, Goethe und das Ries, S. 24-27; Schröer, Goethe und Kandidat Ungarn, S. 11; Auskünfte Dr. V. v. Volckamer, Schloß Harburg; Pfarrer Karl Mühlschlegel, Bühl; Pfarrer A. Rabus, Wallerstein.

stud. jur. Leipzig;
* 27.11.1797 in Spremberg (Lausitz), Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: S., Johann Heinrich (1797 Kurfürstl.-Sächsischer Proviant-Verwalter zu Spremberg);
Mutter: S. geb. Kurtzhals, Charlotte Elisabeth (1775-1832);
Verheiratet mit: ?;

Seyffert wurde am 16.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Leipzig immatrikuliert. Er war Mitglied der Leipziger „Lusatia“ und nahm als deren Vertreter am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Frau Gessert (für 299 Meister Rudloff) (324)
Präsenzliste: 374/107
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 9

Im Frühjahr 1818 trat S. aus der „Lusatia“ aus. Am 07.06.1818 wurde er Mitbegründer, später „Sprecher“ der mit Jenaer Hilfe (vgl. ->Keller) aufgebauten ersten Leipziger Burschenschaft. Im WS 1818/19 war er Jenaer Burschenschafter, ohne allerdings an der Univ. Jena immatrikuliert zu sein.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 107; EQ Bl. 69; SfB S. 3, Nr. 9; ML (Nr. 207); WL Nr. 225; Ev. KG Spremberg, GR Jg. 1797; UA Leipzig, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 774; Bechstein, Berthold der Student, Bd. 2, S. 214; Geschichte Corps Lusatia, S. 45; Leonhardt, Leipziger Burschenschaft, S. 9, 18; Quellen und Darstellungen, Bd. V, S. 10-11, 22.

stud. jur. Göttingen;
* 28.04.1798 in Hamburg, FrSt. Hamburg;
+ 25.12.1872 in Hamburg, FrHSt. Hamburg;
ev.;
Vater: S., Georg Heinrich (1751-1799,Großkaufmann und Senator in Hamburg);
Mutter: S. geb. Reimar(us), Johanna Margaretha (1760-1832);
Verheiratet mit: ?;

Sieveking war der jüngste Sohn des bekannten Hamburger Großkaufmanns und Anhängers der Französischen Revolution. Er wuchs auf dem Landsitz der großbürgerlichen Familien Sieveking und Poel am hohen Elbufer in Neumühlen auf. Der „Neumühlener Kreis“ war während der Revolution Zentrum der Revolutionsbegeisterung, wurde aber ab 1800, vor allem seit der Kaiserkrönung Napoleons, immer stärker antifranzösisch und deutschgesinnt (Kontinentalsperre!). 1815 meldete sich Sieveking gemeinsam mit seinem Freunde ->Poel sowie ->Heckscher zum Hanseatischen Freiwilligen-Korps.

Am 19.10.1816 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Göttingen. Damit fügte er sich dem Wunsche der Familie, obwohl seine Neigungen auf naturwissenschaftlich-mathematischem Gebiet lagen. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Göttingens teil. Er war einer der wenigen Wartburgfestteilnehmer, die aus der deutschen Großbourgeoisie stammten.

Einquartierung: Hofebenist H. Gauss (224)
Präsenzliste: 375/360
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 18

Ab WS 1818/19 studierte er an der Univ. Berlin, hier war er vom 17.10.1818-23.03.1820 immatrikuliert. 1821 promovierte er an der Univ. Göttingen zum Dr. jur., danach ging er nach Hamburg und wurde hier 1832 Senator und 1861 Bürgermeister.

Qu. u. Lit.:

PL S. XV, Nr. 360; EQ Bl. 69; SfB S. 2, Nr. 18; ML (Nr. 208); WL Nr. 232; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel, Nr. 539/8; Schröder, Lexikon hamburgische Schriftsteller, Bd. 7, S. 177; Sieveking, Georg Heinrich Sieveking; S. 378, 395, 397, 398, 489; Sieveking, Lebensbild Karl Sieveking, bes.Teil 1, S. 51, 179; Teil II, S. 198, 255.

stud. theol. Jena;
* 03.11.1794 in Neukirchen bei Eutin, Hzt. Oldenburg;
+ 11.09.1860 in Bosau bei Eutin, Ghzt. Oldenburg;
ev.-luth.;
Vater: S., Franz Matthies (1755-?, 1794 Pfarrer in Neukirchen);
Mutter: S. geb. Wolff, Sophia Maria (1764-?);
Verheiratet mit: Dorothea Karoline Wächter (1799-?), Heirat 1821;

Siewerssen dürfte das Gymnasium in Lübeck besucht haben und war dort wahrscheinlich der Schulgefährte ->Riemanns. Am 13.10.1812 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Jena. 1813 gehörte er zu den Jenaer Studenten, die sich als Kriegsfreiwillige zum Lützowschen Jägerkorps nach Breslau durchschlugen. Wie ->Riemann und ->Amtsberg wurde er nach Auflösung des Lützowschen Korps 1814 Offizier des neu aufgestellten 5. Westfälischen Landwehrregiments (Paderborn).

Siewerssen gehörte neben ->Loholm und ->Riemann zu den bedeutendsten norddeutschen Jenaer Burschenschaftsstudenten. 1816/17 war er Angehöriger des Ausschusses und z. Zt. des Wartburgfestes Vorstandsmitglied der Jenaer Burschenschaft; er gehörte zu den entschiedenen Reformern. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Jenas als Mitglied des Festausschusses teil. Zusammen mit ->Scheidler und ->Riemann war er Hauptverantwortlicher für die organisatorische Vorbereitung des Festes und veranlasste das Anlegen einer Gästeliste (Präsenzliste).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 376/55
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 9

Nach dem Fest setzte er sich für die Herausgabe einer gesamtdeutschen Burschenzeitung ein (vgl. ->Sartorius) und war einer der sieben Jenaer Studenten, die durch ihre Unterschrift unter die „Grundsätze und Beschlüsse“ (vgl. ->Riemann) den Mut besaßen, sich zum politischen Charakter des Wartburgfestes zu bekennen. 1818 trat er als Anführer der Jenaer „Wehrschaft“ hervor und war ein vertrauter Schüler des Historikers Heinrich Luden. Er gehörte mit ->Keller, ->Sand und ->R. Wesselhöft zu den Mitgliedern der Kommission, die die demokratische (sog. II.) Verfassung der Jenaer Burschenschaft (1819) ausarbeiteten(1). In den Auseinandersetzungen innerhalb der Jenaer Burschenschaft 1818 (vgl. ->Loholm, ->Gabler) war er eine Hauptstütze der fortschrittlichen Refornipartei und gehörte zum politischen „Engeren Verein“. Hier bejahte er wie ->Gabler und ->Loholm die deutsche Republik und glaubte, dass sie auf dem Wege politischer Reformen zu erreichen sei. Sein über diese sowie andere, vor allem studentische Fragen mit dem Freunde ->Asverus in Heidelberg geführter Briefwechsel fiel 1819 in die Hände der Berliner Polizei. Es gelang den preußischen Staatsstellen allerdings nicht, Siewerssen deshalb gerichtlich zu belangen.

Nach Abschluss der Studienzeit verließ er Jena im Sommer 1818. Zuerst wollte er sich nach Düsseldorf begeben, wo ihm Luden eine Erzieherstelle vermittelt hatte, ging aber dann auf Wunsch der Eltern in die Heimat zurück und nahm eine Hauslehrerstelle bei Lübeck an.

Siewerssens Studienzeit endete ähnlich wie die ->Loholms mit einer gewissen Resignation in Bezug auf politische Fragen. Aus einer enttäuschenden Gegenwart erwuchs jedoch der Wille, als Pädagoge für eine bessere Zukunft tätig zu sein. Allerdings lässt sich nicht verkennen, dass der Entschluss zum Lehrerberuf andererseits auch einer Art Flucht in die Zukunft gleichkam. Unter dem Eindruck der reaktionären politischen Verhältnisse und der unerfreulichen studentischen Auseinandersetzungen in seinem letzten Studiensemester (vgl. ->Loholm) schrieb er bekenntnishaft am 19.07.1818 im Jenaer Abschiedsbrief an ->Asverus: Es „ekelt mich die ganze Geschichte [der Burschenschaft Jena] an, wie mir das Studentenleben überhaupt schon zuwider ist, weil ich Lust, Muth und Kraft für einen andern ausgedehntern Wirkungskreis in mir fühle, und an einem andern Platze weit mehr zu wirken hoffe, als mir hier möglich ist. Das Vaterland bleibt bis an mein Lebensende meine Ehre, mein Stolz; ... Darum frisch an die kommende Generation, den Samen des Guten in die kindlichen Gemüther gestreut, auf die Schulen eingewirkt - und hier das Reich Gottes angepflanzt. Das eben ist es, wonach ich mich sehne; ich will Kinder erziehen; ich will Einfluß auf die Volksschulen haben, denn davon erwarte ich Segen.“

Siewerssens weiteres Leben in Bezug auf seine politische Haltung ist unbekannt. Am 07.03.1819 wurde er Adjunkt und am 02.12.1820 Pfarrer in Bosau. 1821 heiratete er die Müllerstochter Dorothea Karoline Wächter, geboren am 12.05.1799 in der Kapellenmühle bei Frankenhausen, die er während seiner Jenaer Zeit kennengelernt hatte.

Anmerkungen:

(1) Kommission durch die Burschenschaft gewählt am 08.05.1818. Über die Geschichte der II. Jenaer Verfassung vgl. vor allem GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11. Ferner Wentzcke, Geschichte Burschenschaft, S. 280, 345, 346. Abdruck bei Haupt, Landsmannschaften und Burschenschaft. Weitere Mitglieder der Kommission: Wilhelm Peter Kaffenberger (1790-1872, 1812-1819 stud. jur. Göttingen, Berlin, Jena; Jenaer „Vandale“, Lützower Jäger, Schüler Jahns, Mitbegründer Jenaer Burschenschaft; lebte später in Frankfurt a. M., distanzierte sich von ihr auf Grund von ->Sands Attentat; vgl. auch bei ->Weller, Georg Vieweg aus Römhild.)

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 55; EQ Bl. 67; SfB S. 8, Nr. 9; ML (Nr. 209); WL Nr. 189; Kieser, Wartburgfest, S. 21, 46, 135; Keil, Wartburgfeste, S. 42-44, 50; SA Lübeck, Genealogisches Register und Personenkartei; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1812/13); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152, 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 233 (fehlerhaft); BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena, 27.08.1818); UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 13 (Eintragung Jena, 27.03.1817; ebd., Stammbuch Netto, Bl. 51 (Eintragung Jena, 10.09.1816); GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1718; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. II, Bl. 32; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 94; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366; Quellen und Darstellungen, Bd. 1, S. 86-87, 95; Bd. IV, S. 81, 85-86, 92; Riemann, Rechtfertigung, S. 6; Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg. bes. S. 125; Schröder, Anteil Turner, II, S. 106.

stud. med. Gießen;
* 05.01.1800 in Offenbach am Main, Gft. Isenburg;
+ 04.02.1868 in Mainz, Ghzt. Hessen;
ev.-ref.;
Vater: S., Simon Wilhelm (jüdischer Abstammung, ab 1795 ev.-ref., Dr. med., Arzt und Medizinalrat in Offenbach);
Mutter: S. geb. Pohl, Amalie Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

Simeons besuchte das Gymnasium in Offenbach.

Am 04.06.1817 wurde er als stud. med. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er war Angehöriger der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ („Schwarzer“) und nahm als deren Vertreter am Wartburgfest 1817 und im Oktober 1818 am Jenaer Burschentag (Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft) teil.

Einquartierung: Kaufmann Friedrich Eichel (14) 
Präsenzliste: 377
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 19

Im Herbst 1820 promovierte er an der Univ. Gießen zum Dr. med. und setzte anschließend bis zum Sommer 1821 seine medizinische Ausbildung in Wien fort.

Danach war er als praktischer Arzt in Offenbach tätig, wurde 1826 Physikatsarzt zu Heppenheim a. d. Bergstraße und lebte später als Geheimer Medizinalrat und Kreisarzt in Mainz.

Er veröffentlichte zahlreiche medizinische Abhandlungen.

Anmerkungen:

Die Eintragung von Simeons im SfB ist vom 06.10.1818, doch lässt sich auf Grund der nachträglichen Eintragung mitten in die Namen der Teilnehmer von 1817 schließen, dass er am Wartburgfest teilnahm.

Qu. u. Lit.:

EQ, vielleicht Bl. 69 oder 75 (Simon); ML (Nr. 210); SfB S. 1, Nr. 19; Ev.-ref. KG Offenbach a. Main, KB Jg. 1800, S. 39; Jg. 1795, S. 8; Jg. 1799, S. 414; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. II, S. 51, Nr. 88 (fehlerhaft); G,LA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1718; Haupt, Follen, S. 37, 44, 50, 58, 60; Scriba, Lexikon Schriftsteller, Bd. 1, S. 390-391; Quellen und Darstellungen, Bd. III, S. 83.

stud. theol. Gießen;
* 25.03.1798 in Gettenau bei Friedberg, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 14.12.1881 in Gießen, Ghzt. Hessen;
ev.-luth.;
Vater: S., Johannes (?-1832,; ab 1795 „praeceptor litterati“ in Gettenau, 1802-1823 Pfarrer in Oberbreidenbach, anschließend Pfarrer in Groß-Felda);
Mutter: S. geb. Mosebach, Wilhelmina Elisabetha Christiana;
Verheiratet mit: ?;

Simon erhielt seit seinem sechsten Lebensjahre vor allem durch den Vater gründlichen Privatunterricht und besuchte von April 1814 bis Ostern 1815 das Gymnasium in Gießen. Im finanziell bescheiden gestellten väterlichen Pfarrhaus, das mit der Familie Follen im benachbarten Romrod befreundet war, scheint ein gewisser politischer Liberalismus geherrscht zu haben. Der Vater zählte zu den Anhängern des Rheinbundes und blieb bis in die Tage des Befreiungskrieges ein Verehrer Napoleons. Im Gegensatz dazu war der heranwachsende Sohn stärker deutschpatriotisch orientiert und wollte sich 1813 als Kriegsfreiwilliger zu den Lützower Jägern melden. Dieser Plan scheiterte jedoch an der Ablehnung des Vaters. Auf dem Gießener Gymnasium wurde er dann vor allem durch seinen Lehrer Friedrich Gottlieb Welcker beeinflusst, der seinen Fachunterricht mit deutsch-patriotischer Erziehung verband.

Auf der Landesuniversität Gießen, wo Simon am 18.03.1815 als stud. theol. immatrikulierte, zählte er auf Grund der geringen finanziellen Mittel des Vaters zu den armen Studenten und musste sich durch Stundengeben seinen Lebensunterhalt mitverdienen. Er trat der Gießener Burschenschaft „Germania“ (Germanenbund) (vgl. ->Sartorius) bei und wurde 1816 Mitglied der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ und Anhänger des Turnwesens. Gemeinsam mit ->WeIcker wanderte Simon 1817 zum Wartburgfest nach Eisenach und noch im Alter erschienen ihm jene Tage des Festes als „Glanzpunkt“ seines „akademischen Lebens“.

Einquartierung: Conrad Habbicht (284)
Präsenzliste: 378/102
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 15

Simon hatte aus seinem Patriotismus heraus den Anschluss an die „Schwarzen“ gefunden, machte jedoch - wenigstens hat er es in seinen späteren Jugenderinnerungen so dargestellt - die konsequente Hinwendung der Gesinnungsfreunde zum Republikanismus nicht mit. Bereits 1818 will er sich von den Brüdern Follen und deren Grundsatz, dass der Zweck (zur Erkämpfung der Republik) alle Mittel heilige, distanziert haben.

Nach Abschluss der Studienzeit 1818 wurde er zunächst Hauslehrer in der Familie des Landrats Hoffmann zu Nieder-Mockstadt (Wetterau). Bereits am 22.10.1820 ordiniert, erhielt er sein Dekret als Pfarrer jedoch erst ein reichliches Jahr später, am 24.11.1821, da er als ehemaliger „Schwarzer“ verdächtig und staatsgefährlich schien. Ab 1821 war er dann Pfarrer in Rodheim a. d. Horloff, 1833 auch Dekan des Dekanats Nidda.

Die Jahre in Rodheim, an deren Beginn er geheiratet hatte, waren äußerlich „ruhige Jahre“ und materiell bescheiden, fast ärmlich. Sie brachten trotzdem die endgültige Hinwendung zum politischen Konservatismus. Als 1830 in Oberhessen Bauernaufstände ausbrachen, nahm er gegen die „Empörerhaufen“ Stellung, verurteilte diese demokratischen Bewegungen und versuchte, im Bündnis mit dem Bürgermeister die Bauern seines Dorfes gegen das „zusammengelaufene Gesindel“ aufzuputschen. „Die meisten Bauern aber machten ängstliche Mienen, so daß an Widerstand nicht zu denken war und ich daher bereits daran dachte, meine Kirchenbücher sowie Wertsachen in Sicherheit zu bringen, als wir die Nachricht erhielten, daß der Haufe [der aufständischen Bauern] von Borsdorf aus nach Echzell und Bingenheim seine Richtung genommen habe. So kamen wir mit dem bloßen Schrecken davon“ (Erinnerungen, S. 89).

Diese Haltung sicherte ihm das Wohlwollen einflussreicher Persönlichkeiten des hessischen Großherzogtums, vor allem des Ministerpräsidenten Du Thil (1829-1848), der im nahegelegenen Graß Gutsherr war. Als 1832 eine neue Verfassung der evangelischen Kirchenbehörden Hessens erlassen wurde, erhielt der erst 35-Jährige durch Protektion Du Thils die einflussreiche Stellung des Superintendenturvikars für Oberhessen (03.10.1833) und reihte sich damit auf kirchlichem Sektor in die konservative, gegen die starke liberale Opposition (Gagern) gerichtete Politik des Ministeriums Du Thil ein. Nachdem er 1837 definitiv zum Superintendenten der Provinz Oberhessen ernannt worden war, folgte die Übersiedlung an seinen neuen Amtssitz Gießen, wo er bis zum Lebensende wohnen blieb.

1848 war er ein scharfer Gegner des „revolutionären Schwindels“. Auf Grund der durch die Revolution eingetretenen Arbeitsunfähigkeit der obersten Kirchenbehörde (Oberkonsistorium) trat er 1848/49 sehr stark in den Vordergrund einer reaktionären Kirchenpolitik in Hessen, wobei er von dem Grundsatz ausging, dass nur „Ernst und Entschiedenheit“ sowie „entschiedener Widerstand“ gegen die von ihm gefürchtete „rote Demokratie“ helfen könne. Mit der ihm zur Verfügung stehenden Macht der Administration versuchte er rücksichtslos, demokratisch orientierte Geistliche auszuschalten, so wurde beispielsweise, wie er selbst schreibt, ein junger Pfarrvikar, der „in Volksversammlungen als Verteidiger der roten Republik“ auftrat „und auf der Kanzel Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ predigte, von ihm „ohne weiteres und ohne erst das Oberkonsistorium zu fragen von seiner Stelle abberufen“ (Erinnerungen, S. 119). Bei einer solchen konterrevolutionären Haltung stand Simon mehrfach im Zentrum republikanischer Angriffe, fand auch in Kreisen demokratisch orientierter Geistlicher Widerstand, war verhasst und hatte mehrfach Mühe, sich vor tätlichen Angriffen des Volkszornes zu sichern. Auch die liberale Opposition lehnte er ab, doch scheint er bei seinem Hass gegen die Republikaner verschiedentlich mit den Liberalen sympathisiert zu haben, da er deren Bundesgenossenschaft gegen die „Roten“ erkannte.

Die Niederlage der Revolution festigte seine Stellung als einer der drei führenden Superintendenten des Großherzogtums. Offizielle Ehrungen ließen nicht auf sich warten. Am 09.05.1853 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Gießen, obwohl größere wissenschaftliche Arbeiten von ihm nicht vorlagen, den akademischen Grad eines Dr. theol. h. c. 1871 folgte die Ehrenbürgerwürde der Stadt Gießen, 1872 die mit dem Sitz in der Ersten Kammer des Großherzogtums verbundene Ernennung zum Prälaten. 1874 erhielt er schließlich zu seinen bisherigen Auszeichnungen noch das Komturkreuz 1. Klasse des Hessischen Verdienstordens Philipp des Großmütigen. Im gleichen Jahre nahm er seinen Abschied aus dem öffentlichen Dienst, wobei weniger das Alter als weltanschaulich-politische Gründe den Ausschlag gaben, denn er lehnte die neue, 1874 eingeführte liberalistisch orientierte Kirchenverfassung ab. In ihr wurde die bisherige Machtstellung der Superintendenten eingeschränkt. „Was mich aber“ sagt er in Bezug auf seine Emeritierung, „wie ich nicht leugnen darf, noch besonders bestimmte abzudanken, war, daß ich mich nicht mit der neuen Kirchenverfassung, wonach die konstitutionelle Schablone, namentlich das allgemeine Stimmrecht auch auf die Kirche übertragen und die Majorität in Sachen des Glaubens und Gewissens die Herrschaft haben solle, sowie mit dem neuen Schulgesetz, welches die Schule von ihrer Mutter, der Kirche, ganz emanzipieren und die Schulen in konfessionslose, d.h. religionslose verwandeln will, durchaus nicht befreunden will“ (Erinnerungen, S. 152).

Die Reichseinheit von 1871 hat er als Erfüllung der Ideen der Studentenzeit („Träume meiner Jugend“) gefeiert. Als Stockkonservativer behielt er allerdings gewisse Vorbehalte gegenüber Bismarcks Bündnis mit der liberalen Bourgeoisie.

Die Entwicklung Simons vom Burschenschaftsstudenten zum Konservativen hat ein Nachruf im „Deutschen Volksfreund“ auf seine Weise präzis umrissen: „In seiner Jugend, als ein neuer Frühling in Deutschland anzubrechen schien, hat er mit der Burschenschaft geschwärmt und an der Wartburgsfeier teilgenommen, und in seinem hohen Alter, als die Zeichen der Zersetzung auf allen Lebensgebieten offenbar wurden, hat er noch den konservativen Aufruf von 1876 unterschrieben ...“.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 102; EQ Bl. 69 oder 75; SfB S. 2, Nr. 15; ML (Nr. 211); WL Nr. 106 und 224; Ev. KG Gettenau, GR Pfarrei Echzell, Filiale Gettenau, Jg. 1798, S. 155; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. II, S. 46 Nr. 39, S. 50 Nr. 56; Simon, Erinnerungen; Ausfeld, Simon; Burschenschaftliche Blätter, Jg. 21, SS 1907, S. 202-203; Haupt, Follen, S. 11, 16, 37, 40, 44, 50; Haupt/Schneider, Beiträge Gießener Urburschenschaft, S. 17; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 259, Bd. III, S. 83; Todesanzeige Simon; Friedrich Simon, Prälat der evangel. Landeskirche Ghzt. Hessen, gestorben 14.12.1881 zu Giessen im 84. Lebensjahr. Mit ihm starb der letzte Gießener Festteilnehmer von 1817. Todesanzeige Simon in: Beiblatt zum Kladderadatsch, XXXV. Jg., Nr. 1; 2. Beiblatt vom 01.01.1882.

stud. theol. (?) Jena;

 

Entweder:

Simonis, Johann
* 27.01.1792 in Petersdorf bei Mühlbach (Sebes), Gfstm. Siebenbürgen, Habsburgermonarchie;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: in zweiter Ehe: Susanna Elisabeth Binder, Tochter des Pfarrers zu Stolzenburg;

An der Univ. Jena immatrikuliert am 29.11.1814.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 379
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Studium bis 1820 Schulrektor in Mühlbach, dann 2. Prediger daselbst, 1835-1853 ev. Pfarrer in Petersdorf.

Qu. u. Lit.:

Auskünfte von Pfarrer A. Klein, Ev. Stadtpfarramt A. B. Mühlbach, 1964 nach: Series Pastorum. Die Pfarrer der evangelischen Gemeinden in der R. V. R. seit der Reformation, zusammengestellt von Gustav Arz, Liste 176. - KB Mühlbach, Bd. 1a, S. 480.

 

oder

 

Simonis, C. G.
stud. theol. Jena,
* ? in Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit:

In Jena immatrikuliert am 04.05.1817.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 379
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

UB Jena, Matrikel; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 68, Jena 09.09.1817.

 

oder

 

Simonis, Eduard Karl Friedrich
* ? in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit:

Einquartierung: Kaufmann Friedrich Eichel (14)
Präsenzliste: 379
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In Jena immatrikuliert am 22.10.1817.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 75: „Simonis, Jena“; WL Nr. 93; UB Jena, Matrikel.

stud. theol. Jena;
* 12.05.1797 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: S., Johann Christian (1797 „Musicus instrumentalis“ in Gotha);
Mutter: S. geb. Gläser, Johanna Maria Magdalena (1754-?);
Verheiratet mit: ?;

Spangenberg wurde am 26.10.1816 als stud. theol. in Jena immatrikuliert. Er war Mitglied der Burschenschaft, gehörte jedoch wahrscheinlich zunächst dem gegen die Burschenschaft opponierenden „Schwarzen Orden“ an(1) (vgl. ->Asverus).

Einquartierung: Frau Schrumpf (277)
Präsenzliste: 380/132
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

(1) Laut Aussage ->Haberfeld im Verhör am 27.07.1820 soll ein stud. med. Spangenberg aus Schneeberg Mitglied des Ordens gewesen sein.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 132: aus Gotha; EQ Bl. 69; WL Nr. 231; Ev.-luth. KG Gotha, TR St. Augustin Jg. 1797; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 308 (fehlerhaft); UB Jena, Stammbuch Münzer, Bl. 20 (Eintragung Jena, 01.09.1818: „aus dem Weimarischen“); Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 90; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl. 54; Ilse Spangenberg, Hessen-Darmstadt und der Dt. Bund 1815-1848, 168 S.; Zeitschrift für Geschichtswissenschaft XX Jg. 1972 Heft 12, Zehnjahresregister 1963/72.

stud. theol. Göttingen;
* 05.08.1798 in Pritzier bei Hagenow, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: S., Georg Friedrich Christian (1760-?, Pfarrer in Pritzier);
Mutter: S. geb. Reinwoldt, Franziska Christiana Dorothea (1762-?);
Verheiratet mit: ?;

Sperling immatrikulierte am 19.10.1816 an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114)
Präsenzliste: 381/154
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 5

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Berlin, immatrikulierte am 31.10.1818 und ging im WS 1818/19 an die Univ. Rostock, hier immatrikuliert am 26.10.1819.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 154; EQ Bl. 68; SfB S. 10, Nr. 5; ML (Nr. 212); WL Nr. 40; Mecklenburgisches KBA Schwerin: KB-Abschriften Pritzier, Criwitz und Bützow; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Berlin, Matrikel Nr. 134/9; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. (?) Göttingen;
* ? in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Spicherling hat laut Eintragung in der Eisenacher Quartierliste und der Weimarer Liste am Wartburgfest teilgenommen. In den Matrikeln der Universitäten Göttingen und Jena konnte er nicht ermittelt werden.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 382
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 68: „Spicherling, Göttingen“; WL Nr. 25.

stud. jur. Marburg;
* 28.04.1798 in Witzenhausen a. d. Werra, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: S., Johannes (1767-1831, Bäckermeister in Witzenhausen);
Mutter: S. geb. Euler, Maria Catharina (1780-1819);
Verheiratet mit: ?;

Spohr wurde am 26.11.1815 als stud. jur. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 383/356
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 356; Ev. KG Witzenhausen, TR und Konfirmandenbuch; Diehl, Matrikel Univ. Marburg.

stud. jur. Gießen;
* 23.02.1799 in Gießen, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 16.05.1859 in Darmstadt, Ghzt. Hessen;
ev.;
Vater: S., Carl Franz Philipp (1775-?, Advokat und Gerichtsdefensor);
Mutter: S. geb. Schmalkalter, Friederike Henriette (1780-?);
Verheiratet mit: ?;

Sues wurde am 17.03.1815 als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Wie ->App, ->Buff u. a. nahm er als Vertreter der Gießener Landsmannschaften am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Hofzimmermann Seitz (41)
Präsenzliste: 384/292
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 4

Nach dem Fest näherte er sich den burschenschaftlichen Ideen der Gießener „Germania“, wurde jedoch kein Mitglied.

Später war er Hofgerichtsadvokat zu Darmstadt.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 292; EQ Bl. 68; SfB S. 5, Nr. 4; ML (Nr. 221); WL Nr. 27; Ev. KG Gießen, KB Burgkirche, Bd. 55, S. 823, Bd. 56, S. 98, Bd. 57, S. 352; KB Stadtkirche Bd. 4, S. 357; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 47, Nr. 62; Haupt, Follen, S. 38, 63.

stud. jur. Jena;
* 09.01.1797 in Wien, Ehzt. Österreich, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, Habsburgermonarchie;
+ 28.09.1862 in Davenport, Iowa, USA;
ev.-luth.;
Vater: S., Christian Joachim (1756-1797, Konrektor der deutschen Hochschule in Stockholm, 1782 kgl. schwedischer Legationsprediger in Wien, 1796 1. Konsistorialrat und Hauptpastor der ev.-luth. Gemeinde Wien sowie Superintendent von Nieder-Österreich);
Mutter: S. geb. Cramer, Margaretha Amalia Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Susemihl besuchte bis 1816 das Gymnasium (Katharineum) in Lübeck und wurde am 16.05.1816 an der Univ. Halle immatrikuliert. Im SS 1817 wechselte er, vermutlich auf Grund der „Knaust‘schen Händel“ (vgl. ->Wenzel) an die Univ. Jena, wo er am 02.05.1817 immatrikulierte und der Burschenschaft beitrat. Als Vertreter der Univ. Jena nahm er am Wartburgfest teil.

Einquartierung: Meister Worms (281)
Präsenzliste: 385/163
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er beendete seine Studien an der holsteinischen Landesuniversität Kiel, immatrikuliert am 22.04.1818.

Später wurde er Regierungsrat in Ratzeburg.

Enttäuscht von den gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands nach der Niederlage der Revolution und um seinen Kindern eine bessere Zukunft zu bieten wanderte er 1850 nach Amerika aus. Hier starb er 1862 in Davenport (Iowa) als Farmer.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 163; EQ Bl. 69; WL Nr. 227; Ev.-luth. KG Kiel, TrR St. Marien Jg. 1783; Stammbaum Susemihl, S. 52 u. 84; UA Halle, Matrikel: vom Gymnasium Lübeck kommend; UB Jena, Matrikel: aus Holstein; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel: aus Wien; Hanow, Mitgliederverzeichnis, Nr. 363 (fehlerhaft); Achelis, Schleswig-Holsteiner Universität Jena, S. 61; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, Einleitung, S. 81, Anm. Auskünfte SA Lübeck, Dr. Thomas Otto Achelis, Kiel.

Sch

stud. jur. Halle;
* 1797 in Prötzel, Brandenburg/Mittelmark, Kgr. Preußen;
+ 1891 in Stettin, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: (1817 Amtmann zu Recknitz);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schallehn besuchte 1811 bis 1815 das Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster und wurde als Schüler Jahns Anhänger des Turnwesens. Als achtzehnjähriger Primaner meldete er sich 1815 als Kriegsfreiwilliger (Westpreußische Fußjäger oder Ostpreußisches Jägerbataillon?).

Nach seiner Rückkehr legte er 1817 das Abitur ab und begann sein Studium als stud. jur. an der Univ. Halle, immatrikuliert am 14.05.1817. Zur Zeit der Auflösung der „Teutonia“ an die Universität gekommen, wurde er wie ->E. H. Schmidt im WS 1817/18 unter dem Eindruck der Erlebnisse des Wartburgfestes Mitbegründer der neuen Hallenser Burschenschaft und einer ihrer bedeutendsten Vorstandsmitglieder.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 386/338
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach der Auflösung dieser Burschenschaft am 14.02.1819, deren letzter „Sprecher“ er war, wurde er Mitglied der neuen illegalen „Guestphalia“.

Anmerkungen:

Laut Bellermann, Chronik 1814/15 aus Prötzel, Chronik 1816/18 und UA Halle, Matrikel, aus Recknitz. In den KB Recknitz Zeitraum 1785-1802 nicht ermittelt. KB von Prötzel durch Kriegseinwirkungen 1945 vernichtet. Geburtsjahr errechnet.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 338; Zober, Erinnerungen, S. 32; Arch. Graues Kloster Berlin, Inkriptionsbuch Bd. IV, Nr. 131b, Nr. 20 der Sekunda Michaelis 1813; Zelle, Klosteralbum, S. 12; UA Halle, Matrikel; UA Halle, G. A. II, 41, Bd. 1, Bl.6; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 167 ff.; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1814/15, S.48; Chronik 1816/18, S. 68; Flemming, Geschichte Hallische Burschenschaft, S. 26-27; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 275 ff.; Stier, Leben und Wirken, S. 98-101.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit:

Scheid hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 387
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

F.E. 17.-20.10.1817: „Scheid, Kaufmann v. Barmen“. Vgl. auch ->Underreich.

stud. jur. Jena;
* 08.01.1795 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 22.10.1866 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-Iuth.;
Vater: Sch., J. David (1748-1802, Gothaer Kammermusiker (Violoncellist));
Mutter: Sch. geb. Preysing, Sophia Elisabeth Susanne (1757-1821; ab 1776 Kammersängerin am Hoftheater Gotha);
Verheiratet mit: Sch. geb. Spener, Henriette Amalie (1799-1884);

Scheidler wuchs in einer deutschpatriotisch gesinnten Künstlerfamilie auf. Der Vater war Violoncellist und die Mutter Kammersängerin am Hoftheater Gotha. Scheidlers Schwester Dorette war Harfenspielerin und die Frau des Komponisten Louis Spohr (1784-1859), der 1814 die Kantate „Das befreite Deutschland“ komponierte. Scheidler war Schüler des Gothaer Gymnasiums. Als Primaner meldete er sich 1813 als Kriegsfreiwilliger zum Lützowschen Jägerkorps und lernte hier Friedrich Ludwig Jahn kennen.

Nach Rückkehr aus dem Feldzug wurde er am 02.06.1814 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Landsmannschaft „Thuringia“ bei. Als führender Vertreter der Jenaer „Wehrschaft“ (vgl. ->Riemann) wurde er 1815 Mitbegründer der Burschenschaft. Vom 29.04.1816 bis 06.07.1818 war Scheidler an der Univ. Berlin immatrikuliert. Hier gehörte er als Turner zum engeren Schüler- und Freundeskreis um Friedrich Ludwig Jahn. Er besuchte vor allem die Vorlesungen von Savigny (Friedrich Karl von, 1779-1861), im SS 1816 Institutionen u. Rechtsgeschichte, im WS 1816/17 Pandekten. Im Frühjahr 1817 ging er nach Jena zurück, ohne hier zu immatrikulieren. Er nahm als führender Vertreter der Jenaer Burschenschaft am Wartburgfest teil, war Leiter der organisatorischen Vorbereitungen des Festes in Eisenach, verhandelte, von ->Kieser empfohlen, mit den entsprechenden Staatsstellen und bewirkte wohl auch bei dem weimarischen Staatsminister Voigt die offizielle Genehmigung des Festes. Als Vertreter Jenas war Scheidler Mitglied des Festausschusses. Von ihm und ->Riemann stammte der Plan einer Gästeliste (Präsenzliste), auf der sich jeder Einzeichner „nach griechischem Vorbilde“ zum Festfrieden verpflichten musste. Beim Zug zur Wartburg war Scheidler Träger des Jenaer Burschenschwerts und wie ->Binzer, ->Lauteren, ->Linstedt und ->Sartorius Anführer und „Burgmann“ (Ordner) des Festzuges am 18.10. An der Verbrennungsszene auf dem Wartenberg nahm er nicht teil. In der Burschenversammlung am 19.10. mahnte er zur Eintracht und forderte zur Verständigung auf.

Einquartierung: Rittmeister und Kaufmann Georg Bohl (110)
Präsenzliste: 388/1
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 11

Unmittelbar nach dem Fest wurde Scheidler als Nachfolger ->Riemanns zum „Sprecher“ der Jenaer Burschenschaft gewählt, am 09.11.1817.

Scheidler, „ein kräftiger Jüngling, anspruchslos, ernst und bieder“ (Kieser), gehörte in Jena zum Kreis der Reformer um ->Riemann. Außer seiner führenden Rolle in der „Wehrschaft“ und als Turner sowie als Vorstandsmitglied der Burschenschaft trat er vor allem durch seine Bestrebungen um eine Reform des Studentengesanges hervor. Gemeinsam mit ->Riemann und ->Binzer bemühte er sich um die Pflege und Neuentdeckung alter Volkslieder. Der von ihm geschaffene Studentenchor fand mehrfach den Beifall Goethes und des musizierfreudigen „Frommannschen Hauses“ (vgl. ->Frommann). In ihm wurden neben Volksliedern vor allem die neuen Lieder der Befreiungskriege von Körner, Schenkendorf oder Arndt gesungen, deren Ideengehalt die schwärmerisch~patriotischen Gefühle des studentischen Jena dieser Jahre umschloss.

Ähnlich wie sein ehemaliger Gothaer Schulkamerad ->Frommann war Scheidler als Student von bürgerlich-liberalen Gedanken und einem schwärmerischen deutschen Patriotismus erfüllt, jedoch weit entfernt von Revolutionsgedanken im Sinne der Gießener „Schwarzen“. Den von ->Riemann und ->Müller der Studentenschaft vorgelegten „Grundsätzen und Beschlüssen“ hat er zweifellos inhaltlich zugestimmt, brachte jedoch die offizielle Annahme dieses politischen Programms durch sein Argument „Wenn Ihr das unterschreibt, kriegt Ihr künftig keine Stellen“ zu Fall.

Das weitere Leben von Scheidler bedarf noch der detaillierten Erforschung. Nach Abschluss der Studienzeit trat er als Auskultator in Naumburg (Saale) in den preußischen Justizdienst (01.12.1818), musste diese Laufbahn jedoch wegen eines Gehörleidens bald wieder aufgeben (07.04.1820). Nachdem 1820 ein erster Versuch, in Jena Privatdozent für Philosophie zu werden, gescheitert war - Mitglieder der Philosophischen Fakultät bemängelten die fachliche Qualifikation und wiesen auf Scheidlers führende Rolle in der Burschenschaft hin(1) -, konnte er durch seine Promotion zum Dr. phil. (De morte voluntaria) am 14.05.1821 die venia legendi erlangen. In der Dissertation bekannte er sich in einer auf Grund der politischen Situation einer bewussten Demonstration gleichkommenden Weise als Anhänger der Philosophie seines Lehrers ->Fries und richtete scharfe Angriffe gegen Hegel.

1826 wurde Scheidler a. o., zehn Jahre später o. Honorarprofessor für Philosophie(2) und war ab 1839 auch als Dozent am Landwirtschaftlichen Institut tätig.

Scheidler blieb bis zum Lebensende in Jena. Ähnlich wie für ->Rödiger gilt auch für ihn, dass Befreiungskriege, Studienzeit und Wartburgfest die absoluten Höhepunkte seines Lebens darstellten, und das alles, was folgte, „nur der Nachklang dieses einen großen Erlebens“ war. Sein Leben innerhalb der in kleinbürgerlich-spießiger Enge verharrenden Kleinstadt und der zur Provinzuniversität herabsinkenden Hochschule war äußerlich ereignisarm. Es wurde durch die als Folge einer Kriegsverletzung entstandene Schwerhörigkeit, die bereits am Beginn der zwanziger Jahre zur fast völligen Ertaubung geführt hatte, immer mehr in menschliche Vereinsamung geführt.(3)

Als Philosoph blieb er ein Schüler von ->Fries, war wenig bedeutend und arbeitete stark eklektisch: „Besonders leiden alle seine Schriften unter einer übermäßigen Freude an Zitaten, so daß sie vielfach mehr aus anderen zusammengestellt als aus eigener Leistung geschaffen sind“.(4) Wichtiger war seine Bedeutung als Hochschullehrer, wo er unzweifelhafte Erfolge aufzuweisen hatte. Die freiheitliche Gesinnung, der Nimbus des „Wartburghelden“ und wahrscheinlich auch die wohlwollende Haltung gegenüber den illegalen Burschenschaften machten seine Vorlesungen (Psychologie und Logik) in der Zeit zwischen 1820 und 1830 zu den meist besuchten philosophischen Lehrveranstaltungen Jenas, die allerdings mit den gleichzeitigen Lehrerfolgen Hegels in Berlin nicht konkurrieren konnten.

Scheidler war vor allem Pädagoge, der Kontakt mit dem Studentenleben behielt, sich mehrfach für dessen Verbesserung einsetzte, im Sinne der urburschenschaftlichen Ideale gegen die nach 1819 einsetzende korporative Zersplitterung der Studentenschaft Stellung nahm und sich um eine Beschränkung des Duellwesens bemühte. Er setzte sich vor allem für das Hiebfechten mit schweren Waffen ein, um dadurch die studentische Jugend „für die Praxis des Kriegsdienstes“ reif zu machen. So sehr in dieser Forderung Scheidlers noch seine Erfahrungen aus den Befreiungskriegen enthalten waren, lässt sich nicht verkennen, dass damit der alte Sinn des Fechtens als Leibesübung zur Anerziehung körperlicher Gewandtheit und schneller Reaktionsfähigkeit in reine Vorbereitung zum Kriegsdienst umschlug, womit der Fechtboden zum Paukboden umgewandelt wurde. Solche Forderungen Scheidlers hatten bereits stark militaristische Tendenzen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der reaktionär werdenden Burschenschaft willig auf gegriffen werden konnten.

Politisch war Scheidler konstitutioneller Monarchist im Sinne des Weimarer Verfassungsstaates. In Karl August sah er das Vorbild eines Fürsten; in seinen Schriften finden sich die Anfänge des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorherrschenden Karl-August-Mythos‘. Trotzdem ist Scheidler vor allem den Vertretern des Liberalismus mit kleinbürgerlich-demokratischen Tendenzen zuzurechnen. 1848 beteiligte er sich am Jenaer Akademischen Reformverein, der eine Demokratisierung der deutschen Universitäten forderte und auf dessen Initiative die bekannte gesamtdeutsche Jenaer Hochschullehrertagung im September 1848 zustandekam. Die liberal-demokratischen Gedanken Scheidlers wurden allerdings in der nationalen Frage durch seine beibehaltene Deutschtümelei, die bereits nationalistische Züge zeigt, stark gehemmt. So blieben ihm die Franzosen „die Erbfeinde“ und noch 1847 nahm er öffentlich gegen den Liberalismus Stellung, weil dieser sich zur Freundschaft mit Frankreich bekenne. Dementsprechend vertrat er das Primat der Außenpolitik vor der Innenpolitik: „Denn nie darf vergessen werden, daß die Behauptung der Nationalität, der Selbständigkeit unsers Volks gegen äußere Feinde die allerwichtigste Angelegenheit und zugleich auch die Grundbedingung für die innere politische Entwicklung ist.“

Am Gedanken der Einheit Deutschlands hat er bis zum Lebensende mit Konsequenz festgehalten. Noch in seiner letzten, erst nach dem Tode veröffentlichten Schrift forderte er, dass die Deutschen nie aufhören dürften, „trotz unserer dermaligen Zerstückelung und Zerspaltung in 36 sogenannte Staaten oder Vaterländer“ nach der „Nationaleinheit“ zu streben, doch sah er das Ziel der Erringung dieser Einheit aus der Sicht des Bewohners eines Kleinstaates und in Beibehaltung der Auffassungen von ->Fries in „einem Bundes- (nicht Central-) Staat“.

Höhepunkte des Lebensabends von Scheidler waren die 300-Jahr-Feier der Jenaer Universität (1858) und die 50-Jahr-Feier der Gründung der Burschenschaft, als er durch liberal-demokratische Freundeskreise besondere Ovationen erfuhr. Er starb ein Jahr vor dem fünfzigjährigen Jubiläum des Wartburgfestes (1867), das nach dem Willen der Brüder Keil vor allem auch eine Ehrung Scheidlers werden sollte. Auf Anregung der Keils ging aus dem Wartburgtreffen von 1867 der Gedanke hervor, Scheidler in Jena ein repräsentatives Denkmal zu setzen. Das daraufhin 1883 durch den Bildhauer Adolf Donndorf (1835-1916) geschaffene, heute vor dem Hauptgebäude der Universität Jena stehende Denkmal zeigt am Piedestal Scheidlers Relief und auch die idealisierte Jünglingsgestalt des Denkmals soll neben ->Riemann und ->Horn vor allem die Erinnerung an Scheidler wachhalten.

Anmerkungen:

(1) Ausschlaggebend für die Ablehnung war das Votum des Altphilologen Heinrich Karl Abraham Eichstädt (1772-1848), eines ehemaligen Anhängers Napoleons, der dann 1813 politisch umgeschwenkt war, ohne dass ihm dieser Gesinnungswechsel von der Burschenschaft geglaubt wurde. Luden, 1820 unter dem Verdacht der Demagogie stehend, hielt sich in der Scheidlerschen Angelegenheit sehr zurück.

(2) Auch Scheidlers erster Antrag auf eine a. o. Professur (1822) war von der Phil. Fakultät, erneut vor allem auf Grund von Eichstädts Votum, abgelehnt worden, da die wissenschaftlichen Leistungen angeblich zu gering seien; die Fakultät musste allerdings zugeben, dass er außergewöhnliche Lehrerfolge habe.

(3) Die Wahl des Dissertationsthemas „Über den Selbstmord“ spiegelt die menschliche Problematik Scheidlers wider.

(4) Wundt, Philosophie Universität Jena, S. 362. Vgl. auch die abschätzigen Urteile von ->J. F. H. Francke (UB Jena, Nachlaß Fries, Francke an Fr., 14.08.1825, 12./13.07.1833, 16.05.1838).

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 1; EQ Bl. 67; SfB S. 14, Nr. 11; ML (Nr. 189); WL Nr. 169; Kieser, Wartburgfest, S. 21, 23, 44, 46, 135; Keil, Wartburgfeste, S. 12-13, 27-29, 42-45, 50; UA Berlin, Matrikel Nr. 250/6; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1814); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152, (2. Aufl), S. 139; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 144; Verzeichnis aller Burschen Jubiläum Jena 1858; UA Jena, Best. M, Nr. 246, Bl. 143-159, 163-166; ebd. Best. M, Nr. 247, Bl. 167, 173-178; ebd. Best. M, Nr. 248, Bl. ebd. Best. M, Nr. 249, Bl. ...; ebd. Best. M, Nr. 250, Bl. 78-79, 108-109, 112-118; ebd. Best. M, Nr. 256; ebd. Best. M, Nr. 280; UB Jena, Nachlaß Fries, II, Bl. 11a-16a; 3 Briefe Sch. an Fr. 1818- 1840 sowie Briefe J. F. H. Francke an Fr., 14.08.1825, 12./13.07.1833, 16.05.1838; Stammbuch Wilpert, Bl. 87 (Eintragung Jena, 11.03.1816); ebd. Stammbuch Netto 2, Bl. 85 (Eintragung Jena, 31.03.1816; vgl. Karpe, Wartburg Nr. 47); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 10, bes. Bl. 108ff.; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722, Bl. 74-75; Scheidler, Reform deutschen Universitätswesens; Scheidler, Deutscher Studentenspiegel; Scheidler, Feier 18. Oktober; Scheidler, Jenaische Blätter; Scheidler, Universitätsstudium Ökonomie; Scheidler, Geschichte Fechtkunst; Scheidler, Entstehung jenaische Burschenschaft; Scheidler, Verdienste Karl Augusts; Scheidler, Nekrolog; ADB Bd. XXXV, S. 258; Doering, Jenaischer Universitäts- Almanach, S. 145-151 (mit Schriftenverzeichnis); Frommann, Frommannsches Haus, S.137; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 246; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 360, 366, 382 ff.; Koch, Scheidler (mit Abb.); Leo, Jugendzeit, S. 102, 155, 193; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 20, 25-26, 30, 54, 65, 75, 87; Bd. III, S. 21-22, 31; Bd. IV, S. 33, 65, 71, 77, 81, 86; Rauschenbach, Entwicklung Körpererziehung Universität Jena, S.161; Spohr, Selbstbiographie, Bd. I, 5.102 ff. (Schwester); Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, S. 346 (Abb.), Reg.; Wundt, Philosophie Universität Jena, S. 360-362; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.) S. 88, 100, 157, Abb. 32 (Porträt Burschenschaftsdenkmal Jena 1883), Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg. bes. S. 128; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, Einleitung S. 78ff.; Schröder, Burschenturner, Reg.; Flach, Polizeiagent, S. 17 ff.; Schneider, Germania Jena, S. 24 ff. (Porträt als Student), 31 f., 327 (Porträt als Student?), 377 (Altersbild), 417 (Altersbild); Humb.-Univ. Berlin 28.09.1960: Album-Nr. 250/6.

stud. jur. Jena;
* 29.10.1796 in Coburg, Hzt. Sachsen-Coburg-Saalfeld;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Gottlob Elias Conrad (Diakon zu St. Moritz und Pastor zum Heiligen-Creutz;
Mutter: Sch. geb. Hermann, Christiane Sophia Elisabethia;
Verheiratet mit: ?;

Scheler wurde am 22.04.1815 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Jena. Hier immatrikulierte er am 18.04.1817 und wurde Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Steuer-Kommissar Zimmermann (13/93)
Präsenzliste: 389
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Wahrscheinlich war er später Hofrat und Justizdirektor in Coburg.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 75: Schoeler (irrtümlich); WL Nr. 94: Schoeler (irrtümlich); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 377 (fehlerhaft).

stud. theol. Marburg;
* 23.08.1796 in Rotenburg a. d. Fulda, Lgft. Hessen-Kassel;
+ 25.12.1864 in Marburg, Kfstm. Hessen;
ev.;
Vater: Sch., Peter Philipp (1764-1834, 1793-1798 Pfarrer zu Rotenburg, später Oberpfarrer zu Eschwege);
Mutter: Sch. geb. Stuntz, Jacobine Elisabeth (1775-1845);
Verheiratet mit: ?;

Scheuch ist der ältere Bruder von ->Bruder von Georg Wilhelm Scheuch. Er wurde am 24.04.1814 als stud. theol. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 390/249
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Von 1819 bis 1830 war er Pfarrer in Röhrda, von 1830 bis 1842 in Istha bei Wolfshagen und ab 1842 in Gensungen. 1864 verstarb er als Geistlicher in Marburg.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 249; Ev. KG Rotenburg/Altstadt, GR Jg. 1796, S. 37; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Bätzing, Pfarrer zu Istha, S. 64-66; Auskünfte Verwaltungsgerichtsdirektor Dr. Gonnermann, Darmstadt.

stud. jur. Marburg;
* 01.10.1798 in Rotenburg a. d. Fulda, Lgft. Hessen-Kassel;
+ 07.02.1855 in Spangenberg, Kfstm. Hessen;
ev.;
Vater: Sch., Peter Philipp (1764-1834, 1793-1798 Pfarrer zu Rotenburg, später Oberpfarrer zu Eschwege);
Mutter: Sch. geb. Stuntz, Jacobine Elisabeth (1775-1845);
Verheiratet mit: ?;

Scheuch ist der jüngere Bruder von ->Carl Hermann Scheuch. Er wurde am 06.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 391/250
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Göttingen und immatrikulierte hier am 19.04.1818.

Nach seinem Studium war er als Advokat tätig.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 250; Ev. KG Rotenburg/Altstadt, GR Jg. 1798, S. 44; Ev. KG Spangenberg, SR Jg. 1855; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Auskünfte Verwaltungsgerichtsdirektor Dr. Gonnermann, Darmstadt.

stud. (?) Jena (?);
* 31.03.1791 in Erfurt, Kfstm. Mainz;
+ 04.12.1824 in Köln, Rheinprovinz, Kgr. Preußen;
kath.;
Vater: (Handwerker);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schier war angeblich auch Student in Jena, jedoch an der Univ. Jena nur ein Hen. Aug. Schier, Gothll[anus] am 28.04.1812 immatrikuliert.

Schier war Kriegsfreiwilliger und gehörte in den Befreiungskriegen 1814/15 als Offizier dem Jägerdetachement des kgl. preuß. Linieninfanterieregiment an.

1817 nahm er am Wartburgfest teil, wo er sich angeblich stark kompromittierte.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 392
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1817 Emigration nach Amerika, 1820 Rückkehr nach Köln. Hier ist er als Privatgelehrter, Lyriker und Dramatiker 1824 verstorben.

Qu. u. Lit.:

ADB, Bd. 31, S. 184; Neuer Nekrolog der Deutschen 1824, 2. Heft, S. 1224 ff., Ilmenau 1826; Kölnische Zeitung, Jg. 1824, Nr. 196; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, Anm. 192.

stud. theol. Marburg;
* wahrscheinlich in Hausen (Hessen ?);
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schilling wurde am 18.12.1816 als stud. theol. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 393/358
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3. Nr. 7

Er gehörte der Marburger Burschenschaft an und war im WS 1818/19 wahrscheinlich Vorstandsmitglied.

Anmerkungen:

Welches der zahlreichen hessischen Hausen als Geburtsort in Frage kommt, konnte nicht ermittelt werden.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 358; SfB S. 3. Nr. 7; F.E. 17-20.10.1817; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; GStA München, Kasten schwarz 428, Nr. 12.

stud. jur. Berlin;
* ? in Insterburg, Ostpreußen, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: (?-1815, Arzt);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schlenther immatrikulierte am 03.05.1815 als stud. jur. an der Univ. Königsberg. Im WS 1815/16 wechselte er an die Univ. Berlin, immatrikuliert am 19.10.1815, und setzte im SS 1816, immatrikuliert am 24.04.1816, seine Studien an der Univ. Heidelberg fort. Hier wurde er ein Freund von ->Jung, mit dem er auch 1817 in Berlin zusammen wohnte und dessen politische Ansichten er wohl teilte, auch mag er ein Anhänger Hegels gewesen sein.

Im SS 1817 wechselte er wieder an die Univ. Königsberg und immatrikulierte hier am 12.04.1817, ließ sich aber bereits am 05.05.1817 wieder an der Univ. Berlin immatrikulieren.

Einquartierung: Steuersekretär Jossa (96)
Präsenzliste: 394/48
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 21

Seine Exmatrikulation von der Berliner Universität erfolgte am 12.3.1818.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 48; EQ Bl. 67: Schlender (irrtümlich); SfB S. 8, Nr. 21; ML (Nr. 191); WL Nr. 175; Erler, Matrikel Univ. Königsberg; UA Berlin, Matrikel, Nr. 50/6 und 366/7; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UAB, Abgangszeugnisse Bd. IV, Bl. 15 [hier 2 Königsberger Immatrikulationsdaten]; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204.

Dr., Altakademiker;
* ? angeblich in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Die Rolle von Schlottmann, dieses „ewig wandernden politischen Mannes“ (->Dürre), der wahrscheinlich als kleiner politischer Agent für Hardenberg tätig war, ist für das Wartburgfest nicht zu bestimmen. Er war mit Arndt und Reimer bekannt, für die er 1815 Botendienste leistete, und hatte auch mit Jahn und den Turnern enge Verbindung. Andererseits scheint er auch ein Werkzeug des preußischen Polizeiministers Wittgenstein gewesen zu sein. Von den Studenten wurde er in Eisenach mit Misstrauen betrachtet, doch lässt sich aus den Akten nicht feststellen, ob er, wie ->Heinrich Leo rückblickend angegeben hat, tatsächlich als preußischer Agent beim Wartburgfest war.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 395
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 16, Bl. 56; Frommann, Burschenfest, S. 11, Anm.; Leo, Jugendzeit, S. 99-101, 162-164; HA Berlin-Dahlem, Rep. 192, Nachlaß Wittgenstein, V, 5, 7; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1718; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Bd. ..., Bl. 162-163; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722, Bl. 77-78; Isis, Nr. 111, 1817, H. 37, Sp.294-296; Dürre, Aufzeichnungen, S. 367; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 203, 206, 212.

stud. jur. Jena;
* 04.04.1795 in Kaltennordheim, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Adam Ludwig Friedrich (ab 1790 Amtmann des Amtsgerichts Kaltennordheim);
Mutter: Sch. geb. Jäger, Ernestine Sophie Auguste;
Verheiratet mit: ?;

Schmid wurde am 29.04.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 396/386
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 11

Der Burschenschaft trat er erst 1818 bei.

Anmerkungen:

Vermutlich ein Bruder von H. (Heinrich ?) Schmid, mit dem er sich gemeinsam in die Präsenzliste einträgt.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 286; SfB S. 2, Nr. 11; ML (Nr. 241): Wichmed (irrtümlich); Ev.-luth. KG Kaltennordheim, TR Jg. 1795, S. 433, Nr. 19; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 593.

stud. theol. Jena;
* ? in ?;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

An der Univ. Jena immatrikuliert am 17.06.1817 ein „Henr. Schmidt, Vinar.“ Er war Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 397/287
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 21

Anmerkungen:

In den Kirchenbüchern von Kaltennordheim nicht gefunden. Vermutlich ein Bruder von Carl Friedrich Wilhelm Schmid, mit dem er sich gemeinsam in die Präsenzliste einträgt.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 287: H. Schmid stud. theol. aus Jena; SfB S. 2, Nr. 21; ML (Nr. 192); UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 562: Schmidt, Heinrich, geb. ? in Weimar.

stud. theol. Marburg;
* 04.04.1797 in Rosenthal bei Kassel, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Jakob (Pfarrer in Rosenthal);
Mutter: Sch. geb. Sannern, Marie Elisabeth Louise;
Verheiratet mit: ?;

Schmidt wurde am 02.11.1814 als stud. theol. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: Sebastian Schortmann (59)
Präsenzliste: 398/235
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 235; EQ Bl. 72; WL Nr. 251; Ev.-luth. KG Rosenthal, GR Bd. III, S. 61; Diehl, Matrikel Univ. Marburg.

stud. med. (nov.) Kiel;
* 01.02.1797 in Hadersleben (Haderslev), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 1819 in Halle a. d. Saale, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: Sch., Paul Hinrichsen (1771-1830, Glasermeister in Hadersleben);
Mutter: Sch. geb. Jensen, Anna;
Verheiratet mit: ?;

Schmidt besuchte die Schule in Hadersleben. Am 25.04.1817 wurde er als stud. med. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert. Er trat der Kieler Burschenschaft „Holsatia“ bei.

Einquartierung: Meister Tobias Reissing/Reisting (165)
Präsenzliste: 399/113
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 15

Im SS 1819 wechselte er an die Univ. Halle, hier immatrikuliert am 03.05.1819. Im Sommer dieses Jahres ertrank er beim Baden in der Saale.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 113; EQ Bl. 69; SfB S. 3, Nr. 15: bei ihm wie bei ->Jensen und ->Strodtmann als Bezeichnung des Vaterlandes zuerst „aus Dänemark“, dann geändert in „aus Schleswig“; ML (Nr. 194); WL Nr. 230; LA Åbenrå (Dänemark), Haderslev frue sogus kirkebog; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Halle, Matrikel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 12, 65, Nr. 215; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 24; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 229, 387, 394; Achelis, Aus der Geschichte des Haderslebener Johanneums (1921), S. 58, Nr. 566.

stud. theol. Berlin;
* 21.04.1797 in Werneuchen, Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: Sch., Friedrich Wilhelm August (1764-1838, 1795-1838 Pfarrer zu Werneuchen);
Mutter: Sch. geb. Brendel, Johanna Henriette Friederike (1770-?);
Verheiratet mit: ?;

Schmidt war der Sohn des bekannten Werneuchener „Dichterpastors“, den Goethe in seinem Gedicht „Musen und Grazien in der Mark“ verspottet.

Von 1811 bis 1815 war er Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster, 1815 wurde er Kriegsfreiwilliger im 7. Preußischen Landwehrregiment. 1817 legte er das Abitur ab und war anschließend als stud. theol. vom 20.03.1817 bis 14.03.1818 an der Univ. Berlin immatrikuliert.

Wie fast alle am Wartburgfest teilnehmenden ehemaligen Schüler des Grauen Klosters war er Vertreter des Jahnschen Turnwesens und darf als Mitwisser bzw. Initiator der Verbrennungsszene auf dem Wartenberge angesehen werden.

Einquartierung: Meister Degenrinck (16)
Präsenzliste: 400/23
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 2

Nach dem Wartburgfest wechselte er im SS 1818 an die Univ. Halle, hier immatrikuliert am 22.04.1818. Wie ->Schallehn war er hier Vorstandsmitglied der neuen Burschenschaft.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 23; EQ Bl. 67; SfB S. 12, Nr. 2; ML (Nr. 195); WL Nr. 173; Ev. KG Werneuchen, GR Jg. 1797, 1764; Ortschronik Werneuchen; Fischer, Pfarrerbuch Mark Brandenburg, S. 762 (Eltern); Arch. Graues Kloster Berlin, Inskriptionsbuch Bd. IV, Nr. 151b Nr. 9, Sekunda Michaelis 1813; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1814/15, S. 47; Chronik 1816/18, S. 68; Zelle, Klosteralbum, S. 12; UA Berlin, Matrikel, Nr. 229/7; UA Halle, Matrikel; UA Berlin, Abgangszeugnisse Bd. IV, Bl. 19; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 167-169; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204; Stier, Leben und Wirken, Bd. I, S. 63-64, 70, 77-78, 89, 92, 95, 102; Auskünfte Pfarrer Betke, Werneuchen.

stud. med. Jena;
* 21.11.1796 in Köthen, Hzt. Anhalt-Köthen;
+ 21.05.1872 in Hohenleuben bei Zeulenroda, Fstm. Reuß ältere Linie;
ev.-luth.;
Vater: unehelicher Sohn von Prinz Heinrich von Anhalt-Köthen (1778-1847; ab 1830 (letzter) Herzog von Anhalt-Köthen);
Mutter: Becker, Juliane Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

„Schmidt“ verlebte die Jugendzeit in Querfurt bei seinem Stiefvater, einem Wundarzt. Von ihm erhielt er die ersten Anregungen für den späteren Beruf. 1813 wurde er als Siebzehnjähriger mit auf die nahegelegenen Schlachtfelder genommen, um beim Verbinden und Abtransport der Verwundeten zu helfen.

Am 25.04.1815 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Adolph Worms (516)
Präsenzliste: 401/22
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 14

Nachdem er am 06.10.1818 in Jena zum Dr. med. promoviert hatte, ging er, vermittelt durch seine Studienfreunde Alberti(1), nach Hohenleuben (Voigtland)(2), wo er bis zum Lebensende blieb. Er wurde hier,von dem ihm unbekannt bleibenden Vater gefördert, sofort Amtsarzt und Apotheker. Später stellte man ihm auch für seine umfangreichen Sammlungen Räume im Hohenleubener bzw. Reichenfelser Schloss zur Verfügung.

Durch seine ausgedehnte Landpraxis blieb er mit den ärmeren Schichten der Bevölkerung eng verbunden. Er lernte vor allem das Schicksal der armen voigtländischen Leineweber kennen. Daraus erwuchs 1827 seine wertvolle volkskundliche Studie „Medicinisch-physikalisch-statistische Topographie der Pflege Reichenfels“ mit dem Untertitel „Ein Beitrag zur Charakteristik des voigtländischen Landvolks“, die unter dem bezeichnenden Motto „Aus dem Leben für das Leben“ erschien.

Sein Haus im abgelegenen Hohenleuben soll später „bei Verfolgungen der Burschenschafter ‚eine Herberge der Gerechtigkeit‘“ geworden sein. Man wird „Schmidt“ jedoch nicht als Demokraten, sondern als kleinbürgerlichen Liberalen bezeichnen müssen. In seiner „Topographie der Pflege Reichenfels“ finden sich keine bewusst gesellschaftskritischen Aussagen. Er sah zwar mit den Augen des Mediziners die Gebrechen und sozialen Nöte der Bevölkerung, konstatierte sie genau, ohne jedoch daraus gesellschaftlich-politische Konsequenzen zu ziehen, blieb fürstentreu und warnte die Bevölkerung vor „Widersetzlichkeiten“ gegen „höhere Anordnungen“.

„Schmidts“ bleibende Verdienste lagen in seiner emsigen Tätigkeit für den 1825 entstandenen „Voigtländischen Altertumsforschen- den Verein zu Hohenleuben“, dessen Mitbegründer und erster Vorsitzender er war. Die Bedeutung des Vereins wurde von ihm selbstbewusst 1827 mit den Worten umrissen: „Vielleicht datiert sich von der Stiftung dieses Vereins, der durch Nachgrabungen in dem klassischen Boden der Gegend und durch Aufsuchung der im Munde des Volkes lebenden historischen Notizen die Vorzeit des Voigtlandes aufzuhellen bestrebt ist, eine neue Epoche unserer vaterländischen Geschichte.“ Neben dem im nicht sehr entfernten Meiningen lebenden Ludwig Bechstein (1801-1860), dem Begründer einer mitteldeutschen Volkskunde und ersten Historiker der Urburschenschaft(3), wurde er ein verdienstvoller Förderer der neuen bürgerlichen Heimatgeschichtsschreibung, die die engen kleinstaatlichen Grenzen der Zeit durch ihr Bekenntnis zur deutschen Geschichte in gewissem Sinne überwand. Die im romantisch-patriotischen Erlebnis der Studienzeit gewonnene Liebe zur Heimat und zum „deutschen Volkstum“ fand im Wirken für die Erforschung der Heimatgeschichte ihre Erfüllung und war ein lokales Glied im Prozess der historischen Selbstbesinnung des zur nationalen Einheit drängenden deutschen Bürgertums. „Schmidts“ Schwager war Johann Friedrich Hauschild (1788-1875), 1848 der bekannte Vorkämpfer für ein einheitliches deutsches Maß-, Münz- und Gerichtssystem.

Anmerkungen:

(1) Eduard Friedrich A. (stud. jur. und Burschenschafter Jena, imm. 14.04.1817); Friedrich A. (stud. ? und Burschenschafter Jena, imm. 07.05.1817); beide waren die Söhne des Pfarrers zu Hohenleuben.

(2) Hohenleuben gehörte zur Pflege Reichenfels des Hauses Reuß-Köstritz. „Schmidts“ Vater Heinrich von Anhalt-Köthen heiratete 1819 Auguste von Reuß-Köstritz.

(3) 1850: „Berthold der Student oder Deutschlands erste Burschenschaft.“ B. war Gründer des „Hennebergischen Altertumsforschenden Vereins“; bekannt geblieben vor allem als Sammler und Herausgeber deutscher Sagen und Märchen („Deutsches Märchenbuch“, 1844; „Neues deutsches Märchenbuch“, 1856).

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 22; EQ Bl. 67; SfB S. 7, Nr. 14; ML (Nr. 193); WL Nr. 171; Ev.-luth. KG Köthen, GR Jg. 1796, Nr. 95: Angaben hier bewusst in die Irre führend, „die Mutter heißt Juliane Wilhelmina Beckerin gebürtig zu Gera [!]; zum Vater hat sie angegeben einen Buchhalter in Leipzig, mit Nahmen pp Schmidt.“; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 429; Verzeichnis aller Burschen Jubiläum Jena 1858; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. I; Schmidt, Topographie Reichenfels, S. 92; Engelmann, Gründungszeit Verein Hohenleuben; Fischer, Begabtensippe Becker in Thüringen; Fischer, Schmidt.

stud. theol. Gießen;
* 02.05.1798 in Wißmar bei Wetzlar, Fstm. Nassau-Weilburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: Sch., Johann Ludwig Gottfried Julius (1765-1823, ab 1794 Pfarrer in Wißmar);
Mutter: Sch. geb. Kunz (Künzin), Wilhelmine Christiane Philippine;
Verheiratet mit: ?;

Schmidtborn wurde am 13.03.1815 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Als Landsmannschafter nahm er als Vertreter Gießens am Wartburgfest teil und war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Meister Hebig (734)
Präsenzliste: 402/289
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 9

Unmittelbar nach dem Wartburgfest, immatrikuliert am 23.10.1817, wechselte er an die Univ. Jena.

Schmidtborn war später Generalsuperintendent in Koblenz. Seine Schwester Henriette Dorothea Wilhelmine (1794-1837) heiratete Georg Christian Ludwig Welcker (1787-1866, Hofgerichtsadvokat in Gießen), Bruder von ->Ernst Theodor Friderich Christian Welcker.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 289; EQ Bl. 68; SfB S. 5, Nr. 9; ML (Nr. 196); WL Nr. 26; Haupt, Follen, S. 37-42; Ev. KS Wißmar, KB; UA Gießen, Matrikel; UA Jena, Matrikel; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1718; Beiträge Geschichte Familie Welcker, S. 41; Simon, Erinnerungen, S. 50.

stud. jur. Göttingen;
* get. 29.09.1798 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Johann Joachim Jacob (1763-?, Kornhändler);
Mutter: Sch. geb. Pauli, Catharina Sophia Juliana Maria (1765-?);
Verheiratet mit: ?;

Schnapauf wurde am 24.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Er war Angehöriger der Göttinger „Vandalia“.

Einquartierung: Meister David Sälzner (114)
Präsenzliste: 403/155
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 22.10.1818. Seine Studien beendete er an der Landesuniversität Rostock, wo er am 09.11.1819 immatrikuliert hatte.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 155: Schnapauff; EQ Bl. 68; WL Nr. 24; Ev.-luth. KG Schwerin, TR Dom, Jg. 1798 und 1763; TR St. Nicolai, Jg. 1765; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

stud. jur. Jena;
* 19.03.1798 in Schwallungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Johann Christian Friedrich (1772-1832, 1798 Metzgermeister, Güterbesitzer und Gutsbesitzer in Farnbach);
Mutter: Sch. geb. Pfaff, Anna Margaretha (1776-1857);
Verheiratet mit: ?;

Schneider wurde kurz vor dem Wartburgfest, am 13.10.1817, als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 404/323
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1818 trat er der Burschenschaft bei.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 323; Ev.-luth. KG Schwallungen, TR Jg. 1798, Nr. 6; TrR Jg. 1792, Nr. 10; SR Jg. 1832, Nr. 7, Jg. 1857, Nr. 3; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1817); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 605; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 197.

stud. jur. Erlangen;
* 07.01.1792 in Schweinfurt, FrRSt. Schweinfurt;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Christoph Ernst (1792 „Ictus und Rathsconsulent“ in Schweinfurt);
Mutter: Sch. geb. Wirsing, Maria Christina (1764-?);
Verheiratet mit: ?;

Schneider wurde am 03.05.1813 als stud. jur. an der Univ. Würzburg immatrikuliert. Am Wartburgfest soll er als Erlanger Landsmannschafter teilgenommen haben und als Vertreter Erlangens Mitglied des Festausschusses gewesen sein. In der Erlanger Matrikel ist er aber nicht nachweisbar.

Einquartierung: Frau Wolf (397)
Präsenzliste: 405/51
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 3

Später war er Kreis- und Stadtgerichtsrat in Schweinfurt.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 51: „Schneider aus Erlangen“; EQ Bl. 67; ML (Nr. 197); SfB S. 6, Nr. 3: Sch., Philipp Ernst, Schweinfurt; WL Nr. 176; Kieser, Wartburgfest, S. 20; Ev.-luth. KG Schweinfurt, TR Bd. 13, S. 309, Bd. 11, S. 51; UB Würzburg, Matrikel; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 16, Bl. 1, 50; Kolde, Universität Erlangen, S. 205; Übersicht Personal Bayern, 112.

stud. jur. Jena;
* 03.01.1798 in Sömmerda, Kfstm. Mainz;
+ 31.10.1855 in Altenburg, Hzt. Sachsen-Altenburg;
ev.;
Vater: Sch., Adolph Christian (1757-1823, 1798 Amtsadvokat in Sömmerda, später Buchhändler);
Mutter: Sch. geb. Hennin, Marie Friedericke;
Verheiratet mit: 1823 Louise von Schönfels

Schnuphase wurde am 13.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei. 1817-1818 war er Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: Heinrich Pabst (50)
Präsenzliste: 406/65
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 6

Später war er Hofadvokat und Stadtsyndikus zu Altenburg. 1823 heiratete er Louise von Schönfels, Tochter des Hochfürstl. Reuß.-Plauenschen Hauptmanns bei dem ehem. Reichskontingent zu Greiz.

Anmerkungen:

Das von Hanow im Jenaer Exemplar seines Mitgliederverzeichnisses (UB Jena, Sign. H. 1. VI, o. 65/2 (9) A. J.) als handschriftlicher Nachtrag eingetragene Geburtsdatum 12.10.1794 ist falsch, muss heißen 12.10.1793 und bezieht sich auf den Bruder Friedrich Ludwig Sch.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 65; EQ Bl. 75; SfB S. 6, Nr. 6; ML (Nr. 198); WL Nr. 83: Schauphase (irrtümlich); Ev. KG Sömmerda, TR St. Bonifatius Jg. 1798, S. 168, Nr. 2; Jg. 1791, S. 146, Nr. 18; Ev. KG Altenburg, SR Jg. 1855, S. 145, Nr. 357; Jg. 1823, S. 38, Nr. 298; TrR Jg. 1823, S. 18; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Keil, Gründung Burschenschaft Jena, S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 266.

stud. theol. et philol. Jena;
* 08.03.1796 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 03.07.1843 in Römhild, Hzt. Sachsen-Meiningen;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Adam Heinrich (1767-1837, 1796 „Kaiserl. Reichsposthalter, Meister des Metzgerhandwerkes, Bürger und Gastgeber zum Goldenen Ochsen [Gasthof in Römhild]“;
Mutter: Sch. geb. Wildfeuer, Eva Barbara (1768-1833);
Verheiratet mit: ?;

Schober immatrikulierte am 15.05.1816 als stud. theol. et philol. an der Univ. Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Kaufmann Ortlepp (143)
Präsenzliste: 407/248
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 11

Von Januar 1818 bis 1820 war er wie ->Kollár, ->Leo, ->Rein und ->Heinrich Schmid Mitglied des Jenaer „Philologischen Seminars“. 1820 ging er als Kollaborator nach Schleusingen, 1824 war er Konrektor in Naumburg a. d. Saale, später Rektor des Gymnasiums in Schleusingen.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX Nr. 248; EQ Bl. 76; SfB S. 1, Nr. 11; ML (Nr. 199); WL Nr. 263; Ev.-luth. KG Römhild, KB Jg. 1767, 1796, 1789, 1833, 1837, 1843; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 268 (fehlerhaft); UB Jena, Handschriftenabteilung, 2 Prov. 107, Bl. 21, 22a, 26, 28d; 4 Prov. 70c (Seminararbeit im Philol. Seminar 1818: Annotationes quaedam Xenophontis Anabasin); Achelis, Stammbuch Christensen, S. 105 (Eintragung Eisenach, 19.10.1817); Dürre, Aufzeichnungen, S. 351; Steiger/Köhler, Ungarländische u. siebenbürgische Studenten.

stud. med. Göttingen;
* 18.01.1798 in Gemünd (Eifel), Département des Forêts, Ksr. Frankreich;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: Sch., Joh. Ludolph (1760-1841 in Gemünd; Reidtmeister (Eisenfabrikant) und Kaufmann);
Mutter: Sch. geb. Stach (auch Staß), Juhanna (Susanna) Wilhelmina;
Verheiratet mit: ?;

Schöller besuchte das Gymnasium zu Wesel. Am 06.10.1815 wurde er als stud. med. an der Univ, Halle immatrikuliert. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 29.04.1817.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 408/320
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Seine Studienzeit beendete er mit der Promotion zum Dr. med. (De nervorum substantiae motu quondam defenso) am 12.07.1819 an der Univ. Halle.

Er war später Kreisphysikus und Sanitätsrat zu Gemünd (Eifel).

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 320; Ev.-ref. KG Gemünd (Eifel), KB 1721-1801, S. 287; UA Halle, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Suchier, Bibliographie: Halle-Wittenberg, S. 142, Nr. 1100.

stud. jur. Jena;
* 27.01.1798 in Lübeck, FrRSt. Lübeck;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Jacob Christian (1752-?, Kaufmann in Lübeck);
Mutter: Sch. geb. Bilderbeck, Elisabeth (1763-?);
Verheiratet mit: ?;

Schröder wurde am 25.04.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Er war Mitglied der „Brunswigia“.

Kurz vor dem Wartburgfest, im WS 1817/18,wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 14.10.1817. Er trat der Burschenschaft bei und wurde bereits im WS 1817/18 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 409/97
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 19

1818/19 war er Angehöriger des Vorstandes und gehörte zur Gruppe der Reformer in Jena. Als Studienfreund Heinrich von Gagerns verabschiedete er sich von diesem durch die Stammbucheintragung:

„Nicht stolz im blühenden Glück
Nicht zaghaft im Sturme des Unglücks
Sey Deine Seele gleich edel und groß.“

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 97; SfB S. 3, Nr. 19; ML (Nr. 200); SA Lübeck, KB und Personenkartei; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UB Jena, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 155; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 385; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 73 (Eintragung Jena, 04.04.1816 (?); BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51.

stud. jur. Rostock;
* ? in Bobzin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? In ?;
ev.;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schröder wurde am 08.03.1816 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 410/347
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 10, Nr. 2

Anmerkungen:

In den KB-Abschriften Lübz und Wittenburg für Bobzin Zeitraum 1785-1802 des Mecklenburgischen KBA nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 347; SfB S. 10, Nr. 2; ML (Nr. 201); Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock: aus Bobzin.

stud. jur. Jena;
* 27.03.1798 in Salzungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ 01.06.1874 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Johann Gottfried (1765-1817, 1798 Amtsadvokat und Ratsmeister zu Salzungen, auch Landschaftsdeputierter);
Mutter: Sch. geb. Herrmann, Christiana Johanna Charlotta;
Verheiratet mit: ?;

Schüler besuchte von 1813 bis 1816 das Lyzeum zu Meiningen. Am 29.10.1816 wurde er als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 411/115
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er trat der Burschenschaft bei und war 1818 Mitglied des Ausschusses. Auf Grund des Todes seines Vaters gehörte er zu den armen Jenaer Studenten, musste ein materiell bescheidenes Leben führen und nahm am Amthor‘schen Freitisch teil.

Zum Abschluss seiner Studienzeit wechselte er im WS 1818/19 an die Univ. Heidelberg, wo er am 26.10.1818 immatrikuliert wurde.

Schülers weiteres Leben ist mit dem seines Studiengefährten und Gesinnungsgenossen ->Riemann vergleichbar, übertrifft es jedoch an historischer Wirksamkeit. Er war zuerst in verschiedenen Justizstellen des Herzogtums Sachsen-Meiningen tätig: nach einer Tätigkeit als Advokat in seiner Heimatstadt Salzungen trat er 1827 in den Staatsdienst, wurde Amtssekretär der Ämter Altenstein und Frauenbreitungen, ab 1829 Assessor beim Kreisgericht Salzungen, 1834 Dirigent des Kreis- und Stadtgerichts Sonneberg, schließlich 1835 Mitglied des Oberlandesgerichts Hildburghausen. Als Vertreter des Herzogtums Meiningen kam er 1838 als nicht akademischer Rat an das gemeinsame Oberappellationsgericht der ernestinischen Staaten nach Jena zurück, erhielt hier durch die Universität den doctor juris utriusque h.c. verliehen (05.04.1841) und begann ein Jahr später als o. Honorarprofessor Vorlesungen über Kriminalrecht und Kriminalprozess zu halten.

Schülers Bedeutung liegt weniger auf akademischem Gebiet, sondern in seinem politischen Wirken und seiner Rolle während der Revolution von 1848/49. Bereits als Jenaer Burschenschaftsstudent an politischen Fragen interessiert, sah er weiter als viele seiner Studiengefährten und lehnte vor allem die engstirnig „deutschthümelnde und frömmelnde Partei in derselben“ ab (Lebensbild). Seit 1833 war er politisch im bürgerlich-liberalen Sinne als Landtagsdeputierter der Städte Meiningen, Wasungen und Salzungen in Meiningen tätig. Hier konnte er jedoch schon 1837 durch das übliche hinterhältige Mittel der feudalstaatlichen Reaktion gegen unliebsame Oppositionelle kaltgestellt werden, indem ihm als Staatsdiener der Urlaub zu den Landtagssitzungen gesperrt wurde.

Bei Ausbruch der Revolution 1848 bekannte er sich mit Entschiedenheit zu bürgerlich-demokratischen Forderungen und erstrebte die großdeutsche bürgerliche Republik. Als eine der ersten Revolutionsflugschriften des Jahres 1848 erschien bereits am 9. März seine Schrift „Flüchtige Gedanken eines Deutschen über eine Zentralbehörde in Deutschland“. Er bekämpfte in ihr aus grundsätzlichen ideologischen Erwägungen heraus die deutsche feudalstaatliche Zersplitterung: „Die unbeschränkte Souveränität der kleinen deutschen Fürsten war längst schon eine überreife Frucht, und mußte beim ersten Windstoße abfallen. Und jetzt hat sich ein gewaltiger Ocean erhoben. Nicht Menschen sind es, welche diese unbeschränkte Souveränität aufheben, sondern es ist der waltende unaufhaltsame Gang des Schicksals.“ In Weiterführung des von Friedrich Daniel Bassermann (1811-1855) im Februar 1848 in der badischen Ständekammer erhobenen Antrages auf Volksvertretung beim Bundestag forderte er eine selbständige, dem Bundestag übergeordnete Zentralbehörde mit dem Recht der anordnenden, aufsichtsführenden und ausübenden Gewalt in Deutschland, dem Oberbefehl über das Heer, dem Recht der Entscheidung über Krieg und Frieden sowie der Verträge mit dem Ausland, schließlich dem Recht der Legislative für Rechtsgrundsätze in politischen, bürgerlichen und peinlichen Sachen, des Zoll- und Mautwesens, des Handels und des Verkehrswesens (Eisenbahn, Straßenbau). Diese Zentralgewalt sollte sich stützen auf einen Fürstentag fürstlicher Abgeordneter und einen Volkstag aus Abgeordneten des deutschen Volkes, wobei sie stärker dem Volkstage als dem Fürstentage verpflichtet zu sein habe und allem Partikularismus entgegenwirken muss: „Die Gesetzgeberei der kleinen Länder, in deren manches der Sonnenstrahl der öffentlichen Meinung, der belebende Hauch der Neuzeit gar nie eindringt, ist ein wahres Hemmniß des sich entwickelnden deutschen Nationalgefühls ... Soll daher Deutschland Eins seyn und frey, soll seine Zentralgewalt und Nationalrepräsentation nicht dastehen als ein wesenloser Schatten, eine Vogelscheuche zum öffentlichen Gespötte, so muß seine Centralgewalt den einzelnen deutschen Fürsten verbieten können, deutsche Kräfte für blos dynastische undeutsche Zwecke zu verwenden.“ Trotz dieser Forderung nach der notfalls auch mit Gewalt zu erzwingenden Unterordnung der Einzelstaaten und ihrer Fürsten unter die Zentralbehörde war Schüler in seiner Flugschrift nicht völlig konsequent, da er die Wahl des evtl. auf Lebenszeit zu wählenden „Vorstehers“ der Zentralbehörde - „Leiter, Präsident, Regent, oder wie man ihn sonst nenne“ - dem Fürstentag zusprach, wobei die Wahl allerdings die Zustimmung des Volkstages besitzen müsse. Konsequent vertrat er dagegen das Prinzip des Rechtes eines Volkes auf Nationalität, verlangte die Abtretung der von polnischer und italienischer Bevölkerung bewohnten Gebiete Preußens und Österreichs, deutete auch den evtl. notwendigen Zerfall der Habsburgermonarchie an: „Die Unterdrückung Polens und Italiens durch Preußen und Oesterreicher sind undeutsche Zwecke. Es ist gegen das deutsche Interesse, daß der deutsche Namen mit Haß und Fluch beladen wird bei allen nach Freiheit und nationaler Selbständigkeit strebenden Völker ... Preußen kann sich nie der Sache eines freien Deutschland vollkommen hingeben, weil ein freies Deutschland notwendig auch ein freies Polen hervorrufen müsse, womit auch die polnischen Besitzungen Preußens verloren gehen würden ... Die Unterdrückung Polens und Italiens sollte in Deutschem Interesse seyn ? Nimmermehr! Das Prinzip der Nationalität, welchem auch wir aus vollem Herzen huldigen, fordert nur, daß jedes Volk seine eigene Selbständigkeit und Integrität mit seinem letzten Blutstropfen vertheidige, nicht aber, daß es die Unabhängigkeit und Freiheit anderer Völker unterdrücke; die Forderungen der Nationalität und die der Menschheit können nie einander entgegenstehen.“

Mit solchen Gedanken wurde er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments. In Erkenntnis der revolutionären Bedeutung des Vorparlaments trat er für dessen Permanenz ein. In der Nationalversammlung war er Vertreter des Jenaer Wahlbezirks und gehörte zum republikanischen Flügel der bürgerlichen Linken (Deutscher Hof). Er forderte die deutsche Republik unter Führung eines auf Zeit gewählten Präsidenten, stimmte gegen den Erzherzog Johann als Reichsverweser, gegen das Angebot der Kaiserwürde an den preußischen König, gegen die Lösung Österreichs vom Reich, gegen den Waffenstillstand von Malmö usw. Er war u. a. Angehöriger des Dreißiger-Ausschusses für die Ausarbeitung einer deutschen Verfassung, in dem er mit Robert Blum den linken Flügel gegen Bassermann, Dahlmann usw. vertrat. Von ihm stammten die §§ 2 und 3 der Reichsverfassung, die den deutschen Staaten lediglich eine Personalunion mit außerdeutschen Staaten zubilligten. Nach der Spaltung des „Deutschen Hofes“ blieb er ein Vertreter der kleinbürgerlichen Demokraten und gehörte zur Gruppe um Robert Blum. Anlässlich des bewaffneten konterrevolutionären Gegenschlages und des Niederschlagens des Volksaufstandes am 18.09.1848 befand sich Schüler unter den 17 Vertretern der Linken, die die Zurückziehung der preußischen und habsburgischen Truppen verlangten. Er selbst versuchte, das Blutvergießen durch Verhandlungen mit dem Reichsverweser zu verhindern.

Der konterrevolutionäre Gegenschlag vom 18.09.1848 ließ ihn zum ersten Male die herannahende Niederlage ahnen: „Es werden traurige Zeiten für uns hereinbrechen, der Kämpfer für Freiheit werden wenige bleiben. Jetzt gilt es, daß wir fest zusammenhalten und in Vertheidigung unserer Grundsätze ausharren furchtlos und treu“ (Frankfurt, 21.09.1848). Er blieb bis zuletzt Mitglied des Stuttgarter Rumpfparlaments und kehrte dann als geschlagener, aber nicht gebrochener Mann zu neuer parlamentarischer Tätigkeit auf kleinstaatlicher Ebene nach Jena zurück. Als Vizepräsident des weimarischen Landtages vertrat er auch weiterhin bürgerlich-liberaldemokratische Forderungen, blieb großdeutsch, war ein Gegner Preußens und lehnte die Reichsgründung unter der Diktatur Bismarcks ab.

Neben den Brüdern Keil(1) war er 1867 einer der Hauptinitiatoren des stark kleinbürgerlich-demokratisch orientierten Wartburgtreffens der alten Burschenschafter (vgl. auch ->Riemann). Im Rahmen der Geschichte des Wartburgfestes von 1817 ist ihm vor allem der Erhalt der „Präsenzliste“ zu danken, die er nach dem Tode ->Scheidlers übernahm und aufbewahrte.

Anmerkungen:

(1) Nach Ludwig Bechstein die ersten Geschichtsschreiber der Jenaer Burschenschaft und Studentengeschichte.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 115; EQ Bl. 71; WL Nr. 59; Ev.-luth. KG Salzungen, TR Jg. 1798, S. 12; ebd. SR Jg. 1817, S. 615, Nr. 11; Ev.-luth. KG Jena, SR 1874; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 295; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; UA Jena, Best. K, Nr. 97, Bl. 8-11; ebd. Best. K, Nr. 368; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51; Doering, Jenaischer Universitätsalmanach, S. 91-92 (Autobiographie); Schüler, Gedanken 1848; Jenaische Wochenblätter 1848, bes. Extrablätter Nr. 25-27 (16.09.-27.09.1848: „Mittheilungen des Reichstags-Abgeordneten Schüler an seine Mitbürger und Wähler“), Nr. 33, 34, 44, 45, 49, 51, 75, 78; Extrablätter Nr. 1, 28, 29, 30, 31; Schüler, Betrachtungen Einheit Deutschlands; Darstellungen und Quellen, Bd. III, S. 180, 260, 299 (falsches Todesdatum); Dietz, Burschenschafter Paulskirche, S. 161; Geschichte Universität Jena, Bd. I, S. 445; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 97-100; Juckenburg, Jenaer Progreßstudenten 1848/49, S. 21 f.; Keil, Wartburgfeste, S. 12, 87, 97, 193; Lebensbild Schüler; Vollert, Geschichte Kuratel Univ. Jena, S. 92-93; Simon, Wartburgfest 1867, S. 32 ff., 46, Anhang S. 5.

stud. theol. Heidelberg;
* ? in Stralsund, Schwedisch-Pommern, Kgr. Schweden [?];
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater/Vormund: 1814: Senator Charisius (Stralsund);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schütte immatrikulierte am 07.11.1814 als stud. theol. an der Univ. Göttingen. Im SS 1816 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 17.05.1816.

Einquartierung: Johann Georg Jung (567)
Präsenzliste: 412/44
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In den KB Stralsund 1785-1802 nicht gefunden. Wohnort des Vormundes war Stralsund. Vielleicht Bruder von Theodor Ferdinand Schütte; * 25.12.1799 in Herdecke; ev.-luth.; Vater: Georg Henrich Wilhelm Schütte;* 18.03.1755 in Herdecke; Pfarrer in Herdecke und Stiftskanonikus seit dem 29.08.1784, ord. am 29.08.1789 in Herdecke; gest.14.05.1814; Mutter: Sch. geb. Pampus, Johanna Catharina Maria; get. 30.12.1763 in Herdecke, gest. 10.04.1841 in Herdecke; Heirat: 31.02.1790. Th.F. Sch. wurde in Ende bei Herdecke am 03.11.1831 zum Pastor gewählt und am 19.01.1832 durch seinen Bruder „Fritz“ eingeführt. Er war von 1811-1817 Schüler in Herdecke, anschließend bis Michaelis 1819 Gymnasiast in Lemgo und dann an der Univ. Halle stud. theol. bis Michaelis 1821.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 44: F Schütte aus Heidelberg; EQ Bl. 67; ML (Nr. 202); WL Nr. 167; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

cand. med. Halle;
* 01.10.1795 in Halle a. d. Saale, Hzt. Magdeburg, Kgr. Preußen;
+ 28.05.1877 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.;
Vater: Sch., Friedrich Siegmund (?-1806, 1795 Ober-Sekretär beim Stadtgericht Halle);
Mutter: Sch. geb. Apel, Johanna Dorothea Wilhelmine;
Verheiratet mit: ?;

Schultze meldete sich 1813 als Primaner als Kriegsfreiwilliger, kam jedoch nicht zum Kriegseinsatz. 1815 war er als Freiwilliger Jäger im Sanitätsdienst tätig.

Am 03.06.1814 hatte Schultze als stud. med. an der Univ. Halle immatrikuliert. Er wurde hier einer der wichtigsten Mitbegründer und führender Vertreter der meist aus Kriegsteilnehmern bestehenden „Teutonia“, die die „Deutschheit“ noch mit Anhänglichkeit an Preußen vereinte bzw. zu vereinen suchte. Wahlspruch der „Teutonia“ war „Freiheit, Ehre, Vaterland“ und ihre Farben waren die preußischen Farben schwarz-weiß.

Im Gegensatz zu ->Calow oder ->Gottschalk gehörte Schultze wie sein Freund >Wenzel zu den echten Vertretern einer studentischen Reform, die ihre Begründung aus dem patriotischen Erlebnis der Befreiungskriege nahm. „Wie wir nun mit allen Deutschen Völkern zur Aufrechterhaltung des Vaterlandes gegen den gemeinsamen Feind vereinigt kämpften und siegten, dann die edelsten Geister unseres Volkes zur Sicherung der schwer, aber rühmlich errungenen Freiheit sich verbinden sahen, so glaubten wir, wenn wir diesem hohen Vorbilde nicht zu weit nachstehen wollten, was sie im Großen so herrlich angefangen, auch im Kleinen befördern zu müssen,“ so hat ->Wenzel 1814 die Grundlagen für ihr reformerisches Handeln dargelegt: „Der schon vor Jahren ausgesprochene Gedanke [gemeint Jahns Aufruf zur Gründung von Burschenschaften, 1811], in einer Verbindung alle ehrliche und wehrliche Burschen zu vereinen, drängte sich so von selbst auf.“

Schultze hat neben ->Wenzel eine ähnliche Rolle in Halle wie ->Riemann in Jena gespielt. Als anerkanntes Vorstandsmitglied der „Teutonia“ setzte er sich für Reformen im Studentenleben ein und wandte sich u. a. gegen das beliebte Hazardspiel, dessen Verbot für die Angehörigen der Teutonia“ durchgesetzt wurde.

Die Terroraktion einiger „Teutonen“ gegen den stud. theol. Johann Gottlieb Knaust (vgl. ->Calow, ->Wenzel)> deren Folge die Auflösung der „Teutonia“ 1817 war, hat Schultze nicht gutgeheißen. Er bezeichnete das rabaukenhafte Vorgehen gegen Knaust als „Übereilung“, die „in eine Mißhandlung ausartete“. „Ich will die Tat nicht gutheißen, ich kann es nicht; sie war gegen die Gesetze einer ruhig~überlegenden Vernunft“, schrieb er 1817 in seiner Antwort auf die Vorwürfe Immermanns gegen die „Teutonia“. Durch diese den „Knaustschen Händeln“ folgende literarische Auseinandersetzung mit dem zur gleichen Zeit in Halle studierenden Karl Immermann (1796-1840)(1) ist Schultze besonders bekannt geworden. Er trat den Auffassungen Immermanns, der Studentenverbindungen ablehnte und in dieser Meinung durch das Auftreten der „Teutonia“ gegen Knaust bestärkt worden war, energisch entgegen, unterschied sich aber in seiner weltanschaulich-politischen Grundkonzeption nur wenig von seinem Kontrahenten, mit dem ihm trotz aller Gegensätze noch das Erlebnis der Befreiungskriege verband.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 413/329
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 13

Bald nach dem Wartburgfeste promovierte Schultze am 08.01.1818 in Halle zum Dr. med. (Nonnulla de primordiis systematis ossium et de evolutione spinae dorsi in animalibus) und wurde hier nach kurzem Aufenthalt in Berlin noch im gleichen Jahre Prosektor und Privatdozent am Anatomischen Institut. Erst fünfundzwanzig jährig, wurde er 1821 an Stelle des ursprünglich vorgesehenen, jedoch als Naturphilosoph und „Demagoge“ geächteten ->Oken Professor der Physiologie in Freiburg i. Br. Hier erreichten ihn drei Jahre später noch die Demagogenverfolgungen (1824). Der Beschlagnahme seiner Papiere folgten mehrere Verhöre, die sich auf seine Teilnahme an der Hallenser „Teutonia“ sowie den Verdacht der Beziehungen zum „Jünglings- und Männerbund“ (vgl. ->R. Wesselhöft) bezogen. Nach zweijähriger Dauer musste die Untersuchung als ergebnislos eingestellt werden (1826). Nachteilige Folgen erwuchsen ihm nicht.

Er wurde ein bedeutender medizinischer Wissenschaftler und der erste Vertreter einer über mehrere Generationen bekannten deutschen Gelehrtenfamille (Medizin).

In Freiburg war er u. a. Begründer der ersten deutschen experimental-physiologischen Unterrichtsanstalt, in der statt naturphilosophischer Deduktionen die neuen Methoden der Experimentalwissenschaft gelehrt wurden (vergleichende Anatomie, experimentelle Physiologie, pathologische Anatomie).

1831 an die preußische Universität Greifswald berufen, baute er hier den anatomischen Unterricht auf. Das unter seiner Leitung errichtete Greifswalder Anatomiegebäude galt als „das schönste und zweckmäßigste in ganz Deutschland“ (Wegner).

Seine letzten Jahre, ab 1868, verlebte er in Jena, wo sein Sohn Bernhard Sigismund Schultze (1827-1919) als einer der bedeutendsten Gynäkologen seiner Zeit wirkte (ab 1858 Professor in Jena).

Schultzes spätere politische Haltung ist noch unerforscht, doch wird er höchstens als gemäßigter bürgerlicher Liberaler (konstitutioneller Monarchist) anzusprechen sein. In einer 1845 an der Greifswalder Universität gehaltenen Rede über die „Zukunft der deutschen Universitäten“ ist nichts mehr von Aufbegehren und Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zu spüren. Ausdrücklich bekennt er sich als ein „treuer Beamteter“, lobt die staatliche Fürsorge für die Universität und stellt als Wahlspruch, „der das akademische Leben beseelt hat, so lange deutsche Universitäten bestanden haben, und der es beseelen wird, so lange sie bestehen werden“, auf: „Ehre, Fürst und Vaterland, akademische Freiheit!“ - womit er den Begriff „Freiheit“ seiner Burschenschafterzeit durch „Fürst“ ersetzte.

Anmerkungen:

(1) Karl Immermann (1796-1840), der spätere bekannte Dichter; stud. jur. Halle, imm. 22.05.1813; 1813/15 Kriegsfreiwilliger, Offizier; Studienabschluss Herbst 1817.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 329; SfB S. 4, Nr. 13; ML (Nr. 205); Ev. KG Halle, TR Unserer Lieben Frauen Jg. 1795, S. 624, Nr. 190; UA Halle, Matrikel; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XX, Nr. 1, Bl. 121- 127; Immermann, Wort zur Beherzigung; Schultze, Antwort auf Immermann; Immermann, Letztes Wort; Schultze, Zukunft deutscher Universitäten; Aschoff, Schultze; Dietz, Teutonia Halle, S. 217 ff., 223, 224, 227, 235, 237, 239, 253, 255, 259-260, 279, 301; Giese/Hagen, Geschichte Medizinische Fakultät Jena, S. 616 (Sohn); Grabow, Freundschaftsdenkmal Schultze; Gurlt/Hirsch, Lexikon Ärzte; Haberling, Lexikon Ärzte; Immermann, Memorabilien, Teil I, S. 384 ff.; Nauck, Oken und Fakultät Freiburg; Putlitz, Immermann, Bd. I, S. 25 ff., 33-36; Schiele, Immermanns Studentenjahre, S. 18, 128, 134, 348, 350, 351; Suchier, Bibliographie Halle-Wittenberg, S. 138 Nr. 1074, S. 702 Nr. 339; Süßenguth, Erste Hallesche Burschenschaft, S. 122, 152; Wegner, Geschichte Anatomisches Institut Greifswald, S. 289 (mit Lit.). Vgl. auch Lit. bei ->Wenzel.

stud. theol. Berlin;
* 1798 in Glasow bei Soldin, Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: (1817 Pfarrer);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schultze besuchte ab 1811 das Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster. 1815 meldete er sich als Siebzehnjähriger freiwillig zum 8. Husarenregiment. Zurückgekehrt, legte er 1817 das Abitur ab und wurde am 20.03.1817 als stud. theol. an der Univ. Berlin immatrikuliert. Er war Anhänger Jahns und des Turnwesens und kam auf Anregung Jahns aus Lübeck, wo er soeben einen Turnplatz eingerichtet hatte, zum Wartburgfest nach Eisenach.

Einquartierung: Meister Degenrinck (16)
Präsenzliste: 414/26
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 12, Nr. 1

Seine Bejahung des Follenschen Revolutionsliedes „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ (1818), das er von seinem Freunde ->Lette erhielt, kennzeichnet ihn als einen Vertreter des linken (republikanischen) Flügels der Burschenschaft.

Nach dem Wartburgfest wurde er - wie ->Wangenheim - Mitinitiator bei der Errichtung einer Berliner Burschenschaft und war 1819 Mitglied des Vorstandes.

Die Berliner Burschenschaft war 1819 geschäftsführende Burschenschaft der 1818 gegründeten Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Am 07.07.1819 wurden Papiere der Burschenschaft, einschließlich der fertiggestellten, jedoch noch nicht abgesandten Einladungen zum gesamtdeutschen Burschentag in Berlin bei Schultze durch die Polizei gefunden und beschlagnahmt. Diese Papiere bildeten einen sehr wertvollen Fund für das Polizeiministerium und wurden der Ausgangspunkt für zahlreiche Verhöre mit inhaftierten Studenten, wie z. B. ->R. Wesselhöft.

Auf staatlichen Druck erhielt Schultze durch die Berliner Universität das consilium abeundi. Die Universitätsbehörde, selbst im Abwehrkampf gegen staatliche Angriffe (vgl. ->Wangenheim), stellte ihm jedoch am 29.11.1820 ein positives Zeugnis aus („während seines Aufenthaltes auf hiesiger Universität gesittet betragen“), so dass die gegen ihn bei der Universität gestellten Strafanträge nicht in Kraft getreten zu sein scheinen und auch das consilium abeundi eine Farce wurde.

Später war er Pfarrer zu Körlin a. d. Pesante (Pommern).

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 26; EQ Bl. 67; SfB S. 12, Nr. 1; ML (Nr. 206); WL Nr. 172; Keil, Wartburgfeste, S. 32; Arch. Graues Kloster Berlin, Inskriptionsbuch Bd. IV, Nr. 151b, Nr. 8, Sekunda 18.13; Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1814/15, S. 47; Chronik 1816/18, S. 68; Zelle, Klosteralbum Berlin, S. 11; UA Berlin, Matrikel, Nr. 228/7; UA Berlin, Litt. B, Nr. 5, Bl. 29-30, 40-41, 44; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1678; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. L, Nr. 4, Bl. 18-19; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 11, 33-34; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204.

stud. theol. et phil. Gießen;
* 12.07.1799 in Darmstadt, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ??.12.1829 bei Basch Kala, Armenien;
ev.;
Vater: Sch., Hermann Christian (1772-?, 1799 Premierleutnant im Regiment Chevaux Legers zu Darmstadt, 1803 Stabsrittmeister, 1807 verabschiedet);
Mutter: Sch. geb. Förster, Felicitas (1775-1807);
Verheiratet mit: ?;

Schulz war ein Verwandter der Brüder ->Welcker und des Historikers August Ludwig (von) Schlözer (1735-1809). Früh elternlos geworden, wuchs er bei Verwandten und im Hause der Großeltern auf(1), wo er eine sorgfältige Bildung erhielt. Nach dem Besuch des Pädagogiums wurde er bereits als Fünfzehnjähriger am 17.03.1815 an der Univ. Gießen als stud. theol. et phil. immatrikuliert. Patriotisch erzogen, trat er 1815 dem „Germanenbund“ bei, 1816 der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ und wurde „Schwarzer“.

Einquartierung: Bäckermeister Fritz (329)
Präsenzliste: 416/294
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 15

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 13.04.1818. Hier bemühte er sich intensiv aber erfolglos, die Ideen der „Schwarzen“ zu verbreiten und eine Reform des „versumpften und von Grund aus teils so französisch verfeinten als russisch versäuten“ Studentenlebens durchzusetzen und verbreitete K. Follens im September 1818 erschienene Reformschrift „Beiträge zur Geschichte der deutschen Burschenschaft“. Er rief einen sieben Mitglieder umfassenden Göttinger „Verein für deutsche Geschichte“ ins Leben, dessen Mitglied u. a. auch der später als Teilnehmer des Frankfurter Wachensturms (1833) bekannt gewordene junge Gustav Bunsen (1804-1843 [?]) war. Im Herbst 1818 nahm er als Beobachter am Jenaer Burschentag, der zur Gründung einer gesamtdeutschen Burschenschaft führte, teil.

Obwohl „Schwarzer“, lehnte er ->Sands Attentat in Voraussicht der hieraus erwachsenden staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen ab, bekannte sich dadurch jedoch auch zu einer gemäßigt-liberalistischen Oppositions-Politik im Sinne der Brüder ->Welcker: „Ich muß nun ganz in Ihre so oft geäußerten Sorgen einstimmen, daß durch solche thörichte und sinnlose Sprudelköpfe [Sand] Deutschland von jeher mehr Schaden erwachsen ist, als ihnen auswärtige, offene Feinde nur immer bringen konnten“ (an Karl Theodor Welcker, 19.07.1819). Trotzdem wurde er im Herbst 1819 in Göttingen verhaftet, kam mehrere Wochen in Arrest und wurde anschließend an die Darmstädter Behörden ausgeliefert, ohne dass eine Verurteilung erfolgt zu sein scheint.

Nach Gießen zurückgekehrt, traf er hier letzte Vorbereitungen zur Promotion, die Anfang 1820 abgelegt werden sollte. Als er im Januar 1820 vom Universitätskurator Arens das für die Promotion erforderliche Führungszeugnis verlangte, wurde ihm stattdessen die Mitgliedschaft bei den „Schwarzen“ bescheinigt. Trotzdem gelang es, am 23.10.1820 die staatliche Genehmigung zur philosophischen Promotion zu erhalten und das von Arens „in den Weg gelegte Hindernis“ zu beseitigen. (2) Anschließend Privatdozent, wurde er am 27.09.1822 wahrscheinlich auf Grund seiner Schrift „Selbständigkeit und Abhängigkeit oder Philosophie und Theologie in ihrem gegenseitigen Verhältnisse betrachtet, Ein historisch- kritischer Versuch“ (Gießen 1822) a. o. Professor der Philosophie. Trotz dieser Berufserfolge war ihm der Aufenthalt in Hessen und in den engen Verhältnissen der Gießener Universität verleitet. Er zog sich weitgehend in seine wissenschaftlichen Studien zurück und versuchte, ins Ausland wechseln zu können.

Bereits als Kind war er im Hause der Großeltern und dann als Gießener Theologiestudent mit Orientalistik und Altphilologie in Berührung gekommen. In Göttingen hatte er bei seinem Onkel Friedrich Gottlieb Welcker(3) gewohnt, der die historischen Interessen des Studenten auf archäologische Forschungen lenkte. Als Professor der Philosophie in Gießen boten sich Möglichkeiten, die orientalischen Pläne wieder aufzunehmen und weiterzuführen. Es gelang ihm am 15.10.1822 einen zunächst halbjährig befristeten, später (24.12.1824) verlängerten Studienurlaub nach Paris zu erhalten, dem damaligen Zentrum der europäischen Orientali- stik. Hier studierte er bis 1826 unter finanziell bescheidensten Verhältnissen, mehrfach von Alexander von Humboldt und A. W. Schlegel gefördert bzw. empfohlen, vor allem Arabisch und Persisch, dann auch Sanskrit und Chinesisch bei Abel Remusat (1788-1832), Louis-Mathieu Langlés (1763-1824), Antoine Leonard de Chézy (1773-1832) und Sylvestre de Sacy (1758-1838). Er verkehrte in Paris mit ->J. Olshausen, Justus Liebig(4) und wohl auch mit ->Heyfelder. Seit 1824 Mitglied der Societé Asiatique, nahm er 1825 ein Angebot der französischen Regierung für eine Studienreise in den Orient an. Charakteristisch für seine ernsthaften wissenschaftlichen Bemühungen und zugleich für seine Einstellung gegenüber dem rückständigen Deutschland wurde ein Brief an den Onkel Karl Schulz vom 05.06.1823: „Niemand wird mir den Vorwurf machen können, daß ich nach P[aris] gegangen, um dort einige Zeit mich herumzutreiben und dann mit einem Nimbus von angemaßtem Wissen und Gelehrsamkeitsprunk zurückzukommen, mit dem in unserm an Eitelkeit und Leerheiten aller Art sich vergaffenden Vaterlande so leicht diejenigen ihre dunklen Namen zu umgeben wissen, welche im Auslande die Schüler berühmter Männer gewesen sind. Ich kenne nichts Erbärmlicheres als den Gedanken, nach meiner Rückkehr die Zahl der traurigen Subjekte vermehren zu helfen, die ins Ausland gelaufen sind ... sich aber dann begnügt haben mit dem, was man etwa in Deutschland nötig hat, um einiges Aufsehen und Wind zu machen.“

Die Forschungsreise führte in die asiatische Türkei und nach Persien mit der genau vorgeschriebenen Aufgabe, „die in den alten Sprachen Persiens abgefassten Werke zu untersuchen und zu sammeln, vorzüglich die Bücher Zoroasters [Zarathustra], die sich in den Händen derjenigen persischen Stämme vorfinden, welche der Religion dieses Propheten noch anhängen“. Nach längerem Aufenthalt in Konstantinopel und Forschungen in den dortigen, der damaligen europäischen Wissenschaft noch so gut wie unbekannten Bibliotheksbeständen gelang ihm nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen der Vorstoß über Tiflis und Baku nach Ardebil und Tauris (Tabris). In der Nähe von Basch Kala wurde er von aufständischen Kurden, die in ihm einen persischen Spion sahen, erschlagen.

Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass konnte gerettet und nach Paris überführt werden; es erfolgte jedoch keine Veröffentlichung.(5) Der Tod von Schulz, „dieses entsetzliche Ereignis“, hat der Wissenschaft eine ihrer glänzendsten Zierden und mir einen teuren Freund geraubt“ (Justus Liebig).

Anmerkungen:

(1) Gießener Schulrat, Theologe und Orientalist Prof. Johann Christoph Friedrich Schulz, 1747-1806.

(2) Bitte um Zulassung zur Promotion bei Fakultät 02.11.1820 (daraus das Zitat); besteht Prüfung 06.11.1820 mit ausgezeichnetem Erfolg; 18.11.1820 lateinische Disputation, keine Dissertationsschrift; Diplom ausgestellt „... viro nobilissimo atque doctissimo Friederico Schulz Darmstadino ingenio doctrinaque conspicuo post exploratas et probatas eruditionis atque virtu- tis eximiae dotes...“.

(3) Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868), ab 1809 Prof. d. Archäologie u. griechischen Literatur Gießen, 1816 Göttingen, 1819 Bonn.

(4) Der bekannte Chemiker (1803-1873), ebenfalls Hessen-Darmstädter Staatsangehöriger und wie Schulz als Stipendiat in Paris (1822-1824), ab 1824 dann Professor der Univ. Gießen.

(5) Gedruckt nach seinem Tode lediglich die Beschreibung der bisher unbekannten persischen Burg Wan: „Memoire sur le Lac de Van et ses environs (in: Journal Asiatique, Paris 1840).

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 294; EQ Bl. 68 u. 74; SfB S. 8, Nr. 15: „...Wahlspruch: Die Ichheit hassen, heißt sein Volk umfassen“; WL Nr. 28 u. 120; UA Gießen, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 46 Nr. 37, S. 50 Nr. 53; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 197 ff.; ADB, Bd. 34, S. 744 (fehlerhaft); Babinger, Schulz; Haupt, FolIen, S. 11, 37, 50, 58, 96, 153 f.; Leo, Juge;ndzeit, S. 175, 198, 228-229; Quellen u. Darstellungen, Bd. XIII, S. 108, 193, 217 f., 219, 236; Schäfer, Schulz; Simon, Erinnerungen, S. 33, 50; Welcker, Öffentliche Verteidigung, S. 286-287; Auskünfte Bibliotheksrat Dr. Erwin Schmidt, Univ. Bibliothek Gießen.

stud. jur. Göttingen;
* 26.04.1796 in Schleswig, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 07.11.1884 in Flensburg, Prov. Schleswig-Holstein, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Samuel Friderich Theodor (?-1805, 1796 Ober- und Landgerichts-Advokat), Vormund 1817: Hardesvogt Langheim in Fleckeby;
Mutter: Sch. geb. Küster, Christiane Wilhelmine Henriette;
Verheiratet mit: ?;

Schulz besuchte die Domschule zu Schleswig und wurde am 24.10.1815 als stud. jur. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert. Er war Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“. Schulz zog als Kieler Student zum Wartburgfest, obwohl er sich kurz vorher, am 15.10.1817, wie ->Bruhn und ->Heseler an der Univ. Göttingen immatrikulieren ließ.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 415/170
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 10

Auch in Göttingen war er Mitglied der Burschenschaft „Holsatia“.

1820 legte Schulz in Gottorf das juristische Examen ab. 1825 war er Untergerichtsadvokat und 1834 Ober- und Landgerichtsadvokat in Schleswig.

Später, 1856, lebte er als Advokat in Flensburg.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 170: aus Schleswig, Schultz; SfB S. 5, Nr. 10: aus Holstein; ML (Nr. 203); Ev.-luth. KG Schleswig, TR St. Michaelis, Jg. 1796, Nr. 51; Sterbedatum nach Prüser/Achelis; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 54, Nr. 159; Archiv Sippen- forschung, Jg. 8, S. 207,Nr. 282.

stud. Göttingen;

 

Entweder:

Schumann, Heinrich Friedrich Ludwig
stud. philol. et theol. Göttingen;
* 05.05.1795 in Holzminden, Hzt. Braunschweig;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Johann Friedrich Heinrich (?-1834, 1816 Schullehrer und Kantor in Holzminden);
Mutter: Sch. geb. Fettköther, Johanne Sophia Eleonore;
Verheiratet mit: ?;

Schumann immatrikulierte am 06.05.1816 als stud. philol. et theol. an der Univ. Göttingen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 417
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Ev.-luth. KG Holzminden, GR Jg. 1795, S. 247, Nr. 23 SR Jg. 1834, S. 239, Nr. 43.

 

Oder:

 

Schumann, Samuel Friedrich
stud. jur. Göttingen;
* ? in Danzig, Westpreußen, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
?;
Vater: Sch., Jac. Ernst (Präsident zu Danzig);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Schumann immatrikulierte am 18.04.1816 als stud. jur. in Göttingen.

Einquartierung: Meister Philipp Ebhardt (5)
Präsenzliste: 417
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: „Schumann - Göttingen“; WL Nr. 168; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Göttingen;
* 11.03.1799 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 17.01.1871 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Johann Christian Ludwig (Notar, 1814 Licent-Einnehmer (Steuer-Einnehmer) in Schwerin);
Mutter: Sch. geb. Thiel, Louise Friederika Charlotta;
Verheiratet mit: ?;

Schweden wurde am 19.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert und trat der Landsmannschaft „Vandalia“ bei.

Einquartierung: Meister Hebig (723)
Präsenzliste: 418/153
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Heidelberg, immatrikuliert am 16.11.1818. Auch hier war er Mitglied der Landsmannschaft „Vandalia“.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 153; EQ Bl. 68; WL Nr. 23; Ev.-luth. KG Schwerin, TR St. Nicolai Jg. 1799 [Standort: Domarchiv Ratzeburg]; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. theol. Jena;
* 25.07.1797 in Westrum, Jeverland, Hzt. Oldenburg;
+ 08.06.1832 in Waddewarden, Ghzt. Oldenburg;
ev.-luth.;
Vater: Sch., Ludwig August (1766-1827, ab 1790 Pfarrer in Westrum, 1805 in Cleverns, 1814 in Sande);
Mutter: Sch. geb. Wardenburg, Wilhelmine Marie;
Verheiratet mit: ?;

Schween verlebte seine Kindheit in Cleverns und besuchte ab Frühjahr 1813 (ab Prima) das Gymnasium in Jever.

Am 02.05.1816 wurde er als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und nahm deren altdeutsche Tendenzen ernst.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 419/336
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

1819 kehrte er nach Sande zurück und wurde ab Michaelis d. J. Präzeptor des Jeverschen Gymnasiums.

Über sein weiteres Leben berichtet er anschaulich in einer um 1830 geschriebenen Autobiographie („Verzeichnis aller Vicariorum... in Waddewarden“).

Er „bat 1821 im Herbst um Entlassung [aus dem Schuldienst], weil er sich nicht für ein ordentliches [?] Amt, am wenigsten für ein Schulamt geeignet fühlte; am 17. März präd. er in Oldenb. u. wurde d. 20. [März] dort examinirt 1822 [als Geistlicher]; mit dem Oster-Examen [1822] legte er die Stelle [als Lehrer] nieder und begab sich mit Erlaubnis des Superintendenten nach Wangeroog um [als Geistlicher] die dortige Vacans zu verwalten u. das Eyland kennen zu lernen. Im Herbst wurden ihm die Einkünfte für das verfloßne Halbjahr zugesichert, welche er auch später ohne weitere Zusicherung genoß. Im Sommer 1823 ließ ihm der oldenburgische Consist.-Praesident Geh. R. R. Runde unter d. Hand die Versicherung geben: wenn er seine über die Schulter herabhängenden Haare [= „altdeutsche Tracht“] abschnitte würde ihm in wenig Wochen die Bestallung zu Theil werden. Theils weil dies seinen Unwillen erregte, theils weil bey allen seinem Planen ihm die Badeanstalt im Wege stand, zog er vor, jedem Mißgeschicke entgegen zu gehen. Am 22ten Sptbr. 1823 wurde er dann abberufen u. zog im November nach Sande, nachd. er im Oktober eine Abschieds-Prädigt gehalten. Am 20ten August 1824 nahm er dann auf den Rat des Rectoris, seines vielgeliebten Lehrers, das Praeceptorat [am Gymnasium in Jever] einstweilen wieder an, wo er die vollen Einnamen erhielt bis an den Tag, wo er ohne Anzeige nach Wangeroog in Geschäften des dortigen Armen[?]-Juraten verreiste und durch Sturm vom 23-30ten Nov. d. J. dort vestgehalten wurde. Am 7ten Januarii 1825 wurde er hier-her [d. h. nach Waddewarden] berufen, zog am 20ten d.M. ein, erhielt vom 21ten Febr. die Verheißung [?], wenn er sich wieder äußerliche Sonderlichkeiten aneignete sogleich v. d. Verwaltung des Pfarramtes befreyt zu werden, und wurde am 2ten Ostertage introduzirt, nachdem er Dom. Invocavit 182/205 in Jever ordinirt worden.“

Diese Autobiographie wird ergänzt durch eine allerdings von Unverständnis zeugende Bemerkung der Waddewardener Chronik, in der es u. a. heißt: „Ein überspannter Mensch, der kein Scheermesser an sein Haupt kommen ließ, meistens im Freien schlief u. a. m. Diese Sonderbarkeiten zwangen ihn, die ihm übertragenen Ämter bald aufzugeben.“

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 336; Ev.-luth. KG Waddewarden-Westrum, Verzeichnis aller Vicariorum oder Pfarrgehülfen in Waddewarden, Nr. 20; ebd., Chronik I der Gemeinde Waddewarden, 1888, Nr. 20 [handschriftlich, Standort Ev.-luth. PA Waddewarden-Westrum]; UB Jena, Matrikel: 02.05.1816; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666: 25.04.1816; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 544; Ramsauer, Prediger Herzogtum Oldenburg, S. 45, 240, 253; Auskünfte (Quellenabschriften) durch Pfarrer Arthur Welke, Waddewarden.

o. Prof. d. Rechte, Univ. Jena, Rat am ernestinischen Oberappellationsgericht Jena, Gothaischer Geheimer Hof- und Justizrat;
* 01.11.1781 in Naumburg a. d. Saale, Kfstm. Sachsen;
+ 26.10.1856 in Clodra bei Weida, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: Schw., Christian (1758-1818, Kauf- und Handelsmann zu Naumburg, später Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Mosen, Clodra, Meilitz und Reinsdorf);
Mutter: Schw. geb. Frenkel, Christiane Dorothea (1758-1820);
Verheiratet mit: ?;

Schweitzer studierte von 1799 bis 1802 an der Univ. Leipzig, immatr. 01.04.1799, und promovierte hier am 21.04.1803 zum Dr. jur. (Quaestionum forensium de firma mercatorum specimen, Leipzig 1803). Nach einigen Jahren als Privatdozent in Wittenberg (1803-1806) und Sächsischer Notar wurde er Rechtsanwalt in Ronneburg und schließlich 1810 Professor an der Universität Jena, o. Beisitzer im Jenaer Schöppenstuhl und Angehöriger des ernestinischen Hofgerichts. Er war Mitbegründer des „Archivs für zivilrechtliche Praxis“. Seine wissenschaftliche Tätigkeit ist im ganzen jedoch von geringer Bedeutung. Schweitzer war vor allem Praktiker: ein Verwaltungsfachmann von erheblichen~ organisatorischem Geschick. Er bewährte sich in den Jahren 1813 bis 1816 in staatlicher Funktion des (Groß-)Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und legte damit die Grundlagen zu seiner späteren Karriere. 1813 bereits Hofrat, war er Deputierter der Jenaer Universität bei der Weimarer Landschaft sowie Vorsitzender der Jenaer Polizeikommission. 1816 erhielt er das Ritterkreuz des weimarischen Hausordens vom weißen Falken, 1819 das Komturkreuz, 1825 anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Carl August schließlich das Großkreuz des Hausordens, doch soll er die Verleihung des Adels abgelehnt haben. Zu Ehren Carl Augusts veröffentlichte er 1825 seine letzte Druckschrift: „Öffentliches Recht des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eise nach“ (Teil I).

Schweitzer war 1813 ein einsatzfreudiger deutscher Patriot. Obgleich Familienvater, meldete er sich wie ->Kieser zum Weimarischen Freiwilligenkorps, doch wurde die Bewerbung mit dem Hinweis auf seine Unentbehrlichkeit im Weimarer Staate vom Herzog abgelehnt. Im Gegensatz zur ängstlichen Distanz des größten Teils des Jenaer Senats, der bei den zahlreichen Truppendurchzügen und sonstigen Beschwernissen, die das Jahr 1813 für Stadt und Universität Jena brachten, weniger Patriotismus als Sorge um Wahrung der akademischen Privilegien (Befreiung der Professoren von Einquartierungen usw.) an den Tag legte, arbeitete Schweitzer als Beauftragter der Universität eng mit den kommunalen und staatlichen Stellen zusammen. Mit großer Aktivität bemühte er sich um die reibungslose Bewältigung der anfallenden außergewöhnlichen organisatorischen Aufgaben. Verdienste erwarb er sich vor allem 1814/15 beim Aufbau des weimarischen Landsturms und wurde Feldoberst des III. (Jenaer) Banners. Vom Juni bis November 1815 arbeitete er in der deutschen Zentralverwaltungsbehörde des Freiherrn vom Stein in Frankfurt a. M.

Nach dem Kriege wurde vor allem 1816 sein Anteil an der Verfassung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach wichtig, an deren Ausarbeitung er -- wiederum als Vertreter der Universität Jena - mitwirkte. Es war im wesentlichen sein Verdienst, dass das Recht der Untertanen auf drei juristische Instanzen, das Recht auf Klage gegen den Fiskus sowie die Verkündung der Pressefreiheit in die Verfassung aufgenommen wurden. Ein vierter Punkt, der Schweitzer besonders am Herzen lag - die Forderung, keinen Beamten ohne Urteilsspruch zu entlassen -, scheiterte am Widerstand des Großherzogs Carl August, der im alten Sinne der Machtstellung des aufgeklärten Absolutismus die alleinige Gewalt über seine Staatsdiener beanspruchte.

Schweitzer war zu dieser Zeit in seiner politischen Haltung ein Vertreter des bürgerlichen Frühliberalismus mit dem Wunsche nach einer Vereinheitlichung der politischen Verhältnisse Deutschlands. Er wünschte bürgerlich-liberale Veränderungen nicht nur im Weimarer Staate, sondern im ganzen Bundesgebiet, erstrebte jedoch entsprechend seiner Mitarbeit an der Gesetzgebung eines deutschen Kleinstaates, „Reformen von oben“. In diesem Sinne hat er auch in der nationalen Frage den Deutschen Bund zwar nicht voraussetzungslos bejaht, ihn aber doch als günstigen Ausgangspunkt und als gute Möglichkeit einer friedlichen Weiterentwicklung zu einer stärkeren Vereinheitlichung Deutschlands angesehen. „Daß die Bundesakte [von 1815]“, erklärte er im Verhör (24.11.1817) nach dem Wartburgfest, „noch nicht das gegeben hat, was wir nach langem Kampfe um Deutschland erwarten durften, ist oft gesagt worden, und kann vorkommendenfalls den Studierenden nicht verschwiegen werden; aber die Mehrzahl der Studierenden kennt auch den Wert der Bundesakte, der ruhigen gesetzlichen Hindeutung auf die uns nottuende Einheit zu gut, als daß sie sich daran vergreifen sollte.“

Schweitzers Teilnahme am Wartburgfest war - das ist im Hinblick auf sein weiteres Leben aufschlussreich -, ein Zufall. Er befand sich dienstlich in Eisenach. Während ->Fries, ->Kieser und ->Oken mit der Absicht nach Eisenach reisten, an der Feier ihrer Studenten teilzunehmen, entschloss sich Schweitzer erst am Vorabend des Festes dazu (vgl. ->Lynker). Als Jenaer Professor stand er dann am nächsten Tag allerdings im Mittelpunkt der Ovationen und wurde vom Schwung des Festes stark beeindruckt: „zurückdenkend an die Zeit meines Studentenlebens mußte ich mir sagen, daß hier ein anderes Geschlecht heranwachse, und in diesem Geschlecht eine bessere Zeit kommen mußte“ (Verhörsaussage 24.11.1817). Schweitzer erkannte auch sehr deutlich den nationalen Gehalt des Festes, vermied es jedoch im Gegensatz zu seinen Jenaer Kollegen, in den Vivats- und Trinksprüchen auf der Wartburg politische Gedanken anzudeuten. Auch der Verbrennungsszene wohnte er nicht bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 420
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Fest wurde er wie ->Fries, ->Kieser und ->Oken am 24.11.1817 in Jena auf Befehl Carl Augusts durch den amtierenden Prorektor verhört und verteidigte hierbei die Wartburgfeier. Auf Grund der scharfen, gerade die Professoren beschimpfenden Presseangriffe gegen das Fest sowie der Denunziation des preußischen Geheimrats von Kamptz (an Carl August, 06. u. 27.11.1817) verfassten Schweitzer, ->Oken und ->Kieser am 19.01.1818 eine Gegenklage. In den folgenden Prozessen gegen ->Fries hat er diesem mehrfach als juristischer Berater beigestanden und auch in seiner Eigenschaft als Mitglied des Oberappellationsgerichts(1) geholfen, die Angriffe des Auslandes abzuschlagen. Er bemühte sich, den Weimarer Staat, mit dem sein eigener beruflicher Werdegang verknüpft war, zu decken. Während ->Oken 1817/18 offensiv und frei von persönlicher Rücksichtnahme den Angriffen gegenübertrat, hierbei auch mit den Weimarer Justizstellen in Konflikte kommen musste, hielt sich Schweitzer jedoch zurück. In den Fragen des politischen Kampfes zwischen Universität/Studentenschaft und Weimarer Staat, der sich ab 1817 im Kampf um die Verwirklichung der verfassungsmäßig garantierten Pressefreiheit innerhalb des Weimarer Großherzogtums abzuzeichnen begann, schwenkte er auf die Seite des Weimarer Staates und wurde später z. T. geradezu der Gegenpart der Universität Jena. Als er im Sommer 1818 in das Weimarer Staatsministerium berufen wurde, lagen trotz seiner Teilnahme am Wartburgfest genügend Beweise für seine staatstreue Gesinnung vor. 1818 Geheimer Staatsrat mit Sitz und Stimme im Staatsministerium, avancierte er 1825 zum Geheimrat, 1828 - wenige Wochen nach dem Regierungsantritt des neuen Großherzogs Karl Friedrich (1828-1853) - zum Wirklichen Geheimrat mit dem Titel „Exzellenz“, 1843 zum Staatsminister.

Schweitzer wurde nach Goethes Tod (1832) dessen Nachfolger der „Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Kunst und Wissenschaft“ und behielt auch später als Leiter des III. Departements des Weimarer Staatsministeriums die Verantwortung für die Kirchen- und Schulangelegenheiten des Großherzogtums. Während seiner Amtszeit konnte der wissenschaftliche Hochstand der Jenaer Universität der „klassischen Zeit“ (ca 1785-1819) nicht gehalten werden. Die durch die Karlsbader Beschlüsse von 1819 schwer getroffene Hochschule sank immer stärker auf das Niveau einer Provinzuniversität. Es lag das weniger an Schweitzer als an den allgemeinen rückständigen gesellschaftlichen Verhältnissen der ernestinischen Kleinstaaten, die nicht mehr in der Lage waren, den mit dem Entstehen des industriekapitalismus auftretenden neuen Anforderungen an eine Universität gerecht zu werden (Institutsneubauten, Vergrößerung des Universitätsfonds usw.). Hinzu kam jedoch ein stark konservativer Kurs der Weimarer Politik unter Karl Friedrich, dem Schweitzer voll zustimmte. Schweitzer trat u. a. gegen die von der liberalen Opposition des Landtages geforderte Zusammenlegung des Kammervermögens mit der Landschaftskasse auf, lehnte eine Beschränkung der großherzoglichen Ausgaben durch eine Zivilliste ab, war ein Gegner der Forderungen nach Öffentlichkeit der Landtagssitzungen und setzte sich für den Eintritt des Weimarer Staates in den zum Scheitern verurteilten Mitteldeutschen Handelsverein ein. Seine immer stärker zum Konservatismus neigende Haltung und die sich bewusst dem Fortschritt verweigernde Politik kleinstaatlicher Observanz drückte er in der Maxime aus, dass es in der Politik besser sei, sich „des Mangels an Muth als des Übermuths bezüchtigen [sic!] zu lassen“.

Zur Zeit des Ausbruchs der Revolution war Schweitzer sowohl bei breiteren Schichten der Bevölkerung als auch der liberalen Opposition verhasst. Er wurde am 11.03.1848 gestürzt. An der Spitze der revolutionären Protestaktionen gegen den ehemaligen „Wartburghelden“ von 1817 standen vor allem auch Jenaer Studenten.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Schweitzer zum größten Teil auf seinem Gut Clodra. Er wurde hier „ein fleißiger Kirchengänger“ und lehnte alle demokratischen Ansätze „seiner Clodraer“ (Gemeindeversammlungen usw.) strikt ab.

Anmerkungen:

(1) Auf Grund Artikel 12 der Bundesakte, wonach sich Bundesstaaten mit weniger als 300.000 Einwohnern mit anderen wegen eines gemeinsamen obersten Gerichts vereinigen sollten, war am 30.12.1816 in Jena ein gemeinsames ernestinisches Oberappellationsgericht geschaffen worden, das an die Stelle des bisherigen Hofgerichts trat. Schweitzer war hier als Jenaer Professor 4. akademischer Rat.

Qu. u. Lit.:

LHA Weimar, Best. A, Nr. 8713m [o. P. Konzept Bericht v. Fritsch über Wartburgfest, vor 28.12.1817]; ebd. Best. A, Nr. 8715, Bl. 2-6; ebd. Best. A, Nr. 8722, Bl. 42-46; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 16, Bl. 126, 245; ebd. Kasten schwarz, 428, Nr. 17, Bl. 106; Ev.-luth. KG Naumburg, GR St. Wenzel, S. 50 b u. 96 b; Ev.-luth. KG Mosen, SR Jg. 1818, S. 18, Nr. 4; Jg. 1820, S. 22, Nr. 9 [Standort: Ev.-luth. PA Endschütz]; Ev.-luth. KG Clodra, SR Jg. 1856 [Standort: Ev.-luth. PA Teichwitz b. Weida]; UA Leipzig, Matrikel; zahlreiche (noch nicht ausgeschöpfte) Aktenbestände im LHA und im UA Jena, z. B. UA Jena, Best. A, Nr. 213 (Tätigkeit im Jahre 1813), Nr. 2336 (Verhältnis zu den Studierenden 1815/16) usw.; UB Jena, Nachlaß Fries, II, 182-193; Schweitzer, Öffentliches Recht Sachsen-Weimar-Eisenach; ADB, Bd. XXIII, S. 367-370; Fläschendräger, Feiern Salana 1848, S. 268 f.; Günther, Lebensskizzen Professoren Jena, S. 84-85; Hartung, Großherzogtum Sachsen unter Carl August (Register); Hess, Geheimer Rat in ernestinischen Staaten, S. 256, 262, 355, 413; Hotzel, Staatsmännische Wirksamkeit Schweitzers; Patze, Zollpolitik thüringischer Staaten, S. 169 u. ö.; Schorn, Nachklassisches Weimar (Register); Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, S. 341; Steiger/Leber, Schweitzer (z. T. wörtlich übernommen); Steiger, Aufbruch, Register; Steiger, Biographie Schweitzer.

Landesdirektions-Vizepräsident in Eisenach;
* 1771 in ?;
+ 1844 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: Henriette Sophie Auguste von Schwendler, geb. Von Mützschefahl;

Schwendler war staatlicherseits verantwortlich für die Vorbereitung des Wartburgfestes. Im Auftrage des Großherzogs Carl August gab er u. a. die Anweisung, Brennholz für die geplanten Siegesfeuer auf dem Wartenberg bereitzustellen. Schwendler stand dem Fest wohlwollend gegenüber (vgl. auch ->Egloffstein, ->Motz).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 421
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

Keil, Burschenschaftliche Wartburgfeste (passim); Kühn, Wartburgfest, S. 28, 31-33, 35; Hess, Geheimer Rat in ernestinischen Staaten, S. 361.

Gattin des Friedrich Christian August von Schwendler, des Landesdirektions-Vizepräsidenten von Eisenach;
* 1773 in ?;
+ 1853 in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: Friedrich Christian August von Schwendler;

Sie nahm als Beobachterin lebhaften Anteil an Vorbereitung und Verlauf des Festes.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 422
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach dem Wartburgfest schrieb sie anonym einen das Fest verteidigenden und die Angriffe gegen die Wartburgfeier mit geistreichem Spott zurückweisenden Erlebnisbericht.

Qu. u. Lit.:

Neue Speyerer Zeitung, 27.11.1817, Beschreibung Wartburgfest aus weiblicher Feder.

St

stud. jur. Leipzig;
* ? in Jetsch bei Luckau, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: wahrscheinlich St., Ernst August Wilhelm von (?-1818, Major in Kurfürstl. Sächs. Dienst, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Jetsch;
Mutter: wahrscheinlich v. St. geb. von Flemming, Emilie Wilhelmine Friederike (?-1810, vmtl. im Alter von 39 Jahren);
Verheiratet mit: ?;

Staff wurde am 20.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Leipzig immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Rinck (39)
Präsenzliste: 423/69
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

Eltern konnten nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden, da die Kirchenbücher von Jetsch (Niederlausitz) erst mit dem Jahre 1802 beginnen. Vermutlich aber

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 69; EQ Bl. 75; GW Eintragung 15.10.1817; WL Nr. 84; Ev. KG Jetsch, KB 1802-1823 [Standort: PA Kasel-Golzig über Luckau; KB erst ab 1802 vorhanden]; UA Leipzig, Matrikel: Heinrich Eduard von St. aus Jetsch bei Luckau/Niederlausitz.

stud. jur. Jena;
* 04.05.1795 in Ostheim v. d. Rhön, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: St., Johann Georg (1764-?, Tuch- und Hutmacher);
Mutter: St. geb. Genßler, Maria Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Stapff wurde am 05.05.1815 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 424/304
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4, Nr. 17

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 304; EQ Bl. 68; SfB S. 4, Nr. 17; ML (Nr. 213); WL Nr. 30; Ev.-luth. KG Ostheim v. d. Rhön, TR Jg. 1795, S. 410, Nr. 29; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1660 (SS 1815); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 335.

stud. jur. Jena;
* 21.03.1797 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 11.06.1881 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: St., Johann Christian Thomas (1764-1840, Kupferstecher);
Mutter: St. geb. Schwabe, Christiana Wilhelmina (1771-1861);
Verheiratet mit: ?;

Starcke wurde am 29.10.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und wurde einer ihrer aktivsten Mitglieder.

Einquartierung: Benjamin Eichel (65)
Präsenzliste: 425/126
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 2

1817 und 1818 war er Mitglied des Ausschusses, 1818 und 1819 gehörte er dem Vorstand der Burschenschaft an.

Später war er in Weimar als Jurist tätig.

1858 nahm er an den Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 126: Stark; EQ Bl. 69; SfB S. 8, Nr. 2; ML (Nr. 214); WL Nr. 228; Keil, Wartburgfeste, S. 104; Ev.-luth. KG Weimar, TR Stadtkirche, Jg. 1797, S. 318: Starcke; Jg. 1771, S. 221b; Jg. 1764, S. 58b; UB Jena, Matrikel; UB Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17): Stark; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 300; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; UB Jena, Stammbuch Münzer, Bl. 18 (Eintragung Jena, August 1818); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 60, 68, 75, 283, 288.

stud. jur. Heidelberg;
* ? in Angerburg, Ostpreußen, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: St., Carl von („Edelmann“);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Sternenfels wurde am 13.10.1814 als stud. jur. an der Univ. Heidelberg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 426
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW, Eintragung o. D. (= 15.10.1817); FE, 17.-20.10.1817; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

stud. theol. Jena;
* 22.03.1795 in Großfahner, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: St., Georg Elias Gottlieb (1754-?, Pfarrer zu Großfahner);
Mutter: St. geb. Weißenborn, Karoline Johanette (Pfarrerstochter);
Verheiratet mit: ?;

Stetefeld war der älteste Bruder von ->Carl Christoph Stetefeld. Er war Schüler des Gymnasiums in Gotha und legte hier Ostern 1816 sein Abitur ab. Am 13.05.1816 wurde er als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 427/251
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 9

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 251; SfB S. 13, Nr. 9; ML (Nr. 215); Ev. KG Großfahner, GR Jg. 1795; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 270.

stud. theol. Jena;
* 03.02.1795 in Großfahner, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ nach 1858 in Leina, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.;
Vater: St., Georg Elias Gottlieb (1754-?, Pfarrer zu Großfahner);
Mutter: St. geb. Weißenborn, Karoline Johanette (Pfarrerstochter);
Verheiratet mit: ?;

Stetefeld war der jüngere Bruder des ->August Heinrich Christian Stetefeld. Er war wie sein Bruder Schüler des Gymnasiums in Gotha und immatrikulierte wie er am 13.05.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena. Auch er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 428/252
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 10

Später war er Pfarrer in Leina bei Gotha, wo er auch starb. 1858 war er Teilnehmer der Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 252; SfB S. 13, Nr. 10; ML (Nr. 216); Ev. KG Großfahner, GR Jg. 1797; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 269; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858.

Schüler des Gothaer Gymnasiums;
* 22.02.1801 in Arolsen, Fstm. Waldeck;
+ 23.08.1849 in Venedig, Kgr. Lombardo-Venetien, Kst. Österreich;
jüdisch, 1814 ev. getauft (Umwandlung des Vornamens Harry in Heinrich Wilhelm August);
Vater: St., Jakob (1769-1832, jüdisch, 1819 ev. getauft auf die Namen Friedrich Jakob, Bankier und Großkaufmann sowie Hofagent;
Mutter: St. geb. Meyer, Friederike (jüdisch, 1819 ev. getauft);
Verheiratet mit: Charlotte Willhöfft (1806-1834, Heirat mit ihr 1828);

Stieglitz wuchs in der Residenz des Fürstentums Waldeck, in Arolsen, als Kind einer der wohlhabendsten Bürgerfamilien des Landes auf. Trotz des „hohen Wohlstandes“ der Eltern in „anspruchsloser Einfachheit“ erzogen, glich die Kindheit einer bürgerlichen Idylle inmitten einer kleinstaatlichen Umwelt. Naturerlebnisse, Berge und Burgen der engeren Heimat, geschichtliche Erinnerungsstätten wie die Externsteine im benachbarten Teutoburger Wald beeindruckten den begabten und phantasiereichen Knaben stark.

„Die nachhaltigsten Eindrücke“ der Knabenjahre fielen „in die Zeit der französischen Zwingherrschaft, deren Druck zwar unser kleines Fürstenthum unter seinem angestammten, souverän belassenen Herrscherhause und bei seinen damals noch sehr schlechten Landstraßen nicht unmittelbar empfand, die aber ... im Gegensatze zu den Vorgängen und Stimmungen zu Füßen des benachbarten westphälischen Thrones im Waldeckerlande von Alt und Jung mit deutschestem Hasse betrachtet wurde. Lieder zum Preise Hermanns, des Vaterlandsbefreiers, Schills und Braunschweig-Oels‘, Andreas Hofers und Dörnbergs, die Namen und der Thatenruhm des Siegers von Aspern und all der Edlen, welche in der Zeit tiefster Erniedrigung des gemeinsamen Vaterlandes muthig ihre tapfre Brust der schmählichen Knechtschaft entgegenzustemmen gewagt, nährten und erfüllten unsere Phantasie, wenn wir in knabenhaften Spielen ernste Wettkämpfe ausführten, in denen natürlich stets die Partei der Franzosen unterliegen mußte“ (Selbstbiographie, S. 16/17).

Von solchen Eindrücken erfüllt kam Stieglitz im Herbst 1815 auf das Gymnasium in Gotha. In diese Zeit fallen die ersten dichterischen Versuche des Schülers: Verse „roh und ungestalt und ohne Begriff von Maß und Regel, aber von Liebe für Vaterland und Freiheit, von Haß gegen Knechtschaft und Unterdrückung, von seligen Träumen eines besten Zustandes vollendeter Menschheit erfüllt“ (Selbstbiographie, S.19). Zu der Begeisterung für die deutsche Geschichte kam in Gotha die bereits auf der Schule in Arolsen geweckte Liebe zu Griechenland, wobei der Unterricht des klassischen Philologen Friedrich Jacobs (vgl. ->Friedrich Wilhelm Josias und Gustav Jacobs) mit seiner Verbindung von deutschem Patriotismus und antikem Freiheitspathos bedeutsame und für die Zukunft weiter wirkende Anregungen bot. Wahrscheinlich durch seine Freundschaft mit dem bereits in Jena studierenden ->Rein sowie die Bekanntschaft mit ->Scheidler, ->Romberg und den Brüdern ->Jacobs kam er mit den burschenschaftlichen Ideen der benachbarten Universitätsstadt in Berührung. Unbeschwert vor eventuellen Strafen nahm er am Wartburgfest teil, dichtete auch ein „Bergmannslied“, das „von den Bergleuten zu Friedrichroda am dritten Jubelfest der Reformation 1817“ gesungen wurde und büßte „nicht ohne stolz beglückendes Märthyrerbewußtsein“l nach der Rückkehr von der Wartburg „das Miterlebnis dieses unvergeßlichen Ereignisses ... mit dem Karzer wegen unerlaubter Schulversäumnis“ (Selbstbiographie, S. 26).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 429
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 12

Im Frühjahr 1820 bezog er die Univ. Göttingen, auf der in der Regel die Waldecker Landeskinder studierten, immatrikuliert am 27.04.1820. Hier führte er ein ungebundenes, von Rücksichten auf spätere Berufsmöglichkeiten unbeschwertes Studentenleben. Er betrieb, u. a. vor allem mit seinen studentischen Freunden Karl Lachmann (1793-1851) und Wilhelm Eduard Wilda (1800-1856), den späteren bekannten Germanisten, literarhistorisch-ästhetische Studien „voll schwärmender Romantik und ideeller Träume“ und trat in persönliche Beziehungen zu dem Ästhetiker Friedrich Bouterwek (1766-1828, ab 1797 Prof. d. Philosophie in Göttingen).

Da ihm der nüchterne Kaufmannsberuf des Vaters in der Enge von Arolsen wenig zusagte, erstrebte er die akademische Laufbahn, wurde Assistent bei Bouterwek und sollte nach dem Wunsche des Lehrers dessen Nachfolge auf dem Göttinger Lehrstuhl für Philosophie antreten. Das zerschlug sich durch den unerwarteten Tod von Bouterwek (1828). Hinzu gekommen war die Ausweisung aus Göttingen; 1822 wurde er, laut Universitätsakten, als ein „sehr überspannter Schwärmer“ auf Grund „eines von ihm verfassten, einige bedenkliche Stellen enthaltenden Liedes ... [und] wegen Verdachtes der Teilnahme an einer geheimen Verbindung vernommen“ mit acht Tagen Karzer bestraft und danach auf Anordnung des Universitätskuratoriums Hannover am 10.04.1822 mit dem consilium abeundi bestraft. Dieses Lied - Titel: „Den scheidenden Freunden gewidmet zum Abschieds-Kommers den 9. März 1822“ - war ein Protest gegen die Unterdrückung studentischer Freundschaftsbünde durch die Karlsbader Beschlüsse und ein Bekenntnis zur deutschen Einheit. In ihm hieß es u. a. (Verse 2 - 4):

„Doch ob sich unsre Pfade trennen,
Die heilge Gluth der Jünglingsbrust
Wird ewig fort im Herzen brennen
Mit ungetheilter Strebelust;
Die bricht, zur Flamme angefacht,
Einst durch des Vaterlandes Nacht.

Selbst wenn durch finst‘re Machtbefehle
Tyrannenfurcht die Form zerreißt,
So lebt doch tief in uns‘rer Seele
Des reinen Bundes Feuergeist,
Bringt auf des Herzens Hochaltar
Dem Vaterlande Opfer dar.

Ja, Vaterland! Dir wolln wir stehen,
Vereint durch treues Bruderband,
Mit Muth des Lebens Kampf bestehen
Nur dir die Seele zugewandt.
Heil uns, begrüßt uns einst der Tod
In deiner Freiheit Morgenroth!“

Auf Wunsch des Vaters, „der bei durchmusterndem Erwägen aller Universitäten der möglichst ruhigen sich zuneigte“ ging er anschließend zur Fortsetzung der Studien nach Leipzig (immatrikuliert am 15.05.1822 als stud. phil., testimonium morum am 10.04.1824), wo er vor allem seine Griechenland-Kenntnisse vervollständigte und die Vorlesungen von Wilhelm Traugott Krug (1770-1842, ab 1809 Prof. d. Philosophie in Leipzig) besuchte. Krug war der erste in Deutschland, welcher der anlässlich des griechischen Befreiungskampfes (07.03.1821) einsetzenden Sympathiebewegung für Griechenland ein Ziel und einen Weg wies, durch seine Schrift „Griechenlands Wiedergeburt“ (Ostern 1821) für die Rechte der griechischen Patrioten eintrat und im Herbst 1821 zur Bildung von Griechenvereinen in Deutschland aufrief (01.08.1821: „An meine deutschen Mitbürger“). Stieglitz schloss sich begeistert dem „Philhellenentum“ an. Da er - wahrscheinlich auf Grund fehlender finanzieller Mittel und wohl auch mit Rücksicht auf die Eltern und auf Grund seiner Liebe zu Charlotte Willhöfft (1806-1834, Heirat mit ihr 1828) - nicht als Freiwilliger nach Griechenland ziehen konnte, veröffentlichte er im Frühjahr 1823 gemeinsam mit dem ebenfalls in Leipzig studierenden Dichter Ludwig Große (immatr. 19.11.1822, stud. jur.) eine Lyriksammlung „Gedichte, herausgegeben zum Besten der Griechen“ (Leipzig 1823). Als „Dankopfer auf den Altären der Freiheit“ sollte der Erlös des Buches den griechischen „Kampf um Freiheit und Bürgerehre“ unterstützen, die Bildung von Griechenvereinen in Deutschland fördern und als materielle Hilfe für Kriegsfreiwillige verwendet werden. Als Beispiel der Lyrik von Stieglitz sei das Widmungsgedicht „An Hellas“ zitiert:

„Hellas, mit erneuten Glanze
Geht Dir hell die Sonne auf,
Mit des Ruhmes frischem Kranze
Glänzt sie Deinem Thatenlauf.

Zu der Freiheit goldner Krone
Einen ihre Strahlen sich,
Und dem edlen Kampf zum Lohne
Schmückt des Lorbeers Blüthe Dich.

O laß schwellen sie und reifen! -
Laß des Winters Stürme nicht
Von dem Baum die Blüthe streifen
Die so schöne Frucht verspricht.“

Diese Gedichtsammlung wurde allgemein positiv aufgenommen. Uhland dankte in freundlichen, ermunternden Worten für die Übersendung des Buches und einer gleichzeitigen Geldspende zum Besten des württembergischen Griechenland-Hilfsvereins. Persönliche Bekanntschaften mit Uhland, Jean Paul und vor allem mit Johann Peter Eckermann (1792-1854) schlossen sich an. Am 10.11.1823 folgte, wohl durch Eckermann vermittelt, ein Empfang bei Goethe in Weimar, der die Griechenlieder wohlwollend aufnahm und auch späterhin die schriftstellerischen Werke von Stieglitz mit lobendem Interesse verfolgte.

Im WS 1823/24 wechselte Stieglitz an die Univ. Berlin. Er war hier vom 01.05.1824 - 22.07.1826 immatrikuliert, um sich durch ein vertiefendes Philologie- und Philosophiestudium auf die Hochschullehrerlaufbahn vorzubereiten. Er hörte besonders bei August Boeckh (1785-1867, ab 1811 Prof. d. Beredsamkeit und der alten Literatur an der Univ. Berlin) und Philipp Karl Buttmann (1764-1829, ab 1811 Bibliothekar und Prof. d. alten Sprachen), wurde vor allem aber weltanschaulich ein Schüler und sehr bald auch ein Freund Hegels. 1831 bezeichnete er Hegel als

„Monarch im Reich der Geister,
den ich stets mit Herz und Munde
freudig pries als Herrn und Meister“.

Mit seiner geistreichen Gattin verkehrte er in den führenden bürgerlichen Salons der preußischen Hauptstadt, hatte Beziehungen zu Berliner Künstlerkreisen, vor allem zu dem Bildhauer Christian Rauch (1777-1857), seinem Landsmann aus Arolsen, schloss enge, auf gleicher Gesinnung beruhende Bekanntschaften mit jungen Gelehrten wie Karl Simrock (1802-1876)(1) und stand in Gedankenaustausch mit Heinrich Heine und Ferdinand Freiligrath, der Stieglitz besonders verehrte.

Nachdem er am 22.07.1826 an der Berliner Universität zum Dr. phil. promoviert hatte (De Marci Pacuvii Duloreste) wurde er, da ihm die Gelehrtenlaufbahn nicht zusagte, Hilfsarbeiter, später Kustos, an der Kgl. Bibliothek in Berlin und Hilfslehrer am Joachimsthaler Gymnasium, war aber vor allem schriftstellerisch tätig. Sein Leben in Berlin wurde 1834 durch den sensationellen Selbstmord seiner Frau (29.12.1834) unterbrochen. Diese Tat - Charlotte Stieglitz zählte neben Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen zu den „drei geistreichen Berliner Frauen“ dieser Zeit - stellte ihn in den Mittelpunkt des Berliner Stadtklatsches und machte seinen Namen stärker noch als seine bisherigen Werke in weiten Kreisen Deutschlands bekannt. Der Selbstmord war nach dem Urteil von Karl Gutzkow „in der That ein echtes sociales Drama, ... welches ... wie es stattfand, sich anlegte, steigerte und mit der tödtlichen Katastrophe abschloß, nur in unserer Zeit, unter den stattgehabten Umgebungen und am ehesten in der preußischen Hauptstadt sich ereignen konnte“ (Selbstbiographie, S. 458/459). Die Ursache lag in den unbefriedigenden äußeren Verhältnissen, denen das kinderlos gebliebene Ehepaar Stieglitz ausgesetzt war. „Berlin ist eine große Pensionsanstalt, Geheimeräthe, Hof- und Staatsräthe die Bankstelzen. Es wird gelernt, examinirt, räsonnirt, gekrittelt, wieder gelernt - und das Resultat ist immer ein Examen und gemäßes Testimonium mit etwaiger Prämie oder einem Ausputzer ... Man lernt, man kommt vorwärts; aber Alles spulend, ohne Freudig- keit, staubig, verklommen“ (Charlotte Stieglitz, 1834, Selbstbiographie, S. 207).

Die zur Bestreitung des Lebensunterhalts notwendige Berufsarbeit war für Stieglitz völlig unbefriedigend und wirkte bedrückend auf sein sensibles Gemüt:

„Was schaust denn du mich an, du Bibliothek? -
Dich lieb‘ ich nicht. - Mit Moderluft und Tode
Wehst du mich an ...
Dies Registriren, Katalogisiren,
Dies wunderholde Titelnumeriren,
Dies süßmelodische Leitersprossenzählen
In Bücheröde, Büchereinsamkeit!“

Der Widerspruch zwischen der ungeliebten Brotarbeit des Tages und der phantasieerfüllten schriftstellerischen Tätigkeit in den Nachtstunden („Bilder des Orients“, 4 Bde., Leipzig 1831-1833) führte bei Stieglitz zu seelischen Depressionen, krankhafter Reizbarkeit, schließlich zu geistiger Apathie und ließen bei Charlotte Stieglitz den Entschluss reifen, als eine Art „weiblicher Werther“ (so W. Menzel) ihren Mann durch eine ungeheure Tat zu erschüttern und aus seiner Tatenlosigkeit aufzurütteln.

Stieglitz hat diesen Schock von 1834 nur langsam überwunden. Nach Kuraufenthalten folgten unruhige Wanderjahre. Sie führten ihn u. a. nach Böhmen und in polnische Gebiete. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in München (1836-1838), wo er u. a. in den Künstlerkreisen um Peter Cornelius (1783-1867) und seinen Landsmann Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) verkehrte, ging er nach Italien und lebte vor allem in Venedig.

In seinen politischen Auffassungen gehört Stieglitz, wie seine Zusammenarbeit bzw. Bekanntschaft mit Freiligrath und Heine, später auch mit Herwegh zeigt, zu den Vertretern des literarisch orientierten bürgerlichen Liberalismus, wobei er sich im Verlaufe seines Lebens immer stärker zum kleinbürgerlichen Demokraten entwickelte. Er hat jedoch bis zum Vorabend der Revolution von 1848 jede gewaltsame Umgestaltung der bestehenden gesellschaftlichen Zustände abgelehnt.

Die Ausgangspunkte seiner politischen Auffassungen lagen in den Studentenjahren. In der Erinnerung an die Göttinger Zeit schrieb er 1845 das aufschlussreiche Selbstbekenntnis: „Oft habe ich bei dem Rückblick auf die schönen Stunden voll lebenskräftiger entwicklungsfähiger Keime, auf all die reichen Plane und Entwürfe in freudiger Gemeinsamkeit, die in diesem Kreise [der Göttinger Freunde] auftauchten, der wirklich herrliche Kräfte in sich barg, oft habe ich beim Rückblick auf jene Zeit der edelsten Hoffnungen zu gemeinsamem Wirken für das Vaterland, bald schmerzlich bewegt, bald bitter lächelnd mich gefragt: ‚Wärens Träume nur gewesen?‘ - Und dann habe ich wieder fortgeschäftert in dem, was mir zunächst oblag, immer mehr überzeugt, daß, wie unser Leben nun einmal gestaltet ist, alle ~ntwicklungen nur langsam und allmählig gedeihen können, und daß ohne Gunst der Ereignisse kein Wollen stark genug, zum Ziele zu führen. Aber mit jenem im Bunde kann Unglaubliches geschehen“ (Selbstbiographie, S. 47).

Stieglitz lehnte das Metternichsche System ab. Als er dem Fürsten Metternich im Jahre 1835 anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Ferdinand (1793-1875) in Prag begegnete, bezeichnete er diesen mit „schmerzlich-höhnischen“ Worten als „Stickstoff der nach Befreiung lechzenden Flamme der Volksentwicklung“ (Selbstbiographie, S. 279).

Dem polnischen Befreiungskampf brachte er warme Sympathien entgegen. Nach dem Niederschlagen des polnischen Aufstandes schloss er bei einem Besuche Krakaus durch Vermittlung von Felix Podlewsky Bekanntschaften „mit mehreren jungen Polen, welche hier, den Sturz des Vaterlandes beseufzend, auf neue Plane sannen zu einer künftigen Wiederherstellung“. Der eigene Schmerz um den Tod Charlottes „tauchte unter in der Sympathie mit den Schicksalen einer durch die Schuld ihrer Führer und Vertreter und durch Verrath von Außen in den Abgrund gestürzten Nation“ (Selbstbekenntnis, S. 255).

Nach den Griechenliedern erschien im Jahre 1832 seine zweite größere politische Gedichtsammlung: „Stimmen der Zeit“ (2. Aufl. 1834). Sie war ihrer Grundtendenz nach ein in häufig allerdings sehr allgemeinen Worten gehaltener bürgerlich-liberaler Aufruf zum Fortschritt und zur Freiheit, getragen von Optimismus, vor allem auch an die Jugend gerichtet:

„Vorwärts! Und nie zurücke!
Wie mancher sich auch stemmt
und manche Kettenbrücke
mit Stern und Orden schmücke
vorwärts und ungehemmt“.(2)

Als Hauptgegner des Fortschritts sah er die um die Throne gelagerte „feile Schar“ der „Häscher“, die „Wahrheit“ nicht an die Fürsten kommen lasse.(3) Stieglitz vertraute auch weiterhin der preußischen Krone, hoffte auf ein „Volkskönigtum“ und ging hierbei bis zur Glorifizierung der Hohenzollern, vor allem Friedrich II. und der Königin Luise.(4) Dieser Tendenz entsprechend wurden die „Stimmen der Zeit“ von gemäßigt liberalen Kreisen Preußens positiv aufgenommen. „Der Gegenstand des im kleinen Raume gehaltvollen Buches“, urteilte K. Rosenberg in einer Rezension im „Gesellschafter“ vom 02.03.1833, „ist die Liebe zum deutschen Vaterlande und die Idee, von welcher dasselbe verherrlicht und in der schicksalsvollen Nacht des Unglücks [1806-1813] erleuchtet wurde ... Der Sinn für echte Freiheit, welche sich nur mit Aufrechterhaltung gesetzlicher Ordnung befreundet und jede Willkühr und freche Verletzung geordneter Verhältnisse von sich weist, spricht sich auf eine edle Weise in mehreren dieser Poesien aus. Der Verfasser zeigt eine warme Anhänglichkeit an das preußische Herrscherhaus und dessen Tugenden.“ Scharf aber treffend rezensierte Wolfgang Menzel: „Da will einer Freiheitslieder dichten und verwahrt sich doch in der ersten Zeile, daß ihn die hohe Polizei nicht für einen Jacobiner halte. Die Poesie verlangt, daß man Partei ergreife, ganz entschieden ...“.

Blieb Stieglitz in diesen „Stimmen der Zeit“ auch in der Illusion der Befreiungskriege mit ihrem offiziell geförderten Königin-Luise-Kultus (Luise-Denkmale des Bildhauers Rauch!) und dem Glauben an ein liberal-freiheitliches preußisches Herrscherhaus befangen, so lehnte er andererseits die sich ankündigende kirchlich-staatliche Orthodoxie schärfstens ab. Er verteidigte Goethe gegen orthodox-kirchliche Angriffe und verzichtete sehr demonstrativ darauf, in Berlin und Potsdam mit den Hofkreisen um den Kronprinzen (Friedrich Wilhelm IV.) in Berührung zu kommen (Selbstbiographie, S. 152-157). Seine Freundschaft mit Friedrich Heinrich Karl de la Motte-Fouqué zerbrach, als dieser immer stärker ins Lager der Reaktion und des Neopietismus überging. 1838 musste Stieglitz schließlich vor allem auf Grund der gegen ihn gerichteten scharfen Angriffe kirchIich-ultramontaner Kreise München verlassen. Bereits in den „Stimmen der Zeit“ hatte er die banausische Griechenlandpolitik Bayerns verspottet (Gedicht „Hellas Wiedergeburt“, Januar 1833).

In seinen letzten Lebensjahren in Venedig beschäftigten ihn vor allem kulturhistorische Studien für ein großes episches Werk „Venedig im Spiegel der Vergangenheit“, das unvollendet blieb. Trotzdem behielt er auch in Italien die deutschen Zustände im Auge. Die Gedanken an ein einiges Deutschland blieben die Hoffnungen dieser letzten Lebensjahre. So feierte er beispielsweise in der deutschen Kolonie in Rom am 18. Oktober 1840 begeistert die Wiederkehr des Tages von Leipzig und des Wartburgfestes. Im Kreise jugendlich schwärmender Gesinnungsgenossen der „Ponte Molle Gesellschaft“ (vgl. ->Flor) fühlte er sich als Angehöriger „einer theueren gemeinsamen Mutter, die reich an schmerzlichen und rühmlichen Erinnerungen, vielfach getäuscht in ihren Hoffnungen, doch niemals entmuthigt in ihrem Vertrauen, trotz der Niederträchtigkeit gekrönter und dem Aberwitz polternder Schreier noch eine glorreiche Zukunft zu gebären berufen ist“ (Selbstbiographie, S. 352). Kam hierbei seine kühner gewordene Abneigung gegen „gekrönte Schreier zum Ausdruck, so beharrte er doch in dieser Zeit noch immer auf dem Standpunkt einer ruhigen, gesetzmäßigen Entwicklung“. Im Grunde genommen wünschte er, wie er das anlässlich eines Besuches des früheren württembergischen Ministers Karl August von Wangenheim (1773-1850) in Venedig ausdrückte: „Die beste, einzig würdige Entwaffnung selbstsüchtiger Volksverführer würde sein, wenn unsre Fürsten stark und großsinnig genug wären aufzutreten als die echten Demagogen“ (Selbstbiographie, S. 343/344).

Der Ausbruch der Revolution von 1848 ließ dann seine bisherigen Grundsätze wankend werden. Zum ersten Male seit den Tagen der Kindheit und Jugend erlebte er wieder Aktionen der Volksmassen. Hatte er bisher fast nur in Kreisen von Künstlern, Schriftstellern, Intellektuellen und Individualisten verschiedenster Prägung gelebt, so wurde er jetzt wie 1817 von der Begeisterung des „Völkerfrühlings“ mitgerissen. Er trat der Bürgerwehr Venedigs bei und nahm am 22. März 1848 in vorderster Reihe am Volkssturm auf das Arsenal von Venedig teil, der zum Sturz der österreichischen Macht und zur Gründung der bürgerlichen Republik San Marco am 23.03.1848 führte. Seitdem arbeitete er eng mit Nicolo Tommaseo (1802-1874), dem Minister für Kultus und Unterricht der revolutionären Regierung, zusammen und stand auch mit dem Ministerpräsidenten Daniele Manin (1804-1857) in Verbindung. Von Venedig sandte er im Mai 1848 in Form einer Flugschrift eine Solidaritätsadresse an das deutsche Parlament in Frankfurt am Main „Deutschland, Oestreich, Italien, Ein Zuruf an das deutsche Parlament“, Venedig 1848. In ihr wies er darauf hin, dass Italien zwischen revolutionären Deutschen und konterrevolutionären Österreichern zu unterscheiden gelernt habe. „Kommen wird und muß der Tag“ hieß es weiter, „wo Deutschland und Italien, beide frei und glücklich, vor allen anderen Ländern der Erde berufen sind, sich Brüder zu nennen, Brüder, die, wenngleich in verschiedener Weise, reich begabt, eben dieser Verschiedenheit der Gaben wegen, sich gegenseitig lieben und ergänzen.“

Stieglitz hielt auch während des konterrevolutionären Gegenangriffs der Österreicher in der Stadt aus. Er starb während der Blockade Venedigs an der aufgetretenen Choleraepidemie - eine Woche vor dem Einmarsch der österreichischen Truppen Radetzkys.

Am Tage seiner erzwungenen Abreise in die Verbannung nach Korfu im August 1849 schrieb Nicolo Tommaseo noch einen Nachruf auf Stieglitz, in dem es hieß (Übersetzung):

„Heinrich Stieglitz, der Venedig während der zehn Jahre, die er hier weilte, gleich einem Sohne geliebt, der dessen Rechte gegen Österreich verfochten und dessen Geschichte geschrieben hat, war Bürgerwehrmann am 22. März 1848 und bei der Einnahme des Arsenals. Er gewann die fleckenlose, aber mächtige Liebe einer Frau, die, um ihn zu heilen, sich den Tod gab. Für alles Gute empfänglich, liebte er edelmütige Seelen. Frei von Geiz, lebte er mit der Sparsamkeit eines Anachoreten. Der Fall von Malghera [venezianisches Fort, von den Österreichern erobert 26.5.1849] stürzte ihn in vorzeitige Altersschwäche. Er starb den 23. August 1849 an der Cholera, als ob er nicht habe sehen wollen, wie die letzte italienische Fahne in‘s Grab sank. N. Tommaseo, den er mutig und teilnehmend im Kerker besuchte, weiht, in die zweite Verbannung ziehend, im Namen Venedigs ihm unter Tränen obige Worte.“

Anmerkungen:

(1) Ab 1822 stud. jur.et phil. Berlin, 1830 wegen seiner Sympathien mit der französischen Julirevolution aus preußischen Staatsdiensten entlassen.

(2) Gedicht „Unsere Zeit“.

(3) z. B. Gedicht „Und die Wahrheit wird Euch frei machen“.

(4) Gedichte „Friedrich der Einzige“ und „Der Harfner“.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 6, Nr. 12; ML (Nr. 217); Ev. KG Arolsen, TR Jg. 1814, S. 147, Nr. 25; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Leipzig, Matrikel; UA Berlin, Matrikel; UA Berlin, Litt. P, Nr. 4, Bd. II, Bl. 155-157 (Promotionsakte); UA Göttingen, DC LXVII - 4 (Sekr. Archiv); Stieglitz, Bergmannslied; Stieglitz/Große, Gedichte; Stieglitz, Bilder des Orients; Stieglitz, Stimmen der Zeit; Curtze, Selbstbiographie Stieglitz (mit Schriftenverzeichnis); Stieglitz, Deutschland-Oestreich-Italien; Curtze, Briefe von Stieglitz an Charlotte; Mundt, Charlotte Stieglitz; ADB, Bd. 36, S. 178-179; Baum, Briefe Eckermann an Stieglitz; Brümmer, Lexikon Dichter; Dieterich, Briefe, Tagebücher Philhellenismus, S. 9-10, 42-43; Eckermann, Nachlaß; Koch, Literatur-Lexikon (2. Aufl.), Bd. IV, S. 2856; Nicolai, Arolsen, S. 336, 338-341 (mit Porträt); Hege, Briefe, Bd. III, S. 136, 153, 345 f., 406, 426, 463, 469 f., Bd. IV, S. 305; Auskünfte UA Göttingen.

stud. theol. Berlin;
* 17.03.1800 in Fraustadt, Posen, Kgr. Preußen;
+ 10.12.1862 in Eisleben, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: (Kgl. Stadtsteuerinspektor in Fraustadt, ab 1810 Provinzialinspektor in Stolpe);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Stier immatrikulierte Michaelis 1815 (sic!) als stud. jur. und ab WS 1816/17 als stud. theol. an der Univ. Berlin. Hier war er bis 30.03.1818.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 430
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Halle. Er war Turner und Burschenschafter. Im WS 1818/19 gehörte er wie Drewes und ->Schallehn dem Vorstand der neuen Hallenschen Burschenschaft an, die aber bereits am Ende des Semesters unter behördlichem Druck wieder aufgelöst wurde. Ab WS 1819/20 studiert Stier wieder an der Univ. Berlin, inskribiert Ostern 1820. Auch hier gehört er der Burschenschaft an. Im Sommer 1820 wird er hier auf Veranlassung der CUK durch Schultz verhört.

In Berlin wurde Stier besonders durch Tholuck(1) beeinflusst.

„Für Turnerei und Burschenschaft begeistert und den Sieg des blutgoldenen Morgenroths über der Finsterniß verkündend> ist er doch bald von diesen Idealen ab und zum [Bibel] Glauben geführt worden“. Als Berliner Student verbrennt er 1819, um „sich wahrhaft von der Welt frei zu machen“ (Frank) seine gedruckten Aufsätze und Gedichte, auch seinen Schiller Shakespeare und Jean Paul.

Auf einem Predigerseminar zu Wittenberg entsteht eine Freundschaft mit ->E. Krummacher.

Nach dem Studium ist er zunächst Pfarrer in Frankleben bei Merseburg und von 1838-1846 Nachfolger des bekannten Vertreters des Neopietismus und Apokalyptikers Immanuel Friedrich Sander (1792-1859) in Wichlinghausen im Wuppertal. Später ist er Superintendent und Oberpfarrer in Eisleben.

Anmerkungen:

(1) Friedrich August Gotttreu Tholuck, *30.03.1799 in Breslau, protestant. Theologe. Studierte in Berlin orientalische Sprachen und Theologie und wurde für die pietistische Richtung gewonnen. Seit 1824 a. o. Professor in Berlin.

Qu. u. Lit.:

GStA München, Kasten schwarz 428/11, S. 167-169; 428, Nr. 16, Bl. 300-306; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 270 ff.; Stier, E. R. Stier, Leben und Wirken; Jahn, Jahn und Studententum, S. 214-215.

stud. ? Jena;
* ? in dem Kfstm. Sachsen oder dem Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Stockmann wurde am 23.10.1815 an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 431/344
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 344: Storkmann aus Jena - Preußen; UB Jena Matrikel: „Franc. Frid. Stockmann, Saxo“; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 202 (fehlerhaft).

stud. med. Jena;
* 09.11.1796 in Mechterstädt bei Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 11.05.1843 in Mechterstädt bei Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: St., Johann Gottlieb (1766-1847, Arzt in Mechterstädt);
Mutter: St. geb. Beßler, Johanne Christiane Justine (1777-?);
Verheiratet mit: ?;

Stötzer wurde am 30.10.1816 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 432/253
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er promovierte in Jena am 30.10.1820 zum Dr. med.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 253; Ev.-luth. KG Mechterstädt, Seelenregister 1782 ff.; ebd. SR 1806-1855, TR 1780-1809; UB Jena Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 399; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1.

stud. jur. Göttingen
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Stolle hat lt. Eintragungen in Eisenacher Quartierliste und weiterer Quellenangaben am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: Meister Wiegand (273)
Präsenzliste: 433
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In der Matrikel der Univ. Göttingen und in der Matrikel der Univ. Jena wurde er nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 69: „Stalle, Göttingen“; FE 17.-20.10.1817, Gasthof „Halber Mond“: „Stolle stud. jur. Gött.“; WL Nr. 233.

stud. med. Jena;
* 04.09.1798 in Rudolstadt, Fstm. Schwarzburg-Rudolstadt;
+ ? in ?;
ev.- luth.;
Vater: St., Johann Christoph (Hof- und Feldtrompeter in Rudolstadt, ab 1801 wahrscheinlich Gastwirt „Zum Schwarzen Adler“, Rudolstadt;
Mutter: St. geb. Hetzer, Dorothee Johanne Catharine (1767-?);
Verheiratet mit: ?;

Straubel wurde am 31.10.1816 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert und dürfte Mitglied der Burschenschaft geworden sein.

Einquartierung: Postwagenmeister Zetschke (626)
Präsenzliste: 434/225
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 12

Im SS 1818 wechselt er an die Univ. Würzburg, immatrikuliert am 12.04.1818. Hier vertrat er gesamtdeutsch-burschenschaftliche Ziele und war ein Gegner der aus Bayern bestehenden „Teutonia“. Nach einem Studienaufenthalt in Berlin, immatrikuliert 28.04.1819, ging er zum Abschluss der Studien an die Univ. Jena zurück. Hier immatrikulierte er am 04.10.1819 und promovierte am 17.12.1819 zum Dr. med.

In Jena war er mit ->Kollár befreundet mit dem er 1819 eine Reise durch Deutschland („Gegenden, die einst slavisch waren“) [Kollár] unternahm.

Ab 1820 war er Arzt in Rudolstadt, später in Camburg a. d. Saale.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 225; EQ Bl. 71; SfB S. 1, Nr. 12; WL Nr. 65; Ev.-luth. KG Rudolstadt, KB ev. Stadtkirche Rudolstadt; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17); Merkle, Matrikel Univ. Würzburg; UA Berlin, Matrikel, Nr. 409/12; UA Berlin, Abgangszeugnisse Bd. VI, Bl. 12-13; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 247-267; Leo, Jugendzeit, S. 143; Murko, Deutsche Einflüsse auf böhmische Romantik, S. 360 (irrtümlich Streubel); Peukert, Slawen Donaumonarchie, S. 93 (falsche Namensschreibung); Trinckler, Entstehungsgeschichte Alt-Rudolstadt, S. 65-66; Wajs, Freunde Kollárs, S. 530-533; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 305 - nicht identisch mit Straubel, C. P. H. B.

stud. theol. Halle;
* 20.07.1797 i in Hadersleben (Haderslev), Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 12.09.1888 in Wandsbek, Prov. Schleswig-Holstein, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: St., Adolph Hinrich (1753-1839, Hauptpastor (Probst) in Hadersleben);
Mutter: St. geb. Cretschmer, Magdalene Elisabeth (1761-1803);
Verheiratet mit: ?;

Strodtmann besuchte die „Gelehrtenschule“ zu Hadersleben und legte hier Ostern 1815 das Abitur ab. Am 24.10.1815 immatrikulierte er als stud. theol. (nov.) an der Univ. Kiel. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Halle, wo er am 09.05.1817 immatrikulierte.

Einquartierung: Meister Tobias Reissing/Reisting (165)
Präsenzliste: 435/118
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 13

1820 ging er zurück an die Univ. Kiel und schloss hier sein Studium ab. In Kiel war Strodtmann Mitglied der Burschenschaft „Holsatia“, in Halle gehörte er der „Teutonia“ an. Trotzdem fühlte er sich 1817, zur Zeit des Wartburgfestes, noch als dänischer Staatsbürger.

Nach der Studienzeit legte er 1820 die Theolog. Prüfung in Gottorf ab. Ab 1821 war er Lehrer an der deutschen Petrischule in Kopenhagen, 1823 Kollaborator in Husum und 1826 Subrektor in Flensburg. Ab 1840 war er als Nachfolger seines Vaters Hauptpastor in Hadersleben.

1850 wurde er - ähnlich wie ->Valentiner - wegen seiner oppositionellen Haltung und deutschen Gesinnung (wahrscheinlich rechtes Zentrum) von der dänischen Regierung entlassen. So musste er ab 1851 in Wandsbek als Privatlehrer tätig sein. Die Universität Jena verlieh ihm daraufhin 1857 „als Märtyrer der deutschen Sache in den Herzogthümern Schleswig-Holstein“ sowie auf Grund seiner wissenschaftlichen Arbeiten (Horaz-Übersetzung, dänische Grammatik) den philosophischen Ehrendoktor. Die Ehrenpromotion wurde vermittelt durch Strodtmanns ehemaligem Studiengefährten (Burschenschafter) Andreas Ludwig Jakob Michelsen (ab 1842 Prof. d. Rechte an der Univ. Jena), der 1848 als Abgeordneter des ersten schleswigschen Wahldistrikts Mitglied des Frankfurter Parlaments (Erbkaiserlicher) gewesen war.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 118: „...aus Dänemark“; EQ Bl. 69; SfB S. 3, Nr. 13; ML (Nr. 219); WL Nr. 229; Ev.-luth. KG Haderslev, TR Jg. 1797, Nr. 47 [Standort: LA Åbenrå (Dänemark)]; Ev.-luth. KG (Hamburg-)Wandsbek, SR Jg. 1888, Nr. 321; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UA Halle, Matrikel; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 54, Nr. 160; UA Halle, Best. G. A. 11, 41, Bd. 1, Bl. 5; UA Jena, Best. M, Nr. 354, Bl. 199-203; ebd. Best. M, Nr. 742, Eintragung 18.06.1857; ADB, Bd. XXXIX, S. 612-613; Achelis, Abiturienten Johanneum, S. 57, Nr. 560; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 434-436; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 60, 76; Arends, Gejstligheden, Bd. II, S. 293; Dans biografisk Leksikon, Bd. XII, S. 488; Dahl, Haderslev Bys Praestehistorie, S. 28; Arnim, Personalbibliographie, Bd. II, S. 626; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Nr. 1157: Achelis, Geschichte des Haderslebener Johanneum (1921), S. 53, Nr. 560; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, Einleitung S. 85, Anm.

stud. phil. (math.) (Halle);
* 19.04.1796 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 28.07.1861 in Neuhaldensleben, Prov. Sachsen, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: St., Johann Gottfried (1753-1821, ab 1787 Rektor des Gymnasiums in Mühlhausen, ab 1799 Diakon in Mühlhausen);
Mutter: St. geb. Reinhold, Johanna Friederike Henriette (1773-1827);
Verheiratet mit: ?;

Stüler war der ältere Bruder von ->Gottfried Wilhelm Stüler. Er besuchte das Gymnasium in Mühlhausen. 1815 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde jedoch auf Grund seiner Jugend nicht angenommen.

Vom 16.10.1815 bis 03.07.1817 studierte er an der Univ. Berlin („Baukunst“). Ostern 1817 wechselte er wahrscheinlich an die Univ. Halle, hier aber nicht immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 436/259
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Stüler war später Bauinspektor bzw. Baurat in Olpe, Rheda (Westfalen), Pritzwalk und Neuhaldensleben.

Qu. u. Lit.:

PL S. IX, Nr. 259: „Stüler, stud. math. in Halle aus Mühlhausen“; Hübner, Geschlecht Stüler, S. 231, Nr. IX h> S. 232, Nr. X d; UA Berlin, Matrikel, Nr. 29/6; Jordan, Freiwillige Mühlhausen 1813/15, S. 44/45; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 5, 7, 8, 11, 19, 34; Wandsleb verweist auf Stammbaum Stüler Nr. X d, Mühlhäuser Gesch.-Bl. Jg. 28, S. 232.

stud. med. Jena;
* 03.07.1798 in Mühlhausen, FrRSt. Mühlhausen;
+ 16.04.1838 in Berlin, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: St., Johann Gottfried (1753-1821, ab 1787 Rektor des Gymnasiums in Mühlhausen, ab 1799 Diakon in Mühlhausen);
Mutter: St. geb. Reinhold, Johanna Friederike Henriette (1773-1827);
Verheiratet mit: Philippine Maria Franziska von Mieg (1784-1862), heiratet Stüler 1828;

Stüler war der jüngere Bruder von ->Carl Askan(ius) Stüler. Er besuchte das Gymnasium in Mühlhausen und legte 1816 das Abitur ab. Im Gegensatz zu seinen Schulkameraden (vgl. ->Gier) war er 1815 kein Kriegsteilnehmer.

Am 16.05.1816 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Jena und trat der Burschenschaft bei. Er war hier u. a. mit Heinrich v. Gagern(1) befreundet.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 437/210
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte Stüler an die Univ. Berlin. Er war hier vom 24.10.1818 bis 31.07.1821 immatrikuliert und ging mit „rite“ ab, ohne politisch besonders hervorzutreten. Am 11.01.1823 promovierte er an der Univ. Halle zum Dr. med. (De vitae indole maxime universali iisque, quae inde prodeunt, phaenomenis maxime necessarii).

Später war Stüler Arzt (Homöopath) in Berlin, erhielt Zugang zu höchsten Hofkreisen, wurde Medizinalrat und - durch seine Frau vermittelt(2) - Leibarzt der Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen.

Stülers jüngster Bruder war der bekannte preußische Baumeister Friedrich August Stüler (1800-1865).

Anmerkungen:

(1) Heinrich v. Gagern (1799-1880), der spätere Präsident der Paulskirchenversammlung, 1818/19 stud. jur. und Burschenschafter in Jena.

(2) Philippine Maria Franziska von Mieg (1784-1862), heiratet Stüler 1828; Erzieherin der Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen und der Königin Josephine von Schweden.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 210: „Fr[itz = Gottfried] Stüler aus Mühlhausen d. Med. Befl.“; Hübner, Geschlecht Stüler, S. 231 Nr. IX h, S. 233 Nr. X e; UB Jena, Matrikel; UA Berlin, Matrikel, Nr. 76/9; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 271; UA Berlin, Abgangszeugnisse, Bd. VI, Bl. 201; BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena, 30.08.1818); Darstellungen und Quellen, Bd. II, S.92; Suchier, Bibliographie Halle-Wittenberg, S. 154, Nr. 1181; Wandsleb, Mühlhäuser Studenten in Burschenschaftsbewegung, S. 7, 13, 19, 35 (falsche Angabe betr. Studium Halle).

stud. cam. Göttingen;
* 24.06.1796 in Zellerfeld (Clausthal-Zellerfeld), Kfstm. Braunschweig-Lüneburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: St., Conrad Heinrich (1796 Eisenhüttenreiter zu Zellerfeld, 1814 Oberbergrat in Braunschweig);
Mutter: St. geb. Thielen, Marianne Doreth;
Verheiratet mit: ?;

Stünkel wurde am 21.10.1814 als stud. cam. an der Univ. Göttingen immatrikuliert. Gemeinsam mit Heinrich von Gagern (1817/18 stud. in Göttingen) bemühte er sich hier vergeblich um den Aufbau einer Burschenschaft aus der Renoncenbewegung.

Einquartierung: Meister Salzmann (37)
Präsenzliste: 438
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 11

Später (1848) war er Finanzrat in Braunschweig.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 57, 60, 73; SfB S. 5, Nr. 11; ML (Nr. 220); WL Nr. 288; Ev.-luth. KG Zellerfeld, GR Jg. 1796, Nr. 58; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Gerber, Gagern als Student, S. 180-181.

Schüler;
* 02.06.1800 in Reichenbach im Vogtland, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: St., Benjamin Christian Gottlieb (Arzt in Reichenbach);
Mutter: St. geb. Slevoigt, Caroline Auguste (Tochter des Pfarrers August Slevoigt in Dorndorf a. d. Saale);
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 439/76
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Sturm wurde am 20.10.1818 als stud. cam. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Er war später Ökonomierat zu Zella und nahm am Wartburgtreffen 1867 teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 76: „stud. cam. [!] Jena“; EQ Bl. 75; WL Nr. 92; Ev.-luth. KG Reichenbach, TR St. Peter u. Paul Jg. 1800, Nr. 80; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1819); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 845 (Eintritt 1818); Keil, Wartburgfeste, S. 194.

T

stud. jur. Jena;
* 28.12.1798 in Rostock, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: T., Joachim Christoph (1749-1809, 1798 Advokat)
Mutter: T. geb. Bindern, Dorothea Elisabeth Sophie;
Verheiratet mit: ?;

Tarnow wurde am 15.03.1815 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Jena, immatrikuliert am 30.04.1817. Er scheint der Burschenschaft nicht beigetreten zu sein.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 440/162
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 162; EQ Bl. 68: Tarno (irrtümlich); WL Nr. 31; Ev.-luth. KG Rostock, KB [Standort:KBA Schwerin]; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel.

stud. jur. Jena (später auch stud. med. bzw. phil.);
* 01.11.1801 in Altona, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation;
+ 17.02.1840 in Pinneberg, Hzt. Holstein, Kgr. Dänemark, Deutscher Bund;
ev.-luth.;
Vater: T., Moritz (1771-1840, Kaufmann in Altona, 1818 „Lämmereyverwalter“ in Altona);
Mutter: T. geb. Eckstein, Elise Christiane (1785-1813);
Verheiratet mit: ?;

Teuffer war der Vetter des bekannten Rebellen Johann Ferdinand Wit (genannt von Dörring), 1800-1863. Seine Studienzeit und schließlich sein ganzes Leben sind durch eine ununterbrochene Kette von Bestrafungen gekennzeichnet, so dass er an die übelsten Typen des Renommistentums erinnert. Er war offenbar auch krankhaft veranlagt. Den meisten Bestrafungen liegt asoziales Verhalten und unverbesserliches rabaukenhaftes Benehmen zu Grunde. Die einzelnen Untersuchungsverfahren sind jedoch auch unter dem Gesichtspunkt burschenschaftlicher Geschichte zu sehen. Teuffers Eigenart bestand darin, dass sein Eintreten für die Burschenschaft stets mit leidenschaftlichem, unbeherrschtem und flegelhaftem Benehmen gekoppelt war. Bei seinen Bestrafungen spielten gewisse ideologische und politische Momente mit. So wurde er beispielsweise 1824 in Erlangen mit 77 anderen Studenten aus politischen Gründen bestraft.

Teuffer besuchte das Gymnasium in Gotha. Am 08.06.1817 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Jena. Bereits auf der Schule in Gotha hatte er „nichts als leichtsinnige Streiche“ verübt und größere Schulden hinterlassen. Dieses Leben setzte er auch in Jena fort, so dass sein Stubengefährte ->Rein eine Art aufsichtsführender Freund werden musste. Als der Buchdrucker ->Wesselhöft, der im Auftrage des Vaters das Wochengeld auszahlte, jeden weiteren Verkehr mit dem Studenten ablehnte, wurde der Jenaer Professor Ferdinand Gotthelf Hand (1786-1851, ab 1817 a. o. Prof. der Philosophie und griechischen Literatur in Jena) als Erzieher gewonnen. Hand bezeichnete den unreifen und haltlosen jungen Studenten als „geisteskrank“, betonte jedoch, dass Teuffer „keineswegs ein verwürkter noch boshafter Mensch“ sei, „sondern einer, der bey seinem excentrischen Bewußtsein stets einer unmittelbaren Aufsicht bedürfe.“

Einquartierung: Adolph Worms (516)
Präsenzliste: 441/30
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde Teuffer am 13.02.1818 aufgefordert, Jena zu verlassen. Er ging in die holsteinische Heimat zurück und ließ sich am 12.10.1818 als stud. med. an der Univ. Kiel immatrikulieren. In Kiel scheint er Mitglied der dortigen Burschenschaft „Holsatia“ geworden zu sein. Bei der Auflösung der Kieler Burschenschaft, der Auseinandersetzungen mit dem Militär der Stadt vorangegangen waren, erhielt Teuffer als einer der studentischen Hauptanführer im August 1819 Karzerstrafe und anschließend wegen flegelhaften Benehmens gegen den Rektor Falck das consilium abeundi.

In diese Zeit fällt seine Schrift „Unpartheiische Ansichten zur Rechtfertigung des trefflichen Kirchenlehrers Klaus Harms gegen allerley Blendwerke des Teufels, der da das Gute zu verderben droht“ (Tondern 1819).

Am 16.10.1819 immatrikulierte Teuffer als stud. med. an der Univ. Göttingen, aber schon im Dezember 1819 zwang ihn ein Disziplinarverfahren auch diese Universität wieder zu verlassen. Er ging nun an die Univ. Bonn und immatrikulierte hier am 22.04.1820 als stud. med. Nach zweieinhalb Monaten erhielt er hier wegen Duellierens, Gewalttätigkeit und Hasardspiels das zweite consilium abeundi (01.07.1820). Daraufhin wechselte er an die Univ. Heidelberg, wo er sich - jetzt wieder als stud. jur. - am 17.07.1820 immatrikulieren ließ. Schon im WS 1820/21 wechselte er aber wieder an die Univ. Bonn und immatrikulierte hier am 17.10.1820 als stud. jur. Offensichtlich hatte er aber auch hier wieder Schwierigkeiten und wollte sich am 30.06.1821 an der Univ. Jena einschreiben lassen. Dieser Antrag wurde aber am 21.07.1821 von der Universität abgelehnt, sie war verbunden mit einer Stadtverweisung. Daraufhin ging Teuffer im WS 1821/22 an die Univ. Kiel zurück. Hier wurde er Ende 1821 mit ->Valentiner u. a. Begründer der Burschenschaft „Germania“ (13.12.1821). Diese Neugründung führte zu Spannungen in der Kieler Studentenschaft, die durch das radikale und duellwütige Vorgehen Teuffers gesteigert wurden. Auf Grund einer Denunziation der von dem Grafen Ernst von Reventlow geführten studentischen „Holsatia“ griffen die Behörden ein. Das Ergebnis war für Teuffer erneut das consilium abeundi, diesmal für drei Jahre. Jetzt ließ er sich am 01.06.1822 zum zweiten Male an der Univ. Heidelberg immatrikulieren, als stud. jur., doch scheint er auch hier mit dem consilium abeundi bestraft worden zu sein. Schließlich immatrikulierte er am 13.05.1823 als stud. phil. an der Univ. Erlangen. Auf Grund seiner Zugehörigkeit zur Erlanger Burschenschaft endete hier seine Studienzeit wieder mit dem consilium abeundi sowie mit acht Tagen Karzerhaft (1824). Nachdem er 1825 zum zweiten Male Bewohner von „Sanssouci“ (Kieler Universitätskarzer) gewesen war, folgte 1828 die endgültige Relegation. Die zwei anschließenden Jahre, 1828-1830, sahen ihn „wegen intendiertem /Pistolen-/Duells“ in Festungshaft auf Friedrichsort.

Trotz dieser zweifelhaften Vergangenheit konnte Teuffer 1831 in Gottorf das Staatsexamen ablegen, wurde 1833 Untergerichtsadvokat in Glückstadt (Holstein) und anschließend in Altona. Er starb sieben Jahre später im Gefängnis Pinneberg, wohin er wegen Vagabundierens in Arrest gekommen sein soll.

In einem Gedicht, das Gustav Gardthausen (1807-1872) als Nachruf im Kieler Correspondenzblatt 1840 (Nr. 25/6) veröffentlichte, und das in 32 Strophen das „Leben und Sterben des armen Unglücklichen“ (Bülck) schildert, heißt es u. a.:

„Zerrüttet und umnachtet,
verstoßen und verachtet,
gemieden und gehaßt,
erkrankt, verarmt, gefangen,
so ist er heimgegangen,
seit lange schon sich selbst zur Last.“

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 30; EQ Bl. 67; WL Nr. 181; Ev.-luth. Haupt-KG Altona, TR Nr. 653/87 (Schreibweise Tauffer“), 489/213 (Schreibweise Teuffer“); ebd. TrR Jg. 1799 (Schreibweise „Teufer“); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1817); Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Bonn, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Achelis, Schleswig-Holsteiner Universität Jena, S. 61; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 40 Nr. 636; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 85, Nr. 612; Prüser/Achelis, Holsatia, S. 77, Nr. 268 B; UA Jena, Best. E II, Nr. 8; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 44, 258-259 (Geburtsdatum fehlerhaft); Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 451; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 17, 146, 147, 303, 315, 316, 320, 333, 335, 415; Bülck, Gardthausen, S. 349, 380, 387 (mit Lit.); Donat, Kieler Burschenschaft, S. 60 Anm. 225, S. 70-73, 81-82; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 1182 u. S. 614, 857; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 149.

stud. med. Jena;
* 12.04.1799 in Ilmenau, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Th., Johann Christian (1770-?, 1799 „Herzogl. Sächs. Weimar. wohlbestallter Steuer-Einnehmer wie auch Kauf- und Handelsherr“);
Mutter: Th. geb. Schneggin, Charlotta Henriette Christina (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Thiem wurde am 07.04.1817 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Georg Rinck (565)
Präsenzliste: 442/28
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 14

Im SS 1820 wechselte er an die Univ. Würzburg, immatrikuliert am 07.05.1820. Er war Jenaer Burschenschafter.

Am 15.03.1821 promovierte Thiem an der Univ. Jena zum Dr. med.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 28; EQ Bl. 67; SfB S. 1, Nr. 14; ML (Nr. 222); WL Nr. 180; Ev.-luth. KG Ilmenau, TR Jg. 1770, 1773, 1799; UB Jena, Matrikel; UA Jena Best. BA, Nr. 1666 (03.04.1817); Merkle, Matrikel Univ. Würzburg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 449 (fehlerhaft); UB Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1.

Referendar bei der preußischen Regierung in Erfurt und Premierleutnant des 32. (Erfurter) Regiments;
* 18.04.1792 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 16.03.1842 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: Th., Christian August (1755-1829; ab 1788 Regierungsrat in Eisenach, 1806 Vizekanzler, 1814 Kanzler und Oberkonsistorialdirektor der Regierung in Eisenach, 1817 auch Chef der Eisenacher Landespolizei);
Mutter: Th. geb. Eichel, Christiana Barbara Karolina (1769-1857);
Verheiratet mit: ?;

Thon wuchs im Kreise der vornehmsten bürgerlichen Familien Eisenachs auf. Der Reichtum der Großeltern (Kaufmann und Gutsbesitzer Benjamin Eichel) sowie die Beziehungen des Vaters verschafften ihm einen gesellschaftlichen Umgang, wie er in der Regel nur bei Adelssöhnen zu finden war.

Nach Absolvierung des Eisenacher Gymnasiums ging er als stud. jur. an die Landesuniversität Jena. Er immatrikulierte am 20.10.1809 und wurde Angehöriger der Landsmannschaft „Saxonia“.

Das oberflächliche Treiben dieser Landsmannschaft sagte ihm jedoch trotz mancher „frohen Stunden im Kreise ihrer Mitglieder“ wenig zu. Der inhaltlose Comment des Jenaer Verbindungslebens erschien ihm als nutzlose Ablenkung vom Studium. Um dem Verbindungsleben in Jena zu entgehen, wechselte er im WS 1811/12 an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 14.10.1811. Von hier reiste er an den Rhein und in den Schwarzwald, dann nach Straßburg, um die französische Sprache beherrschen zu lernen. Schließlich ging er 1812-1813 zu einem längeren Aufenthalt nach Yverdon in die Schweiz, wo ihn vermutlich Pestalozzis Erziehungsanstalt angezogen zu haben scheint.

Thon war mit hochfliegenden Idealen in die Studienzeit eingetreten, fand jedoch weder in Heidelberg noch in Yverdon ihn befriedigende Aufgaben und Ziele, die seinem Leben Sinn und Richtung zu geben vermochten. Mit politischen Fragen beschäftigte er sich vorerst noch nicht. Das änderte sich 1813. Unter Verzicht auf eine lange geplante Italienreise eilte er im Frühjahre 1813 nach Deutschland zurück, um sich „dem Vaterlande“ und seinen Mitmenschen nützlich zu machen. „Unmöglich kann ich hier [in Yverdon] bleiben oder zu meinem Vergnügen reisen, wenn zu Hause alles kriegend und kämpfend durcheinander geht“, schrieb er an die Eltern am 12.03.1813. Die eigentliche Hinwendung zum deutschen Patriotismus brachte der ohne Wissen der Eltern vorgenommene Eintritt in das Lützowsche Jägerkorps, der im Anschluss an eine Unterhaltung mit Blücher in Dresden erfolgte. Als einfacher Soldat nahm er dann an den Streifzügen des Korps in Mitteldeutschland teil. Wie ->Mühlenfels geriet er jedoch bereits am 17.06.1813 bei Kitzen (Klein-Schkorlop) in französische Gefangenschaft. Aus der Pleißenburg in Leipzig gelang die abenteuerliche Flucht. Nach kurzem, heimlichen Aufenthalt bei dem in Jena studierenden jüngeren Bruder kehrte er als Flüchtling in die noch im französischen Einflussbereich liegende Heimatstadt zurück. Mit Wissen des auf französischer Seite stehenden Weimarer Herzogs Carl August verbargen die Eltern den Sohn zuerst im Eisenacher Gartenhaus der Familie, später auf dem großelterlichen Gut Hämbach bei Salzungen.

Als die französischen Truppen Ende Oktober 1813 aus Thüringen zurückwichen, wurde Thon von Herzog Carl August nach Weimar gerufen und zum Premierleutnant und Adjutanten des Herzogs ernannt. Er nahm diese, eine rasche Karriere versprechende Stelle nur widerwillig an, da er wenig Lust hatte, aktiver Offizier zu werden. Im November 1813 schrieb er an die Eltern: „Könnte ich handeln, wie ich wollte, ich nähme sogleich meinen Abschied [als Leutnant] und meldete mich als Gemeiner-Freiwilliger.“ Wenige Wochen später gab er den erstaunten Eltern den Grund dieser Haltung an: „Ich kann nun einmal nicht den unterthänigen Diener machen“ (29.12.1813).

Nachdem er den weimarischen Bevollmächtigten zu den Verhandlungen über den Anschluss Sachsen-Weimars an die Verbündeten nach Frankfurt am Main begleitet hatte, ging er im Frühjahre 1814 mit den weimarischen Truppen nach Kassel, konnte jedoch am Feldzug 1814 infolge eines Unglücksfalles (Sturz vom Pferde) nicht teilnehmen. Nach der Genesung wurde er als Adjutant des Herzogs Carl August und Sekretär des Weimarer Vertreters Ernst Christian August von Gersdorff (1781-1852) Mitglied der Weimarer Delegation beim Friedenskongress in Wien.

Der Wiener Kongress brachte ihm politische Erkenntnisse, die die Richtung seines weiteren Lebens bestimmten. Er öffnete ihm die Augen über die rücksichtslose Machtpolitik der deutschen Einzelstaaten und die Hintergründe der Ziele der Kabinette. Als aufmerksamer Beobachter sah er mit steigendem Unmut die Halbheiten und die Langsamkeit der Verhandlungen, bei denen von dem erhofften einigen Deutschland keine Rede war. Jeder einzelne Staat, auch der kleinste, habe seinen großen „Embrassadeur“ auf dem Kongress, und man erkenne, „wie Dummheit, Verkehrtheit und Hoffart da einzig herrschen, von wo Weisheit, reine Vaterlandsliebe und schöne Mäßigung so laut ausposaunt werden ... Sieht man, wie beschränkt, einseitig und klein das Alles denkt und handelt, so möchte man wahrhaftig wünschen, daß sie Alle zum Teufel gejagt würden“ (Brief an die Eltern, Wien 25.11.1814). Ihm wurden „die zwei großen Ideen“ des Freiherrn vom Stein, den er in Wien auch persönlich kennenlernte, zur Hoffnung: Nationalrepräsentation und Nationalbewaffnung. Aber im Gegensatz zu den offiziellen Vertretern der Kleinstaaten, die die Pläne Steins z. T. unterstützten, um in ihnen eine Rückendeckung gegen die Bevormundung der deutschen Großmächte zu gewinnen („Kaiseradresse“), sympathisierte Thon auch mit der Macht der Volksmassen und kam hierbei zu einer theoretischen Anerkennung der Revolution: „Zu leugnen ist es nicht, daß es Zeiten giebt, die eine vollkommene Auflösung alles Alten heischen, damit ein neuer Phönix aus seiner Asche heraufsteige. Wie Mirabeau sagte: ‚la révolution francaise fera le tour du monde‘, und beinahe scheint es, dieser Spruch werde wahr werden“ (an die Eltern, Wien 03.03.1815).

Bei der Rückkehr Napoleons von Elba - er begrüßte wie so viele enttäuschte Patrioten diese plötzliche Wendung der politischen Lage als Erlösung aus dem Druck der Halbheiten des Kongresses - sah er die Möglichkeit eines deutschen Volkskrieges heranreifen, der zu gewaltigen, erwünschten Änderungen in Deutschland führen könne. Das Beispiel Frankreichs auf Deutschland angewandt wurde ihm klar: „ein Volkskrieg bringt das regste Leben in ein Volk, wie wir in dem Revolutionskrieg bei den Franzosen gesehen haben und-wie wir im letzten Kriege [1813] bei uns schon den Anfang lebten, nur daß da der Frieden zu bald erfolgte und vieles im Keime erdrückte und wieder still stehen“ ließ. Gemeinsam mit seinem einige Zeit in Wien anwesenden Freunde Leopold von Henning (Bruder von ->Gustav v. Henning) - einem Anhänger Jahns - wünschte er als ehemaliger Lützower die Errichtung einer gesamtdeutschen Freischar, die als Gegenstück zu den deutschen Heeren der Einzelstaaten aufzustellen sei. Als Kaderarmee und Eliteeinheit evtl. gegen Fürsten und Aristokraten, die „mit Stumpf und Stiel“ auszurotten seien (Henning), eingesetzt, sollte sie bei einer kritischen Lage des kommenden Krieges in die politische „Verwirrung Ordnung zu bringen“ im Stande sein (vgl. Brief von Brokes an Henning, Bamberg 09.05.1815). In diesen Gedanken über eine deutsche Freischar trafen sich die Freunde mit ähnlichen Plänen, welche zur gleichen Zeit von Arndt, Gneisenau und dem „Hoffmannschen Bund“ (vgl. ->Sartorius) vertreten wurden. Sie arbeiteten dabei indirekt auch der wenige Wochen später gegründeten Jenaer Burschenschaft (12.06.1815) vor, deren Verfassungs-Präambel einen Aufruf des nassauischen Juristen Wilhelm Snell (1789-1851) zur Bildung einer deutschen Freischar übernahm.

Thon sah nach den Enttäuschungen des letzten Jahres optimistisch auf die kommenden Ereignisse des Jahres 1815: er hoffte „einer gewaltigen Zeit entgegen zu leben“ (an Henning, Wien 09.04.1815). Diese Hoffnung war für ihn doppelt gegründet. Sie lag auf den Aktionen der Volksmassen und auf dem Vertrauen zu Preußen. Er hoffte, dass Preußen mit dem dreifachen Primat der Waffen, der Konstitution - die in jenen Tagen vom preußischen König versprochen wurde (22.05.1815) - und der Wissenschaften dem übrigen Deutschland als Vorbild vorangehen werde.

Die zukünftige Einheit Deutschlands unter Führung eines liberal-bürgerlichen Preußens war der Grundgedanke seiner bedeutenden, jedoch erst nach seinem Tode veröffentlichten und dann viel gerühmten Schrift „Was wird uns die Zukunft bringen?“. Geschrieben wurde sie im Frühjahre 1815, kurz vor dem Bekanntwerden der Rückkehr Napoleons nach Frankreich. Er gab sie u. a. dem in Wien anwesenden Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, der von ihr außerordentlich beeindruckt war. Noch niemand habe, meinte Jahn, „diese Gedanken so kühn und bestimmt“ hinzustellen gewagt, doch werde „vielleicht bald die Zeit kommen ... wo man an ihre Ausführung denken würde.“ Thons Schrift sah den zukünftigen äußeren Verlauf des Kampfes um die deutsche Einheit scharfsinnig voraus. Sie wurde deshalb von den späteren Apologeten der kleindeutschen Lösung der nationalen Frage, vor allem von Heinrich von Treitschke, hoch gelobt. Aber Thons Studie war alles andere als eine vorweggenommene Rechtfertigung des Bismarckreiches. Sie ging von der Voraussetzung aus, dass die zukünftige preußische Führungsmacht der liberal-fortschrittlichste Staat Deutschlands sein müsse. Durch „gute, überall wünschenswerte Staatseinrichtungen“ und vor allem durch eine freiheitliche Verfassung mache Preußen moralische, nicht kriegerische Eroberungen im „Volke“ Nord- und Süddeutschlands: „Die Tüchtigsten und Besten im [deutschen] Volke sind davon überzeugt, und erklären freimüthig, was noch gethan, wohin noch gewirkt werden müsse. Möge die [preußische] Regierung ihre Stimme nicht überhören, sondern im Einverständnisse handeln und mit dem vernünftigen Wollen des Volkes, und so beide, Regierung und Volk, vereint, nach ein und demselben Ziele hinarbeiten. Deßhalb muß in Preußen, wie wir auch hoffen, daß geschehen wird, eine freie, eines freien Volkes würdige Verfassung eingeführt werden.“ Thons Hoffnungen auf Preußen beruhten nicht auf Preußenverehrung im Sinne einer Bejahung von dessen bisheriger Geschichte - er lehnte die militante Vergangenheit ausdrücklich ab -, sondern erwuchsen aus den Erfahrungen des Befreiungskrieges und der nüchternen Einschätzung der Situation im Frühjahre 1815. Er erkannte, dass in Preußen die Volksmassen stärker als in anderen Teilen Deutschlands patriotisch aufgetreten waren und die Regierung dem folgen musste. In Preußen sei man sich auf Grund eines „längeren und verzweifeltern Kampfes seiner Kräfte ... mehr und besser bewußt“ geworden, lernte „lebendiger fühlen ... was uns allen Noth tut.“ Österreich dagegen sei für die zukünftige Führung Deutschlands unfähig. Seinem Bestande nach nichts weiter als eine in Jahrhunderten erworbene und zusammengeerbte Völkermasse, gehe es dem unvermeidlichen Zerfall entgegen, möge es gegenwärtig auch noch mächtig und imponierend erscheinen. Die nationalen Befreiungsbewegungen werden die Habsburger Monarchie zerbröckeln lassen: „Immer preißt es [Habsburg] mit viel Gutmüthigkeit seinen Völkern an, wie warm und hübsch es sich unter den schützenden Fittigen seiner mütterlichen Regierung ruhen lasse; das geht aber nur so lange die Völker noch schweigsam sind und ein ermahnendes Wort sich zu Herzen nehmen; lernen sie erst ihre eigene Kraft fühlen, so werden sie nicht mehr darauf hören, jedes von ihnen geht dann seinen eigenen Weg.“ Für die deutschen Klein- und Mittelstaaten, besonders Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt hat Thon nur Verachtung übrig. Jeder Gedanke einer deutschen Trias- Lösung ist ihm noch fern. Die Vergangenheit, besonders die Jahre der Rheinbundzeit beweisen, dass die Kleinstaaten antinational orientiert waren und sind. Bayern vor allem, das habsburgisch- katholische Rückendeckung finde, sei durch seine konsequenten Souveränitätsbestrebungen am gefährlichsten. Es ist deshalb besonders bedauerlich und antinational, dass Habsburg das Dasein der Kleinstaaten „beschützt und schon früher verhinderte, was ihnen, wie billig hätte geschehen sollen - zerschlagen zu werden.“ Nach dieser historisch-politischen Analyse war Thon bar jeder Illusion in Bezug auf eine befriedigende Lösung der deutschen Frage durch den Wiener Kongress. Sollte es auch dem Kongress gelingen, durch eine Bundesverfassung eine notdürftige Ausgleichung der verwirrten deutschen Verhältnisse zu erreichen, so würde das doch nur eine für den Augenblick bestimmte Übereinkunft sein: eine Sammlung der Kräfte, der der unvermeidbare Entscheidungskampf der beiden rivalisierenden Großmächte Österreich und Preußen folgen wird. Dieser militärische Entscheidungsgang könne nur mit dem Siege des Nordens und eines fortschrittlich-liberalen Preußens, das in der Zwischenzeit moralische Eroberungen in Deutschland machte, beendet werden. Preußen gehe anschließend in Deutschland auf und erkläre seinen König zum deutschen Kaiser. Die Mindestergebnisse dieses Einheitskampfes müssten sein der Sturz der Regierungen Süddeutschlands, die Zerschlagung der mächtigsten Mittelstaaten, schließlich die endgültige Ausschaltung des Hauses Habsburg sowie Englands aus Deutschland. Die deutschen Fürsten sollten zwar, „weil sie einmal da sind, und es nicht gut ist, alles und alles auf einmal zu verdrängen“ vorerst noch beibehalten, jedoch ihrer Souveränität enthoben werden. Eine kaiserliche Zentralgewalt, ein deutsches Volksheer nach dem Muster der Freiwilligenverbände des Befreiungskrieges, eine Reichsverfassung mit legislativem Reichstag, eine Außenpolitik, ebenso „ein Handel und Wandel und mit der Zeit ein Gesetzbuch“: das wären ungefähre Grundzüge, nach denen ein deutsches Reich in der Wirklichkeit frei und mächtig bestehen könnte.“ Dieses neue deutsche Reich, freundschaftlich verbündet mit der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark, soll ein Friedensstaat werden, dem jede Expansionspolitik fremd ist. Außer Elsass-Lothringen und den deutschsprachigen Gebieten der Habsburgermonarchie gäbe es für das neue Reich, wolle es „nicht früher oder später wieder untergehen“, keine territorialen Forderungen: „deswegen mag ... ein Reichsgrundgesetz gegeben werden, daß Deutschland in keinem Krieg und unter keiner Bedingung für sich ferner noch eine Eroberung machen dürfe, und an diesem Gesetz muß festgehalten werden.“

Dieser skizzierte Weg zur Einheit Deutschlands schien ihm der „natürlichste und wahrscheinlichste“ Weg zu sein: Es war der Weg zur Reichseinheit „von oben“. Thon aber sah noch weiter und erkannte auch sehr deutlich die Möglichkeit einer Lösung der nationalen Frage „von unten“. So sehr er sich mit dem preußischen Weg zur Einheit Deutschlands beschäftigte, lag doch das eigentliche Problem seiner Studie tiefer: Es kreiste um die Frage der Revolution in Deutschland. Ihm war klar, dass bei einem Versagen Preußens die Revolution für Deutschland kommen würde. Aus dem Wissen um die Kraft der Volksmassen, die er im Befreiungskrieg kennengelernt hatte, und im Vergleich mit den Erfahrungen der Revolution konnte er deshalb sehr kühl und ohne Furcht vor innenpolitischen Konsequenzen oder ausländischen Interventionskriegen schreiben: „Wo hat wohl je noch irgendeine Macht der Erde einem freien Volke in dem Schranken setzen können, was es bei sich, in seinem Lande gewollt hat? Haben wir nicht an Frankreich das neueste Beispiel in seiner Revolution, was ein Volk kann, wenn es etwas bestimmt und kräftig will? Und sollte Deutschland weniger vermögen? ... Man ist zu weit gegangen, als daß man zurückgehen oder stehen bleiben könne, auf die eine oder die andere Art muß und wird etwas geschehen, und diese andere Art heißt vielleicht: - Revolution. Ihre Greuel und Verwüstungen mögen fürchterlich sein für die Gegenwart; die Geschichte aber und das Leben eines Volkes geht über sie hinweg und durch sie hindurch und ruht und blüht auf ihren Folgen und ihren Trümmern.“

Diesen Worten des Aufsatzes fügte Thon im Brief an die Eltern am 21.03.1815 das Bekenntnis hinzu, bereit zu sein, der eventuellen Revolution beizupflichten: „Wohl kann es im Innern [Deutschlands] zu vielen und bedeutenden Stürmen kommen, und es ist leicht möglich, daß wir am Ende von dem Allen ein ganz anderes Deutschland sehen, als wir jetzt haben. Ich möchte das auf diese Art nicht eben wünschen und veranlassen, aber wenn es einmal so sein soll, so ist es auch am besten, man wirft sich mit in den Sturm hinein und ver- sucht, ob man nach seinen Kräften etwas thun und wirken kann.“

Erfüllt von dem Willen, für ein einheitliches und freies Deutschland einzutreten, meldete er sich erneut zum militärischen Einsatz gegen Napoleon. Im Mai 1815 quittierte er in Wien den weimarischen Staatsdienst. Damit verzichtete er sehr bewusst auf die günstige Berufskarriere im Dienste eines deutschen Kleinstaates, für den er wenig Sympathien aufbrachte und auf dessen soeben erfolgte Erhebung zum Großherzogtum (11.02.1815) er nur mit Geringschätzung schauen konnte.

Die folgenden zwei Jahre (1815/17) sahen ihn als Premierleutnant in preußischen Militärdiensten. In einem sehr charakteristischen Brief vom 19.05.1815 an die enttäuschten Eltern begründete und rechtfertigte er seinen Übertritt ins preußische Lager: „Wie wenig mich die Mutter, wenigstens bis jetzt, verstanden hat, sehe ich aus ihrem letzten Briefe, wo sie sagt, wie wenig es die Monarchen verdienten, daß man sich für sie opfere und hingebe und daß mich das schon abhalten müsse, von neuem für sie an dem Kampfe Theil zu nehmen. Für sie wahrhaftig nicht, denn auch sie sind nur ein Theil des Ganzen, und beinahe werth, vom Ganzen geschieden zu werden, denn sie haben durchaus ihre Bedeutung und Bestimmung nicht erkannt und nicht erkennen wollen; aber eben deshalb ist es nöthig, daß sich das Volk erhebe und ihnen zeige, was es ist und was es kann, und daß sie des Volkes wegen und nicht das Volk ihretwegen da ist. Das ist ihnen seit lange gepredigt worden, aber sie haben es immer noch nicht eingesehen, deswegen wird es auch gerade Zeit, ein ernsthaftes Wort mit ihnen zu reden. - Auch der König von Preußen ist nicht, wie die Mutter sagt, mein Held; es ist wahr, er ist der Besseren einer, aber aus der alten, steifen Zeit, wohl geeignet, dem Bestehenden vorzustehen, nicht aber etwas hervorzubringen, was bestehen soll. Am preußischen Staat aber hänge ich nicht, weil es der preußische Staat ist, und weil seine Regierung das Muster aller wäre, was sie keineswegs ist, sondern weil sich in ihm unter allen deutschen Staaten die größte Summe physischer und moralischer Kraft entwickelt hat, und weil wir nur von ihm, wie die Sachen stehen, für Deutschland, soll es nicht den Weg einer langen, gräßlichen Zerrüttung gehen, am ersten Heil und Rettung erwarten können.“

Die Jahre als preußischer Offizier waren für Thon enttäuschend und bei seiner Geringschätzung des Offiziersberufs auch persönlich unbefriedigend. Statt des erhofften Kampfes für Deutschland oder zumindest des militärischen Einsatzes gegen Frankreich wurde er im geistlos-langweiligen Garnisonsdienst verwendet. Mit Erleichterung nahm er deshalb im Frühjahre 1817 seine Versetzung als Referendar zur preußischen Regierung in Erfurt an, die der Freund Leopold von Henning vermittelt hatte. Ein zunächst halbjähriger Urlaub vom Militärdienst schloss sich an, doch bearbeitete Thon vor allem die Angelegenheiten des Erfurter Militärdepartements.

Die folgenden anderthalb Jahre in Erfurt (Mai 1817-August 1818) wurden zur Krisenzeit in Thons Leben. In seinen patriotischen Hoffnungen tief enttäuscht und immer stärker von der sichtbar werdenden antiliberalen Politik Preußens abgestoßen, häuften sich bei ihm Schwermutsanfälle, die sich in selbstgrüblerisch-pessimistischen Briefen an die Eltern, Verwandten und Freunden nur mühsam Luft zu machen vermochten. In dieser Verfassung erlebte er das Wartburgfest. Der Eindruck war überwältigend. Zum ersten Male fand er seinen am Schluss der Denkschrift von 1815 ausgesprochenen Wunsch erfüllt, dass sich „die Bessern in allen deutschen Landen“ über Staatsgrenzen hinweg zu vereinigen suchen“ sollten: „Mich hat dieser eine Tag [auf der Wartburg] entschädigt für viele böse und schlimme die ich verlebt, und mit neuer Zuversicht sehe ich einer Zeit entgegen, an der ich beinahe hätte verzweifeln mögen. Wo eine solche Jugend, wie ich sie hier versammelt gesehen, uns zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, da werden diese gewiß in Erfüllung [gehen]. Wie viele Jünglinge auch hier versammelt sein mochten, aus welchen Gegenden Deutschlands sie auch herbei gekommen waren, alle sah ich nur von einem Geiste beseelt, von dem einen Entschlusse durchdrungen, alle Kräfte daran zu setzen, dem Vaterlande Freiheit und Einheit zu erringen (an L. v. Henning, 21.10.1817).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 443
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Diesem optimistischen Aufschwung folgten sehr rasch neue und tiefere Enttäuschungen. In seiner Dienststellung in Erfurt und vor allem bei einem Aufenthalt in Jena, wohin er im Herbst 1817 geeilt war, erfuhr er von den preußischen Angriffen und Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Auswirkungen des Festes. „Wenn ich sehe, wie das in unserem Volke neu erwachte Streben nach dem Besseren nicht begünstigt, wie sehr ihm sogar entgegen gearbeitet wird und wie wenig gerade die preußische Regierung, von der ich die schönsten Hoffnungen hegte, ihnen entspricht: da fühle ich immer deutlicher, daß von uns selbst alles, von den Staaten, wie sie jetzt dastehen, nichts zu erwarten ist“ (an Töpfer, Herbst 1817). Thon war jedoch nicht in der Lage, seine Enttäuschungen zu überwinden und den Schritt zum aktiven Widerstand zu gehen. Noch 1815 hatte er, gestützt auf sein festes Vertrauen zu Preußen, die Revolution als zweite Möglichkeit der Lösung der nationalen Frage aufzeigen können, ohne davor zu erschrecken. Nach den gescheiterten Hoffnungen auf Preußen bereitete ihm der Gedanke an die Revolution nervöse Unruhe und Qual. Seiner ganzen Bildung, Erziehung und sozialen Stellung entsprechend war die Furcht vor dem „Jacobinismus“, der ihm bereits bei seinen theoretischen Erwägungen 1815 Unbehagen eingeflößt hatte, stärker als die Enttäuschung über nichterfüllte und nicht weitergeführte Reformen der herrschenden Klasse Preußens. Aus dieser quälenden Situation sah er für sich persönlich nur einen Ausweg - die Flucht. Sein bisheriges Leben schien ihm verfehlt, das nationale Ideal des Befreiungskrieges entweder überhaupt nicht oder nur über „Greuel“ erreichbar. Ernsthafte Pläne einer Auswanderung nach Amerika wurden erwogen, erste Schritte zur Realisierung unternommen. Nur nach langem Bemühen und unter nachdrücklichem Hinweis auf die Familienpflichten gelang es den entsetzten Eltern, den Sohn von seinen Emigrationsabsichten abzubringen. Hartnäckig bestand er jedoch darauf, zumindest aus dem preußischen Staatsdienst ausscheiden zu können.

Es folgte eine Tätigkeit als Landwirt in Gerstungen (Herbst 1818 - Herbst 1819), wo er seine Erregung abreagierte. Schließlich gelang es den Beziehungen des Vaters, den Sohn als Kammerassessor in Weimar unterzubringen, nicht ohne vorher noch die Demütigung des Spottes gewisser partikularistisch gesinnter Kreise um den Weimarer Kanzler Friedrich von Müller (1779-1849) über des Sohnes patriotische „Demarché“ von 1813/15 erfahren zu haben. Durch Vermittlung ->Schweitzers wurde er Mitglied der weimarischen Steuer- Immediatkommission.

Damit war Thon in die geruhsame, materiell gesicherte Laufbahn im Dienste eines deutschen Kleinstaates eingeschwenkt. Dieser Eintritt in das neue Berufsleben war verbunden mit weitgehendem Verzicht auf die Ideale der Jugendzeit und glich einer Art „innerer Emigration“. „Erfüllt mit Bildern einer ungeregelten Phantasie, mit Idealen, denen jedes eigentliche Leben abging, weil sie auf luftigem, unhaltbarem Grunde erbaut waren, fühlte ich mich, wo ich sie nun an meiner Umgebung nicht verwirklicht fand, wo ich sie nicht zu lebendigem Dasein hervorzurufen vermochte, mißvergnügt und verstimmt“, schrieb er rückblickend am 18.02.1821 an seine zukünftige Frau Therese Kirsten (Heirat 21.06.1821): „So habe ich viel Verkehrtes getrieben, viel köstliche Zeit unnütz und unwiederbringlich verloren ... Von wo ich von allem Anfange hätte ausgehen sollen, dahin kam ich nun erst nach manchem Fehler und Irren zurück, zu der einfachen Wahrheit: daß, wie wir von innen heraus unsere äußeren Verhältnisse zu betrachten uns gewöhnen, sie auch allemal sein und erscheinen müssen, und daß, wenn wir unser inneres geistiges Leben, das Einzige, was ewig und unvergänglich an uns ist, allen Ernstes zu höherer und vollendeterer Ausbildung zu bringen bemüht sind, wir auch zu beseligenderer Zufriedenheit mit uns selbst und mit unserer äußeren Umgebung, wie diese auch sein möge, gelangen.“

Eine letzte Auswirkung dieses vergangenen „unnützen“ Lebens hatte Thon im Frühjahre 1820 erfahren. Bei der Verhaftung des Freundes Leopold von Henning in Berlin (1819) war auch sein Brief vom 21.10.1817 über das Wartburgfest gefunden und zum Gegenstand eines speziellen Verhörs gemacht worden. Auf preußischen Druck fand daraufhin am 17.03.1820 durch eine Großherzogliche Immediat-Kommission (Regierungsrat Schmidt) in Weimar ein Verhör des neuen Kammerassessors statt. Die Mainzer Untersuchungskommission (Referent Pfister) beantragte ebenfalls am 18.03.1820 die Vernehmung Thons, doch ist das auf Grund dieses bereits einen Tag vorher durchgeführten Verhörs dann unterblieben.

Die Untersuchung gegen den ehemaligen Adjutanten des Großherzogs und Sohn des einflussreichen Eisenacher Kanzlers wurde nur oberflächlich geführt. Thon bekannte sich zum Inhalt des ihm in Abschrift vorgelegten Briefes, lehnte es aber ab, über die dem Briefe zu Grunde liegende Gesinnung Auskunft zu geben und wies alle Versuche des Kommissars, ein Gesinnungsverhör zu eröffnen, energisch zurück. Den Einwand des Kommissars, dass doch wohl zwischen „Gesinnungen“ (= innere Haltung) und brieflich „ausgesprochenen Gesinnungen“, die „als äußere Handlungen allerdings vor den bürgerlichen Richter gehörten“, zu unterscheiden sei, parierte Thon mit dem Argument, dass zur Kenntnis der Behörden gelangte private Vertrauensbriefe nicht als „äußere Handlungen“ anerkannt werden könnten. Im übrigen gab er nur das durch die Druckschriften und Reden des Wartburgfestes bereits Bekanntgewordene zu, umging die kritische Frage, was er im Briefe unter „Freiheit und Einheit“ verstanden habe mit allgemeinen Bemerkungen und formulierte schließlich sehr vorsichtig, es sei ihm nie in den Sinn gekommen „zu vermuthen, daß aus der stattgefundenen Vereinigung der jungen Leute unmittelbar etwas sehr Heilsames und die angegebenen Zwecke Forderndes [sic!] hervorgehen würde, sondern ich glaubte vielmehr nur, daß die Erinnerung an das in jugendlicher Begeisterung gefeierte Fest auch bei dem Uebertritt in bürgerliche Verhältnisse nicht erlöschen, und dann noch mittelbar heilsame Folgen äußern würde.“

Durch Protektion des Weimarer Großherzogs Carl August wurde er bereits 1821 Kammerrat. 1833 ernannte man ihn zum Geheimen Legationsrat. Unter Beibehaltung seiner Stellung in der Großherzoglichen Kammer erhielt er das Amt eines Vortragenden Rates für die Zoll- und Handelsangelegenheiten im Finanzdepartement des weimarischen Staatsministeriums. Ab 1828 war er als Vertreter des Großherzogtums in Steuer- und Zollsachen sehr häufig in Berlin tätig. Aus diesem Aufgabenkreis erwuchs die Stellung eines ständigen Bevollmächtigten der Gemeinschaft der thüringischen Staaten bei den Verhandlungen um deren Anschluss an das preußische Zollsystem. Darüberhinaus hatte er bedeutenden, im einzelnen noch der quellenmäßigen Untersuchung harrenden Anteil an der Gründung des Zollvereins 1834.

Durch seine Berufsstellung war er somit erneut mit der preußischen Politik in Berührung gekommen. Seine aufopferungsvolle, selbst die eigene Gesundheit nicht schonende Tätigkeit für das Zustandekommen eines preußisch-deutschen Zollvereins auf Kosten der „Souveränität“ der Kleinstaaten beweist, dass er an seiner alten Forderung von 1815 festgehalten hat. Preußen solle sich, schrieb er am 28.06.1831, „jetzt wie früher ... an die Spitze der neueren Bildung, des neuen politischen wie sittlichen Lebens im Norden und vorzugsweise in Deutschland“ stellen, um dadurch Deutschland nicht durch materielles Umsichgreifen, sondern durch Gewinnung der Meinungen der Regierungen und des Volks unter sich zu einem ganzen zu einigen und seine politische Wiedergeburt zu erwirken.“ Er war sich 1831 jedoch ebenso klar, dass die bestehende preußische Regierung unter Friedrich Wilhelm III. dazu nicht gewillt und reif war: „Sie hat, um mit einem Wort unumwunden meine Meinung zu sagen, wenig und in der neuesten Zeit nichts gethan, um das auf sie gesetzte Vertrauen des preußischen Volkes und Deutschlands zu rechtfertigen.“

Die Gewissensfrage der Staatsdiener und bürgerlichen Liberalen im Jahre 1848, für welchen der „zwei Wege“ zur deutschen Einheit sie sich entscheiden sollen, ist an Thon - seit 1831 Ritter des preußischen Roten Adlerordens - auf Grund seines frühzeitigen Todes nicht mehr herangetreten.

Qu. u. Lit.:

DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVIII, Nr. 1, Bl. 78-79 (Brief Thon an L. v. Henning, Eisenach 21.10.1817; Abschrift); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 15, Bd. 1, Bl. 70-71 (Verhörsprotokoll über Teilnahme Wartburgfest, Weimar 17.03.1820; Abschrift); GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1161, Bl. 11-16 (Bericht Pfister über Thon, Carove, Oken, Mainz 18.03.1820); Geburtsdatum im KB Eisenach nicht eingetragen (Auskunft Stadtarchivar Matthes, Eisenach); Sterbedatum Ev.-luth. KG Weimar, SR S. 74, Nr. 45; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Bd. I, [bes] §§ 57-60; ebd. Rep. 77, Tit. XX, Nr. 8, Bl. 49, 52-54; Thon, Was wird uns die Zukunft bringen?; Thon, Lebensbild; Mommsen, Deutsche Einheitsbewegung, S. 96-110; Egloffstein, Carl August auf Wiener Kongreß; Meß, Thüringer Familien; Ortloff, Thons Zukunftsbild vom Deutschen Reich; Patze, Zollpolitik thüringische Staaten; Quellen- und Darstellungen, Bd. VI, S. 222-223; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. VII, 56, 58-63, 86 u. ö.;Treitschke, Deutsche Geschichte, Bd. I, S. 663-664, Bd. III, S. 635; Vollert, Familie Thon, S. 449-464; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 96 f. (Brief über seine Teilnahme am Wartburgfest); Schröder, Anteil Turner, II, S. 124.

stud. med. Jena;
* 28.02.1794 in Jägersdorf, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: T., Karl Friedrich (1750-1829, 1791-1795 Pfarrer in Jägersdorf, 1796-1805 in Unterbodnitz, 1805-1829 in Schmiedehausen);
Mutter: T. geb. Winkler, Dorothea Friederika Christiane;
Verheiratet mit: ?;

Tömlich wurde am 25.10.1815 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und war 1817/18 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: Benjamin Eichel (65)
Präsenzliste: 444/131
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 6

Am 18.02.1819 promovierte er in Jena zum Dr. med.

Anmerkungen:

Laut Keil, Wartburgfeste, S. 104/105 soll auch Ernst Heinrich Traugott Tömlich (stud. theol. Jena, imm. 06.05.1817, Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 444 - versteckte später in der Zeit der Illegalität die Burschenschaftsfahne unter der Altardecke der Kirche in Schmiedehausen -) am Wartburgfest teilgenommen haben. Ein quellenmäßiger Beleg dafür wurde nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 131: „Aug. Gottwerth Tömlich Student der Medicin zu Jena aus Altenburg“; EQ Bl. 69; SfB S. 8, Nr. 6; ML (Nr. 224); WL Nr. 234; Ev.-luth. KG Jägersdorf, KB Bd. VI (1758-1808), S. 51; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 215 (fehlerhaft); UB Jena, Stammbuch Münzer, Bl. 15 (Eintragung Altenburg, August 1818; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1; Löbe, Geschichte Kirchen und Schulen Herzogtum Sachsen-Altenburg, Bd. 3, S. 581, 716.

stud. jur. Leipzig;
* 17.11.1796 in Triptis, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 1874 in Triptis, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.;
Vater: T., Adolph Moritz (1762-?, 1796 „General Accis u. Geleitseinnehmer, Rahtskärnmerer“);
Mutter: T. geb. Mittwed(in), Friederike Caroline;
Verheiratet mit: ?;

Trainer wurde am 20.09.1815 als stud. jur. an der Univ. Leipzig immatrikuliert. Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Jena. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Leipziger Landsmannschaft „Saxonia“ teil und war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Registrator Wiegand (127)
Präsenzliste: 445
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 3

Auch in Jena war Trainer kein Burschenschafter, stattdessen trat er 1819, nach dem Verbot der Burschenschaft, der neugegründeten Jenaer „Saxonia“ bei.

Später war er Advokat in Triptis. 1867 nahm er am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teil (vgl. auch ->Hoffmann, ->Seyffert und ->Linstedt).

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 75: Treiner; SfB S. 1, Nr. 3: Treiner; ML (Nr. 122): Kreiner (irrtümlich); WL Nr. 85; Kieser, Wartburgfest, S. 21: Trenner (irrtümmlich); Ev. KG Triptis, KB 1766-1803: Trainer; UA Leipzig, Matrikel: Trainer; UB Jena, Matrikel: Treiner; UA Jena, Best.BA, Nr. 1666 (SS 1818): Treiner; Gerlach, Corps-Listen S. 759 Nr. 16, S. 926, Nr. 55; Beneke, Corps Saxonia Leipzig, S. 24, Anhang S. 4-6; Geschichte Corps Lusatia, S. 44; Keil, Wartburgfeste, S. 194; Leonhardt, Leipziger Burschenschaft, S. 9; Simon, Wartburgtreffen 1867, Anhang S. 1.

stud. med. (pharm.) Jena;
* 08.10.1796 in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ April 1882 in Athen, Griechenland;
ev.;
Vater: T., Johann Wilhelm Christian (Herzogl. Hof-Apotheker in Meiningen);
Mutter: T. geb. Hermann, Marie Catharina;
Verheiratet mit: ?;

Treiber besuchte das Gymnasium in Meiningen. Am 05.11.1816 wurde er als stud. med. an der Univ. Erlangen immatrikuliert. Er trat der „Teutonia“ bei und war eng mit ->Sand befreundet.

Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Jena. Hier immatrikulierte er am 29.04.1817, wurde Mitglied der Burschenschaft, Anhänger des Turnwesens und gehörte der Jenaer „Wehrschaft“ an. Es war vor allem Treibers Verdienst, dass es 1817 zu engen Beziehungen zwischen der Jenaer Burschenschaft und der Erlanger „Teutonia“ kam. Obwohl in Jena einer der begeistertsten patriotischen Studenten, stand er dem um sittliche Reformen des Studentenlebens bemühten Vorstand der Jenaer Burschenschaft ablehnend gegenüber.

Einquartierung: Apotheker Witthauer (128)
Präsenzliste: 446
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 11

Als es im Sommer 1818 in Jena zu studentischen Krawallen gegen Bürger kam (vgl. ->Bogk, ->Loholm) scheint er daran führend beteiligt gewesen zu sein. Unter Zustimmung des Vorstandes der Burschenschaft wurde er durch die Universitätsleitung relegiert, doch geben die Jenaer Akten über die Begründung der Relegation keine Auskunft. Er ging daraufhin im WS 1818/19 nach Würzburg, immatrikuliert am 08.11.1818, und trat hier der Burschenschaft bei. Zur Vervollkommnung seiner Ausbildung reiste er 1819 nach Paris.

Bei Ausbruch des griechischen Befreiungskampfes wurde Treiber Philhellene, gehörte zu den ersten nach Griechenland reisenden deutschen Freiheitskämpfern (26.01.1822) (vgl. auch ->Elster und ->Kahl) und war hier als Militärarzt tätig. Am 16.07.1822 kämpfte er als Regimentsarzt des 1. Infantrieregiments in der Schlacht bei Peta und gehörte zu den wenigen überlebenden deutschen Philhellenen. 1824 trat er in Missolunghi in das Korps von Lord Byron ein und war Byrons Arzt als dieser am 19.04.1824 verstarb. 1826/27 wurde er Arzt des griechischen Oberbefehlshabers Jorgos Karaiskakis (gest. 04.05.1827), machte den Feldzug in Rumelien mit und war Teilnehmer der Schlachten bei Chaidari, Dombrena, Arachova, Salona, Karysto usw., wo er sich mehrfach auszeichnete.

1833 war er Leibarzt des Königs Otto von Griechenland. Später wurde er erster Chefarzt und Generalarzt (Generaloberst) der griechischen Armee. Seit 1837 war er auch Professor der Medizin an der Universität Athen und gehörte als Korrespondierendes Mitglied den Medizinischen Gesellschaften zu Berlin, Paris, Madrid und Bonn an. Bereits von den Zeitgenossen als „der treueste deutsche Philhellene“ gefeiert. blieb er auch nach der Vertreibung des Königs Otto in Griechenland.

Seine Hauptleistung war der Aufbau des griechischen Sanitätswesens. Wissenschaftlich war er im Alter wahrscheinlich ein Anhänger Darwins.

Deutschland hat Treiber seit 1822 nicht mehr wiedergesehen. Die Reichseinheit wurde von ihm 1871 begrüßt.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 72; SfB S. 7, Nr. 11; ML (Nr. 223); WL Nr. 249; Ev. KG Meiningen, GR Jg. 1796; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; UB Jena, Matrikel; UB Würzburg, Matrikel; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 40, Nr. 644; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 7, Nr. 34; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 357; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 55-60; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, §§ 23, 51; ADB, Bd. [...], S. [...]; Barth/Kehrig-Korn, Philhellenzeit, S. 25, 27, 43, 244-248 u. ö. (Auswertung des ungedruckten Tagebuchs von T.); Dieterich, Philhellenen, S. 106; Gurlt-Hirsch, Lexikon Ärzte, Bd. V, S. 630; Haberling, Lexikon Ärzte, Bd. [...], S. [...]; Mackroth, Deutschtum Griechenland, S. 26, 40, 41, 46-47; Nekrolog Treiber; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 104-105; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 69.

stud. jur. Erlangen;
* 19.05.1798 in Nürnberg, FrRSt. Nürnberg;
+ 17.02.1877 in München, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: T., Jobst Wilhelm Carl Freiherr von (1762-?, Bürgermeister von Nürnberg);
Mutter: v. T. geb. Haller von Hallerstein, Susanna Maria (1769-?);
Verheiratet mit: 1828 Maria Helena Wilhelmina Haller von Hallerstein (1804-1834);

Tucher war ein Angehöriger des bekannten süddeutschen Patriziergeschlechts(1). Er besuchte das Gymnasium in Nürnberg, dessen Rektor (1808-1816) sein Schwager Hegel war(2).

Am 03.11.1816 wurde er als stud. jur. an der Univ. Erlangen immatrikuliert. Der aus der Familientradition des Senatorengeschlechts der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg und aus dem Erlebnis der Gegenwart erwachsene deutsche Patriotismus romantischer Prägung führte Tucher in den Kreis der Erlanger „Teutonia“ um ->Carl Ludwig Sand, als deren Vertreter er am Wartburgfest teilnahm.

Einquartierung: Kanzlist Blau (463)
Präsenzliste: 447/52
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 4

Kurz nach dem Fest wechselte er ins Zentrum der studentischen Romantik, an die Universität Heidelberg (immatr. 01.11.1817), wo er u. a. mit ->Asverus enge Freundschaft schloss. In Heidelberg gehörte er, obwohl auch hier Hegel (ab 1816 Prof. in Heidelberg) sein Lehrer war, zu den Hauptvertretern der „deutschtümelnden teutonischen“ Richtung und nahm gegen die bürgerlich-kosmopolitischen Bestrebungen der Gruppe um ->Carové Stellung. Seiner sozialen Herkunft und Erziehung entsprechend wurde er jedoch kein Republikaner („Schwarzer“), sondern gehörte zu der politisch schwankenden Gruppe mit konstitutionell-monarchistischen Ideen um ->Asverus.

Ein Versuch, 1818 in Jena zu studieren, musste aufgegeben werden, da ihm die bayrische Regierung keine Ausreisegenehmigung zum Besuch der als „demagogisch“ verschrieenen Universität erteilte. Daraufhin ließ er sich erneut an der Univ. Erlangen immatrikulieren (05.11.1819), wurde hier Mitglied der Burschenschaft und nach deren Spaltung, 1820 Angehöriger der burschenschaftlichen Splittergruppe „Concordia“ (sog. „Liberale“, vgl. auch ->Weißgerber).

Nach längerem Studienaufenthalt in Berlin (immatrikuliert vom 12.05.1821 bis 11.04.1822) beendete er die Studienzeit 1822 in Erlangen mit der Promotion. In Erlangen war er erneut Hörer Hegels und wohnte bei ihm.

Die weiteren Lebensjahre waren beruflich durch eine juristische Tätigkeit in verschiedenen süddeutschen Städten ausgefüllt. Er begann seine Laufbahn als Referendar in Dinkelsbühl und Schwabach, ab 1825 war er Assessor am Stadt- und Kreisgericht in Nürnberg, ab 1833 in Schweinfurt, 1841 wieder in Nürnberg. Hier wurde er Mitglied des Konstitutionellen Vereins 1849 war er Appellationsgerichtsrat in Neuburg und gehörte zu den Unterzeichnern der Adresse an den bayrischen König zur Befürwortung der Frankfurter Reichsverfassung. Ab 1856 war Tucher Oberappellationsgerichtsrat in München und trat 1868 in den Ruhestand.

Tuchers Bedeutung und bleibende Verdienste lagen auf wissenschaftlichem Gebiet. Die aus der christlich orientierten Romantik der Jugendjahre erwachsene Liebe zum Studium der Kulturgeschichte machte ihn zum Erforscher des Kirchengesanges. Bekannt wurde er vor allem durch seine 1826 Beethoven gewidmeten Palestrina-Forschungen sowie die nach jahrzehntelangen Studien herausgebrachten Sammlungen bzw. Neubearbeitungen der alten evangelischen Choräle (Schatz des evangelischen Kirchengesangs im 1. Jahrhundert der Reformation, 1848; Über den Gemeindegesang der evangelischen Kirche, 1867).

Anmerkungen:

(1) Vgl. Ludwig Grote: Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfamilie. München 1961.

(2) Maria Helena Susanna Hegel, geb. v. Tucher (1791-1855), seit 1811 Gattin Hegels, war die Schwester von Ch. C. G. S. v. Tucher.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 52; EQ Bl. 67; SfB S. 6, Nr. 4; GW-Eintragung 15.10.1817; FE 17.-20.10.1817, Gasthof Rautenkranz; ML (Nr. 138): v. Lucher (irrtümlich); WL Nr. 179; Auskünfte Landeskirchliches Archiv Nürnberg; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; UA Berlin, Matrikel, Nr. 391/11; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 41, Nr. 647; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 7 Nr. 35, S. 55 Nr. 390; GLA Karlsruhe, Abt. 203, Nr. 1702; ebd. Abt. 203, Nr. 1719; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 3; ebd. Kasten schwarz, 428, Nr. 15, Bl. 129; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 255; ADB, Bd. XXXVIII, S. 767-770; Haupt, Follen, S. 90, 104; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 58, 431 ff.; Bd. III, S. 383; Bd. IV, S. 23, 311; Leo, Jugendzeit, S. 204-213, 230, 235, 236-238; Platen, Tagebuch, S. 209 (18.04.1820); Quellen und Darstellungen, Bd. III, S.21, 82; Bd. V, S. 97, 118, 120; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 126, 163, 269-272, 303; Volckhammer, Geschlechtsregister Patriziat Nürnberg, S. 118; Humb. Univ.Berlin 28.09.1960: Album-Nr. 391/11.

U

stud. theol. (später philol.) Berlin;
* 21.02.1795 in Remlingen, Hst. Würzburg;
+ 21.02.1880 in Hamburg, FrHSt. Hamburg;
ev.-luth.;
Vater: U., Johann Christoph (1755-?,1783-1826 Pfarrer in Remlingen);
Mutter: U. geb. Merck, Margaretha Barbara aus Schweinfurt;
Verheiratet mit: Helene Therese Baur (Tochter des Hamburger Kaufmanns Georg Friedrich Baur);

Ullrich besuchte das Gymnasium in Wertheim und wurde 1814 an der Univ. Göttingen als stud. theol. immatrikuliert. Hier war er, allerdings ohne Erfolg, Vorkämpfer für eine burschenschaftliche Verbindung. Erreicht wurde dieses Ziel ein Jahr später in Erlangen. An die Univ. Erlangen hatte Ullrich im WS 1815/16 gewechselt. Am 06.11.1815 immatrikuliert, war er als Freund von ->Sand und dem ebenfalls aus Remlingen gebürtigen ->Zwanziger Mitbegründer der „Teutonia“ am 27.08.1816.

Zum Wartburgfest kam er als Student der Univ. Berlin, wo er vom 22.05.1817 bis 20.07.1821 immatrikuliert war. Wahrscheinlich ist er zu den Mitwissern der geplanten Verbrennungsszene auf dem Wartenberg zu zählen.

Einquartierung: Frau Wolf (397)
Präsenzliste: 448
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

In Berlin war Ullrich vor allem Schüler von De Wette und ab 1818 neben seinem Studium Mitarbeiter an der Kgl. Bibliothek. Am 10.05.1820 wechselte er von der Theologischen in die Philosophische Fakultät. 1822 promovierte er zum Dr. phil. und wurde Privatdozent für Klassische Philologie. Von 1823 lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1869 als Professor am Johanneum in Hamburg und wurde einer der bedeutendsten deutschen Vertreter der Klassischen Philologie seiner Zeit.

Er war in Hamburg „ein Veteran im Dienste des nationalen Gedankens, obwohl er niemals die Gelegenheit zum politischen Handeln gesucht hat“ (Programm Hamburger Johanneum).

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67; WL Nr. 177; Ev.-luth. KG Remlingen, GR Jg. 1795, Nr. 5; ebd. Pfarrbeschreibung; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; UA Berlin, Matrikel, Nr. 383/7; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 41, Nr. 650; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 3, Nr. 4; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 40; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 20, §§ 40, 71 u. ö.; ADB Bd. XXXIX, S. 200-201; Bünsow/Heer, Göttinger Burschenschaft, S. 214; Kolde, Universität Erlangen, S. 183-185, 193; Lenz, Geschichte Universität Berlin, II, 1, S. 501; Müller, Sand, S. 61-63; Programme Hamburger Johanneum, 1869, 1878, 1880; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 31, 54, 269; Teicher, Corps Baruthia Erlangen, S. 37.

stud. theol. Gießen;
* 29.11.1792 auf der Bohnscheuer bei Mudershausen, Fstm. Nassau-Weilburg / Fstm. Nassau-Usingen / Lgft. Hessen-Kassel / Lgft. Hessen-Darmstadt (?);
+ 04.06.1865 in Wiesbaden, Hzt. Nassau;
ev.-luth.;
Vater: U., Johann Georg (1792 Obersteiger, später Bergwerksverwalter auf Bohnscheuer);
Mutter: U. geb. Später, Anna Maria;
Verheiratet mit: ?;

Ullrich wurde am 01.05.1815 als stud. theol. an der Univ. Gießen immatrikuliert. 1816 trat er der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ bei. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Gießener „Schwarzen“ teil.

Einquartierung: Hofbuchdrucker Müller (352)
Präsenzliste: 449/296
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 18

Nach Abschluss des Examens Ende 1818 hielt er sich als Freund Karl Follens in Jena auf, hatte enge Verbindung mit dem Jenaer „Engeren Verein“ und bemühte sich vor allem um das Zustandekommen einer bürgerlich-demokratischen Zeitschrift „Vorwärts“ (vgl. ->Henning), für die er Abonnenten in Deutschland zu werben versuchte. Im Oktober 1818 nahm er wie ->Simeons als Abgeordneter der Gießener „Schwarzen“ am Jenaer Burschentag (Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft) teil. Er war befreundet mit Karl Löning, dem Attentäter auf den Nassauischen Präsidenten Ibell (1819).

Später wirkte er als Pfarrer in Miehlen und Nastätten. Als emer. Geistlicher verstarb er 1865 in Wiesbaden.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 296; EQ Bl. 68 u. 74; SfB S. 1, Nr. 18; ML (Nr. 225); WL Nr. 32 und 121; Ev.-luth. KG Dörsdorf (Nassau), TR Jg. 1792; Ev. KG Wiesbaden, Zivilstandsregister der Gestorbenen der Stadt Wiesbaden 1865, S. 405, Nr. 282; UA Gießen, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 50, Nr. 58 (fehlerhaft); StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, § 259; Haupt, Follen, S. 37, 58, 60, 78.

stud. theol. Göttingen;
* 11.04.1795 in Sonneborn, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 26.04.1860 in Heidelberg, Ghzt. Baden;
ev.;
Vater: U., Carl Gottlieb (1763-1829, 1785-1820 Organist in Sonneborn);
Mutter: U. geb. Samizert (?), Martha Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Umbreit besuchte von 1809 bis 1814 das Gothaer Gymnasium. Am 24.10.1814 wurde er als stud. theol. et philol. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Tobias Koch (435)
Präsenzliste: 450/130
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 8

Am 20.05.1818 wurde er erneut an der Univ. Göttingen immatrikuliert, ob er in der Zwischenzeit an einer anderen Universität studierte, konnte nicht ermittelt werden. In Göttingen war er vor allem ein Schüler von Johann Gottfried Eichhorn, der hier seit 1788 Professor für orientalische Sprachen war. Nach dem theologischen Kandidatenexamen 1818 in Gotha promovierte er im gleichen Jahre an der Univ. Göttingen zum Dr. phil. („Koheleth‘s, des weisen Königs Seelenkampf oder Philosophische Betrachtungen über das höchste Gut aus dem Hebräischen übersetzt und als ein Ganzes dargestellt, Ein Versuch.“)

Der stark von Herders sprachgeschichtlichen Werken beeinflusste junge Umbreit ging 1819 nach Wien und war hier mit dem bekannten Orientalisten Joseph von Hammer (1774-1856) befreundet.

Ab 1819 war er a. o. Prof. d. Theologie und Philosophie in Heidelberg, ab 1823 o. Professor.Umbreit lebte bis zu seinem Tode in Heidelberg und wurde - bei starker Hinwendung zur Offenbarungsgläubigkeit - einer der wichtigsten Vertreter der sog. Vermittlungstheologie. Zusammen mit Karl Ullmann (ab 1821 Prof. d. Theologie in Heidelberg) gab er ab 1828 die „Theologischen Studien und Kritiken“ heraus. Sein theologisches Hauptwerk „Praktischer Commentar über die Propheten des alten Bundes mit exegetischen und kritischen Anmerkungen“ erschien ab 1841.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 130; EQ Bl. 69; SfB S. 2, Nr. 8; ML (Nr. 226: Umbonit (irrtümlich); WL Nr. 235; Ev. KG Sonneborn, TR ab 1768, S. 56 (Name der Mutter unleserlich); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; UA Göttingen, Dekanatsakte Phil. Fakultät, Bd. 102 (Promotion); ADB, Bd. XXXIX, S. 273-277; RGG (2. Aufl.), Bd. [...], S. [...]; RThK (2. Aufl.), Bd. 16, S. 162; Ullmann, Umbreit; Auskünfte UA Göttingen.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Der Kaufmann Underreich aus Barmen hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 451
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817: „Underreich, Kaufmann v. Barmen“ (vgl. auch ->Scheid).

stud. der Forstakademie Tharandt, Kgr. Sachsen;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Uxkall hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf und nahm wahrscheinlich an den Feierlichkeiten teil.

Einquartierung: Meister Wolf (498)
Präsenzliste: 452
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

Lesart unsicher, vielleicht auch „Uxkull“; vermutlich „Uxküll“ oder „Üxkull“, estnisches Adelsgeschlecht (vgl. Hintzelmann/ Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg, Teil V, S. 145). Vielleicht Boris von Üxküll, stud. in Heidelberg, wo er Hegel kennenlernte und zu diesem in ein freundschaftliches Verhältnis trat (Hegel, Briefe, Bd. IV, S. 313).

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 67: “Uxkall, Tharand”; WL Nr. 177.

V

stud. theol. Kiel;
* 26.06.1798 in Flensburg, Hzt. Schleswig, Kgr. Dänemark;
+ 27.03.1864 in Hamburg, FrHSt. Hamburg;
ev.-luth.;
Vater: V., Georg Wilhelm (1766-1836, 1798 Diakon in Flensburg);
Mutter: V. geb. Petermann, Louise Friederike (1766-1845);
Verheiratet mit: ?;

Valentiner wurde kurz vor dem Wartburgfest, das wie für viele seiner studentischen Freunde auch für ihn das richtungweisende Ereignis seines Lebens werden sollte, am 01.10.1817 als stud. theol. (nov.) an der Univ. Kiel immatrikuliert. Hier war er Mitglied der Kieler Burschenschaft „Holsatia“.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 453/193
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 9

Im SS 1819 wechselte er an die Univ. Jena, wahrscheinlich veranlasst durch seinen Studienfreund Uwe Jens Lornsen (1793-1838), der 1818/19 Vorstandsmitglied der Jenaer Burschenschaft war(1). Valentiner immatrikulierte am 10.05.1819 in Jena und trat der Burschenschaft bei. Schon im Herbst des gleichen Jahres erlebte er mit großem Schmerz deren Unterdrückung und Auflösung. 1820 als Mitglied in den Ausschuss, 1821 in den Vorstand der neuen verbotenen Jenaer Burschenschaft gewählt, ohne diese Ämter jedoch praktisch auszuüben, hielt er bewusst oppositionell am 18.06.1820 in der Jenaer Kirche die studentische Festrede zum Andenken an den Sieg bei Waterloo.

Die Einflüsse Jenas und des Wartburgfestes hat er im Jahre 1848 geschildert und hierbei seine Auffassungen über den Widerspruch zwischen seiner Zugehörigkeit zum deutschen Volk und zum dänischen Staat vorgetragen: „Schon im Jahre 1817 nahm ich Theil an dem berühmt genug gewordenen Studentenfeste auf der Wartburg, und befand mich auch in der kleinen Zahl derer, welche am 19. Oktober jenes Jahres von der Wartburg in die Stadtkirche zu Eisenach zogen, um ihre dem deutschen Vaterlande dargebrachten Gelübde durch die Feier des heiligen Abendmahls zu bekräftigen Immer mehr klar und lieb wurden mir diese Wartburgsgedanken als ich später nach Jena kam, wo ich in der schönsten Periode der deutschen Burschenschaft drittehalb Jahre studierte. Wie Frankfurt jetzt [1848] der Mittelpunkt des politischen Lebens ist für alle Staaten Deutschlands, so war dies damals Jena für das Studentenleben aller deutschen Universitäten ... Als ich in diese Verbindung am 18. Juni 1819 sehr feierlich aufgenommen wurde, legte man mir die Frage vor: ‚bekennst du dich zum deutschen Volke?‘ was ich nicht nur bejahen, sondern auch beschwören konnte. Daß ich zum deutschen Volke gehörte, war ja eben so gewiß, als daß ich dem Staate nach zu Dänemark gehörte. In spätern Jahren gelobte ich meine Treue auch dem Staate, bin aber nie gemeint gewesen, jenes frühere Bekenntniß dadurch irgendwie zu verletzen, zu schwächen oder gar aufzuheben. Der Staat verhält sich zu dem Volke ganz eben so wie etwa die symbolischen Bücher sich zu der Bibel verhalten; diese letztere und die Völker sind von Gott, die Staaten und die symbolischen Bücher hat der Mensch gemacht“ (Erinnerungen, S. 67/68).

1821 kehrte er nach Kiel zurück. Hier wurde er Mitbegründer der neuen illegalen deutschpatriotischen „Germania“ (13.12.1821). Das brachte ihm Karzerstrafe und schließlich das consilium abeundi ein (vgl. auch ->Teuffer). Über seine Kieler Zeit und die Strafe urteilte er später (1852): „Nach Kiel zurückgekehrt, hatte ich Theil an der Zersprengung und Auflösung der hier im alten Geiste noch fortbestehenden Verbindung [gemeint die sog. „Burschenschaft“, die in Wirklichkeit eine „Holsatia“ war], deren Sinn war: durchaus keine politische Begeisterung und Ausbildung, oder höchstens die für Schleswig-Holstein ... Ich leugne nicht, auf diese Strafen blicke ich jetzt mit Gefühlen des Stolzes zurück; dem Buchstaben nach waren sie durchaus wohlverdient“ (Erinnerungen, S. 68). Valentiners trotzige Eintragung im Kieler Karzerbuch von 1822 lautete: „Auch mich brachte man auf 8 Tage an den Ort der Verdammniß [Karzer] und ließ das consilium abeundi mich unterschreiben. Wir saßen hier als Vorsteher einer Verbindung, die sich nannte: Germania. Gesündigt hatten wir gegen einen altgewordenen Buchstaben eines alt gewordenen Lebens. Mitgekämpft hatten wir in der Zeit des Friedens [nach 1815] einen Teil des Kampfes, den du nennen magst: Den Krieg nach dem Kriege. Das Vaterland - wir fanden es in unserem Volke - war der Gedanke, an welchen wir nächst dem des Glaubens unser Leben knüpften.“

Trotz des Verweises von der Universität Kiel konnte Valentiner 1822 das theologische Amtsexamen in Gottorf ablegen. Anschließend wurde er, weil ihn seine „Gesinnung in die Mitte des deutschen Vaterlandes“ trieb, Hauslehrer in Dresden. 1824 erhielt er seine erste Anstellung als Katechet an der deutschen Petrikirche in Kopenhagen, wo er wieder mit Lornsen zusammentraf, mit dem ihn auch weiterhin Freundschaft und gleiche politische Gesinnung verband. 1828 wurde er Pfarrer in Heiligenhafen (Holstein). Am 03.12.1837 trat er die Nachfolge seines Vaters als Hauptpastor an der Marienkirche zu Flensburg an. In seinen religiösen Auffassungen blieb Valentiner ein Schüler seines Jenaer Lehrers Ludwig Friedrich Otto Baumgarten-Crusius (1788-1843), der auf Schleiermachers Theologie fußte. Valentiner war ein Gegner des reaktionären Neopietismus und neigte stark zum Pantheismus. Religiöse Auffassungen und politische Gesinnungen vereinigten sich in seinem Patriotismus. „So viel ist gewiß“, schrieb er gegen die protestantische Orthodoxie (1852), „mit der Theorie und mit der Praxis von Erbsünde und Dreieinigkeit befreit man kein Vaterland. Gebundene Religion und freisinnige Volksideen, wo sie sich zusammen finden, sind wie ein zu weiter Ueberrock, wenn er über ein zu enges Unterkleid gezogen wird, oder umgekehrt der enge Rock über den weiten; es ist, mit der Schrift zu reden, ein neuer Lappen auf ein altes Kleid genäht.“

Politisch war er ein deutscher Patriot liberal-demokratischer Prägung, nahm scharf gegen Adelsvorrechte Stellung, hatte jedoch andererseits kein Verständnis für sozialistische Ideen der sich entwickelnden Arbeiterbewegung und lehnte auch kleinbürgerlich-demokratische Bestrebungen ab. „Wir hatten unser deutsches Vaterland sehr lieb, doch waren unter uns keine stürmisch andringende Demokraten und Wühler“, charakterisierte er sich und seine schleswig-holsteinischen Freunde des Jahres 1848 (Erinnerungen, S. 89). Bei Valentiner trat die Frage der nationalen Einheit vor die soziale Frage. Nachdem er in der Studienzeit den Gedanken der deutschen Einheit und des deutschen Volkstums erkannt hatte, hielt er an ihm sein Leben lang fest. In Kopenhagen und dann an der deutsch-dänischen Sprachgrenze in Flensburg fühlte er sich stets in erster Linie als deutscher Prediger einer deutschen Gemeinde, was ihm bald das Misstrauen dänischer Staatsstellen und später auch die Gegnerschaft gewisser Kreise der Bourgeoisie Flensburgs einbrachte, deren Nationalgefühl nur dem „mercantilischen Verkehr“ und der „verkauften Waare“ folge (Erinnerungen, S. 166/167). „Wie die Gemeine und die Predigt war, so ist auch mein Herz und mein Sinn hier [in Kopenhagen] deutsch geblieben, wenn ich gleich sehr gerne und glücklich unter den Dänen gelebt habe, vier Jahre lang. Am Schluße jeder Predigt betete ich erst für unser ‚Volk und Vaterland‘, dann für den König und sein Haus, welche Weise, da sie mir selbst in Kopenhagen nicht verboten wurde, ich auch in meinen späteren Aemtern beibehalten habe. Vor einer deutschen Gemeine verstand ich unter dem Volk und Vaterland zunächst das deutsche“ (Erinnerungen, S. 69).

Allerdings hat er bis 1848 eine Vereinigung Schleswig-Holsteins mit Deutschland für utopisch angesehen, da er die fehlenden Voraussetzungen deutscherseits erkannte. Umso enthusiastischer begrüßte er die Revolution, erhoffte von der Paulskirchenversammlung die Reichseinheit und damit die Befreiung der Herzogtümer von der dänischen Krone. Anlässlich der Einsetzung des Reichsverwesers in Frankfurt, „zur Feier des hoffnungsreichen 6. August 1848“, erschienen seine aufsehenerregenden „Politischen Bekenntnisse eines Predigers in Flensburg“, in denen er ein offenes Bekenntnis zu Deutschland ablegte und die wenige Jahre später den Anstoß zu seiner Dienstentlassung gaben.

Charakteristisch für ihn ist sein leidenschaftliches Bekenntnis zu dem Dichter Johann Gottfried Seume (1763-1810). Dessen Patriotismus und Gesellschaftskritik beeindruckten ihn tief. Seumes tapferes Leben war ihm Vorbild und Kraftquelle für die Bewältigung des eigenen schweren Schicksals.

Wegen seiner Teilnahme am Befreiungskampf der Herzogtümer gegen Dänemark (1848 Lazarettgeistlicher in Flensburg) wurde er ähnlich wie sein ehemaliger Studiengefährte und Gesinnungsfreund ->Strodtmann 1850 durch die dänischen Staatsbehörden am 28.09.1850 entlassen. Das letzte Lebensjahrzehnt war durch die Schwere des Privatlehrerdaseins in der Emigration (Hamburg) verdüstert. Einen Höhepunkt des Lebensabends brachte die Teilnahme am Jenaer Universitätsjubiläums 1858, bei dem viele der alten Freunde von 1817 ein letztes Mal zusammentrafen und ihre Hoffnungen auf ein einheitliches Deutschland erneut bekräftigten. Er bekannte hierbei, unbeirrt an seinen Hoffnungen auf ein einheitliches und freiheitliches Deutschland festzuhalten, wenn er dafür auch im Alter „amtlos, brodlos, heimatlos“ geworden wäre und „selbst von den Grabstätten der Seinigen im Tode“ getrennt würde. Seine unter dem Pseudonym Peter Petersen erschienenen „Gedanken auf dem Wege zur Jenaer Jubelfeier“ gehören zu den eindrucksvollsten Bekenntnissen zum bürgerlich-freiheitlichen Geiste Jenas und sind noch weit entfernt von den Sentimentalitäten „Alter Burschenherrlichkeit“ der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Mit wahrhaft stolzer Freude“, erklärte er u. a. in der Erinnerung an die Jugendzeit in seiner Ansprache an Jenaer Studenten, „denk ich jener Tage [1817, 1819], da ich zuerst ein völlig klares Bewußtseyn von Deutschland fand, und es nun wußte, daß dieses große Land mein Vaterland sey und dieses Volk mein Volk...“

Anmerkungen:

(1) Lornsen hatte ebenfalls am Wartburgfest teilnehmen wollen (Jessen, Der junge Lornsen, S. 526).

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 193; SfB S. 7, Nr. 9; ML (Nr. 227); Ev.-luth. KG Flensburg, Gemeinderegister St. Marien, Jg. 1798, Nr. 96; Gundlach, Matrikel Univ. Kiel; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1819); Prüser/Achelis, Holsatia, S. 68, Nr. 227; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 842; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858; Valentiner, Erinnerungen; Valentiner/Petersen, Gedanken 1858; Achelis, Geschichte Corps Holsatia, S. 43, 49; Achelis, Begegnungen Schleswiger Studenten, S. 171; Achelis, Studenten Schleswiger Herzogtum 1814-1864, S. 338; ADB, Bd. XXXIX, S. 464-465; Andresen, Kieler Studenten Vormärz, S. 60, 100, 214, 216, 244-247, 317, 334, 388, 394, 396, 416; Alberti, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 494; Arends, Gejstligheden, Bd. II, 5.331; Donat, Kieler Burschenschaft, S. 73; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, Nr. 644.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Als Leutnant des 2. Husarenregiments befand er sich vom 17.-20.10.1817, während des Rückmarsches von Frankreich, in der Nähe von bzw. in Eisenach. Vgl. auch ->W. v. Arnim und ->Rittberg.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 454
Wartburg-Stammbuch: Bl. 15v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: „Leutn. 2. Husarenregiment.“

stud. jur. Jena;
* get. 07.01.1796 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 02.10.1884 in Kappel/Toggenburg, Schweiz;
ev.-luth.;
Vater: V., Wilhelm Bernhard (1764-1817, Feldwebel, später Kastellan der Wartburg);
Mutter: V. geb. Künzer verw. Hopf, Sophia Dorothea;
Verheiratet mit: ?;

Völker war der älteste Sohn des Kastellans der Wartburg und gehörte zur Schaar der aktivsten studentischen Turner und Anhänger Jahns. Er stieß jedoch über deren ideologisch-politisches Niveau hinaus und entwickelte sich zum bürgerlichen Revolutionär. Die Beziehung zu Jahn und die Hinwendung zum deutschen Patriotismus waren bereits in frühester Jugendzeit erfolgt, da sein Vater ein guter Bekannter des Turnvaters war, von diesem mehrfach besucht wurde und dessen „Deutschem Bund“ (1809 ff.) angehörte. Bei Ausbruch des Befreiungskrieges versuchte Völker vergeblich zum Lützowschen Jägerkorps zu gelangen. Nach der Leipziger Schlacht und dem Abzug der französischen Truppen aus den thüringischen Staaten konnte er sich dann als Kriegsfreiwilliger dem Heere der Verbündeten anschließen.

Nach der Rückkehr vom Militär ließ er sich am 28.10.1814 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikulieren. Ob er hier Mitbegründer der Burschenschaft wurde, ist unsicher aber wohl mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Er gehörte allerdings wie seine Eisenacher Freunde ->Haberfeld und ->Leng 1816/17 zunächst noch zum Freundeskreis des sog. „Schwarzen Ordens“ in Jena, der gegen die Einheit der Burschenschaft gerichtet war. Nach dessen Auflösung wurde er jedoch wie ->Asverus eine der festesten Stützen der neuen Jenaer Burschenschaft und war 1817 Mitglied des Vorstandes. In Jena und später in Tübingen forderte er vor allem die Einführung studentischer Ehrengerichte, die das üble Duellunwesen einschränken und beseitigen sollten. Zur Zeit des Wartburgfestes hielt er allerdings noch am Duellprinzip fest und beabsichtigte, sich in Eisenach mit mehreren Studenten anderer Universitäten zu schlagen. Diese ->Riemann und ->Scheidler bekanntgewordenen Pläne gaben den Anstoß zum Anlegen einer Teilnehmerliste (Präsenzliste), auf der sich alle Unterzeichner zum „Burgfrieden“ verpflichten mussten (vgl. ->Scheidler). Völker war zusammen mit ->Scheidler und ->Leng Leiter der organisatorischen Vorbereitungen des Festes. Auf dem Wartburgfest lernte er ->Sand kennen, schloss mit ihm Freundschaft und kam vor allem mit den Gießener „Schwarzen“ in persönliche Berührung, deren Ideen er sich in der Zukunft anschloss.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 455/4
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 10

Nach Abschluss der Studien kehrte er Ostern 1818 nach Eisenach zurück und errichtete hier u. a. mit ->Leng. einen Turnplatz nach Jahnschem Vorbilde (29.04.1818). Ein Jahr nach dem Wartburgfest, am 18. Oktober 1818, zur gleichen Zeit, als in Jena die studentischen Freunde die Allgemeine Deutsche Burschenschaft gründeten, organisierte Völker in Eisenach ein großes patriotisches Turnfest, auf dem er die Festansprache hielt. In scharfer Kritik an der feudalstaatlichen Reaktionspolitik der deutschen Staaten wies er hierbei u. a. auf die volksfeindliche Rolle der deutschen Fürsten hin: „Von ihnen [den Fürsten] erwarteten wir ein deutsches Reich, die Wiederherstellung freier ständischer Verfassung ... Noch erwarteten wir von ihnen unumschränkte Preß- und Redefreiheit, die Pflegemutter stolzer Tugend und Herrlichkeit, ferner Abschaffung dessen, was den freien Verkehr des Volkes hindert, also seine Bildung und Entwicklung hemmt.“

Diese Worte umreißen recht eindeutig die politischen Hoffnungen der Mehrzahl der besten Vertreter der Burschenschaft in den Jahren 1815-1817 und weisen auf das noch vorhandene Vertrauen in die Gerechtigkeit der Fürsten hin, zeigen aber auch (Vergangenheitsform!), dass sich Völker von diesem Appell an die Vertreter der herrschenden Klasse freizumachen begann. Es ist bezeichnend, dass Völker im gleichen Oktober 1818 die persönliche Bekanntschaft des in Jena als Privatdozent tätigen Karl Follen machte, der ihn in Eisenach aufsuchte. Zur gleichen Zeit nahm er auch die persönliche Verbindung mit ->Sartorius auf, nachdem er ihn auf dem Wartburgfest zum ersten Mal flüchtig kennengelernt hatte. Übereinstimmend mit den Zielen der „Schwarzen“ setzte er sich daraufhin vor allem für das Zustandekommen des bürgerlich-demokratischen „Vorwärts“ ein (vgl. ->Henning) und versuchte auf einer ausgedehnten Reise durch Süd- und Südwestdeutschland (Herbst 1818) Subskribenten für das Blatt zu gewinnen. Im Hintergrund dieser Werbungen stand der allerdings nicht gelungene Plan der Errichtung einer Assekuranz-Gesellschaft, die für die Autoren des „Vorwärts“ bei den mit Sicherheit zu erwartenden Prozessen die Kosten tragen sollte. Es war dies ein Plan bürgerlicher kämpferischer Solidarität, der an die ein Jahr später von französischen Liberalen gegründete „Societé des amis de la liberté de la presse“ erinnert.

Völkers Deutschlandreise endete Weihnachten 1818 mit der Übersiedlung nach Tübingen, wo er Turnlehrer wurde und hier wie in Eisenach den ersten Turnplatz errichtete. Seine 1819 gedruckte Schrift „Gesetze für die Turngemeinde“ versuchte die patriotischen Erziehungsgedanken des Berliner Turnkreises an der süd- westdeutschen Universität zu propagieren. Trotz seines abgeschlossenen juristischen Studiums ließ er sich erneut am 27.05.1819 als stud. phil. immatrikulieren, um sich neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Turnlehrer für seinen geplanten Lebensberuf als Erzieher auch wissenschaftlich zu qualifizieren. Hierdurch wurden die nie völlig abgerissenen Verbindungen zu burschenschaftlichen Kreisen wieder besonders eng. Bereits auf seiner Deutschlandreise hatte er an der noch schwach besuchten jungen Universität Bonn (1818 gegründet) die erste Anregung zur Gründung einer Burschenschaft gegeben. In Tübingen trat er der neuen Burschenschaft „Germania“ bei und wurde Mitglied des Vorstandes.

Die Tübinger „Turngemeinde“ entwickelte sich außerordentlich günstig, griff bald über die studentischen Kreise hinaus und erfasste auch eine größere Zahl (ca. 70) Jugendliche der Stadtbevölkerung. Kurze Zeit nach der offiziellen Einweihung (06.05.1819) des unter manchen Mühen und vor allem finanziellen Opfern Völkers errichteten Turnplatzes begannen die staatlichen Untersuchungen. Sie setzten in Württemberg bereits vor den Karlsbader Beschlüssen ein und endeten mit der auf Grund einer kgl. Verordnung vom 17.08.1819 erfolgenden Sperre des Turnplatzes. Dadurch geriet Völker, der als Turnlehrer monatlich nur 40-60 Gulden verdiente und von diesem Gelde außerdem einen Teil zum Aufbau des Turnplatzes ausgegeben hatte, in eine persönliche schwierige Lage, war ohne Einnahmen und weitgehend mittellos. Anfang 1820 schaltete sich auch noch die Mainzer Untersuchungskommission ein und verlangte Verhöre Völkers. Es kam jedoch nur zu einem einzigen Verhör am 18.02.1820, denn am 11.03.1820 entzog sich Völker der weiteren Untersuchung und der drohenden Verhaftung durch die Emigration in die Schweiz, nicht ohne sich vorher noch von der württembergischen Regierung ein „Reisegeld“ von 50 Dukaten zahlen zu lassen.

Er bemühte sich zunächst in Chur im Kreise der deutschen Emigranten um Karl Follen um den Aufbau des revolutionären „Jünglingsbundes“ (vgl. ->R. Wesselhöft). Einer der Hauptvertreter des „Jünglingsbundes“, der Jenaer Student Karl von Sprewitz (immatrikuliert am 03.11.1820)(1), erhielt von ihm den Auftrag und Informationen für die Organisierung des Geheimbundes.

Als der Aufenthalt in der Schweiz keine Sicherheit vor einer Auslieferung mehr bot, musste er nach England emigrieren, kehrte später jedoch in die Schweiz zurück.

Zur Zeit des Wartburgtreffens 1867 war er Präsident auf Schloss Herbrugg (St. Gallen/Schweiz). In einer Solidaritätsadresse an das Fest bekannte er sich erneut zu den Idealen seiner Jugend und wies sich als humanistisch gesinnter bürgerlicher, offenbar auch sozialistischen Ideen nahestehender Demokrat aus. Er hoffe, dass Deutschland bald „ein wahrhaft deutscher Bundesstaat“ nach dem Schweizer Vorbild von 1848 werde und verlangte, dass sich dafür Preußen vorbildhaft zu „einem wahrhaft freien Staat“ aufschwinge, „d. h. mit seiner Junkerwirthschaft und seinen Adelprärogativen aufzuräumen, vollkommene Preß-, Rede- und Glaubensfreiheit zu gestatten, dem Fortschritt in Volksbildung zu huldigen und der arbeitenden Klasse in ihren Bestrebungen, sich von der Tyrannei des Kapitals zu emanzipieren, keine Hindernisse in den Weg zu legen“ bereit sei. Er hoffte, dass nach einer noch notwendigen bevorstehenden kriegerischen Auseinandersetzung mit dem bonapartistischen Frankreich das dann geeinte Deutschland ein „Hort des Friedens“ werde und sich dafür einsetze, „die Bestialität des Kriegführens, das so unendliches Weh über große Länderstrecken verbreitet und die Vernunft des Menschen entehrt“, für immer verschwinden zu lassen.

Anmerkungen:

(1) Sprewitz hatte 1821 am Aufstand in Piemont teilnehmen wollen, war jedoch infolge des raschen Niederschlagens des Aufstandes zu spät gekommen und befand sich in der Schweiz auf der Rückreise nach Deutschland.

Die Spezialakte über Völker im DZA Merseburg (Rep. 77, Tit. XXI, Litt. V, Nr. 2) nicht mehr auffindbar.

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 4; SfB S. 6, Nr. 10: „...Ehre-Freiheit-Vaterland: Wir alle kennen dies heilige Band.“; ML (Nr. 228); Keil, Wartburgfeste, S. 43, 147-150; Auskünfte Stadtarchivar E. Matthes, Eisenach; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); Verzeichnis Studierende Tübingen, SS 1819, S. 14; Burschenschafterlisten, Bd. 1, S. 39, 42, 68; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 46; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 56 (Eintragung Jena, März 1817; SA Eisenach, B. C. 9, Bl. 36, 57a, 58, 63; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1720; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 243-244; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856/85, Bl.54, passim.; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 5-11, 255-256 u. ö.; ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 39a, §§ 224-225; ebd. Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 41, §§ 85-100; Pieth, Lebenserinnerungen Völker; Brand, Demagogenverfolgungen Schweiz, S. 143, 156, 170, 172-174; Fraenkel, Politische Gedanken Burschenschaft 1821-1824, S. 245, 247 f., 256, 258, 262, 283; Götze, Jenaer Logen und Studentenorden, S. 68, 69, 228; Haupt, Follen, S. 60; Leo, Jugendzeit, S. 163; Eisenachisches Wochenblatt Nr. 37 v. 09.05.1818 (Bl. 3); Merten, Geist ursprüngliche Burschenschaft, S. 281 f.; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 89 ff., 113; Bd. III, S. 86, 159; Bd. XVII, Tafel 1 (Bild), S. 52, 67, 68, 71, 73, 77-78, 111, 117; Simon, Wartburgtreffen 1867, S. 17 ff., Terzi, Reformgedanken Urburschenschaft; Keil, October-Jubiläum; Guggisberg, Fellenberg, Bd. II, S. 170, 246; Marx, Schwarze als Verbreiter Turnwesen, S. 72.

Kastellan der Wartburg;
* get. 12.04.1764 in Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 09.11.1817 in Eisenach, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Völker war zuerst Feldwebel, sowie dann z Zt. des Wartburgfestes Kastellan der Wartburg. Er ist der Vater des ->Heinrich Carl Nicolaus Völker.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 456
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

stud. jur. Göttingen;
* ? aus Wittenburg, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Voigt wurde am 29.04.1816 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister David Mehlig (150)
Präsenzliste: 457/151
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Rostock und immatrikulierte hier am 26.10.1818.

Anmerkungen:

Eine Geburtseintragung Vaigt oder C. L. F. W. Voigt in den Kirchenbuchabschriften für Wittenburg (Zeitraum 1785-1802) im Mecklenburgischen KBA Schwerin wurde nicht gefunden.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 151: „Carl Voigt stud juris, Goettig“; EQ Bl. 68: Vaigt (irrtümlich); WL Nr. 34; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Wohnort des Vaters 1817 Wittenburg; Hofmeister/Schäfer, Matr. Univ. Rostock.

stud. med. Jena;
* 31.08.1795 in Salzungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: V., Heinrich Christian (1762-?, 1795 Stadt-Lieutnant und Buchbinder“);
Mutter: V. geb. Dittmar, Catharina Dorothea (1765-?);
Verheiratet mit: ?;

Voigt wurde am 15.05.1816 als stud. med. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er war kein Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 458/295
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 01.10.1819 promovierte er in Jena zum Dr. med.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 295; EQ Bl. 68: „Vogt, Jena“; WL Nr. 33; Ev. KG Salzungen, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. I.

stud. med. Jena;
* 07.06.1795 in Greußen, Fstm. Schwarzburg-Sondershausen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: V., Gottfried Christoph (1761-?,1795 Dr. med., Amts- und Stadtphysikus zu Greußen);
Mutter: V. geb. Schuchardt, Sophia Henrietta Dorothea (1760-?);
Verheiratet mit: ?;

Vonende immatrikulierte am 30.10.1815 als stud. med. an der Univ. Jena.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 459/306
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Göttingen und immatrikulierte hier am 06.05.1818.

Er war Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 306; EQ Bl. 77: von Ende (irrtümlich); WL Nr. 241: von Ende (irrtümlich); Ev.-luth. KG Greußen, KB; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 200.

Schriftsteller, Bibliothekar zu Weimar;
* 23.01.1762 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 26.06.1827 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Vulpius studierte an den Universitäten Jena und Erlangen. 1788 wurde er Privatsekretär des Grafen von Soden in Nürnberg, später des Grafen von Egloffstein. Ab 1797 war er in Weimar. Hier arbeitete er zunächst als Theatersekretär am Hoftheater, später war er Bibliothekar in Weimar. 1806 wurde er durch die Heirat seiner Schwester Christiane Goethes Schwager.

Am Wartburgfest nahm er zusammen mit seinem Sohn ->Rinaldo V. teil. Durch ihn dürfte Goethe, der sich nach dem Fest auf Grund der scharfen Angriffe gegen Jena bemühte, „niederschlagende Pülverchen einzurühren“, um seine studentischen „lieben Brauseköpfe“ zu decken, von den Ereignissen auf dem Wartburgfest unterrichtet worden sein.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 460
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragungen 20.10.1817: „Ich habe an dem merkwürdigen lauten Tage, d. 18ten, und an dem stillen, den 20ten, auf der Wartburg, die Gefühle der Gegenwart und Vorzeit mit Empfindung getheilt. Schloß Wartburg, den 20. Okt. 1817 C.A. Vulpius“.

? in ?;
* 21.04.1802 in Weimar, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ 08.05.1874 in Weimar, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: V., Christian August (1762-1827, Schriftsteller und Bibliothekar in Weimar);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Gemeinsam mit seinem Vater ->C. A. Vulpius hielt er sich zur Zeit des Wartburgfestes in Eisenach auf und nahm an den Feierlichkeiten teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 461
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

GW Eintragung 20.10.1817: „Auch ich war in diesen Tagen [mit dem Vater] auf der Wartburg, den 20ten Rinaldo Vulpius aus Weimar“.

W

stud. theol. Göttingen;
* 26.10.1797 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Heinrich Adolph (1764-1837, 1797 Kammerarchiv-Registrator und Amtsadvokat, 1816 Kammerrat in Gotha);
Mutter: W. geb. Hartmann, Johanna Friedericka Auguste (1775-1837);
Verheiratet mit: ?;

Wachler wurde am 25.10.1816 als stud. theol., von der Univ. Breslau kommend, an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 462/265
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 265; EQ Bl. 70; WL Nr. 52; Ev.-luth. KG Gotha, KB St. Margaretenkirche; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Rostock;
* 15.02.1799 in Rostock, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Friederich (1774-?, Kaufmann in Rostock);
Mutter: W. geb. Borchert, Anna Margaretha;
Verheiratet mit: ?;

Wackerow wurde am 17.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Rostock immatrikuliert. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter Rostocks teil und war Mitglied des Festausschusses.

Einquartierung: Registrator Wiegand (127)
Präsenzliste: 463/91
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 12

Wohl unter dem Eindruck des Wartburgfestes wechselte er im WS 1817/18 an die Univ. Jena. Hier immatrikulierte er am 13.01.1818 und wurde Mitglied der Burschenschaft, im SS des gleichen Jahres war er Kandidat des Ausschusses.

Die Aufnahme Wackerows in die Burschenschaft war aber für diese kein Gewinn. Wie ->Bogk, ->Buttmann, ->Calow, ->Gottschalk und ->Henke gehörte er zum Kreis der Jenaer „Lichtenheiner“ und fiel als einer von deren Anführern durch seine Exzesse und Flegeleien gegen Bürger und Handwerksburschen auf (vgl. ->Loholm). Vielleicht auf Grund der konsequenten Stellungnahme des Vorstandes der Jenaer Burschenschaft gegen sein Treiben wechselte er bereits zu Beginn des WS 1818/19 an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 05.11.1818.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 91; EQ Bl. 75; SfB S. 9, Nr. 12; ML (Nr. 3): Ackerow (irrtümlich); WL Nr. 96; Kieser, Wartburgfest, S. 21: Wakrow (irrtümlich); Ev.-luth. KG Rostock, KB-Abschriften St. Jacobi [Standort: Mecklenburgisches KBA Schwerin]; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UB Jena, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 545 (fehlerhaft); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51, 55-66.

stud. theol. Jena;
* 04.09.1795 in Günserode, Fstm. Schwarzburg-Rudolstadt;
+ 21.11.1823 in Günserode, Fstm. Schwarzburg-Rudolstadt;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Gottfried („1795 Eigenthümer der Mahl- und Ölmühle in der Capelle“, Günserode);
Mutter: W. geb. Zimmermann, Friederike Christina;
Verheiratet mit: ?;

Wächter wurde am 06.05.1817 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und wurde ein eifriges Mitglied.

Einquartierung: Strasburger (126)
Präsenzliste: 464/308
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 17

Als er im SS 1819 an die Univ. Greifswald wechselte (immatrikuliert am 11.05.1819) schrieb er seinem Jenaer Studienfreund Heinrich von Gagern die seine Gesinnung bezeichnenden Worte ins Stammbuch:

„Wir halten zusammen wie treue Brüder thun,
Wenn Tod uns umtobt, und wenn die Waffen ruhn;
Uns alle treibt ein reiner, freier Sinn;
Nach einem Ziele streben wir Alle hin!“.

In Greifswald studierte er bis zum Ende des SS 1820. Zur Zeit seiner Ankunft in Greifswald hatte sich die alte Burschenschaft soeben aufgelöst (Wende 1818/19). Wächter wurde einer der Mitbegründer der neuen Greifswalder „Allgemeinheit“, die am 16.11.1819 gegründet - bereits in der Illegalität - im Sinne des alten Jenaer Vorbildes alle Studenten erfassen und patriotisch erziehen sollte. Aus ihr ging die burschenschaftsähnliche „Rugia“ hervor (20.03.1820-07.09.1820).

Nach dem Ende des Studiums kehrte Wächter Ende 1820 nach Günserode zurück, wo er als Pfarramtskandidat bereits drei Jahre später an der Auszehrung starb.

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 308; EQ Bl. 72; SfB S. 8, Nr. 17: „... Nichts ist verlohren dem muthigen Mann, so lang er sich selbst hat.“; ML (Nr. 229); WL Nr. 248; Ev.-luth. KG Günserode, GR Jg. 1795, S. 70; SR Jg. 1823, S. 3 [Standort: Ev. PA Seega (Kyffhäuser)]; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (05.05.1817); UA Greifswald, Matrikel; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 187, Nr. 35; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 494 (fehlerhaft); BA Frankfurt a. M., Gagernnachlaß, Stammbuch H. v. Gagern (Eintragung Jena, 26.03.1819); Quellen und Darstellungen, Bd. IV, S. 144,146-147,149; Bd. V, S. 13; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 128.

stud. theol. Jena;
* in Salzungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Walch ist wahrscheinlich der Bruder oder Verwandter von ->August Christian Walch.

Walch nahm am Wartburgfest teil.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 465
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 16 u. 17

Anmerkungen:

Im SfB S. 14, Nr. 16 u. 17 findet sich hintereinander von gleicher Hand zweimal die Eintragung „Aug. Walch, theol. Jena“.

In den KB von Salzungen 1785-1802 konnte nur Chr. Aug. W. ermittelt werden. In den Jenaer Matrikeln finden sich noch folgende zwei Inskriptionen:

16.02.1812, Ulrich Ludwig Friedrich Albrecht Walch, Meiningen;

23.10.1815, Christoph Wilhelm Walch, Salzungen.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 14, Nr. 16 u. 17; ML (Nr. 230).

stud. theol. Jena;
* 10.10.1795 in Salzungen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ nach 1867 in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Ernst Julius (1751-?, 1795 Superintendent und Pastor primarius zu Salzungen);
Mutter: W. geb. Deecken, Johanna Margaretha (1761-?);
Verheiratet mit: ?;

Walch ist wahrscheinlich der Bruder oder Verwandter von ->August Walch. Er wurde am 29.10.1814 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und zeichnete sich als Vorstands- und Ausschussmitglied (1816) aus.

Mit der Teilnahme am Wartburgfest schloss er seine Studienzeit ab.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 466
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 16 u. 17

1867 war er als Salzunger Archidiakon Teilnehmer des Wartburgtreffens der alten Burschenschafter.

Anmerkungen:

Im SfB S. 14, Nr. 16 u. 17 findet sich hintereinander von gleicher Hand zweimal die Eintragung „Aug. Walch, theol. Jena“.

In den KB von Salzungen 1785-1802 konnte nur Chr. Aug. W. ermittelt werden. In den Jenaer Matrikeln finden sich noch folgende zwei Inskriptionen:

16.02.1812, Ulrich Ludwig Friedrich Albrecht Walch, Meiningen;

23.10.1815, Christoph Wilhelm Walch, Salzungen.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 14, Nr. 16 u. 17 (vgl. Bemerkungen); ML (Nr. 231); Ev.-luth. KG Salzungen, GR Jg. 1795, S. 206; Jg. 1751, S. 297, Nr. 63; UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 141; Keil, Wartburgfeste, S. 194; Simon, Wartburgtreffen 1867, Anhang, S. 2, Nr. 1.

stud. jur. et cam. Heidelberg;
* 26.01.1797 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 16.06.1860 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: W., Adam Carl Friedrich von (1770-1846, Kammerherr und Kammerrat (Domänenver- waltung) in Gotha);
Mutter: v.W. geb. von Ziegesar, Charlotte Louise Auguste (1775-1837, Tochter des gothaischen Kanzlers August Friedrich Carl von Ziegesar);
Verheiratet mit: ?;

Wangenheim war Schüler des Gothaer Gymnasiums. Als Leutnant im Gothaischen freiwilligen Jägerkorps nahm er 1814 am Feldzug gegen Frankreich teil. Anschließend nahm er sein Studium an der Univ. Göttingen auf und immatrikulierte hier als stud. jur. am 25.10.1814. In Göttingen gehörte er der Landsmannschaft „Hannovera“ an. Im SS 1816 wechselte Wangenheim an die Univ. Heidelberg. Hier immatrikulierte er am 06.06.1816 und wurde Burschenschafter. Er gehörte in Heidelberg als studentischer Vertreter zum engsten Kreis der dortigen bürgerlichen Opposition um die Professoren Martin und ->Fries, dem Bürgermeister und Weinwirt Walz sowie dem Buchhändler Winter, die 1815/16 die Einführung einer landständischen Verfassung für das Großherzogtum Baden forderten und damit den Auftakt zu den „Adressenbewegungen“ in Deutschland gaben (vgl. auch ->Jung und ->Mühlenfels.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 467/278
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach seinem Studium wurde Wangenheim 1819 gothaischer Kammerjunker und Regierungsassessor, später Kammerherr und Direktor der Landesregierung zu Gotha.

1860 nahm er sich, wahrscheinlich in einem Anfall von Schwermut, das Leben.

Anmerkungen:

Die PL bringt keine Angabe des Vornamens. In Heidelberg wurde am 07.05.1817 ein (in den genealogischen Tafeln der Familie Wangenheim nicht aufgefundener) Wilhelm v. W. ebenfalls als stud. jur. immatrikuliert. Nach einem von dem Leiter des UA Heidelberg, Dr. Krabusch, freundlicherweise durchgeführten Unterschriftsvergleich in der Matrikel Heidelberg und einer Photokopie der Präsenzliste ist E. v. Wangenheim als Wartburgfestteilnehmer anzunehmen, was auch seiner politischen Aktivität in Heidelberg entspricht.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 278; Handbuch Freiherrliche Häuser, A, II, S. 527; Taschenbuch Freiherrliche Häuser, A, 92. Jg., S. 584; Wangenheim, Beiträge Familien-Geschichte Wangenheim, S. 537, Nr. 483; Wangenheim, Genealogie, S. 32, Nr. 265; Ev.-luth. KG Gotha, SR Schloßkirche Jg. 1860, S. 119, Nr. 14; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hann, Mitglieder-Verzeichnis Hannovera, Nr. 172; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1722; Dietz, Beiträge Heidelberger Studentenleben, S. .12 (hier, wohl irrtümlich, F. v. Wangenheim); Jacobs, Geschichte Feldzüge Gotha-Altenburgische Krieger, S. 310.

stud. jur. Berlin;
* 29.10.1797 in Potsdam, Brandenburg, Kgr. Preußen;
+ 28.08.1853 in Neu-Lobitz, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: W., Friedrich August von (1753 oder 1754-1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstädt, Kapitän im Regiment König zu Potsdam);
Mutter: v. W. geb. v. Döbritz, Friederique Louise Caroline Catharine;
Verheiratet mit: reiche Bourgeoistochter aus der Lausitzer Tuchindustrie geheiratet hatte (Auguste Lobedan, 1809-1895);

Wangenheim besuchte ab 1812 das Joachimsthaler Gymnasium in Berlin. Wahrscheinlich war er schon hier mit dem Turnwesen Jahns in Berührung gekommen, dem er sich 1815 begeistert zuwandte, als ihm durch ein Verbot des Vormunds die Teilnahme als Kriegsfreiwilliger am Feldzug gegen Napoleon untersagt worden war. Nach seiner Immatrikulation als stud. jur. am 14.10.1816 an der Univ. Berlin wurde er, da sich hier burschenschaftliche Gedanken vorerst noch nicht ausbreiten konnten, ein führender Landsmannschafter.

Als Senior der Berliner Landsmannschaft „Pomerania“ nahm er am Wartburgfest teil und gehörte zu den profiliertesten Berliner Studenten dieser Jahre. Das Erlebnis des Wartburgfestes brachte dann die endgültige Hinwendung zum deutschen Patriotismus und die Anerkennung burschenschaftlicher Ziele.

Wangenheim wanderte gemeinsam mit seinen Berliner Freunden ->Maßmann, ->Cloeter und ->Zober nach Eisenach und darf als Mitwisser bzw. Mitinitiator der geplanten Verbrennungsszene auf dem Wartenberg angesehen werden.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 468/334
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 3, Nr. 16

Nach der Rückkehr vom Wartburgfest wurde er der bedeutendste Vorkämpfer und Mitbegründer einer Berliner Burschenschaft (02.06.1818). In seinem bald nach den Eisenacher Tagen entworfenen Grundsatzprogramm für eine Berliner Burschenschaft (15.11.1817), das sehr stark die Ideen des Turnwesens auf das Studentenleben zu übertragen versuchte, forderte er für das studentische Gemeinschaftsleben demokratische Gleichberechtigung „aller freien Burschen, die ein Herz für ein offenes, deutsches, jugendlich frisches und freies Zusammenleben haben.“ Mit Selbstverständlichkeit propagierte er den Gedanken einer deutschen studentischen Einheit, die er in der gleichen Gesinnung der Brüder aller deutschen „Gaue“ bereits vorgebildet sah. Ohne Ausländer zu diffamieren, grenzte er die gewünschte deutsche Burschenschaft von allen „Fremdlingen“ ab, weil „Franzosen, Juden, Slaven usw., die entweder ein anderes oder gar kein Vaterland haben ... für eine deutsche Gemeinschaft [auf der Universität] keinen Wunsch und Anteil im Herzen tragen können.“ Als Voraussetzung für eine Aufnahme in die neue Burschenschaft verlangte er, dass jeder Bursche persönlich unbescholten, ein Christ und ein Deutscher sei, wobei das Bekenntnis zum Christentum auch einem deutschen Studenten jüdischer Abstammung völlige Gleichberechtigung sicherte.

Wangenheim und seine Freunde fanden ähnlich wie in Jena beim Aufbau einer Berliner Burschenschaft die wohlwollende Duldung und indirekte Unterstützung von Seiten des größten Teils des Lehrkörpers, vor allem durch Schleiermacher, der auch die Verbindung zum bürgerlichen Patriotenkreis um den Buchhändler Reimer darstellte (vgl. ->Mühlenfels, ->Jung, ->Plehwe usw.).

„Wir hatten“, führte der Senat in einer späteren Rechtfertigungsschrift über sein Verhalten zur Burschenschaft aus, „gar keine Ursache, etwas Gefährliches hierunter [der Burschenschaft] zu vermuthen, vielmehr erwarteten wir von der Burschenschaft, wenn sie sich wirklich würde consolidiert haben, eher die Abstellung vieler Mißbräuche und besonders aller geheimen und oft feindselig gegeneinander auftretenden Verbindungen, da schon der Name auf eine allgemeine Vereinigung aller Studierenden derselben Universität unter einer anerkannten Autorität hindeutete, und eine andere Art von Zusammenhang als eine ganz rechtliche [sic!], wie er auch in den Ausdrücken Bauernschaft, Bürgerschaft, Kaufmannschaft liegt, gar nicht erwarten ließ“ (09.02.1820, Verfasser Schleiermacher).

An den meisten Veranstaltungen der Burschenschaft, besonders den Erinnerungsfeiern an Ereignisse der Befreiungskriege, nahmen Berliner Professoren teil. Die wohlwollende Haltung des größten Teils des Lehrkörpers zur Burschenschaft, ließ Liebe und Verehrung der Studenten zu ihren Lehrern erwachsen, Wangenheim hat das anschaulich geschildert. In seinem einer Art Selbstzeugnis gleichkommenden Bericht über die Burschenschaftsfeier 1819 zur Erinnerung an die Wiederkehr des „Aufrufs an mein Volk“ heißt es: Eingeladen wurden „die Männer ..., die uns die liebsten und nächsten sind, wie Schleiermacher, De Wette, Hegel, Jahn; und wie sie uns mit Herz und Hand, mit Wort und Tat in Liebe entgegenkamen, fühlten wir, daß, wie hier, so überhaupt unser jugendliches Beisammenseyn erst seine rechte Würze und wahren Adel empfängt durch die innige Gemeinschaft mit denen, die unsere Führer und Vorkämpfer auf dem Wege zur Wahrheit sind.“ Die Gründung der Berliner Burschenschaft führte im Sommer 1818 zu heftigen Auseinandersetzungen in der Studentenschaft. Es kam zu zahlreichen Duellen, bei denen Wangenheim besonders auffiel und sich u. a. mit den landsmannschaftlich gebliebenen Wartburgfestteilnehmern ->Jahn und ->Salbach schlug. Als dem Rektor am 12.06.1818 angezeigt wurde, dass über 200 Duelle zwischen den streitenden Parteien vorfallen würden, griff der Senat ein. Während ->Salbach mit dem consilium abeundi bestraft wurde, erhielten die burschenschaftlichen Führer ->Gedike, ->Wangenheim und Karl Ulrich (kein Wartburgfestteilnehmer) lediglich Karzerstrafen: ein Strafmaß, das auf das parteiische Verhalten des Senats hinweist, wenn es auch im Vergleich zur Härte der Strafe für die Landsmannschafter als ungerecht angesprochen werden muss. Wangenheim brauchte überdies die Strafe nicht anzutreten, da er soeben sein Militärjahr im Garde-Schützen-Bataillon begonnen hatte. Trotz dieser Zugehörigkeit zum Militär trat er auch weiterhin für die Berliner Burschenschaft ein und unterzeichnete in ihrem Namen im Oktober 1818 in Jena die Gründungsurkunde zur Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Nach Abschluss des Militärjahres setzte er sein Studium in Berlin fort und wurde hier ein Opfer der ersten Untersuchungswelle (ab Juli 1819). In seinen am 07.07.1819 beschlagnahmten Papieren fand sich belastendes Material gegen de Wette, der das Attentat von ->Sand nur bedingt verurteilt hatte (vgl. ->Sand).

Die begonnene Untersuchung mündete im Frühjahre 1820 in ein zweites Disziplinarverfahren. Im Februar des Jahres kam Wangenheim in Haft und musste monatelang „wie ein ganz rechtloses Geschöpf, ohne vorhergegangene Anklage, ohne Urtheil und Recht im Gefängnis“ sitzen (Eingabe von Wangenheim an Hardenberg, 08.05.1820). Die lange Untersuchungshaft ergab sich aus den Gegensätzen, die sich zwischen Universität und Kurator während des Verfahrens herausstellten, weit über die Person des inhaftierten Studenten hinausgriffen und prinzipiellen Charakter angenommen hatten. Auf Grund der am 18.10.1819 in Preußen Gültigkeit erlangenden Karlsbader Beschlüsse - genau sechs Jahre nach der Leipziger Schlacht und zwei Jahre nach dem Wartburgfest!- hatte die Berliner Universität Anfang 1820 in der Person des Staatsrats Friedrich Schultz einen Kurator erhalten, der der verlängerte Arm des Polizeiministeriums war. Der Prozess gegen Wangenheim (und den stud. Karl Ullrich) wurde zu einer Kraftprobe zwischen Schultz und der Universität. Er erweiterte sich zugleich auch zu einem Machtkampf zwischen dem Kurator und dem Kultusminister Altenstein, da Altenstein, obwohl nur ein bedingter Gegner des neuen reaktionären Kurses der preußischen Innenpolitik, versuchte, seine Universitäten vor den Angriffen der Polizei zu decken. Die Auseinandersetzung wurde durch Schultz eröffnet, der am 26.01.1820 vom Akademischen Senat eine Stellungnahme zur Burschenschaft verlangte, deren hervorragendste Vertreter zu dieser Zeit in der Berliner Hausvogtei gefangengehalten wurden (vgl. z. B. ->Rödiger). Vorausgegangen war dieser Aufforderung eine Durchsicht der akademischen Akten der Jahre 1817-1819, die dem Kurator die wohlwollende Haltung des Senats und vor allem Schleiermachers zur Burschenschaft bestätigt hatte. Hierbei bot die ungleiche Behandlung der landsmannschaftlichen und burschenschaftlichen Duellanten im Sommer 1818 eine willkommene Handhabe zum Vorgehen. Dem Senat war bereits am 18.09.1819 durch die Entlassung des Professors De Wette nachdrücklich das königliche Missßtrauen ausgesprochen worden, so dass er sich jetzt zu einer Erwiderung gezwungen sah.

In der von Schleiermacher verfassten Denkschrift vom 09.02.1820 verteidigte der Senat durch sein Eintreten für die Burschenschaft sich selbst. Er vertrat die Meinung, dass die Burschenschaft nur lobenswerte Ziele verfolgt habe, gab indirekt zu, von der Existenz dieser Studentenverbindung gewusst zu haben, verlangte jedoch, zur Bewertung seiner Haltung nicht die politischen Maßstäbe von 1819/20 sondern die Rechtsnormen der Jahre 1817/18 zu Grunde zu legen und lehnte es schließlich ab, der Burschenschaft irgendwelche staatsgefährlichen politischen Tendenzen unterzuschieben. Schleiermacher ging dabei so weit, unter Hinweis auf die laufenden polizeilichen Untersuchungen gegen Burschenschafter die Methoden der preußischen Polizei und damit indirekt auch den König durch die Bemerkung anzugreifen, dass „durch die bisherigen Inquisitionen aber wie es scheint“ kaum politische Gefährlichkeit bewiesen worden sei.

Auf Grund dieser Haltung des Senats kam es Schultz darauf an, ein Exempel zu statuieren und der Universität die Macht der Polizei spüren zu lassen. Diesem Zwecke diente die Untersuchung gegen Wangenheim, den er am 23.02.1820 ohne Wissen des Senats verhaften ließ. Gelang es in diesem Disziplinarverfahren, die Ideen der Burschenschaft, „denen sich unter den hiesigen Studierenden vorzüglich von Wangenheim ... widmete“, als verbrecherisch und staatsgefährlich zu brandmarken und durch ein Urteil juristisch zu fixieren, so wurde indirekt auch die bisherige Haltung des Senats verurteilt, dem dann zumindest grobe Fahrlässigkeit, wenn nicht gar Gefährdung der Staatssicherheit vorgeworfen werden konnte. Der Kurator erstrebte deshalb das höchste Strafmaß für Wangenheim, die Relegation, was für diesen als stud. jur. zugleich die Unmöglichkeit einer späteren Anstellung im Staatsdienst und damit auch das Zerschlagen aller Berufsmöglichkeiten in Preußen bedeutete.

Die Untersuchungen gegen Wangenheim endeten nach drei Monaten mit einer eklatanten Niederlage des Kurators. Es war das ein Verdienst der Universitätsrichter. Der alte Universitätssyndikus Scheffer, durch die Einführung des Kuratelsystems zum Universitätsrichter ernannt (18.11.1819), hatte es am 05.03.1820 abgelehnt, den Prozess gegen Wangenheim zu eröffnen und daraufhin seine erbetene Entlassung erhalten. Der vom Kurator daraufhin eingesetzte Universitätsrichter Brassert aber stellte sich in seinem Urteil zur Überraschung seines Vorgesetzten auf die Seite des Senats. In seinem Erkenntnis erklärte er die Zugehörigkeit zur Burschenschaft und überhaupt die Verbindung nicht für verbrecherisch und strafbar. Da Wangenheim jedoch eingestanden hatte, „zu unterschiedenen Zeiten wiederholte Duelle vollzogen zu haben“, verlangte Brassert lediglich die dafür übliche und jetzt nicht mehr zu umgehende Strafe des consilium abeundi(1). Das Urteil war, wenn auch berechtigt, trotzdem noch hart, da Wangenheim in der Zwischenzeit (Ende 1819) aus ehrlicher Überzeugung zum Duellgegner geworden war.

Der Senat gab diesem, für ihn einem Siege gleichkommenden Urteile am 19.05. sofort die Zustimmung (Einstimmigkeit zur Einschätzung der Burschenschaft, acht gegen eine Stimme für das consilium abeundi). Auch Altenstein, der mit der Stellungnahme vom 09.02. nicht zufrieden gewesen war und dem Senat mangelnde Wachsamkeit in der Vergangenheit vorgeworfen hatte, stimmte dem Erkenntnis des Universitätsrichters zur erneuten Überraschung des Kurators zu. Schultz konnte das lediglich mit der hilflos-zornigen Aktennotiz „unglaublich“ quittieren.

Am 22.05.1820 wurde Wangenheim aus dem Karzer entlassen und konnte vorerst sogar sein Studium noch fortsetzen, blieb jedoch unter polizeilicher Aufsicht. Wenige Monate später, im September, verließ er Berlin und ging nach Stettin.

Dem Prozess folgte ein Nachspiel: Als Wangenheim im Oktober 1820 von der Universität ein Abgangs- und Sittenzeugnis erbat, um am Stettiner Oberlandesgericht als Auskultator angenommen werden zu können, versuchte der Kurator noch einmal, seinem ehemaligen Delinquenten Hindernisse in den Weg zu legen. Er reichte das ihm vom Senat zur Bestätigung an Altenstein übergebene Sittenzeugnis nicht weiter. Das Zeugnis konnte schließlich erst im Frühjahr 1821 abgesandt werden, nachdem es der Senat unter Umgehung des Kurators direkt beim Minister eingereicht hatte. Es bestätigte das consilium abeundi, umging die Frage der politischen Bedeutung der Burschenschaft und schloss mit dem alles entkräftenden Satz: „Im Uebrigen hat sich der von Wangenheim während seines Aufenthaltes auf hiesiger Universität gesittet betragen ...“. Die Universität hatte ihrem Studenten in verantwortungsbewusster Weise den Weg ins Leben geebnet.

Allerdings war 1821 die Haltung der Staatsstellen zu Wangenheim verändert, denn der junge Stettiner Auskultator war immerhin das Kind eines im Kriege von 1806 für Preußen gefallenen Offiziers und die Mutter mit ihrer bescheidenen Witwenrente nicht in der Lage, den im „teuren Stettin“ ohne Gehalt lebenden Sohn ausreichend zu unterstützen. Diese Situation wurde rasch und in wohlüberlegter Weise ausgenutzt, um den gefährlichen „Demagogen“ unter Kontrolle und in Abhängigkeit zu bringen. Sowohl Altenstein als auch Hardenberg stimmten deshalb am 12.05. und am 26.05.1821 einem Unterstützungsgesuch der Mutter für den Sohn zu. Mit der Zahlung einer finanziellen Beihilfe an Wangenheim wurde, so formulierte es Altenstein, „eine zuverlässige Beobachtung seiner weiteren Entwicklung erleichtert und die Hoffnung genährt, einen jungen Mann von lebhaftem Geiste und glücklichen Anlagen von jugendlichen Verirrungen zurückzuführen“. Am 06.09.1821 erhielt Wangenheim, der im November 1820 seine Tätigkeit in Stettin aufgenommen hatte, erstmals 150 Taler aus der Staatskasse ausgezahlt. Das war eine Summe, die allerdings von Großzügigkeit weit entfernt war, brauchte man doch in dem „kostbaren Orte“ für einen einigermaßen ausreichenden Lebensunterhalt jährlich rund 300-400 Taler.

Nachdem er in den juristischen Dienst gelangt war, konnte er trotz seiner Vergangenheit Karriere machen. Wangenheim wurde später Richter, schließlich Oberlandesgerichtsrat in Berlin.

Nachdem er bereits am Ende der zwanziger Jahre umfangreiche Besitzungen geerbt und 1828 eine reiche Bourgeoistochter aus der Lausitzer Tuchindustrie geheiratet hatte (Auguste Lobedan, 1809-1895), gab er 1840 den Staatsdienst auf und zog sich auf sein Gut in Pommern zurück.

1843 war er der Hauptinitiator einer großen Solidaritätsaktion (Geldsammlung) für den alten Jahn, die es diesem ermöglichte, sein Häuschen im Exil zu Freiburg a. d. Unstrut zu bauen. 1848 gehörte er in seiner Eigenschaft als Kreisstand bzw. Abgeordneter zu den Mitgliedern des von der Regierung Camphausen/Hansemann einberufenen Vereinigten Landtages Preußens. Bei seinem Tode war er Herr auf dem durch die Heirat erworbenen Gute Rahnwerder, sowie auf Klein-Spiegel, Wedelsdorf und Neu-Lobitz. Sein Sohn Konrad Freiherr von Wangenheim (1849-1926) wurde reaktionärer Monarchist, Mitbegründer, später Führer des „Bundes der Landwirte“ (1893), beteiligte sich 1919 am Kapp-Putsch und war von Kapp als preußischer Landwirtschaftsminister vorgesehen.

Anmerkungen:

(1) Das consilium abeundi (in der Regel eine zeitlich begrenzte Verweisung von der Universität) unterschied sich in Berlin von der Relegation (absolute Verweisung) und schloss keinen Ausschluss vom Staatsdienst ein.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 334; SfB S. 3, Nr. 16; ML (Nr. 232); WL Nr. 289; Keil, Wartburgfeste, S. 31; Ev. KG Potsdam, TR Garnisonkirche Jg. 1797, S. 24 [Standort: HA Berlin-Dahlem]; Handbuch Freiherrliche Häuser, A, II, S. 522; Taschenbuch Freiherrlicher Häuser, A, 92. Jg., S. 581; Wangenheim, Genealogie, S. 26 Nr. 161, S. 981; UA Berlin, Matrikel, Nr. 60/7; UA Berlin, Abgangszeugnisse Bd. VI, Bl. 33, 38, 58, 66, 98; ebd. Litt. B, Nr. 5,bes. Bl. 43-55, 77-84, 96-99, 110-117, 126, 197; ebd. Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 81-84; BA Frankfurt a. M., Gagern-Nachlaß, Stammbuch Heinrich v. Gagern, (Eintragung Jena, 19.10.1818); Arch.DB Frankfurt a. M., Alte Sign. B. A., 682, 20; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1691; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 1 (Spezialakte 1819-1825); ebd. Rep. 92, Nachlaß Olshausen (Stammbuchblatt für J. Olshausen, Berlin, 17.10.1818); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 10, Bl. 56-59; Berliner Arminen-Zeitung, Sondernummer zum 140. Stiftungsfest; Gerber, Grundsätze einer Burschenordnung 1818; Lenz, Geschichte Universität Berlin, II, 1, S. 140-142; Pröhle, Jahns Leben, S. 313; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 201; Bd. II, S. 175, 188; Bd. III, S. 44, 57; Bd. VI, S. 201, 209, 346-347; Bd. XIII, S. 112; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, bes. S. 197, 204; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 47, 65-67, 69, 75, 93, 102, 104, 106, 113; Wangenheim, Beiträge Familien-Geschichte Wangenheim, S. 528-529; Wangenheim, Klein-Spiegel, S. 10, 15, 51-55; Auskünfte Walrab von Wangenheim (+) und Hellmuth von Wangenheim (Wiesbaden).

stud. theol. Berlin;
* ? in Suckow, Pommern, Kgr. Preußen;
+ November 1817 in Berlin, Kgr. Preußen;
ev.;
Vater: (1814 Prediger in Suckow);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Weber wurde am 12.04.1814 als stud. theol. an der Univ. Berlin immatrikuliert. Als Senior einer Landsmannschaft nahm er am Wartburgfest teil. Durch das Erlebnis der Eisenacher Tage soll er für burschenschaftliche Ideen gewonnen worden sein und sich für die Errichtung einer Berliner Burschenschaft eingesetzt haben.

Einquartierung: Steuersekretär Jossa (96)
Präsenzliste: 469/49
Wartburg-Stammbuch: Bl. 14r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 2

Er starb kurz nach dem Wartburgfest an den Folgen einer Erkältung („Brustkrankheit“), die er sich auf der Rückreise von Eisenach zugezogen hatte.

Anmerkungen:

Geburtsort Suckow: es handelt sich entweder um Suckow a. d. Ihna oder um Suckow a. d. Plöne.

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 49; EQ Bl. 67; SfB S. 13, Nr. 2; ML (Nr. 234 und 235); WL Nr. 187; UA Berlin, Matrikel, Nr. 45/4; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 33, 47-48, 49; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204.

stud. theol. Jena;
* 23.07.1794 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ nach 1858 bei Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: W., Samuel Andreas;
Mutter: W. geb. Lösch, Christiane Henriette;
Verheiratet mit: ?;

Weibezahl wurde am 30.10.1816 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und war 1818 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: Frau Schrumpf (277)
Präsenzliste: 470/123
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 1, Nr. 8

Später war er Pfarrer in Sundhausen.

1858 nahm er an den Universitätsjubiläumsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 123: „Louis Weibezahl Stud. theol. Jenens.“, ohne Angabe des Heimatortes; EQ Bl. 69; SfB S. 1, Nr. 8: aus Römhild; ML (Nr. 236); WL Nr. 237; Ev.-luth. KG Gotha, TR St. Augustin, Jg. 1794; UB Jena, Matrikel: „Lud. Weibezahl Gothan.“; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1816/17): „Ludwig Weibezahl. Theol. Gotha. Gotha.“; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 297; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 51.

stud. jur. Göttingen;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Weidene hielt sich vom 17.-20.10.1817 in Eisenach auf und hat mit Wahrscheinlichkeit am Wartburgfest teilgenommen.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 471
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817.

stud. jur. Gießen;
* ? wahrscheinlich in Oberkleen, Kr. Wetzlar, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: W., Christian Ludwig (Landgräfl. Oberförster im Amt Oberkleen, 1815 Oberförster zu Butzbach);
Mutter: W. geb. Liebknecht, Wilhelmina Christina;
Verheiratet mit: ?;

Weidig war ein jüngerer Bruder des bekannten späteren Pfarrers von Oberkleen, Friedrich Ludwig Weidig (1791-1837).

Er immatrikulierte am 09.11.1815 als stud. theol. an der Univ. Gießen, wechselte aber zum Rechtsstudium. Wie ->App und ->Knorr war er Angehöriger der Gießener Landsmannschaft „Hassia“, die er auch auf dem Wartburgfest vertrat.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 472/167
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 7, Nr. 4

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 167; EQ Bl. 68: Weitig (irrtümlich); SfB S. 7, Nr. 4: aus Butzbach in Hessen; ML (Nr. 237); WL Nr. 36;Auskünfte ev.-luth. PA Butzbach-West und Niederkleen (Kr. Wetzlar);

UA Gießen, Matrikel; Haupt, Follen, S. 38.

stud. theol. Erlangen;
* 18.07.1797 in Nürnberg, FrRSt. Nürnberg;
+ 26.12.1848 in München, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Christoph (1758-?, ab 1808 Notar in Nürnberg („Notarius Caes.publicus und Malzschreiber“));
Mutter: W. geb. Rosa, Maria Sabina (1756-?);
Verheiratet mit: ?;

Weiß besuchte das Gymnasium zu Nürnberg.

Am 24.10.1815 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Erlangen und trat im WS 1816/17 der Burschenschaft „Teutonia“ bei. Er gehörte zum Freundeskreis um ->Karl Ludwig Sand.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 473/326
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Später war er Subrektor an der Lateinschule in Nürnberg. 1836 trat er bereits in den Ruhestand.

Qu. u. Lit.:

PL S. XII, Nr. 326; Ev.-luth. KG Nürnberg, TR St. Lorenz Jg. 1797, Bl. 485; Jg. 1758, Bl. 703; TrR St. Lorenz Jg. 1782, S. 1055, Nr. 126; Waldau, Diptychium continnata, S. 78; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 43, Nr. 689 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 7, Nr. 37; S. 29, Nr. 187 (fehlerhaft); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37.

stud. cam. Jena;
* ? in Reval, Estland, Ksr. Russland;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Weiße war seit 1812 Student der Univ. Jena und gehörte der Jenaer Burschenschaft an.

Einquartierung: Christoph Braunsen (142)
Präsenzliste: 474/201
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen:

In der Jenaer Matrikel Unklarheiten. Im Zeitraum WS 1812/13 - WS 1817/18 als estländischer Student nur eingetragen im WS 1812/13 ein Johann Carl Weiße (UA Jena, Best. BA, Nr. 1666: stud. cam.[ohne Ortsangabe]), der am 28.10.1812 unter der irrtümlichen Angabe Jo. Car. Weise, Vinar[iensis]“ in der Matrikel erscheint. Nach Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 432, ein Johann Georg Weiße aus Estland 1817 Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

In Göttingen immatrikuliert am 18.11.1816 ein Johann Friedrich Weiße (über diesen vgl. ADB, Bd. 41, S. 594). Ein durch das Universitätsarchiv Göttingen freundlicherweise vorgenommener Unterschriftenvergleich Präsenzliste und Matrikel Göttingen ergab, dass eine Identität mit dem Jenaer Weiße höchst unwahrscheinlich ist.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 201: „Weiße aus Estland in Jena“; EQ Bl. 71: Weise (irrtümlich); WL Nr. 60; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 102 (16.04.1816): Weiße aus Reval.

stud. jur. Erlangen;
* 09.07.1799 in Bechtheim, Kr. Worms, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 01.05.1861 in Amorbach, Kgr. Bayern;
ev.-luth.;
Vater: W., Philipp Carl (1799 Amtmann in Bechtheim, 1817 Regierungsrat (wahrscheinlich in Amorbach));
Mutter: W. geb. Korf;
Verheiratet mit: ?;

Weißgerber besuchte das Gymnasium in Amorbach.

Am 02.05.1817 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Erlangen. Hier wurde er Renonce der Landsmannschaft der Franken, als deren Vertreter er am Wartburgfest teilnahm.

Einquartierung: Periquier Schüler (95)
Präsenzliste: 475/191
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Offenbar war er ähnlich wie ->Mehmel von den Tagen in Eisenach stark beeindruckt, denn er gehörte am 01.12.1817 zu den Gründern der neuen Erlanger Burschenschaft. Wie ->Kandler und ->Zwanziger ist er dann 1819 als Vorstandsmitglied nachweisbar und hat in dieser Eigenschaft zum ersten illegalen Burschentag (Streitberg 1819) eingeladen.

Trotzdem wird Weißgerber wohl nicht zum Kreis revolutionärer Studenten im Sinne der Gießener „Schwarzen“ gezählt werden können. 1820 war er wie ->Tucher ein Vertreter der Erlanger sog. „Liberalen“, die sich von der demokratisch orientierten Gruppe der „Altdeutschen“ um ->Gründler trennten und damit sowohl politisch als auch in den studentischen Lebensformen zum Konservatismus tendierten.

Später trat er in Fürstlich-Leiningensche Dienste und machte hier Karriere.

Qu. u. Lit.:

PL S. VII, Nr. 191; EQ Bl. 76; WL Nr. 284; Ev.-luth. KG Bechtheim, KB(-Abschrift) I/1709-1811; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 43, Nr. 691 (fehlerhaft); Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 26, Nr. 162 u. Anhang S. 381 (fehlerhaft); Platen, Tagebuch, S. 209 (01.04.1820); Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 302.

stud. theol. Heidelberg
* 01.05.1798 in Ober-Ofleiden bei Kirchhain, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ 18.06.1858 in Ober-Ofleiden, Ghzt. Hessen;
ev.-luth.;
Vater: W., Heinrich Friedrich Philipp Christoph (1756-1829, 1786-1826 Pfarrer in Ober-Ofleiden);
Mutter: W. geb. Strack, Johannetta Dorothea Magdalena; (1757-1829);
Verheiratet mit: ?;

Welcker war der jüngere Bruder der als Wissenschaftler und Vorkämpfer des bürgerlichen Liberalismus bekanntgewordenen Carl Theodor Welcker (1790-1869) und Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868). Nachdem er im Elternhaus durch seinen Vater und die erheblich älteren Brüder für das Hochschulstudium vorbereitet worden war, bezog er am 24.04.1815 als stud. theol. die Landesuniversität Gießen. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Heidelberg (immatr. am 17.04.), wohin auch der Bruder Carl Theodor kurz danach als Professor berufen wurde (15.07.1817).

Welcker war im Elternhaus patriotisch erzogen worden. Er erlebte mit Begeisterung die Befreiungskriege und bedauerte sehr, infolge seiner Jugend noch nicht am „gerechten Krieg“ teilnehmen zu können: „Ach wie oft träume ich mich zu einem für Freiheit und Vaterland kämpfenden Krieger und erwache mit dem beweinenswerthen Gedanken, daß ich ein bloßes, im Leben ertrunkenes Nichts bin“ (an Carl Theodor W., 15.02.1815). In dieser Zeit vollzog er auch in seinen literarischen Neigungen die Hinwendung zu einem romantisch-idealisierten Deutschtum: „Nachdem ich mich lange Zeit fast ausschließlich mit dem Griechischen und Lateinischen beschäftigt hatte, bin ich nun zum Deutschen übergegangen und es ist mir so wohl dabei, als wäre ich aus einem Morast auf einen trockenen Fußpfad gekommen. Ich kann‘s nicht begreifen, wie man jenes Heidenthum unsern lieben vaterländischen Werken nur an die Seite setzt; bei unsern deutschen Autoren spricht das Herz, Liebe und Gefühl mit dem Verstand, aber bei jenen ist‘s ein bloßer kalter, sinnlicher Verstand“ (ebenda).

Auf Grund solcher Gesinnungen fand er nach seinem Eintritt in das Studentenleben sofort Anschluss an die patriotischen Kreise Gießens, zu denen vor allem auch sein Bruder Friedrich Gottlieb W. gehörte (1809-1816 Prof. für Klassische Archäologie in Gießen). Er unterstützte deren Bemühungen nach Errichtung „Deutscher Gesellschaften“. Wenige Wochen nach Studienbeginn wurde er, im Juni 1815, bereits Mitbegründer einer studentischen Deutschen Gesellschaft, der Gießener „Germania“, aus der später die „Christlich-Teutsche Burschenschaft“ („Schwarze“) hervorging. 1816 war er Mitbegründer des Turnplatzes der „Schwarzen“ in Gießen.

Als er 1817 an die badische Nachbaruniversität wechselte, scheint das auch deshalb geschehen zu sein, um dort die Ideen der Gießener Schwarzen gegen ->Carové durchzusetzen. In Heidelberg gehörte er zum Kreis der studentischen Mitwisser um die geplante Adressenbewegung zur Einführung landständischer Verfassungen in den deutschen Bundesstaaten, an der auch sein Bruder Carl Theodor aktiv beteiligt war (vgl. ->Mühlenfels, ->Sartorius)

Einquartierung: Meister Heinrich Nicolai (31)
Präsenzliste: 476/101
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 9, Nr. 20

Welckers Bedeutung als Student liegt vor allem in seiner Teilnahme am Wartburgfest und dem von ihm am 10.11.1817 in der „Bremer Zeitung“ veröffentlichten Bericht über das Fest. Dieser Bericht verleugnet die in Gießen erhaltene politische Erziehung nicht, ist klar und systematisch aufgebaut und zeigt den tiefen Eindruck, den das Fest auf den jungen Studenten ausübte. Bereits als Verteidigung gegen die Angriffe auf die Wartburgfeier geschrieben, vertuscht er im Gegensatz zu ->Frommanns Schilderung jedoch nichts. Welcker bejaht den politischen Charakter der Feier, bekennt sich als ein Vertreter des „neuen Geistes“ in Deutschland und verteidigt die Verbrennungsszene. Der Bericht stellt in vielem das Beste und Umfassendste dar, was von zeitgenössischen studentischen Schilderungen des Wartburgfestes vorliegt. Er ist außerdem von besonderem Interesse, weil auch Carl Theodor W. an ihm beteiligt war.

Als erfahrener Jurist und Politiker hatte Carl Theodor Welcker sehr rasch erkannt, welche gefährliche juristische Handhabe den politischen Gegnern durch die Verbrennung von Literatur und reaktionären Symbolen gegeben worden war. Er veranlasste deshalb den Bruder, die Verbrennungsszene als einen Ausdruck der freien und berechtigten Meinungsäußerung darzustellen, die weit von der Absicht entfernt gewesen sei, Gesinnungsterror zu proklamieren oder die Autoren der verbrannten Bücher persönlich zu beleidigen. Welcker wollte dadurch in richtiger Voraussicht Injurienklagen vorbeugen. „Den Verbrennungsakt“, konnte Ernst dem Bruder Friedrich Gottlieb am 02.11.1817 berichten, „hat nur Carl so gestellt [gestaltet], daß er juristisch gegen Angriffe gesichert ist.“ Damit erschien die Schilderung der Verbrennungsszene in Welckers Veröffentlichung in der „Bremer Zeitung“ in folgender kluger Fassung: „Dann wurden in Erinnerung der kräftigen Weise, auf welche vor 300 Jahren, der große deutsche Freiheitsheld [Luther], durch Verbrennung der päpstlichen Bulle und des Kanonischen Rechts, öffentlich seine Ueberzeugung aussprach, im jugendlichen Freiheitsgefühl mit allgemeiner Zustimmung mehrere Schriften ... [folgt Aufzählung] sowie einige Symbole des Unglücks, welches sich an die großen stehenden Heeresmassen, den Kamaschendienst, den Militairdruck, militairischer Uebermuth und militairischer Regierungs- weise knüpft, feierlich den Flammen übergeben; - in Wahrheit nicht mit dem übermüthigen Gedanken, diese Handlung der des großen Luther gleich zu stellen, durch dieselbe das freie öffentliche Urtheil zu gleicher Ueberzeugung zwangvoll bestimmen oder irgendwen beleidigen zu wollen, - sondern lediglich um, was in dem Lande gesetzlicher Freiheit [gemeint Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach mit der hier proklamierten Presse- und Redefreiheit] jedem ernstlich zusteht, das eigene freie Urtheil laut und öffentlich, und durch gemeinschaftliche Handlung gemeinschaftlich auszusprechen.“

Obwohl Welcker als Gießener „Germane“ politisch auf dem linken Flügel der Studentenschaft stand, ist er nur bedingt deren konsequentesten Vertretern („Schwarze“) zuzurechnen. Anfang 1818 trat er, angeblich auf Anraten seines Bruders Carl Theodor, der bei seiner Opposition gegen die politischen Verhältnisse Deutschlands ein Gegner von revolutionären Geheimbünden war, aus der Heidelberger Burschenschaft aus, weil „jetzt allmählig in diese Burschenschaften eine verkehrte Beschäftigung mit überspannten, wissenschaftlich politischen Idealen gekommen sey, welche die historischen Grundlagen und Verhältnisse der bestehenden Staatsverfassungen nicht beachtete“ (an Carl Theodor W., 18.02.1818). Mit diesem Austritt distanzierte sich Welcker von seinen konsequenteren ehemaligen Gießener Genossen. Während jene einem Leben der Entbehrungen oder der Emigration entgegengingen (vgl. ->Buri, ->Gründler, ->Sartorius usw.), öffnete sich ihm der Weg ins gesicherte „Philisterium“. Zwar wurde er am 06.03.1822 und dann erneut im Mai des gleichen Jahres - zu dieser Zeit bereits Pfarrakzessist in Ober-Ofleiden - auf Betreiben der Mainzer Kommission über seinen Wartburgfest-Artikel verhört, doch blieben diese Untersuchungen für ihn ohne Folgen. Anlass der Verhöre war vor allem sein Brief vom 02.11.1817 an den Bruder Friedrich Gottlieb W. gewesen, der bei dessen Verhaftung gefunden worden war, wodurch auch die Hilfestellung Carl Theodor W. zur Kenntnis der Behörden kam. In dem 1820-1824 stattfindenden Prozess gegen Carl Theodor W. war dieser Brief u. a. ein Belegstück der Anklage staatsgefährlicher Handlungen, und auch in den Untersuchungen gegen Ernst Moritz Arndt hat E. Welckers Wartburgfest-Artikel und sein Brief an den Bruder eine Rolle gespielt.

Welckers weiteres Leben verlief im Gegensatz zu dem seiner Brüder äußerlich ruhig. Von 1826 bis 1856 war er als Nachfolger des Vaters Pfarrer in Ober-Ofleiden. Als Geistlicher blieb er theologisch auf den Positionen des Rationalismus.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 101; EQ Bl. 69; SfB S. 9, Nr. 20; WL Nr. 236; ML (Nr. 238); Welcker, Wartburgfest (Bremer Zeitung); Ev.-luth. KG Ober-Ofleiden, KB; UA Gießen,Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Burschenschafterlisten, Bd. 2, S. 46, Nr. 46; S. 50, Nr. 50; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXV, O, Litt. A, Nr. 5, adhib. ad vol. XXX, Bl. 7-16; GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 17, Bl. 55; Beiträge Geschichte Familie Welcker, S. 41, 45-50; Kraemer, Politische Wirksamkeit Carl Theodor Welckers, S. 160-162 u. ö.; Meinecke, Gründungsgeschichte Gießener Burschenschaft; Haupt, Follen, S.10f., 16 ff., 27, 37 f., 40, 103; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 225;Müller, Entstehung Hessische Verfassung, S. 30; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 230; Bd. V, S. 151; Schweisgut, Welcker; Simon, Erinnerungen, S. 33, 41, 43, 50; Welcker, Öffentliche Verteidigung, S. 285-286, 296-305.

stud. jur. Jena;
* 24.06.1794 in Georgenthal, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 08.06.1871 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha:
ev.-luth.;
Vater: W., Christoph Friedrich (1794 Amts- und Gerichtsadvokat zu Georgenthal);
Mutter: W. geb. Hofmann, Louise Dorothea Karolina (1769-?):
Verheiratet mit: ?;

Welker besuchte das Gymnasium in Gotha. Am 31.10.1814 immatrikulierte er als stud. jur. an der Univ. Jena. 1815 wurde er Mitglied der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 477/264
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss des Studiums war er von 1820 bis 1842 Lehrer am Gothaer Gymnasium. 1843 wechselte er zum Bibliotheksdienst und übernahm die Leitung einer Abteilung der Gothaer Bibliothek. Von 1845 bis zu seinem Tode war er Bibliothekar auf Schloss Friedenstein in Gotha.

Er schrieb zahlreiche Gelegenheitsdichtungen, 1840 ein „Festgedicht bei der vierten Säkularfeier der Buchdruckerkunst“, 1859 „Festgaben zu Deutschlands Schillerfeiern“, 1861 „Gesänge zum deutschen Schützen- und Turnerfest“ usw. Sein Hauptwerk wurde die Bearbeitung thüringischer Sagen.

Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Jenaer Universität widmete er ihr einen poetischen Festgruß.

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 264: „Welcker“; Ev.-luth. KG Georgenthal, TR Jg. 1794, Nr. 8; JG. 1769, Nr. 12: „Welcker“; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15): „Welker“; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 154; Bader, Lexikon Bibliothekare; Pachnicke, Gothaer Bibliothekare, S. 21; Schumann, Welcker.

Dr. phil. Jena;
* 30.04.1789 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 28.03.1854 in Jena, Ghzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Gottfried (?-1833, 1789 Grenadier im Leibregiment Gotha);
Mutter: W. geb. Amm, Anna Maria (1760-?);
Verheiratet mit: ?;

Weller war wahrscheinlich Schüler des Gothaer Gymnasiums. Am 17.10.1811 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Jena. 1813 als Sekondeleutnant in dem in französischen Diensten stehenden Regiment „Herzöge von Sachsen“, erlebte er die Belagerung Magdeburgs, kehrte jedoch im Oktober 1813 in die Heimat zurück und nahm dann am Feldzug gegen Frankreich (1813/14) auf Seiten der Verbündeten teil.

In Jena war er Senior der Landsmannschaft „Thuringia“ (vgl. auch ->Scheidler) und wurde in dieser Eigenschaft Mitbegründer der Jenaer Burschenschaft, deren noch stark vom landsmannschaftlichen Komment abhängige erste Verfassung (1815) er mit ausarbeitete. Nach der Gründung der Jenaer Burschenschaft am 12.06.1815 wurde er Mitglied des ersten Vorstandes, war jedoch ein Anhänger der gegen die Geschlossenheit der von ihm offenbar nur widerwillig mitbegründeten Burschenschaft opponierenden sog. „Roseisten“. Auch als „Lichtenhainer“ setzte er seine alten landsmannschaftlichen Gewohnheiten fort.

Einquartierung: Frau Geheimrätin von Bechtolsheim (13) (363)
Präsenzliste: 478/311
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Am 04.02.1820 wurde er auf Betreiben der Mainzer Untersuchungskommission durch das Jenaer Universitätsamt über die Entstehung der Jenaer Burschenschaft, deren erste Verfassungsurkunde sowie den Entwurf Jahns für eine Burschenschaftsordnung (1810/11) verhört. Er gab hierbei an, dass er Jahn persönlich kenne und dessen „Ordnung und Einrichtung der deutschen Burschenschaften“, die „bei der ganz ersten Konstitution für die Burschenschaft allerdings zum Grunde gelegt worden“ sei. Das in seinem Besitz befindliche Exemplar der Jahn‘schen Ordnung wurde von ihm dem Universitätsamt am 04.02.1820 übergeben.(1)

Am 03.05.1816 promovierte Weller an der Univ. Jena zum Dr. phil. Durch Goethes Vermittlung war er ab 13.04.1818 Bibliotheksgehilfe der Jenaer Universitätsbibliothek. Er war Mentor des Sohnes von Knebel und besaß das besondere Vertrauen Goethes, dem er bei der großen Reform der Jenaer Universitätsbibliothek (1817-1824) verdienstvolle Hilfe leistete.

Trotz geringer Bezahlung blieb Weller bis zu seinem Tode in untergeordneter Tätigkeit an der Jenaer Bibliothek, wurde schließlich 1830 Bibliotheksassistent, später Legationsrat.

Anmerkungen:

(1) Über die Entstehung der Jenaer 1. Verfassung und die Beziehungen zur Jahnschen Ordnung (vgl. LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 166 ff. sowie StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, §§ 9-15; ferner Haupt, Jenaische Burschenschaft, bes. S. 31-32 und Jahn, Jahn und Studententum, bes. S. 128-144, 161.)Der Titel des von Weller an die Behörden übergebenen Exemplars lautete: „Ordnung und Einrichtung der deutschen Burschenschaften, entworfen von Friedrich Ludwig Jahn, Berlin 1812“. Weller hatte das Exemplar Anfang 1815 in Jena von dem Jahnschüler Wilhelm Peter Kaffenberger erhalten (über K. vgl. LHA Schwerin ... Nr. A 259, Bl. 174-180 und Gerber, Burschenschaftliches Leben).

Qu. u. Lit.:

PL S. XI, Nr. 311; EQ Bl. 72; WL Nr. 242; Ev.-luth. KG Gotha, KB Garnison- u. Margarethenkirche; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1811/12; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 86; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 7; UA Jena, Best. M, Nr. 236, Bl. 45, 47, 84; UB Jena, Stammbuch Wilpert, Bl. 21 u. 22 (Eintragungen Jena, 16.06.1815, 26.04.1817); LHA Schwerin, Staatsministerium Ghzt. Mecklenburg-Neustrelitz, Nr. A 259, Bl. 166-173, 175-178, 180; GStA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 13, §§ 11-13; Bulling, Goethe Erneuerer jenaischer Bibliotheken, S. 9; Geschichte Universitätsbibliothek Jena, S. 397 ff. (mit Bild); Goethe-Voigt, Briefwechsel IV. Reg.; Haupt, Jenaische Burschenschaft, S. 29, 32, 91, 110; Jacobs, Geschichte Feldzüge Gotha-Altenburgische Krieger, S. 295, 312, 334, 341; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 365; Quellen und Darstellungen, Bd. IV, S. 42, 45, 47; Bd. V, S. 67; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 28; Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, Anm. 37.

stud. theol. Rostock;
* 31.01.1794 in Dömitz a. d. Elbe, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ 06.02.1864 in Rostock, Ghzt. Mecklenburg-Schwerin;
ev.-luth.;
Vater: W., Gottlob Friedrich (1740-1799, ab 1786 Pfarrer in Dömitz);
Mutter: W. geb. Schulze verw. Zander, Katharina Dorothea Louisa (1754-1816);
Verheiratet mit: ?;

Wenzel besuchte das Pädagogium in Halle (Franckesche Stiftungen). Am 03.04.1812 immatrikulierte er als stud. theol. an der Univ. Halle, die zu dieser Zeit noch zum Königreich Westfalen gehörte. Er unterbrach sein Studium, um 1813 und 1815 als Kriegsfreiwilliger am Befreiungskrieg teilzunehmen. Zuletzt war er Offizier im 1. Mecklenburgischen Landwehrbataillon.

Wenzel war Mitbegründer und wichtiger Vertreter der Halleschen „Teutonia“, die von ihm erstmals 1814 und nach der Rückkehr aus dem Feldzug von 1815 im Mai 1816 erneut ins Leben gerufen wurde. Die Hallesche „Teutonia“ war neben der „Teutschen Gesellschaft“, in Gießen (Nov. 1814) Deutschlands erste Burschenschaftsverbindung.

Wenzels politisch-weltanschauliche Haltung, die die Grundlage seiner Reformertätigkeit bildete, wird am deutlichsten durch ein Zitat aus seiner 1817 niedergeschriebenen „Geschichte der Teutonia“ belegt. Es zeigt den gesamtdeutschen, gegen die feudalstaatliche Zersplitterung gerichteten Patriotismus, lässt aber auch die Deutschtümelei und die Ansätze eines deutschen Nationalismus sichtbar werden:

„Zu keiner Zeit [als 1806-1813] hatte es sich deutlicher beurkundet, wie schwer unser Vaterland die sündliche Vernachlässigung des Gemeingeistes gebüßt, wie unselig jener Haß der Provinzen [gemeint die deutschen Einzelstaaten] auf alle Verhältnisse des bürgerlichen Lebens gewirkt hatte. Deutsche wurden durch Deutsche bekriegt und besiegt, und jauchzend sahen deutsche Stämme zu, wenn ein anderer [deutscher Stamm] von auswärtigen Feinden unterdrückt wurde, ... so daß die Geschichte sich nicht erschöpfen kann in dem Bedauern, daß ein so edles, hochherrliches Volk, welches, einig mit sich selbst, einer Welt Gesetze schreiben könnte, fremder Habsucht und Tyrannei zur Beute werden und, anstatt durch innere und äußere Kraft von allen geachtet in der Reihe der Nationen zu stehen, zum Spotte und Hohne der weichlicheren, aber einigeren Nachbarn dienen mußte.“

Von Wenzel stammte auch die sog. „Vorrede zur Verfassung der Teutonia in Halle“ (1814). Dieses Vorwort ist eines der schönsten, noch ganz vom Optimismus des soeben errungenen Sieges getragenen studentischen Selbstzeugnisse der Zeit. Wenzel interpretierte hier zum ersten Mal die Losungsworte der neuen Studentenverbindung: „Freiheit, Ehre, Vaterland“. Zum Begriff Freiheit heißt es: „Mahnen sollte uns das Wort Freiheit, rein zu seyn von allem schimpflichen Thun; selbständig jeder Einzelne in Handlung und Gesinnung, einig Alle, ohne Furcht vor Gefahr und Tod das stille charaktervolle Leben des Mannes auf das öffentliche Wirken des Bürgers überzutragen und weder gesetzlos, noch sclavisch den Zweck der Menschheit eben so gut, wie den der Volksthümlichkeit zu erreichen.“

Nun bildete allerdings die studentische Wirklichkeit einen krassen Kontrast zu den hochfliegenden Plänen des jungen Idealisten. Ein Großteil der mit dem Anspruch der Führung im Studentenleben auftretenden „Teutonen“ war noch stark im Geiste des alten Renommistentums befangen. Hinzu kam das Misstrauen des preußischen Staates gegen alle selbständigen Willensäußerungen der Studentenschaft.

Wenzels optimistisch begonnene Studentenzeit in Halle musste unter diesen Bedingungen mit einem harten Missklang enden. In gewisser Beziehung darf er als das erste studentische Opfer der preußischen Reaktionspolitik angesprochen werden, die, wie es ein „Teutone“ am 08.07.1817 formulierte, auf den Universitäten „Schulknaben“ haben wolle, „damit es dem Staate nicht an gehorsamen Knechten fehle.“

Anfang 1817 war es zwischen Wenzel und dem nicht der „Teutonia“ angehörenden stud. theol. Johann Gottlieb Knaust (geb. 1793 in Düben, in Halle immatrikuliert am 24.10.1815) zu persönlichen Differenzen gekommen. Als es nicht gelang, diese gütlich beizulegen, erfolgte durch einige „Teutonen“ (vgl. ->Calow) am 28.02.1817 eine barbarische öffentliche Hetzpeitschenzüchtigung des Knaust. Wenzel, der zu spät von dieser Aktion Kenntnis erhielt, um sie noch verhindern zu können, missbilligte dieses Vorgehen ausdrücklich. Die von den akademischen Behörden sofort eingeleiteten Untersuchungen brachten auch Wenzel in den Karzer, doch musste er, als sich seine Nichtbeteiligung an der Hetzpeitschenaktion sehr rasch herausstellte, gemeinsam mit ->Gedike wieder entlassen werden. Normalerweise hätte die Angelegenheit damit für ihn erledigt sein müssen. In dieser Situation schaltete sich aber das preußische Justizministerium ein, das durch Denunziationen auf die „Teutonia“ aufmerksam gemacht worden war. Mit dem Einsetzen staatlicher Sonderkommissare wurde die abgeschlossene Untersuchung (Karzerstrafe von zwei bis acht Wochen für die Hauptbeteiligten) neu eröffnet und auf die Ebene einer Kriminaluntersuchung gegen eine geheime staatsgefährliche Verbindung gehoben. Am 19.03.1817 wurde Wenzel durch den neuen Kommissar als „derjenige, welcher den ganzen Exzeß veranlaßt und dirigiert haben soll“ erneut verhaftet, musste aber, da die Verhöre nichts Neues erbrachten, bereits am Ende des Monats zum zweiten Male auf freien Fuß gesetzt werden. Als jedoch das mit der Untersuchung beauftragte Oberlandesgericht in Naumburg in seinem Urteile vom 11.06.1817 die für die Staatsstellen wichtige Frage, ob die „Teutonia“ als staatsgefährliche Verbindung anzusprechen sei, umging, wurde der Entscheid durch das Justizministerium als „viel zu nachsichtig“ nicht bestätigt. Der Prozess ging jetzt auf das Berliner Kammergericht über. Bis zu dessen Entscheid wurde es Herbst 1817.

Das Urteil des Berliner Kammergerichts deckte sich im allgemeinen mit dem Entscheid des Naumburger Gerichts, stellte darüber hinaus aber fest, dass die „Teutonia“ lediglich als gewöhnliche Studentenverbindung, deren Exzesse der normalen akademischen Gerichtsbarkeit zu unterliegen hätten, nicht aber als kriminell zu belangende staatsgefährliche Gesellschaft zu bewerten sei. Die Zwecke der „Teutonia“ wurden sogar als „an und für sich löblich“ bezeichnet. Da jedoch eine behördliche Genehmigung der „Teutonia“ nicht erteilt worden war, kam das Urteil in Bezug auf Wenzel trotzdem zu dem Ergebnis, dass diesem „wegen Stiftung des Bundes Teutonia“ eine Verwarnung und die Androhung der Relegation auszusprechen sei.

Als dieses Urteil im August 1817 publiziert wurde, war es gegenstandslos geworden. Denn während die juristischen Verfahren ihren langsamen Gang liefen, war Wenzel bereits im Juni in Folge eines staatlichen Willküraktes durch die Universitätsbehörde relegiert worden.

In einer direkten Eingabe an den preußischen König vom 19.05.1817 hatten der Student Karl Immermann und sein Freundeskreis die „Teutonia“ als „geheime Verbindung“ denunziert und „verpetzt“. Friedrich Wilhelm III. in seiner Angst vor allen selbständigen Aktionen der Volksmassen und seinem seit den Tagen des Befreiungskrieges vorhandenen Misstrauen gegen patriotische Gesellschaften hatte daraufhin am 21.05.1817 durch Kabinettsorder verfügt, dass „die nachdrücklichsten Maßregeln zur Ausrottung der schädlichen Verbindung“ in Halle zu ergreifen und deren „Häupter“ zu relegieren seien. Trotz des laufenden juristischen Verfahrens, dessen Ergebnisse vernünftigerweise abzuwarten gewesen wären, ließ der diensteifrige Kommissar, Staatsrat von Jakob, Wenzel als Sprecher der „Teutonia“ durch die Universität relegieren und setzte ihn zugleich bis zum Abschluss der Untersuchung der „Knaustschen Händel“ zum dritten Mal in den Karzer (28.05.1817). Diese offenkundige Ungerechtigkeit, durch die Wenzel nach dreijähriger Existenz einer in Halle allgemein bekannten, die preußischen Farben schwarzweiß führenden Studentenverbindung als Haupt einer staatsgefährlichen „geheimen Verbindung“ bezichtigt wurde, führte zu Tumultaktionen der Studentenschaft. Der Kampf um die „Teutonia“ begann jetzt über den Rahmen der Universität hinauszugreifen. Prinzipielle Auseinandersetzungen über bürgerliche Freiheitsrechte klangen an: „Die ganze Stadt nahm und nimmt an dem Streite der Parteien teil“, musste Jakob am 08.07.1817 an das Innenministerium berichten, „die meisten jungen Leute, selbst viele Regierungsräte in Merseburg, Staatsmänner in Berlin, viele Professoren und alle Damen ohne Ausnahme halten es mit den Teutonen.“ Um Pfingsten 1817 - zu der Zeit, als die „Teutonia“ und die Jenaer Burschenschaft gemeinsam den Plan zur Durchführung des Wartburgfestes fassten - steigerte sich die Erregung in Halle und führte zu einer gegen den Staat gerichteten studentischen Solidaritätskundgebung, die an den bekannten Jenaer Studentenauszug nach Nohra 1792 erinnert. Rund 350 Studenten, meist „Teutonen“, beschlossen, Halle spätestens am Ende des SS 1817 zu verlassen und zugleich über die zurückbleibenden „Sulphuristen“ und damit praktisch über die gesamte Universität den Bann („Verschiss“) auszusprechen. Diesem Beschluss schloss sich später auch die Jenaer Burschenschaft an.

Unter dem Druck dieser Ereignisse wurde Wenzel am 27.06.1817 aus der Haft entlassen, doch blieb die Relegation in Kraft. Am 29.06.1817 verließ er die Universitätsstadt Halle. Bereits vorher hatte er sich - wahrscheinlich durch schriftlichen Antrag, da er zu dieser Zeit noch im Karzer saß - am 18.06.1817 an seiner Landesuniversität Rostock immatrikulieren lassen.

Sein Auszug aus Halle glich einem Siegeszug: Trotz des Verbotes „wurde er von seinen Kommilitonen aus der Stadt zu Fuß begleitet, vor dem Tore formierten sie sich zu einem feierlichen Komitat zu Wagen und zu Pferde und brachten ihn im Triumph nach Lauchstädt, wo im ‚Salon‘ ein feierlicher Kommers ihm zu Ehren gehalten wurde.“ (Schlussbericht Jakob).

Er ging, wohl um das noch ausstehende Gerichtsurteil abzuwarten und am Wartburgfest teilnehmen zu können, für den Herbst 1817 zu den Freunden nach Jena (vgl. Stammbucheintragung für Netto). In die Teilnehmerliste des Wartburgfestes (PL) trug er sich deshalb (irreführend) als Jenaer Student ein. Der Verbrennung der Schrift Immermanns gegen die „Teutonia“(1) hat er zweifellos mit Freuden zugestimmt.

Einquartierung: Legationsrat Streiber (133)
Präsenzliste: 479/109
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Auch in Rostock bemühte sich Wenzel um den Aufbau einer Burschenschaft. Auf dem ersten gesamtdeutschen Burschentag in Jena im Frühjahr 1818 vertrat er seine Landesuniversität. Hierbei wurde - wahrscheinlich vor allem auf Grund seiner Stellungnahme - der noch immer bestehende „Verschiss“ über Halle aufgehoben, um dadurch dort einem neuen burschenschaftlichen Anfang den Weg zu ebnen. Als Sekretär („Schreiber“) dieses Burschentages hatte er erheblichen Anteil an der Vorbereitung einer gesamtdeutschen Studentenverbindung, die ein halbes Jahr später Wirklichkeit wurde.

Wenzel konnte so seine Studienzeit ähnlich wie ->Riemann, dem er besonders vergleichbar ist, mit einem optimistischen Ausblick beenden.

Sein weiteres Leben ist noch unerforscht. Es führte ihn in die engen Verhältnisse einer mecklenburgischen Pfarrgemeinde. Von 1831 bis 1862 war er Pfarrer in Toitenwinkel (Superintendentur Doberan) und wurde hier 1842 Präpositus der Präpositur Ribnitz.

Anmerkungen:

(1) „Ein Wort zur Beherzigung von Immermann“, o. O, 1817. Nicht verbrannt, weil wahrscheinlich erst nach dem Wartburgfest erschienen, wurde „Letztes Wort über die Streitigkeiten der Studirenden zu Halle seit dem 4ten März 1817 von Immermann, eine Erwiderung auf C. A. S. Schultze, der Arzeneywissenschaft Candidat, Antwort auf: ‚Ein Wort zur Beherzigung von Immermann‘“, Leipzig 1817. Vgl. auch ->Schultze. Verbrannte Lit. auf dem Wartburgfest vgl. Steiger, Universität Jena zwischen Schlacht bei Jena und Beschlüssen Karlsbad, S. 351.

Qu. u. Lit.:

PL S. V, Nr. 109: „Wenzel stud. theol. aus Jena.“; EQ Bl. 69 oder 75; WL Nr. 117 oder 238; Ev.-luth. KG Dömitz, TR Jg. 1794; Willgeroth, Mecklenburg-Schwerinsche Pfarrer, Bd. I, S. 173, 193; Bd. II, S. 831; Bd. III, S. 1464; UA Halle, Matrikel; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock; UA Halle, GA II, 41, Bd. 1, Bl. 8, 19/20; ebd. Bd. 2, Bl. 36-55, bes. Bl. 44 u. 53; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 74 (Eintragung Jena, 10.09.1817); Wenzel, Geschichte Teutonia; Wenzel, Vorrede Verfassung Teutonia; Schultze, Antwort auf Immermann, S. 17-30, 33-37, 89-100; Immermann, Letztes Wort, bes. S. 17-22; Dietz, Teutonia Halle, S. 217, 218-223, 226, 234-235, 237f., 243-245, 249-250, 267, 279-283; Flemming, Geschichte Hallische Burschenschaft, S. 17, 20-21; Jessen, Der junge Lornsen, S. 527; Schiele, Immermanns Studentenjahre, S. 18, 43-52, 129-132, 134, 299; Steiger, Teilnehmerliste Wartburgfest, S. 102, Anm.; Hellfaier, Politische Funktion Burschenschaft, S.107 ff.; Süßenguth, Erste Hallesche Burschenschaft, S. 73 ff.; Vgl. auch Literatur bei ->Schultze.

stud. jur. Jena;
* 07.04.1797 in Schleusingen, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: W., Johann Heinrich Gottlieb (1797 „Churfürstl. Sächs. wohlbestallter Regierungs Advokat und Gemeinschaftl. Landschulkastenverwalter“ zu Schleusingen);
Mutter: W. geb. Eckardt, Eleonore Friederika (1773-?);
Verheiratet mit: ?;

Wenzel wurde am 13.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Legationsrat Streiber (133)
Präsenzliste: 480/275
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 275; EQ Bl. 69 oder 75; WL Nr. 117 oder 238; Ev. KG Schleusingen, TR Jg. 1797 und 1773; ebd. TrR 1791; UB Jena, Matrikel; UA Jena; Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 304; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 29 (Eintragung Jena, 10.09.1817).

stud. jur. Jena;
* 13.02.1796 in Chemnitz, Kfstm. Sachsen;
+ 18.11.1852 in Reudnitz bei Leipzig, Kgr. Sachsen;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Carl (1767-1847, Buchdrucker in Chemnitz, ab 1799 in Jena, Besitzer einer Druckerei, die vor allem für den Frommannschen Verlag arbeitete und u. a. ab 1803 die „Jenaische Allgemeine Literaturzeitung“ druckte; Bruder von Johanna Frommann);
Mutter: W. geb. Heitmann, Karolina Dorothea Friederike (1766-1844);
Verheiratet mit: Ferdinande Emilie Karoline Hecker (22.3.1801 - 21.11.1891), eine Pfarrerstochter aus Eythra bei Leipzig;

Robert Wesselhöft war der jüngere Bruder von Wilhelm W. und gehörte zu den bedeutendsten Studenten der Urburschenschaft: „ungewöhnlich klug, kalt und berechnend, hat er manche Ähnlichkeit mit Karl Follen, nur war er als Politiker diesem überlegen, weniger leidenschaftlich und weniger Theoretiker als dieser...“(1). Als „einen lebensfrohen und kräftigen jungen Mann“, schildert ihn ein Zeitgenosse 1818 während eines Reiseaufenthaltes in Jena, „damals voll edeln Gefühls und Ahnung der bessern Zukunft. Ich hätte ihm gleich und von Herzen vertrauen mögen“(2).

Die Brüder(3) hatten ein harmonisches Verhältnis zum Elternhaus, in dem sie in einer auf Zweckmäßigkeit orientierten bürgerlich-aufgeschlossenen Gedankenwelt erzogen wurden. Der Vater, ein Verehrer Goethes und stolz darauf, als junger Buchdrucker bei Haude und Spener die erste Ausgabe von „Hermann und Dorothea“ gesetzt zu haben, war den Söhnen ein Vorbild: „eine ganz eigentümliche Natur, ein denkender Kopf, als Buchdrucker sehr tüchtig, daneben Tischler und Drechsler, Ofenbauer, voll Eifer für jede neue Erfindung oder Verbesserung, begabt mit trockenem Witze“(4). Die Söhne lernten von ihm nicht nur Liebe zur Kunst und Poesie, sondern auch ein bürgerlich-selbstbewusstes Auftreten, das ohne „die mindeste Scheu, Aufsehen zu erregen“ die als richtig erkannten Ziele durchzusetzen sich bemühte. Besonders Robert W. wurzelte im Elternhaus und nahm aus der ihm hier vorgelebten und anerzogenen Lebenshaltung Kraft zur Bewältigung des eigenen schweren Schicksals. Andererseits teilten die Eltern auch später die Ideale ihrer erwachsenen Söhne, so dass der Vater 1822 schreiben konnte, „daß er seine Kinder nicht verleugnen werde, selbst wenn sie sich an Galgen und Rad brächten“. Starken Einfluss im Sinne einer Hinwendung zum deutschen Patriotismus dürften die Oktobertage 1806 auf die damals zehn- und zwölfjährigen Kinder ausgeübt haben, als das Wesselhöftsche Haus mehrfach von französischen Soldaten geplündert wurde. Wahrscheinlich auf Grund der ungeordneten Jenaer Verhältnisse gaben die Eltern ihre Kinder 1806 zu dem Pfarrer Wankel in Bottendorf (Unstrut), nachdem sie ihnen vorher eine sorgfältige Ausbildung durch Privatlehrer geboten hatten, vor allem durch W. M. L. De Wette (1780-1849), der auch später seinen ehemaligen Schülern verbunden blieb(5).

Ab August 1809 Schüler der Klosterschule Roßleben, bezog Robert W. anschließend die Universität Jena. Er immatrikulierte am 15.05.1815 als stud. jur. und trat der Burschenschaft bei. Politisch-ideologisch geformt wurde er vor allem durch die Persönlichkeit Ludens, dessen Vorlesungen über die Französische Revolution, den Tiroler Aufstand und die Befreiungskriege seine zustimmende Begeisterung fanden. Ab November 1816 war er Mitglied des Ausschusses, ab Februar 1817 Angehöriger des Vorstandes der Burschenschaft. In dieser Eigenschaft lud er am 11.08.1817 die Studenten der Universitäten Berlin, Breslau, Erlangen, Gießen, Göttingen, Greifswald, Heidelberg, Kiel, Königsberg, Leipzig, Marburg, Rostock und Tübingen zur Wartburgfeier ein, um ein „Fest in drei schönen Beziehungen, nämlich der Reformation, des Sieges bei Leipzig und der ersten freudigen und freundschaftlichen Zusammenkunft deutscher Burschen von den meisten vaterländischen Hochschulen am dritten großen Jubiläum der Reformation begehen zu können.“(6) Auf dem Wartburgfest war er verantwortlich für die Regelung der Quartierfragen, blieb vor allem mit ->Maßmann und ->Roediger zusammen, leitete mit diesen die Verbrennungsszene am Abend des 18.10. und ist wie sein Bruder Wilhelm als deren Mitinitiator anzusprechen. Neben ->Buri wurde er zum Redakteur der geplanten gesamtdeutschen Burschenzeitschrift gewählt (vgl. ->Sartorius), und schließlich sprach er am Spätnachmittag des 19.10. auf dem Eisenacher Marktplatz die Abschiedsworte der Jenaer Burschenschaft.

Einquartierung: Meister Gimm (18)
Präsenzliste: 481/43
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 4

Unmittelbar nach dem Wartburgfest überbrachte er als Verwandter ->Frommanns, in dessen Jenaer Haus Goethe häufig verkehrte, dem Staatsminister den Wortlaut aller Reden und Lieder der Wartburgfeier, wobei es zu einer interessanten Episode kam, die sowohl Wesselhöfts Charakter als auch Goethes Haltung zur Burschenschaft anschaulich illustriert: Als Goethe der burschenschaftlichen Jugend vorwarf, zu selbständig und ohne vorher eingeholte Ratschläge der Älteren zu handeln, war Wesselhöft kühn genug, den Dichter zu erinnern, bei der Abfassung des „Götz von Berlichingen‘‘ einst auch nicht anders gehandelt zu haben, was Goethe verstehend lächelnd quittierte.

Das Wartburgfest und dessen Auswirkungen bildeten in Wesselhöfts Entwicklung einen ersten folgenreichen Einschnitt. Seine führende Rolle in Eisenach machte ihn in größeren Kreisen der Studentenschaft ganz Deutschlands bekannt, stärkte sein bereits vorhandenes Selbstbewusstsein und orientierte vor allem seinen deutschen Patriotismus stärker als bisher auf unmittelbar politische Gedankengänge. Gemeinsam mit seinem Bruder gehörte er an der Jahreswende 1817/18 zu den wenigen Unterzeichnern der „Grundsätze und Beschlüsse“ (vgl. ->Riemann) und bekannte sich damit zu einem politischen Programm und einer politischen Bedeutung der Burschenschaft. In Fortsetzung dieses eingeschlagenen Weges bewusster politischer Orientierung wurde für ihn das Jahr 1818 entscheidend. Im Laufe dieses Jahres wuchs er einerseits immer stärker in eine führende Rolle innerhalb der Jenaer Burschenschaft hinein und wurde vor allem nach dem Abgange ->Riemanns im Frühjahr 1818 die wichtigste Persönlichkeit in deren Schlussphase, andererseits entwickelte er sich zu einem der geachtetsten und anerkannten Studenten ganz Deutschlands, dem starke Sympathien entgegengebracht wurden. Einen ersten Beweis dieser Sympathien hatte er bereits 1816 erhalten, als er wegen angeblichen Tumultierens eine ungerechtfertigte Karzerstrafe durch die Jenaer Universitätsbehörden erhielt und die Studenten in einmütiger Solidaritätsaktion seine Freilassung erzwangen. Diese Solidarität war umso beachtlicher, da Wesselhöft im studentischen Bereich ein konsequenter Vertreter der Reformer war und gegen erhebliche Widerstände in der Studentenschaft anzukämpfen hatte. Bei den Auseinandersetzungen innerhalb der Jenaer Burschenschaft um die Frage des Duellierens wandte er sich aus seiner demokratischen Grundhaltung, wonach Gerechtigkeit für alle und prinzipielle Gleichheit der Studenten herrschen müsse, gegen das Duellieren bei Nichtigkeiten, lehnte das Duell als einen Ausdruck der Herrschaft des Stärkeren über den Schwachen ab und verurteilte solche Menschen, die ihre „Vergehungen, statt sie einzugestehen, mit der Faust beschönigen.“ Ausdruck seines Demokratismus war vor allem die von ihm mit ->Keller, ->Sand und ->Siewerssen 1818 ausgearbeitete, 1819 angenommene II. Jenaer Burschenschaftsverfassung, in der das Prinzip der Gleichheit aller Studenten ausgesprochen und ein achtungsvolles Verhältnis der Studentenverbindung zur Bürgerschaft gefordert wurde.

Alle diese Bemühungen um eine demokratische Reform des Jenaer Studentenlebens waren nur Teil und Vorbereitung weiter ausgreifender, gesamtdeutscher Pläne. Im Sommer 1818 erwarb er sich besondere Verdienste bei seinen im Auftrage des Jenaer Vorstandes unternommenen Bemühungen um die Gründung und den Aufbau einer Leipziger Burschenschaft.

Zum äußeren Höhepunkt seiner gesamtdeutschen burschenschaftlichen Wirksamkeit und seines Studentenlebens wurde der Jenaer Burschentag vom 10.-16.10.1818, der unter seinem Vorsitz stattfand und zur Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft führte. Wesselhöft war hier vor allem maßgeblich an der Ausarbeitung der Verfassung dieser ersten gesamtdeutschen Vereinigung beteiligt, die als Grundprinzip die „freie und natürliche Verbindung der gesamten auf den Hochschulen sich bildenden Jugend zu einem Ganzen, gegründet auf das Verhältnis der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes“ proklamierte.

Weit über den Burschentag hinausgehend wurde seine Rolle in der Farbenfrage. Als bei den Verhandlungen die Forderung nach einem gesamtdeutschen Symbol erhoben wurde, erschien „die ehemalige deutsche Farbe ... dazu als passendste“(7). Robert Wesselhöft erhielt den Auftrag, über diese „ehemalige deutsche Farbe“ Ermittlungen anzustellen. Hierauf soll er(8), wahrscheinlich einer (historisch allerdings unzutreffenden) Farbeninterpretation Friedrich Ludwig Jahns folgend, Schwarz-Rot-Gold als alte Reichsfarben angegeben haben. Er folgte damit zugleich einem Beschluss des Ausschusses der Jenaer Burschenschaft vom 25.08.1818, der empfohlen hatte, die eigenen, dem Lützowschen Korps entnommenen Farben (schwarz-rot mit gold) „den anderen Burschenschaften als allgemeine vorzuschlagen“. Durch Wesselhöfts Erklärung wurde der Weg eröffnet, der die Überlieferungen der alten deutschen Einheit und des ersten deutschen Freikorps mit dem Streben nach neuer Einheit zusammenführte, zugleich die Jenaer Farbensymbolik (rot-schwarz-rot mit gold) nach dem Vorbilde französischer Revolutionstradition zum Dreifarb Schwarz-Rot-Gold erhob (vgl. auch ->Binzer). Durch diese führenden Funktionen in der Burschenschaft wuchs Robert Wesselhöft zum Politiker heran. Die Ereignisse des Jahres 1818 legten die Grundlagen seiner politischen Haltung im engeren Sinne. Die Angriffe gegen die Burschenschaft nach dem Wartburgfest und die immer stärker werdenden Anzeichen politischer Reaktion zwangen zu Überlegungen über Art und Weise sowie Ziel einer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Wichtig wurde in diesem Zusammenhang die gemeinsam mit Heinrich von Gagern und ->Binzer 1818 unternommene Westdeutschlandreise, die politischer Orientierung diente. Als Zuschauer erlebte R. Wesselhöft in Aachen mit Empörung und Verachtung das Zusammentreffen der reaktionären Staatsmänner (Kongress zu Aachen September/Oktober 1818), ohne zu ahnen, dass auf diesem Kongress die Grundlagen der „Demagogenverfolgungen“ gelegt wurden, zu deren ersten Opfern er bald zählen sollte. Oft erinnerte er sich später an ein Wort von Görres, das dieser ihm beim Besuch in Koblenz sagte: „Glauben Sie mir, es kann nicht eher in Deutschland gut werden, als bis es vorher noch recht schlecht geworden ist.“ Entscheidend für seine politische Willensbildung wurde vor allem das Zusammentreffen mit den Gießener „Schwarzen“, von denen er einige der besten auf dem Wartburgfest kennengelernt hatte und deren republikanische Gedankengänge seine Zustimmung fanden. Mit hoher Achtung schaute er vor allem auf Karl Follen (ab 1818 Privatdozent in Jena), dem er auch noch Jahre später in der Haft begeisterte Worte der Anerkennung aussprach(9). Neben ->Binzer wurde er 1818 zum Hauptinitiator der Gründung eines „Engeren Vereins“, in dem vor allem die Ideen der „schwarzen“ Freunde zur Diskussion standen. Wesselhöft stimmte hierbei der republikanisch-demokratischen Zielstellung der „Schwarzen“ voll zu, wich jedoch in seinen Auffassungen über taktische Fragen des politischen Kampfes von Follen und seinem Kreis ab, so dass er in dieser Beziehung geradezu deren Hauptgegenspieler in Jena wurde. Er lehnte den von Follen, ->Leo oder ->Sand vertretenen linken Radikalismus mit den Plänen individuellen Terrors und Tyrannenmords ab, forderte stattdessen unter genauer Berücksichtigung des gegenwärtigen Bewusstseinsstandes der Menschen ideologisch-politische Erziehung der Volksmassen und speziell der Studentenschaft.

Die Differenzen kamen bereits anlässlich der Gründungsversammlung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft erstmals offen zum Ausdruck und führten zum dauernden Bruch mit Folien, obwohl - wie Wesselhöft 1828 ausdrücklich betonte - sie auch weiterhin, vereint durch grundsätzliche ideologische Gemeinsamkeiten, persönliche Freunde blieben. Den Anlass zum Auseinandergehen boten die Diskussionen um den § 2a der Verfassung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft, dessen demokratischer Formulierung („Einheit, Freiheit und Gleichheit aller Burschen untereinander, Gleichheit aller Rechte und Pflichten“) Wesselhöft zustimmte. In den über diese Fassung geführten leidenschaftlichen Diskussionen erkannte er jedoch, dass es unmöglich war, den § in dieser Formulierung durchzubringen. Um das Verfassungswerk nicht scheitern zu lassen, machte er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender den Kompromissvorschlag „möglichste Gleichheit aller Rechte und Pflichten“ der angenommen wurde, was ihm von der Follenschen Gruppe den Ruf der Feigheit und „Lauheit“ einbrachte. Diese Auseinandersetzung veranlasste Robert Wesselhöft, in einem bedeutsamen Brief an den in Berlin studierenden Bruder Wilhelm seine Haltung zu rechtfertigen und seine Gedanken über politische Taktik unter Anspielung auf die Gruppierungen in der Französischen Revolution darzulegen. Dieser Brief (o. D., nach 16.10.1818) fiel 1819 in die Hände der politischen Polizei und bildete einen der wichtigsten Ausgangspunkte des späteren Kriminalverfahrens. „Man hat es [gemeint Gruppe um Follen]“, hieß es im Brief, „mir vielfältig und sehr in meine innerste Seele hinein verargen wollen, daß ich nicht einstimmte in das Geschrei des Bergs, die meinen, man müsse den König enthaupten. Worin noch nicht alle einstimmen, das halte ich noch nicht [für] zeitig. Etwas gibt jeder gern nach, wenn man nur nicht so schroff opponiert; und die Richtung der Zeit, wenigstens des Burschenlebens, geht zum Bessern. Wird jedes Jahr etwas nachgegeben, so haben wir endlich doch, was wir wollen, und haben es aus den Menschen heraus, nicht mit Gewalt in sie hineingebracht ... Wir müssen selbst erst Lehrer und Bildner des Volks geworden sein, selbst erst die erledigten Plätze im Philisterium eingenommen haben, ehe es anders werden kann. Recht klar ist mir das geworden. Es mag vielen lau scheinen. Wer bei solcher Ansicht still sitzt und die Zeit walten läßt, ist lau. Wer ihr aber bei dieser Ansicht immer fortzuhelfen sucht, der nimmt einen festen Platz in ihr und wird immer in der Zeit bestehen, und nicht seine Stoffe auf einmal verbrennen, daß er nachher nichts mehr hat und verzweifeln muß. Wer gleich die Folgen seiner Handlung sehen will, ist auf eine sehr subtile Art eitel und ehrsüchtig.“

Die Ermordung Kotzebues durch seinen Freund ->Sand kam ihm wie den übrigen Studenten überraschend. Klug abwägend richtete er sein Augenmerk sofort weniger auf das Attentat selbst als auf die zu erwartenden staatlichen Gegenmaßnahmen. Er bemühte sich, den der Burschenschaft drohenden Gefahren zuvorzukommen sowie die Tat ->Sands agitatorisch im Sinne einer Anklage gegen die bestehenden politischen Zustände auszuwerten und dem Freunde ein ehrendes Gedächtnis zu verschaffen. Indem er durchsetzte, dass die Papiere der Jenaer Burschenschaft quasi freiwillig dem Weimarer Ministerium ausgeliefert wurden - jedoch nur, wie er an den Bruder am 24.4.1819 schrieb, „was unschuldig war, das übrige vernichtet“ - kam er einer Beschlagnahme zuvor und konnte dadurch vorerst auch größere Untersuchungen über die Jenaer Burschenschaft bzw. das drohende Verbot der Studentenverbindung abwenden. Gleichzeitig begann er, Materialien für eine zu veröffentlichende Biographie ->Sands zu sammeln. Im November 1820 nahm er dann auch persönliche Verbindung mit ->Sands Mutter in Wunsiedel auf, die ihm die Briefe des Sohnes zwecks Drucklegung zur Verfügung stellte. Ein Jahr später, 1821, konnte mit ->Binzers Hilfe diese als Quellenedition bis zur Gegenwart wertvoll gebliebene Schrift in einem Altenburger Verlag erscheinen(10). Die Freunde versuchten, Verständnis für den Hingerichteten zu erreichen, die Tat psychologisch und politisch zu erklären und dadurch Sympathien unter den Volksmassen für das „tiefe, sittlich fromme Gemüt“ von ->Sand zu wecken, der „einzig die Schmach seines Volkes und die Verdorbenheit aller Stände“ gefühlt habe: „Sein Geist beschäftigte sich fortwährend mit der Erziehung des Volks, zu dem er gehörte“(11).

Als auf Grund der Karlsbader Beschlüsse die Jenaer Burschenschaft aufgelöst werden musste, leitete er die Schlussversammlung am 26.11.1819. In einem von ihm verfassten, von allen Mitgliedern unterzeichneten Schreiben an den Weimarer Großherzog fasste er in wohlüberlegten Worten noch einmal das bisher Erreichte sowie die Ziele der Burschenschaft zusammen, meldete die befohlene Auflösung, ließ jedoch deutlich durchblicken, dass man nur der Gewalt weiche, die wohl verbieten, niemals aber den patriotischen Geist der deutschen Jugend töten könne: „Unser Leben sollte eine Vorschule des künftigen Bürgers sein. Jetzt ist die Schule geschlossen. Jeder geht hinweg mit dem, was er in ihr gelernt hat; er wird es behalten, und es wird in ihm fortleben. Was als wahr begriffen ist vom Ganzen, wird auch wahr bleiben im einzelnen. Der Geist der Burschenschaft, der Geist sittlicher Freiheit und Gleichheit in unserem Burschenleben, der Geist der Gerechtigkeit und der Liebe zum gegenseitigen Vaterlande, das Höchste, dessen Menschen sich bewußt werden mögen, dieser Geist wird dem einzelnen innewohnen und nach Maß seiner Kräfte ihn fortwährend zum Guten leiten.“

Obwohl es Robert Wesselhöft - zum Teil durch falsche Aussagen - bis zum Verbot der Burschenschaft gelungen war, umfangreichere Aktionen der Staatsstellen abzuwehren, stand er selbst seit Juni 1819 im Zentrum der Untersuchungen. Auf Grund seiner bei dem Bruder beschlagnahmten Briefe, deren Inhalt von der Berliner Polizei (Kamptz) als staatsverbrecherisch eingeschätzt wurde, drängte Preußen auf Eröffnung eines Verfahrens. Großherzog Karl August befahl daraufhin die Verhaftung Robert Wesselhöfts und die Beschlagnahme der Privatpapiere in Jena. Da Wesselhöft rechtzeitig alles Belastende vernichtet hatte, blieb die am 19. Juli stattfindende Durchsuchung des Elternhauses im wesentlichen ergebnislos. Die Immediatskommission sah sich wohl auch mit Rücksicht auf die geachtete Person des Vaters, gezwungen, von einer Arretierung Abstand zu nehmen, verfügte jedoch Stadtarrest und ließ den Vater die Bürgschaft übernehmen (Zwischenbescheid der Kommission, 20.07.1819). Die Verhöre erstreckten sich auf den Verdacht staatsgefährlicher Gesinnung und Handlungen, das Verhältnis zu ->Sand und die Burschenschaft. Als kein Anteil an ->Sands Tat nachgewiesen werden konnte, musste die Weimarer Regierung wegen Mangels an Beweisen den Freispruch aussprechen (Urteil vom 05.02. 1823), verhängte jedoch „wegen ungebührlicher Äußerungen“ gegenüber dem Untersuchungskommissar drei Tage Arrest (abgesessen Weimar 07.-09.08.1823).

Die Untersuchung, so günstig sie für Wesselhöft ausging, hatte Folgen, die das weitere Leben entscheidend beeinflussten. Der Beginn der Verhöre 1819 fiel in die Zeit seines Studienabschlusses. Auf Grund des Verdachtes staatsgefährlicher Gesinnung wurde sein Plan, zu promovieren und anschließend Privatdozent zu werden, unmöglich: „Große Bitterkeit gegen den Staat bemächtigte sich meiner, und ich sprach mich aller Pflicht gegen den Staat ledig, da dieser die seinen gegen mich verletzt hat.“ Wesselhöfts Gedanken hatten bisher bei aller politischen Orientierung und Aufgeschlossenheit den Gesichtskreis des Jugendlebens, dem er durch die Burschenschaft eine vaterländisch-sittliche Richtung geben wollte, nicht überschritten. Das änderte sich jetzt grundsätzlich. Die feindselige Haltung gegen den Staat, hob später die Schrift des Verteidigers hervor (1826), wurde erst durch die ungerechtfertigte Untersuchung nach ->Sands Tat geweckt, als man Wesselhöft zwang, seine politischen Ansichten und Meinungen zu Protokoll zu geben und diese Ansichten als verdächtig galten. Die Karlsbader Beschlüsse ließen ihn erkennen, dass der Zustand Deutschlands „ein gewaltsamer“ geworden, der nur mit entsprechenden Gegenmaßnahmen zu brechen sei. Hatte ihn die bisherige burschenschaftliche Erziehung zum Politiker geformt, machten ihn die Maßnahmen der politischen Reaktion zum Revolutionär. Die 1820/21 in Europa ausbrechenden Aufstände und Revolutionen(12) bestärkten ihn in seiner Überzeugung, dass auch für Deutschland ähnliche Aktionen zum Kampf um Einführung einer Verfassung oder gar der Republik notwendig wären.

Die folgenden Jahre bis zur Verhaftung 1824 waren erfüllt von dem Bestreben, eine revolutionäre Umgestaltung Deutschlands herbeizuführen oder zumindest mit vorbereiten zu helfen. Er wurde hierbei vor für ihn nicht lösbare Widersprüche gestellt. Einerseits stand sein Wille und die Leidenschaft, ähnlich wie in Italien revolutionäre Aktionen herbeizuführen, andererseits die Erkenntnis, dass gewaltsame Maßnahmen in Deutschland z. Zt. noch sinnlos und nicht erfolgversprechend wären. Vertieft wurden diese Widerspüche durch seine persönliche Lage: Materiell weitgehend mittellos und auf die Unterstützung des Vaters angewiesen, musste er nach einem finanziell gesicherten, „friedlich“-bürgerlichen Leben streben, was jedoch jeder aktiven illegalen Tätigkeit Schranken setzte. Aus diesem Zwiespalt - die zwangsläufige Problematik des kleinbürgerlich-demokratischen Revolutionärs ohne Revolution - gingen Wesselhöfts selbst von den Freunden nicht immer verstandenen Handlungen hervor, die ihm später (1846) von dem ins Lager der Reaktion überschwenkenden Franz von Florencourt (1803-1886) das gehässige Urteil einbrachten, ein „praktischer Jesuit“ und „Charlatan“ gewesen zu sein(13).

Die Untersuchung veranlasste ihn, sich mit Widerwillen von der Rechtswissenschaft zurückzuziehen und damit auch die Hoffnung auf eine evtl. Anstellung im Staatsdienst aufzugeben. Zwar ließ er sich der Form halber am 18.05.1820 noch einmal in Jena als stud. jur. immatrikulieren, studierte jedoch fast ausschließlich Politik und Geschichte und gewann die Erkenntnis, dass die historische Entwicklung zur Einheit Deutschlands dränge. Mit regem Eifer widmete er sich dem Neuaufbau der jetzt illegalen Burschenschaft. Er war führend daran beteiligt, dass es bereits am 04.06.1820 zur Gründung einer neuen Jenaer Burschenschaft („Germania“) kam, die sich am Anfang des WS 1820/21 zu einer der alten Burschenschaft vergleichbaren „Allgemeinheit“ erweiterte. Seine langjährigen Erfahrungen sicherten ihm von Anfang an das Vertrauen seiner jetzt meist jüngeren Burschenschafterfreunde. Sie delegierten ihn als Jenaer Vertreter zum ersten gesamtdeutschen Burschen tag nach den Karlsbader Beschlüssen, der vom 29.09.-08.10.1820 in Dresden stattfand und unter seinem Vorsitz die Verfassung von 1818 bestätigte, die allgemeine Burschenschaft neu konstituierte. Wesselhöft fasste jetzt sein erneutes Wirken in der Burschenschaft rein politisch auf und ließ die spezifisch studentischen Fragen zurücktreten. Als Haupt einer geheimen, der Masse der Studenten nicht bekannten engeren Verbindung (sog. Kleine Germania) übertrug er die Erfahrungen des „Engeren Vereins“ der Jahre 1818/19 in die neue Situation der Illegalität. Aufgabe des „Engeren Vereins“ sollte es sein, das politische liberal-demokratische Gedankengut wachzuhalten, der Masse der Studentenschaft zu propagieren, um so das politische Rückgrat der Burschenschaft zu werden. Auf Vorschlag Wesselhöfts kam dieser engere Kreis überein, „sich in den Zusammenkünften nur über solche Dinge zu unterhalten, welche über das Leben und Treiben der Studentenwelt hinausgehen, sich durch Austausch der Ansichten über die Einrichtungen des bürgerlichen Lebens, vornehmlich über Staatsverfassungen und das politische Leben der Völker, zu verständigen, und sich auch geistiger Weise für das nachfolgende bürgerliche Leben zur Verbreitung und Ausführung der als richtig erkannten Überzeugung zu verbinden.“ Im Sinne dieser über das Studentenleben hinausgreifenden Pläne lagen Wesselhöfts Handlungen im sog. „Jünglingsbund“, dem fast alle Angehörigen des Jenaer „Engeren Vereins beitraten(14). In einem Weinberghäuschen auf dem Landgrafenberge bei Jena erfolgte Ende Mai 1821 seine Aufnahme in den Geheimbund, ohne dass er sich bereits über die Konsequenzen eines solchen Schrittes völlig klar gewesen zu sein scheint. Doch war er der Auffassung, dass „die Zeit mit ihren Ereignissen überall zu den Waffen für die Rechte der Völker und gegen sie“ rufe und es seine Pflicht sei, für die Rechte der Völker Partei zu ergreifen.

Der „Jünglingsbund“ war der einzige studentische Geheimbund dieser Jahre, der bewusst auf eine revolutionäre Umgestaltung Deutschlands bzw. auf bewaffnete Aktionen hinarbeitete. Entstanden als Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse und als Folge der bürgerlich-demokratischen Erhebungen in Europa 1820/21, war die Initiative dazu von Karl Follen (ab 1820 Emigrant in der Schweiz) ausgegangen, der über ->Völker den Jenaer Studenten Karl von Sprewitz(15) anlässlich von dessen Aufenthalt in der Schweiz (1821) beauftragte, einen solchen Geheimbund aufzubauen und vor allem Robert Wesselhöft als Mitglied zu gewinnen. Bis zum Sommer 1821 war es gelungen, etwa 40 Studenten der verschiedendsten süd-, südwest- und mitteldeutschen Universitäten für den „Jünglingsbund“ zu gewinnen, der sich an einen sog. „Männerbund“ anlehnen und im Falle des Aufstandes als Hilfstruppe auftreten sollte. Als Zweck des Bundes wurde vereinbart: „1. Der Zweck des Bundes sollte gewaltsame Herbeiführung eines Zustandes sein, in welchem es dem Volke möglich werde, mittelst freier und selbstgewählter Vertreter sich ständische Verfassungen zu geben. 2. Um diesen Zweck zu erreichen, solle sich jedes Mitglied mit Waffen versehen und darin üben. 3. Sollte durch verhältnismäßige Geldbeiträge der Bundesglieder eine Kasse errichtet werden. 4. Sollte nichts Schriftliches in und über den Bund existieren. 5. Die strengste Verschwiegenheit beobachtet werden. 6. Sollten nicht alle allen Bundesgliedern bekannt sein. 7. Tod des Verräters.“(16)

Wesselhöft wurde sehr rasch neben Sprewitz und dem Halleschen stud. phil. Christian Hildebrand(17) der führende Kopf des Geheimbundes. Seine erste wichtige Handlung bestand in der Kontaktaufnahme mit oppositionellen bürgerlichen Kreisen und Offizieren der preußischen Festung Erfurt. Hier fand er in dem ihm seit 1819 bekannten Jahnschüler und Turnlehrer Johann Salomon(18), den er in den „Jünglingsbund“ aufnahm, sowie dem Platzkommandanten Major Karl Friedrich von Ferentheil(19) wichtige Bundesgenossen. Unter dem Eindruck einer bald darauf von Franz Lieber aus dem Rheinlande mitgebrachten Meldung, dass eine französische Revolution bevorstehe und mit Volksaufständen in Westdeutschland zu rechnen sei, wurde Erfurt als Waffen- und Sammelplatz des Aufstandes für Mitteldeutschland bestimmt, wobei die Garnison das militärische Rückgrat für den Kampf um eine Republik in Preußen - Deutschland bilden sollte, während Wesselhöft die Jenaer Studenten heranzuführen hatte. Gedanken über Einzelaktionen im preußischen Hinterland wurden erwogen, vor allem die Befreiung Jahns aus der Festung Kolberg. Als sich die Lieber‘sche Meldung sehr bald als irrig erwies und sich Salomon zurückzuziehen begann, entstand der Plan zur Errichtung einer neuen, nach dem Vorbilde der italienischen Carbonaria aufzubauenden bürgerlichen Geheimorganisation. Anlässlich einer Zusammenkunft mit ->Binzer und Lieber in Eythra bei Leipzig im Februar 1822 ergab sich volle Einmütigkeit der drei Freunde darüber. Über vage Pläne ist man jedoch nicht hinausgekommen.

Alle diese Handlungen und Pläne zeigen das Bemühen Robert Wesselhöfts, die studentische Enge zu überwinden und Verbindung mit oppositionellen bürgerlichen Kreisen zu erreichen. Viel klarer als seine jugendlich-draufgängerischen Mitverschworenen erkannte er, dass der studentische „Jünglingsbund“ ohne Rückenhalt bzw. ohne Anleitung seitens einer parteiähnlichen bürgerlichen Verbindung ein sinnloses Unternehmen war und durch unüberlegte Handlungen einzelner Verschworener früher oder später der Polizei bekannt werden würde. Nicht der „Jünglingsbund“, sondern der „Männerbund“ sei die entscheidende Kraft. Die Aufgabe der führenden studentischen Verschwörer bestehe allein im Aufbau eines straff organisierten „Jünglingsbundes“, der sofort aktionsfähig zu sein habe, „wenn er gebraucht würde“. Trotzdem war Wesselhöft bereit, selbständigen Aktionen der Studentenschaft zuzustimmen, sofern sich eine gewisse Hoffnung auf Erfolg abzeichne. Einem besonders von Sprewitz im Sommer 1821 betriebenen Plan, dem Aufruf des Freiherrn von Dalberg zu folgen und eine vor allem durch die Mitglieder des „Jünglingsbundes“ zu bildende Expeditionstruppe für den griechischen Befreiungskampf zu schaffen, die sich im Herbst bei Aschaffenburg sammeln sollte, stand er zwar mit Skepsis gegenüber, stimmte schließlich jedoch trotz aller Bedenken zu. Wahrscheinlich stammte von ihm sogar die kühne Erwägung - er hat es später im Verhör allerdings abgestritten - dieses Korps nicht nach Griechenland zu führen, sondern für einen bewaffneten Aufstand in Deutschland einzusetzen, denn „es müsse jeder, der seinem Vaterlande etwas nützen zu können glaube, in demselben bleiben.~20~ Alle Hoffnungen zerschlugen sich, als er Gewissheit erhielt, dass es keinen „Männerbund“ in Deutschland gab. Den Beweis erbrachte die für den 12.10.1821 auf dem Kyffhäuser einberufene Bundesversammlung, zu der sich weder ein Vertreter des „Männerbundes“, für den allgemein Salomon gehalten worden war, noch ein erwarteter Verbindungsmann aus der Schweiz einstellte. Die mit dieser Enttäuschung verbundene Krise des „Jünglingsbundes“ führte zum Bruch zwischen den um die Führung im Bund rivalisierenden Sprewitz, Hildebrand und Wesselhöft, wobei Wesselhöft vorgeworfen wurde, ein bewusst unehrliches Spiel getrieben und falsche Informationen über die Situation in Erfurt und Westdeutschland verbreitet zu haben. In Wirklichkeit scheint er jedoch selbst ein Opfer seiner eigenen Wünsche und der Falschmeldung Liebers gewesen zu sein, denn seine Bemühungen um den Aufbau einer deutschen Carbonaria fallen erst in die Zeit nach der Kyffhäuser-Tagung.

Mit der Bundesversammlung auf dem Kyffhäuser endete Wesselhöfts erste Periode seiner Tätigkeit im „Jünglingsbund“, die von reger Aktivität erfüllt gewesen, aber ergebnislos ausgelaufen war. Während Sprewitz und Hildebrand weiterhin im studentischen Rahmen an der Ausbreitung des Geheimbundes arbeiteten, zog er sich sowohl vom studentischen Wirken als auch aus seiner führenden Tätigkeit im „Jünglingsbund“ zurück, ohne jedoch aus dem Bunde auszutreten. Stärker als bisher trat jetzt das Bemühen um eine gesicherte bürgerliche Existenz neben seine politische Verschwörertätigkeit. Die finanzielle Abhängigkeit vom Elternhaus verlangte eine Klärung. Hinzu kam, dass er bereits im Winter 1820/21 seine spätere Frau (Heirat 1832) Ferdinande Emilie Karoline Hecker (22.3.1801 - 21.11.1891), eine Pfarrerstochter aus Eythra bei Leipzig, kennengelernt hatte und an die Gründung eines Hausstandes dachte. Entgegen seinen bisherigen Plänen bemühte er sich deshalb erneut um eine juristische Laufbahn, legte an der Jahreswende 1821/22 in Weimar das juristische Staatsexamen ab (29.12.1821, 18.01.1822) und erhielt anschließend eine Stelle als Akzessist am Kriminalgericht im weimarischen Weida (24.01.1822), wo er durch rastlose Tätigkeit die Enttäuschungen der letzten Jahre abzureagieren suchte. Die berufliche Arbeit befriedigte ihn in gewissem Umfange und bestärkte ihn in seiner Auffassung, dass es gegenwärtig seine wichtigste Aufgabe sei, sich persönlich zu qualifizieren, ideologisch „für eine bessere Zeit“ vorzuarbeiten und nicht allein nur auf evtl. ausbrechende „Revolutionen zu rechnen“. Trotzdem blieb der alte Zwiespalt. Außer seinen Carbonaria-Plänen hielt er weiterhin Verbindung mit den Verschwörern, unterstützte die Freunde finanziell und wurde zum Vorsteher des „Obersächsischen Kreises“ des Jünglingsbundes gewählt.

Die ungeklärte Situation entschied sich bereits im Herbst 1822 in einer ihn völlig überraschenden Weise. Die Mainzer Zentral-Untersuchungskommission hatte auf Grund der ihr vorliegenden Unterlagen über den Fortbestand der Jenaer Burschenschaft auf eine Neuaufnahme der Untersuchungen gedrängt und forderte die Durchführung der Karlsbader Beschlüsse im Weimarer Staat. Obwohl die Weidaer Dienststelle Wesselhöft ein positives Zeugnis über seine Tätigkeit als Akzessist ausstellte, wurde er wegen seiner Teilnahme an der Jenaer Burschenschaft und vor allem am Dresdener Burschentag 1820 am 20. August 1822 aus dem Dienst entlassen. Verbittert und mit verstärktem Hass kehrte der jetzt bereits sechsundzwanzigjährige ohne Berufsmöglichkeiten in das Jenaer Elternhaus zurück. So unsicher die Zukunft war, wies er jedoch alle Möglichkeiten einer Emigration zurück. Ein Verlassen der Heimat schien ihm gerade auf Grund der drückenden Verhältnisse einem Verrate an Deutschland gleichzukommen. So machte er selbst dem Bruder Wilhelm anlässlich von dessen Philhellenenplänen den Vorwurf, „daß es ein Unrecht sei, zu einer Zeit das Vaterland zu verlassen, wo alles zu einem Kampf der Geister gerüstet stehe und jeder Einzelne, der es verlasse, eigentlich aus Reihe und Glied trete.“ Erneut baten die Jenaer Freunde um seine Aktivität im „Jünglingsbund“; erneut begann er nach bürgerlichen Verbündeten zu suchen und die Chancen des Bundes abzuwägen. Innerlich unsicher, aber bereit, jetzt auch ähnlich wie ->Sand sein Leben für eine kühne Tat zu wagen, sofern sie Erfolgsaussicht aufwies, nahm er am 06.09.1822 das Angebot an, als Jenaer Vertreter zu dem für den 12.10. nach Nürnberg einberufenen Bundestag zu reisen. Er verband mit dieser Reise den Zweck, Möglichkeiten einer neuen Berufsstellung zu erkunden und hoffte auf eine evtl. Anstellung im juristischen Dienst der zum Herzogtum Coburg gehörenden rechtsrheinischen Enklave St. Wendel, wo französisches Recht galt. Auch eine Zusammenkunft mit dem Bruder war vereinbart, der eine geheime Werbereise nach Deutschland für ein Griechenland-Korps angekündigt hatte. Hauptgrund der Reise war allerdings Wesselhöfts Bestreben, endgültige Klarheit über den gegenwärtigen Stand des „Jünglingsbundes“ zu erlangen und die noch immer vorhandenen Gerüchte über die Existenz eines „Männerbundes“ zu prüfen, um dann eine endgültige Entscheidung für sein weiteres Leben treffen zu können. Die Besuche bei den ihm bekannten Mitgliedern des „Jünglingsbundes“, u. a. bei Karl Feuerbach in Ansbach, überzeugten ihn, dass vorläufig an keine Revolution in Deutschland zu denken sei. Ausschlaggebend wurde ein Gespräch mit dem Juristen Heinrich Karl Hofmann (1795-1845) in Darmstadt, der als das Haupt des „Männerbundes“ galt. Hofmann war 1817 führend an der „Adressenbewegung“, dem „Darmstädter Freundeskreis“ und der Agitation unter den Odenwälder Bauern, beteiligt gewesen (vgl. ->Beck, ->Sartorius), hatte wegen Hochverratverdachtes in Untersuchungshaft gesessen und bemühte sich 1822 um den Aufbau einer politischen bürgerlichen Partei(22). Er unterrichtete Robert Wesselhöft über die z. Zt. völlig unorganisierte deutsche bürgerliche Opposition, das Fehlen eines „Männerbundes“ und riet dringend zur Auflösung des „Jünglingsbundes“. Wesselhöft entwickelte seine Gedanken und führte aus, er sei zwar nicht im Zweifel, „daß einst Wahrheit, Recht und Vernunft in der deutschen Politik, aller Widersacher ungeachtet, die Oberhand gewinnen werde“, doch könne er gegenwärtig das Mittel nicht finden, durch welches man diesen Sieg beschleunigen könne.“ „Die Menschen, welche ich, seit ich zu reiferen Jahren gekommen sei, mehr und mehr von ihrer schwachen Seite habe kennen lernen, seien im allgemeinen nur in solchen Fällen willig für das Recht etwas zu tun, wenn ihr leiblicher Vorteil dabei hauptsächlich ins Spiel komme. Mißwuchs oder 10 Jahre fortgesetzte überreiche Ernten könnten bei dem Zustande unseres deutschen Handels und den nicht minder gefährlichen als hochgespannten Finanzverhältnissen leicht eine allgemeine Bewegung in dem Volke hervorbringen; es sei aber auf alle diese Dinge nicht mit Sicherheit zu rechnen; bei uns wenigstens würde nichts schwerer sein, als das Volk zu einer Unterstützung einer gewaltsamen Umkehrung des Zustandes der Dinge zu bringen“(22). Er sehe nur zwei Mittel zur Änderung: Gewaltaktionen oder einen geheimen bürgerlichen Bund. Unter Gewaltaktionen verstehe er politische Attentate, wobei er mit Aufopferung des Lebens bereit sei, sofort mit zwanzig oder dreißig Gesinnungsgenossen solche Attentate auszuführen. Er dachte hierbei wahrscheinlich vor allem an die möglichst gleichzeitige Ermordung der rund dreißig deutschen Fürsten. Allerdings sei zu sichern, das eine solche Tat revolutionäre Folgen habe und „unzweifelhaft die gewünschten und großen Folgen“ nach sich ziehe. Fraglich sei jedoch, ob dreißig Tyrannenmörder in Deutschland zu finden seien, was er und Hofmann verneinten. Problematisch erschien ferner u. a., ob dieser lediglich als Auftakt, keinesfalls als Taktik der Revolution geplante Terror nicht evtl. weitere Terroraktionen nach sich ziehen und zu einem allgemeinen Blutbad führen müsse, das jeden gesellschaftlichen Fortschritt unmöglich mache. Völlig ungeklärt war schließlich, ob die Volksmassen die Attentate als in ihrem Interesse liegend anerkennen würden, seien doch solche Handlungen „an sich unmoralisch“, so dass sie wahrscheinlich „auf das Volk nicht anders als schädlich“ wirken dürften. Hofmann und Wesselhöft einigten sich deshalb, einen von Erwachsenen getragenen Geheimbund zu schaffen, dessen Aufbau in der Hand Hofmanns und der Darmstädter Freunde liegen solle. Wesselhöft würde den „Jünglingsbund“ aufzulösen versuchen und dessen beste Vertreter dem neuen Bund zuführen. In diesem Sinne drängte Wesselhöft auf dem unter seinem Vorsitz stattfindenden und von nur sieben Delegierten besuchten Nürnberger Bundestag auf eine Auflösung des „Jünglingsbundes“. Er wies darauf hin, dass es keinen „Männerbund“ gebe, der „Jünglingsbund“ allein nicht in der Lage sei, Deutschlands Zustand zu ändern, stattdessen die Möglichkeit eines Verrates Wahrscheinlichkeit besitze bzw. ihre Bestrebungen zumindest sehr bald durch die Unvorsichtigkeit einzelner Mitglieder zur Kenntnis der Behörden gelangen dürften. Bei dem ihm bekannten, gut funktionierenden Überwachungssystem bestehe kein Zweifel, dass, sobald auch nur Andeutungen eines „Jünglingsbundes“ in die Öffentlichkeit drängen, die Mainzer Untersuchungskommission rasch alles restlos aufdecken würde. Es sei lächerlich, an eine Realisierung der Bundeszwecke zu denken, da sie „weder Kenntnisse noch Vermögen, weder Vertrauen des Volkes noch sonst irgend ein Erfordernis besässen“, Deutschland gewaltsam umzugestalten. Er schlug stattdessen einen losen Zusammenschluss der oppositionell Gleichgesinnten in Deutschland vor, für den jeder der jetzigen Mitglieder des „Jünglingsbundes“ nach Abschluss der Studienzeit in seiner Heimat werben solle, wobei der verbindende Kitt nicht die positive Zielstellung, sondern die gemeinsame Frontstellung gegen die politische Reaktion sein sollte, denn „die Mißbilligung der bisherigen Maßregeln der Regierungen zur Unterdrückung alles Freiheitsgefühls sei im Volke so allgemein, daß man selbst die weniger Gebildeten und Einseitigen in diesen Zusammenhang ziehen könne.“ Als wichtigste organisatorische Maßnahme forderte er die Einrichtung einer Kasse zur Unterstützung politisch Verfolgter.

Beide Vorschläge wurden nach leidenschaftlichen Diskussionen abgelehnt, stattdessen die straffere Organisierung und eine neue einheitliche gesamtdeutsche Kreiseinteilung des Bundes beschlossen. Wesselhöft sah sich dadurch vor die Frage gestellt, ob er mit den ihm Gleichgesinnten eine Sprengung der Versammlung und damit des Bundes herbeiführen sollte. Die daraus entstehenden Spannungen zwischen den bisherigen Verbündeten mussten nach seiner Meinung jedoch zwangsläufig eine Aufdeckung des Bundes oder Verrat nach sich ziehen. Andererseits glaubte er, dass ein Nachgeben gegenüber den linksradikalen Vertretern (Gruppe um den Würzburger Studenten Eisenmann) zu unüberlegten Aktionen führen würde, an deren Ende ebenfalls staatliche Gegenmaßnahmen und Verhaftungen zu erwarten waren. Er nahm deshalb die auf ihn fallende Wahl zum Vorsteher des „Jünglingsbundes“ an, um, wie er später im Verhör erklärte, „durch eine gänzliche Untätigkeit seinerseits“ den Bund einschlafen zu lassen. Dadurch sollte sich den Mitgliedern schließlich der Gedanke der Auflösung des Bundes gewissermaßen „von selbst aufdringen müssen“(23). Diesen Plan der Inaktivität der Leitung scheint er in den nächsten Monaten bis zu seiner Verhaftung konsequent durchgeführt zu haben. Zwar wurde er im Laufe des Jahres 1823 häufig von durchreisenden Bundesmitgliedern besucht, doch konnten selbst die späteren gründlichen Untersuchungen nichts Belastendes gegen ihn für diese Zeit mehr nachweisen.

Mit dem Nürnberger Bundestag und Wesselhöfts Wahl zum Vorsitzenden hatte der „Jünglingsbund“ als gesamtdeutsche Organisation faktisch sein Ende erreicht; zu dem für den 12.10.1823 nach Kassel angesetzten Bundestag erschienen keine Delegierten mehr. Wesselhöft übersah bei seinem Plan allerdings, dass er auch als Vorsitzender nicht mehr Herr der Situation war und lediglich die Zentrale, nicht aber die einzelnen Abteilungen an den Universitäten hemmen konnte, die auch weiterhin mehr oder weniger isoliert in Tätigkeit blieben und sogar noch neue Mitglieder aufnahmen. Die von ihm gefürchtete Gefahr des Verrats blieb bestehen.

Nach den zweimal gescheiterten politischen Hoffnungen der letzten Jahre orientierte er sich nach dem Nürnberger Burschentag auf seine Privatverhältnisse und fasste sich in Resignation, dass „so lange wir lebten, die Verwirklichung unserer besten Wünsche für das Wohl unseres gesamten Vaterlandes nicht erfolgen werde, sondern es sei an uns, diese Wünsche wach zu halten, und jeder seines Orts in seinem größern oder kleinern Berufskreise dieselben als auf Vernunft und Billigkeit gegründet lebendiger zu machen.“ Bereits auf der Rückreise von Nürnberg nach Jena vereinbarte er in Erfurt mit Salomon eine zukünftige gemeinsame Berufstätigkeit. Nachdem er wohl vor allem aus finanziellen Erwägungen den Winter 1822/23 bei dem Kammerherrn von Seckendorff in Burkersdorf bei Weida verlebt und dessen Archiv und Bibliothek geordnet hatte, zog er am 15.03.1823 endgültig zu Salomon nach Erfurt und begann mit diesem „eine Graupen- und Ölmühle sowie die Fischerei in den dasi- gen Stadtteichen.“ Es charakterisiert das Wesselhöft durch bürgerlich-oppositionelle Kreise entgegengebrachte Vertrauen, dass ihm der Jenaer Professor Martin(24) auf Vorschlag der Buchhändler Winter (Heidelberg) und Reimer (Berlin)(25) einen Großteil (430 Taler) des notwendigen Anfangskapitals (600-700 Taler) zur Verfügung stellte.

Ein halbes Jahr nach Wesselhöfts Übersiedlung ins preußische Erfurt wurde der „Jünglingsbund“ in Halle durch ein ehemaliges Mitglied an die preußischen Behörden verraten (31.08.1823). Im gleichen Jahre begannen die ersten Verhaftungen; noch bevor Wesselhöft arretiert wurde, wusste am Beginn des Jahres 1824 das Berliner Polizeiministerium bereits über alles Wesentliche Bescheid. Wesselhöfts Verhaftung erfolgte gemeinsam mit der Salomons am 13.01.1824; wenige Wochen vor seiner geplanten Heirat. Wie ein krimineller Schwerverbrecher in Ketten und unter militärischer Eskorte nach Berlin überführt, wurde er am 15.01. in die Stadtvogtei eingeliefert, zwei Wochen später, am 03.02. nach Köpenick in strengste Einzelhaft gebracht. Die Behandlung des rechtlich vorerst nur in Untersuchungshaft Befindlichen war außergewöhnlich streng und von Hass diktiert. Bereits im Mai bettlägerig und schwer erkrankt, lag er tagelang in Fieberphantasien („heftige chataralische Fieber-Anfälle und rheumatische Schmerzen“). Trotz dieses ernsten Gesundheitszustandes wurde jeder Besuch der Angehörigen untersagt, alle Privatkorrespondenz mit den Eltern oder der Braut verboten und auch der Empfang von Post nicht gestattet. Bittgesuche des Vaters, den Sohn aus dem gesundheitsgefährdenden Köpenick in eine andere Haftanstalt zu überführen, verfielen der Ablehnung. Erst nach über 13-monatiger Haft (17.02.1825) durfte er die ersten Zeilen an die Eltern schreiben; am 18.02.1825 erteilte das Berliner Polizeiministerium schließlich auf Grund der zahlreichen Bemühungen des Vaters die Zustimmung, dem Sohn von Zeit zu Zeit familiäre Nachrichten zukommen zu lassen, beschlagnahmte allerdings sofort den ersten Brief (vom 14.03.1825), weil der Vater darin die Ankunft des Bruders Wilhelm in New York mitteilte, es jedoch bedenklich sei, dem Arrestanten „das Austreten seines Bruders - eines Complicen - wissen zu lassen“.

Im November 1824 begannen die Verhöre, die die eigentliche Kriminaluntersuchung einleiteten und sich bis Mai 1826 hinstreckten. Sie bezogen sich im Wesentlichen auf seine Rolle im „Jünglingsbund“, hatten später aber vor allem das Ziel, Aussagen über den „Männerbund“ zu erlangen. Zu leugnen oder zu verschweigen war nicht mehr viel. Bereits kurz nach seiner Einlieferung hatte er in drei ausführlichen Denkschriften (24.01., 16.03. und 23.04.1824) das Wichtigste zum Tatbestand und zu seiner Verteidigung gesagt. Er bekannte sich zu seinen Bestrebungen und Idealen der letzten Jahre. Auch in den Verhören blieb er bei seiner Offenheit, versuchte jedoch - soweit das auf Grund des den Untersuchungsbeamten bereits bekannten, fast lückenlosen Materials überhaupt noch sinnvoll erschien - die in der Regel ebenfalls inhaftierten Freunde zu entlasten oder zu decken. Er war sich klar, nach dem Gesetz strafbar zu sein und kaum auf Gnade rechnen zu dürfen. In seiner Verteidigung ging er zwar nicht zu offener revolutionärer Anklage gegen die bestehende Gesellschaftsordnung über, wich jedoch auch keinen Schritt zurück, versuchte lediglich, seine Rolle im „Jünglingsbund“ zu bagatellisieren, um das zu erwartende hohe Strafmaß in einigermaßen erträglichen Grenzen zu halten. Er zeigte wie die meisten Freunde weder Reue noch Scham, lediglich - wie es im zusammenfassenden Bericht von Blittersdorfs an den Deutschen Bundestag hieß - das Bewusstsein, an einem Unternehmen beteiligt gewesen zu sein, dessen Unvernunft bzw. Sinnlosigkeit er einzugestehen genötigt war. Auch in seinen Schlussworten der Hauptuntersuchung (21.05.1825) vermied er den Schein der Anbiederung und stellte in ruhiger Haltung fest, „daß der zur Untersuchung gestellte Bund kriminalrechtlich strafbar und vor dem Richter gesetzlich als ein Verbrechen anzusehen sei, erkenne ich wohl; allein ich bin auch eben so sehr überzeugt, daß der erkennende Richter berücksichtigen werde, wie der Bund niemals in Tätigkeit übergegangen, vielmehr bis zu seinem schließlichen Verfalle in den Schranken eines vagen Treibens geblieben ist ... mithin der Bund zuletzt nur noch als eine tote Form, nicht aber als eine lebendige Verschwörung da stand, so daß er ab gestorben und auch nicht einmal die Intention zur Realisierung seiner Zwecke zurückgeblieben war.“

Am 22.05.1826 meldete das Köpenicker Immediat-Untersuchungsgericht den Abschluss des Verfahrens und beantragte Wesselhöfts Überführung in Festungshaft. Die Furcht des Polizeiministeriums zeigte sich in der Ablehnung eines Gesuches von Wesselhöft, auf die Festung Spanau überführt zu werden (Benutzungsmöglichkeit der Berliner Bibliotheken), da sie zu nahe an der preußischen Hauptstadt lag. Am 03.06.1826 erfolgte der Transport in die als besonders gesundheitsgefährdend gefürchteten Kasematten der Festung Magdeburg. Der Offizialverteidiger, Regierungsrat Schede, war in einer ausführlichen Denkschrift (21.07.1827) bemüht, durch formaljuristische Einwände mildernde Umstände zu erreichen. Er wies vor allem darauf hin, dass Wesselhöft kein preußischer Untertan sei und die meiste Zeit während seiner Tätigkeit für den „Jünglingsbund“ nicht in Preußen gelebt, folglich auch kein Verbrechen innerhalb des preußischen Staates begangen habe. Laut § 14 des preußischen Kriminalrechts dürfe jedoch ein Fremder wegen auswärts begangener Verbrechen nur nach dem Gesetz des Ortes, wo das Verbrechen begangen wurde, beurteilt werden. Lediglich Preußen sehe geheime Verbindungen an und für sich als strafbar an (Edikt vom 20.10.1798), nicht aber andere deutsche Staaten und namentlich nicht „das Großherzogtum Weimar, in welchem der Inkulpant lebte“. Wesselhöft könne folglich nicht auf Grund seiner Zugehörigkeit zur Burschenschaft oder zum „Jünglingsbund“, höchstens wegen deren strafbaren Tendenzen bestraft werden. Was diese strafbare Tendenz des „Jünglingsbundes“ betreffe, so müsse vor allem berücksichtigt werden, dass diese - der Verteidiger nahm hier Wesselhöfts Argumente auf - über Pläne nicht hinausgekommen sei. Außerdem habe Wesselhöft durch seine Haltung auf dem Nürnberger Bundestag und die anschließende Inaktivität den Bund faktisch zur Auflösung gebracht, damit aber weiteren Verbrechen vorgebeugt, wodurch er laut § 43 des preußischen Kriminalrechts einen Anspruch auf Gnade erlangt habe. Sehr nachdrücklich wies die Verteidigung auch auf den gesetzwidrigen und parteilichen Verlauf des Verfahrens hin: „Bei den Förmlichkeiten der Untersuchung ist zu erinnern, daß derselben zum Nachteil des Inkulpanten eine entschieden polizeiliche Richtung gegeben worden ist“ und entgegen der „Vorschrift des § 5 der Kriminal-Ordnung während der Untersuchung nichts für die Ausmittlung desjenigen geschehen [ist], was die Inkulpanten zu ihrer Verteidigung ausgeührt haben“.

Die Untersuchung wurde zum Nachteil Wesselhöfts in unstatthafter Weise um ein Jahr verlängert, weil die Untersuchungsbehörde Aussagen über den „Männerbund“ zu erlangen hoffte, ganz abgesehen davon, dass der weit läufige Schriftwechsel zwischen Berlin und der Mainzer Kommission die Haft zusätzlich ausdehnte. Die Verteidigung beantragte deshalb, den bisherigen Arrest als Strafe anzurechnen und beim Monarchen auf Begnadigung anzutragen.

Fast zwei Jahre musste Wesselhöft nach Abschluss der Untersuchung (Mai 1826) auf das Urteil warten. Erst auf Grund eines Bittgesuches der Ferdinande Hecker an den preußischen König (04.05.1827) sah sich das Justiz- und Polizeiministerium im Interesse des eigenen Prestiges gezwungen, die Rechtsverschleppung abzukürzen und verlangte vom Breslauer Oberlandesgericht (08.06.1827) ein Erkenntnis binnen vier Wochen. Es dauerte ein halbes Jahr. Das schließlich am 11.01.1828 publizierte Urteil vom 13.11.1827 verwarf den Antrag der Verteidigung und verurteilte Wesselhöft unter Nichtanrechnung der bisherigen Haft zu 15 Jahren Festung. Wesselhöft verzichtete auf das ihm zustehende Rechtsmittel der weiteren Verteidigung, als er erfuhr, dass eine Begnadigung einiger seiner mitinhaftierten Freunde zu erwarten sei und zu befürchten war, dass er durch ein Neuaufrollen seines Prozesses „die Begnadigung seiner Mitschuldigen nur verzögere.“

Die zuerst sehr strenge Magdeburger Einzelhaft wurde auf Eingreifen des Verteidigers und Fürsprache des Generals Nüffling(26) etwas erleichtert. Er erhielt das Recht, Bücher zu benutzen und sich geistig weiterzubilden. Kurz nach der Urteilsverkündung entstand seine Schrift „Teutsche Jugend in weiland Burschenschaften und Turngemeinden“ (Vorwort vom 01.06.1828), die noch im gleichen Jahre anonym in einem Magdeburger Verlag erschien. Sie zeigte trotz der offenbar vorgenommenen Streichungen durch die Zensur seine ungebrochene, kämpferische Stimmung. Aus dem Gedächtnis gab er eine (in Einzelheiten nicht immer fehlerfreie) Schilderung und Verteidigung des Wartburgfestes und des Jenaer Burschenlebens bis 1819, würdigte mit warmen Worten Karl Folien und Friedrich Ludwig Jahn und bekannte sich noch einmal zu den Idealen seiner Jugend: „Wo aber eine sittliche Idee das Leben des Sterblichen bewegt, da wird und muß es einen Wert für ihn behalten, den keine Mißbilligung vertilgen kann. Irren mag er, so lange er denkt und strebt; aber kaum möchte sein Irrtum Sünde zu nennen sein, wenn er als Jüngling in Idealen sich verliebt, nach denen er, begeistert für alles Gute und Schöne, das Leben außer seinem Busen zu messen wagt.“ Mit optimistischen Worten und „vollster Heiterkeit der Seele“ nahm er im Vorwort Abschied von dem Leben der Burschenschafterzeit, auf die „Massen von Schatten ... gestreuet worden sind“. „Nicht nach dem Maßstabe durfte er zeichnen, nicht durch die trüben Gläser durfte er es beschauen, welche der kalte, alternde, staatskluge Weltmann anlegt; er mußte jugendlich schauen und bei der Erinnerung an den Lenz seines Lebens noch einmal warm werden.“

Im Rahmen eines Gnadenaktes des preußischen Königs (Kabinettsordre 09.05.1830) wurde er gemeinsam mit Sprewitz im Juni 1831 nach im ganzen rund siebeneinhalbjähriger Haft entlassen, aus Preußen ausgewiesen und bis Herbst des Jahres geheim überwacht. Noch im gleichen Jahre erschienen seine unter dem Pseudonym Kahldorf geschriebenen „Briefe über den Adel“, die von Heinrich Heine(27) herausgegeben und mit einer längeren zustimmenden Einleitung versehen wurden. Wesselhöft wandte sich in den Briefen gegen den von dem dänischen Kammerherrn und Mitglied des Obergerichts zu Gottorff, Graf M. v. Moltke, in einer Broschüre(28) vorgetragenen reaktionären Rechtfertigungsversuch des Geburtsadels und wies den Adel als eine historisch überlebte, für die bürgerliche Gesellschaft nutzlose und schädliche Herrenschicht nach: „Wohl kann man erzählen, was der Adel in seiner ehemaligen Kraft und Würde war, aber nirgends vermag ein politischer Schriftsteller anzugeben, wie man den Adel, wie er gegenwärtig ist, in einer neuen Staatsform, nicht zu des Adels alleinigem Besten, sondern zum Besten des Ganzen eine besondere nützliche Stelle anweisen könnte? daß man aus gesundem Holze Häuser bauen könne, wußte man längst; aber was mit morschen Balken anzufangen sei, muß man uns noch lehren Die Bevormundung des Volks durch einen kleinen Teil desselben, der sich zu dessen Vormündern aufgeworfen hat, ist unnütz geworden, seit die Mündel mündig, mündig durch Intelligenz und Gesetz geworden sind.“

Sieben Jahre später, 1838, nahm er erneut pseudonym in einer Flugschrift zur aktuellen Frage des Kölner Kirchenstreites Stellung. Er wandte sich hierbei gegen die päpstliche Politik und die katholische Kirche als dem feudalen Hauptgegner des bürgerlichen Fortschritts, kritisierte das inkonsequente Vorgehen der preußischen Regierung, sprach jedoch Preußen das Recht auf Maßnahmen zu. Die im Gegensatz zu den bisherigen Schriften auffallend gemäßigte Broschüre betonte zwar, „Preußen nur bis auf einen gewissen liberalen Grad in Schutz“ zu nehmen, lief aber in der Konsequenz auf eine Bejahung des preußischen Staates hinaus. Ob hierbei taktische Fragen eine Rolle gespielt haben oder eine bewusste Hinwendung zum gemäßigten Liberalismus einschließlich einer Bejahung Preußens als deutscher Vormacht ausschlaggebend war, lässt sich auf Grund fehlender anderer Quellen nicht sagen.

Das Leben Wesselhöfts nach 1831 ist vorläufig nur in Umrissen erkennbar. Zunächst wieder in weimarischen Diensten, wurde er erneut entlassen und emigrierte 1840 zu dem Bruder Wilhelm in die Vereinigten Staaten, wo er sich (wenn nicht schon vorher in Deutschland) dem Medizinstudium zuwandte und 1841 Arzt in Cambridge bei Boston wurde. Die Erfahrungen einer Scharlach-Epidemie 1841/42 wertete er in einer Schrift aus, mit der er - wahrscheinlich durch Vermittlung des Freundes ->Jung - an der Universität Basel 1843 in absentia zum Dr. med. promoviert wurde(29). Nach der Revolution 1848/49 kehrte er, vielleicht aus familiären Gründen, als kranker Mann nach Deutschland zurück (1852), wo er bald darauf - immer noch als Staatsfeind gebrandmarkt - noch nicht sechzigjährig (sieben Kinder) gestorben ist.

Arnold Ruge fasste 1862 die Bedeutung des Freundes in dem Satz zusammen. In der Zeit des „Jünglingsbundes“ „fehlte Wesselhöft das öffentliche Leben, um seine bedeutende Persönlichkeit und seinen klaren Kopf geltend zu machen; später in der Revolution fehlte dem öffentlichen Leben unser Wesselhöft.“

Anmerkungen:

(1) Heer, Georg, Geschichte der deutschen Burschenschaft, Bd. II, Die Demagogenzeit - Von den Karlsbader Beschlüssen bis zum Frankfurter Wachensturm (1820-1833) in: Quellen und Darstellungen, Bd. X, Heidelberg 1927, S. 127.

(2) Schumacher, Georg Friedrich, Genrebilder aus dem Leben eines siebenzigjährigen Schulmannes, 1841, S. 479.

(3) Außer Wilhelm W. noch ein älterer Bruder Eduard, geb. 15.10.1792 in Chemnitz, gest. 08.09.1873 in Rothenbach bei Coburg; stud. Jena und Leipzig, Ostern 1820 städtischer Collaborator in Jena, dann Lehrer in Nürnberg, später in Keilhau und Altstedt. War ebenfalls in „demagogische Umtriebe“ verwickelt. 1822-1849 Pfarrer in Hottelstedt bei Weimar. Eine Schwester Wilhelmine Minna, geb. 16.03.1798 in Chemnitz, starb am 06.07.1842.

(4) Frommann, Johann Friedrich, Das Burschenfest auf der Wartburg am 18ten und 19ten October 1817, Jena 1818.

(5) Staehelin, Ernst, Dewettiana. Forschungen und Texte zu Wilhelm Martin Leberecht De Wettes Leben und Werk, Basel 1956.= Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel, II, R. Wesselhöfts spätere Einstellung zu De Wette in: Teutsche Jugend in weiland Burschenschaften und Turngemeinden. Magdeburg 1828, S. 42 ff.

S. auch Lebenslauf Wilhelm W.

(6) Einladungsschreiben zum Wartburgfest in: Kieser, Dietrich Georg, Das Wartburgfest am 18. October 1817, in seiner Entstehung, Ausführung und Folgen. Nach Actenstücken und Augenzeugnissen, Jena 1818, S. 91 ff.

(7) Heer, Georg, Die ältesten Urkunden zur Geschichte der allgemeinen deutschen Burschenschaft in: Quellen und Darstellungen, Bd. XIII, S. 111 - Sitzungsprotokoll vom 17.10.1818.

(8) Laut Schmid, U.R., Das Wesen der Burschenschaft, 2. Ausg. 1875, S. 29. Beruft sich auf Mitteilungen seines älteren Bruders als Augen- und Ohrenzeugen. Über die Quellenlage zu diesem Problem vgl. Wentzcke, Paul: Die deutschen Farben ... in: Quellen und Darstellungen, Bd. IX.

(9) Wesselhöft, Robert, Teutsche Jugend ..., Magdeburg 1828,S. 65-90.

(10) Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde, Altenburg 1821. - Wahrscheinlich gehörte auch ->Cloeter zu den Herausgebern, denn Wesselhöft hielt sich 1820 auf der Rückreise von Wunsiedel bei diesem auf.

(11) Brief Robert Wesselhöft an seinen Bruder Wilhelm vom 28.03.1819.

(12) Spanien 1820, Portugal 1820, Neapel 1820, Piemont 1821; Ermordung des Herzogs von Berry 1820; griechischer Befreiungskampf 1821, Wirken von Geheimbünden in Italien (Carbonari) und Frankreich (amis du peuple).

(13) Franz von Florencourt, Die deutschen Universitäten, die Burschenschaft in: Die Epigonen, Bd. II, Leipzig 1846, S. 285-288.

(14) Außer Wesselhöft noch die Jenaer Studenten August Theodor Brömel (theol., aus Stadtilm bzw. Rudolstadt, imm. 10.05.1819), Förster,(entweder Ernst Joachim F., phil., aus Münchengosserstedt bei Altenburg, imm. 16.04.1818 oder J.Adam F., cam., aus Grüsselbach bei Hünfeld in Hessen, imm. 23.11.1820, vorher Univ. Würzburg); Martin Hodes (math. et rer. nat., aus Fulda, imm. 29.05.1820, vorher Univ. Bonn), Friedrich oder Ignaz Stöhr (Brüder, beide cam., aus Fulda, imm. 23.11.1820, Fr. zuvor Univ. Würzburg, Ign. Univ. Bonn und Würzburg), Leonhard Voigt (jur., aus Hamburg, imm. 08.11.1819), Johann Christian Völker (jur., aus Eisenach, imm. 29.10.1818, jüngerer Bruder von Heinrich Karl Nikolaus Völker), Adolph von Zerzog (jur., aus Coburg, imm. 24.05.1819), später u. a. auch Arnold Ruge (theol., aus Bergen/Rügen, imm. 01.11.1822, zuvor Univ. Halle). Vgl. auch Gentzen.

(15) Karl von Sprewitz vgl, S. ... Verhaftet 24.01.1824. Selbstmordversuch in Köpenick, wie R. Wesselhöft zu 15 Jahren Festung verurteilt; 1831 begnadigt und aus Preußen ausgewiesen, dann stud. jur. Rostock; später Vorsteher der Strafanstalt in Güstrow (Mecklenburg), gest. 1882 in Neubrandenburg.

(16) Aussage R. Wesselhöft, Köpenick, 06.05.1825.

(17) Aus Wiesbaden, von R. Wesselhöft anlässlich eines Besuches in Jena in den Pfingstferien 1821 in den „Jünglingsbund“ aufgenommen; zu 10 Jahren Festung verurteilt.

(18) Salomon war in der Franzosenzeit Mitglied des Deutschen Bundes gewesen, Jahns Gehilfe an der Plamannschen Anstalt Berlin und hatte das Turnen in Nordhausen und Erfurt verbreitet. Er war erstmals nach ->Sands Attentat in Verhöre gezogen worden, da ->Sand auf der Reise nach Mannheim bei ihm übernachtet hatte.

(19) von Ferentheil war Gesinnungsgenosse Schills gewesen, Mitglied des Tugendbundes, dann Adjutant Gneisenaus und Boyens; 1828 zu lebenslänglicher Festung verurteilt, 1832 geflohen und nach Amerika emigriert.

(20) Aussage R. Wesselhöfts, Köpenick, 06.05.1825.

(21) Auf Grund des Verdachtes, Mitglied des „Männerbundes“ gewesen zu sein, 1824-1826 erneut in Haft. Hofmann hatte 1812-1815 in Gießen und Heidelberg studiert und war ein enger Freund von ->Mühlenfels.

(22) Aussage R. Wesselhöft, Köpenick, 06.05.1825.

(23) Aussage R. Wesselhöft, Köpenick, 06.05.1825.

(24) Prof. Martin vgl. S. ...

(25) Beide eng mit der Burschenschaft bzw. der „Adressenbewegung“ usw. liiert; vgl. S. ...

(26) Friedrich Karl Ferdinand von Müffling (1775-1851), seit 1821 Chef des Generalstabes der preußischen Armee; 1806 im Korps des Herzogs von Weimar, von 1810-1812 Mitglied des Weimarischen Geheimen Consils. In dieser Zeit hatte er vermutlich die Wesselhöftsche Familie kennengelernt.

(27) Heine war als Bonner Student Burschenschafter gewesen und dürfte Wesselhöft seit dieser Zeit zumindest namentlich gekannt haben.

(28) „Ueber den Adel und dessen Verhältniß zum Bürgerstande“, Hamburg 1830.

(29) Gedruckt auf Beschluss der Medizinischen Fakultät Basel: „Wahrnehmungen bei der Scharlach-Epidemie in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Sommer und Herbst 1842“, Basel 1843.

Qu. u. Lit.:

PL S. II, Nr. 43; EQ Bl. 67; SfB S. 13, Nr. 4 (Eintragung 18. oder 19.10.1817); ebd. S. 21 (Eintragung 30.07.1718): „... [Name]. Welchem deutschen Burschen nicht gleich die Faust ans Schwert fährt, wenn er der Zwingherrn Frevel u. des Volkes u. Vaterlandes Geistes noch schaut - der sage nicht, daß er auf der Wartburg gewesen sei; denn die Söhne unsrer Helden würden bald mit Fingern auf ihn zeigen.“ [Dazu von anderer Hand Zeichnungen: Feuer, Knute, gebückter Mensch und Knute; ferner zustimmende Eintragungen von verschiedenen Inskribenten]: „Nur zu, braver Wesselhöft.“ „Was soll die russische Knute, wenn von Menschenrechten die Rede ist.“ [Zur Zeichnung mit gebücktem Menschen]: „Doch wohl von einem Neu Preußen“ usw.; ML (Nr. 240); WL Nr. 186; Frommann, Burschenfest; Leo, Jugendzeit, S. 152, 162, 178; Maßmann, Burschenfest, S. 36; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722, Bl. 76-78 (Verhör über Wartburgfest, Jena); Ev.-luth. KG Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), St. Johannis, TR Jg. 1796, S. 229, Nr. 38; Ev.-luth. KG Leipzig-Schönefeld, Jg. 1852, S. 416, Nr. 405 Reudnitz 122; Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 18; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1815); UB Jena, Matrikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 146; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152-153; StA Basel, Best. Universitätsarchiv Q 2, Bl. 242; UB Jena, MS Chron. 1906, 1-4; DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVIII, Nr. 8, Bd. I, Bl. 136-242 (Denkschrift in Haft, 1824); ebd. Rep. 77, Tit. XX, Nr. 8; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. B, Nr. 72; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. M, Nr. 3, Bl. 153-155, 158-165; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bde. I-III (Spezialakte 1819-1825, 1825-1827, 1826-1831); GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11; LHA Weimar, Best. B, Nr. 2856/14, bes. Bl. 25, 28, 35-37, 45 u. ö.; Ferner in den meisten auf Burschenschaft und „Jünglingsbund“ bezugnehmenden Vorträgen der MZUK, vgl. z. B. Vorträge 22 (Wartburgfest), 24 (politische Umtriebe Jena), 50 (Burschentag Dresden 1820), 67 (Jünglings- und Männerbund), sowie den zusammenfassenden Vortrag 73 und die „Total-Übersichten“ (StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bde. 14, 24, 29, 36a-g, 40a I-III, 40b-e); Wesselhöft, Sand; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 35 ff. (Auszüge aus Denkschrift in Haft, 1824); Wesselhöft, Teutsche Jugend; Kahldorf (= Robert Wesselhöft), Über den Adel (Vorwort von Heinrich Heine); Kahldorf, Berlin und Rom; Wesselhöft, Scharlach-Epidemie (Diss. med.); Bechstein, Berthold der Student, bes. Bd. I, S. 190, 192 ff., Bd. II, S. 49-50, 317, 321 ff,; Burschenschaftliche Blätter, WS 1896/97, S. 290-291; SS 1902, S. 237; Darstellungen und Quellen, Bd. 2, S. 72-73, 98; Florencourt, Deutsche Universitäten, S. 285-288; Frommann, Frommannsches Haus, S. 154, 157; Jahn, Briefe, S. 374, 499; Jessen, Der junge Lornsen, S. 526-531; Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366, 380 ff.; Münch, Erinnerungen, S. 25 ff.; Obermann, Deutschland 1815-1849, S. 44; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 37, 40, 45, 52, 61, 65, 73, 78, 81, 84, 86 ff., 93 ff., 100, 106, 111, 172; Bd. II, S. 210; Bd. III, S. 21, 44, 83, 265, 272, 275, 278, 281, 284, 289 ff., 295 ff., 298, 306, 312 f.; Bd. IV, S. 37f., 47, 81 ff., 85f., 92, 97; Bd. V, S. 13, 15, 30 ff., 127, 250; Bd. VI, S.159 f.,

164, 171, 174, 215, 281ff., 284, 286, 307f., 312, 315, 317, 326, 36Sf.; Bd. VII, S. 52; Bd. VIII, S. 8 f.; Bd. IX (2. Aufl.), S. 79, 85; Bd. X, S. 16, 36 f., 101, 111, 117 f., 123, 125, 127 f., 132, 136; Bd. XIII, S. 63, 101 ff.; Bd. XIV, S. 28; Bd. XV, S. 3, 6 ff., 20, 32; Riemann, Erinnerungen an 1817, S. 50; Ruge, Frühere Zeit, Bd. II, S. 136, 257, 316-317 u. ö.; Scharff, Gedanke preußischer Vorherrschaft, S. 100 u. ö.; Schumacher, Genrebilder, S. 479; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 36 f., 41 f., 59 ff., 74 ff., 90 ff., 94 ff.; Steiger, Ideale und Irrtümer, bes. S. 113 f.; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), Register; Wesselhöft, Begebenheiten Wesselhöftsches Haus; Auskünfte Herbert Koch, Jena (Lebensdaten Eltern); Andreas Staehelin, Adjunkt StA Basel (med.Promotion Basel); Warnecke, Berliner Studenten, S. 217; Hegel, Briefe, Bd. II, S. 442; Bd. III, S. 377; Bd. IV, S. 177; Schröder, Ansichten und Aktionen der „Unbedingten“, S. 234; Schröder, Burschenturner, Reg.; Haupt, Folien, S. 85 ff., 127 ff. u. ö.; Körner, Deutsches Element Vereinigte Staaten, S. 33, 37, 176; Follenberg, Aktenstücke Männerbund und Jünglingsbund, S. 1-18.

stud. med. Jena;
* 01.09.1794 in Chemnitz, Kfstm. Sachsen;
+ 01.09.1858 in Boston, Massachusetts, USA;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Carl (1767-1847, Buchdrucker in Chemnitz, ab 1799 in Jena, Besitzer einer Druckerei, die vor allem für den Frommannschen Verlag arbeitete und u. a. ab 1803 die „Jenaische Allgemeine Literaturzeitung“ druckte. Bruder von Johanna Frommann);
Mutter: W. geb. Heitmann, Karolina Dorothea Friederike;
Verheiratet mit: ?;

Wilhelm Wesselhöft war der ältere Bruder von Robert W. und wurde wie seinem Bruder Robert zunächst eine sorgfältige Ausbildung im Elternhaus durch Privatlehrer geboten, vor allem durch W. M. L. De Wette (1780-1849), der auch später seinen ehemaligen Schülern verbunden blieb. (S. Anm. 1-5 bei Robert W.). Wahrscheinlich auf Grund der ungeordneten Jenaer Verhältnisse gaben die Eltern ihre Kinder 1806 zu dem Pfarrer Wankel in Bottendorf (Unstrut) zur weiteren Erziehung. Wilhelm besuchte danach vier Jahre das Gymnasium in Nürnberg. Am 31.10.1814 immatrikulierte er als stud. med. an der Univ. Jena. 1815 gehörte er zu den ersten Mitgliedern der Burschenschaft, wurde ein Vertreter der patriotischen Reformergruppe um ->Riemann und war ab WS 1816/17 Angehöriger des Ausschusses.

Gemeinsam mit ->Cloeter,~Sand und den Brüdern ->Krummacher zog er im Oktober 1817 nach Eisenach. Hier verteilte er die eingegangenen Flugschriften, u. a. auch ->Sands Aufruf.

Seine politisch-ideologische Haltung entsprach im wesentlichen der des Bruders. Er ist als Mitinitiator der Verbrennungsszene auf dem Wartenberg anzusprechen und gehörte zu den sieben Unterzeichnern der „Grundsätze und Beschlüsse des Wartburgfestes“.

Einquartierung: Hofadvokat Johann Wilhelm Heerwart (102)
Präsenzliste: 482/85
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13, Nr. 1

Unmittelbar nach dem Fest ließ sich Wilhelm W. am 04.11.1817 an der Univ. Berlin immatrikulieren. Hier studierte er bis zum 26.01.1820 und erhielt am 17.05.1820 sein Abgangszeugnis. In Berlin war er ein begeisterter Schüler Jahns und ein besonders eifriger Turner. Zu Jahn gewann er engen persönlichen Kontakt.

Wilhelm W. gehörte zu den aktivsten patriotischen Studenten Berlins, war Teilnehmer der „Montagsgesellschaft“ bei ->Plehwe und tendierte zum linken Flügel der Burschenschaft. Der reaktionäre Kurator der Berliner Universität, Schultz, schätzte ihn als einen „der leidenschaftlichsten Anhänger der Burschenschaft und ihrer gefährlichsten Tendenz“ ein (an Altenstein, 30.01.1820).

->Sands Attentat auf Kotzebue wurde von Wesselhöft gutgeheißen, allerdings weniger aus politischen Gesichtspunkten als wegen der „reinen Gesinnung“ des Freundes. Ein direkter persönlicher Kontakt zu den „Schwarzen“, wie ihn der Bruder in Jena gewann, fehlte ihm. Daraus erklärt sich, dass er den republikanischen Ideen nicht zustimmte und im wesentlichen auf den Positionen der ihn beeinflussenden bürgerlich-liberalen Kreise der preußischen Hauptstadt blieb. „Ich habe immer die Meinung verteidigt“, erklärte er später im Verhör (15.11.1819), „und auch sehr oft gefunden, daß Deutschland in seiner Individualität in viele Fürstentümer zerteilt, fortbestehen, aber durch ein gemeinschaftliches Band gegen das Ausland verbunden und im Innern jeder einzelne Fürst von Maßregeln, die das Ganze gefährden, zurückgehalten werden möchte. Denen, die eine Republik für Deutschland wünschten, habe ich nie beigestimmt.“ Als Mittel zur Erreichung seiner politischen Ziele gab er im Sinne der „Grundsätze und Beschlüsse des Wartburgfestes“ an: „Wir hofften, wenn wir in Ämter getreten wären, durch Bildung des Volkes und dessen Belehrung sowie durch Überzeugung der Fürsten auf ruhigem Wege dahin [Vereinheitlichung Deutschlands] zu gelangen“ (15.11.1819). Immerhin hat Wesselhöft trotzdem das revolutionäre „Frag- und Antwortbüchlein“ propagiert, sich für die „Adressenbewegung“ eingesetzt und auch das Revolutionslied „Teutsche Jugend an die teutsche Menge“ gekannt (es war ihm als handschriftliches Exemplar durch ->Henke aus Jena zugesandt worden und wurde unter seinen Papieren gefunden), scheint es jedoch wie der Freund ->Jung nicht weiterverbreitet zu haben.

Am 07.07.1819 wurden seine Papiere beschlagnahmt, wobei u. a. die den Bruder Robert schwer belastenden Briefe, die von „Königsmord“ sprachen, in die Hände der Polizei fielen. Vor allem auf Grund dieser Briefe des Bruders erfolgte acht Tage später seine Verhaftung (15.07.) und die Überführung in die Stadtvogtei. Bereits am nächsten Tage begannen die Verhöre. Obwohl sich De Wette für seinen ehemaligen Schüler einsetzte und eine Kaution anbot, blieb er die nächsten Monate in strenger Haft. Wesselhöft machte in den Verhören sehr offene, ehrliche Aussagen, vermied jedoch jede Kriecherei oder Anbiederung und versuchte, seine Freunde möglichst zu decken. So verriet er z. B. nicht den Verfasser (Rudolf Ewald Stier) des bei ihm beschlagnahmten, gegen Kamptz gerichteten Büchleins „Freies Wort trotz Hetzern und Fehmlern“. Auf Befragen, was er unter der von ihm aufgestellten Forderung des Eintretens für „die gute Sache“ verstehe, erklärte er u. a.: „Ich meine darunter alles, was ... die Ausbreitung der Ansicht von der Zweckmäßigkeit der Einheit im Vaterlande befördern und überhaupt dazu dienen kann, das Gefühl für Rechtlichkeit und Freiheit zu beleben“ (15.11.1819). Bedeutsam war vor allem seine Aussage über die Wechselbeziehungen zwischen Burschenschaften und Turnwesen; sie spielte später in den Verhören gegen Jahn eine wichtige Rolle und wurde eine der wichtigsten Belegstellen der Mainzer Kommission für deren Konstatierung einer planmäßig organisierten Verschwörung in Deutschland, die mit systematischer staatsgefährdender Beeinflussung der Jugend verbunden gewesen sei. „In den Burschenschaften wie bei den Turnern“, erklärte Wesselhöft (15.11.), „regt sich derselbe Geist, nur daß bei dem Letztern die körperliche Übung vorherrscht und eine weitere Umfassung stattfindet. Beides ist aber eng bei demselben Geist verbunden, alle Turner, wenn sie die Universität beziehen, werden Mitglieder der Burschenschaft sein, so wie umgekehrt viele Mitglieder der Burschenschaft den Turnplatz besuchen werden. Doch muß keiner sich hierzu durch irgendein Versprechen verbindlich machen, sondern dies gibt sich von selbst, da mit dem gesunden Körper, den das Turnen bewirkt, auch der Verstand gesund wird und jeder Student immer dahin sich begeben wird, wo er gesunden Menschenverstand wiederfindet. Dies ist in der Burschenschaft der Fall“.

Die Voti der Immediat-Kommission (12. u. 17.11.1819, Referent Sydow) entsprachen deren wohlwollender Haltung gegenüber den Arrestanten (vgl. ->Roediger). Ein feindseliger Untersuchungsbeamter im Sinne des Polizeiministeriums wäre in der Lage gewesen, aus Wesselhöfts Aussagen staatsverbrecherische Gesinnungen zu interpretieren. Die Kommission richtete außerdem in ihrem Bestreben, einen Gesinnungsprozess zu vermeiden, das Augenmerk hauptsächlich auf die Frage, ob Wesselhöft einer geheimen Verbindung angehört hatte, konnte aber auf Grund ihrer schwerfälligen Verhörsmethode kein festes Ergebnis gewinnen. Sydow kam deshalb zu dem Schluss, dass zwar in dem beschlagnahmten Briefwechsel vieles gegen den Inhaftierten spreche, doch blieben „alle Vermutungen, die hieraus entstehen können, daß W. Wesselhöft der allgemeinen Burschenschaft in dem Sinne, wie solche als gesetzwidrig erscheint, nämlich, daß dadurch eine gewaltsame Veränderung der deutschen Staatsverfassungen ohne Rücksicht auf positive Gesetze hat bewirkt werden sollen, wirklich beigetreten sei und für eine solche Verbindung gehandelt habe, immer noch viel zu entfernt, als daß sich aus einer gegen den W. Wesselhöft deshalb einzuleitenden Untersuchung ein genügendes Resultat erwarten ließe.“ Wesselhöft sei deshalb aus der Haft zu entlassen, doch wird empfohlen, „ihn für die Zukunft zu einem vorsichtigeren Benehmen anzumahnen und die Polizeibehörde aufzufordern, ein aufmerksames Auge auf ihn zu haben.“ Nach viermonatiger Haft konnte er daraufhin gegen den Willen des Polizeiministeriums entlassen werden (16.11.1819). Durch die Rückkehr nach Jena entzog er sich weiteren polizeilichen Verhören. Er setzte in Jena seine Studien fort, promovierte bereits am 20.05.1820 zum Dr. med., ging daraufhin im Herbst 1820 zwecks Vervollständigung seiner chirurgischen Ausbildung nach Würzburg, immatrikulierte am 18.11.1820 und blieb hier bis zum Frühjahr 1822.

Die Untersuchungshaft und die Karlsbader Beschlüsse von 1819 änderten, ähnlich wie bei dem Bruder, seine Auffassungen über die Methoden zur Erreichung einer politischen Veränderung Deutschlands. Hatte er noch im Sommer 1819 eine friedliche Entwicklung mittels Reformen und ideologischer Überzeugungsarbeit bejaht, wurde er jetzt zum Propagandisten des bewaffneten Aufstandes. Er war einer der frühesten Mitglieder des „Jünglingsbundes“ (Mai 1821) und bis zum Verlassen Würzburgs hier deren Anführer. Der ausbrechende griechische Befreiungskampf 1821 bestärkte ihn in seiner nach Taten drängenden Auffassung über die Berechtigung revolutionärer Erhebungen. Während der Bruder es als einen Verrat ansah, Deutschland in drückender Situation zu verlassen, fasste er den Entschluss, Philhellene zu werden und der Heimat den Rücken zu kehren. Gemeinsam mit dem entwurzelten, aus Preußen ausgewiesenen Freunde ->Maßmann wanderte er im Frühjahr 1822 durch die Schweiz nach Frankreich, um sich einem Expeditionskorps als Feldarzt anzuschließen: „Alle Wünsche meiner früheren Jahre werden so auf einmal erfüllt und zugleich die höchsten Bedürfnisse zu meiner menschlichen, männlichen und medizinischen Ausbildung“ (an R. Wesselhöft, 09.04.1822). Kurz vor der Einschiffung in Marseille erhielten die Freunde durch die französische Polizei Abfahrtsverbot und die Ausweisung aus Frankreich. Über die Schweiz reisten sie zurück. Hier wurden sie durch De Wette (ab 1822 Prof. der Univ. Basel), ->Jung und Karl Follen veranlasst, in Basel zu bleiben. W. Wesselhöft hielt zunächst noch an seinen Griechenland-Plänen fest. Für Herbst 1822 beabsichtigte er ein Zusammentreffen mit dem Bruder Robert in Süddeutschland sowie eine geheime Agitations- und Werbereise zu deutschen Universitäten zwecks Aufstellung eines neuen Philhellenen-Korps. Beide Pläne wurden aus unbekannten Gründen, wahrscheinlich infolge Vorbereitung zur Berufsarbeit, nicht realisiert.

Durch ->Jungs Einfluss erwarb W. Wesselhöft am 08.02.1823 die venia legendi für Anatomie, Enzyklopädie und Diätetik an der Univ. Basel. Als Prorektor an ->Jungs Anatomischer Anstalt hielt er Vorlesungen über Knochen- und Bänderlehre, scheint jedoch bei seinen auf praktisches Handeln orientierten Interessen und dem Wanderleben der letzten Jahre keine volle Befriedigung in der Stille des akademischen Wirkens an der schwach besuchten kleinstädtischen Universität gefunden zu haben.

Auf preußischen und österreichischen Druck wurde er im April 1824 durch Basler Behörden über seine Beziehungen zu Deutschland erneut verhört. Daraufhin emigrierte er im Sommer 1824, kurz vor Karl Follen, nach den USA. Hierdurch kam er dem im August 1824 durch Preußen, Österreich, Russland, Sachsen u. a. deutschen Staaten geforderten Verhaftungs- und Auslieferungsantrag zuvor. Wie Karl FolIen, Wilhelm Snell und ->Völker wurde er in der preußischen Note als Hauptinitiator der „verbrecherischen Anschläge“ des „Jünglingsbundes“ bezeichnet.

Nach einer ungewöhnlich langen Überfahrt traf WesseIhöft im November 1824 in New York ein. Er lebte zunächst in Neu-Hamburg, ab 1826 in Bath (Pennsylvanien). Als Mitbegründer der Homöopathie in den USA gewann er Bedeutung. 1837 wurde er Professor und Vizepräsident der Homöopathischen Akademie in Allentown (Pennsylvanien). Ab 1840 arbeitete er als Arzt in Boston. Mit seinem Bruder Robert, der 1840 auch in die Vereinigten Staaten emigrierte, gründete er die bekannt gewordene Kaitwasserheilanstalt in Brattelboro (Vermont).

In die politischen Verhältnisse Deutschlands griff W. Wesselhöft nicht mehr ein.

Qu. u. Lit.:

PL S. IV, Nr. 85; EQ Bl. 75; SfB S. 13, Nr. 1; ML (Nr. 239); WL Nr. 95; Ev.-luth. KG Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), St. Johannis, TR Jg. 1794, S. 174, Nr. 228; Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 18; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1814/15); UB Jena, Matrikel; UA Berlin, Matrikel Nr. 112/8 (fehlerhafte Geburtsangabe); Merkle, Matrikel Univ. Würzburg; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 82; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 153; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 65-67, Nr. 26/27; UA Jena, Best. L, Nr. 393, Bd. 1 (o. P.); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 9, Bl. 42; ebd. Rep. 77, Tit. XVII, Nr. 40, Bd. II, Bl. 185-189; ebd. Rep. 77, Tit. XVIII, Nr. 1, Bl. 258, 261; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bde. I-III (Spezialakte Robert und Wilhelm W., 1819-1825, 1825-1827, 1826-1831), bes. Bd. 1; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 41; Dürre, Aufzeichnungen, S. 352; Brand, Demagogenverfolgungen Schweiz, S. 156, 168, 170, 174, 179; Frommann, Frommannsches Haus; His, Geschichte anatomischer Unterricht Basel, S. 24; Jahn, Briefe, S. 500; Kolb, Anatomischer Unterricht Basel, S. 121, 125; Körner, Deutsches Element Vereinigte Staaten, S. 37 ff., 176; Leo, Jugendzeit, S. 152; Menzel, Denkwürdigkeiten, S. 115; Quellen und Darstellungen, Bd. I, S. 54, 86; Bd. III, S. 256, 262, 271 f., 283, 287, 293, 306; Bd. IV, S. 47, 86; Bd. VI, S. 164, 201, 348; Bd. X, S. 113, 120; Bd. XIII, S. 169; Bd. XIV, S. 135; Riemann, Erinnerungen an 1817, S. 50; Schröder, Burschenturner, Reg.; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), Reg.; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 204; Warnecke, Berliner Studenten, S. 217; Staehelin, Geschichte Univ. Basel, S. 127 f., 143, 180.

stud. theol. Jena;
* 20.10.1798 in Hille, Fstm. Minden, Kgr. Preußen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Ernst (1752-1823, 1777 Pfarrer in Hille);
Mutter: W. geb. Stille, Bernhardine;
Verheiratet mit: ?;

Wex wurde am 30.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert. Er trat der Burschenschaft bei und war 1817 Mitglied des Ausschusses.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 483/332
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 8, Nr. 10

Nach dem Wartburgfest wechselte er im WS 1817/18 an die Univ. Halle, immatrikuliert am 25.10.1817. Hier war er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Halleschen Burschenschaft, die nach der Auflösung der „Teutonia“ 1817 neu entstanden war.

Später amtierte er wahrscheinlich als Pfarrer in Schlüsselburg a. d. Weser.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 332; SfB S. 8, Nr. 10; ML (Nr. 233): Weck (irrtümlich); Ev.-luth. KG Hille, KB und Grabsteine; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); UA Halle, Matrikel; Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 216; UB Jena, Stammbuch Netto, Bl. 46 (Eintragung Jena, Sept. 1817); GStA München, Kasten schwarz, Nr. 11, Bl. 167-169; Quellen und Darstellungen, Bd. II, S. 257.

Dr. jur. Göttingen;
* 15.10.1793 in Frankfurt a. M., FrRSt. Frankfurt am Main;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Bernhard Jakob (1770-?, 1793 Kanzlist, später Rechneischreiber, 1813 General-Kontrolleur, 1814 Finanzrat zu Frankfurt a. M.);
Mutter: W. geb. Kroh, Anna Elisabeth (1768-?);
Verheiratet mit: ?;

Wild wurde am 29.04.1813 als stud. jur. an der Univ. Heidelberg immatrikuliert. Wahrscheinlich nahm er als Kriegsfreiwilliger am Befreiungskrieg teil, da er sich am 31.10.1814 erneut in Heidelberg immatrikulieren ließ. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Göttingen. Er immatrikulierte hier am 29.10.1816 und promovierte am 10.10.1817 zum Dr. jur., wenige Tage vor dem Wartburgfest.

Seine weltanschauliche Haltung zu dieser Zeit wird durch seine Eintragung im Gästebuch der Wartburg am 20.10.1817 charakterisiert. Sie zeigt, dass auch in der Göttinger Studentenschaft trotz des Fehlens einer Burschenschaft „deutsche“ Gesinnung vorhanden war. Die Eintragung ist aber auch ein Musterbeispiel für den ungezähmten und fanatischen Franzosenhass in dem die historischen Ansätze eines deutschen Nationalismus unverkennbar sind:

„Dann werden wir am Besten Luthern ehren,
Wenn wir von uns das böse Welsche wehren,
das uns betrogen hat um Freyheit, Reich und Land
Und uns zerrissen hat das heil‘ge teutsche Band.
Wenn wir dem Erbfeind ew‘gen Haß geschworen,
Dann ist das teutsche Reich uns neu gebohren!
Dieß schrieb der Tage vom 18. und 31. Octbr. 1817 zum
ewigen Gedächtniß P. J. Wild Dr. jur. aus Frankfurt/M.“

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 484
Wartburg-Stammbuch: Bl. 16r
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 4

Kurz nach dem Fest, am 08.11.1817, ließ sich Wild noch einmal in Heidelberg immatrikulieren und ging dann nach Frankfurt zurück. Hier wurde er 1819 Advokat.

Qu. u. Lit.:

SfB S. 14, Nr. 4; G.W., Eintragung 20.10.1817 (s. o.); ML (Nr. 242); Ev. KG Frankfurt a. M., TR 1791/94, S. 650; 1766/68, S. 837; 1769/72, S. 318; TrR 1788/97, S. 363; 1826/29, S. 473; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; SA Frankfurt a. M., Senats-Supplikation 107/19, 1819; Auskünfte UA Göttingen; SA Frankfurt a. M.

stud. jur. Heidelberg;
* 09.05.1794 in Fulda, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
kath.;
Vater: W., Franziskus Ignatius (1763-?, 1794 Regiminis advocatus); Vormund: 1812 Polizeiassessor Acker, Fulda;
Mutter: W. geb. Acker, Maria Elisabeth (1763-?);
Verheiratet mit: ?;

Wilhelm wurde am 22.04.1812 als stud. jur. an der Univ. Heidelberg immatrikuliert.

Einquartierung: vmtl. Registrator Wiegand (127)
Präsenzliste: 485
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 60; Kath.KG Fulda, TR, TrR Stadtpfarrei; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg.

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Wilkes war z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 486
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

G.W., Eintragung 18.10.1817. F. Wilkes aus Braunschweig.

(stud. jur. Gießen);
* 17.11.1800 in Darmstadt, Lgft. Hessen-Darmstadt;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: Wahrscheinlich W., Franz (Regimentsquartiermeister (Hauptmann) im Regiment Erbprinz, Darmstadt);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Einquartierung: Frau Kühn (566)
Präsenzliste: 487/12
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 2, Nr. 4

Winter wurde kurz nach dem Wartburgfest, am 13.11.1817, als stud. jur. an der Univ. Gießen immatrikuliert. Er trat der „Christlich-Teutschen Burschenschaft“ bei. 1818/19 war er Mitglied der Gießener „Germania“. Am Wartburgfest nahm er als Vertreter der Gießener „Schwarzen“ teil. Im WS 1819/20 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier am 02.11.1819 immatrikuliert.

Er ist wahrscheinlich dem „Darmstädter Freundeskreis“ zuzurechnen (vgl. ->Düring, ->Hessemer, -> Kahl und ->Sartorius).

Qu. u. Lit.:

PL S. I, Nr. 12; EQ Bl. 67; SfB S. 2, Nr. 4; ML (Nr. 243); WL Nr. 185; UA Gießen, Matrikel; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Burschenschafterlisten Bd. 2, S. 51, Nr. 94, S. 57, Nr. 162; Auskünfte Hessische Familiengeschichtliche Vereinigung Darmstadt; Haupt, Folien, S. 37, 50; KB Militärgemeinde Darmstadt wurde 1944 vernichtet.

(stud. Jena);
* 22.08.1800 in Eimsbüttel, FrSt. Hamburg;
+ 09.10.1863 in Meran; Gefürstete Gft. Tirol, Kst. Österreich;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Witt immatrikulierte am 30.10.1817 als diplom. stud. nov. an der Univ. Kiel.

Einquartierung: Meister Degenrinck (16)
Präsenzliste:
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Wechselte im SS 1818 an die Univ. Jena, hier immatrikuliert am 06.04.1818.

Anmerkungen:

Laut Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 699, Nr. 1329, soll auch der bekannte Rebell Johann Ferdinand Witt, genannt Dörring am Wartburgfest teilgenommen haben und hier „unter den Exaltierten bald der Exaltierteste“ gewesen sein. In den EQ Bl. 69 findet sich die Angabe „Witt, Jena“. J. F. Witt wurde jedoch erst am 06.04.1818 in Jena immatrikuliert und war zur Zeit des Wartburgfestes noch kein Student. In Kiel immatrikulierte er am 30.10.1817. Da sonst keine Belege für Witts Teilnahme am Wartburgfest gefunden wurden, könnte die Angabe bei Lübker/Schröder unrichtig sein. Falls es sich in der Eisenacher Quartierliste Bl. 68 und 69 nicht um eine Doppeleintragung von O. F. Witte handelt, kämen als Teilnehmer noch die bei Hanow unter 402 (Friedrich Wilhelm Theodor Witte), 616 (Friedrich Heinrich Witte) oder 812 (Theodor Wilhelm Friedrich Witte) in Frage. Möglich ist auch die Teilnahme des Heinrich Moritz Witte aus Rostock, der 1818 Mitglied des „Engeren Vereins“ in Jena war (vgl. über diesen GStA München, Kasten schwarz, 428, Nr. 11, Bl. 54, 56; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bd. 16, §§ 47, 48, 50, 52, 97, 412 und ebd. Bd. 13, § 45. Steiger, Ideale und Irrtümer, Reg. bes. S. 112; Schneider, Burschenschaft Germania, S. 65.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 69: Witt, Jena; WL Nr. 239; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 630; Lübker/Schröder, Lexikon Schriftsteller, Bd. II, S. 699, Nr. 1329.

stud. phil. et theol. Jena;
* 27.09.1798 in Groß-Daberkow bei Helpt, Hzt. Mecklenburg-Strelitz;
+ 19.05.1870 in Liepe auf Usedom, Ghzt. Mecklenburg-Strelitz;
ev.-luth.;
Vater: W., Friedrich Caspar Adolf (1766-1810, ab 1797 Pfarrer zu Groß-Daberkow);
Mutter: W. geb. Kunow, Elise;
Verheiratet mit: ?;

Witte besuchte das Gymnasium in Friedland, wohin seine Mutter nach dem Tod des Vaters verzogen war. Am 17.10.1816 immatrikulierte er als stud. phil. et theol. an der Univ. Halle. Im SS 1817 wechselte er an die Univ. Jena, wo er am 14.04.1817 immatrikulierte. Er wurde Mitglied der Burschenschaft.

Einquartierung: Name nicht auffindbar (116)
Präsenzliste: 488/148
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach Abschluss der Studienzeit war er zunächst Privatlehrer. 1822 wurde er zum Rektor der Bürgerschule und Frühprediger in Demmin gewählt. Ab 1829 war er Pfarrer in Liepe. Hier lebte er bis zu seinem Tode.

Sein Leben war äußerlich ereignisarm und ging in der Kleinarbeit eines Dorfpfarrers dahin. Im Kirchenbuch Liepe wird seine Tätigkeit gewürdigt: „Von seiner stillen Wirksamkeit hat er nie viel Worte gemacht. Er war väterlicher Berater der ganzen Gemeinde, deren Liebe er in reichem Maße besessen ... Er starb als Senior der Synode. Als Mitglied derselben hat er den Bibel-Verein der Synode ins Leben gerufen und ist Sekretär desselben bis an sein Ende gewesen. Zwei neue Schulklassen wurden unter ihm, hier eine und eine in Warthe, gegründet. Durch eine Sammlung freiwilliger Gaben in der Gemeinde brachte er den Bau einer Kirchenorgel zu Stande und sein letztes Werk war die Einrichtung und Umfriedigung und Einweihung eines neuen Friedhofes, auf welchem er als der erste seine Ruhestätte gefunden hat.“

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 148: „Otto Friedrich Witte stud. Philos.“; EQ Bl. 68: „Witte, Jena“; WL Nr. 35; Ev.-luth. KG Liepe, KB.; Krüger, Pastoren Stargard, 5.25; UA Halle, Matrikel; UB Jena, Ma- trikel; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 434: Witte, Friedrich Heinrich (?); UB Jena, Stammbuch Netto, Bl.75 (Eintragung Jena, 9.9.1817); Auskünfte Pfarrer M. Page, Liepe.

S. auch Bemerkungen bei Witt.

stud. med. Marburg;
* 14.01.1799 in Eschwege, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: W., Karl Friederich (Arzt und Landphysikus in Eschwege);
Mutter: W. geb. Kümel, Johanna Amalia;
Verheiratet mit: ?;

Witting wurde am 06.05.1816 als stud. med. an der Univ. Marburg immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 489/357
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 5, Nr. 7

Im SS 1818 wechselte er an die Univ. Göttingen. Hier immatrikulierte er am 08.04.1818.

Qu. u. Lit.:

PL S. XIII, Nr. 357; SfB S. 5, Nr. 7; FE 17.-20.10.1817; ML (Nr. 244; Ev. KG Eschwege, TR Eschwege-A, Bd. IV, S. 283; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Seile, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. theol. Jena;
* 16.03.1796 in Stedtfeld bei Eisenach, Hzt. Sachsen-Weimar-Eisenach;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Simon (1796 „Pächter auf dem Rangenhof und Anspänner“);
Mutter: W. geb. Tümpert, Anna Katharina;
Verheiratet mit: ?;

Wohlfahrt wurde am 25.10.1815 als stud. theol. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei. Nachdem er zuerst Mitglied des „Schwarzen Ordens“ war (vgl. ->Asverus) wurde er in der Burschenschaft ein führendes Mitglied. 1816/17 war er Angehöriger des Ausschusses und im WS 1817/18 Mitglied des Vorstandes. Zum Wartburgfest kam er mit den Brüdern ->Reinhard.

Einquartierung: Meister Philipp Ebhardt (5)
Präsenzliste: 490/272
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 7

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 272; EQ Bl. 67; SfB S. 14, Nr. 7: „... Wissenschaft, Tugend, Vaterland“; ML (Nr. 246); WL Nr. 183; LHA Weimar, Best. A, Nr. 8722 (Aussage über Verbrennung, Jena 08.03.1818); Ev.-luth. KG Stedtfeld, KB 1791-1798, S. 18, Nr. 7 (Name auch „Wollfarth“ geschrieben); UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (WS 1815/16); Keil, Gründung Burschenschaft Jena (1. Aufl.), S. 152 u. 154; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 221 (fehlerhaft); Keil, Geschichte Jenaisches Studentenleben, S. 366; Steiger, Ideale und Irrtümer, S. 126; StA Weimar, Best. B, Nr. 2856(85 (Aussage Verhör Reinhard 29.07.1820).

stud. jur. Marburg;
* 05.04.1799 in Schmalkalden, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
ev.-ref.;
Vater: W., George Friedrich (1767-1830, Bergkommissar, später Bergrat zu Schmalkalden);
Mutter: W. geb. Weißel, Arnoldine Charlotte Henriette (1768-1820);
Verheiratet mit: ?;

Wolf wurde am 31.10.1815 als stud. jur. an der Landesuniversität Marburg immatrikuliert. Im WS 1816/17 wechselte er an die Univ. Göttingen, immatrikuliert am 23.10.1816. Zur Zeit des Wartburgfestes war er wieder Marburger Student.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 491/262
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 4 Nr. 9

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 262: Wolf, stud. jur. Marburg; SfB S. 4 Nr. 9; ML (Nr. 245): „Wohl“ (irrtümlich); Ev.-ref. KG Schmalkalden, Ref. KB Jg. 1799: Wolff; Diehl, Matrikel Univ. Marburg; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. oec. Göttingen;
* ? in Kassel, Lgft. Hessen-Kassel;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Wolff wurde am 04.10.1817 als stud. oec. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Meister Wagner (9)
Präsenzliste: 492
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Anmerkungen::

Kirchenbücher Kassel vernichtet. Vater war 1817 bereits verstorben. Die Teilnahme von W. am Wartburgfest ist nicht mit völliger Gewissheit zu belegen, da mit EQ Bl. 73 auch F. S. Wolf gemeint sein kann und in den EQ kein weiterer W. auftritt. Doch hat sich ->F. S. Wolf sowohl in der PL als auch im SfB als Marburger Student eingetragen.

Qu. u. Lit.:

EQ Bl. 73: „Wolff, Göttingen“; WL Nr. 285; Selle, Matrikel Univ. Göttingen.

stud. jur. Jena;
* 15.03.1794 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 26.10.1851 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Jeremias (1748-1829 in Gotha, 1794 Ziegeibrenner, später Pächter der Ziegelhütte zu Gotha);
Mutter: W. geb. Zöllner, Maria Dorothea Christiane (1763-1831);
Verheiratet mit: ?;

Wolfgang wurde am 15.05.1816 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert und trat der Burschenschaft bei.

Einquartierung: Meister Fiesinger (538)
Präsenzliste: 493/227
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 227; EQ Bl. 73; SfB S. 1 und S. 13; ML (Nr. 247 u. 248); WL Nr. 55; Ev.-luth. KG Gotha, KB St. Augustin; UB Jena, Matrikel; UA Jena, Best. BA, Nr. 1666 (SS 1816); Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 343 (? Hier Wolf, Karl Friedrich).

stud. philol. Göttingen;
* 31.03.1799 in Gotha, Hzt. Sachsen-Gotha-Altenburg;
+ 01.06.1856 in Gotha, Hzt. Sachsen-Coburg-Gotha;
ev.-luth.;
Vater: W., Johann Christoph (1742-1823);
Mutter: W. geb. Dölck, Anna Katherina (1761-1841);
Verheiratet mit: ?;

Wüstemann besuchte wie ->Frommann und ->Scheidler u. a. das Gothaer Gymnasium ab Ostern 1808. Im Elternhaus und auf dem Gymnasium vorzüglich ausgebildet, vor allem in Klassischer Philologie (vgl. ->Jacobs - Vater), wurde er am 05.05.1817 als stud. philol. an der Univ. Göttingen immatrikuliert und promovierte hier am 28.08.1819 zum Dr. phil (Commentatio de Sophronis Vita et Scriptis).

Zur Zeit des Wartburgfestes befand sich Wüstemann wahrscheinlich zu einem Ferienaufenthalt in Gotha. Von hier kam er mit seinen Landsleuten ->Wachler und ->Welker nach Eisenach.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 494/266
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 13,  Nr. 14

1819 wurde er Hilfslehrer in Gotha. Obwohl in der Zwischenzeit als Wissenschaftler international anerkannt, musste er zwanzig Jahre, bis 1842, warten, um Professor zu werden. 1853 wurde er Hofrat.

Wüstemann war Mitglied des Archäologischen Instituts in Rom, entwickelte eine rege wissenschaftliche Tätigkeit und galt als der beste deutsche Latinist seiner Zeit.

Sein Bruder war der Sachsen-Altenburgische Staatsminister Karl Christian (von) Wüstemann (1795-1863).

Qu. u. Lit.:

PL S. X, Nr. 266; EQ Bl. 70; SfB S. 13, Nr. 14; ML (Nr. 249); Ev.-luth. KG Gotha, KB St. Margarethen- und Garnisonkirche; Seile, Matrikel Univ. Göttingen; UA Göttingen, Dek. Akten Phil. Fak. Bd. 103, Nr. 10 (mit Curriculum vitae); Wüstemann, Promptuarium sententiarum, S. V, (-)XXXXVI (mit autobiographischer Schilderung der Jugendzeit); ADB, Bd. XLIV, S. 367-369.

stud. jur. Jena;
* 02.01.1796 in Wundersleben bei Sömmerda, Kfstm. Sachsen;
+ ? in ?;
ev.-luth.;
Vater: W., Carl August Gottlieb (1793-1798 Pfarrer in Wundersleben);
Mutter: W. geb. ?, Johanna Maria;
Verheiratet mit: ?;

Wuttig wurde am 06.08.1813 als stud. jur. an der Univ. Jena immatrikuliert. Im SS 1815 wechselte er an die Univ. Göttingen, hier immatrikuliert am 14.04.1815. Er beendete die Studienzeit in Jena (ab 1816), wo er der Burschenschaft beitrat.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 495/213
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 14, Nr. 1

Später war er Amtskommissar zu Remda.

1858 nahm er an Universitätsfeierlichkeiten in Jena teil.

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 213; SfB S. 14, Nr. 1; ML (Nr. 250): Wütling (irrtümlich); Ev. KG Wundersleben, KB; UB Jena, Matrikel; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hanow, Mitgliederverzeichnis Nr. 358; Verzeichnis alter Burschen Jubiläum Jena 1858.

Z

? in ?;
* ? in ?;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Zeiß hielt sich z. Zt. des Wartburgfestes in Eisenach auf.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 496
Wartburg-Stammbuch: Bl. 13v
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

G.W., Eintragung o. D. [zwischen 15. und 18.10.1817]: Henriette Zeiß aus Waltershausen.

stud. med. Meiningen;
* ? in Meiningen, Hzt. Sachsen-Meiningen;
+ ? in ?;
?;
Vater: ?;
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Anmerkungen:

In Jena immatrikulierte am 03.11.1807 ein Joh. Christoph Zerr aus Meiningen. Ob identisch?

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 497
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Qu. u. Lit.:

FE 17.-20.10.1817: „Zerr, stud. med. Meiningen“.

stud. jur. Göttingen;
* 15.08.1799 in Schwerin, Hzt. Mecklenburg-Schwerin;
+ ? in ?;
ev.;
Vater: Z., Johann Daniel (1801 Regimentsquartiermeister, 1818 Kriegsrat in Schwerin);
Mutter: Z. geb. Kueffner (Kühfener), Sophia Maria Elisabeth;
Verheiratet mit: ?;

Zickermann wurde am 24.04.1817 als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: Zahl lässt sich nicht entziffern; Rückschluss auf Einquartierung nicht möglich
Präsenzliste: 498/152
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Im WS 1818/19 wechselte er an die Univ. Heidelberg, hier immatrikuliert am 22.10.1818 (vgl. auch ->Bartning, ->Braasch, und ->Schnapauf). Am 09.11.1819 immatrikulierte Zickermann an der Univ. Rostock (vgl. auch ->Hartwig, ->Hellwig und ->Michelsen).

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 152; EQ Bl. 68: Zuckermann (irrtümlich); WL Nr. 37; Ev. KG Schwerin, KB St. Nicolai [Standort: DA Ratzeburg]; Selle, Matrikel Univ. Göttingen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Hofmeister/Schäfer, Matrikel Univ. Rostock.

Schüler des Gymnasiums „Graues Kloster“ Berlin;
* 25.04.1799 in Königsberg in der Neumark, Kgr. Preußen;
+ 06.11.1869 in Stralsund, Prov. Pommern, Kgr. Preußen;
ev.-luth.;
Vater: Z., Carl Heinrich Albert Samuel (um 1760-?, ab 1798 Diakon, später Archidiakon in Königsberg (Neumark));
Mutter: Z. geb. Schartow, Eleonore Philippine (1798-?);
Verheiratet mit: ?;

Zober besuchte die Elementarschule, anschließend von 1810-1815 das Gymnasium in Königsberg und war ab 1815 Schüler des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster. Hier legte er am 20.09.1818 das Abitur ab.

Wie die meisten seiner Schulkameraden (vgl. z. B. ->Dürre) war er Anhänger des Turnwesens und gehörte zum Berliner Schüler- und Freundeskreis um Jahn. 1813 meldete er sich freiwillig zum Landsturm, kam jedoch infolge seiner Jugend nicht zum Kriegseinsatz. Durch seinen Freund ->Maßmann wurde er zur Teilnahme am Wartburgfest aufgefordert. Er darf als Mitwisser und Mitinitiator der geplanten Verbrennungsszene angesehen werden.

Die gemeinsam mit ->Maßmann, ->Cloeter und ->Wangenheim unternommene Reise nach Eisenach führte über Eisleben (Luthers Geburtsort). Auf der Rückreise besuchte Zober auch Wittenberg und nahm hier am 31.10.1817 an der Grundsteinlegung des als Nationaldenkmal geplanten Lutherdenkmals von Schadow teil.

Die Reise, eine Art romantische „Wallfahrt“ zu den Lutherstätten, war die Berliner Parallele zum Zug der Kieler Studenten (vgl. ->Olshausen).

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 499/205
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Nach seiner Rückkehr wurde er mit ->Karstens, ->Könen und ->Höpker am 08.11.1817 durch die Berliner Polizei (v. Kamptz) verhört und stand seitdem unter geheimer Polizeiaufsicht.

Vom 23.09.1818 bis 03.04.1820 war Zober als stud. theol. an der Univ. Berlin immatrikuliert. Hier besuchte er vor allem die Vorlesungen von Schleiermacher, Solger und De Wette. Im WS 1820/21 wechselte er an die Univ. Tübingen. Er immatrikulierte am 07.12.1820 und wurde Mitglied der illegalen Burschenschaft „Germania“. Anfang 1822 beendete er die Studienzeit in Halle. Er promovierte hier am 09.03.1822 zum Dr. phil wurde im Sommer 1822 für kurze Zeit Lehrer am Halleschen Pädagogium und war danach Kollaborator am Gymnasium in Königsberg (Neumark).

Obwohl die Studienzeit mit Ausnahme des Verhörs nach dem Wartburgfest ohne polizeiliche Eingriffe verlaufen war, galt er im Polizeiministerium und im für ihn als Lehrer jetzt zuständigen Kultusministerium als politisch verdächtiges Subjekt. Zober habe bereits als Schüler, hieß es z. B. in einem Bericht des Berliner Universitätskurators Schultz an den Kultusminister Altenstein am 30.01.1820, „an der Wartburgfeier, an den Versammlungen beim Hauptmann ->Plehwe, am Jahnschen Turnwesen und nachher am Burschenschaftswesen ganz vorzüglich Theil genommen und bei mehreren Gelegenheiten so verschrobene Grundsätze geäußert, daß besondere Aufmerksamkeit auf denselben wohl wünschenswerth sein dürfte.“ Anlass zum Eingreifen bot Zobers Bewerbung als Kollaborator in Königsberg. Eine Anfrage Altensteins (20.07.1822), ob gegen Zobers Anstellung politische Bedenken vorlägen, beantwortete das Polizeiministerium mit der Forderung nach strengster Beaufsichtigung und der Empfehlung, „ihm, wenigstens fürs erste, keine Lehrgegenstände zu übertragen, welche ihm Gelegenheit geben, seine politischen Ansichten zu äußern“ (Kamptz an Altenstein am 30.07.1822). Daraufhin wurde er unter Aufsicht gestellt, außerdem ordnete Altenstein Verhöre an, die das Schulkonsistorium in Frankfurt a. d. Oder durchzuführen hatte.

Trotzdem verliefen die nächsten zwei Jahre für Zober ruhig, so dass er sich unbehelligt seiner mit außergewöhnlichem Eifer begonnenen Lehrtätigkeit widmen konnte. Hierbei wurde er von Gesinnungsfreunden gedeckt: in dem Königsberger Landrat Bayer und dem Schuldirektor Thiel besaß er zwei „aufsichtsführende“ Vorgesetzte, die ebenfalls Anhänger des 1819 verhafteten Friedrich Ludwig Jahn waren und 1817 das vaterländische Turnwesen in Königsberg eingeführt hatten. Bayer schrieb dementsprechend günstige Berichte über Zober nach Berlin; von einer politischen Aufsicht und Bespitzelung im Sinne der Polizeiforderungen konnte keine Rede sein. Dieser Gegensatz zwischen der einer Art passivem Widerstand gleichkommenden Haltung bestimmter Vertreter der bürgerlichen Intelligenz und der offiziellen reaktionären Innenpolitik der obersten preußischen Staatsbehörden drängte zu einer Entscheidung. Sie fiel 1824, als Zober auf Grund der günstigen Berichte die definitive Anstellung als Kollaborator im Schuldienst erhielt (08.03.1824).

Die durch das Kultusministerium ausgesprochene Ernennung zum Kollaborator war irrtümlicherweise ohne Wissen des Berliner Polizeiministeriums erfolgt, das rund vier Wochen vorher, am 06.02.1824, bei einer Haussuchung Zobers Papiere beschlagnahmt, neue Verhöre angeordnet und die strenge Anweisung, den Kreis Königsberg nicht zu verlassen, ausgesprochen hatte. Anlass zu diesem polizeilichen Vorgehen war die in der Zwischenzeit bekanntgewordene Mitgliedschaft Zobers in der Tübinger „Germania“ sowie die Fragwürdigkeit der Königsberger Aufsicht. Das Polizeiministerium (Kamptz) forderte gleichzeitig die fristlose Entlassung aus dem Schuldienst, dem sich allerdings ein Gnadengesuch des Delinquenten an den König anschließen könne, doch wollte Kamptz dieses Gesuch nur unter der Bedingung einer zukünftigen schärferen Beaufsichtigung befürworten. Es war lediglich ein Zufall, dass diese Forderungen (geschrieben 23.03.1824) erst nach Abgang des Ernennungsschreibens zum Kollaborator (abgegangen Kultusministerium Berlin, 26.02.1824) in Altensteins Hände gelangten.

Die der „Gnade des Königs“ freien Lauf lassende scheinbare Großzügigkeit des Polizeiministeriums war eine besonders raffiniert durchdachte Schikane: Der evtl. Gnadenbeweis des Monarchen wurde mit stärkerer polizeilicher Bespitzelung gekoppelt; das Gnadengesuch konnte als Schuldbekenntnis interpretiert und agitatorisch ausgewertet werden. Die Möglichkeit, den Fall Zober im Interesse der reaktionären Innenpolitik als abschreckendes Beispiel zu verwenden, war geplant: da „der p. Zober nicht der einzige Anhänger der Burschenschaft auf den Preußischen Universitäten ist, welcher, der Aufsicht auf denselben sich entziehend, sich nach Tübingen begeben, um dort unter dem Schutze der vermeintlich liberalen Würtembergischen Regierung die burschenschaftlichen Umtriebe fortzusetzen“, ist es „nothwendig ..., für die Folge dergleichen Eludirungen der Gesetze durch Aufrechterhaltung derselben vorzubeugen“ (Kamptz an Altenstein, 23.03.1824).

Die Rücksichtslosigkeit der Polizeimaßnahmen stand im krassen Gegensatz zur politisch harmlosen Haltung des Opfers. Zober war 1824 von „staatsverbrecherischer“ oder revolutionärer Haltung weit entfernt und hatte die 1817 vorhandene Oppositionsstimmung abgelegt. Zwar war er, gestützt auf die Gesinnung der ihn umgebenden Turner und Studenten, unzufrieden mit den gesellschaftlichen Verhältnissen gewesen, hatte jedoch wie sein Vorbild Jahn nie Zweifel am guten Willen und an der Gerechtigkeitsliebe des preußischen Königs empfunden. Wie viele der engsten Jahnschüler (z. B. ->Maßmann, ->Plehwe usw.) blieb er weltanschaulich stark christlich-romantisch gebunden und besaß keine klare politische Zielstellung.

Den gegen ihn seit 1822 laufenden Untersuchungen setzte er keinen Widerstand entgegen. Das Aufbegehren des Jahres 1817 war in der engen Welt einer preußischen Provinzstadt dem Willen gewichen, ein guter Staatsdiener und treuer preußischer Untertan zu werden. Kreisarrest und Untersuchungen beantwortete er nicht wie beispielsweise ->Mühlenfels mit trotzigem Rebellentum bzw. mit der Emigration, sondern mit der Flucht in Resignation und Gottesglauben. Er habe über die Beschränkung seiner Bewegungsfreiheit, schrieb er am 28.05.1824 an das Polizeiministerium, „nie gemurrt oder geklagt“: „Ich habe still geduldet und glaube auch mit Gottes Hilfe noch Größeres dulden zu können als dieses. ‚Ein frei Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen, ist dir gleich deine persönliche Freiheit genommen, so kann sie dir noch enger auf den Raum einer Stadt oder eines bloßen Zimmers eingeschränkt werden, so hast du immer noch einen Freund, den Freund aller Freunde um dich, den lieben Gott und deinen eigenen, unsterblichen Geist.‘ So habe ich oft gedacht und dabey süßen Trost empfunden, den nur ächte christliche Gottergebenheit gewähren kann.“

Nach einem solch naiven, politisch entwaffnenden Bekenntnis blieb dem Polizeiministerium nichts anderes übrig, als den Kreisarrest am 05.07.1824 aufzuheben. Am 30.10.1824 folgte eine Kabinettsordre, die ihm Vergebung seiner „jugendlichen Vergehen“ zusicherte, sofern er die Gesetzwidrigkeit der Teilnahme an der Burschenschaft zugäbe, seine Mitgliedschaft bereue und sich verpflichte, künftig in keine ähnliche Verbindung einzutreten bzw. eine solche zu unterstützen. Diese Erklärung scheint Zober mündlich abgegeben zu haben - sie befindet sich nicht bei den Akten -, denn er wurde bald darauf als Gymnasiallehrer an das recht bedeutende Gymnasium Stralsund berufen (18.11.1824): im gleichen Jahre, in dem sein ehemaliger Lehrer Jahn nach fünfjähriger Untersuchungshaft zu Festungshaft verurteilt wurde.

In Stralsund lebte er bis zu seinem Tode. 1827 Stadtbibliothekar, wurde er 1845 Oberlehrer, schließlich 1851 Professor. Ähnlich wie ->Schmidt, ->Tucher usw. haben ihn die geistigen Anregungen der Jugendzeit zur Geschichtsforschung geführt. Als Heimatforscher über pommersche, speziell Stralsunder Geschichte (z. B.: Urkundliche Geschichte des Stralsunder Gymnasiums von seiner Stiftung 1560 bis 1860, Stralsund 1860) erwarb er sich gewisse lokalbeschränkte Verdienste, war Mitarbeiter am „Neuen Nekrolog der Deutschen“ und wurde Mitglied mehrerer Gelehrter Gesellschaften.

Politisch wird er in seiner weiteren Entwicklung wie ->Leo, dessen Freund er blieb, als Konservativer bzw. Reaktionär anzusprechen sein, womit religiös eine Hinwendung zur Orthodoxie verbunden war.

Als er 1867, zwei Jahre vor seinem Tode, am Wartburgtreffen der alten Burschenschafter teilnahm, erschien ihm rückblickend das Fest von 1817 vor allem ein religiöses Fest, das er besonders wegen der mystischen Reden ->Plehwes lobte. Ausdrücklich wandte er sich 1867 gegen die Verbrennungsszene, worin ein bewusstes Verleugnen bzw. eine Zurücknahme der Ideale seiner Jugend und deren rebellenhafter Tendenzen gesehen werden kann: „Übrigens hätte das ganze Fest (1817) durch Wegfall dieses Auto da fes nicht nur Nichts an seinem Wert verloren, sondern im Gegenteil gewonnen.“

Qu. u. Lit.:

PL S. VIII, Nr. 205; Zober, Erinnerungen; Fischer, Pfarrerbuch Mark Brandenburg, S. 1000 (Eltern); Bellermann, Chronik Gymnasium Berlin 1818/19, S. 69; Zelle, Klosteralbum Berlin, S. 12; UA Berlin, Matrikel, Nr. 420/8; Verzeichnis Studierende Tübingen, WS 1820/1, S. 5; Burschenschafterlisten, Bd. 1, S. 70, Nr. 407; UA Berlin, Litt. M, Nr. 1, Bd. 1, Bl. 65-67, Nr. 30; UA Halle, Rep. 21, Abt. II, Nr. 17 (Promotionsakte mit curriculum vitae); DZA Merseburg, Rep. 77, Tit. XXI, Litt. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 246-247; ebd. Rep. 77, Tit. XXI, Litt. Z, Nr. 4 (Spezialakte, 1822-1828); Zober, Geschichte Stralsunder Gymnasium, Teil VI, S. 47-48 (Schriftenverzeichnis; Autobiographie, jedoch ohne Erwähnung seiner „Demagogenzeit“); ADB, Bd. XLV, S. 385-386; Programm Gymnasium Stralsund 1891, S. 6; Steiger, Phantom Wartburgverschwörung, S. 206; Voigt, Berliner Burschenschaft, S. 34, 38, 43; Simon, Wartburgfest 1867, S. 19 ff.

stud. jur. Göttingen;
* 12.04.1798 in Dorpat, Estland, Ksr. Russland;
+ 30.05.1877 in Estland, Ksr. Russland;
?;
Vater: (1817 „Edelmann“);
Mutter: ?;
Verheiratet mit: ?;

Zurmühlen wurde am 29.09.1817, von Dorpat kommend, als stud. jur. an der Univ. Göttingen immatrikuliert.

Einquartierung: ?
Präsenzliste: 500/161
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: ?

Er war später Landgerichtssekretär in Estland.

Qu. u. Lit.:

PL S. VI, Nr. 161: „v. zur Mühlen“; Auskünfte Rektorat Univ. Tartu; Selle, Matrikel Univ. Göttingen: „Zurmühlen“.

stud. jur. Heidelberg;
* 11.01.1798 in Remlingen bei Würzburg, Hst. Würzburg;
+ 16.11.1865 in ?;
ev.-luth.;
Vater: Z., Heinrich Christoph (?-vor 1817, 1798 „Hochgräfl. Castell‘scher Rath und Amtmann“ zu Remlingen);
Mutter: Z. geb. Firnhaber, Rebekka Friederika;
Verheiratet mit: ?;

Zwanziger besuchte das Gymnasium zu Würzburg und begann sein Studium am 08.11.1815 an der Würzburger Universität. Im SS 1816 wechselte er an die Univ. Erlangen. Er immatrikulierte hier am 01.05.1816 und war als Freund von ->Sand einer der zwölf Gründer der „Teutonia“. Im SS 1817 wechselte Zwanziger an die Univ. Heidelberg, wo er am 24.05.1817 immatrikulierte und der Burschenschaft beitrat. Im Gegensatz zu den Bestrebungen ->Carovés wurde er hier ähnlich wie ->Asverus und ->Tucher ein Vertreter der deutschtümelnden, z. T. judenfeindlichen Richtung.

Seine Gedanken beim Wartburgfest fasste er in die drei Worte „Einheit, Kraft, Vaterland“ zusammen (Stammbuch ->Christensen).

Einquartierung: Meister Wolf (498)
Präsenzliste: 501/53
Wartburg-Stammbuch: ?
Stammbuch aller Burschen, die auf der Wartburg: S. 6, Nr. 8

1818 kehrte Zwanziger nach Erlangen zurück. Hier trat er der in der Zwischenzeit gegründeten neuen Burschenschaft „Arminia“ bei, deren „Sprecher“ er im Jahre der Karlsbader Beschlüsse war (vgl. auch ->Kandler und ->Weißgerber). In dieser Eigenschaft lud er 1819 die Vertreter der deutschen Burschenschaften zum ersten illegalen Burschentag nach Streitberg ein. Ende 1819 ließ er sich zum Abschluss seiner Studienzeit erneut in Würzburg immatrikulieren (04.11.1819) und trat auch hier der verbotenen Burschenschaft bei.

Im Jahre 1824, bereits als Kreis- und Stadtgerichts-Akzessist in Schweinfurt tätig, geriet er in die Demagogenverfolgungen und kam in Untersuchungshaft. Das Verfahren in München erstreckte sich auf Klärung seines Freundschaftsverhältnisses zu ->Sand und lief unter dem Verdacht der Teilnahme Zwanzigers am „Jünglingsbund“ (vgl. ->R. Wesselhöft). Wie ->Cloeter und ->Kandler musste er jedoch am 11.05.1825 freigesprochen werden.

Er war später (bis 1852) Landrichter in Miltenberg (Unterfranken).

Qu. u. Lit.:

PL S. III, Nr. 53; EQ Bl. 67; SfB S. 6, Nr. 8; ML (Nr. 251); WL Nr. 188; Ev.-luth. KG Remlingen, TR Jg. 1798, S. 181, Nr. 2; UB Würzburg, Matrikel; Wagner, Matrikel Univ. Erlangen; Hintzelmann/Toepke, Matrikel Univ. Heidelberg; Raab, Mitglieder Erlanger Burschenschaft, S. 45, Nr. 630; Höhne, Bubenreuther, Teil II, S. 4, Nr. 12; S. 48, Nr. 333; GLA Karlsruhe, Abt. 233, Nr. 1723; GStA München, Kasten schwarz 428, Nr. 3; ebd. Kasten schwarz 428, Nr. 15; ebd. Kasten schwarz 428, Nr. 16; StA Wiesbaden, Abt. 210, Nr. 2790b, Bde. 39 g und 39 f; Achelis, Stammbuch Christensen, S. 106 u. 108; Ilse, Geschichte politische Untersuchungen, Anhang 1, S. X; Reuter, Erlanger Burschenschaft, S. 37, 54, 69; Steiger, Aufbruch (1. Aufl.), S. 181.